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Das letzte Orakel von Delphi ist ein Orakelspruch der aus dem Jahr 362 uberliefert ist Der spatantike Kirchenhistoriker Philostorgios berichtet dass der romische Kaiser Julian seinen Vertrauten Oreibasios Ὀreibasios ausgesandt haben soll um das Orakel von Delphi zu befragen Der Spruch des Orakels wurde so interpretiert dass er selbst das Ende Delphis als Orakelstatte bestatigte Es existieren viele hundert uberlieferte Orakelspruche aus Delphi 1 deren Authentizitat oft schwer zu bestimmen ist Dies gilt auch fur das letzte bekannte Orakel das zudem nicht von Anhangern der alten Kulte uberliefert wurde sondern von einem Vertreter des arianischen Christentums Dadurch besteht der Verdacht dass es moglicherweise aus religiosen Grunden manipuliert wurde Zudem richtete es sich an einen der letzten nicht christlichen Kaiser des Romischen Reiches was dazu fuhrt dass es leicht als politisch motiviert angesehen werden kann Philostorgios berichtet dass Oreibasios der Leibarzt Bibliothekar und enge Freund Julians zur Wiederaufrichtung des Apollontempels nach Delphi gesandt wurde Die Frage die der in seiner Zeit beruhmte Arzt an die Pythia richtete ist nicht uberliefert doch die Antwort lautete Kundet dem Kaiser gesturzt ist die prunkvolle Halle Phoibos hat nicht mehr sein Haus Auch nicht den weissagenden Lorbeer noch die sprechende Quelle verstummt ist auch das redende Wasser 2 Inhaltsverzeichnis 1 Niedergang des Delphischen Orakels in der romischen Kaiserzeit und der Spatantike 2 Kaiser Julian 3 Das lange Uberleben Delphis und die Motive der Befragung 4 Von der Geschichte zur Legende 5 Die Ansichten Julians uber das Orakel von Delphi 6 Quellenlage 7 Philostorgios 8 Quellen 9 Literatur 10 AnmerkungenNiedergang des Delphischen Orakels in der romischen Kaiserzeit und der Spatantike BearbeitenHatte Strabon schon um die Zeitenwende den Niedergang Delphis konstatiert 3 so litt das Orakel nach dem Tod Neros unter Konfiszierungen zugunsten der Soldaten seines Nachfolgers Galba Dennoch erlebte die Statte eine neuerliche Phase kaiserlicher Aufmerksamkeit Titus nahm dort ein Ehrenamt an 4 und Domitian half mit Geldmitteln bei der Renovierung des Tempels 5 Von der Zeit Hadrians an kann von einer echten Revitalisierung gesprochen werden die eine gewisse Tragfahigkeit aufwies Hadrian selbst befragte die Pythia nach dem Geburtsort Homers Plutarch merkt an dass bei besonderem Andrang nicht nur eine sondern bis zu drei Pythien befragt wurden 6 Die kaiserliche Patronage wirkte sich auch insofern aus als die Priester das beinahe verschwundene Versorakel wieder aufnahmen 7 Doch diese Phase der Prosperitat endete um 200 n Chr Mit der Verbreitung des Christentums wurden Orakelspruche fur viele Gelehrte zum Aberglauben Clemens von Alexandria frohlockte uber das zeitweilige Schweigen der Pythia 8 und sein Zeitgenosse Origenes beklagte sich uber ihr dennoch fortwahrendes Wirken 9 Die meisten Christen lehnten Orakel wohl ab 10 doch gab es unter ihnen auch Verfechter der Annahme Jahwe benutze sie zu seinen Zwecken Eusebius war bereits der Annahme die Zeit der Orakel sei langst vorbei doch sind auch aus dieser Zeit noch Spruche uberliefert 11 Moglicherweise meinte er aber auch Didyma die letzte verbliebene Orakelstatte neben Delphi und Klaros Insgesamt muss in den Kreisen der antiken Kirchenhistoriker mit dem Bemuhen um Vereinnahmung fur die eigene Sache gerechnet werden wenn sie uber das delphische Orakel schreiben So behauptete Eusebius Kaiser Augustus habe die Pythia wegen seiner Nachfolge befragt doch habe sie ein hebraischer Junge aufgefordert in den Hades zuruckzukehren 12 Die wenigen uberlieferten Spruche aus dieser Zeit deuten darauf hin dass das Orakel sich eher mit sehr lokalen Fragen befasste und allein schon dadurch ausserhalb der Region kaum noch wahrgenommen wurde Noch die Historia Augusta weist dem Orakel vier Spruche zu 13 Sehr spate Befragungen bezeugt noch Ammianus Marcellinus 14 fur die Jahre 353 und 359 Die Nichtchristen erklarten sich den Niedergang der Orakelstatten dadurch dass die lokal gebundenen daemones die ein Zwischenglied zwischen Gottern und Menschen darstellten an den alten Orten verschwunden waren So blieben die Gotter unsterblich noch als viele ihrer Orakel verlassen waren Kelsos Porphyrios und Amelios Gentilianos nahmen die Statten als Belege fur ihre jeweiligen Vorstellungen von den Beziehungen zu den Gottern Als Konstantin der Grosse seine Hauptstadt nach Byzantion das bald seinen Namen trug verlegte liess er in weitem Umkreis Kunstschatze der antiken Statten rauben um sie in Konstantinopel aufzustellen Dazu gehorte auch die Schlangensaule die die Athener anlasslich der Schlacht von Plataiai gestiftet hatten Doch die Entfuhrung des Dreifusses erzwang erst eine vollige Veranderung des Rituals bei dem dieses Gefass eine uberaus wichtige Rolle gespielt hatte Um 400 wurde das Orakel wohl endgultig aufgegeben und die Statte diente uber lange Zeit als Steinbruch wie so viele antike Statten in Spatantike und Fruhmittelalter Kaiser Julian BearbeitenFlavius Claudius Iulianus geboren 331 erhielt ab 344 45 auf einem abgelegenen Gut in Kappadokien eine streng christliche Erziehung etwa durch den Arianer Eusebius von Nikomedia Doch wurde er 351 52 von dem Neuplatoniker Maximos von Ephesos bekehrt mit dem er lebenslang Kontakt hielt 15 Julian studierte in Nikomedia Pergamon Athen und Ephesos Als der Caesar des Ostens Gallus 354 in Pula Istrien ermordet wurde erhob Constantius II den jungen Julian zum Caesar Julian besiegte 357 die Alamannen bei Argentorate Strassburg und wurde im Februar 360 selbst zum Augustus erhoben 16 Im Juli 361 marschierte Julian nach dem Scheitern der Verhandlungen nach Osten im Oktober nahm er Sirmium mit schwachen Kraften ein und hielt sich im Oktober und November in Naissus auf Dort brachte er erstmals offentlich heidnische Opfer dar Zudem hatte er schon ein Jahr zuvor im gallischen Vienne zur Tolerierung der paganen Kulte aufgefordert Obwohl es seit 357 verboten war 17 liess er durch Mittelsmanner Orakel befragen und richtete Tempel wieder auf 18 Wahrenddessen zog sich der Perserkonig Schapur II von der Ostgrenze des Romischen Reichs zuruck und Constantius marschierte westwarts Julian war zahlenmassig bei Weitem unterlegen doch zu seinem Gluck fiel sein Gegner einem Fieber zum Opfer Bereits im Dezember konnte er in der Hauptstadt Einzug halten In den nachsten sechs Monaten holte er pagane Priester aus dem Exil zuruck und verdrangte christliche Beamte aus ihren Positionen Im Juni 362 brach er nach Antiochia auf und belebte dort unter anderem den Kult im Apollotempel des nahe gelegenen Daphne wieder Dieser brannte jedoch bereits im Oktober 362 nieder moglicherweise aufgrund einer Brandstiftung durch christliche Fanatiker Anfang Marz 363 begann der Krieg gegen Persien erneut Das delphische Orakel sagte Julian die Unterstutzung des Kriegsgottes zu 19 Tatsachlich marschierte seine Armee im Juni vor die persische Hauptstadt Ktesiphon doch am 26 Juni totete die Lanze eines Unbekannten den Kaiser Die christliche Uberlieferung der Julian den Beinamen Apostata der Abtrunnige verdankt sah in seinem Tod die gerechte Strafe Gottes und schmuckte ihn legendar aus Das lange Uberleben Delphis und die Motive der Befragung BearbeitenDas lange Uberleben des Orakels war sicherlich zum einen in seinem hohen Rang und Alter begrundet Sein Ansehen bei den Neuplatonikern spielte wohl eine ahnlich grosse Rolle Es ist wohl kein Zufall dass der Neuplatoniker Amelios das Orakel von Delphi fragte wohin die Seele seines Lehrers Plotin gegangen sei 20 Ihre Hauptvertreter Iamblichos und Plotin las und verehrte auch Kaiser Julian 21 Delphi war aber auch eine wichtige Kultstatte des Lichtgottes Apollon des oftmals mit Helios identifizierten Vaters des Asklepios 22 Die Religion des Helios oder Sol war aber durch die diokletianische Dynastie zur Religion des Ostens geworden So vermischte Julian diese neuplatonischen und klassischen Elemente mit solchen der Mysterienreligionen und des Christentums Wie der Logos im Johannesevangelium von Anfang an bei Gott war und selbst Gott war so war auch nach Julian Asklepios von Anfang an bei Helios 23 Diese Idee Jahwe Jesus und Helios Asklepios als Parallelen zu betrachten durfte Delphi sehr forderlich gewesen sein Asklepios stand dem ebenfalls heilenden Jesus gegenuber Das hob allerdings die prinzipielle Gegnerschaft nicht auf wie schon die Befragung des Orakels von Didyma durch Diokletian in Vorbereitung seiner Christenverfolgungen nahelegt 24 Die als Heiden abgelehnten Arzte befragten ebenfalls das Orakel wie etwa Galen 25 oder Oreibasios der ja das letzte Orakel fur Julian einholte Die Befragung durch Julian war also durch zahlreiche Faktoren mehr als wahrscheinlich geworden Zur Befragung kam es vielleicht weil Julian zu dieser Zeit in einer aussichtslosen Klemme steckte denn Constantius war mit einer uberlegenen Armee auf dem Anmarsch um den dritten Usurpator seiner Amtszeit zu beseitigen Die Pythia bzw die delphischen Priester waren aber in der gleichen Klemme denn eine falsche Antwort konnte erfahrungsgemass zu Racheakten des Siegers fuhren Von der Geschichte zur Legende BearbeitenZeitlich nahe Quellen sind nach einer solchen Konfrontation auf Seiten der unterlegenen Partei schwerlich zu erwarten Oreibasios wurde zu den Goten verbannt von denen er jedoch nach wundersamen Heilungen zuruckkehrte Libanios der Redner und Neuplatoniker bemerkte dass nur noch muhsam Genaues uber den Tod Julians zu eruieren war denn ein jeder dachte nur noch an die eigene Sicherheit 26 Dennoch zirkulierten in kleinen Kreisen Aufzeichnungen von denen jedoch nur wenige uberliefert sind So wissen wir vom verloren gegangenen Kriegstagebuch eines Philagrios dessen Vater ubrigens auch Arzt war 27 Offiziere wie Seleukos ein spaterer Oberpriester Eutychianos und Kallistos wagten sich an die Offentlichkeit 28 Magnus von Karrhai 29 wurde zum wichtigen Augenzeugen fur Ammianus Marcellinus und Zosimos Der bedeutendste Redner seiner Zeit Libanios verfasste eine Monodie bald eine Trauerrede schliesslich eine Rede zur Brandmarkung des seiner Ansicht nach verraterischen christlichen Soldaten der Julian getotet hatte 30 Aber er wagte es nicht sie zu veroffentlichen Erst der Teilnehmer am Perserkrieg Ammianus Marcellinus verherrlichte am Ende des Jahrhunderts offen die Person des Kaisers Bezeichnenderweise befassen sich von dem in einer Fuldaer Handschrift heute im Vatikan erhaltenen Manuskript das die Bucher 14 bis 25 enthalt allein die Bucher 14 bis 21 ausschliesslich mit der Person Julians Eunapios verfasste eine Geschichte des zum Heros stilisierten Kaisers die auf den Erinnerungen seines Vertrauten Oreibasios fusste 31 Eigenartigerweise uberlieferte er das letzte Orakel nicht Er der selbst an Mantik und Orakel glaubte hatte moglicherweise kein Interesse eine Selbstaufgabe wie sie das letzte Orakel darstellte zu publizieren Sein Interesse fur die Medizin brachte ihn aber in Kontakt mit Oreibasios Zosimos fur den wiederum Eunapius die Hauptquelle war behandelt ebenfalls ausgiebig den Perserfeldzug doch weniger die Jahre davor In diesen heidnischen Kreisen liess man sogar eine neue Zeitrechnung mit dem Regierungsantritt Kaiser Julians beginnen 32 Neben diesen heidnischen Quellen bilden die christlichen einen zweiten Uberlieferungsstrang 33 Hierbei ragt Gregor von Nazianz als besonders bissig hervor Die Uberlieferung wurde durch die Verfemung nichtchristlicher Historiker im 5 Jahrhundert noch komplizierter da die heidnischen Autoren fast nur durch ihre christlichen Gegner uberliefert sind Der Kirchenhistoriker Sokrates und auch Sozomenos der ubrigens eine Orakelbefragung des Licinius von 323 uberliefert 34 benutzten und zitierten etwa die besagte Trauerrede des Libanios 35 Vor diesem Hintergrund uberlieferte Philostorgios als einziger das letzte Orakel von Delphi Viele Apologeten Julians schlossen sich ihm erst auf dem Perserfeldzug an wie etwa Magnus von Karrhae So konnten sie den Orakelspruch nicht miterlebt haben Auch die anderen Offiziere stiessen erst in den letzten Monaten zur kaiserlichen Armee Dass Oreibasios hingegen der zur Zeit des Orakelspruchs Julian begleitete und seine Biographie sehr gut kannte das niederschmetternde Orakel verschwieg mag sich noch aus religionspolitischen Erwagungen erklaren lassen doch bleibt zunachst unklar wie das Ereignis in die Schriften des Philostorgios und des Kedrenos gelangte auf den spater zuruckzukommen ist Die Ansichten Julians uber das Orakel von Delphi BearbeitenKaiser Julian ist einer der wenigen Menschen der Antike uber dessen Gedankenwelt wir so genau in Kenntnis sind Fur ihn war der Gott Delphis der Urheber oder Stammvater der Philosophie 36 Ausserdem wies er das beruhmte Erkenne Dich selbst ausdrucklich dem Orakel von Delphi zu 37 Dennoch taucht in den rund 80 erhaltenen Briefen Julians der Name Delphi nur noch einmal auf In diesem Brief Julian Briefe Nr 51 wendet er sich mit einer Bitte an einen Magistraten in Korinth eine Tatsache die oftmals zu Zweifeln an der Echtheit des Briefes fuhrte denn warum sollte ein befehlsgewohnter Kaiser einen stadtischen Beamten um etwas bitten Da sich Julian jedoch fur eine Starkung der antiken Polis eingesetzt hat ist dies nicht zwingend In Nr 44 vermerkt der Kaiser dass er neuerdings auch das Amt eines Verkunders des didymaischen Orakels erhalten habe Schliesslich glaubte Julian prophetische Gaben seien wohl bei Juden und Agyptern ausgestorben nicht aber bei den Griechen 38 In jedem Falle war sein Verhaltnis zu diesen religiosen Amtern sehr respektvoll wahrscheinlich auch das zu den weltlichen Amtern der Poleis Quellenlage BearbeitenUber die Authentizitat des letzten Orakels gibt es eine lange Debatte Sie hat aber lange nicht berucksichtigt dass es zwischen der Phase der offenen Auseinandersetzungen zwischen heidnischen und christlichen Verfechtern und dem 6 Jahrhundert einen Bruch in der Deutung gibt Dieser Bruch bezieht sich auf die Rolle der Orakel und der Gotter Sind sie noch um 400 Gegner des Christengottes so werden sie zu Vollstreckern und Mitteln seines Willens Nun zeigt ein Kunstwerk in der Cyrenaika um ein Beispiel zu nennen wie Kastalia zwischen den vier Stromen der Welt liegt und die Wahrhaftigkeit der inzwischen unumstrittenen christlichen Welt proklamiert 39 Die Uberlieferung ist keineswegs sicher weil sie an drei Stellen stattfindet namlich bei dem bereits genannten Philostorgios bei Kedrenos und in der Artemii Passio 40 Dabei hangt die Artemioslegende vollstandig von Philostorgios ab 41 Bei Kedrenos taucht der Orakelspruch wortgetreu auf weil ein Martyrer den Kaiser an den vernichtenden Inhalt erinnern sollte Die byzantinische Tradition hatte hier ohne den Weg im Einzelnen hier darstellen zu konnen dazu gefuhrt dass in Fortsetzung alterer Geschichtsschreibung deren Wortlaut exakt ubernommen wurde Die einzige selbststandige Quelle ist demzufolge Philostorgios Philostorgios BearbeitenPhilostorgios wurde um 368 als Sohn einer Tochter des homousianischen 42 Presbyters Anysios in Borissos in der Provinz Cappadocia secunda geboren Sie bekehrte ihre Familie zum Eunomianismus 43 Damit stand sie bald im Mittelpunkt eines heftigen Richtungsstreits in der ostlichen Kirche Eunomius dem Philostorgios selbst begegnete hatte bei Aetios in Alexandria gelernt war moglicherweise Erzbischof von Konstantinopel 360 jedenfalls Bischof von Kyzikos Kurzfristig verbannt begann er unter Julian eine Nebenkirche aufzubauen Als Aetios verstarb wurde er einziges Oberhaupt der Kirche Unter Julian war er in hochstem Ansehen 44 Die Eunomianer waren bald heftigsten Verfolgungen ausgesetzt insbesondere unter Theodosius I ging man brutal gegen die radikalen Arianer vor Ab 398 wurden ihre Schriften verbrannt 45 Sein Werk veroffentlichte Philostorgios als Streitschrift einer in die Defensive geratenen Gruppe die sich endgultig von den Arianern getrennt hatte erst nach 425 Sie sollte die paganen Autoren widerlegen und die Kirchengeschichte des Eusebios fortsetzen zugleich Konstantin I als Vorkampfer seiner Richtung stilisieren Obwohl er Eumenios und dessen Lehrer Aetius verherrlichen will verschweigt er aber wahrheitsgetreu nicht die Niederlage des letzteren in einem rhetorischen Streit mit Borborianos 46 Aetius und seine Gruppe waren ubrigens vor dem Umsturz durch Julian in den Verdacht geraten den heidnischen Kaiser zu unterstutzen Umso naher stand ihnen der Kaiser nach dem Ende seines Gegners Constantius der wiederum stark von Arianern beeinflusst worden war Fur Philostorgios war der Tod des Constantius und auch die Heidenherrschaft die Strafe Gottes fur die Misshandlung und Vertreibung der Aetianer Dies ist der Grund warum Philostorgios sich so ausfuhrlich mit Julian beschaftigt der fur ihn nur ein Werkzeug Gottes ist Bei Hof wo die orthodoxen Christen entfernt worden waren lernte Philostorgios den Leibarzt des Kaisers Oreibasios kennen Philostorgios kannte Eunapios Werk und zahlreiche Geschichtswerke nicht alle sind bis heute uberliefert Dazu kamen Briefe des Constantius der Constantia der Ehefrau des Gallus dazu Konzilsakten Passionen Apokryphen und neben den Eunomianern wie Babylas den Bischof von Antiochia und Martyrer auch Theophilus Indus Dazu glaubte er an allerlei Vorzeichen wie Regenbogen Kreuze Kometen und Erdbeben und er kannte zugleich die heidnische Bildungs und Glaubenswelt sehr gut Die eunomianischen Schriften sind grundlich vernichtet worden Dem orthodoxen Erzbischof Photios verdanken wir die Uberlieferung eines kleinen Teils der Schriften von Philostorgios Damit steht dieser fur viele Vorgange als einziger Zeuge da Seine subjektive Wahrheitstreue ist schwer einzuschatzen aber er ist in jedem Fall Reprasentant eines dritten Uberlieferungsstranges neben dem heidnischen und dem orthodoxen Da die Eunomianer die einzigen Christen waren die Julian in seiner Umgebung duldete verfugten sie uber Informationen die die Orthodoxen und die Arianer nicht erreichten Die heidnische Uberlieferung ist jedoch weitgehend vernichtet worden Philostorgios ist also der einzige Berichterstatter uber das letzte Orakel von Delphi Moglicherweise lag dies daran dass er als einer der Wenigen uber den Zugang zu allen notigen Informationen verfugte und zugleich ein Interesse an ihrer Publikation hatte Daruber hinaus kannte Philostorgios die Rituale in Delphi recht genau Im Gegensatz zur sonstigen christlichen Uberlieferung der Orakelspruche weist das letzte Orakel zudem eine Besonderheit auf Keine gottliche Macht bewirkte das Eingestandnis des Niedergangs Die Pythia verkundete ihn ohne erkennbaren Zwang Quellen BearbeitenJoseph Bidez Philostorgius Kirchengeschichte Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen bearb von Friedhelm Winkelmann Berlin 1972 3 Aufl Berlin 1981 Philip R Amidon Hrsg Philostorgius Church History Society of Biblical Literature Atlanta 2007 englische Ubersetzung Ammianus Marcellinus 3 Bde London Cambridge 1956 Codex Theodosianus Hg Cl Pharr T S Davidson M B Pharr Princeton 1952 Eunapios Vitae sophistarum Hg W C Wright o O 1952 Loeb 94 Eusebius Caesariensis Praeparatio evangelica Teubner 1867 Eutropius Breviarium ab urbe condita Hg Fr Ruehl Berlin 1919 Firminus Maternus Liber de errore profanarum religionum Hg Konrad Ziegler Munchen 1953 K Weis Hg Julian Briefe Munchen 1973 Joseph Bidez Hg L empereur Julien Oeuvres completes Paris 1932 1960 1963 1964 G Fatouros T Krischer Hg Libanios Briefe Munchen 1980 Johannes Malalas Migne Patrologia Ser Graeca 97 Oribasios Libri ad Eunapium Leipzig Berlin Ed Raeder 1928 315 438 H W Parke D E W Wormell The Delphic Oracle Bd II The Oracular Responses Oxford 1956 Plutarch Pythici dialogi Hg G R Paton Berlin 1893 Porphyrios Vita Plotini Hg Walter May Hamburg 1958 Sokrates Scholastikos Migne Patrologia Ser Graeca 67 Gunther Christian Hansen Hrsg Sozomenos Historia Ecclesiastica Kirchengeschichte Fontes Christiani Bd 73 4 Teilbande Turnhout 2004 Strabo Geographica Hg Wolfgang Aly Bonn 1975 griechisch deutsche Ausgabe Zosimos New History Nova Historia Hg Ronald T Ridley Sidney 1982Literatur BearbeitenUbergreifendes Kai Trampedach Politische Mantik Die Kommunikation uber Gotterzeichen und Orakel im klassischen Griechenland Habil 2003 Verlag Antike Heidelberg 2015 Joseph Bidez Julian der Abtrunnige Munchen 1940 zuerst Paris 1930 franz Zum Delphischen Orakel Joseph Eddy Fontenrose The Delphic Oracle Berkeley Los Angeles London 1978 Philostorgios Bruno Bleckmann Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs In Millennium Jahrbuch zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n Chr Nr 1 2004 185 231 Bruno Bleckmann Die Vita BHG 365 und die Rekonstruktion der verlorenen Kirchengeschichte Philostorgs Der Kampf zwischen Konstantin und Licinius In Jahrbuch fur Antike und Christentum Bd 46 2003 S 7 16 Hartmut Leppin Heretical Historiography Philostorgius In Studia Patristica Nr 34 2001 S 111 124 Gabriele Marasco The Church Historians II Philostorgius and Gelasius of Cyzicus In Dies Hrsg Greek and Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to Sixth Century A D Brill Leiden Boston 2003 257 288 Gunter Gentz Philostorgios 3 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XX 1 Stuttgart 1941 Sp 119 122 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Parke Wormell und Fontenrose Eἴpate tῷ basileῖ xamaὶ pese daidalos aὐla oὐketi Foῖbos ἔxei kalybhn Oὐ mantida dafnhn oὐ pagὰn laleoysan ἀpesbeto kaὶ lalon ὕdwr Kristin M Heineman The Decadence of Delphi The Oracle in the Second Century AD and Beyond Routledge New York 2017 Strabon 9 3 4 8 Parke Wormell I S 284 Nock 173 f Plutarch 3 414 Parke Wormell 465 Clemens von Alexandria Protr 1 c entstanden vor 202 Origines Contra Celsum 3 25 und 7 3 Firmicus Maternus forderte um 346 348 in seinem Liber de errore profanarum religionum die Kaiser Konstantin II und Constantius II auf die letzten Statten der Gotzenverehrung notfalls mit Gewalt zu schliessen Fontenrose Nr 41 Parke Wormell Nr 471 und 473 Parke Wormell Nr 518 Parke Wormell Nr 510 513 Ammianus Marcellinus Res gestae 19 12 Fouquet 200 Latte 325 Angeblich wollte Julian das Amt ablehnen Iulian Briefe Nr 21 an Maximus doch die uberwiegend barbarischen Truppen am Rhein hatten Constantius Befehl zum Abmarsch an die persische Grenze verweigert Cod Theod 9 16 4 In Brief Nr 21 an Maximus berichtet Julian er habe aus Angst Constantius konne seinem Lehrer etwas antun lassen die Gotter befragt Der Brief stammt aus Naissus Parke Wormell Nr 600 Philostorgios 100 9f Parke Wormell Nr 473 Fontenrose H69 Volkoff 138ff Raeder 184f Raeder 185 F Nr 34 Parke Wormell Nr 463 halten die Befragung fur authentisch Fontenrose Q 252 dagegen nicht Bidez 352 Wilhelm Ensslin Philostorgios 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XX 1 Stuttgart 1941 Sp 119 Bidez 354 f Richard Laqueur Magnus 27 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIV 1 Stuttgart 1928 Sp 491 493 Er ist nur durch Malalas Chronik 328 ed Bonn bekannt Hunger II S 133f Straub 321f Bidez 356 Anm 15 Zum Unterschied zwischen christlicher und klassisch traditioneller Geschichtsschreibung vgl Momigliano Sozomenos Hist eccl 1 7 17 Bidez 356 Braun Raicher 193 Anm 23 und S 194 Braun Richer 103 Anm 42 Gegen Heracleios Contr Gal 198c J B Ward Perkins RAC 34 1958 183 192 v a S 190 Philostorgios S 77 BHG 170 Kedrenos 1 532 Synopsis istorion ed Bonn Stemma bei A P Kazdan homoiusios wesensgleich consubstantialis Gunter Gentz Philostorgios 3 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XX 1 Stuttgart 1941 Sp 119 122 Philostorgios 62 17ff und 85 1 Codex Theodosianus 16 5 34 Philostorgios 46 16 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Letztes Orakel von Delphi amp oldid 235448565