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Der Waldumbau ist eine forstwirtschaftliche Massnahme zur massiven Anderung der Waldbilder insbesondere der Verteilung von Baumarten und Altersklassen In der Regel ist das Ziel die Erschaffung von Waldbestanden mit naturlichen Strukturen und Lebensablaufen Meist sollen einschichtige standortsfremde Nadelwalder durch waldbauliche Massnahmen hin zu strukturierten standortsgerechten Laub und Mischwaldern entwickelt werden Inhaltsverzeichnis 1 Probleme 2 Begriffe 3 Waldumbau in Deutschland 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseProbleme Bearbeiten nbsp Waldumbauflache im Forstenrieder Park bei Munchen Klassische Nadelbaummonokultur im Hintergrund Die Grunde fur den Waldumbau sind vielfaltig Grosstes Interesse gilt der Funktionsgerechtigkeit der Walder diese betreffen wirtschaftliche soziale und okologische Aspekte Daher wird Waldumbau immer auch im Kontext der Nachhaltigkeit gesehen Der Waldumbau ist mit okonomischen Umbruchen behaftet Der Umbau selbst kostet Geld durch notwendige Eingriffe Verluste durch vorzeitige Endnutzung Pflanzkosten wenn keine Samenbaume in der Nahe sind zum anderen konnen die Ertrage im Laubwald nach dem Umbau meist erst spater eingefahren werden als im Nadelwald Der Liquiditatsfluss erfolgt also spater ist dann aber bestandig und meist hoher Daher sollte einem Umbau immer auch eine betriebswirtschaftliche Analyse vorangehen Im Extremfall drohen sonst grosse Liquiditats einbussen besonders kurz nach der Umbauphase Begriffe BearbeitenBeim Waldumbau werden unzufriedenstellende Bestande Baumarten Struktur verandert Dabei sind zwei Fachbegriffe zu unterscheiden Uberfuhrung hat mehrere Bedeutungen und bezeichnet im forstlichen Sinne den Wechsel der Betriebsart z B Mittelwald zum Hochwald den Wechsel der Betriebsform z B Altersklassenwald zum Dauerwald den Umbau eines Bestandes unter Beibehaltung des AusgangsbestandesUmwandlung im waldbaulichen Zusammenhang bedeutet den Umbau eines unbefriedigenden Bestandes unter Anderung der Baumartenzusammensetzung Waldumbau in Deutschland Bearbeiten nbsp Kiefernnutzwald in Mecklenburg nbsp Informationsschild im Forstenrieder Park bei Munchen Hauptartikel Wald in Deutschland Von Deutschland sind rund 11 4 Millionen Hektar bewaldet Die haufigsten Baumarten darin sind aktuell die Gemeine Fichte Picea abies mit 26 0 Prozent Anteil und die Waldkiefer Pinus sylvestris mit 22 9 Prozent Anteil 1 Von Natur aus waren aber die deutschen Walder stark von Laubbaumen insbesondere der Rotbuche Fagus sylvatica gepragt Die heutige Baumartenzusammensetzung mit hohen Nadelbaumanteilen spiegelt die Waldnutzung der vergangenen Jahrhunderte wider Vom Mittelalter bis ins fruhe 19 Jahrhundert wurden viele Walder in Deutschland ubernutzt oder kahlgeschlagen Um eine drohende Holznot abzuwenden wurden diese devastierten Walder und Kahlflachen im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft auf den besseren Boden mit guter Wasserversorgung vielfach mit der Fichte und auf den nahrstoffarmeren und trockeneren Standorten mit der Waldkiefer wiederaufgeforstet Diese beiden robusten Baumarten kommen mit den schwierigen okologischen Bedingungen auf Kahlschlagflachen besser zurecht als frostempfindliche Baumarten wie Rotbuche und Weiss Tanne Abies alba und liefern zudem hohe Holzertrage Auch wahrend und nach den beiden Weltkriegen entstanden durch die Kriegszerstorungen die Reparationshiebe und den Holzbedarf fur den Wiederaufbau grosse Kahlflachen auf denen haufig wieder Reinbestande aus Fichte und Kiefer begrundet wurden 2 Es zeigte sich aber bald dass die grossflachigen und gleichaltrigen Nadelbaumreinbestande auch grossere Probleme bereiten wie zum Beispiel Massenvermehrungen von Borkenkafern und anderen Insekten Bodenversauerung und eine erhohte Gefahr von Waldbranden und Windwurfen Seit der Debatte um das Waldsterben Anfang der 1980er Jahre und spatestens seit den grossen Windwurfschaden durch den Orkan Vivian und den Orkan Wiebke im Jahr 1990 bauen deswegen die Forster und viele Waldbesitzer die Nadelbaumreinbestande vorsorglich Zug um Zug in artenreiche und stabile Mischwalder um Dieser vorbeugende Waldumbau gewinnt auch angesichts der globalen Erwarmung weiter an Bedeutung weil die ursprunglich vor allem an die Klimaverhaltnisse der Gebirge und der borealen Zone angepassten Baumarten Fichte und Waldkiefer voraussichtlich mit den hoheren Temperaturen und langeren Trockenperioden noch schadanfalliger werden Die Fortschritte im Waldumbau der letzten Jahrzehnte in Deutschland spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Bundeswaldinventuren wider Im Zeitraum zwischen der Ersten Bundeswaldinventur BWI I 1987 und der Zweiten Bundeswaldinventur BWI II 2002 nahm in den westdeutschen Landern die Flache der Fichte um 219 000 Hektar ab die Flache der Buche dagegen um 151 000 Hektar zu 3 Fur diese Entwicklung spielten neben dem planmassigen Waldumbau auch grossere Kalamitatsflachen durch Windwurfe Orkane Vivian Wiebke und Lothar und Borkenkaferbefall eine wichtige Rolle Im Zeitraum zwischen der Zweiten Bundeswaldinventur BWI II 2002 und der Dritten Bundeswaldinventur 2012 verringerte sich die Fichtenflache im gesamten Bundesgebiet um weitere 242 000 Hektar und auch die Kiefernflache nahm um 85 000 Hektar ab Dazu trugen unter anderem die Borkenkaferschaden nach dem Durresommer 2003 und die Windwurfschaden durch den Orkan Kyrill 2007 bei Dagegen weiteten sich die Buchenflache um weitere 102 000 Hektar und die Flache der anderen Laubbaume um 213 000 Hektar aus Auch die fur den Waldumbau wichtigen Nadelbaumarten Douglasie und Weiss Tanne haben ihre Flache geringfugig um 35 000 Hektar bzw 19 000 Hektar vergrossert Der Flachenanteil der Laubbaume insgesamt stieg zwischen 2002 und 2012 um 2 8 Prozentpunkte auf 44 5 Prozent an der Nadelbaumanteil verringerte sich entsprechend auf 55 5 Prozent 1 Der Waldumbaubedarf in Deutschland ist aber weiterhin hoch Laut der Dritten Bundeswaldinventur 2012 weisen 24 Prozent der deutschen Waldflache keine Mischbaumarten bzw einen Mischbaumanteil von unter 10 Prozent auf Insbesondere in den Kiefernwaldern findet man noch zu 43 Prozent Reinbestande Aber auch die besonders schadanfalligen Fichtenwalder sind zu 29 Prozent nicht gemischt 3 Siehe auch BearbeitenGeschichte des Waldes in MitteleuropaLiteratur BearbeitenPeter Fritz Hrsg Okologischer Waldumbau in Deutschland Fragen Antworten Perspektiven Munchen Konstantin von Teuffel Hrsg Waldumbau Fur eine zukunftsorientierte Waldwirtschaft Springer Berlin Heidelberg und New York 2005 422 XVI S ISBN 3 540 23980 4 Bundesministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft BMEL Hrsg Der Wald in Deutschland Ausgewahlte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur Berlin 2014 Online Version PDF 5 MB Weblinks BearbeitenDossier zu Waldumbau auf Waldwissen net Podcast Waldumbau forstcast net FAZ net vom 12 Juni 2021 Carsten Germis Ein Kafer erzwingt den Waldumbau gemeint ist der Borkenkafer Einzelnachweise Bearbeiten a b Ergebnisdatenbank der Dritten Bundeswaldinventur 2012 Abgerufen am 1 September 2015 BMEL Hrsg Der Wald in Deutschland Ausgewahlte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur S 5 a b BMEL Hrsg Der Wald in Deutschland Ausgewahlte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur S 19 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldumbau amp oldid 236855132