www.wikidata.de-de.nina.az
Die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau und Pfarrkirche St Peter und Paul in Steinhausen einem Ortsteil von Bad Schussenried Oberschwaben ist eine Barockkirche die von 1728 bis 1733 fur die Reichsabtei Schussenried wahrend der Amtszeit des Abtes Didacus Strobele errichtet wurde Geplant erbaut und stuckiert von Dominikus Zimmermann durch dessen alteren Bruder Johann Baptist Zimmermann mit kunsthistorisch bedeutenden Deckenfresken ausgestattet gilt sie als Hauptwerk der Wessobrunner Schule wie auch als eines der grossten Meisterwerke des fruhen Rokoko Die Wallfahrtskirche ist sowohl eine Hauptsehenswurdigkeit der Oberschwabischen Barockstrasse als auch des Oberschwabischen Jakobsweges der Junger Jakobus findet sich als Deckengemalde im Gotteshaus Die Kirche ist seit 1865 auch Pfarrkirche und wird oft als schonste Dorfkirche der Welt bezeichnet Wallfahrtskirche Steinhausen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Orgel 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Blick auf SteinhausenDer Ort Steinhausen als Stainhusen erstmals 1239 erwahnt besass spatestens um das Jahr 1275 eine kleine Marienkirche Sie diente dem Ortsadel als Grabstatte und der Pfarrei als Pfarrkirche 1363 kauften die Pramonstratenser der Propstei Schussenried die Kirchensatze Widumhofe und Zehntrechte von Steinhausen Die Marienwallfahrten nach Steinhausen begannen im 15 Jahrhundert Um 1415 wurde das Gnadenbild aufgestellt das heute noch im Zentrum der Verehrung steht und vermutlich auch die Kirche im Stil der Gotik umgestaltet Um 1615 wurde die kleine Marienkirche umgebaut und 1652 nach den Zerstorungen des Dreissigjahrigen Krieges erneut renoviert Abt Tiberius Mangold liess die Kirche im Stil des Barock ausstatten und einen Marienaltar vor dem Gnadenbild aufstellen Im Jahr 1726 fasste der Schussenrieder Abt Didacus Strobele den Entschluss zum Neubau der Kirche Grund dafur war nicht zuletzt der wachsende Strom der Pilger fur den die kleine Marienkirche nicht ausreichte Die wohlhabende Reichsabtei genehmigte 9 000 Gulden fur den Bau Als Baumeister wurde Dominikus Zimmermann gewonnen der sich mit Klosterbauten bereits einen Namen gemacht und gerade vom Dominikanerinnenkloster Siessen den Auftrag zum Neubau der Konventskirche erhalten hatte Am 30 Marz 1727 legte Zimmermann erste Entwurfe vor Am 7 Marz 1728 wurde das Gnadenbild feierlich in das Kloster ubertragen eine Woche spater begannen die Abbrucharbeiten Am 8 August 1728 wurde feierlich der Grundstein auf den Fundamenten der alten Kirche gelegt Das Material fur den Bau kam aus dem Steinbruch des Klosters Siessen 1729 war der Rohbau vollendet im darauffolgenden Fruhjahr begann Dominikus Zimmermann mit der Stuckierung des Innenraums Der erste Gottesdienst in der neuen Kirche hatte bereits stattgefunden als Johann Baptist Zimmermann der altere Bruder des Baumeisters mit seinen beiden Sohnen im Sommer 1731 begann die Fresken der Kirchendecke zu malen Bereits am 24 November 1731 wurde die Kirche von Abt Strobele benediziert wahrend Ausstattung und Stuck noch unvollendet waren Die feierliche Kirchweihe vollzog am 5 Mai 1733 der Konstanzer Weihbischof Franz Johann Anton von Syrgenstein Abt Strobele hatte inzwischen wegen Konflikten mit dem Orden abgedankt man hatte ihm Charakterschwache und Nachlassigkeit vorgeworfen Im Jahre 1733 war Strobele nach einer uberraschenden Visitation des Generalvikars der Pramonstratenser Abt Hermann Vogler von der damaligen Reichsabtei Monchsrot abgesetzt und in das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald verbannt worden wo er zwei Jahre lang blieb Von hier aus verbrachte man Strobele im Jahr 1735 in die Pramonstratenserabtei Wadgassen an der Saar wo er versorgt mit einer jahrlichen Pension des Klosters Schussenried von 500 Gulden dreizehn Jahre lang lebte und im Jahr 1748 starb 1 Am 29 September 1735 wurde das Gnadenbild aus dem Kloster Schussenried wieder nach Steinhausen ubertragen An der Prozession sollen 20 000 Glaubige beteiligt gewesen sein nbsp Steinhausen mit der WallfahrtskircheDie vorubergehende Verlagerung des Marienbildes tat der Wallfahrt nach Steinhausen keinen Abbruch Die Zahl der Pilger nahm von Jahr zu Jahr zu wenn auch die meisten aus der Region kamen Erst im Zuge der Aufklarung und zunehmenden Bekampfung der organisierten Religion schwanden gegen Ende des 18 Jahrhunderts die Pilgerscharen 1803 wurde das Kloster Schussenried geschlossen Zwei Jahre spater ersetzten Weltpriester die letzten Chorherren 1865 wurde die Wallfahrtskirche in eine Pfarrkirche umgewandelt Im Gegensatz zu anderen Wallfahrtskirchen wurde Steinhausen jedoch nie uber langere Zeit geschlossen und fand auch Freunde in den hochsten Kreisen Konig Wilhelm I von Wurttemberg liess 1844 die Kirche renovieren und 1851 1852 eine neue Orgel einbauen Nach der Jahrhundertwende wurde 1920 die Turmkuppel erneuert und 1931 der Dachstuhl gesichert Von 1940 bis 1942 wurde der Innenraum renoviert Weitere Sanierungsmassnahmen vor allem an den Deckengemalden folgten von 1967 bis 1974 Das Patroziniumsfest wird am Schmerzensfreitag auch Maria unter dem Kreuz der Freitag vor Palmsonntag begangen Die Pfarrkirche ist dem Bistum Rottenburg Stuttgart zugeordnet und gehort zur Seelsorgeeinheit Ingoldingen Winterstettenstadt Winterstettendorf Die Kirche liegt am Jakobsweg und ist nach wie vor eine Pilgerstation Zudem ist sie ein sehr beliebter Ort fur Hochzeiten Architektur Bearbeiten nbsp GrundrissDie aussere Form der Wallfahrtskirche ist eindeutig weder einem Zentralbau noch einer kreuzformige Kirchenanlage zuzuordnen Vier barocke Giebel mit Voluten betonen einerseits die fast vollkommene Symmetrie des Baus andererseits markieren zwei Scheingiebel das vermeintliche Querhaus Konvex geschwungene Wandelemente vermitteln zwischen Quer und Langsachse und lassen das Oval des Innenraums erahnen Uber dem Westportal thront als richtungsgebendes Element ein Glockenturm mit Zwiebelhaube der in drei Geschosse untergliedert ist Die geschwungenen Formen der doppelten Fensterreihen sowie Pilaster die die Aussenwand gliedern und zu einer rhythmischen Einheit verbinden lassen die aufwandige Zier des Innenraums erahnen nbsp Blick zum HochaltarDominikus Zimmermann schuf mit der Steinhauser Wallfahrtskirche eine einmalige Verschmelzung der ovalen Form des Sakralraums die im romischen Barock durch Bernini und Borromini popular geworden war mit dem Vorarlberger Munsterschema welches ein durch zwei Reihen von Pfeilern gegliedertes Kirchenschiff vorsah Zimmermann kam zu einer einfachen wie wirkungsvollen Losung Dem ovalen Kirchenraum ist ein ebenso ovaler Ring aus zehn quadratischen Pfeilern einbeschrieben Sie tragen die flache Kuppel des Innenraums und spannen so eine Art Leinwand auf auf der sich die Fresken wie ein zweiter Himmel entfalten konnen Andererseits entsteht so zwischen dem Ring auf Pfeilern und der Aussenwand ein Umgang der ohne echte Seitenschiffe zu bilden dem Innenraum eine effektvolle doppelte Wandschale verleiht In den Zwischenraumen der Pfeiler befinden sich an der Aussenwand zwei Reihen von je vier reich dekorierten Fenstern die den Innenraum von allen Seiten gleichmassig beleuchten und das Pfeileroval besonders plastisch zur Geltung bringen nbsp DeckenfreskoDas quergestellte Oval der Apsis mit dem monumentalen Hochaltar liegt im Osten des Kirchenschiffs als Blickfang und Zentrum der liturgischen Verehrung direkt dem Hauptportal gegenuber Doch ist dies mit der Orgelempore uber dem Westportal fast das einzige architektonische Zugestandnis an die West Ost Orientierung Pragend sind vielmehr die mit reichem Stuckzierat und Rocailleformen geschmuckten Pfeiler die schlicht gestaltete weisse Rundbogen sowie ein uppig dekoriertes Wandgesims tragen das sich bereits zur Kuppel rundet Der Stuck dieses Gesimses dient gewissermassen als Brustung der Theaterbuhne auf der die Figuren des Deckengemaldes agieren Orgel Bearbeiten nbsp Blick auf die OrgelDie Orgel der Klosterkirche wurde 1975 von der Orgelbaufirma Reiser erbaut in einem historischen Gehause aus dem Jahre 1730 welches von dem Orgelbauer Schmid Boos erbaut worden war Das ursprungliche Orgelwerk wurde 1852 durch den Orgelbauer Engelfried ersetzt Einige Register des heutigen Instruments stammen noch aus dem Jahre 1852 Das Schleifladen Instrument hat 25 Register auf zwei Manualwerken und Pedal Die Spiel und Registertrakturen sind mechanisch 2 I Hauptwerk C g31 Pommer 16 2 Prinzipal 8 3 Grobgedackt 8 4 Gemshornzart 8 5 Oktave 4 6 Querpfeife 4 7 Nasatquinte 2 2 3 8 Waldflote 2 9 Mixtur 1 1 3 10 Trompete 8 II Brustwerk C g311 Weidenpfeife 8 12 Lieblich Gedackt 8 13 Kleinprinzipal 4 14 Rohrflote 4 15 Oktave 2 16 Terzzimbel 2 3 18 Sifflote 1 1 3 18 Dulcian 8 Tremulant Pedalwerk C f119 Prinzipalbass 16 20 Subbass 16 21 Oktavbass 8 22 Rauschbass 4 23 Quintadena 4 24 Nachthorn 2 25 Posaune 16 Koppeln II I I P II PLiteratur BearbeitenHermann Bauer Anna Bauer Johann Baptist und Dominikus Zimmermann Entstehung und Vollendung des bayerischen Rokoko A Pustet Regensburg 1985 ISBN 3 7917 0918 6 Otto Beck Paul Notz Wallfahrtskirche Steinhausen Kleine Kunstfuhrer Nr 203 34 Auflage Schnell amp Steiner Regensburg 2010 ISBN 978 3 7954 4180 7 Matthaus Gerster Unsere Liebe Frau zu Steinhausen Roman um einen Kirchenbau Schwabenverlag Stuttgart 1948 Bernhard Ruess Baugeschichte des vom Reichsstift Schussenried erstellten Wallfahrtstempels zu Steinhausen OA Waldsee in Archiv fur christliche Kunst Organ des Rottenburger Diozesan Kunstvereins 32 Jg 1914 S 75 78 und 92 96 Digitalisat Adolf Schahl Die Kunstdenkmaler des ehemaligen Kreises Waldsee Die Kunstdenkmaler in Wurttemberg DVA Stuttgart und Berlin 1943 Wolfgang Urban Barockkirche Steinhausen Bedeutungsfulle von Architektur und Kunst Kunstverlag Fink Lindenberg im Allgau 2015 ISBN 978 3 89870 906 4 Einzelnachweise Bearbeiten Katholische Kirchengemeinde Maria Heimsuchung Wadgassen Zivilgemeinde Wadgassen Bisttalforum Wadgassen Hrsg Pramonstratenserabtei Wadgassen 1135 1792 Beitrage zur Abtei und Ortsgeschichte hrsg anlasslich des Jubilaums 800 Jahre Grundung der Pramonstratenserabtei Wadgassen Wadgasser Publikationen Nr 4 Saarlouis 1985 S 109 114 Informationen zur Orgel gesehen am 26 Juli 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wallfahrtskirche Steinhausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wallfahrtskirche Steinhausen In archINFORM Kirchengemeinden St Peter und Paul Steinhausen und St Jakobus Muttensweiler nbsp Navigationsleiste Jakobsweg Oberschwabischer Jakobsweg Vorhergehender Ort Steinhausen Wallfahrtskirche Steinhausen Nachster Ort Winterstettenstadt Ortsubersicht Ulmer Munster Ulm Grimmelfingen Einsingen Erbach Donaurieden Oberdischingen Ersingen Risstissen Untersulmetingen Obersulmetingen Schemmerberg Apfingen Laupertshausen Mettenberg Biberach an der Riss Reute Grodt Muttensweiler Steinhausen Wallfahrtskirche Steinhausen Winterstettenstadt Bad Waldsee Bergatreute Weingarten Ravensburg BrochenzellOstliche Route Meckenbeuren Tettnang Giessenbrucke Heiligenhof Atlashofen Huttmannsberg Gattnau Arensweiler Selmnau Hattnau NonnenhornWestliche Route Rammetshofen Unterteuringen Hepbach Leimbach Moggenweiler Markdorf Meersburg Bodensee Staad Konstanz Konstanzer Munster 48 02895 9 69568 Koordinaten 48 1 44 2 N 9 41 44 4 O Normdaten Geografikum GND 4139955 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wallfahrtskirche Steinhausen amp oldid 224830353