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Die St Stephani Kirche ist das Wahrzeichen von Calbe Mit ihren beiden 57 m hohen Zwillingsturmen ist sie eine der grossten Kirchen im Salzlandkreis Westportal der KircheSt Stephani im Stadtbild Inhaltsverzeichnis 1 Erste Kirchenbauten 2 Hallenkirche St Stephani 3 Unechte Wasserspeier Chimaren 4 Evangelische Stadtkirche 5 Ausstattung 6 Orgel 7 Sanierungsarbeiten in der Gegenwart 8 Wrangel Kapelle 9 Literatur Auswahl 10 Einzelnachweise 11 WeblinksErste Kirchenbauten BearbeitenEine fruhe St Stephani Kirche wurde wahrscheinlich im 10 Jahrhundert im Zusammenhang mit der Schenkung des Konigshofes an das neue Erzbistum Magdeburg als erzbischoflicher Reprasentationsbau an der Stelle des Chorraumes der heutigen Hallenkirche errichtet Die Hypothese von der Grundung der Stephanskirche durch den Halberstadter Erzbischof Hildegrim um 820 lasst sich nach neueren Erkenntnissen kaum aufrechterhalten Einige Reste einer ottonischen oder romanischen Basilika sind im Ostbau Chor in 1 6 m Tiefe erhalten Brandspuren an den aufgefundenen Mauerresten legen den Schluss nahe dass die Kirche bei einer Feuersbrunst vielleicht wahrend der Welfen Staufer Kriege zerstort wurde Danach entstand eine fruhgotische Basilika aus Sandstein die spater hochgotisch verandert wurde und von der ein Teil als rechteckiger Chorraum der jetzigen Kirche erhalten ist Die Stephanskirche zu Calbe war im Mittelalter die Zentralkirche eines Archidiakonats von 40 Kirchen dessen Einnahmen an das erzbischofliche Domkapitel Magdeburg flossen Erzbischof Konrad II schenkte 1268 die St Stephani Kirche Calbe dem nahegelegenen Stiftskloster Gottes Gnade mit allen geistlichen und weltlichen Rechten Das Kirchenpatronat steigerte Erzbischof Burchard III 1323 zu einer Inkorporation wodurch die Calber Kirche ein Bestandteil des Stiftsklosters wurde mit den Konsequenzen dass nur Kanoniker dieses Klosters Pfarrer der stadtischen Kirche sein durften und die Pramonstratenser die Geschicke der Kirchengemeinde inmitten der anwachsenden Stadt massgeblich mitbestimmten Das fuhrte am Ende des 15 Jahrhunderts zu Streitigkeiten der um stadtische Unabhangigkeit kampfenden Burger mit der Stiftsleitung Hallenkirche St Stephani Bearbeiten nbsp Kirchplatz Calbe Stich um 1850 Seit dem 14 Jahrhundert sind Bemuhungen um Veranderungen und Vergrosserungen des Kirchenbaues zu erkennen bis man sich dann im 15 Jahrhundert entschloss eine der gewachsenen Bevolkerungszahl Rechnung tragende geraumige spatgotische Hallenkirche zu errichten die 1495 fertiggestellt wurde Die Turme und das Hauptschiff sind aus Bruchsteinen gebaut die Ecken und Portale aus Sandstein Der alteste Teil des jetzigen Gebaudes ist der Choranbau an den im 15 Jahrhundert die Hauptschiff Halle angefugt wurde Die beiden Teile bilden keine bauliche Einheit Die Gesamthohe der Turme einschliesslich des Knaufes betragt 57 3 Meter Das Langhaus hat eine Lange von 29 2 Meter das Mittelschiff ist 9 7 Meter und die Seitenschiffe sind je 4 5 Meter breit Die Hohe des Mittelschiffes betragt 13 7 Meter die der Seitenschiffe 13 6 Meter Die Hallenkirche hat aussen eine Gesamtlange von 58 2 m Einschliesslich der Strebepfeiler und des Kapellenanbaues ist sie 32 Meter breit Das Masswerk der gotischen Fenster weist auf die Verwendung alterer hochgotischer Teile des Baues hin Das beachtliche Hauptportal mit den zwei Spitzbogen Turen wurde nachtraglich in das bereits fruher begonnene Turmhaus eingefugt Im Sudturm wohnte der Turmer ein stadtischer Angestellter dem auch die Brandwache oblag Ein Balken fur seinen Lastenaufzug ist noch zu sehen Seit dem 16 Jahrhundert gibt es einen Verbindungsgang zwischen den beiden Turmen mit einem spateren kleinen Barockturmchen Die Sandstein Kranze mit symbolischen Menschen und Damonengestalten uber den Sudturen die religiose Moral Geschichten erzahlen sind schon stark verwittert Unechte Wasserspeier Chimaren Bearbeiten nbsp Unechte Wasserspeier Chimaren an der SudseiteAuf den Strebepfeilern sitzen 14 Chimaren oder Himmelswachter ohne Wasserabfluss Funktion zur Abwehr boser Krafte die neben damonischen Gestalten in der Mehrzahl Karikaturen von Zeitgenossen darstellen Die Chimaren an der St Stephani Kirche lassen sich in 3 Gruppen einteilen 2 Fabelwesen Chimaren im engeren Sinn 4 Tiere und 8 Menschen Die Menschendarstellungen bilden 4 Untergruppen Dies sind 2 Nackte 2 Modenarren 3 Kirchenleute und ein Jude mit der Judensau Wahrend die Fabelwesen und Tiere in symbolisierter Form das Bose abwehren sollen sind die meisten der Menschen Figuren als Karikaturen auf personliche Schwachen und Laster auf menschliche Sundhaftigkeit zu verstehen Judenhass und Judenverachtung werden an der St Stephani Kirche Calbe ebenso wie auch in jener Zeit an mehreren anderen Kirchen sichtbar Eine der Chimaren Spottfiguren stellt einen Juden dar der einem Schwein das Hinterteil kusst Judensau Eine andere Skulptur zeigt einen Fettwanst der sich uberfressen hat Dass auch eine Nonne oder Begine s Abb und zwei Stifts oder Klosterbruder in die Karikaturen Gruppe aufgenommen wurden zeigt wie sehr der Verfall der klosterlichen Kultur ins allgemeine Bewusstsein gedrungen war Die lutherische Reformation stand unmittelbar bevor nbsp Weibliche Satansfigur nbsp Geistliche Schwester die ihren Leib verbirgt nbsp Hinterhaltiger ModenarrEvangelische Stadtkirche BearbeitenErzbischof Albrecht V hatte 1541 auf dem standischen Landtag im Schloss Calbe seinen Untertanen zwar noch keine freie Religionsausubung zugesichert aber nach seiner Flucht im Fruhjahr 1541 nach Mainz fand am 11 Juni 1542 Sonntag nach Corpus Christi fand in der St Stephani Kirche der erste evangelische Gottesdienst in Calbe statt Der Rechtsnachfolger des 1569 sakularisierten Pramonstratenser Stiftsklosters wurde das nun evangelische Domstift Magdeburg Dieses uberliess dem Rat der Stadt die Verantwortung fur die Stadtkirche St Stephani deren Pfarrer von nun an zu Superintendenten und Kirchen bzw Schulinspektoren fur das Amt Calbe und seit 1685 zusatzlich fur die Amter Aken und Wanzleben bestimmt wurden Ausstattung BearbeitenVon den Sauberungs und Restaurierungs Aktionen nach der Einfuhrung der Reformation in Calbe 1542 sowie der Jahre 1866 und 1966 blieben im Innern der Kirche erhalten Ein Altartisch der wahrscheinlich aus der alten Basilika stammt ein lebensgrosses holzernes Kruzifix aus dem 15 oder 16 Jahrhundert die Sandstein Kanzel mit Kanzeltrager und anderem figurlichem Beiwerk von 1561 ebenfalls aus diesem Jahr der Taufstein einige holzerne Engels und Heiligen Figuren welche den riesigen barocken Altaraufsatz von 1659 zierten und von Gottfried Gigas geschnitzt worden waren Da der Altaraufsatz die einst vorhandenen Emporen und das Gestuhl nach zwei Jahrhunderten recht morsch waren wurden sie im 19 Jahrhundert entfernt Sehenswert sind im Inneren weiterhin Die Schlusssteine mit Symbolen die die Rippenbogen kronen eine abgenommene Glocke von 1586 ein Altarschrein von 1464 der dem protestantischen Bildersturm entgangen war Stein Epitaphien welche Patriziern Adligen und Geistlichen gewidmet waren sowie ein bemaltes Holzepitaph der Familie Lemmer von 1654 neogotisches Gestuhl im Chorraum Gemalde aus dem 19 Jahrhundert mit Darstellungen Martin Luthers und des Superintendenten Friedrich August Scheele Glasfenster aus der zweiten Halfte des 19 Jhs im neogotischen Stil ein Ausschnitt aus einem nicht mehr existierenden Buntglas Fenster mit einem Detail aus einem 1892 1893 gestifteten Langhaus Fenster ein Glasbetonfenster von Christof Gruger in der Winterkirche dem Sudanbau am Chorraum Orgel BearbeitenDerzeit wird in St Stephani eine neue d h gebrauchte Orgel aufgestellt die von dem Orgelbauer Ernst Rover Barmen erbaut wurde Das Instrument stand von 1899 bis 1921 als Mietinstrument in der Stadthalle Wuppertal 1921 verkaufte Rover das Instrument an die Kirchengemeinde St Martini in Halberstadt und stellte es in dem dort vorhandenen historischen Prospekt aus dem Jahre 1596 auf Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das romantisch disponierte und intonierte Instrument verandert und entsprechend den damals aufkommenden Klangidealen barockisiert Das Instrument hat 44 Register auf drei Manualen und Pedal Von dem historischen Pfeifenmaterial vormals insgesamt ca 2 500 Pfeifen ist ein Grossteil erhalten 2012 wurde das Instrument in Halberstadt abgebaut und in St Stephani eingelagert Es wird nun schrittweise restauriert und auf den ursprunglichen romantischen Zustand rekonstruiert 1 Sanierungsarbeiten in der Gegenwart Bearbeiten1992 1994 1998 99 und 2006 fanden u a mit Hilfe erheblicher Spenden der Calbenser und ihrer Freunde umfassende Sanierungsarbeiten am Kirchengebaude statt die noch nicht abgeschlossen sind Wrangel Kapelle Bearbeiten nbsp Portal der Wrangel Kapelle mit Sonnenuhr und Kruzifix nbsp Wrangel KapelleAuf der Sudseite befindet sich die Wrangel Kapelle Der Schlussstein deren Gewolbes gibt ebenso wie das Wappen uber der Tur die Jahreszahl 1495 an Simon Hake spatere Schreibweise Hacke war der Stifter der Kapelle Es gibt eine Vermutung dass der Begriff Wrangel Kapelle sich aus der Tur herleitet und diese ursprunglich Prangel Tur hiess was so viel wie Knuppel Balken Tur bedeutet Es ist aber wahrscheinlicher dass der Name sich vom schwedischen Feldherrn Carl Gustav Wrangel ableitet dessen Frau Anna Margareta Wrangel Grafin von Salmis aus Calbe stammt Teile des schwedischen Heeres hielten sich in den 1630er und 1640er Jahren mehrere Male in Calbe auf und es ist anzunehmen dass General Wrangel die Hake Kapelle an der Kirche in der seine schone Frau die Taufe erhielt grosszugig ausstatten liess Dadurch blieb wohl der Kapellenanbau im kollektiven Gedachtnis der Einwohner als Wrangel Kapelle in Erinnerung Uber der Tur der Wrangel Kapelle befindet sich eine Sonnenuhr das Wappen des Erzbischofs Ernst II von Sachsen und ein altes Sandstein Kruzifix das moglicherweise noch von der romanischen oder fruhgotischen Basilika stammt Dieser Teil der Kirche das Portal der Kapelle und nur dieses ist aus Backsteinen gebaut es ist damit das sudlichste Denkmal der norddeutschen Backsteingotik in Europa Spater fungierte die Wrangel Kapelle als Leichenhaus in der oberen Etage wohnte der Totengraber Auch die Bibliothek und das Archiv der Kirche waren zeitweise in dieser Oberetage untergebracht Literatur Auswahl BearbeitenBearbeitet nach und teilweise zitiert aus Dieter H Steinmetz Auf historischer Spurensuche Ein Stadtrundgang in Calbe an der Saale Chroniken deutscher Stadte Schriftenreihe seit 1862 Bd 27 Otto Thinius Werner Wickel Hrsg Der Kreis Calbe Ein Heimatbuch Leipzig 1937 Max Dietrich Calbenser Ruhestatten Calbe 1894 Max Dietrich Unsere Heimat Heimatkunde der Stadt Calbe Calbe 1909 Michael Erbe Studien zur Entwicklung des Niederkirchenwesens in Ostsachsen vom 8 bis zum 12 Jahrhundert Gottingen 1969 Johann Heinrich Havecker Chronica und Beschreibung der Stadte Calbe Acken und Wantzleben Wie auch des Closters Gottes Gnade Halberstadt 1720 Fritz Heiber Die Kultur und Naturdenkmale des Kreises Schonebeck Calbe 1967 Klaus Herrfurth Die Wasserspeier an der Stephanikirche Teil 1 4 In Calbenser Blatt 8 11 1991 Klaus Herrfurth Die Wrangelkapelle an der Stephani Kirche Teil 2 Die Kapelle und der Schwedengeneral In Schonebecker Volksstimme 29 Mai 1998 Klaus Herrfurth Die Wrangelkapelle an der Stephani Kirche Teil 3 Vom Leichenhaus mit Totengraber zum Kircheneingang mit WC In Schonebecker Volksstimme 20 August 1998 Klaus Herrfurth Konigshof und Kaufmannssiedlung der Stadt Calbe an der Saale In Burgen und Schlosser in Sachsen Anhalt Mitteilungen der Landesgruppe Sachsen Anhalt der Deutschen Burgenvereinigung e V Heft 12 Gustav Hertel Geschichte der Stadt Calbe an der Saale Berlin Leipzig 1904 Gustav Hertel Gustav Sommer Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Calbe Halle 1885 Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 10 Johann Friedrich August Kinderling Eine Ortsbeschreibung der Stadt Calbe a S in den Jahren 1796 1799 Kinderling sches Manuskript veroffentlicht von Max Dietrich Calbe 1908 Adolf Reccius Beitrage zur fruhmittelalterlichen Geschichte unserer Gegend In Unsere Heimat Unterhaltungsbeilage In Stadt und Landbote Calbe 31 Januar 1925 Adolf Reccius Chronik der Heimat Urkundliche Nachrichten uber die Geschichte der Kreisstadt Calbe und ihrer naheren Umgebung Calbe Saale 1936 Gotthelf Moritz Rocke Geschichte und Beschreibung der Stadt Calbe an der Saale Calbe 1874 Regina E G Schymiczek Uber deine Mauern Jerusalem habe ich Wachter bestellt Zur Entwicklung der Wasserspeierformen am Kolner Dom Europaische Hochschulschriften Reihe XXVIII Kunstgeschichte Bd 402 Bern Frankfurt am Main 2004 Stadtbuch Calbe In Landesarchiv Magdeburg Cop 406 b Dieter Horst Steinmetz Ein Mann mit Kugelbauch ziert die Stephani Kirche der Saalestadt In Schonebecker Volksstimme 6 Juni 2006 Dieter Horst Steinmetz Turmgeschichten In Calbenser Blatt 6 2006 Dieter Horst Steinmetz Himmelswachter an der St Stephani Kirche in Calbe Wasserspeier und Chimaren in der mittelalterlichen Vorstellungswelt in Calbenser Blatt 9 10 12 2006 und 2 2007 Dieter Horst Steinmetz Auf historischer Spurensuche Ein Stadtrundgang in Calbe an der Saale URL Station 5 Dieter Horst Steinmetz Vom Konigshof Caluo 936 bis zur Kreisstadt Calbe 1919 Geschichte einer mitteldeutschen Stadt von den Anfangen bis zur Grundung der Weimarer Republik Magdeburg Calbe S 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Nahere Informationen zur Geschichte der Rover Orgel auf der Website des Orgelprojektes der GemeindeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Stephani Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchbauverein St Stephani Calbe Saale e V Evangelische Kirchgemeinden Clabe Saale51 903680555556 11 775472222222 Koordinaten 51 54 13 3 N 11 46 31 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Stephani Kirche Calbe amp oldid 224458312