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Die Berliner Zoll und Akzisemauer war die Stadtmauer Berlins ab dem 18 bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts Sie ersetzte die mittelalterliche Berliner Stadtmauer und die spatere Festung Berlin Die Zoll und Akzisemauer umfasste etwa das Siebenfache der durch Festungsanlagen umschlossenen Flache der alten Residenzstadt Die Berliner Akzisemauer um 1855Im Unterschied zu ihren Vorgangern hatte die Akzisemauer keine militarische Bedeutung sondern diente hauptsachlich der Uberwachung des Handels An den 18 Zolltoren wurden die Akzisen die damaligen direkten Verbrauchssteuern auf eingefuhrte Waren erhoben Die Benennung der Tore erfolgte meist nach der von hier erreichbaren nachsten bedeutenden Stadt Die Mauer hatte sowohl den Warenschmuggel als auch die Desertion von Soldaten der Berliner Garnison zu verhindern Der gesamte Verkehr aus und in die Stadt wurde kontrolliert So durften Juden die Stadt im Norden nur durch das Rosenthaler Tor ab 1750 durch das Prenzlauer Tor und im Suden nur durch das Hallesche Tor betreten und mussten sich dort registrieren lassen Inhaltsverzeichnis 1 Bau der Akzisemauer 2 Geschichte bis zum Abriss 3 Reste nach dem Abriss 4 Lage der Akzisemauer und Stadttore 5 Ahnliche Bauwerke in anderen Stadten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBau der Akzisemauer BearbeitenDie Akzisemauer wurde im Wesentlichen von 1734 bis 1737 unter Friedrich Wilhelm I Konig in Preussen auch Soldatenkonig genannt erbaut 1 Sie bezog die bereits 1705 errichtete sogenannte Linie eine Umwehrung aus Palisaden nordlich der Stadt deren Verlauf noch heute an der Linienstrasse in Berlin Mitte zu erkennen ist ein Ebenso erinnert die Friedrichshainer Palisadenstrasse mit ihrem Namen an den damaligen Verlauf der Akzisemauer Die Zollmauer bestand uberwiegend aus Holzpalisaden und war nur zum Teil gemauert Sie wurde mit 14 Stadttoren versehen die meist nach einer Stadt benannt waren die in der Richtung des Tores lag Wie an den Stadttoren fanden auch an den Stellen an denen die Spree den Verlauf der Akzisemauer kreuzte Zollkontrollen statt Dies wurde mit Hilfe von im Wasser schwimmenden Holzbalken dem Unter beziehungsweise Oberbaum bewerkstelligt mit denen die Ein und Ausfahrt fur Schiffe gesperrt werden konnte Die Akzisemauer umfasste zum Zeitpunkt ihrer Erbauung nicht nur Berlin inklusive seiner Vorstadte sondern vor allem im Osten und Suden auch noch grosse Flachen unbebauten oder landwirtschaftlich genutzten Landes Geschichte bis zum Abriss BearbeitenDa Berlin weiter wuchs wurden Teile der Akzisemauer in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts mehrfach nach aussen verschoben und mit ihr wurden die Zolltore weitergeruckt Zwischen 1786 und 1802 wurden die holzernen Teile durch eine steinerne Mauer ersetzt und die Akzisemauer insgesamt verstarkt und auf etwa vier Meter erhoht Einige Stadttore wie das Brandenburger Tor erhielten dabei einen reprasentativen Neubau In der Mitte des 19 Jahrhunderts entstanden vier weitere Stadttore das Neue Tor 1832 das Anhalter Tor 1839 1840 das Kopenicker Tor am Lausitzer Platz 1842 und das Wassertor 1848 Eben ausserhalb der Stadtmauer entstanden mehrere noch heute existierende Friedhofe wie beispielsweise der Dorotheenstadtische Friedhof an der Chausseestrasse der Friedhof der St Georg Gemeinde an der Strasse Prenzlauer Berg mehrere Friedhofe an der Friedenstrasse sowie die Friedhofe vor dem Halleschen Tor Auch die ersten Bahnhofe der im 19 Jahrhundert entstehenden Eisenbahn wurden rings um die Stadt meist ausserhalb der Stadtmauer errichtet Es handelte sich um Kopfbahnhofe die den Endbahnhof einer neu erbauten Eisenbahnlinie bildeten So entstanden 1838 der Potsdamer Bahnhof direkt vor dem Potsdamer Tor 1841 der Anhalter Bahnhof direkt vor dem zu diesem Zweck neu errichteten Anhalter Tor 2 1842 der Stettiner Bahnhof am heutigen S Bahnhof Nordbahnhof in der Nahe des Hamburger Tores und 1846 der Hamburger Bahnhof in der Nahe des Neuen Tores Einzige Ausnahme war der Frankfurter Bahnhof heute Ostbahnhof der 1842 als Endpunkt der Berlin Frankfurter Eisenbahn innerhalb der Akzisemauer gebaut wurde Um diese Kopfbahnhofe miteinander zu vernetzen wurde 1851 die Verbindungsbahn gebaut die allerdings nur dem Guter und Militarverkehr diente und deren Strecke meist entlang der Akzisemauer fuhrte Auch die erste Berliner U Bahn Linie wurde zwischen 1896 und 1902 als Hochbahn entlang der spater abgerissenen Akzisemauer in Kreuzberg gebaut Vor allem ab Mitte des 19 Jahrhunderts entstanden ausserhalb der Akzisemauer neue Vorstadte das Berliner Stadtgebiet umfasste 1840 mehr als das Doppelte des von der Mauer umgebenen Gebietes Als Folge davon wurden an den Zufahrtsstrassen zu Berlin teilweise weit vor den Toren der Stadt sogenannte Akzise oder Steuerhauser errichtet in denen nun der Zoll bezahlt werden musste Das einzige heute noch erhaltene Akzisehaus befindet sich etwa einen halben Kilometer vom Schlesischen Tor entfernt auf der Lohmuhleninsel im Landwehrkanal Ihrer hauptsachlichen Funktion enthoben wurde die Akzisemauer 1860 per Dekret aufgehoben Am 1 Januar 1861 wurde das Stadtgebiet durch Eingemeindungen noch einmal nahezu verdoppelt es wurde erstmals in 16 Stadtbezirke gegliedert 3 Zwischen 1867 und 1870 wurde die Akzisemauer und mit ihr fast alle Tore abgerissen Reste nach dem Abriss Bearbeiten nbsp Gedenktafel an der Stresemannstrasse Hohe Hausnummer 64 in Berlin Kreuzberg nbsp In den 1980er Jahren wieder aufgebautes Stuck der Akzisemauer in der Stresemannstrasse Hohe Hausnummer 65Nach dem Abriss blieben nur das Brandenburger Tor das Potsdamer Tor und das Neue Tor stehen Nur das Brandenburger Tor existiert noch in seiner alten Form einschliesslich der Nebengebaude zur Zollerhebung Das zerstorte Neue Tor wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen Das Schinkelsche Neue Potsdamer Tor zwischen Potsdamer Platz und Leipziger Platz wurde ebenfalls im Krieg zerstort Die Reste wurden beim Bau der Berliner Mauer 1961 abgetragen James Hobrecht lieferte im Auftrag des Berliner Polizeiprasidenten nach dem Abriss der Akzisemauer und einiger Tore eine Bauleitplanung fur das gesamte Berliner Stadtgebiet die in den folgenden Jahrzehnten schrittweise umgesetzt wurde Hobrecht Plan Nach Erschliessungsarbeiten setzte eine rege Bautatigkeit ein grosse Wohnblocke mit Vorderhaus Seitenflugeln und Quergebauden entstanden Sie gelten als die ersten Mietskasernen 3 Heute sind neben dem Brandenburger Tor noch Reste der Akzisemauer zu sehen In der Hannoverschen Strasse befindet sich ein unter Denkmalschutz stehendes Teilstuck der Mauer das in das Haus Nr 9 eingebunden ist In der Stresemannstrasse wurde ein Teil der Fundamente der Akzisemauer ausgegraben und 1987 ein Teil der Mauer zu Anschauungszwecken wieder errichtet Lage der Akzisemauer und Stadttore Bearbeiten nbsp Brandenburger Tor 1764 Blick nach Westen auf den Tiergarten nbsp Eingangsportal zum restaurierten ehemaligen Landgut Borsig mit den Skulpturen vom ehemaligen Oranienburger Tor nbsp Leipziger Potsdamer Tor um 1800 nbsp Rosenthaler Tor um 1800Der Verlauf der Akzisemauer und insbesondere die Lage der Stadttore zum Zeitpunkt des Abrisses der Mauer sind noch heute an Benennungen vor allem von Platzen erkennbar Im Uhrzeigersinn hatte die Akzisemauer die folgenden 18 Stadttore und zwei flussseitige Zufahrten Brandenburger Tor Pariser Platz Ecke Unter den Linden als einziges noch heute erhaltenes Stadttor Unterbaum dort wo die Unterbaumstrasse auf die Spree trifft Neues Tor Platz vor dem Neuen Tor Oranienburger Tor Torstrasse Ecke Friedrichstrasse Die Kreuzung Linienstrasse Ecke Oranienburger Strasse markiert eine fruhere Position des Tores Die Torstrasse wurde erst 1994 so benannt allerdings trug ein Teil der Strasse bereits im 19 Jahrhundert vorubergehend diesen Namen Der kunstsinnige Albert Borsig Sohn von August Borsig erwarb nach dem Abriss des Tores den Torschmuck uber den Fussgangerdurchgangen der von Carl von Gontard geschaffen wurde und setzte sie auf die Ziegelpfeiler des Eingangstores seines 1866 erworbenen Gutes Gross Behnitz seit 2015 Landgut Stober in Gross Behnitz einem Ortsteil von Nauen im Landkreis Havelland Brandenburg Hamburger Tor Torstrasse Ecke Kleine Hamburger Strasse Rosenthaler Tor Torstrasse Ecke Rosenthaler Strasse am Rosenthaler Platz Schonhauser Tor Torstrasse Ecke Schonhauser Allee Prenzlauer Tor Torstrasse Ecke Prenzlauer Allee Konigstor bis 1809 Bernauer Tor Greifswalder Strasse Ecke Am Friedrichshain Das Tor erhielt seinen Namen nachdem der preussische Konig Friedrich Wilhelm III nach seiner Flucht nach Ostpreussen durch dieses Tor nach Berlin zuruckkehrte Landsberger Tor Landsberger Allee Ecke Friedenstrasse Frankfurter Tor deutlich westlich des heutigen gleichnamigen Platzes und U Bahnhofs etwa am U Bahnhof Weberwiese Stralauer Tor zunachst Muhlentor Warschauer Strasse Stralauer Allee Muhlenstrasse Oberbaum Oberbaumbrucke Schlesisches Tor zunachst Wendisches Tor Skalitzer Strasse Schlesische Strasse am U Bahnhof Schlesisches Tor Kopenicker Tor Lausitzer Platz Kottbusser Tor Skalitzer Strasse Kottbusser Strasse am U Bahnhof Kottbusser Tor Wassertor Wassertorplatz Das Tor entstand bei der Anlage des Luisenstadtischen Kanals an der Stelle wo dieser die Stadtmauer durchfloss Hallesches Tor Hallesches Ufer Ecke Mehringplatz am U Bahnhof Hallesches Tor Anhalter Tor Stresemannstrasse Anhalter Strasse am S Bahnhof Anhalter Bahnhof Potsdamer Tor Leipziger Platz Ecke Potsdamer Platz Ahnliche Bauwerke in anderen Stadten BearbeitenNeben den oft festungsahnlichen Stadtmauern der Stadte dienten vor dem Bau von Akzisemauern die vorgelagerten Landwehren der allgemeinen Transportkontrolle und Zollerhebung Meist wurden diese nur mit einem Gebuck verstarkt teilweise sind jedoch auch Zaune oder Palisaden in Gebrauch gewesen wie etwa bei der Frankfurter Landwehr Der Bau von Mauern an Zollgrenzen kam vor allem im preussischen Staat mit seinen umfassenden Landrekrutierungen auf da diese Form der Verstarkung die Desertion von Soldaten erschwerte Ahnliche Maueranlagen fanden sich daher mehrfach im Preussen des 18 und 19 Jahrhunderts Die Zollmauer von Potsdam einer Residenz der preussischen Konige wurde ab 1733 errichtet und bestand bis 1869 Deren Reste sind in den noch erhaltenen Stadttoren wie Jagertor 1733 Nauener Tor 1733 1755 und Brandenburger Tor 1733 1777 zu erkennen Das Brandenburger Tor von Potsdam ist dabei nicht mit dem gleichnamigen Tor von Berlin zu verwechseln Literatur BearbeitenHelmut Zschocke Die Berliner Akzisemauer Die vorletzte Mauer der Stadt Berlin Story Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 929829 76 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtmauern in Berlin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Charles Otto Bouillon Marsch rund um Berlins Stadtmauer am Sonntag den 27 September 1863 In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins 26 1909 S 254 255 Otto Monch Noch einiges uber die Stadtmauer von Berlin In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins 27 1910 S 7 Die Akzisemauer stirbt vor der Akzise In berlin magazin info Abgerufen am 31 Dezember 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jurgen Mende Die aktuellen und historischen Namen der Strassen und Platze von Berlin Mitte Herausgegebenvom Luisenstadtischen Bildungsverein Edition Luisenstadt Berlin 2002 ISBN 3 89542 123 5 S 267 Amtliche Bekanntmachung vom 16 August 1841 Berliner Nachrichten Nr 195 20 August 1841 a b Hans Prang Horst Gunter Kleinschmidt Durch Berlin zu Fuss VEB Tourist Verlag Berlin Leipzig 1983 Seiten 28 29 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Zoll und Akzisemauer amp oldid 232112705