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Die Burg Camburg ist die Ruine einer Hohenburg im gleichnamigen Camburg einem Ortsteil der an der Saale gelegenen Kleinstadt Dornburg Camburg im Saale Holzland Kreis in Thuringen etwa 20 km nordlich von Jena auf halber Strecke nach Naumburg Burg CamburgBurg CamburgBurg CamburgStaat DeutschlandBurgentyp Hohenburg SpornlageErhaltungszustand RuineStandische Stellung MinisterialeGeographische Lage 51 3 N 11 43 O 51 0525 11 711388888889 179 Koordinaten 51 3 9 N 11 42 41 OHohenlage 179 m u NNBurg Camburg Thuringen Burg Camburg Bergfried Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Anlage 3 1 Erhaltene Baureste 3 2 Ergebnisse der archaologischen Untersuchungen 1935 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer rechts der Saale auf der Meissener Stadtseite von Camburg gelegene sich in Nord Sud Richtung erstreckende ca 285 m lange und 25 75 m breite Burgberg 179 m NN ist durch einen breiten und tiefen Halsgraben durch den heute die Fernverkehrsstrasse B 88 fuhrt in zwei Teile getrennt Der Verlauf der Strasse wechselte mehrfach wobei der heutige Verlauf wohl der ursprungliche ist allerdings erst in der Zeit nach der Zerstorung der Burg als Saaltal oder Nurnberger Strasse genannte Nord Sud Verbindung entstand Die breite geradlinig am Osthang des Sporns verlaufende Wegfuhrung entstand mit dem Chausseebau Ende des 18 Jh In Camburg hat den schriftlichen Quellen des Mittelalters zufolge eine obere Burg superius castrum in Camburg que vulgariter dicuntur Gehege existiert was eine untere Burg wahrscheinlich macht Verschiedentlich wurde auch angenommen dass sich das superius castrum in Camburg lediglich auf die hoher liegenden Teile des Bergsporns bezogen hat Ebenso wird auch uber die Lage dieser oberen Burg auf einem der benachbarten Berge spekuliert Geschichte BearbeitenOb bereits in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts eine Nebenlinie der Wettiner in Camburg ihren Sitz hatte ist umstritten da es keine urkundlichen Belege gibt Nach 1089 tritt laut einer spater verfassten Chronik ein Wilhelm als Graf von Camburg auf Er ist lediglich ohne den Zusatz Camburg als der mittlere Sohn des Grafen Gero von Brehna um 1020 nach 1089 zu fassen und war der Bruder des 1079 von Gegenkonig Rudolf von Rheinfelden reg 1077 1080 zum Bischof von Naumburg erhobenen Gunther I von Wettin 1090 reg 1079 1090 Eine Identifikation mit der als WILHELMUS COMES UNUS FUNDATORUM betitelten um 1250 geschaffenen Stifterfigur im Westchor des Naumburger Domes ist wahrscheinlich Mit Wilhelm starb die Linie bereits vor 1116 im Mannesstamm aus und dessen Besitz fiel nach Inhalt eines als gefalscht anzusehenden Schriftstuckes welches wohl um die Mitte des 12 Jh im Kloster Reinhardsbrunn entstanden ist an den wettinischen Markgrafen von Meissen Konrad den Grossen 1123 1156 Die wettinischen Markgrafen sind allerdings erst im Jahre 1149 mit Camburg in Verbindung zu bringen Eine markgrafliche Burg wird im Jahre 1166 erstmals genannt Ihre Entstehung verdankt die Burg wohl vor allem dem Saaleubergang der sogenannten Salzstrasse die von Sulza an der Ilm uber Schmiedehausen heranfuhrte Von 1133 bis ca 1170 treten meist in Naumburger Bischofsurkunden Vertreter eines edelfreien Geschlechts auf das sich ebenfalls nach Camburg benannte Auch die Familie eines Gerhard von Camburg ist seit den 30er Jahren in Camburg anzutreffen und wird Ende des 12 Jh der Ministerialitat der Wettiner zugewiesen obwohl Nachkommen wiederum auch als Reichsministeriale genannt werden Wolfgang Hartmann verfolgt den Ansatz dass es sich bei beiden Familien um Nachkommen des Grafen Dietmar von Selbold Gelnhausen aus dem frankischen Adelsgeschlecht der Reginbodonen handeln dessen Gattin Adelheid mit Graf Wilhelm von Camburg bzw dessen Gattin Gepa nah verwandt war Von Dietmar und Adelheid deszendieren nach Hartmann auch die Burggrafen von Kirchberg die Edelfreien von Gleissberg Kunitzburg und weitere Adelsfamilien der Umgebung moglicherweise auch die Lobdeburger Innerhalb des schon erwahnten Naumburger Stifterzyklus ist das Bildnis Wilhelms von Camburg in auffalliger Form auf die Statue eines erschlagenen Grafen Dietmar ausgerichtet bei dem es sich nach Hartmann um den Verwandten wohl Schwager Wilhelms handelt Hartmann bringt auch die Camburger Cyriakuskapelle als Adelheids Grabstatte mit Dietmar in Verbindung und stellt die Frage ob die Zweiteilung der Burg Camburg in einem besitzrechtlichen Nebeneinander der Grafen Wilhelm und Dietmar ihren Ursprung hat Dafur konne die Tatsache sprechen dass die wettinischen Erben Wilhelms von Camburg auch in der Geschichte der Burg Gelnhausen als Vorgangerin der dortigen Kaiserpfalz eine Rolle spielten Ob Camburg unter Markgraf Ottos des Reichen 1156 1190 eine grossere Rolle spielte ist zu bezweifeln da er in Camburg nur einmal im Jahre 1166 urkundet Grossere Aufmerksamkeit erhielt Camburg erst in den Auseinandersetzungen Markgraf Albrechts I des Stolzen mit seinem Bruder Dietrich Dietrich In diesem Zusammenhang wurde die Burg 1191 von dem mit Dietrich verbundeten thuringischen Landgrafen Hermann I belagert und eingenommen 1194 95 hat Albrecht die Burg offenbar erneut ausbauen lassen 1170 erscheint ein Kaplan von Camburg als Zeuge in einer Urkunde Markgraf Ottos Die Burgkapelle selbst wird erstmals 1213 und in der Folgezeit mehrfach erwahnt 1280 soll Camburg im Zuge der Kampfe Albrecht II des Entarteten 1240 1314 mit seinen Sohnen durch Graf Gunther von Kevernburg erfolglos belagert worden sein Es wird auch zuweilen angenommen dass auch Camburg zu den etwa 60 Burgen gehorte die 1290 91 durch Konig Rudolf von Habsburg und die Stadt Erfurt zerstort worden sind Nach haufigen Besitzerwechseln im 14 Jahrhundert wurde die Burg 1439 an die Vitzthume verkauft und im sachsischen Bruderkrieg 1450 durch Kurfurst Friedrich II den Sanftmutigen 1412 1464 bis auf den Bergfried vollig zerstort und nicht wieder aufgebaut nbsp Gebaude der JugendburgIn der Folgezeit verblieb die Ruine Camburg im Besitz der Wettiner und kam bei den Landesteilungen 1485 zunachst an die albertinische Linie 1573 an die ernestinische Linie der Wettiner 1603 an das aus dieser Linie hervorgegangene Herzogtum Sachsen Altenburg und in der Folgezeit an weitere der vielfach wechselnden ernestinischen Herzogtumer Am Ende der 19 Jahrhundert bzw zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde in der Ruine der Burg eine Gaststatte gebaut und das Gelande zu einem Park umgestaltet Die Gastwirtschaft wurde im Januar und Februar 1935 abgerissen und die Unterburg zu einer Jugendburg der Hitlerjugend und des Bund Deutscher Madel ausgebaut Nach einer umfangreichen Sanierung wird der Bergfried seit 2006 als Museum genutzt und dient zudem als Aussichtsturm In einem Gebaude der Burganlage befindet sich ausserdem ein Standesamt 1 Anlage BearbeitenVon der wohl in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts gegrundeten und 1450 zerstorten Anlage sind lediglich der eindrucksvolle Bergfried und wenige Reste der Umfassungsmauer erhalten geblieben Erhaltene Baureste Bearbeiten Bei der unteren Burg in dem heute Turmberg genannten Areal handelt es sich um eine etwa viereckige Anlage Erhalten ist der 37 m hohe Bergfried mit einem Aussendurchmesser von 11 m der vermutlich bereits in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts oder am Beginn des 13 Jahrhunderts entstand Von ihm gehen noch einige Reste der bogenformigen Burgmauer aus Von der vermutlichen Oberburg heute als Matzberg bezeichnet hat sich insbesondere der gewaltige 45 m lange 25 m breite und 15 m hohe Erdwall erhalten der den Sporn nach Suden abriegelt Zwischen beiden besteht ein betrachtlicher Hohenunterschied Ergebnisse der archaologischen Untersuchungen 1935 Bearbeiten Bei der Anlage einer Baugrube fur die Jugendburg kamen im Januar und Februar 1935 entlang des Westrandes des Berges mehrere Mauerzuge und Funde zu Tage An der Stelle des heutigen L formigen Wohntraktes wurden ein leicht trapezformiger Keller 5 6 m und weitere Fundamentreste freigelegt und anschliessend durch Gotthard Neumann und die Mitarbeiter des Germanischen Museums der Universitat Jena vermessen Zwar handelte es sich dabei nicht um eine regulare wissenschaftliche Ausgrabung da die Freilegung und Fundbergung in den Handen des Architekten und des Bauleiters lagen doch gehort die Untersuchung der Ruine Camburg trotzdem zu den ersten mittelalterarchaologischen Massnahmen auf einer Burg in Mitteldeutschland Die freigelegten Mauern gehoren zu einem grosseren und wohl auch reprasentativen Gebaude das sich sudlich des Bergfriedes erhob Da die Raume Brandspuren aufwiesen und mit Bau bzw Brandschutt aufgefullt waren der eine grosse Zahl von Funden enthielt kann davon ausgegangen werden dass dieses Gebaude durch einen Brand zerstort wurde Die altesten Funde stammen aus der Zeit zwischen 1080 und 1220 25 Bruchstucke alterer Keramik in slawischer Fertigungstradition liegen bisher weder vom Turm noch vom Matzberg vor Die Masse des keramischen Materials gehort der grauen blaugrauen Irdenware des 13 bis 15 Jahrhunderts an Neben der Irdenware ist auch Steinzeug mit mehreren Exemplaren vertreten darunter eine so genannte Jacobakanne die wohl aus Waldenburgerer Produktion stammt Die Steinzeuggefasse datieren mehrheitlich in das 14 Jahrhundert Wenige Stucke wie ein kleiner Henkeltopf und der Rest einer Mineralwasserflasche aus Steinzeug stammen erst aus der Neuzeit nbsp Keramik Metall und Knochenfunde des 11 15 Jh nach Neumann 1969 S 413 Abb 5 Zu den aussergewohnlichen Keramikfunden gehoren der Rest eines Aquamaniles in Form eines Pferdekopfes b und der Torso eines Reiters sowie eine Maske die vermutlich einen Lowenkopf darstellen soll f Die Reste eines Rippenbechers aus Glas gehoren in die Mitte des 15 Jahrhunderts Unter den Fundmunzen sind ein Prager Groschen und der Deckel einer Dose fur Meissner Groschen g besonders hervorzuheben Von den ubrigen Funden sind Kupfer Beschlage mit Inschriften i n Buchschliesse Riemenbeschlage aus Kupfer oder Messing c d ein ursprunglich wohl mit einer Perle versehener Ohrring u ein geperlter Draht mit Vergoldung e und ein achtzinkiger Steilkamm aus Bein q zu nennen Geborgen wurde daruber hinaus eine Reihe von Waffenteilen und Geraten aus Metall so zum Beispiel eine Bolzenspitze w die Nuss einer Armbrust aus Messing a Reste von zwei trapezformigen Steigbugeln m mehrere Wellen und Pantoffeleisen r s v ein Eseleisen l Kettenteile k ein Turband zahlreiche Beschlage eine Mist und eine Fleischgabel u a m Das Fragment eines Stachelsporens t kann nur allgemein in das 10 11 Jahrhundert datiert werden Ein Geflugelknochen mit zentralem Bohrloch p kann als Knebel oder als Brummer Schwirrer ein Spielzeug bei dem mit Hilfe eines verdrehten Fadens ein Ton erzeugt wird gedient haben Die Aussagekraft der Funde bleibt jedoch beschrankt da eine genauere stratigraphische Einordnung fehlt Insgesamt bestatigt sich so die bereits aus den schriftlichen Quellen hervorgehende Errichtung der Burg fruhestens in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts Ein seit dem 19 Jahrhundert angenommenes und vereinzelt auch heute noch behauptetes Zuruckreichen der Anlage ins 9 10 und beginnende 11 Jahrhundert ist nahezu auszuschliessen Eine genauere archaologische Datierung der Anfange ist jedoch weiterhin kaum moglich anhand der Funde ist lediglich eine Existenz einer Burg in der Zeit um 1200 bzw im ersten Viertel des 13 Jahrhunderts gesichert Ihr Ende fand die Anlage in der Mitte des 15 Jahrhunderts wobei ein Zusammenhang der beschriebenen Brandeinwirkungen mit der uberlieferten Zerstorung im Sachsischen Bruderkrieg 1450 angenommen werden kann Allerdings wurde das Gelande auch in der folgenden Zeit gelegentlich begangen und fur verschiedenen Zwecke genutzt worauf einige jungere Funde hinweisen Auf der Oberburg wurden bisher keine archaologischen Untersuchungen durchgefuhrt Bei der Umgestaltung des Areals zu einem Park am Beginn des 20 Jahrhunderts wurden einige wenige Funde geborgen Hierzu gehoren ein weiterer Steilkamm der ebenfalls nur allgemein in das 12 14 Jahrhundert datiert werden kann eine Lanzenspitze und sechs Armbrustbolzenspitzen Die Funde sind verschollen und lediglich als Zeichnung uberliefert Eine Bestimmung des Alters der Anlage und ein Vergleich mit der Unterburg sind somit nicht moglich Unklar ist auch ob der gewaltige Erdwall abschnittsweise im Mittelalter errichtet wurde oder zu einer bronzezeitlichen Burganlage gehort da vom Gelande der Unterburg einige urnenfelderzeitlichen Keramikbruchstucke vorliegen Literatur BearbeitenEwald Eichhorn Geschichte der Grafschaft Camburg 12 Teile In Schriften des Vereins fur Sachsen Meiningische Geschichte und Landeskunde Bd 20 1895 ZDB ID 513329 4 Bd 22 1896 Bd 26 1897 Bd 34 1899 Bd 41 1902 Bd 48 1904 Bd 55 1907 Bd 60 1910 Bd 64 1912 Gustav Eichhorn Die vor und fruhgeschichtlichen Funde der Grafschaft Camburg In Zeitschrift des Vereins fur Thuringische Geschichte und Altertumskunde Bd 22 1904 ZDB ID 200434 3 S 97 144 269 330 Gotthard Neumann Burg Camburg an der Saale historisch und archaologisch In Karl Heinz Otto Joachim Herrmann Hrsg Siedlung Burg und Stadt Studien zu ihren Anfangen Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Schriften der Sektion fur Vor und Fruhgeschichte Bd 25 Akademie Verlag Berlin 1969 S 404 418 Walter Schlesinger Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter Mitteldeutsche Forschungen Bd 27 2 unveranderte Auflage Bohlau Koln u a 1983 ISBN 3 412 02078 8 Stefan Patzold Die fruhen Wettiner Adelsfamilie und Hausuberlieferung bis 1221 Geschichte und Politik in Sachsen Bd 6 Bohlau Koln u a 1997 ISBN 3 412 08697 5 Zugleich Gottingen Univ Diss 1996 Thomas Bienert Mittelalterliche Burgen in Thuringen 430 Burgen Burgruinen und Burgstatten Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 2000 ISBN 3 86134 631 1 S 195f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Camburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Burg Camburg in der privaten Datenbank Alle Burgen Abgerufen am 13 November 2021 Ausgrabungen in der Burg Camburg 1935 Memento vom 2 Juni 2008 im Internet Archive erweiterte und mit zahlreichen Abbildungen versehene Version dieses Textes Wolfgang Hartmann Vom Main zur Burg Trifels vom Kloster Hirsau zum Naumburger Dom Informationen zum Buch von Wolfgang Hartmann Einzelnachweise Bearbeiten Burg Camburg auf Thuringen infoBurgen und Schlosser im Saaletal Schloss Bernburg Schloss Biendorf Schloss Burgk Burg Camburg Schloss Cumbach Dornburger Schlosser Schloss Eichicht Schloss Friedeburg Burg Giebichenstein Burg Gleissberg Kunitzburg Schloss Goseck Heidecksburg Schloss Hirschberg Hoher Schwarm Schloss Kaulsdorf Leuchtenburg Lobdeburg Schloss Merseburg Moritzburg Schloss Neu Augustusburg Kemenate Orlamunde Rudelsburg Burg Saaleck Schloss Saalfeld Burg Schonburg Schloss Weissenburg Burg Wettin Kemenate Ziegenruck Normdaten Geografikum GND 7750286 3 lobid OGND AKS VIAF 237074647 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Camburg amp oldid 225630540