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Das Mineral Staurolith auch Kreuzstein oder Basler Taufstein 7 ist ein haufig vorkommendes Inselsilikat mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung M2 4Al18Si8O46 OH 2 In dieser vereinfachten Strukturformel steht M2 fur zweiwertige Kationen vorwiegend Eisen Fe2 Magnesium Mg2 und Zink Zn2 in beliebigen Mischungsverhaltnissen Nach den Gehalten dieser Kationen werden in der Staurolithgruppe vier Minerale unterschieden Staurolith Eisenstaurolith Fe2 2Al9Si4O23 OH 2 Magnesiostaurolith Mg Mg Li 3 Al Mg 18Si8O44 OH 4 2 Zinkstaurolith engl Zincostaurolite Zn2Al9Si4O23 OH 2 StaurolithKreuzformiger Staurolithzwilling in GlimmerschieferAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol St 1 Andere Namen Basler Taufstein KreuzsteinChemische Formel Fe2 2Al9Si4O23 OH 2 Fe2 Mg Zn 1 5 2Al9 O6 OH O 2 SiO4 4 3 4Al2 O SiO4 AlFe2 2O3OH 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen Neso Subsilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII A 03 VIII B 03 010 9 AF 30 52 02 03 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 4 Gitterparameter a 7 87 A b 16 62 A c 5 66 Ab 90 1 4 Formeleinheiten Z 1 4 Haufige Kristallflachen 110 101 010 001 5 Zwillingsbildung oft kreuzformige Durchdringungszwillinge 90 rechtwinklig und 60 schiefwinklig Physikalische EigenschaftenMohsharte 7 bis 7 5 5 Dichte g cm3 gemessen 3 74 bis 3 83 berechnet 3 686 5 Spaltbarkeit deutlich nach 010 5 Bruch Tenazitat schwach muschelig sprode 5 Farbe rotbraun bis braunschwarzStrichfarbe weiss bis graulich 5 Transparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Glasglanz HarzglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 736 bis 1 747 6 nb 1 740 bis 1 754 6 ng 1 745 bis 1 762 6 Doppelbrechung d 0 009 bis 0 015 6 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 88 gemessen 84 bis 88 berechnet 6 Pleochroismus schwach farblos hellgelb gelbrot farblos hellgelb gelbrot hellgelb gelborange rosarotWeitere EigenschaftenBesondere Merkmale typische kreuzformige Kristallzwillinge Staurolithe kristallisieren im monoklinen Kristallsystem und entwickeln uberwiegend prismatische bis tafelige Kristalle und charakteristisch kreuzformige Kristallzwillinge aber auch kornige bis massige Aggregate in rotbrauner bis braunschwarze Farbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 3 1 Elementgehalte 3 2 Elementverteilungen 4 Kristallstruktur 4 1 Atompositionen 4 2 Verknupfungen der Koordinationspolyeder 5 Eigenschaften 6 Modifikationen und Varietaten 7 Bildung und Fundorte 8 Verwendung 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDer deutsche Name Kreuzstein spielt auf die haufig zu findende kreuzformige Verzwillingung an 7 Aus diesem Grunde wurden grossere Kristalle oft von Christen als Schmuck oder Amulett getragen Insbesondere in den Schweizer Alpen waren sie auch unter dem Namen Basler Taufstein weit verbreitet 8 Auch der griechische Wortstamm Stauro stauros stayros aus dem der wissenschaftliche Name Staurolith abgeleitet ist bedeutet Kreuz Die Endung lith mit der Mineralnamen produktiv abgeleitet werden stammt ebenfalls aus dem Griechischen und entspricht dem Substantiv fur Stein lithos li8os Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Staurolith zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Neso Subsilikate Mit Kationen in oktaedrischer Koordination usw wo er zusammen mit Fraipontit Sapphirin und Topas die unbenannte Gruppe VIII A 03 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII B 03 10 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen wo Staurolith zusammen mit Gerstmannit Klinoedrit Magnesiostaurolith Stringhamit und Zinkstaurolith eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 3 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Staurolith ebenfalls in die Klasse Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Inselsilikate Nesosilikate Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen sowie der Koordination der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der Inselsilikate mit zusatzlichen Anionen Kationen in 4 er 5 er und oder nur 6 er Koordination zu finden ist wo es als Namensgeber die Staurolithgruppe mit der System Nr 9 AF 30 und den weiteren Mitgliedern Magnesiostaurolith und Zinkstaurolith bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Staurolith in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die Abteilung der Inselsilikate SiO4 Gruppen und O OH F und H2O ein Hier ist er zusammen mit Magnesiostaurolith und Zinkstaurolith in der unbenannten Gruppe 52 02 03 innerhalb der Unterabteilung der Inselsilikate SiO4 Gruppen und O OH F und H2O mit Kationen in 4 und gt 4 Koordination zu finden Chemismus BearbeitenDie Zusammensetzung von Staurolith ist von Bedeutung weil aus dem Auftreten von Staurolith Ruckschlusse auf die Bildungsbedingungen des staurolithfuhrenden Gesteins gezogen werden konnen Dies geschieht mit der Zielsetzung die Druck und Temperaturgeschichte eines Gesteins zu ermitteln und daraus die Bewegung von ganzen Gesteinsformationen in der Erdkruste zu rekonstruieren Zur Ermittlung solcher Druck und Temperaturdaten mussen Mineralreaktionen berechnet werden Hierfur benotigt man zum einen Informationen uber die Zusammensetzung aller beteiligten Minerale und zum anderen detaillierte Kenntnisse der intrakristallinen Verteilung der Elemente auf die verschiedenen Positionen der Mineralstruktur Elementgehalte Bearbeiten Die eingangs angegebene chemische Formel gibt eine vereinfachte Zusammensetzung von Staurolith wieder Die Komplexitat der Kristallchemie von Staurolith erschliesst sich erst wenn die Gehalte schwer analysierbarer Elemente wie Lithium und Wasserstoff sowie die Verteilung der Elemente auf die verschiedenen Kationenpositionen berucksichtigt wird In der Mineralogie haben sich Strukturformeln fur die Notation von Mineralzusammensetzungen durchgesetzt weil sie zusatzlich noch strukturelle Informationen enthalten Eine vereinfachte Strukturformel fur Staurolith lautet Fe Mg Zn Co Ni Mn Li Al 2 4 Al Cr Ti Mg Fe 18 Si Al 8O40 O OH 8 In dieser Formel sind die Elementgehalte der Positionen T2 und M4 in der ersten Klammer Fe 2 4 zusammengefasst Die zweite Klammer enthalt die Elemente der Aluminiumoktaeder M1 2 3 und die dritte Klammer die Elemente des Siliziumtetraeders T1 O40 sind die Sauerstoffionen der Sauerstoffpositionen O2 3 4 5 wahrend O OH 8 die Zusammensetzung der Sauerstoffposition O1 wiedergibt Letzteres ist das Sauerstoffion uber das die Oktaeder M3 und M4 verknupft sind und an das die Wasserstoffionen gebunden sind OH Gruppen Eine Durchsicht von knapp 550 publizierten Zusammensetzungen naturlicher Staurolithe liefert folgendes Bild der Elementkonzentrationen Si4 7 bis 8 apfu Atome pro Formeleinheit im Mittel 7 72 apfu Al3 16 1 bis 19 5 apfu im Mittel 17 8 apfu Ti4 0 bis 0 35 apfu im Mittel 0 1 apfu Cr3 0 bis 1 4 apfu im Mittel 0 apfu Fe3 0 bis 0 36 apfu haufig nicht bestimmt Fe2 0 15 bis 3 9 apfu im Mittel 2 7 apfu Mg2 0 bis 3 apfu im Mittel 0 7 apfu Zn2 0 bis 2 8 apfu im Mittel 0 4 apfu Co2 0 bis 2 1 apfu im Mittel 0 apfu Mn2 0 bis 0 45 apfu im Mittel 0 06 apfu Li 0 bis 1 6 apfu oft nicht bestimmt H 1 8 bis 4 6 apfu oft nicht bestimmtElementverteilungen Bearbeiten Alle Si4 Ionen befinden sich auf der T1 Position Sind weniger als 8 Siliziumionen pro Formeleinheit vorhanden werden die verbleibenden T1 Platze mit Aluminiumionen gefullt Der Ladungsausgleich erfolgt uber den Einbau von einem Wasserstoffion pro Aluminiumion auf T1 Fast alle dreiwertigen Kationen sowie Ti4 und ungefahr 10 Prozent aller zweiwertigen Kationen werden auf den Oktaederpositionen M1 2 3 eingebaut Eine Ausnahme bildet Zn2 das nur auf der Tetraederposition T2 eingebaut wird Der Ladungsausgleich fur den Einbau eines zweiwertigen Kations anstelle eines dreiwertigen erfolgt uber den Einbau eines Wasserstoffions pro zweiwertigem Kation auf der Position M1 2 3 Die grosste Variation in der Zusammensetzung von Staurolith verursachen die zweiwertigen Kationen In der Natur kommen alle Zusammensetzungen zwischen reinen Eisen Staurolithen sowie Magnesium oder Zink Staurolithen vor aber keine Magnesium Zink Staurolithe Der uberwiegende Anteil der zweiwertigen Kationen etwa 80 bis 90 Prozent sowie Lithium und geringe Mengen Aluminium und dreiwertiges Eisen werden auf der Tetraederposition T2 eingebaut Der Ladungsausgleich fur den Einbau von dreiwertigen anstelle der zweiwertigen Kationen erfolgt uber eine Reduzierung der Wasserstoffionengehalte Ungefahr 5 bis 10 Prozent der zweiwertigen Kationen mit Ausnahme von Zink wird in der ansonsten leeren M4 Oktaederposition eingebaut Da eine gleichzeitige Besetzung benachbarter T2 und M4 Positionen ausgeschlossen werden kann mussen fur jede besetzte M4 Position zwei T2 Positionen leer sein Der erforderliche Ladungsausgleich erfolgt uber den Einbau von zwei zusatzlichen Wasserstoffionen pro besetzte M4 Position Kristallstruktur BearbeitenStaurolith kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 7 87 A b 16 62 A c 5 66 A und b 90 1 sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle 4 In fast allen gesteinsbildenden Silikaten wie etwa Glimmern Pyroxenen Amphibolen und Olivinen werden zweiwertige Kationen in Oktaederlucken eingebaut Die Kristallstruktur von Staurolith ist interessant weil sie eine der wenigen Silikatstrukturen ist in der zweiwertige Kationen vorwiegend in Tetraederlucken auftreten Dies hat eine deutlich sichtbare Konsequenz Eisenhaltige Staurolithe sind gelblich braun wahrend Minerale mit zweiwertigen Eisenionen in oktaedrischer Koordination intensiv grun gefarbt sind Weniger offensichtlich ist dass Staurolith eine Ausnahme von einer der Daumenregeln der Kristallchemie darstellt der Druck Koordinationsregel Sie besagt dass mit steigendem Druck die Anzahl der ein Kation umgebenden Anionen die so genannte Koordinationszahl zunimmt Staurolith bildet sich im Zuge aufsteigender Metamorphose aus Mineralen in denen die zweiwertigen Kationen oktaedrisch koordiniert sind zum Beispiel Chloritoid Die Bildung von Staurolith bei steigenden Druck geht also mit einer Erniedrigung der Kationenkoordination einher Atompositionen Bearbeiten Die Struktur der Staurolithe kann in guter Naherung als kubisch dichteste Kugelpackung von Sauerstoffanionen O2 beschrieben werden Die Kationen sitzen hierbei in den Lucken zwischen den Sauerstoffanionen In dichtesten Kugelpackungen gibt es zwei verschiedene Arten solcher Lucken die sich in der Anzahl der angrenzenden Kugeln Sauerstoffanionen in diesem Fall unterscheiden Tetraederlucken sind Lucken zwischen vier Sauerstoffanionen Die Sauerstoffatome befinden sich an den Ecken einer tetraederformigen Lucke Oktaederlucken sind Lucken zwischen sechs Sauerstoffanionen Die Sauerstoffatome befinden sich an den Ecken einer oktaederformigen Lucke Im Falle der Staurolithstruktur ist die kubisch dichteste Kugelpackung verzerrt Die Oktaederlucken sind nicht alle gleich gross und ihre Form weicht von einer idealen Oktaederform ab Gleiches gilt fur die Tetraederlucken Die Symmetrie der Staurolithstruktur ist daher nicht kubisch sondern monoklin und wird durch die Raumgruppe C2 m beschrieben Der monokline Winkel b schwankt zwischen 90 0 und 90 64 Die verschiedenen Kationen die die Zusammensetzung der Staurolithe ausmachen verteilen sich in erster Linie entsprechend ihrer Grosse auf die verschiedenen Positionen der Staurolithstruktur Die Staurolithstruktur weist zwei verschiedene Tetraederlucken auf Die Lucke T1 enthalt alle Siliciumionen Si4 und meistens kleine Mengen von Aluminiumionen Al3 Diese Tetraederposition ist immer vollstandig besetzt Die Lucke T2 enthalt den grossten Teil aller zweiwertigen Kationen Fe2 Mg2 Zn2 Co2 Diese Position ist oft nicht vollstandig besetzt das heisst es gibt leere T2 Tetraederlucken Neben den Tetraederlucken gibt es vier verschiedene Oktaederpositionen Lucken M1A und M1B enthalten Aluminiumionen Al3 sowie geringe Mengen zweiwertiger Kationen vor allem Magnesium Diese Positionen sind immer vollstandig besetzt Lucke M2 enthalt Aluminiumionen Al3 sowie sehr geringe Mengen zweiwertiger Kationen vor allem Magnesium Diese Position ist immer vollstandig besetzt Lucken M3A und M3B enthalten Aluminiumionen Al3 sowie geringe Mengen zweiwertiger Kationen vor allem Magnesium Diese Position ist nur zur Halfte besetzt Die Verteilung von Kationen und Leerstellen auf die M3 Oktaederpositionen M3A und M3B ist hauptsachlich verantwortlich fur die Variation des monoklinen Winkels b Bei vollstandiger Ordnung d h M3A ist vollstandig besetzt mit Kationen und M3B ist vollkommen leer erreicht b seinen maximalen Wert von 90 64 Bei vollkommen gleichmassiger Verteilung von Kationen und Leerstellen auf die M3A und M3B Oktaeder geht b auf 90 0 zuruck In diesem Grenzfall erreicht die Staurolithstruktur orthorhombische Symmetrie in der Raumgruppe Ccmm Lucken M4A und M4B enthalten geringe Mengen zweiwertiger Kationen und sind ansonsten leer Die Wasserstoffionen Protonen H liegen nicht in den Lucken der Kugelpackung sondern auf deren begrenzenden Kanten und Flachen Alle Protonen im Staurolith sind an Sauerstoffionen gebunden die die Spitze eines T2 Tetraeders bilden Drei H Positionen sind bekannt Positionen H1A und H1B Die Protonen liegen in der Begrenzungsflache eines leeren M3 Oktaeders und bilden gegabelte Wasserstoffbruckenbindungen zu zwei weiteren Sauerstoffen Position H2 Die Protonen liegen auf einer Kante eines leeren T2 Tetraeders und bilden eine lineare Wasserstoffbruckenbindung Position H3A und H3B Die Protonen liegen in der Begrenzungsflache eines leeren M4 Oktaeders und bilden gegabelte Wasserstoffbruckenbindungen zu zwei weiteren Sauerstoffen Verknupfungen der Koordinationspolyeder Bearbeiten nbsp Detail der Staurolithstruktur T1 M1 M2 Ebene M1A B Oktaeder blau M2 Oktaeder violett T2 Tetraeder grauDie voll besetzten Aluminium Oktaeder M1 und M2 sind miteinander uber gemeinsame Kanten zu zickzackformigen Ketten verknupft Diese Oktaederketten verlaufen parallel zur kristallographischen c Achse Die Silizium Tetraeder sind in der Struktur isoliert das bedeutet sie sind nicht uber gemeinsame Ecken Kanten oder Flachen miteinander verbunden Staurolith ist daher ein Inselsilikat Die Silizium Tetraeder verknupfen die Aluminium Oktaederketten in Richtung der kristallographischen a Achse Sie bilden zusammen mit den Aluminium Oktaederketten eine der zwei grossen Baueinheiten die die Staurolithstruktur ausmachen Eine Alumosilikatschicht parallel zur a c Ebene Sie entspricht in Struktur und Zusammensetzung der b c Ebene der Kyanitstruktur Dies ist die strukturelle Erklarung fur die in der Natur zu beobachtende epitaktische Verwachsung von Staurolith und Kyanit nbsp Detail der Staurolithstruktur T2 M3 M4 Ebene M3 Oktaeder turkis M4 Oktaeder grun T2 Tetraeder orangeDie zweite grosse Baueinheit der Staurolithstruktur ist eine Eisen Aluminium Oxid Hydroxidschicht die ebenfalls parallel zur a c Ebene liegt Sie baut sich aus den M3 M4 und T2 Positionen wie folgt auf Die M3 Oktaeder sind uber gemeinsame Kanten zu Ketten in c Richtung verknupft ebenso die M4 Oktaeder Entlang der kristallographischen a Achse ist jeder M3 Oktaeder uber gemeinsame Ecken mit zwei M4 Oktaedern verknupft Dementsprechend ist jeder M4 Oktaeder uber gemeinsame Ecken mit zwei M3 Oktaedern verknupft Die T2 Tetraeder liegen zwischen den M3 und M4 Oktaedern Jeder M4 Oktaeder ist uber gemeinsame Flachen mit zwei T2 Tetraedern verknupft Wegen dieser Flacherverknupfung sind die Abstande der Kationenpositionen in M4 und T2 so klein dass eine gleichzeitige Besetzung benachbarter T2 und M4 Positionen ausgeschlossen werden kann Alle Wasserstoffionen Protonen sind an die Sauerstoffionen gebunden uber welche die M3 und M4 Oktaeder in a Richtung verknupft sind Je nach Besetzung der angrenzenden Kationenpositionen M3 M4 und T2 sind die Protonenpositionen entweder leer M3 besetzt oder eine der drei Positionen ist besetzt nbsp Staurolithstruktur Wechsellagerung der T1 M1 M2 Schicht und T2 M3 M4 Schicht in b RichtungDie Staurolithstruktur kann nun als Wechsellagerung dieser beiden Schichten in b Richtung aufgefasst werden Eine T2 M3 M4 Schicht wird von zwei Alumosilikatschichten T1 M1 M2 umschlossen Die Alumosilikatschichten durchdringen die T2 M3 M4 Schicht so dass die M2 Oktaeder der beiden Alumosilikatschichten uber gemeinsame Kanten miteinander verbunden sind Diese recht dicht gepackten Alumosilikat T2 M3 M4 Alumosilikat Sandwiches sind in Richtung der kristallographischen b Achse nur uber die Ecken der Silikattetraeder T1 miteinander verbunden Eigenschaften BearbeitenStaurolith ist nur unvollkommen spaltbar bricht uneben muschelig und zeigt in reiner Form Glas oder Fettglanz Die haufig anzutreffenden makroskopisch sichtbaren Kristalle haben eine saulige Erscheinungsform Habitus Sie sind oft grosser als die Kristalle umgebender Minerale und werden dann als Porphyroblasten bezeichnet Eine morphologische Besonderheit des Stauroliths ist dass er haufig in einer charakteristischen Kreuzform als Kristallzwilling vorkommt der Winkel zwischen den Kristallen betragt entweder 90 oder ungefahr 60 Grad Modifikationen und Varietaten BearbeitenDer fruher ebenfalls zur Staurolithgruppe gezahlte Lusakit gilt mittlerweile nicht mehr als eigenstandiges Mineral sondern als cobalthaltige Varietat von Staurolith Er ist von blauer bis schwarzer Farbe mit cobaltblauer Strichfarbe und wurde nach seinem Fundort Lusaka in Sambia benannt 10 11 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Kyanit hellblau und Staurolith dunkelrot aus Pizzo del Platteo nahe dem Berninapass Kanton Graubunden Schweiz Gesamtgrosse der Stufe 7 7 4 1 2 2 cm nbsp Kreuz und herzformige Verzwillingung von Staurolith in Muskovit von der russischen Halbinsel Kola Grosse 5 7 5 3 2 1 Eisenreicher Staurolith ist ein charakteristischer Bestandteil amphibolithfazieller metamorpher Pelite vorwiegend von Glimmerschiefern Hier tritt er zusammen mit Mineralen der Glimmergruppe Muskovit Biotit Granatgruppe Almandin Alumosilikate Kyanit Sillimanit Andalusit Quarz sowie Chloritoid und Chloritgruppe auf Bei aufsteigender Metamorphose bildet sich Staurolith ab etwa 500 C aus Chloritoid uber verschiedene Mineralreaktionen zum Beispiel gemass der Reaktionsgleichung Chloritoid Alumosilikat Staurolith Chlorit WasserBei Temperaturen zwischen 600 C und 750 C wird Staurolith uber diverse Mineralreaktionen wieder abgebaut etwa gemass der Gleichung Staurolith Muskovit Quarz Granat Biotit Alumosilikat WasserDer Stabilitatsbereich von eisenreichen Staurolithen ist daher auf einen engen Temperaturbereich 500 C 750 C beschrankt Gesteine deren Metamorphose diesen Temperaturbereich nicht erreicht oder diesen uberschritten hat enthalten keinen Staurolith Dies macht eisenreichen Staurolith zu einem Indexmineral fur mittelgradige Metamorphose von Peliten tonigen Sedimenten Die Gleichgewichtslagen der Staurolith bildenden und Staurolith abbauenden Reaktionen schneiden sich bei etwa 600 C und 15 Kilobar Dies bedeutet dass eisenreiche Staurolithe oberhalb dieses Druckes der einer Tiefe von etwa 50 Kilometern entspricht nicht mehr vorkommen Die Stabilitat von Staurolith hangt stark von dessen Zusammensetzung ab Einbau von Magnesium statt Eisen verschiebt das Stabilitatsfeld von Staurolith zu hoheren Drucken und Temperaturen Einbau von Zink statt Eisen erweitert die Staurolithstabilitat zu hoheren Drucken und kleineren Temperaturen Daneben kommt Staurolith aufgrund seiner grossen Harte und Verwitterungsbestandigkeit auch in Flusssedimenten als Seifenmineral vor Fundorte liegen innerhalb Europas in der Steiermark in Osterreich und im italienischen Sudtirol dort insbesondere bei Sterzing daneben bei Monte Campione in der Schweiz in der Bretagne in Frankreich im Spessart sowie in Schottland In Amerika ist Staurolith unter anderem in den US Bundesstaaten Georgia Maine Montana New Hampshire New Mexico North Carolina Tennessee und Virginia zu finden in Afrika kommt er in Sambia und Namibia vor und in Russland lasst er sich zum Beispiel im Keivy Gebirge auf der Halbinsel Kola nachweisen 12 Verwendung Bearbeiten nbsp Staurolith in verschiedenen SchmucksteinschliffenStaurolith bildet nur selten Kristalle in guter Schmuckstein Qualitat aus die dann in verschiedenen Schliffformen vor allem fur Sammler angeboten werden In North Carolina werden die typischen kreuzformigen Kristallzwillinge regional unter dem Namen Elfenstein fairy stone als Amulette verkauft Die Varietat Lusakit wird im afrikanischen Sambia abgebaut und als blaues Pigment genutzt Siehe auch BearbeitenListe von MineralenLiteratur BearbeitenM A Marzouki B Souvignier M Nespolo The staurolite enigma solved In Acta Crystallographica A70 Nr 4 2014 S 348 353 doi 10 1107 S2053273314007335 Frank C Hawthorne Luciano Ungaretti Roberta Oberti Franca Caucia Athos Callegari The crystal chemistry of staurolites I Crystal structure and site populations In The Canadian Mineralogist Band 31 1993 S 551 582 englisch rruff info PDF 3 1 MB abgerufen am 14 Januar 2023 Frank C Hawthorne Luciano Ungaretti Roberta Oberti Franca Caucia Athos Callegari The crystal chemistry of staurolites II Order disorder and the monoclinic orthorhombic phase transition In The Canadian Mineralogist Band 31 1993 S 583 596 englisch rruff info PDF 1 2 MB abgerufen am 14 Januar 2023 Frank C Hawthorne Luciano Ungaretti Roberta Oberti Franca Caucia Athos Callegari The crystal chemistry of staurolites III Local order and chemical composition In The Canadian Mineralogist Band 31 1993 S 597 616 englisch rruff info PDF abgerufen am 14 Januar 2023 J D H Donnay G Donnay The staurolite story In Tschermaks mineralogische und petrographische Mitteilungen Band 31 Nr 1 2 1983 S 1 15 doi 10 1007 BF01084757 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandig uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 86 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 204 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 228 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Staurolite Sammlung von Bildern Staurolith In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Dezember 2022 Staurolite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Dezember 2022 englisch David Barthelmy Staurolite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 6 Dezember 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 14 Januar 2023 a b c d Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated November 2022 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero November 2022 abgerufen am 6 Dezember 2022 englisch a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und 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