www.wikidata.de-de.nina.az
Als Sachsischer Bruderkrieg werden die kriegerischen Auseinandersetzungen bezeichnet die von 1446 bis 1451 um die wettinischen Herrschaftsgebiete zwischen den Brudern Herzog Wilhelm III der Tapfere und Kurfurst Friedrich II der Sanftmutige von Sachsen gefuhrt worden sind Ausloser des Konflikts war die Unzufriedenheit von Wilhelm III mit der Altenburger Teilung von 1445 beendet wurden die Auseinandersetzungen mit dem Naumburger Frieden von 1451 Details BearbeitenAm 16 Juli 1445 war in Altenburg zwischen beiden Brudern die Altenburger Teilung beschlossen worden Als Friedrich II am 26 September 1445 in Leipzig den westlichen Teil und nicht die Markgrafschaft Meissen wahlte lehnte Wilhelm III die Teilung rigoros ab Er erreichte am 11 Dezember des gleichen Jahres im Kloster Neuwerk bei Halle Saale den sogenannten Halleschen Machtspruch an dem als Schiedsrichter Friedrich III von Beichlingen Erzbischof von Magdeburg Markgraf Friedrich II von Brandenburg und Landgraf Ludwig I von Hessen aktiv mitwirkten Dieser Machtspruch brachte die endgultige Entscheidung bei der Teilung Kursachsens in zwei Teile Kurfurst Friedrich II erhielt nun den ostlichen und Herzog Wilhelm III den westlichen Teil des Landes mit der alten Landgrafschaft Thuringen und Gebieten des Osterlandes Doch auch durch diese schiedsrichterliche Landesteilung fuhlte sich der junge ungestume Herzog Wilhelm III immer noch benachteiligt Statt des durch die vorgenommene Teilung erhofften Friedens kam es zu einer Folge von mehreren sich uber funf Jahre hinziehenden schweren Fehden Wilhelm trennte sich von seinem Bruder und ubernahm die selbstandige Regentschaft im Land Thuringen Die bisher in bruderlicher Gemeinschaft durchgefuhrten Munzpragungen wurden beendet Kurfurst Friedrich II nahm die Sangerhauser Munze die seit dem Tod Balthasars geschlossen war von etwa 1445 bis 1449 wegen der Alleinpragung seines Bruders in Jena wieder in Betrieb 1 Bevor die Kampfhandlungen ausbrachen liess Wilhelm III am 9 Januar 1446 einen allgemeinen Landtag im thuringischen Weissensee einberufen wo er sich als neuer Landesherr huldigen liess und die Belehnungen der Grafen und Herren in Thuringen erneuerte womit er sich die erforderliche Unterstutzung der Stande sicherte Aufgrund der befurchteten militarischen Invasion seines Bruders Friedrich II wurde auf dem Weissenseer Landtag in aller Eile eine Landesordnung verabschiedet die die Erste in der Geschichte Thuringens und eine der fruhesten im deutschsprachigen Raum gewesen ist Im Fruhherbst 1446 eskalierten die Spannungen zwischen Friedrich II und Wilhelm III Obwohl sich u a Graf Botho zu Stolberg als Geheimer Rat Wilhelms um eine friedliche Losung bemuhte liess sich Letzterer durch seinen Vasall Apel Vitzthum auf Niederrossla gegen seinen alteren Bruder aufstacheln Aus rein personlicher Machtgier waren Apel Vitzthum und einige seiner adeligen Mitstreiter darunter Busso Vitzthum Friedrich von Witzleben und Bernhard von Kochberg die treibenden Krafte fur einen morderischen Krieg der grosse Teile Thuringens hauptsachlich zwischen Weimar Wiehe Merseburg und Dornburg Saale verwustete Zur weiteren Verwustung trug bei dass Herzog Wilhelm III aus Geldnot im Fruhjahr 1447 im Dienst des Kolner Erzbischofs mit 12 000 bohmischen Soldnern an der Soester Fehde teilgenommen hatte Nach der gescheiterten Belagerung von Soest konnte er seine Soldner nur teilweise entlohnen woraufhin ein Teil seiner bohmischen Soldner das Heer verliess und plundernd durch Thuringen in ihre Heimat zog 2 nbsp Feldzuge der Sachsen Brandenburger und Bohmen von Juli bis Oktober 1450 im Sachsischen BruderkriegDas Jahr 1450 brachte eine erneute Eskalation des Konflikts welche Herzog Wilhelm III durch seine die Bundnispolitik beforderte Im Marz 1450 schlossen sich der bohmische Landesverwalter Georg Podiebrad 1420 1471 die Markgrafen von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern und Herzog Otto I von Pfalz Mosbach mit Herzog Wilhelm III von Sachsen im Bundnis von Wunsiedel gegen den Kurfursten Friedrich II von Sachsen zusammen 2 Im Juni und Juli 1450 zogen die sachsischen Bruder grossere Kampfe vermeidend brandschatzend durch die Landereien des jeweils anderen Mehrere Dutzend Dorfer gingen dabei jeweils in Flammen auf Seit dem 17 Juli lagen sich ihre Heere sudlich von Gera gegenuber lieferten sich Scharmutzel Das Heer Herzog Wilhelms III wurde bald durch etwa 1000 Reiter unter Markgraf Albrecht von Brandenburg Ansbach verstarkt Zeitgleich fiel der Hohenzoller Kurfurst Friedrich II von Brandenburg mit weiteren brandenburgischen Adligen direkt mit der Ubergabe von Fehdeschreiben am 28 Juni 1450 in den Sachsischen Kurkreis ein Das brandenburgische Heer war erfolgreich zog uber Bruck 16 Juli Belzig 21 24 Juli und Sonnewalde 22 Juli auf die befestigte Kurhauptstadt Wittenberg Dieser Angriff auf ein Herrschaftszentrum veranlasste den sachsischen Kurfursten einen Teil seiner Truppen von Gera in den Norden zu senden Ein zahlenmassig unterlegenes sachsisches Reiteraufgebot konnte am 28 29 Juli 1450 bei Bulzig ostlich von Wittenberg ein Heer von etwa 600 brandenburgische Berittenen schlagen zahlreiche Gefangene nehmen darunter den Feldhauptmann und einige hundert Pferde erbeuten 3 Damit war der nordliche Kriegsschauplatz vorerst ruhiggestellt Trotz eines in Knauthain verhandelten Stillhalteabkommens nutzte Herzog Wilhelm die vorlaufige Zerstreuung der Truppen seines Bruders Von seinem Lager sudlich Gera zog er in Richtung Borna das er anstecken liess plunderte Gnandstein sturmte die Rochsburg und Lichtenwalde brandschatzte Chemnitz brannte Burgau und Lobeda aus Sein Bruder Kurfurst Friedrich II von Sachsen reagierte erst nach dem Eintreffen von Verstarkung erobert Nebra zog durch Thuringen und steckte elf Orte westlich der Saale um Jena und Weimar an nur wenige konnten dieses Schicksal mit Schatzungen abwenden Trotz der gegenseitigen Enthemmung schafften es die Erzbischofe von Magdeburg und Mainz der Landgraf von Hessen und andere Vermittler einen Waffenstillstand zwischen den Brudern zu vereinbaren Am 4 September 1450 gelang es sogar in Klein Jena einen Friedensschluss zwischen den verfeindeten Sachsen zu vereinbaren 4 Der Frieden war jedoch wertlos da eine entscheidende Partei nicht daran beteiligt war Am Tag des Friedensschlusses verliess ein bohmisches Heer von etwa 20 000 Mann unter Georg Podiebrad Prag und ruckte uber Brux Most und Dux Duchcov am 11 September in die Markgrafschaft Meissen ein Von der Elbe bei Pirna und Dresden zogen die Bohmen weiter uber Lommatzsch Dobeln Mittweida 25 September Borna und Geithain auf Pegau 2 Oktober 1450 und hinterliessen eine Spur der Verwustung Als die Bohmen darauf Pegau belagerten traf Herzog Wilhelm III von Sachsen mit seinen Truppen ein und schloss sich ihrem Zug an Am 10 Oktober 1450 zog das vereinigte Heer weiter uber Zeitz das belagert und beschossen wurde auf Gera Die Stadt wurde gesturmt geplundert angezundet die Einwohner und Verteidiger niedergemacht 13 16 Oktober 1450 5 Erst am 17 Oktober zog der sachsische Kurfurst der vereinigten Truppen seiner Gegner entgegen Richtung Gera Der Waffengang blieb jedoch aus da inzwischen die Markgrafen von Brandenburg eine Einigung aller Parteien vermitteln wollten Ein bruchiger Waffenstillstand fur funf Monate konnte am 22 Oktober 1450 zwischen den beiden Sachsen den Bohmen und Brandenburgern vereinbart werden Der Erzbischof von Mainz und der Landgraf von Hessen leiteten Vorverhandlungen fur einen Frieden ein 6 Ruhe zog in Thuringen und dem weniger betroffenen Meissen und Sachsen erst wieder ein als am 27 Januar 1451 in Naumburg Saale der Friede zwischen Friedrich II und Wilhelm III wiederhergestellt und die Landesteilung von 1445 bestatigt wurde Erst jetzt konnten sich die beiden wettinischen Landesteile dem inneren Ausbau widmen Das Nachspiel des sachsischen Bruderkrieges war der Sachsische Prinzenraub im Juli 1455 Literatur BearbeitenLudwig Friedrich Hesse Hrsg Konrad Stolles Thuringisch Erfurtische Chronik Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 32 ISSN 0340 7888 Aus der Urschrift herausgegeben Literarischer Verein Stuttgart 1854 Digitalisat Julius Lobe Vom Bruderkriege 1446 bis 1451 In Mittheilungen der Geschichts und Alterthumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes Bd 10 1888 1895 ISSN 0863 694X S 155 177 Otto Posse Die Hausgesetze der Wettiner bis zum Jahre 1486 Festgabe der Redaktion des Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae zum 800 jahrigen Regierungs Jubilaum des Hauses Wettin Verlag der Literarischen Gesellschaft Leipzig 1889 Digitalisat Robert Reiche Die Chronik Hartung Cammermeisters Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete Bd 35 ZDB ID 985357 1 Otto Hendel Halle Saale 1896 Digitalisat Herbert Koch Der sachsische Bruderkrieg 1445 1451 Kaemmerer Halle Saale 1909 Jena Universitat Dissertation 1909 Erneut veroffentlicht in den Jahrbuchern der Koniglichen Akademi gemeinnutziger Wissenschaften zu Erfurt 35 1909 10 S 1 264 Digitalisat Reinhard Jonscher Tino Sieland Zerstortes Land durch Bruderhand auf den Spuren des Sachsischen Bruderkrieges 1446 1451 zwischen Ilm und Saale hrsg vom Denkmalverbund Thuringen e V Jena 2007 Richard von Mansberg Der Streit um die Lausitz 1440 1450 in Neues Archiv fur Sachsische Geschichte 29 1908 S 282 311 Digitalisat Rudolf Kotzschke Helmut Kretschmar Sachsische Geschichte Werden und Wandlungen eines deutschen Stammes und seiner Heimat im Rahmen der deutschen Geschichte Band 1 Vor und Fruhgeschichte Mittelalter und Reformationszeit Heinrich Dresden 1935 S 138 ff Neuauflage Weltbild Augsburg 1995 ISBN 3 89350 705 1 Karlheinz Blaschke Der Furstenzug zu Dresden Denkmal und Geschichte des Hauses Wettin Urania Leipzig u a 1991 ISBN 3 332 00377 1 S 106 ff Reiner Gross Geschichte Sachsens Edition Leipzig Berlin 2001 ISBN 3 361 00505 1 S 27 Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Krug Die meissnisch sachsischen Groschen 1338 1500 Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Dresden Bd 13 ISSN 0070 7201 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 S 164 a b Uwe Tresp Die Spur fuhrt nach Bohmen Der Prinzenraub im Kontext der sachsische bohmischen Beziehungen um die Mitte des 15 Jahrhunderts In Joachim Emig Wolfgang Enke Guntram Martin Uwe Schirmer Andre Thieme Hrsg Der Altenburger Prinzenraub 1455 Strukturen und Mentalitaten eines spatmittelalterlichen Konflikts Beucha 2007 S 195 217 hier 207 209 Vgl die sachsischen Berichte und Spottlieder uber die Schlacht Herbert Koch Der sachsische Bruderkrieg 1445 1451 Jahrbucher der koniglichen Akademie der gemeinnutzigen Wissenschaften zu Erfurt NF 35 Erfurt 1910 S 160 164 199 f Digitalisat vgl die Gefangenenlisten bei Adolph Friedrich Riedel Sammlung der Urkunden Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen fur die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten Supplementband Berlin 1865 Nr 64 S 66 Digitalisat Herbert Koch Der sachsische Bruderkrieg 1445 1451 In Jahrbucher der Koniglichen Akademie gemeinnutziger Wissenschaften zu Erfurt Band 23 Erfurt 1910 S 1 264 hier 163 165 Herbert Koch Der sachsische Bruderkrieg 1445 1451 In Jahrbucher der Koniglichen Akademie gemeinnutziger Wissenschaften zu Erfurt Band 23 Erfurt 1910 S 1 264 hier 166 172 Herbert Koch Der sachsische Bruderkrieg 1445 1451 In Jahrbucher der Koniglichen Akademie gemeinnutziger Wissenschaften zu Erfurt Band 23 Erfurt 1910 S 1 264 hier 172 178 Normdaten Sachbegriff GND 1173992537 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachsischer Bruderkrieg amp oldid 233394006