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Jugendburgen sind mittelalterliche Burganlagen die im 20 Jahrhundert als freie Begegnungs und Bildungsstatten fur Jugendliche hergerichtet wurden Die Trager der ursprunglichen Jugendburgen stammen meist aus der Wandervogel oder der Pfadfinderbewegung oder stehen der Jugendbewegung zumindest nahe Die Jugendburg Streitwiesen als Beispiel fur eine durch die Jugend renovierte Burgruine Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit 2 Jugendburgen in der Jugendbewegung 3 Bauhutten 4 Jugendburgen in Deutschland 5 Jugendburgen in Osterreich 6 Jugendburgen in der Schweiz 7 Literatur 8 EinzelnachweiseBegrifflichkeit BearbeitenDer Begriff Jugendburg bezieht sich ursprunglich auf die Nutzung von Burgen durch die Jugend Die Differenzierung zwischen Jugendburgen in diesem historischen Sinn und Jugendburgen im Sinne von Burgen die als Jugendherberge beispielsweise des Deutschen Jugendherbergswerks genutzt werden ist umstritten So entstanden Jugendherbergen bereits ab Anfang des 20 Jahrhunderts im Zuge der Jugendbewegung als Unterkunfte fur junge Menschen Jugendgruppen und Schulklassen Und bereits im Jahr 1912 wurde von Richard Schirrmann auf der Burg Altena oberhalb der Stadt Altena die erste deutsche Jugendherberge errichtet von 1906 bis 1915 Wiederaufbau Die erste Jugendburg die aus der Jugendbewegung selbst hervorging war Burg Rothenfels am Main Sie wurde am 21 Februar 1919 durch den katholischen Bund Quickborn eroffnet Auf der Burg wirkten der Theologe und Religionsphilosoph Romano Guardini und der Architekt Rudolf Schwarz 1 Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurden Jugendburgen von der Hitlerjugend und dem Bund Deutscher Madel genutzt Von 1935 bis 1943 gab es auch eine Schulerzeitschrift mit dem Titel Deutsche Jugendburg die vom Nationalsozialistischen Lehrerbund herausgegeben wurde Jugendburgen in der Jugendbewegung Bearbeiten nbsp Die Burg Finstergrun gehort der Evangelischen Jugend OsterreichIm Zusammenhang mit Jugendburgen trifft man immer wieder auf die Namen Gustav Wyneken Robert Oelbermann und Karl Oelbermann Der Reformpadagoge Gustav Wyneken war im Jahr 1910 der Vorsitzende des Bundes fur freie Schulgemeinden und Herausgeber von dessen Zeitung Er versuchte auch eine neue Schule oder aber eine Jugendburg zu grunden und sein reformpadagogisches Projekt der Idee der Erziehung als Formung des Menschen im Sinne einer Weltanschauung dienen Fur Wyneken geht es um eine Neubestimmung des Verhaltnisses zwischen Lehrer und Schuler Dieses soll auf Kameradschaft und Fuhrertum basieren Mit seinen padagogischen Ansatzen beeinflusst Wyneken als Erwachsener die aufkommende Jugendbewegung zu der er ab 1912 in Verbindung steht Wyneken kreiert den Begriff der Jugendkultur gegen die Unterwurfigkeit der wilhelminischen Zeit wie auch gegen Schule und Familie Er arbeitet 1913 an der Formulierung der Meissner Formel des Ersten Freideutschen Jugendtages am Hohen Meissner mit Auch hier kommt es zu Spannungen da Wyneken einen Fuhrungsanspruch stellt was von vielen Gruppen des Jugendtages abgelehnt wird Fasziniert von den Ideen Wyneken traumen die Bruder Robert und Karl Oelbermann nach dem Ersten Weltkrieg von der Idee Jugendburg Robert Oelbermann gilt im Nachhinein als der Grunder des Nerother Wandervogel Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg Mit Rheinischer Jugendburg war die Burg Waldeck im Hunsruck gemeint Gegrundet wurde der Nerother Wandervogel als Nerother Wandervogel Deutscher Ritterbund von Robert Oelbermann am 27 Marz 1921 auf der Burg Drachenfels bei Busenberg im Wasgau Bei den Jugendburgen ging es zumeist darum einen eigenstandigen Ort der Begegnung zu schaffen und zudem kulturhistorisch wertvolle Denkmaler zu erhalten und ihnen eine neue und sinnvolle Nutzung zukommen zu lassen Heutzutage sind die Ziele einer Jugendburg unverandert es geht darum den Tabus und Konventionen der Gesellschaft zu entgehen und an ihrer Stelle die freizugige Entfaltung des jugendlichen Menschen und seiner selbstgewahlten Gemeinschaft aus eigener Bestimmung vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit zu gewahrleisten Bei der stetig wachsenden Zahl an Pfadfinder und Jugendbunden wurden aus den Jugendburgen internationale Treffpunkte an denen Lager abgehalten werden Bauhutten Bearbeiten nbsp Nerotherbauhutte auf Burg Waldeck 17 November 1966 Der durch den Nerother Wandervogel gepragte Begriff der Bauhutte bezieht sich ursprunglich auf die Rheinische Jugendburg Waldeck Da unter dem Bundesfuhrer des Nerother Wandervogels Robert Oelbermann die Waldeck ab 1922 zum Erlebnis und Fahrten Mittelpunkt wurde und das ehrgeizige Siedlungs und Bau Projekt Rheinische Jugendburg begonnen und propagiert wurde wurde hierzu eine selbstgebaute Hutte am Fusse der mittelalterlichen Burgruine installiert Diese war Sitz der Jugendlichen welche zum Burgbau und zum Leben im Geiste einer ritterlichen Ordensgemeinschaft Brot und Dach teilten Heutige Bauhutten sind meist nur noch auf die Sommerferienzeit beschrankt Doch auch hier steht das gemeinsame Leben und Arbeiten im Vordergrund Als Gegenpol zur Fahrt bemessen vor allem die Wandervogelbunde dem Bauhuttengedanken noch grosse Bedeutung zu da das gemeinsame Leben und Arbeiten eine Gemeinschaft ganz besonders zu formen und zu verschweissen vermag Jugendburgen in Deutschland Bearbeiten nbsp Burg Hessenstein nbsp Schloss Rotenberg Jugendburg 1Burg Balduinstein in Balduinstein Rheinland Pfalz 1974 Burg Camburg bei Camburg Thuringen 1935 Eichenkreuzburg bei Bissendorf Niedersachsen 1928 Schloss Ebersberg bei Stuttgart Baden Wurttemberg 1966 Burg Feuerstein bei Ebermannstadt Bayern 1946 Burg Gemen bei Borken Nordrhein Westfalen 1946 Burg Hessenstein bei Vohl Ederbringhausen Nordhessen 1922 Burg Hoheneck bei Ipsheim Bayern 1984 Burg Hohenkrahen bei Singen Hohentwiel Baden Wurttemberg 1956 Burg Hohensolms bei Giessen Hessen 1924 Burg Hohnstein in Hohnstein Sachsische Schweiz Sachsen 1925 Burg Ludwigstein bei Witzenhausen Hessen 1920 Schloss Mansfeld bei Mansfeld Sachsen Anhalt 1947 Burg Monschau bei Monschau Nordrhein Westfalen 1919 Neuerburg in Neuerburg Rheinland Pfalz 1930 Burg Rieneck bei Rieneck Bayern 1959 Schloss Rotenberg bei Rauenberg Baden Wurttemberg 1950 Burg Rothenfels bei Rothenfels Bayern 1919 Schonburg bei Oberwesel Rheinland Pfalz 1951 Burg Schwaneck bei Pullach im Isartal Bayern 1956 Burg Stahleck in Bacharach am Rhein Rheinland Pfalz 1925 Burg Waldeck bei Dorweiler Rheinland Pfalz 1922 1910 Burg Wernfels bei Spalt Bayern 1925Jugendburgen in Osterreich BearbeitenBurg Finstergrun bei Ramingstein Salzburg 1946 Jugendburg Streitwiesen bei Weiten Niederosterreich 1972 Burg Wildegg bei Sittendorf Niederosterreich 1947Jugendburgen in der Schweiz BearbeitenBurg Rotberg bei Metzerlen Mariastein Solothurn 1935Literatur BearbeitenGeorg Gretor Jugendbewegung und Jugendburg Mit einem Vorwort von Bruno Goetz Orell Fussli Zurich 1918Einzelnachweise Bearbeiten G Ulrich Grossmann Jugendburgen In G Ulrich Grossmann Claudia Seelheim Barbara Stambolis Hrsg Aufbruch der Jugend Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verfuhrung Verlag Germanisches Nationalmuseum Nurnberg 2013 ISBN 978 3 936688 77 1 S 82 91 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jugendburg amp oldid 233590780