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Das schwabische Reichsgrafenkollegium auch schwabische Reichsgrafenbank genannt war der korporative Zusammenschluss der schwabischen Reichsgrafen und Herren zur Wahrung ihrer Interessen auf den Reichstagen insbesondere im Reichsfurstenrat und im schwabischen Reichskreis Der Graf von Heiligenberg aus dem Hause Furstenberg nahm den Ehrenplatz auf der Grafenbank ein Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Organisation 3 Die Mitglieder des Schwabischen Reichsgrafenkollegiums 1792 4 Wappen 5 Auflosung des Schwabischen Reichsgrafenkollegiums 6 Literatur 7 AnmerkungenEntwicklung BearbeitenVorangegangen waren im schwabischen Raum verschiedene altere Zusammenschlusse wie die Rittergesellschaft mit Sankt Jorgenschild von 1407 oder der Schwabische Bund von 1488 Am Ende des 15 Jahrhunderts entstand als Interessenvertretung des mindermachtigen hohen Adels in Sachen des Heiligen Romischen Reiches ein Grafenverein Dieser trat neben das Wetterauische Reichsgrafenkollegium Seit dem Reichstag von 1495 beanspruchten die Wetterauer und Schwaben je eine Stimme im Reichstag Anfangs war indes nur die Stimme der Wetterauer Grafen unbestritten Den Schwaben gelang erst 1524 vom Kaiser die feste Zusage fur eine zweite grafliche Kuriatstimme fur die Reichsgrafen Seit 1549 verfugten die schwabischen Grafen uber eine standige Gesandtschaft auf Reichsversammlungen Die Gesandten vertraten ab 1557 auch die frankischen Reichsgrafen Mit der Bildung eines eigenen frankischen Reichsgrafenkollegiums nach 1641 endete die Vertretung Im Jahr 1579 schloss das wetterauische mit dem schwabischen Kollegium die Dinkelsbuhler Union ab Diese sah die gegenseitige Unterstutzung gegen andere Reichsstande und einen gewaltlosen Interessenausgleich nach innen vor Organisation BearbeitenAn der Spitze des Kollegiums standen zwei Direktoren Grafenhauptmanner genannt Hinzu kamen spater Adjunkte aus den Mitgliedern als weitere Amtstrager Ohne deren Zustimmung konnte kein Grafentag einberufen werden und die Direktoren hatten in wichtigen Fragen ihren Rat einzuholen Zusammen mit einem Syndikus bildeten diese Amtstrager und die Direktoren den Kollegiatsrat Alle Amtstrager wurden zunachst auf unbestimmte Zeit schliesslich auf Lebenszeit gewahlt Das schwabische Reichsgrafenkollegium kam ab 1533 zu regelmassigen Grafentagen zusammen Unterbrochen wurden die Treffen wahrend des Dreissigjahrigen Krieges zwischen 1630 und 1645 In der Regel fand er gleichzeitig mit den Kreistagen des schwabischen Reichskreises statt Stimmrecht hatten die Oberhaupter der Mitgliedsterritorien Bei dem Aussterben eines Geschlechts erlosch auch das Stimmrecht Anfangs hatten die Grafen personlich zu erscheinen spater konnten sie auch Vertreter entsenden Es galt die einfache Mehrheit seit 1613 die Zweidrittelmehrheit Voraussetzung der Mitgliedschaft war eine unmittelbare Reichsherrschaft Seit Mitte des 16 Jahrhunderts gab es Ausnahmen Danach gab es Realisten d h solche Mitglieder die tatsachlich uber ein Territorium verfugten und Personalisten Diese umfasste die Mitglieder bei denen man vorubergehend oder auf Dauer auf den Besitz eines Territoriums verzichtete Auf den Kreistagen des schwabischen Reichskreises bildete das schwabische Reichsgrafenkollegium die Grafenbank Da die Mitglieder bis auf Baden das seit 1747 hinzu kam katholisch waren gehorte das Kollegium zum Corpus Catholicorum In der Aufrufordnung des Reichsfurstenrats nahm die Schwabische Grafenbank 98 ein Das Ende des Reiches 1806 bedeutete auch das Ende des schwabischen Reichsgrafenkollegiums Die Mitglieder des Schwabischen Reichsgrafenkollegiums 1792 Bearbeiten0 1 Furst von Furstenberg wegen Heiligenberg und Werdenberg Anm 1 0 2 Furstabtissin von Buchau wegen der Herrschaft Strassberg 0 3 Landkomtur des Deutschen Ordens der Ballei Elsass und Burgund als Komtur zu Altshausen 0 4 Fursten und Grafen zu Oettingen 3 regierende Herren Wallerstein Baldern Spielberg 0 5 Erzherzog von Osterreich wegen der Grafschaft Montfort seit 1782 0 6 Kurfurst von Bayern wegen der Grafschaft Helfenstein seit 1769 0 7 Furst von Schwarzenberg wegen der Landgrafschaft Klettgau und der Grafschaft Sulz 0 8 Grafen von Konigsegg 2 regierende Herren Rothenfels Aulendorf 0 9 Grafen Truchsess von Waldburg Anm 2 4 regierende Herren Wolfegg Waldsee Wolfegg Wolfegg Anm 3 Zeil Wurzach Zeil Zeil und Trauchburg 10 Markgrafen von Baden wegen Eberstein seit 1747 11 Furst von Hohenzollern Hechingen 12 Freiherr von Freyberg wegen der Herrschaft Justingen seit 1754 13 Graf von der Leyen wegen Hohengeroldseck seit 1710 11 14 Furst und Grafen Fugger 5 regierende Herren Glott und Oberndorf Babenhausen und Boos Fugger zu Dietenheim und Brandenburg Fugger zu Kirchberg und Weissenhorn Fugger zu Mickhausen und Schwindegg seit 1654 1708 15 Erzherzog von Osterreich wegen der Grafschaft Hohenems seit 1765 16 Graf von Abensperg und Traun wegen der Herrschaft Eglofs seit 1654 17 Furstabt von St Blasien wegen der Grafschaft Bonndorf seit 1662 Graf von Sinzendorf wegen der Herrschaft Thannhausen 1708 an Graf von Stadion verkauft 18 Graf von Stadion wegen der Herrschaft Thannhausen seit 1708 19 Furst von Thurn und Taxis wegen der Herrschaft Eglingen Anm 4 seit 1727 Graf von Maxlrain 1734 erloschen Graf von Rechberg 1609 Reichsgrafen jedoch Sitz auf der Grafenbank bestritten Graf von Pappenheim 1629 Reichsgrafen jedoch Sitz auf der Grafenbank bestritten Graf von Tilly wegen der Herrschaft Breitenbrunn 1724 erloschen Graf von Weissenwolff wegen der Herrschaft Sonnegg auf Waldenstein 1609 erloschen Graf von Wolkenstein wegen der Herrschaft Trostburg und Neuhauss 1774 erloschen 20 Graf von Khevenhuller als Personalist 1737 21 Graf von Kuefstein als Personalist 1737 22 Furst von Colloredo als Personalist 1653 1741 23 Graf von Harrach als Personalist 1752 24 Graf von Sternberg als Personalist 1752 25 Graf von Neipperg als Personalist 1766 26 Graf Trautmannsdorff als Personalist 1779 27 Graf von Waldstein Wartenberg als Personalist 1774 1775 28 Graf von Sickingen als Personalist 1791 Graf von Schlick 1437 Reichsgrafen 1621 ausgeschlossen Wappen Bearbeiten nbsp Furstenberg nbsp Heiligenberg nbsp Werdenberg nbsp Damenstift Buchau nbsp Strassberg nbsp Deutscher Orden nbsp Oettingen nbsp Osterreich nbsp Montfort nbsp Bayern nbsp Helfenstein nbsp Schwarzenberg nbsp Sulz nbsp Konigsegg nbsp Waldburg nbsp Baden nbsp Eberstein nbsp Hohenzollern Hechingen nbsp Freyberg nbsp von der Leyen nbsp Hohengeroldseck nbsp Fugger nbsp Hohenems nbsp Abensperg und Traun nbsp St Blasien nbsp Stadion nbsp Thurn und Taxis nbsp Khevenhuller nbsp Kuefstein nbsp Colloredo nbsp Harrach nbsp Sternberg nbsp Neipperg nbsp Trauttmansdorff nbsp Waldstein nbsp SickingenAuflosung des Schwabischen Reichsgrafenkollegiums BearbeitenMit dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25 Februar 1803 begann das Ende des Schwabischen Reichsgrafenkollegiums Der Furst von Thurn und Taxis erhielt in 13 Stadt und gefursteten Damenstift Buchau als Reichsfurstentum Buchau In 26 wurde der Besitz des Johanniterordens garantiert und ihm dazu die Grafschaft Bonndorf zugeteilt Bereits 1805 fiel Bonndorf an Wurttemberg und wurde im Rheinbundvertrag vom 12 Juli 1806 an Baden abgetreten Art 14 19 In 32 wurde die Neuordnung der Virilstimmen im Reichsfurstenrat vorgenommen Dabei erhielten eigene Virilstimmen und schieden aus dem Reichsgrafenkollegium aus Oettingen Spielberg und Oettingen Wallerstein Schwarzenberg erhielt eine zusatzliche Virilstimme fur Klettgau 1804 wurde Konigsegg Rothenfels an Osterreich verkauft jedoch bereits 1805 von Bayern annektiert Mit der Auflosung von Vorderosterreich und der Ballei Elsass und Burgund des Deutschen Ordens fielen in Art VIII des Friedens von Schonbrunn vom 16 Dezember 1805 Montfort und Hohenems sowie die Kommende Rohr und Waldstetten an Bayern bekraftigt im Rheinbundvertrag Art 17 Die Fursten von Hohenzollern Hechingen und von der Leyen fur Hohengeroldseck wurden Signatarstaaten der Rheinbundakte vom 12 Juli 1806 Allerdings verloren weitere Mitglieder des Schwabischen Reichsgrafenkollegiums ihre Selbstandigkeit und wurden mediatisiert Art 24 zahlte die Territorien auf die den mit Napoleon verbundeten Rheinbundstaaten zugeschlagen wurden der Konig von Bayern erhielt Oettingen die Grafschaften Fugger Thannhausen und Eglingen der Konig von Wurttemberg erhielt Konigsegg Aulendorf Waldburg Justingen Eglofs sowie im Art 18 die ehemalige Deutschordenskommende Altshausen der Grossherzog von Baden erhielt Furstenberg Klettgau und Sulz Eberstein der Furst von Hohenzollern Sigmaringen erhielt die Herrschaft Strassberg Anm 5 sowie in Art 23 die Deutschordenskommenden Achberg und Hohenfels Eine letzte Korrektur wurde im Grenzvertrag zwischen dem Konigreich Bayern und dem Konigreich Wurttemberg geschlossen in Paris am 18 Mai 1810 vorgenommen Bayern erhielt Trauchburg und trat Oettingen Baldern Montfort Helfenstein und Eglingen an Wurttemberg ab Literatur BearbeitenGerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 4 vollstandig uberarbeitete Auflage Beck Munchen 1992 ISBN 3 406 35865 9 S 569 Wilfried Beutter Schwabisches Reichsgrafenkollegium In Gerhard Taddey Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1982 ISBN 3 520 81302 5 S 1129 Nikolaus Schonburg Die verfassungsrechtliche Stellung des Reichsgrafenstandes vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende des Alten Reiches Magisterarbeit Wien 2008 S 99ff Digitalisat PDF 893 kB Anmerkungen Bearbeiten Die Grafschaft Werdenberg war bereits seit 1483 in andere Hande gelangt und kam uber die Grafen von Sax Misox und die Freiherren von Hewen 1517 an den eidgenossischen Kanton Glarus Die Besitzungen der Truchsessen von Waldburg einschliesslich Waldburg Scheer wurden 1806 von Wurttemberg mediatisiert Trauchburg wurde 1810 von Wurttemberg an Bayern abgetreten Waldburg Scheer war nicht im Schwabischen Reichsgrafenkollegium vertreten da es seit 1680 als osterreichisches Mannlehen galt Als Lehensinhaber der 1786 87 erworbenen gefursteten Reichsgrafschaft Friedberg Scheer gebildet aus den Besitzungen der drei Linien der Truchsessen von Waldburg als Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg Trauchburg besassen die Fursten von Thurn und Taxis einen Sitz im Schwabischen Reichskreis Bank der Grafen und Herren III konstanzisches Viertel Waldburg war trotz Reichsfurstenstand nicht vor 1803 in den Reichsfurstenrat aufgenommen worden wurde aber in der Aufrufordnung nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 nicht gefuhrt 1798 starb die Linie Wolfegg Wolfegg des Hauses Waldburg aus und wurde von der Linie Wolfegg Waldsee beerbt Als Lehensinhaber der 1786 87 erworbenen gefursteten Reichsgrafschaft Friedberg Scheer gebildet aus den Besitzungen der drei Linien der Truchsessen von Waldburg Scheer besassen die Fursten von Thurn und Taxis einen Sitz im Schwabischen Reichskreis Bank der Grafen und Herren III konstanzisches Viertel Strassberg wurde zwar 1806 von Hohenzollern Sigmaringen mediatisiert der Furst von Thurn und Taxis behielt seinen Grundbesitz die sogenannte Grundherrschaft Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwabisches Reichsgrafenkollegium amp oldid 236357580