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Die Vorgeschichte Sibiriens ist auch aufgrund der klimatischen Bedingungen von archaologisch unterschiedlich fassbaren Kulturen gepragt In der Kupfersteinzeit waren die Kulturen in West und Sudsibirien von der Viehzucht gepragt wahrend die ostliche Taiga und Tundra bis ins fruhe Mittelalter von Wildbeutern dominiert wurden Erhebliche Veranderungen in Gesellschaft Wirtschaft und Kunst kennzeichnen die Entstehung des Reiternomadismus in den mittelasiatischen Steppen im 1 Jahrtausend v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Naturraumliche Gliederung 3 Historischer Uberblick 3 1 Steinzeit bis um 2400 v Chr 3 2 Bronzezeit um 2400 800 v Chr 3 3 Eisenzeit um 800 v Chr bis 500 n Chr 3 4 Ausblick 4 Ethnien und Sprachen 5 Kulturelle Entwicklung 5 1 Sibirien vor der Kupfersteinzeit 5 2 Die Jager und Sammler in Jakutien und Baikalien 5 3 Die sesshaften Gesellschaften Westsibiriens und Baikaliens 5 3 1 Keramik 5 3 2 Kunst und Kleinfunde 5 3 3 Siedlungsbau 5 3 4 Gesellschaft 5 3 5 Wirtschaft 5 3 6 Religion und Totenkult 5 4 Die eisenzeitlichen Steppenvolker Mittel und Ostasiens 5 4 1 Kunst 5 4 2 Gesellschaft 5 4 3 Wirtschaft 5 4 4 Religion und Totenkult 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksForschungsgeschichte BearbeitenDie wissenschaftliche Erforschung der archaologischen Hinterlassenschaften aus dem Raum zwischen Ural und Pazifik begann in der Regierungszeit Peters I 1682 bis 1725 der gezielt skythenzeitliche Goldfunde sammeln liess und so die Ertrage zahlreicher Raubgrabungen vor dem Einschmelzen rettete Unter seiner Regierung wurden mehrere Expeditionen mit der naturwissenschaftlichen volkerkundlichen und sprachwissenschaftlichen Erforschung Sibiriens beauftragt darunter etwa die Zweite Kamtschatkaexpedition des Danen Vitus Bering 1733 1743 Die Forscher interessierten sich aber auch fur archaologische Funde und fuhrten erste wissenschaftliche Grabungen in sibirischen Kurganen durch Nach einem vorubergehenden Ruckgang des Interesses in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts erreichte die archaologische Forschung in Sibirien im spaten 19 Jahrhundert wieder grossere Fortschritte Vor allem in Sudsibirien und Mittelasien wurden Grabungen unternommen Die Folgen der Oktoberrevolution 1917 schufen fur die archaologische Forschung andere oft beengte Voraussetzungen dennoch erlebte sie immer grossere Projekte oftmals Rettungsgrabungen im Zuge gigantischer Baumassnahmen Allmahlich wurden auch entlegenere Gebiete der damaligen Sowjetunion beispielsweise Jakutien und Tschukotka in die Erforschung einbezogen Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt diese Entwicklung an Infolge des Zerfalls der Sowjetunion 1991 wurde auch wieder eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Westen moglich Naturraumliche Gliederung Bearbeiten nbsp Topographie RusslandsDie naturlichen Bedingungen Sibiriens weisen grosse Verschiedenheit auf dies gilt fur Klima Vegetation und Landschaft Im Westen wird Sibirien vom Uralgebirge begrenzt daran schliesst sich ostlich das westsibirische Tiefland an das im Osten bis zum Fluss Jenissei reicht Auf ihn folgt das mittelsibirische Bergland das im Osten an das Becken der Lena grenzt an welches das nordostsibirische Bergland anschliesst Nach Suden hin wird Sibirien von einer losen Gebirgskette nach Sudwesten hin vom Hugelland der kasachischen Schwelle begrenzt Das Klima ist in Sibirien sehr unterschiedlich Jakutien nordostlich der Lena gehort zu den kaltesten Orten der Welt gleichzeitig schwankt dort die Temperatur jahreszeitlich um mehr als funfzig Grad Auch die Niederschlage sind sehr niedrig Dies gilt auch fur den sudwestlichen Rand Sibiriens wo Steppen Wusten und Halbwusten angrenzen Ackerbau ist ohne kunstliche Bewasserung heute in Sibirien nur zwischen dem 50 und 60 Breitengrad moglich Die klimatischen Bedingungen sind die Voraussetzung fur die Vegetationszonen Im aussersten Norden befindet sich die Tundra mit nur minimaler Vegetation So weit nicht von Gebirgen eingenommen werden die grossten Teile Sibiriens von der Taiga dem borealen Nadelwald bedeckt Im Sudwesten schliesst sich die Waldsteppe an die nach Suden hin in die Grassteppe und die mittelasiatischen Wusten ubergeht Vor Beginn des Holozans vor etwa 12 000 Jahren herrschten jedoch andere Bedingungen Zum Ende der Wurm Kaltzeit vor 115 000 bis 10 000 Jahren reichte die Tundra noch wesentlich weiter nach Suden von Gletschern war aber nur der Ural und das Gebiet ostlich des unteren Jenissei bedeckt Historischer Uberblick BearbeitenSteinzeit bis um 2400 v Chr Bearbeiten Funde aus dem Palaolithikum haben sich kaum erhalten Das Altpalaolithikum scheint aber uber Ostkasachstan bis in den Altai verbreitet gewesen zu sein Ein 1938 gefundener Bestattungsplatz eines Neandertalerkindes zeigt Ahnlichkeiten mit dem Mousterien des Iran und Irak Im Jungpalaolithikum finden sich die meisten Spuren eher im Ural wo unter anderem Felsbilder mit Mammutdarstellungen gefunden wurden dem Altaivorland am oberen Jenissei westlich des Baikalsees sowie um 25 000 v Chr an der Laptewsee nordlich des Polarkreises 1 So fanden sich in der Siedlung von Malta bei Irkutsk Reste von Hutten mit reichem Inventar Tierplastiken und Frauenstatuetten Venusfigurinen erinnern an das europaische Jungpalaolithikum 2 Das sibirische Jungpalaolithikum das mit den Fundstatten Mamontova Kurya und Zaozer e ab etwa 41 000 bzw 39 000 v Chr belegbar ist 3 und auf den modernen Menschen zuruckgeht konnte in engem Kontakt mit dort weiterhin lebenden Neandertalern entwickelt worden sein Darauf deuten mittelpalaolithische Anzeichen hin Das Jungpalaolithikum reicht zeitlich bis weit ins Mesolithikum Europas Postglazial bildete sich nun erst die Taiga Die ansonsten so typischen Mikrolithen finden sich nicht Der Begriff der Jungsteinzeit um 5500 3400 v Chr 4 ist in Nordasien vorwiegend von chronologischer Bedeutung sowohl fur Ackerbau als auch fur Viehzucht fehlt in Sibirien wahrend der eigentlichen mitteleuropaischen Jungsteinzeit jeglicher Hinweis Allerdings heben sich die neolithischen Kulturen Nordasiens vom vorausgehenden Mesolithikum in ihrem Fundgut sehr deutlich durch die Einfuhrung der Keramik ab Nur wenige Siedlungen sind bekannt Bei Cestyj Jag fanden sich die Reste von 18 Wohnbauten Der Ort lag nahe an einem Fluss Zum Fundgut gehoren Keramik und Steingerate Sudwestsibirien erreichte wahrend der Kupfersteinzeit die hier gegen Ende des 4 Jahrtausends begann eine jungsteinzeitliche Kulturstufe was mit der Einfuhrung der Kupferverarbeitung zeitlich ungefahr ubereinstimmte In den nordlichen und ostlichen Gebieten zeigten sich noch keine einschneidenden Veranderungen Bronzezeit um 2400 800 v Chr Bearbeiten In der zweiten Halfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends erreichte die Bronzeverarbeitung die Kulturen des westlichen Sibirien Gruppen im ostlichen Uralvorland bildeten aus kupfersteinzeitlichen Traditionen in der Wende zum zweiten Jahrtausend die Andronowo Kultur die aus mehreren ortlichen Formen bestand Besondere Beachtung verdienen die befestigten Siedlungen Arkaim Olgino und Sintaschta als erste Ansatze einer Urbanisierung in Sibirien In den Talern von Ob und Irtysch zeigt sich weiterhin die seit der Jungsteinzeit bestehende Keramik sehr gering waren die Veranderungen im Raum um den Baikalsee und in Jakutien nbsp Die Ausbreitung der Andronowo Kultur rot wahrend der mittleren BronzezeitIn der mittleren Bronzezeit um 1800 1500 v Chr erweiterte sich der Einzugsbereich der westsibirischen Andronowo Kultur stark nach Osten und erreichte sogar das Tal des Jenissei In allen lokalen Formen der Andronowo Kultur findet sich eine homogene Keramik die auch auf die Kulturen am Ob ausstrahlte Diese bewahrten in der Keramik jedoch gleichzeitig eigene in jungsteinzeitlicher Tradition stehende Formen Mit Beginn der spaten Bronzezeit um 1500 800 v Chr vollzogen sich in Sudsibirien entscheidende kulturelle Veranderungen Der Andronowo Kulturkreis loste sich auf seine sudlichen Nachfolger stellten eine vollig neue mit wulstformigen Elementen verzierte Keramik her Gleichzeitig zeigten sich in der Bronzeindustrie sudlicher Kulturen moglicherweise durch Einflusse aus dem Sudosten neue Formen Besonders bedeutsam waren diese Veranderungen im Baikalraum heute Oblast Irkutsk und in Burjatien Die dortigen noch immer auf einer kupfersteinzeitlichen Stufe stehenden Kulturverhaltnisse wurden von einer Bronze verarbeitenden Viehzuchtergesellschaft abgelost wie in Jakutien wurde dort die Bronze nun erstmals als Werkstoff verwendet Eisenzeit um 800 v Chr bis 500 n Chr Bearbeiten Die kulturelle Kontinuitat am Ob hielt im ersten Jahrtausend v Chr als in Sibirien die Eisenzeit anbrach weiter an es findet sich dort immer noch die heimische Keramik Ein umso grosserer Umbruch machte sich nun im zentralasiatischen Steppengurtel bemerkbar Die sesshaften vorwiegend viehzuchtenden Gesellschaften der spaten Bronzezeit wurden abgelost durch mobile Reiternomadenverbande die bis in die Neuzeit Bestand haben sollten Die Mobilitat die die neue Gesellschaftsform ermoglichte entfesselte eine ungeheure Dynamik mit der sich die Volker Mittelasiens fortan in der Steppe bewegen konnten Davon waren nicht zuletzt auch die benachbarten Hochkulturen betroffen Das alte China wurde von den Xiongnu und ihren Nachfolgern bedroht die antiken Staaten des heutigen Iran hatten sich gegen die Massageten und Saken und das Romische Reich dessen Westteil wenig spater unterging schliesslich gegen die Hunnen zu verteidigen Die gesellschaftlichen Veranderungen schlugen sich auch im Fundgut deutlich nieder Es finden sich keine Siedlungen mehr Angehorige der neu gebildeten Oberschicht wurden in riesigen Kurganen reich ausgestattet begraben und vollig neue Formen der Kunst bildeten sich heraus In den weniger trockenen Steppen weiter im Norden entwickelte sich die sesshafte Viehzuchtergesellschaft der Spatbronzezeit unter Einfluss der materiellen Kultur der Reiternomaden weiter Es entstanden protourbane Siedlungen wie Tschitscha in der Spatirmen Kultur in Westsibirien und die Anlagen im Norden des Siedlungsgebiets der Xiongnu Ebenso finden sich in Ostsibirien sesshafte Ackerbau treibende Kulturen wie die Jankovsker Kultur Ausblick Bearbeiten Vielerorts bereitet der Ubergang zur nun folgenden Zeit mangels archaologischer Funde noch Probleme Dennoch sind bereits allgemeine Aussagen moglich In den zentralasiatischen Steppen machten sich etwa im 5 Jahrhundert turkische Gruppen bemerkbar die sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte sowohl nach Westen als auch nach Norden ausbreiteten und zeitweise ganz Sudsibirien unter ihrer Herrschaft vereinten Schlechter fassbar bleiben die Gebiete weiter im Norden wo Trager uralischer und palaosibirischer Sprachen lokalisiert werden ohne dass nahere Aussagen moglich waren Die nachste deutliche Zasur in der Geschichte Sibiriens bildet die russische Eroberung die im 16 Jahrhundert begann und erst im 19 Jahrhundert abgeschlossen war Mit ihr begann in Sibirien die Neuzeit Ethnien und Sprachen BearbeitenVerwertbare historische Nachrichten uber den fraglichen Raum stehen fruhestens seit dem Beginn des 1 Jahrtausends v Chr mit altorientalischen bald darauf auch griechischen und chinesischen Quellen zur Verfugung Entsprechend sind gesicherte Aussagen uber Ethnien und Sprachen erst seit der vorangeschrittenen Eisenzeit moglich fur fruhere Zeiten und die weiter nordlich gelegenen Gebiete steht ausschliesslich der archaologische Befund zur Verfugung Einige Theorien etwa die Kurgan Hypothese von Marija Gimbutas versuchen hypothetische Sprachgruppen mit archaologischen Kulturen in Verbindung zu bringen hierbei sind jedoch die Unsicherheiten sehr gross Erste eindeutige Aussagen sind seit dem 1 Jahrtausend v Chr moglich als benachbarte Hochkulturen mit Steppenvolkern in Kontakt kamen In den Steppen nordlich des Schwarzen Meeres und ostlich des Kaspischen Meeres tauchen in griechischen assyrischen und persischen Quellen Reiternomaden auf die sich als Trager iranischer Sprachen identifizieren lassen Gleichzeitig stammen aus dem alten China erste Berichte uber die Reitervolker an Chinas nordwestlichen Randern Neben verschiedenen kaum identifizierbaren Gruppen aus Texten der Shang und der Zhou Zeit sind hier insbesondere die Xiongnu erwahnenswert Ausgehend von uberlieferten Personennamen und Titeln wurde versucht die Sprache der Xiongnu entweder als fruhe Turksprache als eine proto mongolische oder als jenisseische Sprachform zu identifizieren Mit dem Beginn des fruhen Mittelalters verschwanden die iranischen Steppenvolker an ihrer Stelle breiteten sich nun Turkvolker bis in die ostliche Peripherie Europas und in den Nordosten Sibiriens aus In den nordlich des asiatischen Steppengurtels gelegenen Gebieten siedelten in prahistorischer Zeit mutmasslich Trager uralischer palaosibirischer und anderer Sprachen im Mittelalter erscheinen auch hier in einem weiten Raum Turkvolker deren prahistorische Ausbreitung jedoch nicht geklart ist Kulturelle Entwicklung BearbeitenSibirien vor der Kupfersteinzeit Bearbeiten Die ersten archaologischen Funde aus Sibirien datieren bereits in die Altsteinzeit An verschiedenen Orten in Westsibirien Baikalien und Jakutien wurden Lagerplatze aus vorjungsteinzeitlicher Zeit entdeckt die oft uber Jahrhunderte hin aufgesucht wurden Neben rein oberirdischen zeltahnlichen Anlagen die keine Spuren im Boden hinterliessen existierten auch oft leicht eingetiefte Hutten deren Wande und Dacher aus Tierknochen und Rentiergeweihen bestanden Werkzeuge und Waffen wurden vorwiegend aus Feuerstein und Kiesel sowie auch Knochen hergestellt wobei sich trotz der immensen zeitlichen und raumlichen Ausdehnung in Form und Verwendung eher geringe Differenzen feststellen lassen In einigen Siedlungsplatzen wurden fruhe Kunstzeugnisse gefunden bei denen es sich um menschen und tierformige gelegentlich auch abstrakte Plastiken und Ritzungen handelt Die alt und mittelsteinzeitlichen Bewohner Sibiriens waren Jager und Sammler wobei Saugetiere wie Mammute und Rentiere seltener auch Fische gejagt wurden Im 6 Jahrtausend v Chr breitete sich in ganz Sibirien die Keramikherstellung aus weshalb die folgende Zeit von der Forschung als Jungsteinzeit eingeordnet wird Im Gegensatz zu Europa und Vorderasien blieben Lebensweise Wirtschaft und Kultur jedoch weitgehend unverandert Die Jager und Sammler in Jakutien und Baikalien Bearbeiten Die vorgeschichtliche Besiedlung der riesigen Taiga und Tundragebiete ostlich des Jenissei und nordlich von Baikalien unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den vorgeschichtlichen Kulturen der anderen Teile Nordasiens Starker als sonst macht sich hier eine in das Mesolithikum zuruckreichende Siedlungskontinuitat bis in die zweite Halfte des 1 nachchristlichen Jahrtausends wo es zum bisher nicht ausreichend geklarten Ubergang zum Mittelalter kam bemerkbar Trotz der ungeheuren Ausdehnung dieses Raumes zeigen sich nur unbedeutende lokale Differenzen was auf eine sehr mobile nomadische Bevolkerung hinweist Die fruheste Kultur in Jakutien die Keramik herstellte war die Syalach Kultur die sich durch die Radiokarbonmethode in das 5 Jahrtausend v Chr datieren lasst Sie ist gekennzeichnet durch eine mit Netzabdrucken und Einstichreihen am Rand verzierte Keramik Ihr Fundgut weist daneben Waffen und Werkzeuge aus Silex und Knochen auf Es ist eine Reihe von teilweise schon seit dem Mesolithikum benutzten Siedlungsplatzen bekannt an denen sich die Befunde jedoch auf Herdstellen und Gruben beschranken Reste fester Gebaude fehlen vollig Entsprechend waren die Trager der Syalach Kultur nomadische Wildbeuter die von Jagd und Fischfang lebten und in saisonalen Zyklen bestimmte Platze aufsuchten In einem kontinuierlichen Ubergang bildete sich aus ihr die Belkatschi Kultur in deren Keramik sich Schnurabdrucke Streifen Zickzacklinien und ahnliche Motive finden Ihre Toten wurden in gestreckter Ruckenlage in Erdgruben bestattet Ansonsten lassen sich keine grosseren Veranderungen erkennen Die das ganze 2 Jahrtausend v Chr einnehmende Ymyjachtach Kultur weist eine neuartige Waffelkeramik auf deren Oberflache mit Textilabdrucken verziert wurde und dadurch ein waffelahnliches Aussehen erhielt Gegen Ende des 2 Jahrtausends wurde Jakutien von der Bronzeverarbeitung erreicht die das wesentliche Kennzeichen der Ust Mil Kultur darstellt Im 1 Jahrtausend bildete sich eine eigenstandige Kultur auf der Halbinsel Taimyr die grundlegende Merkmale der Ust Mil Kultur teilte Die Eisenzeit begann in Jakutien ungefahr im 5 Jahrhundert v Chr doch abgesehen vom Auftauchen von Eisenwaffen und Eisenwerkzeugen zeigten sich keine grosseren Veranderungen in der materiellen Kultur Weniger durchsichtig ist die Kulturentwicklung im neolithischen und kupfersteinzeitlichen Baikalien wo bis zur spatbronzezeitlichen Plattengrabkultur ahnliche Verhaltnisse herrschten wie in Jakutien Auch hier wurden einige mehrschichtige bis ins Mesolithikum zuruckreichende Lagerplatze ergraben an denen Feuerstellen und Abfall und Vorratsgruben aber keine Hauserreste entdeckt werden konnten Die Keramik ahnelt der in Jakutien und zeigt eine mehr oder minder parallele Entwicklung Die Bestattung erfolgte meist in gestreckter Ruckenlage oft wurden die Grabgruben mit Steinplatten bedeckt Eine Ausnahme stellt die Region am Onon dar wo Hockerbestattungen gefunden wurden Grabbeigaben und Knochenfunde zeigen dass die Bevolkerung von der Jagd auf Saugetiere wie Baren Fuchse Elche und Biber sowie teilweise auch vom Fischfang lebte Die Bedeutung der Jagd wird durch Knochenschnitzereien und Felsbilder unterstrichen Ihre wesentlichen Motive sind die von den Menschen gejagten Tiere dabei finden sich auch szenische Darstellungen von Jagern auf der Jagd Die Ubernahme der Viehzucht war hier im Gegensatz zu Jakutien schon in vormittelalterlicher Zeit moglich erste Ansatze finden sich angeblich schon im Fundgut der kupfersteinzeitlichen Glaskowo Kultur Die sesshaften Gesellschaften Westsibiriens und Baikaliens Bearbeiten Mit der Jungsteinzeit oder eher der Kupfersteinzeit bildeten sich im sudwestlichen Sibirien sesshafte Gruppen aus in deren Wirtschaft Viehzucht eine uberragende Rolle spielte Der Ubergang zur neuen Wirtschaftsweise und zur Sesshaftigkeit verlief fliessend ebenso wie die folgende Ausbreitung bis nach Baikalien wo jedoch auch Einflusse aus Nordchina eine Rolle gespielt haben konnen Keramik Bearbeiten nbsp Gefass der fruhbronzezeitlichen Igrekow Kultur Westsibirien um 2000 v Chr mit Einstichreihen nbsp Gefass der mittelbronzezeitlichen Andronowo Kultur Zentralkasachstan um 1600 v Chr mit Maanderbandern und schraffierten DreieckenDurch die gesamte sibirische Vorgeschichte von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit findet sich eine recht geringe Anzahl an kennzeichnenden Keramiktypen Die weitaus grosste Anzahl an Keramikfunden gehort zu rundbauchigen Gefassen oft mit gebogenem Rand Im Neolithikum besassen sie vorwiegend Spitzboden wahrend spater flache Boden an Bedeutung gewannen Im Osten der westsibirischen Waldsteppen an Ob Irtysch und Jenissei bestand die Verzierung aus Kammstrichen Einstichreihen und Grubchen die in langeren Reihen und Feldern angeordnet wurden rechtes Bild Im Zuge der starken Ausbreitung der Andronowo Kultur wahrend der mittleren Bronzezeit breitete sich ein anderer Typus aus Bei seinen Vertretern sind die Verzierungen in Maanderbandern Fischgratmustern und Dreiecken angeordnet linkes Bild Auch in der Eisenzeit Westsibiriens setzten sich diese Keramiktypen fort doch ist gleichzeitig im Einzugsbereich der skythischen und hunno sarmatischen Nomaden ein starker Ruckgang der Verzierungen zu beobachten dies gilt auch fur die Nomadenkulturen selbst Kunst und Kleinfunde Bearbeiten Abgesehen von der abstrakten Verzierung der Keramik die hier in einem eigenen Abschnitt behandelt wird finden sich erste Kunstzeugnisse im Sudsibirien der fruhen Bronzezeit nbsp Keramikfragment mit anthropomorpher Maske Samus Kultur fruhe Bronzezeit um 2000 v Chr Das Fundgut der Karakol Kultur im Altai und der Okunew Kultur am mittleren Jenissei weist anthropomorphe Motive auf Steinplatten und Steinstelen auf in der Okunew Kultur findet sich auch menschliche Kleinplastik Mit diesen Formen verwandt ist die Kunst der Samus Kultur am Oberlauf des Ob wo neben menschlichen Plastiken und in Keramik eingeritzten Menschenkopfen auch tonerne Phalli und Tierkopfe hergestellt wurden und der nahe gelegenen Susgun Kultur deren Trager knocherne Menschenfigurchen herstellten Die einzigen Kunstzeugnisse der Spatbronzezeit sind fruhe Vertreter der sudsibirischen Hirschsteine mit Hirschfiguren verzierter Steinstelen die dann von der skythischen Kunst ubernommen wurden Der altereisenzeitliche Tierstil der sudsibirischen Reiternomaden beeinflusste die Kulturen im westsibirischen Tiefland nur geringfugig ein ganz eigener Stil wurde aber von der Kulaika Kultur und ihren Nachbarn am mittleren und unteren Ob entwickelt Hier wurden Bronzefiguren von Tieren und Menschen hergestellt in denen Adler und Baren eine besonders wichtige Rolle ubernahmen Siedlungsbau Bearbeiten nbsp Felsbilder der eisenzeitlichen Tagar Kultur Mittlerer Jenissei 9 3 Jahrhundert v Chr mit Darstellung einer SiedlungDie vorherrschende Bautechnik war im prahistorischen Nordasien der Holzbau Steine wurden maximal im Fundamentbereich eingesetzt Meist waren die Hauser leicht nicht mehr als 1 m in den Boden eingetieft und waren im Grundriss rechteckig oder rund seltener oval oder polygonal Als Dachkonstruktionen kommen kuppelartige Holzkonstruktionen und Satteldacher infrage In vielen Kulturen wurde ein kleiner korridorartiger Vorbau vor dem Eingang errichtet im Hausinneren befand sich eine oder mehrere Herdstellen nbsp Stadtahnliche befestigte Siedlungsanlage der Spatirmen Kultur Spatbronzezeit um 1100 v Chr in Tschitscha Westsibirien Die bevorzugten Siedlungslagen waren Flussterrassen und Seeufer Die Siedlungen konnten je nach Kultur ganz unterschiedliche Formen annehmen es finden sich kleine Hausergruppen unbefestigte Grosssiedlungen befestigte stadtahnliche Anlagen und erhoht gelegene Burganlagen Kleine dorfartige Hausergruppen finden sich in grosser Zahl in allen sesshaften Kulturen In einigen Fallen etwa in der kupfersteinzeitlichen Siedlung von Botai am Ischim 5 nahmen derartige Siedlungen eine betrachtliche Ausdehnung an Grossere Siedlungen wurden nicht selten durch Walle und vorgelagerte Graben befestigt wie in den westsibirischen Anlagen von Sintaschta und Tschitscha 6 Die Innenraume dieser stadtartigen Siedlungen waren dicht und sehr regelmassig mit viereckigen Hausern bebaut was auf eine sorgfaltige Siedlungsplanung hinweist Von diesen unterscheiden sich befestigte Anlagen in erhohter Lage wie sie in der Bronze und Eisenzeit im Minussinsker Becken und in Chakassien bestanden schon durch ihre viel kleinere Flache Ihre Funktion ist bislang ungeklart es konnte sich um temporar aufgesuchte Fluchtburgen aber auch um Sitze privilegierter Personen oder Heiligtumer gehandelt haben Gesellschaft Bearbeiten Anders als bei den Wildbeutergruppen der vorausgehenden Zeit und des nordostlichen Sibirien machten sich bei den sesshaften Gruppen in Westsibirien in der fruhen Bronzezeit erste komplexere Gesellschaftsstrukturen bemerkbar Ihre Existenz wird von den stadtartigen Siedlungen vorausgesetzt und durch soziale Differenzierung der Grabbeigaben bestatigt In der Mittleren Bronzezeit scheint diese Entwicklung etwas zuruckgegangen zu sein erst in der Spatbronzezeit und der Eisenzeit sind gesellschaftliche Differenzen wieder fassbar Da das nordliche Westsibirien antiken Schriftstellern offenbar unbekannt war und seine antiken Bewohner selbst keine Schriftquellen hinterlassen haben sind detailliertere Aussagen sehr schwierig Zumindest in Bezug auf das sesshafte Volk der Wusun das im Tian Shan und im Siebenstromland siedelte berichten chinesische Quellen aber von der Existenz eines Konigs und mehrerer Wurdentrager 7 Wirtschaft Bearbeiten Die dominierende Wirtschaftsweise der sesshaften Population war im prahistorischen Sibirien die Viehzucht Vor allem Rinder wurden in allen Kulturen intensiv gezuchtet ebenso Schafe und Ziegen Die Pferdezucht gewann in Westsibirien vor allem mit Beginn der Eisenzeit stark an Bedeutung Ein etwas abweichendes Bild liefert das Fundgut der Xiongnu wo auch Schweine und Hunde domestiziert wurden Jagd und Fischfang waren anfangs eine wichtige Erganzung verloren jedoch stark an Bedeutung Aufgrund bestimmter Geratschaften und moglicher Reste von Bewasserungsanlagen wird von vielen Forschern auch eine weite Verbreitung des Ackerbaus angenommen andere Forscher weisen jedoch darauf hin dass Getreidereste und somit eindeutige Nachweise nur in wenigen sudlichen Kulturen wie dem Fundgut der Wusun im Siebenstromland und im Tian Shan vorliegen Dort wie im nordlichen Bereich der Xiongnu wurde vor allem Hirse angebaut Weizen und Reis lassen sich ebenfalls nachweisen Hirsekorner fanden sich daruber hinaus auch in Grabern aus Tuwa moglicherweise existierte neben den Hirtennomaden dort auch eine bislang nicht nachweisbare sesshafte Bauernpopulation die auch fur die dortige Metallurgie verantwortlich gewesen sein konnte 8 In Abhangigkeit von Bodenschatzen wurde seit dem Chalkolithikum auch Erzabbau und Metallurgie betrieben Dies zeigen Funde von Schlackenhalden Werkzeugen und Werkstatten im Kontext verschiedener Kulturen Religion und Totenkult Bearbeiten nbsp Totenmaske aus einem Grab der Taschtyk Kultur 1 5 Jahrhundert n Chr Minussinsker Becken Die Bestattungssitten waren in den sesshaften Gesellschaften grossen Veranderungen unterworfen Im westsibirischen Chalkolithikum finden sich einfache Flachgraber in denen die Toten in gestreckter Ruckenlage beigesetzt wurden In der fruhen Bronzezeit wurden in Westsibirien erstmals Kurgane aufgeschuttet deren Inhaber den Beigaben nach zu urteilen Mitglieder einer neu herausgebildeten Kriegerschicht waren und nicht in einfachen Erdgruben sondern in holzernen oder steinernen Grabkonstruktionen beigesetzt wurden Auch in der mittelbronzezeitlichen Phase der Andronowo Kultur finden sich Kurgane jedoch ohne Unterschiede in der Beigabenausstattung Die Toten wurden hier nun in Hockerlage oder verbrannt bestattet In der etwas spateren Karassuk Kultur am mittleren Jenissei zeigen die Graber rechteckige Steineinfriedungen die sich in der Eisenzeit zu den fur dieses Gebiet charakteristischen Ecksteinkurganen der Tagar Kultur weiterentwickelten Eine Sonderstellung nimmt die fruheisenzeitliche Plattengrabkultur in Transbaikalien ein ihre Toten wurden zum Teil in Steinkisten bestattet 9 In Westsibirien kehrte man zur Bestattung in gestreckter Ruckenlage zuruck dies gilt auch fur die neu gebildeten sudsibirischen Kulturen des skythischen Kulturkreises auf die im Zusammenhang mit den anderen Reiternomadengruppen gesondert eingegangen wird Heiligtumer sind nur sehr vereinzelt bekannt So wurden in der Nahe von Nekropolen der kupfersteinzeitlichen Afanassjewo Kultur in Sudsibirien mehrfach Brandopferplatze gefunden Sie bestehen aus einfachen Steinkreisen in denen Asche Keramik Tierknochen und Geratschaften aus Kupfer Stein und Knochen entdeckt wurden 10 Um Kultbauten handelt es sich wohl auch bei mehreren kreisformigen Bauten in Nekropolen nahe der fruhbronzezeitlichen Siedlung von Sintaschta in deren Innern ein Holzpfahl und eine Holzwand standen 11 Die eisenzeitlichen Steppenvolker Mittel und Ostasiens Bearbeiten Die Reiternomaden bis in die Neuzeit charakteristisches Merkmal des asiatischen Steppengurtels sind ein relativ junges Phanomen Noch im spaten zweiten Jahrtausend v Chr lebten in den ariden Gebieten Mittelasiens sesshafte Viehzuchtergruppen die etwa mit der Wende zum ersten Jahrtausend auf eine bislang nicht ausreichend geklarte Weise von fruhen Reiternomaden abgelost wurden Der Ubergang zu den sesshaften Gruppen weiter nordlich war vielerorts fliessend Die Bewohner des Minussinsker Beckens blieben auch in der Eisenzeit sesshafte Viehzuchter doch zeigt ihre Kulturentwicklung besonders starke Ahnlichkeiten mit den benachbarten Nomaden Auch die Xiongnu in Transbaikalien weisen sowohl Merkmale von Reiternomaden als auch sesshafter Viehzuchter und Bauern auf 12 Bemerkenswert ist die Situation im nordlichen Tian Shan und dem Siebenstromland in der fruheren Eisenzeit lebten dort die nomadischen Saken deren Siedlungsgebiet dann aber von den sesshaften Wusun eingenommen wurde 13 Die fruheren Nomadenkulturen werden von der Archaologie unter dem Begriff skythisch zusammengefasst Skythen ist die antike griechische Bezeichnung fur ein Reitervolk nordlich des Schwarzen Meeres im weiteren Sinne bezeichnete es alle Reiternomaden im eurasischen Raum Mit dem 3 Jahrhundert v Chr beginnt die hunno sarmatische Epoche die ebenfalls nach zwei Reitervolkern aus dem sudrussischen Raum benannt ist und grob bis zur Entstehung des Khaganats der Kok Turken im 6 Jahrhundert reicht Kunst Bearbeiten nbsp Teppich mit aufgereihten Elchen Pasyryk Teppich nbsp Filzteppich mit Darstellung eines Kampfes zwischen einem Mischwesen und einem Greifen Pasyryk Wahrend die Kunst der sesshaften Kulturen der asiatischen Steppen in der Bronzezeit von anthropomorphen Motiven dominiert war bildete sich mit der Entstehung des Reiternomadentums der skytho sarmatische Tierstil der allen Steppenvolkern Asiens und Osteuropas gemeinsam war Seine Grundmotive stammten aus einem begrenzten Repertoire an wilden Tieren aber bemerkenswerterweise keinen Tieren die fur die Reiternomaden von wirtschaftlicher Bedeutung waren So sind Pferdedarstellungen ebenso wie Darstellungen von Menschen extrem selten stattdessen finden sich Hirsche meist in liegender Haltung Elche Raubkatzen die vorderasiatischen Einfluss verraten durften Greife und Mischwesen Einzelne Tiere konnen als Rolltier zusammengerollt erscheinen Paare unterschiedlicher Tiergattungen konnten rein ornamental verschlungen werden oder miteinander kampfend dargestellt werden Reihen gleicher Tiere erscheinen oft zu Friesen angeordnet auch einzelne Korperteile etwa Tierkopfe dienten als Ornamente Vor allem in den westlichen Steppen finden sich fast ausschliesslich Metallwaren die mit Elementen des Tierstils verziert sind in den Permafrostboden Sudsibiriens und Transbaikaliens sind auch Filzteppiche und andere Textilwaren mit Tierstilelementen zu nennen wobei eine mit Moos ausgestopfte Schwanskulptur aus Filz besondere Beachtung verdient 14 Stein wurde nur gelegentlich verwendet meist auf sogenannten Hirschstelen vermutlich anthropomorphen Grabstelen die mit Hirschen verziert wurden und in Sudsibirien Transbaikalien und der Mongolei gefunden wurden Schliesslich wurden auch die Leichen bedeutender Personen mit Motiven des Tierstils tatowiert Fraglich ist bislang die Entstehung des Tierstils Aufgrund moglicher Bezuge zur altorientalischen Kunst wurde eine starke Beeinflussung von Suden in Betracht gezogen Die fruhe Datierung einiger Fundstucke aus Sudsibirien legt jedoch eine lokale Entstehung in den Steppen selbst nahe Sicher ist jedoch dass vor allem in Mittelasien und im nordpontischen Raum die griechische und persische Kunst einen grossen Einfluss auf die Kunst der Steppenvolker ausubte Gesellschaft Bearbeiten Kennzeichnendes Merkmal das die Gesellschaft der Reiternomadenkulturen von bronzezeitlichen Kulturen abgrenzt ist eine machtige und kriegerische Oberschicht deren Reichtum und Starke in ihren prunkvollen Grabanlagen fassbar ist Besonders interessant ist in diesem Kontext die chinesische Uberlieferung die eine detaillierte Beschreibung der Gesellschaft der Xiongnu liefert Nach ihr war das Volk in sippenartige Gruppen aufgeteilt die in grosseren Sippenverbanden zusammengefasst waren Ihre Anfuhrer standen in einer strengen Hierarchie und waren alle dem uneingeschrankt herrschenden Chanyu dem Oberhaupt der Konfoderation der Xiongnu untergeordnet 15 Wirtschaft Bearbeiten Die Reiternomaden Innerasiens waren Hirtennomaden und in wohl eher geringem Masse Wildbeuter Sie zuchteten besonders Schafe Ziegen und Pferde regional kamen auch andere Tiere darunter das Kamel vor Ackerbau wurde vereinzelt nachweislich von parallelen sesshaften Populationen betrieben nahm aber vermutlich keine wichtige Rolle ein Auch Erzabbau und Metallverarbeitung die fur einige Nomadenkulturen nachgewiesen sind wurden vielleicht von schwer fassbaren sesshaften Gruppen betrieben 8 Religion und Totenkult Bearbeiten Allen Reiternomadenkulturen ist die Bestattung der Toten in Hugelgrabern die in diesen Gebieten als Kurgane bezeichnet werden gemeinsam Schon ihre Grosse ist extrem variabel ihr Radius schwankt zwischen 2 und 50 m die Hohe reicht von weniger als einem bis zu 18 m Deutlich spiegeln die Kurgane also schon ausserlich die gesellschaftliche Hierarchie der Steppennomadengruppen wider nbsp Kurgan aus Pasyryk im Altai In der Mitte befindet sich ein von Grabraubern angelegter und anschliessend wieder verschutteter Schacht Je nach Region konnten Kurgane mit verschiedenen Arten steinerner Einfassungen umgeben werden Die mehr oder minder viereckigen Grabanlagen der spateren Tagar Kultur etwa wurden am Ansatz der Boschung der Kurganaufschuttung mit einer niedrigen Steinreihe begrenzt die in regelmassigen Abstanden spater dann vorwiegend noch an den Ecken durch hohere Steine unterbrochen wurde 16 In den eisenzeitlichen Kulturen Tuwas wurden einige aber bei weitem nicht alle Kurgane in einigem Abstand mit einem rechteckigen oder runden Steinwall eingefriedet Die Kurgane selbst waren teilweise aus Erde teilweise aus Steinen aufgeschichtet auch hier ist eine regionale Variation zu beobachten 17 Unter der Kurganaufschuttung befand sich in den Boden eingetieft eine sehr oft mehrere Bestattungen Der Tote lag dabei entweder in einer Holzkammer oder in einer Steinkiste die Ausstattung lasst dabei darauf schliessen dass hoher gestellte Personen in Holzkammern beigesetzt wurden Wahrend die Bestattung in der Bronzezeit uberwiegend in seitlicher Hockerlage erfolgt war setzte sich in der Eisenzeit die gestreckte Ruckenlage weitgehend durch Hinsichtlich der Behandlung der Toten sind nur im Altai und in Tuwa wo durch den Permafrostboden einige Eismumien erhalten blieben detaillierte Aussagen moglich Hier wurden dem Toten vor der Bestattung die Eingeweide sowie die Muskulatur entnommen und die Wunden anschliessend mit Sehnen und Pferdehaar vernaht Fraglich sind Verletzungen am Schadel die bereits vor dem Tod entstanden sind oder den Tod hervorgerufen haben konnen Es muss sich hierbei also nicht um rituelle Trepanation handeln Nachdem die Eingeweide entnommen waren wurden vornehme Tote tatowiert und einbalsamiert Diese Brauche beschrieb auch der griechische Geschichtsschreiber Herodot der im 5 Jahrhundert v Chr in seinem Werk uber die Skythen nordlich des Schwarzen Meeres berichtete Sogar sein Bericht von Hanfdampfinhalationen in kleinen Zelten wahrend des Totenrituals wurde durch Funde aus Pasyryk bestatigt 18 Dadurch wird nicht nur Herodots Glaubwurdigkeit bezeugt sondern auch die kulturelle Homogenitat der Volker in den Steppen Westsibiriens Mittelasiens und dem Nordschwarzmeergebiet Ein etwas abweichendes Bild liefern allerdings die Grosskurgane der Xiongnu Die Grabgruben lagen dort wesentlich tiefer und waren uber eine Rampe zuganglich 19 Neben dem Toten selbst enthielten die Grabkammern auch Beigabenausstattungen deren Reichtum starker Variation unterlag Gewohnliche berittene Krieger wurden mit einem vollstandig ausgerusteten Pferd und Bewaffnung Frauen mit Pferd einem Messer und einem Spiegel bestattet Die Bestattungen hoher gestellter Personlichkeiten waren weitaus reicher So konnte die Grabgrube bis zu funfundzwanzig reich geschmuckte Pferde und einen prunkvollen Wagen beherbergen die eigentliche Grabkammer war aus Holzbohlen oft Larchenbohlen gezimmert Der Tote sowie eine Frau die ihn wohl in den Tod begleitete wurden bekleidet in einen langen Baumsarg gelegt In Noin Ula in der Mongolei finden sich allerdings anstatt einer Frau nur Frauenzopfe die diese wohl vertreten sollten 20 Herausragende Beispiele sind die Nekropolen von Pasyryk im Altai Noin Ula in der Mongolei und Arschan in Tuwa wo durch den Permafrostboden auch organische Beigaben konserviert blieben So fanden sich Filzteppiche die die Grabinnenwande schmuckten verzierte Satteldecken und unterschiedliche Arten von Kleidungsstucken Obwohl viele Grosskurgane Opfer von Raubgrabern geworden sind blieben auch wertvollere Gegenstande darunter zahllose Goldobjekte erhalten Durch das weitgehende Fehlen schriftlicher Hinterlassenschaften ist die Forschung hinsichtlich der Religion der Steppenvolker auf Parallelen mit spateren Volkern und auf den archaologischen Befund selbst angewiesen Die Bestattungsriten lassen keinen Zweifel an Jenseitsvorstellungen nach denen der Tote im Jenseits die gleichen materiellen Guter benotigte wie im Diesseits weshalb man ihn mit Beigaben begrub Einzelnachweise Bearbeiten V V Pitulko P A Nikolsky E Yu Girya A E Basilyan V E Tumskoy S A Koulakov S N Astakhov E Yu Pavlova M A Anisimov The Yana RHS Site Humans in the Arctic Before the Last Glacial Maximum In Science 2 Januar 2004 Nr 303 S 52 56 Z A Abramova 1962 Pavel Pavlov On the human occupation of the northeast of the East European plain and the Urals at the beginning of the Upper Palaeolithic MIS3 Academia Letters 2021 1 5 academia edu Datierungen hier und im Folgenden nach Parzinger 2006 B F Saibert Eneolit Uralo Irtyschskogo meschduretschja Petropawlowsk 1993 dainst org Memento vom 3 April 2008 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt mit Literaturangaben Hanshu Kapitel 96 2 a b Roman Kenk Grabfunde der Skythenzeit aus Tuva Sud Sibirien Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archaologie Band 24 C H Beck Munchen 1986 ISBN 3 406 31614 X S 98 f A D Zybiktarow Kultura plitotschnych mogil Mongolii i Sabaikalja Ulan Ude 1998 Parzinger 2006 S 191 197 Parzinger 2006 S 255 Rudenko 1969 S 22 ff Parzinger 2006 S 659 ff und 790 ff Bild Memento vom 24 Februar 2007 im Internet Archive Rudenko 1969 S 58 ff N L Tschlenowa Tagarskaja kultura In M G Moschkowa Stepnaja polosa Asiatskoi tschasti SSSR w skifo sarmatskoje wremja Archeologija SSSR Moskau 1992 S 206 ff besonders auch Taf 90 92 Roman Kenk Grabfunde der Skythenzeit aus Tuva Sud Sibirien Materialien zur Allgemeinen und Vergleichenden Archaologie Band 24 C H Beck Munchen 1986 ISBN 3 406 31614 X S 44 ff Herodot Historien 4 74 75 Rudenko 1969 S 11 ff Rudenko 1969 Taf LILiteratur BearbeitenChester S Chard Northeast Asia in Prehistory The University of Wisconsin Press Madison 1974 ISBN 0 299 06430 1 kurzer Uberblick Michail Grjasnow Sudsibirien Archaeologia Mundi Nagel Genf 1970 ab der Kupfersteinzeit Karl Jettmar Die fruhen Steppenvolker Der eurasiatische Tierstil Entstehung und sozialer Hintergrund Holle Baden Baden 1964 Vladimir Ivanovich Matyushenko Drevnyaya istoriya Sibiri Omsk 1999 ISBN 5 7779 0135 2 Wladimir Iwanowitsch Matjuschtschenko Drewnjaja istorija Sibiri russische Gesamtdarstellung M G Moshkova Hrsg Stepnaya polosa aziatskoj chasti SSSR v skifo sarmatskoe vremya Moskau 1992 ISBN 5 02 009916 3 M G Moschkowa Hrsg Stepnaja polosa Asiatskoi tschasti SSSR w skifo sarmatskoje wremja behandelt die Steppenvolker in Sudsibirien und der Mongolei Hermann Parzinger Die fruhen Volker Eurasiens Vom Neolithikum bis zum Mittelalter Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung Band 1 C H Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 54961 8 detaillierte Gesamtdarstellung S I Rudenko Die Kultur der Hsiung nu und die Hugelgraber von Noin Ula Antiquitas Reihe 3 Band 7 Rudolf Habelt Bonn 1969 Weblinks BearbeitenSammlung der Eremitage nbsp Dieser Artikel wurde am 25 Februar 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vorgeschichte Sibiriens amp oldid 234213987