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Die Verkehrsgeschichte Kursachsens beschreibt die Entwicklung der staatlichen Infrastrukturmassnahmen im offentlichen Verkehrs und Kommunikationssektor des kursachsischen Staatswesen Der abgebildete Zeitraum umfasst das Hochmittelalter im 15 Jahrhundert und die sich anschliessende Fruhe Neuzeit bis 1806 Strassenszene auf dem Gemalde Blick von Lindenau nach Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Einzelaspekte 2 1 Sachsisches Ingenieurkorps 2 2 Wegenetz 2 3 Elbflussverkehr 2 4 Wegzeichen 2 5 Landesvermessungen 2 6 Kommunikation 2 6 1 Kursachsische Post 2 6 2 Periodische Nachrichtenblatter 3 Konsequenzen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDie Durchdringung des Raumes zur Herrschaftserrichtung und Konsolidierung von Herrschaft durch eine kleine soziale Elite war im Mittelalter in Europa eines der drangendsten logistischen Probleme Die feudale Herrschaftsform blieb lange ein personeller Verbund aus dem Fursten und seinem Gefolge einschliesslich der niederen Feudalherren Die fehlende Institutionalisierung der staatlichen Amter begrenzte den Durchdringungsgrad des sachsischen Territoriums durch die offentliche Gewalt erheblich Ein grosser Teil der Raume auf sachsischem Territorium blieb unerschlossen und im geschichtslosen Zustand Der technische Entwicklungsstand war niedrig die Moglichkeiten zur Uberwindung grosser Distanzen waren gering die soziale und geografische Mobilitat war insgesamt schwach entwickelt Befestigte Strassen existierten kaum regulare Transportdienste fehlten eine Raumverzeichnung war nur in Ansatzen bekannt Die Bindungen im Raum waren durchweg schwach und unregelmassig und keinesfalls gesichert Die Via Regia und die Via Imperii waren zwei bedeutende Verkehrswege die den sachsischen Raum durchquerten Auf ihnen reisten Handler und Reisende und brachten Informationen Wissen und Waren Entlang dieser Routen konnten sich vernetzte Orte und Stadte als erstes bilden Darunter waren bereits fruhzeitig gewachsene Stadte wie Leipzig Gorlitz oder Bautzen Die ubergreifende Entwicklung in der Zeit der Fruhen Neuzeit von 1500 bis 1800 fuhrte in Sachsen zu technischen und gesellschaftlichen Fortschritten und sozialen Differenzierungen Es bildete sich ein heterogener und zunehmend professionell agierender staatlicher Beamten und Ingenieurapparat aus Neben der staatlichen Burokratisierung bildete der Ausbau der Landesinfrastruktur den zweiten bedeutenden Pfeiler zur Durchdringung des sachsischen Territoriums und zur Errichtung einer geordneten staatlichen Herrschaft Zu den Aufgabenfeldern der offentlichen Infrastruktur in der Fruhen Neuzeit gehorten die Errichtung von Kanalen Deichen Forsten und Strassen Aus den ersten Regulierungsversuchen im offentlichen Infrastruktursektor entwickelte sich die heutige weit umfangreichere offentliche Daseinsvorsorge Bedeutsam dafur war die Entwicklung des sachsischen Ingenieurkorps innerhalb der sachsischen Armee die Pionierarbeiten im Land durchfuhrten und halfen die Landesinfrastruktur auszubauen Die Regulierung und der Ausbau des Wegenetzes bildete nach der Aufnahme der Landesvermessungsarbeiten die weitaus grosste und am schwierigsten umzusetzende Landesaufgabe Als generelle Grundlage fur eine bauliche Erschliessung der Landesraume ab dem 15 Jahrhundert gilt der sachsische Landfrieden Dieser bewirkte die Stabilisierung einer grundlegenden inneren Sicherheit und ermoglichte die Zunahme der allgemeinen Mobilitat der Bevolkerung Das raumliche Ausgreifen des Handels uber die Via Regia und den Leipziger Messehandel erhohte den Bedarf und die Anspruche der Reisenden nach einer weiter entwickelten Infrastruktur Die hofische Kultur in Sachsen entwickelte neue Formen und Bedurfnisse die zum Beispiel im Nachrichtenwesen oder im Fremdenverkehr zusatzliche Einrichtungen wie zum Beispiel Gaststatten oder Hotels nach sich zogen Hinderlich fur die Errichtung einer flachendeckenden Infrastruktur in der Fruhen Neuzeit war der begrenzte technische Wissensstand der Zeit und die geringe soziale Mobilitat der vormodernen Gesellschaft Geografische Raume waren im damaligen Verstandnis schwer uberwindbare Hindernisse Die Aufrechterhaltung und Betreibung von Netzen und Transfermitteln waren mit einem hohen Aufwand und Kosten verbunden Die Kontroll Ubersichts und Einwirkfahigkeiten uber das Territorium durch die verantwortlichen Akteure waren eingeschrankt Da wo sich ein dichtes Netz an Infrastruktureinrichtungen entfaltete waren die Voraussetzungen fur eine nachfolgende Besiedelung und Verdichtung des Raumes gegeben Die Moglichkeit eines schnellen Austausches von Informationen uber die im 18 Jahrhundert dicht gestaffelten Postlinien forderte die Vernetzung der Orte im regionalen und uberregionalen Raum erheblich und bewirkte einen nachhaltigen Wachstumsschub Einzelaspekte BearbeitenSachsisches Ingenieurkorps Bearbeiten Die militarischen Ingenieure zeichneten sich fur die Errichtung der sachsischen Festungen aus Die Aufgaben der sachsischen Festungen lagen hauptsachliche in der Sperrung von Gebirgspassen nach Bohmen und die Verteidigung der Elbe als Nachschub und Transportweg Brandenburg oder Frankreich nutzten Festungen vor allem um ihre Landesgrenzen zu sichern Sachsen besass im 18 Jahrhundert noch an Festungen Wittenberg Pleissenburg Konigstein Sonnenstein Stolpen Torgau Senftenberg Freiberg Die sachsischen Ingenieure wurden 1712 aus der Artillerieabteilung der Sachsischen Armee als eigenstandige Truppeneinheit aufgestellt und formierte somit das erste eigenstandige Ingenieurkorps in Deutschland Die Befehlshaber des Ingenieurcorps standen bis 1745 zugleich an der Spitze des zivilen Oberbauamtes Die von den Ingenieuren ausgefuhrten Vermessungen betrafen zum grossen Teil die koniglichen Guter und Domanen in Sachsen und Polen Neben den Vermessungen lief gleichzeitig die Instandhaltung der Gebaude und Vornahme von Verbesserungen Hand in Hand so waren in Polen dauernd Ingenieuroffiziere stationiert um die koniglichen Besitzungen im baulichen Stand zu halten Tatigkeiten umfassten auch Stadtplanerische Aufgaben wie zum Beispiel als 1736 eine genaue Aufnahme und Zeichnung der Vorstadte von Dresden zur Regulierung fertig gestellt wurde Zur Regelung der Festungs und anderer militarischer Bauten war im Jahre 1720 die Ober Militar Baukommission eingesetzt worden nbsp Ingenieur Korps Uniform um 1745 Johannes Passler gezeichnet 1898 nbsp Ansicht von Pirna Pirna von den Weinbergen bei Prosta aus mit Festung Sonnenstein 1753 1755 nbsp Der Garten mit Schloss und Oberer Orangerie zur Zeit Wackerbarths Federzeichnung 1723 nbsp Modell der Festung Senftenberg nbsp Festung Konigstein in der Sachsischen Schweiz 1756 1758Baumeister Wolf Caspar von Klengel Christian Friedrich Erndel Wegenetz Bearbeiten nbsp Joachimsthaler Strasse bei Breitenbrunn Erzgeb ein Nebenweg des Rittersgruner Passes nbsp Figurine mit Kondukteur und Einzelrad zur Entfernungsbestimmung in der Dauerausstellung zu den Kursachsischen Postmeilensaulen im Osterzgebirgsmuseum Schloss LauensteinDie wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Neuzeit ist durch eine zunehmende Mobilitat charakterisiert die der Transport von Gutern und Personen uber weite Strecken pragte Der zunehmende Verkehr machte eine Anpassung und Verbesserung der Verkehrswege notwendig Sachsen war vor allem durch die Via Imperii wie auch die Via Regia an das europaische Wegenetz angeschlossen Beide waren zentrale Handelsrouten Europas und zogen die grossten Verkehrsstrome auf sich Leipzig bildete als Kreuzung beider Handelsrouten auch das Zentrum des sachsischen Wegenetzes 1 nbsp Bogenbrucke in Falkenberg aus dem Jahr 1567Das Strassenwesen im Kurfurstentum war zeitgemass in einem schlechten Zustand Ausser furstlichen Anweisungen zur Verbesserung der Strassen gab es keinen geeigneten behordlichen Unterbau der die Umsetzung hatte koordinieren und uberwachen konnen Viele Anordnungen scheiterten vor allem an der fehlenden Finanzierung Fur sie hatten die ortlichen Gemeinden alleine aufkommen mussen Feste Staatsbudgets fur den Strassenbau kamen erst viel spater auf Infrastrukturelle Neuerungen kamen mit der Verzeichnung der Landesstrassen in einem Kataster von 1691 bis 1694 Das erste allgemeine Strassenbaumandat von 1706 hatte eine Vereinheitlichung der Bautechnik zum Ziel und schrieb die Strassenbreite fest Systematische Strassenbauaktivitaten setzten in Sachsen erst im letzten Drittel des 18 Jahrhunderts ein In der Generalinstruktion vor die Strassenkommission vom 25 Januar 1765 gelang es die Wende im Strassenbau herbeizufuhren Mit dem Strassenbaumandat vom 28 April 1781 wurden die Organisation und die technische Bauausfuhrung geregelt und die Zustandigkeit fur die Unterhaltung und den Ausbau der wichtigsten Strassen auf den sachsischen Staat ubertragen 2 Die Vorarbeiten fur das wegweisende Strassenbaumandat wurde vom sachsischen Kabinettsminister und Huttenbesitzer Detlev Carl von Einsiedel getroffen Dieser hatte als Unternehmer ein vitales Interesse an geregelten Verkehrsverhaltnissen als materielle Voraussetzung fur eine intensivierte Warenzirkulation Der Zustand der Strassen besserte sich gegen Ende des 18 Jahrhunderts als auch in Sachsen mehr Chausseestrassen als Bauform mit festem Untergrund errichtet wurden und die Ruckstandigkeit im Strassenbau allmahlich uberwunden wurde Bis dahin waren Ausbesserungen nicht systematisch erfolgt 3 Fortan kamen uber Bohmen und Osterreich vermittelt die in Frankreich praktizierten Strassenbaumethoden zur Anwendung im sachsischen Kunststrassenbau Elbflussverkehr Bearbeiten nbsp Treideln auf der Elbe bei Laubegast um 1800Ein Grossteil des Handelsverkehrs von und nach Bohmen und zu den norddeutschen Hansestadten lief uber die Elbe Der Strom verschaffte unterschiedlichen Berufen eine Erwerbsgrundlage Schiffer Fischer und Bomatscher also Treidler bezogen durch die Elbe ihr Einkommen Die Bewohner der flussnahen Orte Sachsens lebten vom Schiffsverkehr und von den Steinbruchen die ohne die gunstige Moglichkeit die Steine auf dem Wasserweg wegzubringen nicht betrieben worden waren Wegzeichen Bearbeiten Bis zum Ende des 17 Jahrhunderts gab es in Sachsen als auch anderswo kaum oder gar keine Entfernungs oder Ortsangaben entlang der Wege Die Strassenfuhrung war damit kaum transparent und fur Ortsfremde schwer zu antizipieren Seit 1682 markierten holzerne Wegzeichen so genannte Armsaulen an Abzweigungen das kursachsische Wegenetz Im Zuge der Zweiten sachsischen Landesvermessung ab 1713 wurden zusatzliche holzerne Distanzmarkierungen errichtet Damit bereiteten sie die Aufstellung steinerner Markierungen der Meilensteine vor 4 Die sachsischen Wegweiser sollten laut kurfurstlicher Anordnung von 1721 entlang der Hauptstrassen in regelmassigen Abstanden errichtet werden Die Postmeilensaulen wurden ab 1722 landesweit errichtet und zeigten das Strassennetz fur Fahrende und Reisende im Strassenverlauf an Trotz Schwierigkeiten bei der Umsetzung aufgrund des Widerstands der kommunalen Verantwortlichen wurde das sachsische Wegweisersystem zum Vorbild fur die anderen Staaten im Reich 5 Die in steinerne Obelisken eingemeisselten Entfernungsangaben in Wegstunden waren ein wichtiges Symbol eines neuen Raumdenkens das eine zunehmende Kontrolle und Hegemonie auch uber entfernte und abgelegene Landstriche durch eine staatliche Ordnung aufzeigte 6 Landesvermessungen Bearbeiten Die vormoderne sachsische Gesellschaft kannte noch keinen geregelten Postdienst oder prazise Landkarten Menschen und Nachrichten bewegten sich bis zur Erfindung der Telegrafie am Ende des 18 Jahrhunderts mit der gleichen Geschwindigkeit fort Noch bis zum Dreissigjahrigen Krieg wurden auf Wagen nur Kaufmannswaren transportiert Personen mit oder ohne Botschaften reisten jedoch zu Fuss oder zu Pferd 7 Als Vorbedingungen administrativer und politischer Anordnungen wurde daher das Raumwissen in Sachsen fruhzeitig und systematisch erschlossen Dafur wurden die Zwischenraume zwischen den Siedlungspunkten in das Blickfeld genommen und die Landesterritorien gemessen kartografiert und mit Wegmarkierungen versehen Die erste Karte der wettinischen Lande war 1566 von dem Theologen Hiob Magdeburg erstellt worden Sie diente allein reprasentativen Zwecken und hing als Prunkstuck in der furstlichen Kunstkammer Die erste sachsische Landesvermessung fand zwischen 1586 und 1633 statt Damit verfugte man in Sachsen zwar bereits uber Landkarten Diese fanden aber keine praktische Anwendung 8 1713 wurde die Zweite sachsische Landesvermessung unter Leitung von Adam Friedrich Zurner begonnen Diese hatte das Ziel eine prazise Postkarte zu erstellen Zusammen mit etlichen Gehilfen hatte er in zwei Jahrzehnten das sachsische Land vermessen und davon 141 grosse und 761 kleinere topografische Karten gezeichnet Nach dem Tod von Zurner wurden seine Arbeiten in den Atlas Saxonicus novus gebundelt und herausgegeben Die Meilenblatter von Sachsen sind das Ergebnis der dritten kursachsischen topografischen Landesaufnahme nach franzosischem Vorbild die mit Unterbrechungen zwischen 1780 und 1825 durchgefuhrt wurden 9 Sie sind der dritte Anlauf beim Versuch eine detailgenaue Landkarte Sachsens zu erstellen und standen unter Leitung des sachsischen Militars unter Fuhrung von Friedrich Ludwig Aster Kommandant des sachsischen Ingenieur Corps Als Ergebnis dieser Triangulation entstanden bis 1806 mehr als 400 Meilenblatter Kommunikation Bearbeiten Der Zustand der Infrastruktur des Kommunikationswesens in einem Land war in der Fruhen Neuzeit ein Gradmesser fur das Entwicklungsstadium eines Landes Folglich kam der Errichtung von dichten Kommunikationsnetzen eine hohe Bedeutung zu Regulare Nachrichtenverbindungen und dienste waren zu Beginn der Fruhen Neuzeit unterentwickelt Nachrichten Waren und Reisen benotigten daher sehr lange um ihren Bestimmungszweck zu erreichen und waren mit einem hohen Suchaufwand verbunden da es keine regularen Liniendienste gab Kursachsische Post Bearbeiten nbsp Kupferstich Frontispiz aus MELISSANTES GEOGRAPHIA NOVISSIMA Teil 2 Frankfurt Leipzig und Erfurt 1713 mit Darstellung einer Poststation und ankommender reitender Post um 1708 nbsp Fruher chursachsischer Postwagen ungefedert nbsp Postkutsche auf dem Gotthardpass Schweiz Hauptartikel Postgeschichte und Briefmarken Sachsens Die Anfange einer regularen Postanstalt in Sachsen gehen auf die Zeit um 1500 zuruck Fur die Kommunikation des Furstenhofes wurde eine kurfurstliche Hofpost eingerichtet Dieses behordliche Botensystem war nicht offentlich und nur auf den Personenkreis um den Kurfursten beschrankt Die Entwicklung der Post in Sachsen wurde vor allem von ausseren Einflussen angestossen Die allgemeine Entwicklung der Reichspost wurde massgeblich vom Heiligen Romischen Reich und namentlich der Familie von Thurn und Taxis vorangetrieben denn dieses besass das Regal Mit dem Regierungsantritt Kaiser Karls V wurden die unter Maximilian noch fluktuierenden Postkurse auch in Deutschland zur festen Institution sie wurden auf feste Strassen die Poststrassen festgelegt Mit dieser Fixierung und der Offnung der Kanale wurde das Stafettensystem der Post rasch fur andere Kunden interessant fur Territorialherren Kaufleute und Magistrate Der gesamte Westen Deutschlands wurde mit dem Botennetz der kaiserlichen Post durchdrungen Freie Unternehmer aus den Reihen der Stadter bauten nun gegen Privilegierung auf eigene Kosten funktionierende Postwesen auf Es entstand eine lebhafte Konkurrenz um das neue Kommunikationswesen 10 Der Versuch des Kaisers das Postwesen 1597 zu einem Regal und damit zum Monopol der seit 1490 bestehenden Kaiserliche Reichspost zu machen stiess aber auf erbitterten Widerstand der Landesfursten Denn dies hatte die Souveranitat der Landesfursten in einem sensiblen Bereich eingeschrankt Von dieser Situation profitierten die sachsischen Kurfursten denn sie konnten ihre eigene Machtstellung auf Kosten von der des Kaisers weiter ausbauen So wurde das Postrecht des Landesherren zu einem raumgreifenden Herrschaftsinstrument das bis hin zum Informations und Zeitungswesen reichte Die sachsischen Kurfursten betrachteten die Post auch als eine Einnahmequelle und uberliessen zeitweilig die Fuhrung des Postgeschafts Fachleuten die das Unternehmen insgesamt pachteten 11 In Sachsen zeichnete sich besonders die Botenanstalt der Stadt Leipzig als weit vernetzte Posteinrichtung aus Die Leipziger Botenanstalt fuhrte Korrespondenz auch auf den Fernverbindungen nach Breslau Prag Nurnberg und Hamburg Noch vor dem Dreissigjahrigen Krieg begann die Umgestaltung dieser Anstalt in ein staatliches Postamt und 1613 wurde offiziell die staatliche sachsische Post gegrundet die zunachst als Fusspost eingerichtet wurde und spater als Reiterpost weiter ihre Dienste verrichtete Leipzig setzte sich als traditionelles Verkehrsdrehkreuz gegen Dresden durch bis schliesslich 1693 das Ober Postamt in Leipzig zum Standort fur die oberste sachsische Postbehorde bestimmt wurde und den Vorrang vor Dresden erhielt Die erste fahrende Post in Sachsen gab es ab 1660 Diese fuhrte zunachst von Leipzig nach Berlin 1661 wurde das sachsische Postwesen schliesslich als landesherrliches Regal in eine Postordnung gefasst Innerhalb von Sachsen wurde die erste fahrende Post am 30 August 1683 eingerichtet und fuhr zweimal in der Woche von Leipzig nach Dresden Mit dieser Postkutsche wurden Pakete Briefe Kaufmannsguter und auch Personen befordert Kursachsische Postkutschen gehorten von da an zu den frequentierten Verkehrsmitteln Sie gehorten zum Alltagsbild auf den Strassen Sachsens Gewohnlich ging die fahrende Post wochentlich einmal von jeder grosseren Stadt ab Die Geschwindigkeit lag aber nur bei funf Kilometer pro Stunde 1692 begann die zweite Fahrverbindung innerhalb Sachsens ihren Dienst auf der Strecke von Leipzig nach Schneeberg Am 16 Mai 1693 erschien eine Post und Taxordnung in der die Postgebuhren und der einheitliche Betrieb der Postdienste geregelt wurden Kurzzeitig wurde um 1700 das Unternehmen fur den Ausbau und weiteren Investitionen in private Hande gegeben und dezentralisiert um nach wenigen Jahren wieder verstaatlicht zu werden Unter der Regie des Leipziger Oberpostmeisters pachteten nun regionale Postmeister meist Gastwirte bestimmte Kurse die in ihrem Nachrichtenaufkommen rentabel erschienen 12 Vor allem die Leipziger Grosskaufleute Johann Jacob Kees der Altere und sein Sohn Johann Kees der Jungere bauten die sachsische Post am Ende des 17 Jahrhunderts zu einer flachendeckenden Institution aus Die beiden sachsischen Oberpostmeister legten zusammen neben den 1697 bestehenden funf Verbindungen 39 weitere Postverbindungen an Die Anzahl der Postamter Postexpeditionen Posthaltereien stieg von 25 in 1690 auf 144 in 1720 Die Poststationen lagen meist 18 bis 27 Kilometer auseinander Das Wirtschaftszentrum Leipzig erhielt seit den 1690er Jahren eine einzigartige geometrische Kommunikationsstruktur wobei der Aufbau des Postnetzes mit Kutschenbetrieb durch Landvermessung Strassenbeschilderung Strassenbau Kartographie und der Publikation eines Kursbuches flankiert wurde Dies fuhrte zur Errichtung von Fahrplanen und Zeitregelungen und die Information des genauen Verlaufs der Postlinien in Karten Kursachsische Theologen priesen den Aufbau dieser Kommunikationsstruktur als Zeichen fur Gottes Segen auf diesem Land Wie in Kurhannover und Preussen wurden in Sachsen die verbliebene Botenpost einfach verboten 13 Das Postwesen kam 1712 wieder unter die Verwaltung des landesherrlichen Kammerkollegiums Das sachsische Postnetz war zu dem Zeitpunkt engmaschiger als das aller anderen Postnetze der deutschen Territorialstaaten 14 Das Netz der ausgebauten Poststrassen fuhrte den Verkehr nun in alle Richtungen Siehe auch Deutsche Postgeschichte Periodische Nachrichtenblatter Bearbeiten Die Bedeutung billiger Massennachrichtenblatter zeigte sich bereits in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts Durch den massenhaften Druck von Flugblattern die entlang der vielbefahrenen Handelsrouten sich in die Welt verbreiteten wurde die Reformation in ganz Europa verbreitet Eine weitere fruhneuzeitliche Innovation betraf die Grundung von Nachrichtenblattern Georg Greflingers Nordischer Mercurius aus Hamburg wurde zum Prototyp der politischen Zeitschrift und Hamburg zur fuhrenden Nachrichtenstadt Deutschlands Erste Periodika entstanden in Leipzig erst nach dem Kriegseintritt des Kurfurstentums Sachsen in den Dreissigjahrigen Krieg Das alteste Zeitungsprivileg in Leipzig stammte aus dem Jahre 1633 1634 gab der Leipziger Moritz Porner eine Zeitung heraus die etwa viermal in der Woche erschien Die erste Tageszeitung der Welt die Einkommenden Zeitungen wurde ab 1650 bis 1652 in Leipzig durch den Drucker Timotheus Ritzsch publiziert Die Entwicklung dieses vollig neuen Mediums das an die Infrastruktur des Postwesens angebunden war beeintrachtigte die Autoritat der Lokalregierungen und Magistrate Einige der neugegrundeten Zeitungen darunter die Frankfurter Postzeitung des Frankfurter Reichspostmeisters Johann von den Birghden zielten nicht auf den lokalen Markt sondern auf den nationalen Markt Im Heiligen Romischen Reich gab es zwischen 1605 und 1700 etwa 200 Zeitungsunternehmen in rund achtzig Druckorten im Reich 15 In Leipzig erschien 1682 die erste Ausgabe der Acta eruditorum Sie war die erste bedeutende Zeitschrift die aus Leipzig kam Notig wurde sie weil neue Entdeckungen und Erkenntnisse auf vielen Gebieten der Wissenschaft die Buchproduktion uberforderten Leipzig entwickelte sich um 1700 uber mehrere Jahrzehnte zum wichtigsten Druckort der Zeitschriften in Deutschland Bis zu einem Drittel aller dieser Blatter kam in der Zeit der Aufklarung aus Leipzig Hier entstanden auch die ersten Zeitschriften in denen Meinungen dargelegt und gegen andere Ansichten polemisiert wurde Christian Thomasius legte hier in Leipzig mit den Monatsgesprachen erschienen 1688 bis 1690 den Grundstein fur einen meinungsbetonten Journalismus Leipzig blieb uber Jahrzehnte der wichtigste deutsche Zeitschriftenstandort In den ersten Jahrzehnten des 18 Jahrhunderts erschienen ungefahr ein Drittel der deutschen Zeitschriften in Leipzig Darunter waren bedeutende Blatter wie die historisch kritische Zeitschrift Gesprache in dem Reiche derer Todten von David Fassmann oder die moralische Zeitschrift Die vernunftigen Tadlerinnen von Johann Christoph Gottsched beide zugehorig zum Genre der moralischen Wochenschriften Dem Zeitungspachter in Kursachsen wurde unter Erhohung der Pachtsumme der Vertrieb samtlicher in und auslandischen Zeitungen im Kurfurstentum uberlassen und Zeitungsvertrieb durch Private oder durch Postbeamte verboten Dies war das erste Zeitungsvertriebsmonopol Konsequenzen BearbeitenDer Ausbau der Kommunikations und Verkehrsinfrastruktur veranderte das Raum und Zeitdenken der damaligen Menschen Bewegungsablaufe beschleunigten sich Raum verkleinerte sich und Gegenden die sonst im Dunkel der Uberlieferungslosigkeit verharrten wurden in ein Ubertragungsnetz integriert und mit den Zentren verbunden Siehe auch BearbeitenVerkehrsmuseum DresdenLiteratur BearbeitenWolfgang Behringer Der Fahrplan der Welt Anmerkungen zu den Anfangen der europaischen Verkehrsrevolution In Hans Liudger Dienel Helmuth Trischler Hrsg Geschichte der Zukunft des Verkehrs Verkehrskonzepte von der fruhen Neuzeit bis zum 21 Jahrhundert Beitrage zur historischen Verkehrsforschung Band 1 Campus Frankfurt a M 1997 Entstehung und Entwicklung von Metropolen Veroffentlichungen der Interdisziplinaren Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung I A S Band 4 4 Symposium 20 23 06 1996 Bonn Aachen 2002 Herausgegeben von Michael Jansen und Bernd Roeck Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 Hans Jurgen Teuteberg Cornelius Neutsch Vom Flugeltelegraphen zum Internet Geschichte der modernen Telekommunikation Franz Steiner Verlag Stuttgart 1998 Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Beihefte Nr 147 ISBN 3 515 07414 7 Karin Zachmann Kursachsischer Merkantilismus Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz In Gunter Bayerl Wolfhard Weber Sozialgeschichte der Technik Ulrich Troitzsch zum 60 Geburtstag Waxmann Verlag Munster 1998 Autorenkollektiv Leiter Eberhard Stimmel Lexikon Kursachsische Postmeilensaulen Transpress VEB Verlag fur Verkehrswesen Berlin 1989 ISBN 3 344 00264 3 Postsaulen und Meilensteine Herausgegeben von der Forschungsgruppe Kursachsische Postmeilensaulen e V Dresden Grillenburg Stadt Tharandt 3 uberarbeitete Auflage Schutze Engler Weber Verlags GbR Dresden 2007 ISBN 978 3 936203 09 7 Einzelnachweise Bearbeiten Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 131 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Uwe Fraunholz Erbauen und Zerstoren Sachsische Ingenieur Offiziere und Baumeister an der via regia im Barockzeitalter S 114 124 S 122 Karin Zachmann Kursachsischer Merkantilismus Staatswirtschaftspolitik mit einem produktionszentrierten Ansatz In Gunter Bayerl Wolfhard Weber Sozialgeschichte der Technik Ulrich Troitzsch zum 60 Geburtstag Waxmann Verlag Munster 1998 S 129 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 130 Wolfgang Behringer Der Fahrplan der Welt Anmerkungen zu den Anfangen der europaischen Verkehrsrevolution In Hans Liudger Dienel Helmuth Trischler Hrsg Geschichte der Zukunft des Verkehrs Verkehrskonzepte von der fruhen Neuzeit bis zum 21 Jahrhundert Beitrage zur historischen Verkehrsforschung Band 1 Campus Frankfurt a M 1997 S 40 57 hier S 49 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 131 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 125 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 127 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Uwe Fraunholz Erbauen und Zerstoren Sachsische Ingenieur Offiziere und Baumeister an der via regia im Barockzeitalter S 114 124 S 123 Entstehung und Entwicklung von Metropolen Veroffentlichungen der Interdisziplinaren Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung I A S Band 4 4 Symposium 20 23 06 1996 Bonn Aachen 2002 Herausgegeben von Michael Jansen und Bernd Roeck Kapitel Wolfgang Behringer Infrastrukturentwicklung als Kriterium fur Zentralortlichkeit im fruhneuzeitlichen Deutschland S 69 76 S 69 Hans Jurgen Teuteberg Cornelius Neutsch Vom Flugeltelegraphen zum Internet Geschichte der modernen Telekommunikation Franz Steiner Verlag Stuttgart 1998 Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Beihefte Nr 147 ISBN 3 515 07414 7 Kapitel Karl Otto Scherner Die Ausgestaltung des deutschen Telegraphenrechts seit dem 19 Jahrhundert S 132 162 S 133 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 125 Entstehung und Entwicklung von Metropolen Veroffentlichungen der Interdisziplinaren Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung I A S Band 4 4 Symposium 20 23 06 1996 Bonn Aachen 2002 Herausgegeben von Michael Jansen und Bernd Roeck Kapitel Wolfgang Behringer Infrastrukturentwicklung als Kriterium fur Zentralortlichkeit im fruhneuzeitlichen Deutschland S 69 76 S 74 Winfried Muller Swen Steinberg Menschen unterwegs Die Via Regia und ihre Akteure Essays zur 3 Sachsischen Landesausstellung im Auftrag der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden herausgegeben Sandstein Verlag Gorlitz 2011 in Ralf Pulla Aufgeraumt und bezeichnet Kursachsische Postmeister und Kartografen im Augusteischen Zeitalter S 125 132 S 126 https www historicum net medien und kommunikation themen artikel zeitung 1 2 Vorlage Toter Link www historicum net Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verkehrsgeschichte des Kurfurstentums Sachsen amp oldid 234784665