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Ernst von Sachsen auch falschlicherweise Ernst von Wettin 26 oder 27 Juni 1464 3 August 1513 in Halle war zunachst postulierter und dann konsekrierter Erzbischof von Magdeburg 1476 1489 1513 und Administrator Verwalter des Bistums Halberstadt 1479 1513 Ernst von Sachsen Grabmal von Peter Vischer im Magdeburger Dom Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Wahl und Postulierung zum Erzbischof von Magdeburg 3 Verhaltnis zu Halle 4 Verhaltnis zu Halberstadt 5 Verhaltnis zu Magdeburg 6 Judenvertreibung 7 Tod und Bestattung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenErnst wurde als drittes Kind des Kurfursten Ernst von Sachsen 1441 1486 und seiner Frau Elisabeth von Bayern 1443 1484 geboren Er stammte aus dem Geschlecht der Wettiner und war der jungere Bruder des spateren sachsischen Kurfursten Friedrich III der Weise 1486 1525 Wahrend seinem Bruder die Nachfolge des Vaters bestimmt war sollte die standesgemasse Versorgung Ernsts durch eine geistliche Laufbahn gesichert werden Da die Besetzung von Bischofsstuhlen mit Familienmitgliedern zudem der Machterweiterung der wettinischen Dynastie diente wurden noch vor dem Tod des bisherigen Erzbischofs von Magdeburg Johann von Simmern Zweibrucken mit dem Domkapitel erste schriftliche Verhandlungen uber dessen Nachfolge aufgenommen Wahl und Postulierung zum Erzbischof von Magdeburg BearbeitenNach dem Tod des Magdeburger Erzbischofs 1475 begannen intensive Verhandlungen uber die Wahl Ernsts Der Vorschlag der Wettiner stiess jedoch zunachst im Domkapitel auf einigen Widerstand da Ernst zu diesem Zeitpunkt erst 11 Jahre alt war Dank des Einflusses der Wettiner gelang es im Januar 1476 die notige Zweidrittelmehrheit fur die Wahl von Ernst zu gewinnen Der kindliche Furst erfullte jedoch keine der vom Kirchenrecht vorgeschriebenen Amtsvoraussetzungen Mindestalter von 30 Jahren Priesterweihe und wissenschaftliche Ausbildung Daher musste fur die Rechtsgultigkeit der Wahl ein papstlicher Dispens amtliche Befreiung von einem Ver oder Gebot erlangt werden den sich Papst Sixtus IV 1414 1484 1478 gegen eine hohe Summe abkaufen liess Erst der Dispens machte die Wahl rechtskraftig Ernst wurde postulierter Erzbischof und Landesherr uber das Erzstift Magdeburg mit den nicht zusammenhangenden Gebieten um Magdeburg und Halle sowie dem Juterboger Land Erst am 22 November 1489 konnte sich Ernst in der Magdeburger Domkirche feierlich zum Erzbischof weihen und ordinieren lassen Verhaltnis zu Halle BearbeitenEin seit langem in Halle schwelender sozialer und politischer Konflikt zwischen den Gemeinheiten und Innungen Handwerker sowie den herrschenden Pfannern Salzsiederpatriziat bot die Chance die Macht des Erzbischofs uber die Stadt Halle an der Saale zu verstarken Von den Beratern des Erzbischofs ermuntert wagten die Innungen im September 1478 den bewaffneten Aufstand gegen die Pfanner Dabei offneten sie den verbundeten erzbischoflichen Truppen das Stadttor und ermoglichten die Einnahme der Stadt Diese Gelegenheit nutzten Ernsts Verwandte und Berater um die bis dahin relativ autonome Stadt dem Erzbischof ganzlich zu unterwerfen Deutlich wurde das in der Regimentsordnung von 1479 und der Willkur von 1482 in denen die Rechte der Stadt beschnitten wurden In diesem Zusammenhang wurde auch ab 1479 mit dem Bau der Moritzburg begonnen Die nach dem Schutzheiligen des Magdeburger Erzbistums St Mauritius benannte Burg war seit 1503 die bevorzugte Residenz des Erzbischofs Das Schloss gehorte zu den modernsten im Deutschland dieser Zeit und wies bereits Elemente der Fruhrenaissance auf Welscher Giebel In der Kapelle der Moritzburg der Maria Magdalenen Kapelle begann Ernst mit dem Aufbau eines Heiltumsschatzes der den Grundstock bildete fur die beruhmte Reliquiensammlung seines Amtsnachfolgers des Kardinals Albrecht von Brandenburg Verhaltnis zu Halberstadt BearbeitenIm Jahr der Unterwerfung Halles musste 1479 der Bischof von Halberstadt Gebhard von Hoym auf Drangen des Domkapitels zurucktreten Da Kurfurst Ernst von Sachsen dem Domkapitel als Gegenleistung einen grosszugigen Schuldenerlass anbot wurde sein inzwischen 13 jahriger Sohn Ernst nach kurzen Verhandlungen zum Administrator im Bistum Halberstadt gewahlt Die Ubernahme eines weiteren Bistums stellte jedoch eine kirchenrechtlich verbotene Pfrunden oder Amterhaufung dar Daher begab sich Kurfurst Ernst 1480 personlich nach Rom um fur seinen Sohn erneut einen papstlichen Dispens zu erhalten Als in den folgenden Jahren ein Streit um die Besetzung des Gerichts zwischen Ernst und dem Rat von Halberstadt eskalierte wurde die Stadt 1486 von erzbischoflichen Truppen belagert Als die Stadt schliesslich nach vier Wochen kapitulieren musste wurde Halberstadt ahnlich wie Halle der Herrschaft des Erzbischofs unterworfen Verhaltnis zu Magdeburg BearbeitenAuch das Verhaltnis des Erzbischofs zu Magdeburg war vor allem durch Spannungen und Konflikte gepragt Denn Magdeburg sah sich selbst als reichsunmittelbar also nur dem Kaiser unterstellt wahrend Ernst sich als Herr der Stadt betrachtete Bereits 1482 kam es zum Konflikt als der Magdeburger Rat die Zahlung der Reichsturkensteuer an Ernst verweigerte und die Steuer als Zeichen der Unabhangigkeit direkt an den Kaiser entrichten wollte Obwohl beide Seiten auch mit militarischen Mitteln drohten wurde der Streit zunachst am Hof Kaiser Friedrichs III 1415 1493 juristisch ausgetragen und zog sich dort in die Lange Nach der Belagerung und militarischen Unterwerfung Halberstadts 1486 stimmte Magdeburg jedoch noch im selben Jahr einem Vergleich mit dem Erzbischof zu und gab den Anspruch auf Reichsunmittelbarkeit zunachst auf Judenvertreibung BearbeitenErnst II war als Landesherr des Erzstifts Magdeburg auch fur den Schutz der ansassigen Juden zustandig Diese entrichteten dafur ein Schutzgeld Das Verhaltnis von Christen und Juden im Erzstift war wie anderswo wahrend des Spatmittelalters im Heiligen Romischen Reich auch gespannt bis latent feindselig 1 Oftmals kam es zu verbalen und tatlichen Auseinandersetzungen zwischen Angehorigen beider Konfessionen so auch 1492 in Magdeburg Im Mai verhohnten zwei Juden auf dem Weg nach Calbe zwei Monche des Franziskanerordens 1 2 Als einer der Ordensbruder die Schmiede und Schustergesellen der Stadt offentlich zu Ubergriffen gegen die Magdeburger Juden aufrief eskalierte der Konflikt 1 40 50 Gesellen attackierten auf dem Neuen Markt von Magdeburg einige dort anwesenden Juden einer der Juden wurde erschlagen 1 Die judische Gemeinde Magdeburgs die in der Vorstadt Sudenburg ansassig war verklagte die Tater beim Rat der Altstadt Magdeburg der die Klage jedoch abwies 1 Daraufhin baten die Juden den Erzbischof schriftlich um Schutz 1 Ihre Erwartungen wurden jedoch enttauscht Nachdem Ernst II im Oktober 1492 am Sternberger Hostienschanderprozess als Richter beteiligt war 3 in dessen Ergebnis 27 Juden auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden waren und alle ubrigen Mecklenburg verlassen mussten befahl auch er die Vertreibung der unter seinem Schutz stehenden Juden 1 1493 mussten die 150 200 Juden der judischen Gemeinde von Magdeburg die Stadt und das Erzstift verlassen auch in Halle Saale 4 In einem Schreiben an den Rat von Sudenburg vom August 1493 begrundet er seinen Entschluss damit dass die Juden doselbst vaste ungeburliche handel wider der heiligen kirchen und unser geboth und ordnung der heiligen rechte mannichfaltig geubet 5 Die Juden erhielten den Erlos aus dem Verkaufe ihrer Grundstucke die der Rat von Sudenburg auf erzbischoflichen Befehl erwerben musste und durften ihre fahrende Habe mitnehmen 4 6 Fur den Gebrauch der Grundstucke musste der Sudenburger Rat jahrlich zweimal 65 rheinische Gulden Zins fur den erzbischoflichen Tisch zahlen 4 Das ehemalige Judendorf erhielt den Namen Mariendorf und wurde zu einem Teil von Sudenburg 4 6 Die Synagoge wurde in eine Marienkapelle umgewandelt ebenso wie zwischen 1349 und 1519 im deutschsprachigen Raum noch 15 weitere 4 7 Der zur judischen Gemeinde gehorende Friedhof der Judenkever bei Buckau wurde aufgegeben und zu einer Ackerflache umgenutzt In den folgenden Jahren wiesen auch die Bischofe der Magdeburger Suffragandiozesen Naumburg Zeitz und Merseburg ihre Schutzjuden aus Der Merseburger Bischof Thilo von Trotha lehnte noch 1493 die vom Magdeburger Erzbischof geforderte Ausweisung der Juden ab 8 Erst nach seinem Tod 1514 wurden die Juden von seinem Nachfolger Adolf von Anhalt Zerbst vertrieben 9 10 1494 erhielten die Bischofsstadte Naumburg und Zeitz von Bischof Johann III von Schonberg die Zusage die ansassigen Juden nach Ablauf ihrer Geleite und Verschreibungen zu verabschieden aus allen Gebieten auszuweisen und auch kunftig keine Juden mehr zuzulassen 11 Die Rate dieser Stadte hatten sich uber die von den Juden genommenen Wucherzinsen und deren rucksichtslose Eintreibung beschwert 11 Noch 1494 wurden alle Juden aus der Stadt Naumburg nicht aber aus der Diozese und 1517 aus der Stadt Zeitz ausgewiesen 11 12 Zum Ersatz der ausgefallenen Judengelder hatte Naumburg jahrlich 60 und Zeitz 40 rheinische Gulden an die bischofliche Kammer zu zahlen ablosbar mit 1200 bzw 800 rheinischen Gulden 11 12 Tod und Bestattung BearbeitenBereits seit 1503 traten bei Erzbischof Ernst erstmals Symptome auf die auf eine Ansteckung mit der Syphilis schliessen lassen Es ist jedoch unklar ob die Syphilis direkt zum Tod fuhrte oder ob Ernst schliesslich einer anderen Infektion erlag Da er seinen nahenden Tod vorhersah legte er am 2 August 1513 die Beichte ab und starb am folgenden Tag in seiner Residenz der Moritzburg in Halle Seinem Wunsch entsprechend wurde das Herz des Erzbischofs in der Maria Magdalenen Kapelle der Moritzburg in Halle beigesetzt Der Leichnam wurde dagegen nach Magdeburg uberfuhrt Im dortigen Dom hatte Ernst bereits 1494 eine der Hl Maria geweihte Kapelle gestiftet deren Mittelpunkt eine 1495 gefertigte prachtige Grabtumba aus Messing bildete Sie wurde in der beruhmten Werkstatt Peter Vischers in Nurnberg gegossen Ernst ordnete 1477 die Wiederaufnahme der 1363 eingestellten Bauarbeiten am Magdeburger Dom an und gilt daher als Vollender der grossten jemals fertiggestellten gotischen Kathedrale des Mittelalters Am 10 August 1513 wurde Ernst in einer bis heute unberuhrten Gruft unterhalb der Vischer Tumba beigesetzt Neben anderen Inschriften findet sich am Fussende der Tumba auch der Vermerk des Messinggiessers Vischer Fischer gemacht zu nurnberg von mir peter fischer rotgiesser und ist volbracht worden da man zalt 1 4 9 5 iar Literatur BearbeitenHelmut Asmus Manfred Wille 1200 Jahre Magdeburg Von der Kaiserpfalz zur Landeshauptstadt Band 1 Die Jahre 805 bis 1631 Magdeburg 2000 Fritz Backhaus Judenfeindschaft und Judenvertreibung im Mittelalter Zur Ausweisung der Juden im Mittelelbraum im 15 Jahrhundert In Otto Busch Klaus Zernach Hrsg Jahrbuch fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Band 36 Berlin 1987 S 275 332 Sven Hauschke Die Grablege von Erzbischof Ernst von Wettin In Andreas Tacke Hrsg Kontinuitat und Zasur Ernst von Wettin und Albrecht von Brandenburg Gottingen 2005 S 232 249 Markus Leo Mock Kunst unter Erzbischof Ernst von Magdeburg Berlin 2007 Jorg Rogge Ernst von Sachsen Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt 1476 1513 In Werner Freitag Hrsg Mitteldeutsche Lebensbilder Menschen im spaten Mittelalter Koln Weimar Wien 2002 S 27 68 ISBN 3 412 04002 9 Michael Scholz Residenz Hof und Verwaltung der Erzbischofe von Magdeburg in Halle in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts Sigmaringen 1998 Andreas Stahl Die Moritzburg in Halle Burgen Schlosser und Wehrbauten in Mitteleuropa 12 Regensburg 2002 Berent Schwinekoper Ernst In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 615 Digitalisat Karl Janicke Ernst In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 6 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 291 293 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst II von Sachsen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ernst II von Sachsen in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Ernst Erzbischof von Magdeburg im Gesamtkatalog der Wiegendrucke Ernst von Sachsen im Personenregister der Germania Sacra onlineEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Jorg Rogge Ernst von Sachsen Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt 1476 1513 In Werner Freitag Hrsg Mitteldeutsche Lebensbilder Menschen im spaten Mittelalter ISBN 3 412 04002 9 Koln 2002 S 46 f herausgegeben im Auftrag der Kommission fur Sachsen Anhalt Fritz Backhaus Die Hostienschandungsprozesse von Sternberg 1492 und Berlin 1510 und die Ausweisung der Juden aus Mecklenburg und der Mark Brandenburg In Jahrbuch fur Brandenburgische Landesgeschichte Band 39 1988 S 12 Jorg Rogge Ernst von Sachsen Anmerkung 103 S 65 a b c d e Sudenburg Chronik insbesondere die Jahre 1492 und 1493 s Jorg Rogge Ernst von Sachsen unter Bezug auf UB Magdeburg 3 Nr 849 a b Karl Janicke Ernst In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 6 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 291 293 Jorg Rogge Ernst von Sachsen Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt 1476 1513 In Mitteldeutsche Lebensbilder Menschen im spaten Mittelalter Hrsg Werner Freitag im Auftrag der Historischen Kommission fur Sachsen Anhalt Koln 2002 ISBN 3 412 04002 9 S 46 f sowie Anmerkung 106 Zu den Umwandlungen von Synagogen in Marienkirchen sowie zu den Motiven fur diese Umwandlungen Hedwig Rocklein Marienverehrung und Judenfeindlichkeit in Mittelalter und fruher Neuzeit in Claudia Opitz u a Hg Maria in der Welt Marienverehrung im Kontext der Sozialgeschichte 10 18 Jahrhundert Zurich 1993 S 279 307 Bischof Thilo von Trotha Memento vom 3 Dezember 2015 im Internet Archive Kirchliche Wirksamkeit des Bischofs Thilo abgerufen am 8 November 2012 Fritz Backhaus Judenfeindschaft und Judenvertreibung im Mittelalter Zur Ausweisung der Juden aus dem Mittelelbraum im 15 Jahrhundert In Jahrbuch fur Geschichte Mittel und Ostdeutschlands 36 1987 S 275 232 Joseph Meyer Das grosse Conversations Lexicon fur die gebildeten Stande 1840 S 359 Digitalisat a b c d Germania sacra Neue Folge No 35 2 Die Bistumer der Kirchenprovinz Magdeburg Das Bistum Naumburg 1 2 Die Diozese Berlin 1998 ISBN 3 11 015570 2 S 944 Digitalisat a b Germania sacra Neue Folge No 35 1 Die Bistumer der Kirchenprovinz Magdeburg Das Bistum Naumburg 1 1 Die Diozese Berlin 1997 ISBN 978 3 11 015193 0 Stellung zu den Juden S 223 DigitalisatVorgangerAmtNachfolgerJohann von Pfalz SimmernErzbischof von Magdeburg 1476 1513Albrecht von BrandenburgGebhard von HoymBischof von Halberstadt Administrator 1480 1513Albrecht von BrandenburgNormdaten Person GND 124528791 lobid OGND AKS LCCN n2007044074 VIAF 60995546 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ernst II von SachsenALTERNATIVNAMEN Ernst von Wettin Ernst von SachsenKURZBESCHREIBUNG Erzbischof von Magdeburg 1476 1513 Administrator von Halberstadt 1480 1513 GEBURTSDATUM 26 Juni 1464 oder 27 Juni 1464STERBEDATUM 3 August 1513STERBEORT Halle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst II von Sachsen amp oldid 239061717