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Die Marienkirche im hessischen Gelnhausen wurde in einem romanisch gotischen Ubergangsstil errichtet Sie ist die grosste Kirche der Stadt und gleichzeitig ihr Wahrzeichen Sie ist Gemeindekirche der Evangelischen Kirchengemeinde Gelnhausen die zum Kirchenkreis Kinzigtal der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck gehort Marienkirche GelnhausenGrundriss nach Moller Inhaltsverzeichnis 1 Einordnung 2 Baugeschichte 2 1 Historisches Umfeld 2 2 Vorgangerbau 2 3 Errichtung der heutigen Kirche 2 4 Spatere Anderungen 2 5 Renovierungen 3 Erganzende Bauten 4 Beschreibung 4 1 Ausseres 4 2 Inneres 4 2 1 Westturmhalle 4 2 2 Langhaus 4 2 3 Querhaus mit Vierung 4 2 4 Chorraum 4 2 5 Lettner 5 Orgeln 5 1 Hauptorgel 5 2 Chororgel 6 Glocken 6 1 Heutige Lauteanlage 6 2 Lauteordnung Auszug 6 3 Glockengeschichte 7 Weitere Ausstattung 7 1 Altare 7 1 1 Hochaltar 7 1 2 Apostelaltar 7 1 3 Annenaltar 7 1 4 Nikolausaltar 7 1 5 Marienaltar 7 2 Glasmalerei 7 3 Teppiche 8 Wissenswertes 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEinordnung BearbeitenDas Gebaude ist in seinem bauzeitlichen Zustand weitgehend unverandert erhalten geblieben was die Marienkirche zu einem Kulturdenkmal von besonderem Rang macht Stilistisch wird der Bau dem Rheinischen Ubergangsbaustil zugeordnet denn abgesehen vom alteren Westturm und wenigen spateren Erganzungen vereinigt der Hauptbaukorper aus der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts sowohl spatromanische als auch fruhgotische Bauformen Der Anteil schmuckreicherer gotischer Stilelemente nimmt dabei von Westen nach Osten zu wodurch beim Betreten der Kirche eine reizvolle Steigerung von der schlichten Eingangshalle im Westturm bis zum reich ausgestalteten Chorraum entsteht Baugeschichte BearbeitenHistorisches Umfeld Bearbeiten nbsp Marienkirche mit nachtlicher BeleuchtungGelnhausen wurde 1170 als Reichsstadt durch Friedrich I Barbarossa gegrundet Unmittelbar danach begann der Bau der Kirche mit der Errichtung des Westturms womit der Kirchbau in engem zeitlichen Zusammenhang mit zwei weiteren bedeutenden Gelnhauser Gebauden des Hochmittelalters steht dem Romanischen Haus Sitz des kaiserlichen Vogts und der Kaiserpfalz Die alteste schriftliche Erwahnung des Kirche stammt von 1223 und findet sich in einer Urkunde von Papst Honorius III In der zweiten erhaltenen Erwahnung von 1238 wird sie als ecclesia sancte Marie in Geylenhusen bezeichnet Zu dieser Zeit war die Kirche bereits in wesentlichen Teilen fertiggestellt und seither waren die Pfarrrechte der zu den Pramonstratensern gehorenden Selbolder Chorherren gesichert 1543 kaufte die Stadt Gelnhausen diese Rechte nachdem infolge der Bauernkriege von 1525 das auf dem Gebiet der heutigen Stadt Langenselbold gelegene Kloster Selbold verwustet und der Orden verarmt war Die Vertragsunterzeichnung fand im damaligen Abtshaus gegenuber der Kirche statt Braugasse 8 woran heute eine Inschriftentafel uber dem Hauseingang erinnert Um diese Zeit schloss sich Gelnhausen im Zuge der Reformation dem lutherischen Bekenntnis an Durch den vergleichsweise sanften Ubergang zur neuen Konfession und weil die Stadt im Gegensatz zum grossten Teil des Umlandes auch spater nicht zum Calvinismus wechselte sondern beim lutherischen Bekenntnis blieb sind zahlreiche Altare und andere Werke mittelalterlicher Kunst in der Marienkirche bis heute erhalten Vorgangerbau Bearbeiten Es wird vermutet dass auf dem Platz der heutigen Marienkirche bereits vorher eine kleinere Saalkirche existiert hat Dies stutzt sich auf einen Schlussstein und Grundmauerzuge die bei Bauarbeiten im Langhaus und im Chorraum gefunden wurden Gesicherte Belege dass diese Mauerreste einmal ein tatsachlich fertiggestelltes und nutzbares Kirchengebaude getragen haben fehlen allerdings 1 Weiterhin wird vermutet dass es sich bei dem heutigen Westportal des Langhauses dem Zugang aus der Westturmhalle um Reste des Vorgangerbaues zumindest aber um die altesten Bauteile der Kirche handelt Errichtung der heutigen Kirche Bearbeiten Die Zahl der schriftlichen Belege aus dem Mittelalter zu der Kirche ist gering Daraus lasst sich eine datierbare Abfolge einzelner Bauabschnitte nicht ableiten 2 Deren zeitliche Einordnung stutzt sich daher grosstenteils auf stilistische und bautechnische Merkmale Die damit verbundene Unsicherheit hat in der Vergangenheit zu voneinander abweichenden Annahmen und divergierenden Theorien gefuhrt Die wissenschaftliche Begleitung der Grossrenovierung 1989 99 brachte durch dendrochronologische Untersuchungen an den Dachwerken erstmals absolute Daten 3 Danach kann folgende Bauabfolge heute als weitgehend gesichert gelten Der gesamte Bau wurde von West nach Ost fortschreitend errichtet Im letzten Drittel des 12 Jahrhunderts Fertigstellung um 1195 4 wurde mit dem Westturm begonnen noch in rein romanischem Stil Anschliessend entstanden im fruhen 13 Jahrhundert das Langhaus und die Seitenschiffe die zunachst genau die Lange des Hauptschiffs aufwiesen so dass der Westturm zunachst an drei Seiten freistand Die Seitenschiffe waren niedriger als heute ihre Traufe erreichte in etwa die Hohe der heutigen Bogenfriese Die beiden Pfeilerreihen der Langhauswande weisen erste Ansatze fruhgotischen Stils auf Nacheinander folgten nun Querschiff mit Vierung die Nebenchore als Basis der Flankenturme der Vorchor und schliesslich die Chorapsis jeweils zunehmend mit fruhgotischen Stilelementen Ein Eckstein der Sakristei der ursprunglich zu einem Chorpfeiler gehorte zeigt die Jahreszahl 1232 die den Abschluss der Aussenarbeiten am Chor markiert sowie den Namen des Bauherrn AN n O D omini MCCXXXII Xll K al IVLII D ominus PAVL us THESAVRARIVS H uius ECC lesi EIm Jahre 1232 am 12 Juli Herr Paulus Schatzmeister dieser Kirche 5 Die Gestaltung der Ostteile der Kirche wird dem Baumeister Heinrich Vingerhuth zugeschrieben dessen Name mit Bildnis am Giebel des Nordportals verewigt ist Wie weit sein Einfluss auf die Baugestaltung tatsachlich ging ist ungeklart 6 Etwa zwischen 1236 und 1240 war der Hauptbau unter Dach 7 und die Kirche damit wohl auch nutzbar Um 1250 erreichten die Ostturme ihre volle Hohe und erhielten ihre Turmhelme Wenn auch vermutlich anfanglich nicht geplant wurde wahrend dieser Schlussphase oder unmittelbar danach der Lettner eingebaut Damit war die Marienkirche bereits nach nur rund 80 Jahren Bauzeit fertiggestellt Nachfolgende Bautatigkeiten veranderten ihr charakteristisches Erscheinungsbild nur noch wenig Spatere Anderungen Bearbeiten Noch im 13 Jahrhundert wurden die Seitenschiffe nach Westen um die Breite des Westturms verlangert so dass er an drei Seiten umschlossen war Im 15 Jahrhundert wurden die Seitenschiffe erhoht und durch gotische Masswerkfenster bereichert die ursprunglich tieferliegende romanische Fensterreihe grosstenteils zugemauert Im Inneren folgte in den Seitenschiffen der Einbau einer Empore Aussen ist an der Nordwestecke die Jahreszahl 1446 fur diese Umbauarbeiten festgehalten Gotische Anbauten erfolgten 1467 im Sudosten mit der Sakristei sowie der Prozessionskapelle Renovierungen Bearbeiten nbsp Stich von Matthaus Merian Gelnhausen um 1655 Auszug aus der Topographia Hassiae nbsp Die Marienkirche um 1900 Fotografie Albrecht Meydenbauer Im 17 Jahrhundert wurden die ursprunglich farblich gefassten und heute steinsichtigen Bildhauerarbeiten und Kapitelle mit Strohlehm glattgeputzt und zusammen mit allen Werksteinen und Wandflachen mit starker Tunche uberstrichen Ausserdem wurden die Dacher der Seitenschiffe steiler gelegt so dass sie die Obergadenfenster des Langhauses teilweise verdeckten Letzteres sollte wohl die Bauunterhaltung erleichtern Von 1876 bis 1879 fand eine umfangreiche Aussen und Innenrenovierung statt 8 Im Innern wurde der schadhafte Kalkputz weitgehend abgetragen Dabei wurden unter der Tunche verborgene mittelalterliche Fresken zerstort die ursprunglich in nicht mehr bekanntem Umfang die Wandflachen bedeckt hatten Als man den Fehler entdeckte wurde entschieden die verbliebenen Gemalde zunachst erneut zu ubertunchen Im Ubrigen versuchte man die ursprungliche mittelalterliche Raumwirkung deutlicher werden zu lassen und deshalb die Emporen in den Seitenschiffen wieder entfernt sowie die Steinmetzarbeiten steinsichtig freigelegt Hinzu kam der Orgelneubau dessen Prospekt noch heute erhalten ist In der Decke der Westturmhalle wurde das Glockenloch neu geschaffen da die Orgel eine grosse Rundbogenoffnung in der Westwand zwischen Mittelschiff und erstem Turmobergeschoss verdeckt die fruher den Transport der Glocken hinauf in den Glockenstuhl ermoglichte Aussen wurde neben Instandsetzungsarbeiten an der Fassade die Neigung der Seitenschiffdacher auf das ursprungliche Mass reduziert Auch der Dachstuhl des sudlichen Flankenturms wurde erneuert Damit verschwand ein bis dahin weithin bekanntes besonderes Merkmal der Marienkirche Der schiefe Turm 9 Der steile Dachstuhl hatte der Belastung nicht dauerhaft standgehalten und war deutlich sichtbar windschief geworden Moglicherweise war dies eine Folge mangelhafter Instandhaltung wegen der desolaten Finanzsituation in und nach dem Dreissigjahrigen Krieg war 10 1934 wurden bei Renovierungsarbeiten die verbliebenen Fresken im Chor unter der Tunche wiederentdeckt und freigelegt die bei der Renovierung des 19 Jahrhunderts unzerstort geblieben waren Bei einer restauratorischen Untersuchung stellte sich heraus dass es sich um eine Fresco Secco Mischtechnik handelt und die erhaltenen stark verblassten Farben nicht die ursprunglichen Deckfarben darstellen sondern dass es sich um deren Grundierungen handelt 1962 63 wurde die Kanzel aus dem 19 Jahrhundert entfernt und die erhaltene Renaissancekanzel von 1600 wieder eingebaut 11 In den 1970er Jahren folgten weitere aufwendige Restaurierungen an Kunstschatzen Bildteppichen Altaren und Epitaphien Wahrend einer grossen Aussenrestaurierung von 1987 bis 1999 wurden der gesamte Aussenputz alle Dachstuhle und der stark geschadigte Sandstein saniert Alle Dacher wurden neu mit Schiefer in der handwerklich anspruchsvollen altdeutschen Deckung mit scharfem Hieb neu gedeckt Die Wasserspeier an den Turmen wurden stillgelegt und deren Dachrinnen stattdessen an innenliegende Fallrohre angeschlossen um die Dacher und Wande vor aufschlagendem Wasser zu schutzen Im Jahr 2000 fand diese Jahrhundertrenovierung mit der Restaurierung der funf Chorfenster und der Neuanlage des Kirchhofs ihren Abschluss 12 Erganzende Bauten BearbeitenAn der Nordseite des Kirchhofs befand sich die Michaelskapelle urkundlich 1289 erwahnt und fur Seelenmessen bestimmt sowie ein 1490 erbautes Heiliges Grab Beide Bauten wurden 1825 im Zuge der Verbreiterung der Kirchgasse abgebrochen Das Heilige Grab wurde auf dem Bad Homburger Friedhof wieder aufgebaut 13 An der Sudseite des Kirchhofs rechts am Abgang zum Untermarkt Im Hofchen 5 steht das Alte Kusterhaus Es wurde 1418 von Katharina von Munnerstadt fur den Altaristen des von ihr gestifteten Dreifaltigkeitsaltars nicht mehr erhalten gekauft In nachreformatorischer Zeit bis 1973 war es Dienstwohnung des Kusters der Marienkirche und ist seitdem ungenutzt Gegenuber der Ostseite der Marienkirche steht ein weiteres Altaristenhaus Braugasse 10 erbaut 1424 genannt Steitz Am Ende des Mittelalters fungierte es zusammen mit dem angrenzenden Haus Braugasse 8 als Absteige fur den Selbolder Pramonstratenserabt wenn er sich in Gelnhausen aufhielt Es wird daher in alteren Quellen auch gelegentlich als alte Abtey bezeichnet 14 Der Steitz dient heute als Jugendhaus der Kirchengemeinde das Haus Braugasse 8 ist ein privates Wohnhaus Beschreibung BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Das Nordportal des Querhauses nbsp Blick von Nordwesten auf den VierungsturmDie verschiedenen Bauperioden der Marienkirche lassen sich aussen an der blockartigen Wirkung der Formen im Westen und der zunehmenden Vielgliedrigkeiten im Osten erkennen Der Westturm steht auf rechteckigem Grundriss und baut sich aus sechs Stockwerken auf Die einzelnen Geschosse sind durch Gesimse getrennt und setzen sich nach oben in Giebeln und einem rheinischen Rhombendach fort Den Abschluss des Westturms bildet eine kleine achtseitige Turmlaterne In den oberen Geschossen des Turms befinden sich gekuppelte romanische Fenster mit weit ausladenden Kampfern Oberhalb des Eingangsportals ziert eine Rundbogennische die Fassade in der zwischen zwei Rosetten ein schreitendes Lamm mit Kreuz und Nimbus Agnus Dei darstellt ist Das dreischiffige Langhaus weist einfache romanische Formen auf Die abwechslungsreicheren Masswerkfenster der Seitenschiffe stammen aus der gotischen Periode in der die Seitenschiffe erhoht wurden Unter den Fenstern ziehen sich an der Aussenseite Konsolen mit einem Spitzbogenfries hin Am nordlichen Seitenschiff im Westende hat der Baumeister scherzhaft in einen zu eng geratenen Friesbogen eine Figur gestellt die sich vergeblich bemuht den Bogen weiter aufzudrucken Gelnhauser Mannchen An der Aussenwand des sudlichen Seitenschiffs befand sich jahrelang ein Graffiti Brot fur die Welt die Wurst bleibt hier Das alteste der drei Seitenschiffportale befand sich in der Westwand des Sudseitenschiffs ist zugemauert aber von aussen noch zu erkennen Das sudliche Portal ist rundbogig umrahmt und tragt einen filigranen Kleeblattbogen Das nordliche Portal ist detailreicher Es verfugt uber zwei Abtreppungen mit eingestellten Saulen die sich weiter oben als Archivolten fortsetzen Das von einem blattwerkgeschmuckten Rundstab umzogene Tympanon zeigt eine Deesis Diese besteht aus dem thronenden Christus zwischen Maria und dem Evangelisten Johannes und wird von den Halbfiguren zweier weiterer Heiliger flankiert Die starre Haltung der Figuren sowie die kalligraphische Faltenfuhrung der Gewander finden ihr Vorbild an der Kathedrale von Chartres Vermutlich handelt es sich bei dem Portal ursprunglich um ein Querhausportal das im Zuge einer Plananderung hierher versetzt wurde Dabei wurden fruhgotische Kapitelle und der blattwerkgeschmuckte Rundstab in die Archivolte eingebaut Das Querhaus tritt kaum hervor und ist an beiden Stirnseiten mit je einem prunkvollen Portalvorbau ausgestattet Die Formensprache ist hier reicher und entspricht dem des Ostteils Uber dem Vorbau befinden sich drei grosse rheinische Rosettenfenster deren Masswerk aus Steinplatten geschnitten ist Die Flache wird von Strebepfeilern bis fast zu den Giebeln begrenzt deren Feld von einem Bogenfries gerahmt und mit einem Kleeblattdoppelfenster ausgefullt ist Beide Portale am Querhaus unterscheiden sich fast nur durch die Bildfelder Im sudlichen Tympanon ist Maria mit Kind dargestellt die zwischen sie verehrenden Frauen thront Inschriftlich benannt sind die Frauen Maria Magdalena Katarina Margareta und Marta Im Schnittpunkt von Quer und Langhaus erhebt sich uber einer Kuppel der achtseitige mit einem Zeltdach gekronte Vierungsturm Dreigeteilte Fenster mit uberhohtem Mittelbogen betonen auf jeder Seite die beherrschende Stellung des Turms Die acht Engelfiguren auf den Giebeln uber den kleinen gekuppelten Fenstern sind Erganzungen aus der Grossrenovierung 1876 79 Der Chor wird von zwei Nebenchoren gerahmt uber denen die beiden Flankenturme stehen Diese sind schlank achtseitig und mit Rundbogenfriesen sowie Lisenen verziert Der Chor selbst ist architektonisch reich gegliedert und springt mit polygonalem 5 8 Schluss nach Osten vor Eckpfeiler stutzen die Mauer gegen den Gewolbeschub ab Die Fenster des Chors sind lang und spitzbogig und werden oberhalb von einem kraftig betonten Rundbogenfries abgeschlossen der auf Blockkonsolen ruht Daruber stutzen zierliche Saulen die Kleebogen einer Zwerggalerie ab hinter der sich Rosenfenster in Vierpassform befinden Der Chor wird durch ein achtseitiges Zeltdach abgeschlossen das wie ein funfter Turm wirkt 15 Inneres Bearbeiten nbsp Mittelschiff mit Blick auf Lettner und ChorWestturmhalle Bearbeiten Das schlichte rundbogige Eingangsportal im Westturm bildet heute den Hauptzugang zur Kirche Dahinter liegt die Turmhalle mit je einem Rundbogendurchgang nach Norden und Suden zu den Seitenschiffen Der sudliche ist heute vermauert Die Decke wird durch ein romanisches Tonnengewolbe gebildet in dessen Mitte sich eine runde Offnung befindet die dem Transport der Glocken in den Glockenstuhl dient An der Ostseite der Halle befindet sich das alteste Portal des Gebaudes moglicherweise altester sichtbarer Bauteil der Kirche uberhaupt Stufenweise vorgestellt sind Saulen mit Kapitellen die sich um ein freies Bogenfeld schliessen Dieses Portal offnet sich zum Langhaus Langhaus Bearbeiten Das Mittelschiff misst nur 16 40 m in der Lange und Hohe sowie 9 m in der Breite Es offnet sich zu den Seitenschiffen in vier spitzen Bogen die von kraftigen Pfeilern gestutzt werden Die bis zur letzten Innenrenovierung kahlen Wandflachen sind heute gequadert Die hochsitzenden rundbogigen Fenster des Obergadens sowie die flachen Decken lassen den romanischen Stil der Pramonstratenser erkennen Die flachgedeckten Seitenschiffe sind 4 10 m breit und waren ursprunglich 7 50 m hoch Am Westende des nordlichen Seitenschiffs findet sich heute ein Raum des Gedenkens mit Kerzenleuchter gestaltet von Achim Gogler nach dem biblischen Motiv des brennenden Dornbuschs An der westlichen Aussenwand des sudlichen Seitenschiffs ist ein mannshohes Giebelkreuz aus Sandstein angebracht das im Rahmen der Grossrenovierung 1989 99 vom nordlichen Querhausgiebel abgenommen und dort durch eine Nachbildung ersetzt wurde Davor steht ein alter Taufstein vom Ende des 19 Jahrhunderts der heute nicht mehr genutzt wird Querhaus mit Vierung Bearbeiten Die Ostteile sind im Gegensatz zum Langhaus durch ein Kreuzrippengewolbe uberwolbt Die Pfeiler sind im Querhaus reich profiliert und spitze Gurtbogen betonen die Vierung mit ihrer hohen Kuppel Die Vierung beherrscht den gesamten Kirchenraum und besitzt im Verhaltnis zum vergleichsweise kurzen Langhaus einen zentralen Charakter Die Vierungskuppel erhebt sich getragen von vier machtigen Pfeilern in einem achtseitigen Rippengewolbe Die Pfeiler werden von unterschiedlich ornamentierten Konsolen geschmuckt die Kuppel von vier kleinen Achtpassfenstern erhellt Im geschmuckten Schlussstein sind die Namen der acht Winde zu lesen In der Vierung steht der neue Taufstein von 1962 Er wurde vom Bildhauer Helmuth Uhrig aus Maulbronner Sandstein gefertigt Die drei Reliefbilder stellen Kreuzigung Grab und Auferstehung dar 16 Chorraum Bearbeiten Die Dekorationen an Kapitellen und Konsolen im Chor stellen stilisierte Laubwerkmotive oft in Verbindung mit figurlichem Schmuck dar Symbole christlicher Glaubenshoffnung und Lebensauffassung Der Chorschmuck unterscheidet sich von der strengen Formgebung des Langhauses durch aufgelockerte Wandgestaltung und Reichtum an Dekoration Die geschmuckten Kapitelle und die Wandgliederung stammen vermutlich von Vingerhut 15 Unterhalb der Fenster durchlauft den Chor eine Blendarkade aus Bogen mit Kleeblattabschluss daruber dort wo die Wand keine Fenster aufweist eine zweite abweichend gegliederte An der Nordwand und im Kreuzrippengewolbe des Chors sind noch einzelne mittelalterliche Fresken erhalten Das Chorgestuhl stammt aus dem 14 Jahrhundert und hat je drei oder vier aufklappbare Banksitze die an der Unterseite mit einer Miserikordie versehen sind Auf der Sudseite befinden sich Schnitzereien an den Wangen die Hund Lowe Drachen und den Heiligen Georg darstellen Der Viersitzer mit einem vorgebauten Schrank diente als Sangerstuhl Im sudlichen Querschiff steht ein Gestuhl das die Jahreszahl 1493 sowie das Adlerwappen einer Schultheissenfamilie tragt 17 Lettner Bearbeiten nbsp Lettner mit dem Zug der Verdammten darunter Apostelaltar und daruber KruzifixDer Lettner stellt heute eine Besonderheit der Marienkirche dar Er trennt Mittelschiff und Chor raumlich aber nicht akustisch voneinander Im Mittelalter hatten nur die Chorherren Zutritt zum Chorraum Zwei seitliche Kleeblattbogenturen fuhren unter dem Lettner vom Hauptschiff in den Chor Der Lettner ist uber eine Treppe besteigbar Er schliesst oben mit einer Brustung ab an der spatgotische Figuren in einer Galerie gemalt sind In den Bogenzwickeln sind in vier ursprunglich farbig gestalteten Reliefs Szenen des Jungsten Gerichts dargestellt 15 Auf der rechten Seite werden mit einer Kette gefesselte Menschen offensichtlich hoheren Standes von einem Teufel zum Hollenschlund rechts aussen gezogen Zug der Verdammten Auf der linken Seite ziehen einfach gekleidete Menschen betend zum Himmelreich wo die Toten auferstehen Zug der Seligen Unter dem Lettner befindet sich der Hauptaltar fur die regularen Gottesdienste Im Mittelalter war dies der Laienaltar als Erganzung zum Hochaltar der den Chorherren vorbehalten war Das Kruzifix auf der Lettnerempore war 1877 an die Nordwand versetzt worden und kehrte 1934 wieder an seinen ursprunglichen Standort zuruck Der Meister dieses Werkes aus der Spatgotik ist unbekannt Orgeln BearbeitenHauptorgel Bearbeiten nbsp Hauptorgel im Zustand bis 2016 nbsp Hauptorgel seit 2018Die erste bekannte Orgel in der Marienkirche wurde vermutlich bereits in der Renaissance uber dem Eingang an der Westwand des Mittelschiffs montiert und erfuhr vor allem im Barock Erganzungen und Veranderungen Diese Orgel wurde in den Jahren 1877 79 als Abschluss einer Grossrenovierung der Kirche an derselben Stelle durch einen vollstandigen Neubau des Orgelbauers Wilhelm August Ratzmann mit einem Prospekt im Stil der Neugotik ersetzt Das Instrument in Form einer Schwalbennestorgel war mit 33 Registern seiner Zeit entsprechend romantisch disponiert 1966 67 wurde in das bestehende Gehause von Bernhard Schmidt ein neobarockes Orgelwerk mit 37 Registern eingebaut wobei der ursprungliche Ratzmann Prospekt vor allem im Mittelbereich leicht verandert wurde 18 Im Mai 2017 wurde die Schmidt Orgel ausgebaut und durch einen Neubau von Claudius Winterhalter Orgelbau ersetzt Das Ratzmann Gehause von 1878 79 wurde erhalten restauriert mit neuer Farbfassung versehen und im Mittelteil dem historistischen Originalzustand wieder angenahert Die neue Hauptorgel wurde am 20 Mai 2018 eingeweiht und ist mit der in einem vorausgehenden Bauabschnitt errichteten Chororgel sowie deren mobilem Generalspieltisch zu einer Gesamtanlage verbunden Die Hauptorgel verfugt uber 28 Register zuzuglich zahlreicher Vorabzuge Transmissionen und Extensionen auf zwei Manualen und Pedal mit mechanischer Spieltraktur fur Haupt und Schwellwerk elektrischer Spieltraktur fur das Pedal und elektrischer Registertraktur Um sie auch vom mobilen Generalspieltisch an der Chororgel anspielen zu konnen sind Haupt und Schwellwerk zusatzlich mit elektropneumatischen Tonventilen ausgestattet Der Spieltisch an der Hauptorgel sowie der mobile Spieltisch in der Vierung sind beide als Generalspieltische angelegt und verfugen jeweils uber drei Manuale I Hauptwerk C a30 1 Principal 16 0 2 Principal 0 8 0 3 Hohlflote 0 8 0 4 Gamba 0 8 0 5 Gedackt 0 8 0 6 Salicional 0 8 0 7 Octave 0 4 0 8 Rohrflote 0 4 Quinte Vorabz von Nr 9 2 2 3 Octave Vorabz von Nr 9 0 2 Terz Vorabz von Nr 9 1 3 5 0 9 Cornett III V 2 2 3 10 Mixtur V 0 2 11 Trompete 0 8 II Schwellwerk C a312 Quintaton 16 13 Geigenprincipal 0 8 14 Doppelgedeckt 0 8 15 Viola 0 8 16 Vox coelestis 0 8 17 Fugara 0 4 18 Traversflote 0 4 19 Quintflote 2 2 3 20 Flautino 0 2 21 Terzflote 1 3 5 Cornet harmonique V Gruppenzug 0 8 22 Mixtur IV V 1 1 3 23 Trompette harmonique 0 8 24 Oboe 0 8 25 Clairon harmonique 0 4 Tremulant Pedal C f1Bourdon Ext von Nr 27 32 Principal Nr 1 16 26 Contrabass 16 27 Subbass 16 Octavbass Nr 2 0 8 Violoncello Nr 26 0 8 Bassflote Ext von Nr 1 0 8 Bassoctave Nr 7 0 4 Contraposaune Ext von Nr 28 32 28 Posaune 16 Trompete Ext von Nr 28 0 8 Effektregister Chimes Koppeln Normalkoppeln I II II I I P II P Suboktavkoppel II I II II Superoktavkoppel II P Spielhilfen Setzeranlage mit 11 Gruppen a 10 000 Speicherplatzen gemeinsam mit Chororgel WalzeChororgel Bearbeiten nbsp Winterhalter Chororgel von 2015Im Nordquerschiff steht eine 2015 von Claudius Winterhalter Orgelbau neu gebaute Chororgel Sie ist mit ihren 10 Registern zuzuglich vier Transmissionen und Extensionen nach franzosischer Tradition disponiert Spiel und Registertraktur sind elektrisch ausgefuhrt die Tonventile wirken elektropneumatisch die Schleifenzugantriebe elektromagnetisch 18 Der von der Orgel getrennt stehende dreimanualige Spieltisch ist mobil und kann im Vierungsbereich je nach Gottesdienst oder Konzertsituation frei positioniert werden Er ist als Generalspieltisch fur die Gesamtanlage aus Chororgel und Hauptorgel konzipiert 19 Grand Orgue C a31 Bourdon 16 2 Montre 0 8 3 Flute harmonique 0 8 4 Prestant 0 4 Recit Expressiv C a30 5 Cor de Nuit 8 0 6 Viole de Gambe 8 0 7 Voix Celeste 8 0 8 Flute octaviante 4 0 9 Octavin 2 10 Trompette 8 Pedale C f1Soubasse Transm von Nr 1 16 Basse Transm von Nr 3 0 8 Bombarde Ext von Nr 10 16 Trompette Transm von Nr 10 0 8 Koppeln Normalkoppeln GO I GO II GO III RE I RE II RE III GO P RE P Suboktavkoppeln RE I RE II RE III Superoktavkoppeln GO I RE I RE II RE III GO P RE P Spielhilfen Setzeranlage mit 11 Gruppen a 10 000 Speicherplatzen gemeinsam mit Hauptorgel WalzeGlocken BearbeitenHeutige Lauteanlage Bearbeiten Der Westturm der Marienkirche tragt nicht nur die Turmuhr sondern auch das Gelaut aus vier grossen und einer kleinen Glocke das in seinen Teilen im Wesentlichen aus drei Epochen stammt dem Mittelalter dem ersten Drittel des 20 Jahrhunderts und dem 21 Jahrhundert Die Glockenanlage wird von einem machtigen Eichenglockenstuhl getragen der sich mit 11 m Hohe uber das dritte vierte und funfte Turmobergeschoss erstreckt und den gesamten inneren Turmquerschnitt ausfullt Das heute aktive Gelaut setzt sich zusammen aus 20 Nr Name Gussjahr Giesser Masse kg Durchmesser cm Nominalton 1 Vaterlandsglocke 1930 Schilling Apolda 3790 178 b02 Lutherglocke 2011 Perner Passau 2000 152 des13 Friedensglocke 2011 Perner Passau 1380 137 es14 Frauenglocke um 1250 Berthold 1450 133 ges15 Vaterunserglocke 1331 320 71 f2Eine sechste mit 50 cm Durchmesser kleinste Glocke hangt als einzige von aussen sichtbar in der Turmlaterne Sie ist die alteste Glocke der Kirche und wurde vom selben Glockengiesser Berthold wie die Frauenglocke gegossen Sie fungierte fruher als Uhrglocke zeitweise wohl auch als Feuerglocke Mit der Erneuerung der Uhrenanlage von 1876 wurde sie ausser Dienst genommen verblieb aber an ihrem Ort Die Frauenglocke gilt als historisch wertvolles und klanglich besonders gelungenes Stuck so dass sich die musikalische Disposition aller neueren Glocken nach ihr richten musste 21 Die ebenfalls mittelalterliche Vaterunserglocke mit ihrem Nominalton f2 lasst sich harmonisch nicht gut in das Plenum einfugen und wird daher nur solo gelautet Lauteordnung Auszug Bearbeiten Taglich wird morgens um 8 00 Uhr Glocke 5 mittags um 11 00 Uhr Glocke 3 und abends um 20 00 Uhr Glocke 2 gelautet Vor Beginn jedes Hauptgottesdienstes und an Neujahr 0 00 Uhr ist das Plenum aus den Glocken 1 bis 4 zu horen Glocke 1 erklingt solo wahrend aller Tauf und Segenshandlungen Konfirmation Trauung und Glocke 5 wahrend des Vaterunsers im Gottesdienst Glockengeschichte Bearbeiten nbsp Kaiser Wilhelm II beim Besuch der Kirche 1906Neben den drei heute noch vorhandenen Glocken aus dem Mittelalter gab es in den darauf folgenden drei Jahrhunderten mehrere Erganzungen die jedoch nicht sonderlich gut gelangen und die Zeiten nicht uberdauerten Das Gelaut blieb in Anbetracht des besonderen Gebaudes insgesamt relativ schwach und fand in einem kleinen Glockenstuhl im sechsten Turmobergeschoss Platz Im Rahmen einer Grossrenovierung der Kirche 1876 79 wurde der Glockenstuhl wohl auch im Hinblick auf kunftige Erweiterungen durch einen wesentlich vergrosserten und tragfahigeren Neubau ersetzt und sein Auflager im Turmgemauer zur statisch hoheren Belastbarkeit drei Geschossebenen tiefer gelegt 22 Eine angemessene klangliche Neugestaltung des Gelauts erfolgte jedoch erst 1909 als Kaiser Wilhelm II nach einem Besuch der Kirche am 14 Oktober 1906 mit einer Spende von 5500 RM den Guss einer Kaiserglocke ermoglichte Gelnhauser Burger stifteten die Mittel fur zwei weitere grosse Glocken die Luther und die Friedensglocke Diese drei von Schilling in Apolda gegossenen neuen Glocken mit Gewichten zwischen 3 6 t und 1 2 t wurden 1909 mit einem grossen Festgottesdienst eingeweiht Kurz danach kam durch ein Legat als vierte noch die Hedwig Kalkhof Glocke hinzu Alle vier neuen Glocken wurden jedoch im Ersten Weltkrieg 1916 17 konfisziert und fur kriegswichtige Zwecke eingeschmolzen 1924 kamen erneut ausreichend Spenden der Burger zusammen und die verlorene Luther sowie die Friedensglocke konnten durch neue Eisenhartguss Glocken gleichen Namens ersetzt werden 1930 stifteten zwei ausgewanderte Gelnhauser Burger mit der Vaterlandsglocke in Bronze zusatzlich eine Nachfolgerin fur die grosse Kaiserglocke Unter Verzicht auf die Hedwig Kalkhof Glocke die im Glockenensemble ohnehin nur die mittelalterliche Frauenglocke ersetzen sollte war das Gelaut damit stimmlich wieder komplett Im Zweiten Weltkrieg kam es zwar erneut zur Beschlagnahme von Bronzeglocken Das Ablassen der sehr schweren Vaterlandsglocke unterblieb jedoch und an den Eisenhartgussglocken hatte die Kriegswirtschaft kein Interesse Die mittelalterlichen Glocken wurden zwar abtransportiert blieben aber vom Schmelzofen verschont und konnten nach Kriegsende unversehrt aus dem Glockenlager in Hamburg zuruckgeholt werden so dass der Zweite Weltkrieg den Glockenbesatz letztendlich nicht anderte 2011 erreichten die beiden Eisenhartgussglocken von 1924 ihr materialtypisches Ende und mussten ausser Betrieb genommen werden Als Ersatz wurden Luther und Friedensglocke nun wieder in Bronze neu gegossen Hinzu kam ausserdem die Restaurierung der Vaterunserglocke deren Krone 2010 durch einen Kloppelabriss der daruber hangenden Frauenglocke abgebrochen war sowie die Tieferstimmung der Vaterlandsglocke um einen halben Halbton um sie besser ins Gesamtklangbild einzupassen Weitere Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten In der Marienkirche befinden sich vier Altare mit aufwendig gestalteten mittelalterlichen Retabeln Ein funftes Retabel ist ohne zugehorigen Altartisch im Sudseitenschiff ausgestellt 23 Hochaltar Bearbeiten nbsp HochaltarDas Retabel auf dem Hochaltar im Chorraum ist mit 1500 Nikolaus Schit signiert Die funf Schnitzfiguren im Schrein stellen von links nach rechts Petrus Johannes den Taufer Maria mit dem Jesuskind Johannes den Evangelisten und Paulus dar uber dem Schrein steht der auferstandene Jesus Vor dem Hochaltar befinden sich rechts und links zwei hohe Zinnsaulen die ursprunglich Vorhange trugen mit denen der Hochaltar in der Passionszeit verhangt wurde Apostelaltar Bearbeiten Der Apostelaltar unter dem Lettner ist heute der Hauptaltar der Kirche Da im Mittelalter der Chorraum mit dem Hochaltar den Chorherren vorbehalten war wurde dieser allen zugangliche Altar auch als Laienaltar bezeichnet Sein Retabel ist in mehrere Felder eingeteilt die mit vergoldeten Figuren besetzt sind Dargestellt sind in der Mitte ein kniender Engel und eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes Links und rechts sind in zwei Reihen die zwolf Apostel zu sehen Die Ecken sind mit den vier Evangelistensymbolen Adler Mensch Stier und Lowe versehen Annenaltar Bearbeiten Der dreiteilige Annenaltar im sudlichen Nebenchor zeigt in der Mitte unter Ziergiebeln eine Annaselbdrittgruppe mit zwei zusatzlichen Heiligen Die bemalten Flugel stellen die Geburt Christi und die Anbetung der Konige dar Aussen ist eine Verkundigungsszene dargestellt Am Altarsockel auf der Predella sieht man einen schwebenden Engel mit dem Schweisstuch der Veronika Nikolausaltar Bearbeiten In der nordlichen Nebenapsis befindet sich der Nikolausaltar Die drei Tafeln sind mit vergoldetem und bemaltem Schnitzwerk gefullt In der Mitte ist der gekreuzigte Jesus unter Zweig und Blattwerkbaldachin zu sehen an dessen Fussen Maria Magdalena kniet Ihr gegenuber spriesst der Baum des Lebens Auf den Flugeln sind zwei Bischofsfiguren in Flachrelief unter Laubschnitzereien dargestellt Auf dem linken Flugel ist St Martin zu sehen rechts St Nikolaus von Myra Marienaltar Bearbeiten Im westlichen Ende des Sudseitenschiffs steht auf einem einen Altar andeutenden Sockel ein weiteres dreiteiliges Retabel mit zentraler Marienfigur Der zugehorige Altar fehlt das Retabel wurde 2016 nach zwischenzeitlicher Aufstellung in der angebauten Prozessionskapelle hierher zuruckversetzt Wegen der stilistischen Ahnlichkeit zum Nikolausaltar in der nordlichen Nebenapsis wird vermutet dass das Marienretabel ursprunglich spiegelbildlich dazu auf dem Altar der sudlichen Nebenapsis gestanden hat bis es dort durch das Annen Retabel ersetzt wurde Das Marienretabel wechselte spater seinen Standort mehrfach in Kirchenraum und Prozessionskapelle Glasmalerei Bearbeiten nbsp Glasfenster des 19 Jahrhunderts im westlichen SudseitenschiffDie Marienkirche in Gelnhausen weist neben einfach bleiverglasten 22 Buntglasfenster und Rosetten aus Von besonderer Bedeutung sind die funf Spitzbogenfenster des Chorraums die sich aus umrahmten Medaillons zusammensetzen Die ersten drei Fenster von links stammen zum grossen Teil aus dem 13 Jahrhundert und damit noch aus der Erbauungsphase Die beiden rechten Fenster gehoren dem 19 Jahrhundert an und wurden wahrend der damaligen Restaurierung in mittelalterlichem Stil neu geschaffen 24 Teppiche Bearbeiten Zur Ausstattung der Marienkirche gehoren zwei spatmittelalterliche Bildteppiche die seit 1973 in einer Vitrine in der ehemaligen Sakristei hinter dem Chorraum ausgestellt sind Ihre Herkunft ihr ursprunglicher Aufbewahrungsort und Verwendungszweck sind unbekannt Es wird vermutet dass sie zur angestammten Ausstattung der Kirche gehoren und als Antependien verwendet wurden Seit etwa 1870 ist die Existenz der Teppiche dokumentiert als der fruhe Denkmalpfleger Ludwig Bickell sie in schlechtem Zustand vorfand und ihren kunsthistorischen Wert erkannte Nach einer ersten restauratorischen Aufarbeitung mit malerischer Erganzung verlorener Bildteile wurden sie zunachst gerahmt am Westende des Sudseitschiffs prasentiert Zwischen 1966 und 1973 erfolgte umfassend eine neue Uberarbeitung Dabei wurden Rahmen und Erganzungen des 19 Jahrhunderts wieder entfernt 25 Der altere Passionsteppich aus dem Anfang des 15 Jahrhunderts stellt in zehn Bildern die Leidensgeschichte Jesu mit dem letzten Abendmahl dar Der Teppich ist nicht mehr vollstandig Am unteren Rand fehlen Bildteile und die Beschneidung der Darstellungen auf der linken Seite lasst eine ursprunglich grossere Breite mit weiteren Darstellungen vermuten Der etwas jungere Marienteppich vom Ende des 15 Jahrhunderts zeigt die Weihnachtsgeschichte Im ersten Bild links sitzt Maria im Paradiesgarten der ein von einem Engel gejagtes Einhorn in den Schoss springt Damit wird die Verkundigung des Herrn symbolisiert Das mittlere Bild zeigt die Geburtsszene im Stall von Bethlehem Rechts ist die Anbetung Christi durch die Heiligen Drei Konige dargestellt Wissenswertes BearbeitenEigentumerin des Kirchengebaudes mit dem benachbarten Alten Kusterhaus und Steitz s o ist die Evangelische Kirchengemeinde Gelnhausen die zur Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck gehort Die Marienkirche steht als Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes unter Denkmalschutz 26 Im Hinblick auf den geplanten Bau der Kaiser Wilhelm Gedachtniskirche zu Ehren von Kaiser Wilhelm I befasste sich Kaiser Wilhelm II intensiv mit der Architektur der Marienkirche In der Folge war insbesondere der Chor der Gedachtniskirche dem der Marienkirche sichtbar nachempfunden und besser noch an der im 1 10 Format der Gedachtniskirche im Jahr 1903 nachgebildeten Kirche in Benzingerode im Harz 27 Literatur BearbeitenLudwig Bickell Die Bau und Kunstdenkmaler im Regierungsbezirk Cassel Band I Kreis Gelnhausen Marburg 1901 Waltraud Friedrich Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Main Kinzig Kreis II 2 Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 8062 2469 6 S 541 551 Hans Henning Kappel So klingt Versohnung Geschichten zur Geschichte der Glocken in der Marienkirche Gelnhausen Verlegt durch Stiftung Marienkirche Gelnhausen 2011 ISBN 978 3 00 033358 3 Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Veroffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln 67 Diss 1997 Koln 1999 Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Geschichte und Kunst Blaue Reihe Langewiesche Nachf Koster Konigstein im Taunus 2000 ISBN 978 3 7845 0590 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Gelnhausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur Marienkirche Gelnhausen von der Stadtverwaltung Webprasenz der Evangelischen Kirchengemeinde Gelnhausen mit Informationen zur MarienkircheEinzelnachweise Bearbeiten Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Veroffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln 67 Diss 1997 Koln 1999 S 48 ff Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Veroffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln 67 Diss 1997 Koln 1999 S 38 47 Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Veroffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln 67 Diss 1997 Koln 1999 Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Geschichte und Kunst Blaue Reihe Langewiesche Nachf Koster Konigstein im Taunus 2000 S 7 Die Inschrift ist heute nicht mehr lesbar aber dokumentiert Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Veroffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universitat zu Koln 67 Diss 1997 Koln 1999 S 37 f Georg Wilbertz Die Marienkirche in Gelnhausen Geschichte und Kunst Blaue Reihe Langewiesche Nachf Koster Konigstein im Taunus 2000 S 6 Originalurkunde im goldenen Knopf des Vierungsturms Dokumentation im Archiv der Kirchengemeinde Informationen der Kirchengemeinde Waltraud Friedrich Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Main Kinzig Kreis II 2 Wiesbaden 2011 S 542 Gotz J Pfeiffer Zur Ehre Christi und der Kirche Die Kanzel von 1600 in der ev Marienkirche zu Gelnhausen In Gelnhauser Heimat Jahrbuch 2011 S 61 63 Bauunterlagen im Archiv der Kirchengemeinde Die Baugeschichte Memento vom 7 Mai 2017 im Internet Archive Ludwig Bickell Die Bau und Kunstdenkmaler im Regierungsbezirk Cassel Band I Kreis Gelnhausen Marburg 1901 a b c Das Bauwerk Memento vom 7 Juni 2017 im Internet Archive Informationen zum Taufstein der Marienkirche Memento vom 6 Juli 2007 im Internet Archive Informationen zum Gestuhl der Marienkirche Memento vom 17 Februar 2007 im Internet Archive a b Informationen der Kirchengemeinde zu den Orgeln der Marienkirche Abgerufen am 18 Juli 2015 Informationen der Kirchengemeinde zum Orgelneubau Abgerufen am 18 Juli 2015 Jorg Hartge Hans Henning Kappel Gelnhauser Gelaut In Gemeinde Bote Evangelische Kirchengemeinden Gelnhausen Haitz und Hochst Nr 529 Marz Mai 2009 S 6 Hans Henning Kappel So klingt Versohnung Geschichten zur Geschichte der Glocken in der Marienkirche Gelnhausen Verlegt durch Stiftung Marienkirche Gelnhausen 2011 S 3 ff Ludwig Bickell Die Bau und Kunstdenkmaler im Regierungsbezirk Cassel Band I Kreis Gelnhausen Marburg 1901 Tafeln 48 und 49 Waltraud Friedrich Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Main Kinzig Kreis II 2 Wiesbaden 2011 S 547 Daniel Hess Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein Main Gebiet Deutscher Verlag fur Kunstwissenschaft Berlin 1999 ISBN 3 87157 185 7 S 215 233 Gotz J Pfeiffer Andrea Knupfer gehoren sie zu den besseren unter den erhaltenen ahnlichen Werken Die spatmittelalterlichen Bildteppiche in der evangelischen Marienkirche zu Gelnhausen In Mitteilungsblatt Bd 40 2015 S 4 13 Zentrum fur Regionalgeschichte des Main Kinzig Kreises Waltraud Friedrich Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Main Kinzig Kreis II 2 Wiesbaden 2011 S 551 Der wirklich letzte Kaiser in Gelnhausen Gelnhausen und seine Menschen damals Als Wilhelm II am 14 Oktober 196 die Barbarossastadt besuchte Gelnhauser Neue Zeitung 23 Oktober 202150 202777777778 9 1922222222222 Koordinaten 50 12 10 N 9 11 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Gelnhausen amp oldid 238149407