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Die Gutsanlage Gross Behnitz in Gross Behnitz Ortsteil der Stadt Nauen im brandenburgischen Landkreis Havelland war lange Zeit im Besitz der Unternehmerfamilie Borsig und beherbergt heute unter anderem ein Tagungshotel mit dem Namen Landgut Stober Ein Grossteil der erhaltenen historischen Gebaude sowie der am nahen Gross Behnitzer See gelegene Gutspark sind denkmalgeschutzt Eine Besonderheit stellt auch die Toranlage der Gutsanlage an der Behnitzer Dorfstrasse dar welche von zwei Sandstein Trophaen geschmuckt wird die ursprunglich zum Oranienburger Tor in Berlin gehorten Gutsanlage in Gross Behnitz Ansicht mit Blick auf die Toranlage und das ehemalige Inspektorenhaus Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Anfange 2 2 Besitz der Familie Borsig 2 3 Sowjetische Besatzung und DDR Zeit 2 4 Sanierung und Namensstreit 3 Denkmalschutz 3 1 Gutspark und Naturdenkmale 3 2 Gebaude 4 Sonstiges 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Gutsanlage liegt rund dreissig Kilometer Luftlinie westlich der Berliner Stadtgrenze im Ortskern von Gross Behnitz und erstreckt sich dort etwa 200 Meter entlang der nordlichen Seite der Behnitzer Dorfstrasse Unter Denkmalschutz stehen die Gebaude mit den Hausnummern 19 21 23 23a 25 29 31 37 und 39 Ebenfalls denkmalgeschutzt ist auch der danebenliegende Gutspark der wiederum durch den Gross Behnitzer See begrenzt wird Geschichte Bearbeiten nbsp Das Gut Gross Behnitz im 19 Jahrhundert Lithografie aus Sammlung von Alexander DunckerAnfange Bearbeiten Das Rittergut Gross Behnitz gelangte mit dem Generalleutnant August Friedrich von Itzenplitz an dessen Familie nachdem er Charlotte Sophie von Gersdorff geehelicht hatte deren Vater David Gottlob von Gersdorf wiederum 1717 in den Besitz des Gutes gelangt war Nach dem Tod des August Friedrich von Itzenplitz im Jahr 1759 ubernahm sein Sohn Friedrich Wilhelm Gottfried von Itzenplitz den Besitz Nachdem dieser wiederum nur 32 jahrig im Jahr 1772 verstorben war war sein einziger Sohn Peter Alexander von Itzenplitz mit einem Alter von etwa vier Jahren noch zu jung um den Besitz zu ubernehmen Daraufhin wurden die geerbten Guter zunachst verpachtet Nach seiner Heirat mit Henriette Charlotte von Borcke unternahm er gemeinsam mit ihr eine Bildungsreise nach England und studierte vor allem die dortigen landwirtschaftlichen Verhaltnisse 1 Die dort gemachten Erfahrungen wurden auch zum Vorbild fur die Bewirtschaftung der eigenen Guter 2 Wahrend seiner Zeit als Landrat des havellandischen Landkreises von 1794 bis 1804 liess er um 1800 am Gross Behnitzer See neben einem Gutspark ein Herrenhaus errichten welches heute nicht mehr erhalten ist Zur gleichen Zeit liess Peter Alexander von Itzenplitz auch die Vorwerke Heineberg und Friedrichshof anlegen Das zweistockige Gutshaus das von einem Walmdach bedeckt wurde war zwar schlicht gestaltet aber dennoch von nicht unerheblicher Grosse Dort sind auch Zusammenkunfte des Landrats mit Gelehrten wie Albrecht Daniel Thaer Friedrich Carl von Savigny und Achim von Arnim belegt Nach dem Tod von Itzenplitz wurde das Gut zunachst von seinen Nachfahren bewirtschaftet die allerdings Misswirtschaft betrieben und sich verschuldeten sodass das Gut nicht langer gehalten werden konnte 1 3 Besitz der Familie Borsig Bearbeiten 1866 kaufte der Unternehmer Albert Borsig Sohn des Grunders der Borsig Werke August Borsig die Gutsanlage fur 450 000 Taler In diesem und dem darauffolgenden Jahrzehnt wurde das Gut erheblich ausgebaut und entwickelte sich zu einem Mustergut Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden in den Werkskantinen der Borsig Werke verarbeitet Von 1869 bis 1870 wurden das von Itzenplitz errichtete Herrenhaus umgestaltet Es wurden zudem zahlreiche neue Gebaude errichtet darunter unter anderem das Inspektorenhaus ein Logierhaus eine Brennerei sowie mehrere Wirtschaftsgebaude wie Scheunen Speicher Stalle und Remisen Der Betrieb wurde mit modernsten Methoden und neuster Technik gefuhrt Von 1871 bis 1872 wurde die markante an der Behnitzer Dorfstrasse befindliche Toranlage errichtet die von zwei Sandstein Trophaen des ehemaligen Oranienburger Tores in Berlin geschmuckt wird Diese rettete Albert Borsig als das Tor im Jahr 1867 abgebrochen wurde und liess sie nach Gross Behnitz bringen 3 Ab 1894 fuhrten Albert Borsigs Sohne Ernst Borsig und Conrad Borsig das Gut Spater wurde Ernst alleiniger Verwalter der Behnitzer Guter wahrend Conrad sich auf sein Gut in Prillwitz in Pommern zuruckzog Nach dem Tod Ernst von Borsigs bewirtschaftete dessen gleichnamiger Sohn Ernst von Borsig junior ab 1933 die Guter Ernst junior wurde wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Mitglied der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis Diese tagte auch mehrere Male auf der Gutsanlage Bei einer ersten Zusammenkunft vom 10 bis 12 Oktober 1941 tauschten sich Ernst von Borsig und seine Frau Barbara mit Helmuth James Graf von Moltke und seiner Frau Freya von Moltke Peter Graf Yorck von Wartenburg und seiner Frau Marion Grafin Yorck von Wartenburg Adam von Trott zu Solz und seiner Frau Clarita von Trott zu Solz sowie Botho von Wussow und seiner Frau Mary aus An weiteren agrarpolitischen Tagungen nahmen auch Friedrich Christiansen Weniger Hans Schlange Schoningen Constantin von Dietze Horst von Einsiedel Hans Kruger und Friedrich Karl von Zitzewitz Muttrin teil 4 Wahrend viele der Mitglieder des Kreises hingerichtet wurden erlebte Ernst Borsig das Ende des Krieges Im April 1945 wurde Gross Behnitz von der roten Armee eingenommen Wenig spater wurde Borsig von den Sowjets festgenommen und zunachst in Weesow spater in Landsberg an der Warthe interniert 5 Dort starb er wohl im September 1945 woraufhin die Zeit der Familie Borsig auf dem Gut mit der Enteignung der Besitzungen endete 1 Sowjetische Besatzung und DDR Zeit Bearbeiten Am 24 Mai 1947 brach im Dachstuhl des von Itzenplitz errichteten Herrenhauses ein Brand aus der aber nur einen geringen Schaden anrichtete Dennoch wurde das Gebaude im September 1948 abgerissen Die Gutsanlage wurde spater von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft LPG Bundschuh genutzt Im Logierhaus war zu dieser Zeit eine Kindertagesstatte untergebracht 1 Sanierung und Namensstreit Bearbeiten nbsp Hotelgebaude Neubau an der Behnitzer Dorfstrasse nbsp Hotelgebaude Neubau hofseitigNach der Wende und Auflosung der LPG waren die Gebaude der Gutsanlage zunachst grosstenteils ungenutzt und dem Verfall preisgegeben 6 Ein Mitglied der Familie Borsig das als Kind noch selbst auf dem Gut gelebt hatte bemuhte sich erfolglos um eine Ruckgabe des Familienbesitzes 7 Im Jahr 2000 erwarb der Unternehmer Michael Stober 8 das Gelande von der Treuhandanstalt fur 110 000 Mark Dieser errichtete einen Hotel Betrieb fur Tagungen Veranstaltungen und private Feiern und investierte eine Summe von rund 30 Millionen Euro davon rund acht Millionen Euro Fordergelder 7 In der Folgezeit entbrannte ein Streit zwischen Stober und einem Nachfahren der Familie Borsig um die Benennung des nun Landgut Borsig genannten Guts Stober argumentierte der Name Borsig sei reprasentativer und werbewirksamer da er in der Bevolkerung um ein Vielfaches bekannter sei als der Ortsname Gross Behnitz Der Nachfahre dementierte und empfinde die Verwendung seines Familiennamens als Missbrauch Stober wirke nicht in der Tradition seiner Familie Zudem sei stets der Name Gut Gross Behnitz gelaufig gewesen und das Gut habe nie den Namen der Familie Borsig getragen 9 Im Jahr 2009 untersagte das Berliner Kammergericht die weitere Verwendung des Namens Borsig Zur Umgehung des Verbots wurde der Betrieb zunachst in Landgut A Borsig umbenannt nach Albert Borsig dessen Name nicht geschutzt war Nach einem mehrjahrigen Gerichtsverfahren das in letzter Instanz am Bundesgerichtshof gefuhrt wurde wurde auch die Nutzung dieses Namens untersagt Daraufhin wurde der Betrieb 2015 in Landgut Stober nach dem Namen des Betreibers umbenannt 10 9 Die bestehenden Gebaude wurden mit der Zeit saniert neue Gebaude errichtet 2012 wurde der bestehende Hotelbetrieb als das erste Bio Hotel der Region Berlin Brandenburg zertifiziert 11 Fur Tagungen stehen mehrere Tagungsraume fur bis zu 750 Personen zur Verfugung Insgesamt konnen dort auf rund 30 000 Quadratmetern Flache Hochzeiten Veranstaltungen oder Events mit bis zu 3 000 Teilnehmern durchgefuhrt werden 2020 wurde ein dreigeschossiger 87 Meter langer und zwolf Meter breiter Anbau entlang der Behnitzer Dorfstrasse errichtet der die Kapazitaten des Biohotels um 170 Zimmer auf insgesamt uber 300 erweiterte 12 Denkmalschutz BearbeitenGutspark und Naturdenkmale Bearbeiten nbsp Gutspark am Gross Behnitzer SeeDer Gutspark kann in die Itzenplitzsche Zeit um 1800 datiert werden und steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz Auf der Gutsanlage sind zudem mehrere Naturdenkmaler ausgewiesen darunter mehrere markante Platanen am Gross Behnitzer See sowie eine schatzungsweise mehr als 200 Jahre alte Eiche Landguteiche auf der Zufahrt des Logierhauses Gebaude Bearbeiten Beim uberwiegenden Teil der denkmalgeschutzten Gebaude handelt es sich um Gebaude im Stile der Schinkel Schule mit roten Ziegeln verblendet und mit Terrakotta verziert Diese stammen aus der Zeit der Inbesitznahme des Guts durch die Familie Borsig also Ende der 1860er Jahre bis Anfang der 1870er Jahre Um den Turm des Inspektorenhauses 1875 1876 gruppieren sich mehrere Gebaudeteile Der Komplex knupft damit an die Formen italienischer Landgebaude an 13 In ahnlicher Gestalt zeigen sich die Brennerei 1868 sowie diverse Wirtschaftsgebaude wie Stalle Speicher Scheunen und Werkstatten Westlich schliesst das ehemalige Kutscherhaus die Gutsanlage ab Dieses gehort jedoch nicht zum heutigen Landgut Stober Das verputzte und mit Stuck dekorierte weisse Logierhaus von 1876 sticht im Vergleich heraus Es orientierte sich in seiner Gestalt wohl an dem 1948 abgerissenen Herrenhaus Die erhaltenen Fundamentreste des Herrenhauses markieren den ehemaligen Standort Um 1919 erfolgte am ostlichen Rand der Gutsanlage der Bau einer Schmiede und weiterer Wirtschaftsgebaude nach Planen des Architekten Eugen Schmohl der zuvor schon mehrere Bauprojekte fur die Familie Borsig realisierte die Borsig Villa Reiherwerder den Borsig Turm in Berlin Tegel und spater auch am Umbau der Dorfkirche Gross Behnitz gegenuber der Gutsanlage sowie der Gestaltung der dort befindlichen Erbbegrabnisstatte der Familie Borsig beteiligt war 13 Die von Schmohl errichteten Gebaude gehoren nur teilweise zum Landgut Stober Aussenaufnahmen nbsp Logierhaus nbsp Brennerei nbsp Inspektorenhaus nbsp Ehemaliges Stallgebaude nbsp PortalSonstiges BearbeitenEinige Aussenaufnahmen zu Gustaf Grundgens Film Zwei Welten entstanden um 1939 auf dem Gutshof Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gut Gross Behnitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gutsanlage Gross Behnitz in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Webprasenz Landgut StoberEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Almut Andreae Udo Geiseler Hrsg Die Herrenhauser des Havellandes Eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart Lukas Verlag Berlin 2001 ISBN 3 931836 59 2 S 132 138 Theodor Fontane Wanderungen durch die Mark Brandenburg Zweiter Teil Das Oderland Kapitel Graf und Grafin Itzenplitz a b Stadt Nauen Geschichte von Gross Behnitz abgerufen am 15 August 2022 Zeitleiste Kreisauer Kreis zukunft braucht erinnerung de 5 April 2009 abgerufen am 19 Oktober 2022 Holm Kirsten Das sowjetische Speziallager Nr 4 Landsberg Warthe Gedenkstatten Buchenwald und Mittelbau Dora Hrsg ISBN 978 3 89244 952 2 S 69 Gross Behnitz Ein Fleckchen Urlaub In Markische Allgemeine 28 Oktober 2016 abgerufen am 2 Februar 2022 a b Susanne Rost Borsigs Mustergut Mit Volldampf in die Moderne In Berliner Kurier 19 Juli 2021 abgerufen am 20 Oktober 2022 Gereon Asmuth Senatsklausur auf dem Landgut Stober Investorenethik und Kettensage In Die Tageszeitung taz 18 Januar 2022 ISSN 0931 9085 taz de abgerufen am 6 Juni 2023 a b Claus Dieter Steyer Nicht jeder darf sich Borsig nennen In tagesspiegel de 21 Februar 2010 abgerufen am 19 August 2022 Landgut in Gross Behnitz heisst nun Stober In Markische Allgemeine 18 Dezember 2015 abgerufen am 19 Oktober 2022 Andreas Kaatz Nachhaltigkeit bringt sogar einen wirtschaftlichen Vorteil So funktioniert ein Bio Hotel In Markische Allgemeine 11 November 2020 abgerufen am 21 August 2022 Andreas Kaatz Landgut Stober eroffnet Anbau fur Bio Hotel In Markische Allgemeine 17 September 2020 abgerufen am 21 August 2022 a b Ulrich Wanke Gross Behnitz Das Erbe Schinkels und die Bauten des Landguts unter der Familie Borsig In Brandenburgische Denkmalpflege Jahrgang 15 2006 Heft 2 S 17 2652 58213 12 735209 Koordinaten 52 34 55 7 N 12 44 6 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gutsanlage Gross Behnitz amp oldid 238708476