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Steinzeiternahrung Steinzeitdiat Paleo Ernahrung oder Paleo Diat nach deutscher Rechtschreibung eigentlich Palao Ernahrung oder Palao Diat ist eine Ernahrungsform des Menschen die sich an der vermuteten Ernahrung der Altsteinzeit orientiert gemeint ist die Zeit vor der Neolithischen Revolution beginnend vor ca 20 000 bis 10 000 Jahren nach welcher Ackerbau und Viehzucht vermehrt betrieben wurden Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Herkunft der Bezeichnung 3 Grundannahmen 4 Fleischkonsum 5 Nahrstoffversorgung 6 Studien zu den gesundheitlichen Folgen 7 Kritik 8 Literatur 9 Weblinks 10 BelegePrinzip BearbeitenAnders als in der kohlenhydratreduzierten Ernahrung Low Carb sind in der Steinzeitdiat unbegrenzte Mengen hochglykamischer Anteile wie getrocknete Datteln oder Feigen erlaubt Falls naturlich gewachsene Fruchte und Honig weniger Anteil haben entspricht die Steinzeiternahrung einer Diat nach dem Low Carb Prinzip Die Steinzeiternahrung setzt sich ausschliesslich aus Nahrungsmitteln zusammen von denen angenommen wird dass sie schon in der Altsteinzeit verfugbar waren Die Ernahrung besteht vor allem aus Gemuse Fleisch vom Wild Beeren Fisch Meeresfruchten Schalentieren Eiern Obst sowie Krautern Pilzen Nussen Esskastanien und Honig Zu vermeiden sind Milch und Milchprodukte ausserdem Getreide und Getreideprodukte wie Brot Industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Zucker alkoholische Getranke oder Fertiggerichte sowie Lebensmittel die erst durch aufwandige technische Verarbeitung geniessbar werden sind ebenfalls zu meiden Der Gebrauch von Pflanzenolen ist umstritten Manche vermeiden nur Ole und Fette die in der Steinzeit noch nicht in ausreichender Menge verfugbar waren wie z B Erdnussbutter Oliven Maiskeim oder Traubenkernol Andere verzichten auf alle Pflanzenole da diese industriell verarbeitet sind ein ungunstiges Verhaltnis von Omega 3 zu Omega 6 Fettsauren aufweisen 1 und mehrheitlich mehrfach ungesattigte Fettsauren Diese oxidieren durch die Lagerung und werden dadurch ranzig 2 Das Verhaltnis der Fettsauren lag bei unseren Vorfahren bei 1 3 bis 1 5 und liegt heute bei 1 15 bis 1 20 Als Getranke werden Wasser und Tee aus Krauteraufgussen empfohlen Im westlichen Kulturkreis ungewohnt ist die Ernahrung mit Insekten Larven und Wurmern die fruhen Vertretern der Gattung Homo erganzend als Proteinquelle gedient haben und auch heute von vielen Ethnien gegessen werden Entomophagie Der Verzehr von Speiseinsekten ist kein obligatorischer Bestandteil der Steinzeiternahrung Herkunft der Bezeichnung BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Begriffsgeschichte in Deutschland Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Eine Steinzeitdiat wurde zum Beispiel von Arnold DeVries 1952 in seinem Buch Primitive Man and His Food 3 und auch von Walter L Voegtlin im Jahr 1975 beschrieben 4 Der Begriff trifft die diskutierten Ernahrungsformen nur unscharf da sich im Verlauf der Jahrhunderttausende radikale Anderungen der Ernahrungsformen abspielten insbesondere durch den Ubergang zur Landwirtschaft was als Neolithische Revolution beschrieben wird Voegtlin und andere bezogen sich eher auf einige vermutete Ernahrungsformen der Alt Steinzeit des Palaolithikums Treffender waren daher die Bezeichnungen Altsteinzeit Ernahrung Palao Ernahrung oder genetisch angepasste Ernahrung im englischen Sprachraum Paleo diet In den 1990er Jahren wurde Loren Cordain in den USA zum bekanntesten Vertreter der Steinzeiternahrung Nicolai Worm publizierte im Jahr 2000 das Buch SYNDROM X oder ein Mammut auf den Teller Mit Steinzeitdiat aus der Ernahrungsfalle Worm betrachtet sich selbst jedoch ausdrucklich nicht als Vertreter der Steinzeitdiat Grundannahmen BearbeitenDie Altsteinzeit umfasst in etwa die Zeitspanne von vor zwei Millionen Jahren bis zu etwa 20 000 Jahren vor heute In dieser Epoche lebten die Hominini das sind die Nebenlinien und Vorfahren des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens als Jager und Sammler Walter L Voegtlin publizierte 1975 in seinem Buch Thesen zur genetischen Anpassung an die Nahrung Allerdings behauptete er der Mensch sei ein Fleischfresser wahrend die vorherrschende wissenschaftliche Meinung ihn auf Grund seiner korperlichen Merkmale als Allesfresser ansieht In den 1980er Jahren wurde Voegtlins These von Boyd Eaton aufgegriffen der 1985 einen entsprechenden Aufsatz im New England Journal of Medicine und 1988 das Buch Paleolithic Prescription veroffentlichte Er machte die entsprechenden Thesen einer breiteren Offentlichkeit bekannt Die Grundannahmen der Steinzeitdiat basieren auf der Evolutionstheorie von Charles Darwin wonach sich im Laufe der Evolution die Spezies durchgesetzt haben die am besten an ihre Umwelt und damit auch an die vorhandenen Nahrungsquellen angepasst waren 5 Fur die daraus abgeleiteten Thesen zur menschlichen Ernahrung und zur Gesundheit wurde u a von Cordain die Bezeichnung Evolutionsmedizin Evolutionary medicine oder Darwinian medicine gepragt 6 7 Eine weitere Grundannahme ist dass sich das menschliche Erbgut seit der Steinzeit nicht verandert habe Folglich sei die steinzeitliche Ernahrung die einzig artgerechte Ernahrung des Menschen da sich der menschliche Organismus im Laufe von Millionen Jahren an diese perfekt angepasst habe 8 9 Loren Cordain Living organisms thrive best in the milieu and on the diet to which they were evolutionary adapted 9 dt Lebende Organismen gedeihen am besten in dem Milieu und mit der Ernahrung an die sie evolutionar angepasst sind Die Altsteinzeit umfasste einen Zeitraum von fast 2 4 Mio Jahren alle weiteren Zeitalter bis heute insgesamt nur rund 15 000 Jahre Die Viehzucht wurde erstmals vor rund 10 000 Jahren im Neolithikum eingefuhrt der Ackerbau vor etwa 12 000 Jahren Milchprodukte und Getreideprodukte sind bezogen auf die gesamte Menschheitsgeschichte daher relativ neue Nahrungsmittel 100 000 generations of people were hunter gatherers 500 generations have depended on agriculture and only 10 generations have lived since the start of the industrial age In other words our diet today fails to provide the biochemical und molecular requirements of H sapiens 8 dt 100 000 Generationen waren Jager und Sammler 500 Generationen waren abhangig vom Ackerbau und nur zehn Generationen haben seit dem Beginn des Industriezeitalters gelebt Anders ausgedruckt unsere heutige Ernahrung entspricht nicht den biochemischen und molekularen Bedurfnissen des Homo sapiens Nach Erkenntnissen der Palaopathologie fuhrte die sogenannte Neolithische Revolution zu einer erhohten Sauglingssterblichkeit einer Zunahme von Infektionskrankheiten einer deutlich niedrigeren Lebenserwartung und einer verringerten Korpergrosse Auch Knochen und Zahnschaden nahmen zu 6 Paradoxerweise fuhrte also eine ausreichende Nahrungsmittelproduktion zu Mangelerscheinungen und die landwirtschaftliche Revolution im Neolithikum zu einem Ruckschritt in der Gesundheit 6 Einige Vertreter der Evolutionsmedizin gehen davon aus dass die sogenannten Zivilisationskrankheiten in westlichen Industriestaaten uberwiegend auf die nicht artgerechte Ernahrung mit nachsteinzeitlichen Nahrungsmitteln zuruckzufuhren sind vor allem Hyperinsulinismus und Insulinresistenz durch einen hohen Anteil von Kohlenhydraten in der ublichen Zivilisationskost Weitere Erkrankungen des metabolischen Syndroms sind Hypertonie Hyperlipidamie und Hyperglykamie 10 Erkenntnisse aus der Palaopathologie sollen belegen dass die altsteinzeitlichen Vorfahren grosser und gesunder waren als die Menschen der folgenden Epochen Knochenfunde erlauben jedoch nur bedingte Ruckschlusse auf den Zustand der nicht mehr erhaltenen inneren Organe und der Blutwerte Die medizinischen Aussagen stutzen sich auch auf Studienergebnisse zu Volkern die heute noch als Nomaden oder Jager und Sammler leben Diese liessen den Schluss zu dass sie auch im Alter nicht an typischen Zivilisationskrankheiten litten 11 Mit Hilfe der Steinzeiternahrung soll nicht nur das metabolische Syndrom verhindert werden sondern auch das Risiko fur Krebserkrankungen und Allergien signifikant vermindert werden und die Leistungsfahigkeit steigen Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Langzeitstudien zu dieser Ernahrungsform die dies bestatigen konnten Fleischkonsum BearbeitenDie Steinzeit umfasst eine Zeitspanne von rund zwei Millionen Jahren wahrend der mehrere Spezies der Gattung Homo in unterschiedlichen Lebensraumen lebten Es gab daher keine einheitliche Steinzeiternahrung und der Fleischanteil war regional sehr unterschiedlich 12 13 Die Ernahrungsempfehlungen von Boyd Eaton sind nicht identisch mit denen von Cordain Eaton bezieht sich auf die Erkenntnisse der Palaoanthropologie zur Ernahrung der Steinzeitmenschen und geht von einer uberwiegend pflanzlichen und ballaststoffreichen Nahrung aus Fleischkonsum spielt keine entscheidende Rolle Die optimale Nahrstoff Relation laut Eaton 33 Prozent Proteine 46 Prozent Kohlenhydrate und 21 Prozent Fett 8 65 Prozent der aufgenommenen Energie stammten aus Obst und Gemuse 14 Cordain und Nicolai Worm beziehen sich dagegen auf heutige indigene Volker und favorisieren taglichen Fleischverzehr Daten des Ethnology Atlas von 1999 zu 181 Ethnien zeigten dass 65 Prozent der Nahrung tierischen Ursprungs sei gegenuber 35 Prozent Pflanzenkost 15 Es handelt sich dabei allerdings um statistische Mittelwerte die Zusammensetzung unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Volkern erheblich siehe unten Umstritten ist der anzustrebende Fettanteil der Ernahrung Eine Ernahrung nur mit magerem Fleisch entspricht vermutlich nicht dem Protein Fett Verhaltnis einer steinzeitlichen Ernahrung bei der das ganze Tier gegessen wurde Eine Ernahrung die ausschliesslich auf Fleisch und Fett basiert ist mit Ubergang in Ketose moglich allerdings sollte der Fettkalorienanteil zum Zwecke der ausreichenden Versorgung mit essentiellen Fettsauren nicht unter 30 sinken Gibt man Test Essern die freie Wahl essen sie etwa gleich viel Fett wie Muskelmasse 16 Ausserhalb der arktischen Regionen und besonders im Fruhjahr enthalten viele Wildtiere jedoch nur einen deutlich geringeren Fettanteil Beef Jerky und Pemmikan als zwei traditionelle Lebensmittel der Indianer des mittleren Westens der USA weisen einen sehr unterschiedlichen Fettanteil auf namlich nur 2 7 gegenuber rund 50 Fett Wenn Eskimos einen Grossteil der Energie als Proteine zu sich nehmen weil nur Kaninchen statt fettreicher Meerestiere zur Verfugung stehen tritt die sogenannte Rabbit Starvation Kaninchen Auszehrung auf 17 Nahrstoffversorgung BearbeitenDa der Korper sie in ausreichendem Umfang aus Proteinen und Fetten synthetisieren kann ware auch bei volligem Verzicht auf Kohlenhydrate nicht mit Mangelerscheinungen zu rechnen Loren Cordain weist darauf hin dass zur Gewahrleistung einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D entweder ein taglicher Aufenthalt in der Sonne von wenigstens 15 Minuten im Sommer oder entsprechend mehr im Winter oder der Verzehr von taglich rund 100 Gramm fettreichen Seefischs insbesondere Lachs Thunfisch und Dorschleber mit Abstrichen auch Hering Heilbutt und Sardinen oder eine entsprechende Menge Fischol vorgesehen werden sollte 18 Ein Magazin fur australische Allgemeinmediziner rat auf die Aufnahme von Kalzium zu achten wenn ein Osteoporose Risiko besteht 19 Es gibt Hinweise darauf dass bestimmte Inhaltsstoffe von Milchprodukten und Getreide die Aufnahme von Spurenelementen wie Kalzium Iod Eisen und Zink im Dunndarm behindern Da bei der Palaoernahrung nach Loren Cordain auf diese Lebensmittel verzichtet wird sollte die Versorgung jedoch gewahrleistet sein 20 Studien zu den gesundheitlichen Folgen BearbeitenDie Wirkung der Steinzeiternahrung wurde bislang wenig erforscht Zur einseitigen Ernahrung und der Wirkung von Giftstoffen in unseren Nahrungsmitteln wurden demgegenuber bereits viele spezifische Studien durchgefuhrt die sich jedoch meist nur auf einige wenige Gesichtspunkte beschrankten Erste ganzheitliche Studien zeigten als Folge der Steinzeiternahrung verbesserte Blutzuckerwerte und ein vermindertes Risiko von Herz Kreislauf Erkrankungen 21 Bei einer extrem fettarmen Ernahrung oder sehr einseitigen Fettzufuhr besteht die Gefahr eines Mangels essentieller Fettsauren Wird im Rahmen der Palao Ernahrung eine kohlenhydratarme Diat verfolgt gelten zu den gesundheitlichen Risiken im Wesentlichen dieselben Kritikpunkte wie bei der Atkins Diat Auch konnen kurzzeitige Ernahrungumstellungen mit verminderter Zufuhr von Nahrungsenergie zum Jojo Effekt fuhren Das Gewicht wird nicht dauerhaft reduziert und kann sogar ansteigen 22 Verschiedene Studien zeigen den positiven Einfluss einer Palao Ernahrung auf diverse gesundheitliche Faktoren Die Inzidenz von Dickdarmkrebs 23 reduziert sich ebenso wie die Marker fur Entzundungen und oxidativen Stress 24 und die Sterblichkeitsrate 25 Wie bei ahnlichen Diaten auch und bei der kohlenhydratarmen Ernahrung im Speziellen gibt es Berichte uber die allgemeine Steigerung des Wohlbefindens und deutliche gesundheitliche Verbesserungen durch die Palao Ernahrungsweise Es ist anzunehmen dass dies vielfach nicht unbedingt auf die strikte Selektion und Beschrankung auf bestimmte zugelassene Lebensmittel zuruckzufuhren ist sondern vielmehr auf die Begleitumstande einer Ernahrungsumstellung Durch die Einhaltung der Richtlinien einer bestimmten Denkschule der Steinzeiternahrung reduziert sich das Spektrum der zur Verfugung stehenden Lebensmittel oft drastisch Alleine dadurch dass die vorgesehenen Lebensmittel nicht uberall zur Verfugung stehen Snacks und Fast Food generell nicht ins Ernahrungsschema passen und das Essen in der Gastronomie im Allgemeinen nur noch eingeschrankt moglich ist entfallen bereits die meisten der ungesunden und kalorienhaltigen Lebensmittel die heutzutage oft einen Grossteil der Nahrungsaufnahme ausmachen Auch wenn dafur gesorgt ist dass die vorgesehenen Lebensmittel zu jeder Zeit in ausreichender Menge zur Verfugung stehen so dass der Verzicht auf verbotene Nahrungsmittel im Grunde durch die Aufnahme einer grosseren Menge erlaubter Speisen ausgeglichen werden konnte so reduziert sich meist dennoch die Kalorienaufnahme da der Korper naturnahe Lebensmittel oft nicht in besonders grosser Menge aufnehmen kann Bei der Aufnahme von Fleisch und Gemuse stellt sich im Allgemeinen eher ein Sattigungsgefuhl ein als bei kohlenhydratreicher Ernahrung und halt auch langer vor 26 Gering verarbeitete Gemuse enthalten pflanzliche Abwehrstoffe welche die Verdauung behindern konnen und die Aufnahme grosserer Mengen dann ebenfalls nicht zulassen Schliesslich entfallen auch die meisten geschmacksverstarkenden und appetitanregenden Zusatzstoffe und Sossen bei der Palao Ernahrung Bereits der Verzicht auf industriell verarbeitete Fertiggerichte und Zutaten sowie die Beschrankung auf Speisen die unsere Urgrosseltern schon kannten sollte zur Besserung der meisten ernahrungsbedingten metabolischen Storungen beitragen und Zivilisationskrankheiten verhindern helfen Mit der intensiven Beschaftigung mit dem Thema und der Ernahrungsumstellung geht haufig auch eine Umstellung anderer Gewohnheiten und eine allgemein gesundere Lebensweise einher Durch den Verzicht auf kalorienhaltige Fertignahrung tritt oft eine Gewichtsreduktion 27 und eine Besserung der allgemeinen korperlichen Verfassung ein Diese Faktoren erhohen den Genuss an korperlichen Aktivitaten so dass in der Folge haufig mehr Sport getrieben wird was weitere positive gesundheitliche Effekte mit sich bringt und das Wohlbefinden steigert Wenn die Aufnahme von Kohlenhydraten bis zur Entwicklung einer Ketose reduziert wird erfolgt insbesondere bei Kindern in vielen Fallen ein deutlicher Ruckgang der Anfalle bei Epilepsie Patienten 28 Eine kleine Studie hat ergeben dass sich die Glucose Werte bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Glucose Intoleranz oder Typ 2 Diabetes bei Umstellung auf Steinzeiternahrung gegenuber einer mediterranen Ernahrung deutlicher verbessern 29 Kritik BearbeitenDie Vertreter der Steinzeitdiat geben an dass der Mensch genetisch nicht an die moderne Zivilisationskost angepasst sei sondern lediglich an Lebensmittel die bereits vor hunderttausenden Jahren gegessen wurden Deshalb fuhre die heute in westlichen Industriestaaten ubliche Kost zu Erkrankungen die als Zivilisationskrankheiten bekannt sind Ein wesentlicher Kritikpunkt ist dass es sich bei den Aussagen zur Ernahrung in der Steinzeit und ihren Nutzen fur die Gesundheit uberwiegend um Hypothesen ohne umfassende wissenschaftliche Belege handelt 12 30 Fur Evolutionsbiologen und Palaoanthropologen beginnt die Entwicklung des anatomisch modernen Menschen die sogenannte Hominisation nicht erst in der Steinzeit sondern deutlich fruher Ubliche Kriterien sind der aufrechte Gang der bereits bei Australopithecus vorhanden war biologische Evolution oder die Nutzung von Kulturtechniken kulturelle Evolution bei Homo erectus Australopithecus ernahrte sich von Fruchten Samen Pilzen Wurzeln Blattern Eiern und kleinen Tieren aber uberwiegend vegetarisch Die Kost des zeitlich folgenden Homo habilis war ahnlich ebenfalls mit geringem Fleischanteil Homo erectus war dann in der Lage die Pflanzennahrung durch Jagdbeute zu erganzen 31 Die Vertreter der Steinzeiternahrung geben an dass diese auch der Ernahrungsweise der als Jager und Sammler lebenden Volker entspricht Tatsachlich differiert die Ernahrung dieser Populationen erheblich je nach Lebensraum und reicht von uberwiegend vegetarischer Kost bei den afrikanischen ǃKung bis zur fast ausschliesslichen Ernahrung von Fleisch und Fisch bei den Inuit in Gronland Bei den Massai und den Turkana beides Nomadenvolker ist Milch das Hauptnahrungsmittel 12 Tobias Lechler stellt in seiner Dissertation mit dem Titel Die Ernahrung als Einflussfaktor auf die Evolution des Menschen fest dass eine genaue Rekonstruktion der Ernahrung in der Steinzeit und davor nicht moglich sei und dass man daruber hinaus nicht feststellen konne ob der moderne Mensch nun genetisch an die Ernahrungsweise des fruhen Homo sapiens an die des Homo erectus des Homo habilis der Australopithecinen oder noch an die anderer Primaten angepasst sei 32 Die Okotrophologen Alexander Strohle und Andreas Hahn vom Institut fur Lebensmittelwissenschaft der Universitat Hannover bezweifeln grundsatzlich die Thesen zur humanen Adaptation an bestimmte Nahrungsmittel und verweisen darauf dass die morphologische Evolution eines Lebewesens nicht zwangslaufig mit der genetischen Evolution korreliert Selbst ein Funktionswandel ohne morphologische Anpassung ist moglich 5 Obwohl Lechler in seiner Dissertation zunachst von denselben Hypothesen ausgeht wie die Vertreter der Steinzeitdiat kommt er zu vollig anderen Schlussen Er folgert dass gerade die fehlende Spezialisierung und Anpassung der Gattung Homo an eine bestimmte Ernahrungsweise der entscheidende Uberlebensvorteil war der die Besetzung ganz unterschiedlicher okologischer Nischen ermoglichte 33 Diese Auffassung teilen Strohle und Hahn die auf die Vielzahl von Ernahrungskulturen verweisen die wahrend der Hominisation und seit der Steinzeit entstanden sind 12 Strohle und Hahn widersprechen auch der These dass eine Kostform allein deshalb als optimal geeignet bezeichnet werden kann weil Menschen damit uber eine lange Zeitspanne uberlebt haben Es lasse sich nur folgern dass eine solche uberlebens und reproduktionsadaquat war bzw ist Sie kann nicht ganzlich falsch gewesen sein Jede weitergehende Interpretation z B im Hinblick auf ihre Eignung zur Pravention chronisch degenerativer Erkrankungen muss spekulativ bleiben 6 000 bis 10 000 Jahre Ernahrungskultur unter Einschluss von Getreide Speiseol Wein und Milch in Europa besitzt nicht weniger evolutive Bewahrung als 50 000 Jahre Steinzeitregime 5 Die Aussage dass sich das menschliche Erbgut im Verlauf der Steinzeit zwar optimal an die Umwelt angepasst also verandert habe nicht aber danach ist zudem nicht haltbar Wissenschaftler haben rund 700 genetische Veranderungen gefunden die in den letzten 10 000 Jahren aufgetreten sind 34 Zu diesen genetischen Veranderungen gehort die Entwicklung der Lactosetoleranz bei Erwachsenen und zwar vor allem bei den Nachkommen der Stamme die vor rund 10 000 Jahren die Rinderhaltung einfuhrten und die heute in Europa den USA und Australien leben Hier verfugen bis zu 80 bis 90 Prozent der adulten Bevolkerung uber das fur die Verarbeitung des Milchzuckers notige Enzym Lactase 35 Entgegen der These der Steinzeitdiat Vertreter habe diese Anpassung an ein neues Nahrungsmittel in einem relativ kurzen Zeitraum langst stattgefunden Auch durch zahlreiche andere Studien wurde belegt dass es so genannte schnelle Evolution Veranderungen der Allelfrequenz binnen weniger Dutzend Generationen auch beim Menschen gibt 36 37 38 39 Auch der Begriff Neolithische Revolution wird von verschiedenen Archaologen kritisiert da zum Beispiel der Begriff Revolution eine kurze Umbruchphase suggeriere Tatsachlich aber handle es sich um langfristige Entwicklungen und Ubergangsphasen in der Menschheitsgeschichte die zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten stattfanden 40 Literatur Bearbeitenpro PalaodiatLoren Cordain The Paleo Diet New York 2002 ISBN 0 471 41390 9 Loren Cordain Joe Friel Das Palao Prinzip der gesunden Ernahrung im Ausdauersport 2 Auflage Sportwelt Verlag Betzenstein 2011 ISBN 978 3 941297 10 4 Loren Cordain Das Getreide Zweischneidiges Schwert der Menschheit Novagenics Arnsberg 2004 ISBN 3 929002 35 3 S Boyd Eaton Marjorie Shostak Melvin Konner The Paleolithic Prescription A Program of Diet and Exercise and a Design for Living Harper amp Row New York 1988 ISBN 0 06 015871 9 Staffan Lindeberg Food and Western Disease Health and Nutrition from an Evolutionary Perspective Wiley Blackwell Chichester UK 2010 ISBN 978 1 4051 9771 7 Wolfgang Lutz Leben ohne Brot Die wissenschaftlichen Grundlagen der kohlenhydratarmen Ernahrung 16 Auflage Informed Grafelfing 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