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Als Seemannskultur bezeichnet man die in der Seefahrt etablierten historisch gewachsenen kulturellen Eigenheiten Sie entstanden uberwiegend aus der Neigung der Seeleute eine als unberechenbar und grenzenlos erlebte Umwelt mit Mythen und Brauchen zu erfullen um auf diese Weise das Grosse Unbekannte Beangstigende als welches das fremde Element die See erlebt wurde mit Bekanntem zu fullen und so die Angst davor zu reduzieren Francis Cadell Two SailorsInhaltsverzeichnis 1 Traditionen 1 1 Schiffstaufe 1 2 Seemannsgruss 1 3 Salut 1 4 Hausflagge 1 5 Flaggen Handhabung und Symbolik 1 6 Seemannsgarn 1 7 Wetterweisheiten 1 8 Kleidung 1 9 Schiffsnamen 1 10 Seefahreralltag 2 Legenden 2 1 Schutzheilige 2 2 Aberglaube 2 3 Seeungeheuer 2 3 1 Bekannte Seeungeheuer 2 4 Sagen 2 5 Maritime Literatur exemplarisch 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTraditionen BearbeitenSchiffstaufe Bearbeiten Die Schiffstaufe ist ein feierlicher Akt beim Stapellauf von Schiffen Dabei wird eine Flasche Sekt oder Champagner am Schiffsrumpf zerschlagen und dem Schiff sein Name verliehen Haufig wird auch eine Rede gehalten Erst danach wird es vom Stapel also zu Wasser gelassen Seemannsgruss Bearbeiten Der Gruss heisst dippen Er besteht im Niederholen und Wiedervorheissen der Nationalflagge Samtliche Handelsschiffe haben gegenuber den Kriegsschiffen aller Staaten die Verpflichtung zum ersten Gruss Handelsschiffe pflegen sich nur dann zu grussen wenn sie zur eigenen Reederei oder Linie gehoren oder wenn ein Freundschaftsverhaltnis der Kapitane zueinander besteht Die Pflicht als Erster zu grussen hat bei der Vorbeifahrt Das uberholende Schiff gegenuber dem uberholten Das in Fahrt befindliche gegenuber dem vor Anker liegenden Das auf der Ausreise befindliche gegenuber dem heimkehrenden Hier wird der Heimkehrer der in fruherer Zeit das Ungemach einer langen beschwerlichen Segelschiffsreise hinter sich gebracht hatte von dem Ausreisenden geehrt Der Dippgruss wird unter Kriegsschiffen nicht erwiesen weil er sich aus dem Streichen der Segel bzw die Flagge streichen das Schiff dem Feind ubergeben dem Zeichen fur Unterordnung und Unterwerfung herleitet Der zwischen Kriegsschiffen gebrauchliche Gruss ist die Front Siehe dazu auch ahoi als verbaler Gruss bzw als Frage ankommenden Booten gegenuber sowie Schiffsbegrussungsanlage Willkomm Hoft Salut Bearbeiten Treffen Kriegsschiffe verschiedener Nationen aufeinander dann wird bei offiziellen Anlassen Salut geschossen Die Anzahl der Schusse entspricht dabei dem Rang des zu Grussenden Bei Alleinfahrern sind es vier Schuss fur einen Flottenverband und dessen Befehlshaber sind es bis zu 17 Schuss z B Deutsches Reich Die Hochstzahl von 21 Schuss empfangen nur Staatsoberhaupter und der Inhaber des Apostolischen Stuhles in Rom Das Salutschiessen ist ein Zeichen friedlicher Gesinnung Beim Anlaufen von fremden Hafen tat man in fruheren Zeiten damit kund dass die eigenen Geschutze abgebrannt waren da es damals eine ganze Weile dauerte bis die Vorderladergeschutze wieder schussbereit gemacht worden waren Hausflagge Bearbeiten nbsp Alte HAPAG FlaggeDie Hausflaggen Reedereiflagge der Reedereien sie tauchen erstmals im dritten Jahrzehnt des 18 Jahrhunderts auf dienten zuerst als Unterscheidungssignal da sich die Segler oft ahnelten In diesen Reedereiflaggen sind meist die Anfangsbuchstaben der Reederei zu finden Bildsymbole haben Seltenheitswert Flaggen Handhabung und Symbolik Bearbeiten nbsp Segelschiff in Sack und AscheGrundsatzlich ist jedes Schiff verpflichtet die Flagge des Staates in dem es immatrikuliert ist wahrend des Tages am Flaggstock zu zeigen Sie wird bei Sonnenaufgang vorgeheisst gesetzt und bei Einbruch der Abenddammerung niedergeholt Die Ausnahmen bilden Standarten der Staatsoberhaupter Admiralsflaggen und Kommandantenwimpel sie werden von Mond und Sonne beschienen Das Hissen wie Niederholen der Flagge wird auf Kriegsschiffen mit einer feierlichen Flaggenparade gewurdigt Sie wird musikalisch untermalt wenn ein Musikkorps zur Verfugung steht anderenfalls tritt ein besonderes Instrument in Aktion die Bootsmannspfeife Die Flagge auf halbmast ist ein Uberbleibsel aus der Zeit in der man an Bord in Sack und Asche trauerte beispielsweise wenn der Kapitan verstorben war Dann wurden Rahen und Takelage bewusst in Unordnung gebracht nbsp Die Rickmer Rickmers in Hamburg uber die Toppen geflaggtDie Flaggengala auch Flaggenschmuck wird bei festlichen Gelegenheiten gesetzt Dabei werden die Signalflaggen aneinandergereiht langsschiff uber die Toppen Mastspitzen gesetzt Dies nennt sich daher auch uber die Toppen flaggen Die Nationalflagge des Staates in dessen Gewassern sich das Schiff aufhalt wird bei Segelschiffen unter die Steuerbordsalinge des Grossmastes gesetzt bei Motorschiffen an vergleichbarer Stelle jedenfalls aber immer hoher als die eigene Beim Einlaufen in den ersten eigenen Hafen kann dann eine Gala bestehend aus allen Flaggen der unterwegs angelaufenen Lander gesetzt werden Das Abschiedssignal auf einem Schiff das binnen 24 Stunden den Hafen verlasst ist die Signalflagge P genannt Blauer Peter die fruher auch dazu diente die Mannschaft aufzufordern sich unverzuglich an Bord zu begeben Seemannsgarn Bearbeiten Hauptartikel Seemannsgarn Erzahlungen der Seeleute uber ihre Erlebnisse wobei dieser Begriff explizit fur ubertriebene oder Lugengeschichten steht Ein schones Beispiel hierfur aus neuer Zeit sind die Erzahlungen des Kapt n Blaubar Wetterweisheiten Bearbeiten nbsp SchiffsbarometerSo mancher alte Seemann bleibt noch heute den Wettervorhersagen von den sogenannten Wetterfroschen gegenuber skeptisch sie halten sich lieber an klassische Weisheiten der Fahrensleute wenn das Barometer verrucktspielt Wenn das Seegeflugel bleibt am Strand Gibt es schones Wetter Zieht sie aber weit ins Land Pfeifen bald die Gotter Fallt das Glas wie Stein vom Turm Dann kommt Sturm Bei Tiefstand zeigt des Glases Klettern Vermehrte Kraft von Sturm und Wettern Elmsfeuer Elektrische Entladung bei Gewitter in der Form dass an den Toppen der Masten den Spieren usw kleine Flammchen eigentlich nach oben treibende Gasentladungen entstehen Diese von alters her bekannte Erscheinung fand bevor man die wirklichen Zusammenhange erklaren konnte bei den aberglaubischen Seeleuten die unterschiedlichsten Deutungen Sie reicht vom Feuerteufel Schiffsbrand uber Vorzeichen fur gutes oder schlechtes Wetter bis zur Vorankundigung des nahen Todes eines Besatzungsmitgliedes Kleidung Bearbeiten nbsp Japanische Schuluniform angelehnt an Matrosenanzug mit Exkragen und HalstuchDer Exkragen Wasche achtern ist ein grosser Kragen auf Matrosenblusen der an die Zeit erinnert als Mannschaften und Unteroffiziere noch geteerte oder gewachste Zopfe trugen Er sollte verhindern dass der Zopf die Oberbekleidung beschmutzte siehe Bandermutze Viele Handels und Marinenationen ubernahmen die britische Tradition den Exkragen mit drei weissen Streifen zu versehen Sie sollten an die drei grossen Seeschlachten Nelsons bei Abukir 1 August 1798 Kopenhagen 2 April 1801 bzw Kap Finisterre und Trafalgar 21 Oktober 1805 erinnern Zum Exkragen wurde ein schwarzes Halstuch zur Trauer um den bei Trafalgar gefallenen Nelson getragen das in einigen Flotten einen kunstvollen Knoten erhielt oder als schmale schwarze Schleife ausgebildet ist Die weisse Schleife auf dem Knoten hob die Trauer spater wieder auf nbsp Seeleute um 1854 mit PlattingshutenIn fruheren Zeiten gab es fur die Besatzungen ausgenommen waren die Offiziere auf Kriegsschiffen noch keine vorgeschriebene Uniformierung Die Kapitane konnten allerdings eine solche vorschreiben mussten dann allerdings selbst dafur sorgen dass die Leute entsprechende Moglichkeiten erhielten Meist nahten sich die Matrosen ihre Kluft selbst wozu haufig leichtes Segeltuch speziell fur die Tropenbekleidung verwendet wurde Die Bandermutze ist die Bezeichnung fur eine flache Kopfbedeckung mit zwei hinten frei herabhangenden dunklen Bandern fur Matrosen Die Bander sollen daran erinnern dass sich in den vergangenen Jahrhunderten Mannschaft und Unteroffizier geteerte oder geolte Zopfe ansteckten und mit einem schwarzen geteerten Band umwickelten Fruher wurden von den Seeleuten haufig sogenannte Plattingshute die moglicherweise mit Teer wasserdicht gemacht wurden getragen vergleiche Olzeug Teerjacke Schiffsnamen Bearbeiten Es war fruher eine ausnahmslos mannliche Domane zur See zu fahren so konnte es sein dass daraus das Bedurfnis entstand etwas Weibliches um sich zu haben Schiffe hatten im Mittelalter vorzugsweise echte weibliche Namen In der englischen Seeschifffahrtsgeschichte ist es selbstverstandlich Schiffe als weiblich zu bezeichnen und diese Tradition konnte so auch nach Deutschland gelangt sein Schiffsrumpfe haben immer schon an weibliche Formen erinnert besonders wahrend des Mittelalters So wird zum Beispiel das Heck eines Schiffes auch als Achtersteven bezeichnet eigentlich hinterer Bug da sich der Steven sowohl vorn wie auch achtern befinden kann Diese Bezeichnung wird zumindest im Plattdeutschen auch fur das weibliche Gesass verwendet Zudem war in der Regel eine weibliche Galionsfigur bei der fast ausschliesslich mannlichen Besatzung weit beliebter als eine sachliche oder maskuline Plastik Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel Ein Schiff welches einen Tiernamen tragt oder bekommen soll heisst durchaus z B Der Falke Der Lowe oder es wurde von der Besatzung oft als mannlich bezeichnet hier als Beispiel die Prinz Eugen die von ihrer Mannschaft nur als der Prinz oder Eugen bezeichnet wurde z B nicht die Harald Jarl Ferner setzten sich auch Namensgeber oft uber das ungeschriebene Gesetz hinweg so liess die HAPAG auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II die Imperator auf Der Imperator taufen Auch gibt es Schiffe bei denen ein Heiliger Pate stand Es gab z B einige Schiffe mit dem Namen des Hl Andreas Seefahreralltag Bearbeiten Dieser ist grundsatzlich sehr stark von den Traditionen der einstmals weltbeherrschenden Royal Navy Britannia rule the waves gepragt Die Kapitanskajute in der Seemannssprache heisst es Kammer des Kapitans liegt immer an Steuerbord denn dies gilt als die gute Seite Hier ist die Ausnahme die portugiesische Marine Dort liegt sie an Backbord weil Vasco da Gama das Kap der guten Hoffnung an Backbord peilte Der Merksatz zu den beiden Schiffsseiten sowie den zugehorigen Farben Grun und Rot lautet Rot ist die Back weil namlich der Bootsmannsmaat dem Schiffsjungen der sich dies partout nicht merken konnte mit der rechten Hand eine langte worauf hin sich die linke Backe Wange des Knaben rot verfarbte bei linkshandigen Bootsmannsmaaten gibt es da naturlich ein Problem Hangematte Diese war in der Regel auf die Mannschaften beschrankt die Offiziere hatten meist Schwingkojen also oben offene Kisten die an Seilen hingen Die Mannschaften dagegen hatten fur ihre Schlafplatze so wenig Raum 14 inch in der englischen Marine zur Verfugung dass sie sich meist nur Wache um Wache wechselseitig hinlegen konnten Wache Diese dauert auf See jeweils vier Stunden und wird durch das Glasen der Schiffsglocke verkundet Alle halbe Stunde ein Schlag mehr ausgehend von 12 00 h mittags 8 Glasen Mogliche Ausnahme ist die kupierte Hundewache die um Mitternacht 8 Glasen beginnt und dann bis morgens um Sechs 4 Glasen andauern kann was einer um zwei Stunden verkurzten Doppelwache entspricht nbsp Sailor and Rum von Joe MachineDer Seemannssonntag ist der Donnerstag an dem es ein sehr gutes Essen fur Seemannsverhaltnisse gibt und meistens auch einen Pudding oder Kuchen am Nachmittag Grog Vom 17 Jahrhundert bis 1970 wurde auf den Schiffen der Royal Navy Rum seltener Arrak als Proviant an die Mannschaft ausgegeben Disziplinlosigkeit und Trunkenheit waren nicht selten die Folge 1740 liess daher der englische Vize Admiral Edward Vernon 1684 1757 seine Matrosen den Rum nur noch mit Wasser verdunnt trinken Spater wurde das Getrank auch mit Zucker und Limettensaft versetzt Vernons Spitzname war Old Grog da er meist einen warmen Umhang aus Grogram trug einem groben Stoff aus Seide und Wolle Dieser Name wurde bald auf das neue Getrank ubertragen Eine Bootsmannpfeife je nach Anwendung auch Maaten oder Bootsmannsmaatenpfeife nach den Unteroffiziersgraden der Bundesmarine ist eine Signalpfeife die in der Zeit der Segelschifffahrt seit dem Mittelalter als Mittel zur Weitergabe von Befehlen an die Mannschaft diente als bessere Kommunikationsmittel wie Bordfunk noch nicht existierten Sie hat einen sehr hohen durchdringend horbaren Ton der selbst bei schwerem Wetter noch in der Takelage des Fockmastes zu horen ist Heute spielt sie in den meisten Fallen nur noch bei zeremoniellen Anlassen wie Empfangen an Bord Seite pfeifen oder auf Ausbildungsschiffen wie dem deutschen Segelschulschiff Gorch Fock eine Rolle Shanty ist der Matrosengesang der besonders beim Bedienen des Gangspilles gesungen wird Deutsches Beispiel Ick heff mol een Hamborger Veermaster sehn to my hooday hooday hoo hoo Auf den Refrain wird dann von all hands Kraft auf das Spill oder das zu holende Tau Segel setzen oder reffen gegeben Hornpipe Ein bei Seeleuten im 17 bis 19 Jahrhundert beliebter Solo Tanz zum Klang einer Flote oder Fidel Aquatortaufe Ein seemannisches Ritual nach dem Mitglieder einer Besatzung die zum ersten Mal den Aquator uberfahren in derber Form getauft werden Die Aquatortaufe hat ihren Ursprung aus der Zeit der Entdeckungsfahrten der Portugiesen die beim Uberschreiten des gefurchteten Aquators ihren Mut und ihre Glaubigkeit durch eine neue Taufe bekraftigen wollten Von der Kugelgestalt der Erde waren noch nicht alle uberzeugt sondern furchteten am Aquator in einen Abgrund zu sturzen Buddelschiff Die Kunst irgendwelche Dinge in eine Flasche Buddel zu zaubern ist nahezu dreihundert Jahre alt Im Allgau und im Erzgebirge gab es schon damals die sogenannte Eingerichte auch Geduldsflasche genannt Krippen und Passionsszenen Christus Maria und all die anderen Heiligen wurden in Flaschen eingebaut man fullte so die langen Winterabende aus und verdiente ein paar Groschen hinzu Man mutmasst dass irgendwann ein Erzgebirger zur See gegangen war dort seinen Kollegen beim Schiffsmodellbau zusah und die Idee hatte diese Schiffe logischerweise als Erzgebirger in eine Flasche zu tun Nachweisen lasst sich das nicht denn die altesten bekannten seemannischen Buddelschiffe sind nicht viel alter als hundert Jahre nbsp Anwerbeplakat der US Navy 1917 Pressgangs wurden von ihren Kapitanen oder auch der Hafenadmiralitat ausgeschickt um jeden Mann der beispielsweise eine maritime Tatowierung hatte in den Dienst fur Konig und Vaterland also in die Marine zu pressen In Erganzung dieser Mannschaftsbeschaffungsmassnahme wurden Manner auch gern mal schanghait meistens indem man sie betrunken machte ihnen einen Knuppel uber den Schadel zog oder beliebt in Bordellen K o Tropfen in den Drink kippte Die Wirte kassierten dann von den Kapitanen ein Kopfgeld wahrend das Opfer sich am nachsten Morgen bevor es noch wusste wie ihm geschah vom Bootsmannsmaat aus der Hangematte kippen lassen musste um sich dann auf See wiederzufinden Das Schanghaien wurde auch gern von Handelsschiffskapitanen angewendet Diese Praktiken hatten zur Folge dass manchmal fast die Halfte der Mannschaft eines Schiffes aus gepressten schanghaiten oder straffallig gewordenen Leuten bestand Letztere wurden fruher haufig vor die Wahl gestellt an Bord eines Schiffes zu gehen oder sich der Deportation dem Tod oder langjahrigen Haftstrafen zu stellen Das gab es schon zu Zeiten der Galeeren Durch diese Methoden wurde dann auch schon einmal eine Meuterei hervorgerufen Spater gebrauchte man subtilere Methoden wie Werbung siehe Bild um seine Mannschaften auf Sollstarke zu bringen Meuterei In der Seefahrt wurde Meuterei uber Jahrhunderte hinweg fast immer mit dem Tod bestraft Ein gemeint ist wenn auch noch so unsinniger Befehl den Du ausfuhrst ist Dienst Ein Befehl den Du nicht ausfuhrst ist Meuterei soll ein Spruch britischer Seeleute des 18 und fruhen 19 Jahrhundert gewesen sein Durch die Daggen laufen ist eine Prugelstrafe mit einem ungefahr 80 cm langen Tauende vergleichbar mit dem Spiessrutenlaufen Die Grating aufriggen bedeutete dass ein Holzgitter an der Rigg hochgezogen wurde um einen Matrosen daran festzubinden und mit einer speziellen Peitsche der neunschwanzigen Katze zu verprugeln Die ubliche Anzahl der Schlage bewegte sich zwischen einem Dutzend und bis zu 500 wobei der Mann dann in der Regel von einem Kriegsgericht dazu verurteilt worden war durch die Flotte gepeitscht zu werden was praktisch einem Todesurteil gleichkam Kielholen ist das Durchholen unter dem Kiel auf See Auf alten Segelschiffen war dies eine Strafe fur den Seemann wobei die Uberlebenschance unterschiedlich hoch war je nachdem ob der Seemann schiffslangs oder quer kielgeholt wurde und ob man so langsam am vorher unter dem Kiel durchgeholten Seil zog an dessen Ende der Seemann angeleint war dass der die Chance hatte selber zu schwimmen bzw zu tauchen und dadurch einen gewissen Abstand zum Rumpf einzuhalten oder ob man das Seil so schnell einholte dass er keine Chance hatte selbst etwas zu tun Legenden Bearbeiten nbsp Galionsfigur der La Recouvrance Rekonstruktion Die grosse Zeit der Galionsfiguren begann im 17 Jahrhundert und sie dauerte bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Im 18 Jahrhundert nannte man die Galionsfigur Bild des Schiffes Die Zahl der Galionsfiguren ist gross und ausser dem Lowen auf hollandischen Schiffen findet man immer einen Lowen als Wappen des Landes wurden Meerfrauen und Nixen bevorzugt aber auch Krieger Ritter Fursten Reeder Kaufleute im Zylinder und zarte und kraftvolle Frauengestalten Die Galionsfigur wurde von der Mannschaft als Schutzpatron als Talisman angesehen Von ihr hing das Gelingen einer Reise ab ihre Beschadigung oder gar Zerstorung war ein boses Omen und signalisierte grosses Ungluck das Schiff wurde zu einem Unglucksschiff Entgegen der landlaufigen Meinung wurden Augenklappen auch zur Uberdeckung von gesunden Augen benutzt Piraten nutzten sie unter anderem um ihre Augen fur die Nacht zu trainieren Indem sie ein Auge auch tagsuber im Dunkel hielten konnten sie damit nachts besser sehen zumindest glaubten sie das Allerdings erblindeten fruher viele Seeleute auf einem Auge durch den Gebrauch des Jakobsstabs mit dem man die Sonne anvisieren muss weshalb wohl so mancher seine Augenklappe uber einem wirklich erblindeten Auge trug Da auf einem Schiff oft gravierende Helligkeitsunterschiede zwischen den Lichtverhaltnissen an Deck in der prallen Sonne und den dunklen kaum beleuchteten Raumen unter Deck herrschen trugen fruher viele Seeleute Augenklappen um vor allem in kritischen Situationen sich die ansonsten recht lange Wartezeit zu sparen bis sich das Auge an die Dunkelheit gewohnt hatte Holzbeine sind keine Erfindung aus der Piratenliteratur In der damaligen Royal Navy war es ublich verdienten und versehrten Seeleuten die Stelle des Schiffskochs zu geben nbsp Dies gehort wahrscheinlich in den Bereich der MythenSeeleute brachten von ihren Reisen in den Tropen gern Vogel und andere exotische Tiere als Andenken mit Besonderer Beliebtheit erfreuten sich Papageien Sie setzten in trister schmuddeliger Umgebung farbliche Akzente lernten zur Belustigung der Seeleute sprechen und waren am Bord eines Schiffes leichter zu halten als Affen und andere Tiere Ausserdem bluhte im London im 18 Jahrhundert der Handel mit diesen Vogeln und sie erzielten gute Preise Uber die Planke gehen Dass Piraten Gefangene uber eine Schiffsplanke ins Meer trieben wird in keinem Bericht aus dem 17 und 18 Jahrhunderts erwahnt diese Praxis kommt eher aus dem Bereich der Mythen in der Literatur Schutzheilige Bearbeiten Simon Petrus und Andreas Schutzpatrone der Fischer Schiffer und der Schiffbruchigen Brendan der Reisende Schutzpatron der Schiffer Erasmus Patron der Seefahrer der Drechsler der Weber und der Seiler Vinzenz von Valencia Patron der Holzfaller Seeleute Dachdecker und Topfer Nikolaus von Myra Patron der Seefahrer Binnenschiffer Kaufmann Rechtsanwalt Apotheker Metzger und Backer von Getreidehandlern Dreschern Pfandleihern Juristen Schneidern Kufern Fuhrleuten und Salzsiedern Valentin von Terni Patron der Jugendlichen Reisenden und ImkerAberglaube Bearbeiten nbsp Sirene als Sinnbild des Bosen um 1130 Schweiz Kirchgemalde in St Martin zu Zillis GraubundenAberglaube ist bei Seeleuten weit verbreitet Frauen an Bord wurden ebenso wie Pfaffen mit Misstrauen betrachtet angeblich brachten beide gleichermassen Ungluck Trotzdem kam es vor dass sich Frauen an Bord befanden die sich als Manner ausgaben siehe z B die Piratinnen Anne Bonny und Mary Read Andererseits war es selbst auf Kriegsschiffen durchaus ublich dass Frauen ihre Manner auf den Fahrten begleiteten 1 ebenso wie sie als Passagiere mitreisten Fischerboote werden oft als Seetiere verkleidet um die Meeresbewohner nicht zu reizen Antiken Schiffen wurden oft aus diesem Grund Augen aufgemalt Das Pfeifen mit dem Mund an Bord war nicht erlaubt man konne dadurch Sturm heranpfeifen Kratzen am Stag sollte Wind bringen Bei Fahrtbeginn wurden Munzen uber Bord geworfen um eine gute Fahrt zu bekommen Das Annageln einer Haifischflosse am Kluverbaum oder Walflosse an Walfangbooten sollten Kraft und Schnelligkeit auf das Schiff bzw Boot ubertragen Der Ungluckstag ist der Freitag da lief man nicht aus dem Hafen aus Sonntag war immer der gute Tag Katzen an Bord brachten Gluck und unterstutzten die Schiffshygiene und boten Schutz der knapp bemessenen Nahrungsmittel durch Beseitigung von Mausen und Ratten Die Seelen von toten Seeleuten wohnen in Albatrossen Mowen und Sturmvogeln Klabautermann ein kleiner Kobold der unsichtbar an Bord des Schiffes seinen Schabernack treibt und der im Schiff klopft und rumort und entweder durch sein Erscheinen dem Schiff den Untergang anzeigt oder der im Schiff auf Ordnung sieht und durch sein Verschwinden Unheil anzeigt Solange er an Bord bleibt macht das Schiff gute Fahrt Vorzeitiges Drehen der Sanduhr beim Glasen zur Verkurzung der eigenen Wache galt an Bord als asoziales Verhalten Es hiess bei ruckfalligem Verkurzen werde der Klabautermann erscheinen und den Seemann vermobeln Meerjungfrau Meist handelt es sich um ein seelenloses oder verdammtes Wesen das nur durch die Liebe eines menschlichen Gemahls von seinem Schicksal befreit werden kann Schwer abzugrenzen ist die Meerjungfrau von ahnlichen Wesen Wasserfrauen Aspekt der Mutterlichkeit bzw der Liebe Nixen Sirenen Aspekt der Bedrohung bzw Verfuhrung Die vorherigen drei sind moglicherweise alle Verwechslungen mit Seekuhen zuzuschreiben da diese Tiere aus Neugier dazu neigten sich Schiffe zu betrachten wobei nur ihr Kopf aus dem Wasser ragte und sie seltsame sirenenahnliche Tone von sich gaben Seeungeheuer Bearbeiten Seeungeheuer sind fiktive Wesen die in verschiedener Form in der Geschichte der Seefahrt auftauchen Die Seefahrt hatte besonders in der Vergangenheit mit grossen Gefahren wie Unwetter und scheinbar unerklarlichen Naturerscheinungen z B White Squall oder Strudeln siehe auch Saltstraumen zu kampfen Die Angst der Seeleute formte in ihrer Phantasie die Gestalt von Seeungeheuern und Geistern als Erklarung fur ihre Not Viele Schiffsunglucke waren uberraschend und blieben ungeklart was zur Legendenbildung beitrug Manchmal wurden aber auch Tatsachenbeschreibungen als Seemannsgarn abgetan so war beispielsweise die Existenz von Monsterwellen bis 1995 sowie Riesenkraken nicht anerkannt Bekannte Seeungeheuer Bearbeiten Leviathan Sirenen Skylla und Charybdis in Homers Odyssee Midgardschlange Moby Dick RiesenkrakenSagen Bearbeiten Fliegender Hollander Davy Jones Locker Argonautensage Klabautermann Sindbad OdysseeMaritime Literatur exemplarisch Bearbeiten Argonautensage Alexandre Olivier Exquemelin Die Americanische See Rauber 1679 Herman Melvilles Moby Dick Robert Louis Stevenson Die Schatzinsel Jules Verne 20 000 Meilen unter dem Meer Detlev von Liliencron Trutz blanke Hans Joseph Conrad The Mirror of the Sea Memories and Impressions 1906 dt Spiegel der See Gorch Fock Seefahrt ist not Cecil Scott Forester mit seinen Romanen um Horatio Hornblower als Film dazu Des Konigs Admiral B Traven Das Totenschiff Felix Graf von Luckner Seeteufel 1921 Patrick O Brian die Romane um Jack Aubrey z B als filmische Zusammenfassung verschiedener Bucher Master amp Commander Bis ans Ende der Welt Theodor Storm Meeresstrand 1856Siehe auch BearbeitenMaritime Soziologie Liste seemannischer Fachworter A bis M und N bis Z Literatur BearbeitenD Wachsmuth Pompimos ho Daimon Untersuchungen zu den antiken Sakralhandlungen bei Seereisen Dissertation Freie Universitat Berlin 1967 Olaf Hockmann Antike Seefahrt Beck s Archaologische Bibliothek Munchen 1985 ISBN 3 406 30463 X Ekhart Berckenhagen Schiffahrt in der Weltliteratur Ein Panorama aus funf Jahrtausenden Hamburg Kabel 1995 ISBN 3 8225 0338 XWeblinks BearbeitenSchiffermarchen und Seemannssagen Plattings und KnotenEinzelnachweise Bearbeiten Batavia Cahiers Stichting Nederland bouwt VOC Retourschep Lelystad 1990 1995 ISBN 90 73857 01 5 bis 90 73857 05 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seemannskultur amp oldid 237895238