www.wikidata.de-de.nina.az
51 935375 14 327888 Koordinaten 51 56 7 N 14 19 40 O Lieberoser Heide 2011Die Lieberoser Heide ist ein Gebiet in der brandenburgischen Niederlausitz etwa 90 km sudostlich von Berlin und 20 Kilometer nordlich von Cottbus gelegen und uberwiegend deckungsgleich mit dem ehemaligen Truppenubungsplatz Lieberose 1 Sudlich von Lieberose und nordlich von Peitz verortet wird die Lieberoser Heide von der Bundesstrasse 168 in Nord Sud Richtung zwischen beiden Stadten sowie von Pinnow uber Lieberose bis nach Lamsfeld von der Bundesstrasse 320 in Ost West Richtung durchquert Im Westen grenzt die Lieberoser Heide an das Biospharenreservat Spreewald Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Natur 4 Tourismus 5 Waldbrande 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenIn einer eiszeitlich gepragten Moranenlandschaft bewachsen von Kiefernwaldern und ausgedehnten Sandheiden sowie nahrstoffarmen Heidemooren und seen befindet sich der im Osten der Lieberoser Hochflache gelegene ehemalige Truppenubungsplatz Lieberose Er hatte eine Grosse von 25 500 Hektar von West nach Ost 28 km lang von Nord nach Sud 12 km breit Davon gehoren der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg 3 150 Hektar 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Warnschild MunitionsbelastungUrsprunglich ein Waldgebiet das zu Teilen seit dem 16 Jahrhundert im Besitz der Grafen von der Schulenburg und Houwald war gehorten die Flachen sudlich der heutigen Kreisgrenze dem koniglich preussischen Forstfiskus Die Ubernutzung des Waldes sorgte dafur dass im 18 Jahrhundert eine Heidelandschaft entstand Nach einem Waldbrand im Mai 1942 der Basis fur Brandstiftungen 3 auf den verbliebenen Flachen war wurde nun mit der Einrichtung des Gross Truppenubungsplatzes Kurmark durch die Waffen SS begonnen Um Arbeitskrafte zu beschaffen wurde das Nebenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen eingerichtet das in den Jahren 1945 bis 1947 als sowjetisches Speziallager Jamlitz genutzt wurde Die ursprunglich angedachte Nutzung des Platzes als militarisches Ubungsgebiet erfolgte jedoch erst nach der Raumung des SS Truppenubungsplatzes auf Grund der Annaherung der Roten Armee ab Mitte April 1945 4 5 Die Rote Armee ubernahm den Truppenubungsplatz und begann ihn ab 1954 weiter auszubauen Alle vorhandenen Siedlungen und die Trasse der Spreewaldbahn von Byhlen nach Lieberose wurden abgerissen Bereits durch die Bodenreform erfolgte die Enteignung der Besitzer und ein Ubergang in staatliche Forstreviere Zur Verwaltung wurde der Militarforstbetrieb VEB Lieberose gegrundet Lieberose war der einzige sowjetische Truppenubungsplatz in der DDR auf dem die Liegenschaftsverwaltung durch einen deutschen Militarforstbetrieb erfolgte Bis 1992 wurde das Gelande als Schiessplatz der GSSD und vor allem fur Grossraummanoverubungen des Warschauer Paktes genutzt unter anderem als Ubungsgelande fur chemische Waffen es gab einen Feldflugplatz Artillerie Panzer Raketen und Luft Boden Schiessplatz Nach dem Abzug der Streitkrafte 1992 entschied sich die Bundeswehr im Jahr 1994 gegen eine weitere Nutzung des Gelandes und es erfolgte die Ubertragung der Flachen des Truppenubungsplatzes Lieberose an das Land Brandenburg Das Land verausserte einige Teilflachen an private Kaufinteressenten darunter die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg Der weitaus grosste Teil der Flachen verblieb als Landeseigentum in Verwaltung des Landesbetriebes Forst Brandenburg Daraufhin erfolgte fur das Gelande 1995 die Festsetzung von 2840 ha als Naturschutzgebiet NSG Reicherskreuzer Heide und Schwansee Die Gebiete Reicherskreuzer Heide und Tauersche Eichen sind Bestandteil des Naturparks Schlaubetal 1999 die Festsetzung von 6 761 ha als NSG Lieberoser Endmorane die Fauna Flora Habitat FFH Gebietsmeldung die Special Protection Area SPA Europaisches Vogelschutzgebiet im Natura 2000 Netzwerk GebietsmeldungNatur BearbeitenIn dem abgeschlossenen Gebiet entwickelte sich eine grosse Artenvielfalt da weite Teile des Gelandes etwa vier Funftel nur selten oder gar nicht militarisch belastet wurden wahrend andere Flachen intensiv genutzt wurden Untersuchungen ergaben beispielsweise uber 100 Brutvogelarten uber 400 Schmetterlings rund 220 Hautflugler und 55 Libellenarten 6 Davon sind mindestens 240 in ihrem Bestand gefahrdete Tier und Pflanzenarten der Roten Liste wie See und Fischadler Wiedehopf Brachpieper Ziegenmelker Raufuss und Sperlingskauz Wolf Fischotter Grosses Mausohr Eremit Hirschkafer Europaischer Laubfrosch Ostliche Smaragdeidechse Barentraube oder verschiedene Sonnentau und Orchideenarten Durch die Verwustungen des Gebietes entstanden auf den Sandboden sogar Binnendunen und die so genannte Lieberoser Wuste sodass das Ende der militarischen Nutzung ein sinnvolles Konzept nach sich ziehen musste vor allem auf Grund der hohen Munitionsbelastung des Gelandes Seit Ende 2009 ist die feste Ansiedlung eines Wolfes in der Lieberoser Heide bekannt Ende Januar 2010 wurden Tiere mit Hilfe einer automatischen Fotofalle aufgenommen die im Jahr 2011 fur Nachwuchs sorgten 7 Im gesamten Gebiet finden sich Reh Rot Schwarz und seit Vorkommen des Wolfes zunehmend sparlicher Muffelwild aber auch Rotfuchs Marderhund Waschbar und Dachs Um die Flachen der Lieberoser Heide der Bevolkerung zuganglich zu machen wurde 2003 der Forderverein Nationalpark Lieberoser Heide e V und 2005 die Interessengemeinschaft Freie Lieberoser Heide e V 8 gegrundet Ziel dieser Vereine ist vor allem die Dekontaminierung und die teilweise Erschliessung des Gebietes auf historischen Wegen wie der ehemaligen Trassen der Cottbus Schwielochsee Eisenbahn der Spreewaldbahn und der stillgelegten Bahnlinie Frankfurt Oder Cottbus Nach Ansicht von Vertretern der Forstverwaltung soll in die Flache pflegend und lenkend durch den Menschen eingegriffen werden konnen um die Heideflachen zu entwickeln und zu erhalten 9 In den Totalreservaten des Naturschutzgebietes Lieberoser Endmorane ist ein Eingriff in den Wildbestand nur bei Seuchen oder zur Regulation in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehorde moglich Wahrend die Flachen der Stiftung Naturlandschaften nur noch fur einen Ubergangszeitraum bewirtschaftet werden wird die Waldentwicklung im Landeswald durch eine naturnahe Bewirtschaftung hin zu strukturreicheren Bestanden unterstutzt Ins Auge fallt dabei der hohe Anteil von Naturverjungung von Nadel und Laubbaumen unter dem Schirm der Altkiefernbestande Die Fallung von Nadelbaumen am Rande von und in Mooren dient zusatzlich der Verbesserung des Wasserhaushaltes und als Massnahme zur Wasserruckhaltung in Mooren und Stillgewassern Viele alte Entwasserungseinrichtungen an Mooren wurden in den vergangenen Jahren auf Grundlage eines hydrologischen Gutachtens ruckgebaut Ein Waldumbauprogramm soll die Entwicklung des Gebietes sowohl fur Forstwirtschaft als auch fur die Zwecke der Erholung und des Naturschutzes unterstutzen Tourismus BearbeitenZahlreiche Wanderungen werden durch den Landesbetrieb Forst Brandenburg angeboten Oberforstereien Lieberose Peitz Cottbus Ausgangspunkte sind die durch die Forstverwaltung errichteten Wanderhutten Hubertushutte Rampe VI kunftig Hutte am Hirschdenkmal bei Pinnow Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg veranstaltet Wanderungen in dem Gebiet zum Teil in sorbischer Sprache aber auch Wustenwanderungen Gaste werden mit einem Shuttlebus vom etwa 30 Minuten entfernten Naturcampingplatz Ludwig Leichhardt Zaue abgeholt und durch die 5 km grosse baum und strauchfreie Flache der Lieberoser Heide gefuhrt Im Mai 2015 wurde unmittelbar an der B168 der Sukzessionspark Lieberoser Heide der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg eroffnet 10 Die Natur und Wildnisentwicklung soll hier auf einer Demonstrationsflache barrierefrei erlebbar gemacht werden Auf einem zwei Kilometer langen Rundweg wurden zahlreiche Infotafeln aufgestellt und der Aussichtspunkt auf dem Generalshugel wurde wieder hergestellt 11 Waldbrande BearbeitenIn der Lieberoser Heide kam es wiederholt zu grossen Waldbranden die aufgrund der Munitionsbelastung der Flachen und der damit einhergehenden Sicherheitsgefahren fur Feuerwehrleute nur schwer bekampft werden konnen Am 29 Mai 2017 brach auf dem Gelande des ehemaligen Schiessplatzes ein Feuer aus welches im Laufe der Nacht zum 30 Mai bis zu 250 Hektar Wald ergriff Aufgrund der Munitionsbelastung konnte die Feuerwehr nur eingeschrankt gegen die Ausbreitung des Brandes vorgehen 12 Mithilfe von heftigen Regenfallen konnte der Brand am 30 Mai 2017 geloscht werden 13 Am 5 Juli 2018 kam es auf dem Gelande nach wochenlanger Trockenheit erneut zu einem Brand der sich auf bis zu 400 Hektar ausweitete 14 2019 breitete sich ein weiterer Brand auf ca 100 ha Land aus 15 Im Juli 2022 verbrannte ein Brand ca 90 ha Wald und Moorlandschaften bis er nach funf Tagen soweit geloscht werden konnte dass abgesehen von Glutnestern im Moor keine offenen Flammen mehr auftraten 16 Literatur BearbeitenTorsten Richter Heiko Schumacher Claus Rudiger Seliger Wolfgang Roick Faszination Lieberoser Heide Landschaft zwischen Wald Wasser und Weite Herausgegeben von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg Regia Verlag Cottbus 2010 ISBN 978 3 86929 180 2 Horst Beutler und Doris Beutler Landschaft in neuer Bestimmung Russische Truppenubungsplatze Findling Buch und Zeitschriften Verlag Neuenhagen 2000 ISBN 3 933603 11 0 vor allem S 55 96 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lieberoser Heide Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stiftung Naturlandschaften Brandenburg Interessengemeinschaft Freie Lieberoser Heide e V Forderverein Nationalpark Lieberoser Heide e V Verein pro Lieberoser Heide e V Grossbrand in Brandenburg Zwei Moore jetzt Brandschwerpunkte in der Lieberoser Heide am 9 Juli 2019 auf rbb24 deEinzelnachweise Bearbeiten Heiko Schumacher Faszination Lieberoser Heide In Torsten Richter Heiko Schumacher Claus Rudiger Seliger Wolfgang Roick Faszination Lieberoser Heide Landschaft zwischen Wald Wasser und Weite Regia Verlag Cottbus 2010 S 15 Lagekarte Memento vom 14 August 2014 im Internet Archive Nachnutzung des ehemaligen Truppenubungsplatzes Lieberose Diplomarbeit im Studiengang Stadt und Regionalplanung an der BTU Cottbus Nachnutzung des ehemaligen Truppenubungsplatzes Lieberose Dipl Ing Michael Dieke Februar 2006 S 21 Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 3 Sachsenhausen Buchenwald C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 52963 1 S 224 228 Bernd Wegner Hitlers Politische Soldaten Die Waffen SS 1933 1945 Leitbild Struktur und Funktion einer nationalsozialistischen Elite Sammlung Schoningh zur Geschichte und Gegenwart Ferdinand Schoningh Paderborn 5 erweiterte Aufl 1997 ISBN 3 506 77502 2 Vgl z B Horst Beutler und Doris Beutler Landschaft in neuer Bestimmung Russische Truppenubungsplatze Findling Buch und Zeitschriften Verlag Neuenhagen 2000 S 187 Pressemitteilung PDF 52 kB 12 Juli 2011 Thoralf Schirmer Anrainer wollen bis 2025 altlastenfreie Lieberoser Heide In Lausitzer Rundschau Online Fassung Memento vom 26 Juni 2013 im Webarchiv archive today vom 9 Juli 2005 Cottbuser Oberforster warnt vor Ende der Lieberoser Heide Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Lausitzer Rundschau 30 Januar 2008 Wildnis erleben und die Aussicht geniessen Barrierefreier Sukzessionspark Lieberose eingeweiht auf der Internetprasenz des NABU Der Sukzessionspark Memento vom 19 November 2015 im Internet Archive auf der Internetprasenz der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg Feuer in der Lieberoser Heide breitet sich aus rbb online de 30 Mai 2017 abgerufen am selben Tag Brand in der Lieberoser Heide ist geloscht In Rbb de 30 Mai 2017 abgerufen am 30 Mai 2017 Brandenburg lodert auf Waldbrand in der Lieberoser Heide breitet sich aus In Spiegel Online 4 Juli 2022 Abgerufen am 9 Juli 2022 Die Flache ist abgebrannt In RBB24 8 Juli 2022 Abgerufen am 9 Juli 2022 Normdaten Geografikum GND 7743926 0 lobid OGND AKS VIAF 249291715 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lieberoser Heide amp oldid 237970198