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Die Felle der in Bolivien dem Westen Paraguays und in den nordlichen und mittleren Regionen Argentiniens lebenden Viscacha und der Bergviscacha werden im Rauchwarenhandel vertrieben und von Kurschnern zu Pelzen verarbeitet im Handel wurden beide Arten zuletzt als Viscachafelle angeboten In welchem Umfang sie heute noch gehandelt werden ist unklar Viscachafell Ausschnitt Inhaltsverzeichnis 1 Feld oder Pampasviscacha 2 Bergviscacha 3 Zahlen Fakten 4 Anmerkung 5 Weblinks 6 Literatur EinzelnachweiseFeld oder Pampasviscacha BearbeitenHerders Conversations Lexikon von 1854 beschreibt die Viscacha als kaninchenartig mit geschatztem Felle 1 Trotzdem ist man sich in der spateren Rauchwarenliteratur sicher dass die Felle erst nach dem Ersten Weltkrieg aus Argentinien und Patagonien in nennenswertem Umfang auf den Weltmarkt kamen nachdem es gelungen war das kraftige Leder dunner zu schneiden Obwohl die Tiere wegen ihrer Wuhltatigkeit in den Weidegebieten in grosseren Mengen erlegt wurden waren sie wegen der dunnen Unterwolle den groben Grannen und des wenig zugigen Leders nie ein sehr bedeutender Artikel fur die Pelzverarbeitung Ausserdem war die Anzahl der schadhaften nicht verwendbaren Felle sehr hoch Noch 1911 schrieb Emil Brass bedauernd dass alle Versuche das Fell fur Pelzzwecke zu verwenden gescheitert seien weil das Leder meist zu schwer und dick sei Und das obwohl die Felle zu hunderttausenden geliefert werden konnten und mit 30 bis 50 Pfennig sehr billig waren 2 Bis dahin wurden die Felle nur von den Indios fur den Eigenbedarf zu primitiven Unterlagen und Decken zusammengenaht 3 Die Pelzveredlungsfirma J amp M Kassner Berlin und Leipzig verlieh dem Fell dann eine deckende Farbe und machte es damit erstmals zu einem billigen Mantelmaterial 4 Viscachafelle wurden in der Vergangenheit von Zeit zu Zeit immer wieder einmal angeboten oft in braune Farbtone bisamfarbig zobelfarbig eingefarbt Die Felllange betragt 47 bis 66 cm der behaarte Schwanz ist 15 bis 20 cm lang Damit sind sie wesentlich grosser als die ihnen verwandten Chinchillas 5 Viscachas lassen sich von den Chinchillas eindeutig durch die Anzahl der Zehen an den Vorderpfoten unterscheiden funf beim Chinchilla vier beim Viscacha 6 Die Farbung variiert an der Oberseite mit dem Lebensraum von gelblich in sandigen Regionen bis zu dunkelgrau der Bauch ist weiss Die wenig dichte Unterwolle ist sehr weich die Deckhaare hingegen dunkel und rau mit schwarzen Leithaaren gemischt 5 Fellstruktur 2 bis 3 Prozent der Haare sind Leithaare bis 41 mm lang 25 bis 26 Prozent Grannenhaare lang und grob graubraun bis schwarz Bis zu 75 Prozent sind hellgraubraune Wollhaare 7 Haltbarkeitskoeffizient fur Viscacha und Chinchillona 5 bis 10 Prozent Anmerkung 1 8 Bei einer Einteilung der Pelztiere in die Haar Feinheitsklassen seidig fein mittelfein grober und hart wird das Viscachahaar als mittelfein eingestuft 9 nbsp Herrenjacke mit Viscachafell 2014 Im Rauchwarenhandel wurde das Fell anfangs falschlich nach heutigen Massstaben zudem wenig verkaufsforderlich auch als Wasserschwein oder brasilianisches Wasserschwein angeboten 10 laut Alfred Erler Spezialist fur sudamerikanische Rauchwaren zwar ebenfalls zoologisch falsch jedoch besser klingend auch als argentinischer Dachs 1931 11 Als Viscachafelle noch zu Fussdecken verarbeitet wurden lag der Preis in Argentinien bei 10 ct das Fell Nachdem begonnen wurde sie als Bisamfellimitation zu verwenden stieg er schlagartig auf 25 ct 1929 kosteten die Originallose ungegerbter Viscachafelle bereits 40 bis 50 ct per Stuck 12 Vor und um 1930 entwickelte sich die Pelztierzucht in sehr grossem Ausmass nachdem vor allem fur Silberfuchse auf den Auktionen teilweise astronomische Preise erzielt worden waren So gab es in Deutschland auch Scharlatane die versuchten Unkundigen die Zucht der Viscacha schmackhaft zu machen um ihnen teure Zuchtparchen zu verkaufen Ein Leipziger Pelztierzuchter der selber nebenbei einige Viscachas hielt warnte seine Kollegen dass neben anderen Grunden vor allem der Fellpreis viel zu niedrig sei als dass sich eine Zucht lohnen konnte In der gunstigsten Zeit als das Kaninfell in Deutschland 4 bis 6 RM und mehr einbrachte standen Viscachafelle und zwar was ich ausdrucklich hervorhebe veredelte von der Veredlungsindustrie gefarbte nur zwischen 3 50 und 4 50 RM hochstens Heute werden diese Preise naturlich bei weitem nicht mehr erzielt 13 1936 vermerkte ein amerikanisches Rauchwarenhandbuch dass Viscachafelle in Deutschland und England zu sogenannten Futtern Halbfertigprodukte zusammengesetzt werden 14 Das Zentrum der Tafelfertigung in Deutschland lag zu der Zeit um Leipzig herum damals ein Weltzentrum des Pelzhandels siehe dazu Bruhl Leipzig Im Jahr 1965 wurde der Fellverbrauch fur eine fur einen Viscachamantel ausreichende Felltafel mit 30 bis 40 Fellen angegeben sogenanntes Mantel Body Zugrundegelegt wurde eine Tafel mit einer Lange von 112 Zentimetern und einer durchschnittlichen Breite von 150 Zentimetern und einem zusatzlichen Armelteil Das entspricht etwa einem Fellmaterial fur einen leicht ausgestellten Mantel der Konfektionsgrosse 46 des Jahres 2014 Die Hochst und Mindest Fellzahlen konnen sich durch die unterschiedlichen Grossen der Geschlechter der Tiere die Altersstufen sowie deren Herkunft ergeben Je nach Pelzart wirken sich die drei Faktoren unterschiedlich stark aus 15 Die Verwendung erfolgt meist gefarbt zu preiswerten Besatzen Innenfuttern und nur noch sehr selten zu Jacken und Manteln Bergviscacha Bearbeiten nbsp Fruhstucksgedeck mit Viscachafell bezogen In Anlehnung an Meret Oppenheims Dejeuner en fourrure Fruhstuck im Pelz Auch von den Bergviscachas gab es immer nur ein sehr geringes Angebot Sie sind mit 32 bis 40 cm kleiner als die Feldviscacha hinzu kommt der lange Schweif mit 23 bis 32 cm Ein Merkmal sind die bis zu 8 cm langen Ohren und die langen kraftigen Schnurrhaare Je nach Rasse und Herkommen Lebensraum in 3000 bis 5000 Meter Hohe weichen Grosse Farbung und Fellstruktur voneinander ab Entsprechend dem Herkommen sind die Felle aschgrau bis graugelb haufig mit einem dunklen Langsstreifen Grotzen in der Fellmitte Die Haare sitzen recht locker im Leder sie wurden fruher von den Anwohnern ausgerupft und zu feinen Stoffen versponnen lt Prell 3 wie auch beim Chinchilla Das Haar ist weich und dicht doch nicht so fein und flattriger als das der Chinchilla Nur die besseren mehr blaugrauen Qualitaten des Bergviscachafell aus den hoheren Bergregionen wurden etwa seit 1900 fur Pelzzwecke genutzt Die Handelsbezeichnung dafur war Chinchillona Alle anderen Qualitaten liessen sich nicht chinchillaartig farben sie nehmen die Farbe nicht an erscheinen nach derselben buntfleckig ja gehen mitunter direkt in Lila uber trotzdem sich gerade die besten Farbspezialisten daran versucht haben 2 Der Preis der Bergviscachafelle betrug vor dem Ersten Weltkrieg 1 Papierpeso in Buenos Aires und etwa 2 50 Mark in Leipzig 1923 war der Preis in Argentinien auf 3 Papierpeso gestiegen in Leipzig auf 6 bis 8 Mark fur ausgesucht reinblaue Felle wurden bis zu 20 Mark das Stuck bezahlt Der Gesamtanfall zu der Zeit durfte vorlaufig 10 000 Stuck im Jahr kaum ubersteigen 2 1988 hiess es dass uber die Markte von Mendoza San Juan und Buenos Aires jahrlich hochstens 10 000 Stuck angeliefert wurden 16 Rauchwarenkaufmann Alfred Erler sprach 1931 noch von jahrlich schatzungsweise 50 000 bis 60 000 Stuck Die Verwendung ist gleich der des Feldviscachas Zahlen Fakten Bearbeiten1921 Das Fell des Viscacha ist fur Pelzzwecke nicht zu gebrauchen Das Leder ist zu dick und zu schwer die Unterwolle zu dunn Die Preise fur die ziemlich grossen Felle 50 60 Zentimeter schwanken zwischen 30 und 50 Pf das Stuck 17 Anmerkung Bearbeiten Der angegebene Wert ist das Ergebnis vergleichender Prufung durch Fachleute der Rauchwarenbranche in Bezug auf den Grad der offenbaren Abnutzung Die nach praktischer Erfahrung haltbarsten Fellarten wurden auf 100 Prozent gesetzt Es fliessen jedoch zahlreiche unwagbare Faktoren mit ein Eine genauere Angabe konnte nur auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt werden Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Viscachafell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Kleidung aus Viscachafell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pelz Andere Fellarten Kurschner Lagostomus maximus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2007 Eingestellt von O Pearson 1996 Abgerufen am 17 3 2008 Literatur Einzelnachweise Bearbeiten Herders Conversations Lexikon 1854 Band 5 S 632 a b c Emil Brass Aus dem Reiche der Pelze 1911 Verlag der Neuen Pelzwaren Zeitung und Kurschner Zeitung Berlin S 613 616 S 728 a b Fritz Schmidt Das Buch von den Pelztieren und Pelzen 1970 F C Mayer Verlag Munchen S 86 88 Philipp Manes Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbande 1900 1940 Versuch einer Geschichte Berlin 1941 Band 3 Durchschrift des Originalmanuskripts S 10 Inhaltsverzeichnis a b Friedrich Lorenz Rauchwarenkunde 1958 Selbstverlag Berlin S 41 Harry Reinhardt Eckardt Das grosse Handbuch der Chinchillazucht Verlag Harry Eckardt Miltenberg Main 1972 S 26 Inhaltsverzeichnis Prof Dr sc nat Dr med vet h c Heinrich Dathe Berlin Dr rer Paul Schops Leipzig unter Mitarbeit von 11 Fachwissenschaftlern Pelztieratlas VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1986 S 111 Dr Paul Schops Dr H Brauckhoff Stuttgart K Hase Leipzig Richard Konig Frankfurt Main W Straube Daiber Stuttgart Die Haltbarkeitskoeffizienten der Pelzfelle in Das Pelzgewerbe Jahrgang XV Neue Folge 1964 Nr 2 Hermelin Verlag Dr Paul Schops Berlin Frankfurt Main Leipzig Wien Paul Schops Kurt Hase Die Feinheit der Behaarung Die Feinheits Klassen In Das Pelzgewerbe Jg VI Neue Folge 1955 Nr 2 Hermelin Verlag Dr Paul Schops Leipzig Berlin Frankfurt am Main S 39 40 Alexander Tuma Pelz Lexikon Pelz und Rauhwarenkunde XXI Band Verlag Alexander Tuma Wien 1951 Seite 237 Alfred Erler Sudamerikanische Rauchwaren in Rauchwarenkunde Elf Vortrage aus dem Rauchwarenhandel Verlag der Rauchwarenmarkt Leipzig 1931 S 48 Kurt Nestler Rauchwaren und Pelzhandel Dr Max Janecke Verlagsbuchhandlung Leipzig 1929 S 34 Otto Lindekam Die Viscacha als Pelztier In Der deutsche Pelztierzuchter Nr 18 Munchen 1918 S 493 494 Max Bachrach Fur A Practical Treatise Verlag Prentice Hall Inc New York 1936 S 172 173 engl Paul Schops u a Der Materialbedarf fur Pelzbekleidung In Das Pelzgewerbe Jg XVI Neue Folge 1965 Nr 1 Hermelin Verlag Dr Paul Schops Berlin u a S 7 12 Anmerkung Die Angabe fur ein Body erfolgte nur um die Fellsorten besser vergleichbar zu machen Tatsachlich wurden nur fur kleine bis etwa Bisamgrosse sowie fur jeweils gangige Fellarten Bodys hergestellt ausserdem fur Fellstucken Folgende Masse fur ein Mantelbody wurden zugrunde gelegt Korper Hohe 112 cm Breite unten 160 cm Breite oben 140 cm Armel 60 140 cm Christian Franke Johanna Kroll Jury Frankel s Rauchwaren Handbuch 1988 89 10 uberarbeitete und erganzte Neuauflage Rifra Verlag Murrhardt S 209 210 Rud Scheffel Pelztiere und Pelze In Der Rauchwarenmarkt Nr 72 73 29 30 Marz 1921 S 4 Pelzarten Affenfell Alpakafell Antilopenfell Astrachan Barenfell Bassariskfell Biberfell Biberlamm Bisamfell Blaufuchsfell Bluebackfell Breitschwanzfell Budge Buenolamm Burundukfell Chinchillafell Coyotenfell Dachsfell Desmanfell Edelfell Eichhornchenfell Elchfell Feh Fichtenmarderfell Fischermarderfell Fohlenfell Fuchsfell Gamsfell Gazellenfell Gepardfell Ginsterkatzenfell Gnufell Grisfuchsfell Guanakofell Hamsterfell Hasenfell Hermelinfell Hirschfell Hundefell Gaewolf Iltisfell Indisch Lamm Irbisfell Jaguarfell Kangurufell Kalbfell Kaninfell Karakulfell Karibufell Katzenfell Kitfuchsfell Klippschlieferfell Kolinskyfell Korsakfell Kreuzfuchsfell Lammfell Leopardenfell Leopardkatzenfell Lowenfell Luchsfell Marderfell Marderhundfell Maulwurffell Minkfell Molenda oder Fliegender Hund Murmelfell Nebelparderfell Nerzfell Nutriafell Opossumfell Otterfell Ozelotfell Ozelotkatzenfell Pahmi Pantherfell agyptische Mythologie Pekanfell 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