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Die Schlangensaule war ein Weihegeschenk des Hellenenbundes das sie nach ihren Siegen uber die persischen Invasoren 480 v Chr in der Schlacht von Salamis und 479 v Chr in der Schlacht von Plataiai dem Gott Apollon widmeten 1 Schlangensaule im Hippodrom von KonstantinopelEin Teil eines Kopfes befindet sich heute im Archaologischen Museum von IstanbulAnsicht des Hippodroms mit der Schlangensaule 1574Osmanische Miniatur aus der Surname i Vehbi aus dem Jahre 1582 mit der Schlangensaule mit drei Kopfen Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Rekonstruktion 3 Standort 4 Geschichte 5 Inschrift 6 Literatur 7 Anmerkungen 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenDrei sich ineinander emporwindende Schlangen bilden den tordierten Schaft der hohlen Bronzesaule Sie ist bis zu einer Hohe von 5 34 m erhalten ihr Durchmesser betragt 0 63 m 2 Auf den untersten 11 Windungen befindet sich eine punzierte Inschrift Der obere Teil eines der drei Schlangenkopfe ist ebenfalls erhalten auch er ist hohl gegossen Das 32 5 cm lange Kopffragment befindet sich heute im Archaologischen Museum von Istanbul Rekonstruktion BearbeitenDie Rekonstruktion des Monumentes ist umstritten Die Kopfe der Schlangen so viel ist sicher trugen ursprunglich einen goldenen Dreifuss wobei unklar ist ob es sich um Massivgold oder beispielsweise vergoldete Bronze handelte 3 Zwei Varianten werden diskutiert eine kleine Losung nach welcher die Fusse des Dreifusses auf den drei Kopfen der Schlangensaule aufsetzte 4 und eine grosse Losung nach welcher der Dreifuss mit den Fussen auf dem Boden aufsetzte die Saule also als Mittelstutze des Dreifusskessels diente 5 Fur beide Varianten gibt es Vorbilder und gute Argumente Den entscheidenden Hinweis wurde die Basis liefern die jedoch nicht mit Sicherheit identifiziert ist Philologische Ansatze versuchen herauszufinden wie etwa Herodot oder Pausanias bestimmte Worter nutzen um daraus Hinweise fur die Rekonstruktion zu ziehen 6 Die Gesamthohe der Saule mit Dreifuss wird unabhangig von der Losung auf etwa 10 12 m geschatzt 7 Standort BearbeitenDie Schlangensaule stand zunachst im Apollonheiligtum von Delphi Der genaue Standort ist allerdings unklar Herodot erwahnt der Dreifuss stehe nahe am Altar 1 Damit meint er den grossen Apollon Altar vor dem Tempeleingang Der Aufstellungsort der Saule ist auf der anderen Seite der Heiligen Strasse gegenuber des Altars zwischen vielen weiteren Weihungen zu vermuten Th Homolle brachte zuerst die dort befindliche Basis Atlas 408 mit der Schlangensaule in Verbindung D Laroche konnte jedoch 1990 diese Basis eindeutig einer anderen Weihung zuordnen namlich dem Dreifuss der Krotoniaten Das spater gefundene Basisfragment Nr 416 scheint tatsachlich zur Schlangensaule zu gehoren 8 allerdings ist es erstens nur ein kleiner Randteil der Standflache und zweitens ist die Verortung des Fragments auf dem Fundament Atlas 407 unsicher 9 Geschichte BearbeitenVermutlich 331 n Chr liess Konstantin der Grosse die Schlangensaule zum Schmuck seiner neuen Hauptstadt im Hippodrom von Konstantinopel aufstellen 10 Es gibt verschiedene Angaben daruber wann der goldene Dreifuss selbst entwendet wurde Spater soll die Saule in eine dreimundige Fontane umgewandelt worden sein wie im Jahre 1422 Reisende beschrieben Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 wurde einer der Kopfe beschadigt Osmanische Abbildungen dokumentieren dass die Kopfe vorerst erhalten blieben Hans Dernschwam der Mitte des 16 Jahrhunderts nach Konstantinopel reiste beschrieb die Schlangensaule folgendermassen Mer ist auf obstandem platz Athmedan ein hoche gossene kuppfrene sewle auffgericht digkher als ein klaffter Ist drifach gewunden wie 3 schlangen vnd oben heruber gehen drey nattern kopff mit auffgespertten mewlern ist nichts darbey geschriben Die turkhen vnd juden sagen ire fabeln sol ein zawberei sein fwr die nathern deren vil zw Constantinapol sein sollen fwr denen man nicht pleiben sunst het mugen Hans Dernschwam 11 Erst im 17 Jahrhundert wurden die Schlangenkopfe abgeschlagen Ein beschadigter Schlangenkopf befindet sich heute im Archaologischen Museum Istanbul Die Saule selbst steht wie etwa auch der Obelisk des Theodosius bis heute auf dem ehemaligen Hippodrom Platz Da wie in lange bewohnten Stadten ublich die Hohe der Strasse allmahlich zunahm war die Inschrift der Saule unter dem Strassenniveau verborgen 1855 wurde die Basis wieder freigelegt So steht jetzt die Saule in einer kleinen Vertiefung unter offenem Himmel und ist jederzeit zuganglich Allerdings leidet sie darunter Die Bronze korrodiert weiter und die Inschrift ist zunehmend schlechter lesbar Eine Kopie des in Istanbul noch vorhandenen Teils der Saule wurde 2015 gegenuber des grossen Altars in Delphi in der Nahe der Basis Atlas 408 aufgestellt nbsp Zeichnung der Inschrift von Herrmann Rohl 1907Inschrift BearbeitenUrsprunglich gab es wohl zwei Inschriften Von der ersten berichtet Thukydides Konig Pausanias habe sie am goldenen Kessel angebracht und die Spartaner hatten sie wieder entfernt weil sie den Sieg ihm allein zuschrieb anstatt dem ganzen Bund Thukydides uberliefert den Wortlaut Herr der Hellenen im Feld Vernichter des persischen Heeres stellt Pausanias hier Phoibos das Mahnmal dir auf 12 Die erhaltene Inschrift zieht sich uber 11 Windungen Sie beginnt einer kurzen Einordnung dann folgen die Namen von 31 Poleis Di ese haben den Krieg gefuhrt Lake daimonier Athener Korinther Tegeaten Sikyonier Aigineten Megarer Epidaurier Erchomenier Phleiasier Troizener Hermioneer Tirynthier Plataier Thespier Mykener Keer Melier Tenier Naxier Eretrier Chalkider Styrier Eleer Potaidaiaten Leukadier Anaktorier Kynthier Siphnier Ambrakioten Lepreaten 13 Dass diese 31 tatsachlich in dieser Besetzung den Hellenenbund bildeten ist zu bezweifeln Je drei Namen befinden sich auf einer Windung Lediglich die letzten beiden sind nur zu zweit Ausserdem sind die Tenier und die Siphnier jeweils die vierte Polis auf ihrer Windung was zu der Annahme gefuhrt hat die beiden seien nachtraglich hinzugefugt worden Zu den Teniern uberliefert Herodot sogar ausdrucklich dass sie dem Bund spater beigetreten seien nachdem sie ursprunglich auf der Seite der Perser kampften Wahrend sie aber noch unglaubig waren kam eine Triere mit Mannern aus Tenos als Uberlaufer an sie befehligte ein unter den Teniern angesehener Mann Panaitios der Sohn des Sosimenes und dieses Schiff brachte die volle Wahrheit mit sich Wegen dieser Tat wurden die Tenier in Delphi auf dem Dreifuss unter denen verzeichnet die den Barbaren niederwarfen 14 Allerdings geschah dies vor der Schlacht bei Salamis sodass eine nachtragliche Hinzufugung rein chronologisch nicht notig gewesen ware Auch ein lemnisches Schiff erwahnt Herodot als Uberlaufer vor der Schlacht bei Kap Artemision jedoch sind die Lemnier nicht in der Inschrift erwahnt Die Frage bleibt also offen wobei ein verstarkter Blick auf die Palaographie der Inschrift Aufschluss bieten konnte Die literarische Uberlieferung bietet weitere Aufzahlungen Herodot zahlt vor der Schlacht von Plataiai die beteiligten Poleis auf 15 Diese Liste unterscheidet sich folgendermassen von der Inschrift Keer Melier Tenier Naxier Eleer Kythnier und Siphnier werden nicht genannt dafur spricht zusatzlich er von Paleern sowie von Phokern die Herodot zufolge auf beiden Seiten gekampft haben Pausanias erwahnt eine Statue des Zeus die er in Olympia gesehen hat Sie sei ebenfalls eine Weihung der bei Plataiai siegreichen Griechen gewesen Auf dem Sockel der Statue befand sich eine inschriftliche Liste die sich wie schon Herodots Liste von der Inschrift auf der Schlangensaule unterscheidet 16 Sie ist um vier Poleis kurzer Eretrier Leukadier Siphnier und Ambrakioten waren dort nicht verzeichnet Literatur BearbeitenDemosthenis Donos Studien zu Saulen und Pfeilermonumenten der archaischen Zeit Hamburg 2008 Werner Gauer Weihgeschenke aus den Perserkriegen Istanbuler Mitteilungen Beiheft 2 Wasmuth Tubingen 1968 Didier Laroche Nouvelles observations sur l offrande de Platees In Bulletin de correspondance hellenique 113 1 1989 S 183 198 Klaus Meister Das panhellenische Weihepigramm auf der Schlangensaule von Delphi In Epigraphica 33 1971 S 20 Victor Louis Menage The Serpent Column in Ottoman sources In Anatolian Studies 14 1964 S 169 173 Matthias Steinhart Bemerkungen zu Rekonstruktion Ikonographie und Inschrift des plataischen Weihgeschenkes In Bulletin de correspondance hellenique 121 1 1997 S 33 69 Paul Stephenson The Serpent Column A Cultural Biography Oxford University Press New York 2016 ISBN 978 0 19 020906 3 Rudolf H W Stichel Die Schlangensaule im Hippodrom von Istanbul Zum spat und nachantiken Schicksal des Delphischen Votivs der Schlacht von Plataiai In Istanbuler Mitteilungen 47 1997 S 315 348 David C Yates States of memory The polis panhellenism and the Persian War Oxford University Press New York 2019 Anmerkungen Bearbeiten a b Herodot Historien 9 81 1 Donos 2008 S 509 Durchmesser nach Gauer 1968 Steinhart 1997 5 35 m erhaltene Hohe S 34 und 0 66 m Durchmesser S 35 Herodot Historien 9 81 1 Pausanias Beschreibung Griechenlands 10 13 9 Vgl z B Gauer 1968 Laroche 1989 Vgl z B Steinhart 1997 Fur eine Zusammenfassung philologischer Analysen von Hdt Hist 9 81 1 und Paus 10 13 9 s Steinhart 1997 37 40 Donos 2008 S 509 Steinhart 1997 S 35 Vgl Laroche 1989 Steinhart 1997 S 34 Pierre Amandry Delphi Franz Babinger Hrsg Hans Dernschwam s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien 1553 55 Nach der Urschrift im Fugger Archiv 2 Auflage Duncker und Humblot Berlin Munchen 1986 S 100 Thukydides Geschichte des Peloponnesichen Krieges 1 132 2 3 Ubersetzung Helmuth Vretska und Werner Rinner SGDI 4406 HH2 19 HGI 14 Syll 3 31 DGE 11 SF4 21 Tod I2 19 ATL T 68 a ML 27 StVII 130 Zu einer moglicherweise vorhandenen Widmung an Apollon auf Windung 13 von unten s Stephenson 2016 S 12 f Herodot Historien 8 83 1 Ubersetzung Heinz Gunther Nesselrath Herodot Historien 9 28 1 3 Pausanias Beschreibung Griechenlands 5 23 1 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlangensaule Sammlung von Bildern 41 00562 28 975122 Koordinaten 41 0 20 2 N 28 58 30 4 O Normdaten Geografikum GND 1138592838 lobid OGND AKS VIAF 2183150382200613500006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlangensaule amp oldid 234686483