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Die Grenzbefestigungen der Schweiz waren militarische Verteidigungslinien der Schweizer Armee zur Wahrung der Unabhangigkeit 1 im Sinne der bewaffneten Neutralitat und des Haager Neutralitatsabkommens Angesichts der rasanten Weiterentwicklung der Kriegstechnik beschloss die Schweizer Regierung die Grenzfestigungen wahrend des Zweiten Weltkriegs mit gestaffelten Verteidigungslinien vorgeschobene Stellungen Limmatstellung und dem Reduit zu erganzen bzw zu verstarken Fortifikation Hauenstein Militarstrasse zur Belchenflue 1914 1915 erbautInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Erster Weltkrieg 2 2 Zweiter Weltkrieg 2 3 Kalter Krieg 3 Festungsmuseen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Grenzbefestigungen befanden sich entlang der Schweizer Grenze an strategisch wichtigen Punkten und sind heute noch grosstenteils erhalten Ihr Ruckbau ware mit hohen Kosten verbunden Geschichte BearbeitenSeit Jahrtausenden gab es auf dem Gebiet der Schweiz Grenzbefestigungen Wahrend die Helvetier reduitahnliche Hohenfestungen bevorzugten bauten die Romer entlang des Rheins eine Grenzbefestigung Limes mit Wachturmen und Kastellen Kastell Arbon Kastell Eschenz Tossegg usw Die mittelalterlichen Stadtstaaten schutzten sich mit Burgen und ca 200 Stadtbefestigungen Exponierte Grenzdorfer bauten Wehrkirchen Wehrkirche St Arbogast Reformierte Kirche Weiach Je mehr sich die Stadte und eidgenossischen Stande spater Kantone verbundeten veranderte sich auch deren zu befestigende Aussengrenze Bald nach dem Bund von 1291 begannen Schwyz und Unterwalden die Zugange in ihre Taler mit Letzinen zu sichern Die erhohte Feuerkraft der Artillerie im 16 Jahrhundert veranlasste Zug Solothurn Genf Zurich und Basel sowie Schaffhausen Munot ihre Befestigungen zu verstarken Die Bedrohung der Schweiz im Dreissigjahrigen Krieg fuhrten in Genf Bern Zurich und Solothurn zum Ausbau der Stadtbefestigungen mit Wallen und Bastionen In den Grenzgebieten zur jeweils anderen Konfession legen die katholischen wie auch die reformierten Stande Festungen an um die es in den Villmergerkriegen teilweise zu Kampfen kommt nbsp Teil der spatromischen Rheinbefestigung bei der Tossegg nbsp Befestigungen der Stadt Zurich im 17 Jh nbsp Wehrkirche St Arbogast Muttenz nbsp Wehrkirche WeiachIm 19 Jahrhundert tauchte die Idee einer gestaffelten Grenzverteidigung auf Die Grenzbefestigungen wurden mit zusatzlichen Festungen im Hinterland verstarkt um Zeit fur das Eintreffen eidgenossischer Verstarkung zu gewinnen 1831 entstanden die Festungen bei Aarburg auf dem Luziensteig und eine Talsperre bei Saint Maurice 1853 54 liess der junge Bundesstaat Schweiz sudlich von Bellinzona den Bau eines Teilstucks der vom Sonderbundsgeneral Guillaume Henri Dufour entworfenen Befestigungslinie bauen die Fortini della Fame Im Deutsch Franzosischen Krieg besetzte die Schweizer Armee unter General Hans Herzog die Grenze Nach uber 20 Jahren in denen keine grosseren Befestigungen errichtet wurden fuhrte die Eroffnung des strategisch wichtigen Gotthardtunnels 1882 und das Entstehen der beiden Nationalstaaten Italien und Deutschland 1871 zwischen 1885 und 1902 zu einer Befestigung des Gotthardgebiets Fort Hospiz Forte Airolo Festung Motto Bartola Fort Stockli Fort Buhl Fort Bazberg Wenig spater begannen 1892 Befestigungsarbeiten bei St Maurice in der Folgezeit auch am Simplon und bei Bellinzona 2 nbsp Festung Aarburg nbsp Festung St Luzisteig nbsp Fortini della Fame bei Camorino nbsp Forte Airolo 1886 1890Erster Weltkrieg Bearbeiten Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs baute die Schweizer Armee uberall in den Grenzgebieten Feldbefestigungen Im Tessin entstand eine geschlossene Abwehrstellung Sudtessin San Jorio Pass Auf den Jurahohen im Raum Olten Fortifikation Hauenstein und in der Gegend von Murten Fortifikation Murten Sperre auf der Achse Bielersee Murtensee Saane wurden Festungssysteme gebaut und die Grenzen besetzt um allfallige Neutralitatsverletzungen durch Deutschland und Frankreich zu verhindern 1915 nachdem Italien auf die Seite der Alliierten gewechselt war wurden Befestigungen am Umbrailpass angelegt nbsp Fortifikation Hauenstein Schutzengalerie Lauchweid nbsp Grenzbeobachtungsturm Laufenburg nbsp Grenzposten auf Grenzstein 7 Umbrailgebiet nbsp Beobachtungsturm an der Grenze Allschwil Neuwiller nbsp Beobachtungsposten an der Sudgrenze Splugengebiet nbsp Beobachtungsposten mit Blick auf italienisches Gebiet SimplongebietZweiter Weltkrieg Bearbeiten nbsp Stollen im Artilleriewerk ReuenthalIn der Zwischenkriegszeit war das Buro fur Befestigungsbauten aufgelost worden weil die Bedeutung der Befestigungen nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges relativiert wurde Der Bau der Maginotlinie durch Frankreich fuhrte zu einem Umdenken Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden an verschiedenen wichtigen Punkten Festungen im Schweizer Grenzgebiet Vallorbe am Rhein Unmittelbar an der Grenze wurden die Artilleriewerke Festung Ebersberg Kanton Zurich Festung Reuenthal Kanton Aargau Festung Heldsberg Kanton St Gallen und Geissberg Aargau gebaut Neue Anlagen wurden in den im Festungsgebiet Gotthard dem Festungsgebiet Saint Maurice und dem Festungsgebiet Sargans erstellt Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges baute die Truppe ausgedehnte Sperrwerke und Panzerhindernisse denen man noch heute in der ganzen Schweiz begegnet In den grossen Stadten wie Basel ab 28 August 1939 mit den Grenztruppen und Zurich ab November 1939 als Teil der Limmatstellung wurde die Verteidigung durch die Stadtkommandos organisiert Die schwach besetzte Schweizer Westgrenze war fur die Schweiz ein neutralitatspolitisches Problem weil sie eine sudliche Umgehung der Maginotlinie durch die deutsche Wehrmacht nicht hatte verhindern konnen Deshalb schloss die Armeefuhrung unter General Guisan mit Frankreich ein geheimes Abkommen Manover H das franzosischen Divisionen erlaubt hatte in die Schweiz einzumarschieren und vorbereitete Abwehrstellungen auf dem Gempenplateau zu besetzen Das Ende Marz 1940 umsetzungsbereite Abkommen war insofern neutralitatsrechtlich korrekt weil kein Automatismus bestand und die franzosischen Truppen erst nach einem deutschen Angriff und einem bundesratlichen Hilfsgesuch in Marsch gesetzt worden waren 3 Unter dem Eindruck der Blitzkriege Deutschlands gegen Polen und gegen Frankreich wurde General Guisan bewusst 4 dass die Armee nicht flachendeckend uber die ganze Schweiz sondern nur schwerpunktmassig in einem begrenzten Gebiet erfolgreich kampfen konne Es wurde ein dreistufiges Konzept mit einer Verteidigung in der Grenzzone einer ersten vorgeschobenen Stellung im Mittelland Limmatstellung Raum Hauenstein Jura Jolimont Mont Vully Murten Saane Genfersee Riviera und einer Zentralraumstellung dem Reduit entwickelt Mit dem Operationsbefehl Nr 13 wurde dann die vorgeschobene Stellung als operative Stellung aufgegeben Von der Grenze durchs Mittelland sollte nur noch ein Verzogerungskampf gefuhrt werden das Gros der Armee sollte sich im Ernstfall in das Reduit in den Alpen zuruckziehen nbsp Bunker am Rheinufer Die Sperrstelle Rheinau Dachsen Marthalen besteht aus 50 Objekten nbsp Infanteriebunker Rabhusli von 1938 uber dem EW Rheinau oben links 1955 mit Infanteriewerk erganzt nbsp Hauenstein Bunker Challhochi nbsp Hauenstein Bunker Rueblikeller von 1943 nbsp Promenthouse Linie am Genfersee Tobleroneweg nbsp Artilleriewerk Iragna MairanoKalter Krieg Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Panzerhindernisse Feldbefestigungen und Truppenunterkunfte ruckgebaut Die Bedrohungsszenarien des Kalten Krieges fuhrten zum Weiterausbau Kampfwertsteigerung der permanenten Anlagen Wegen der Ungarnkrise von 1956 wurde im Winter 1956 die Kriegsbereitschaft der Festungswerke erstellt Der steigenden Gefahr eines Atomkriegs durch das Wettrusten zwischen den Atommachten begegnete man von 1955 bis 1962 mit dem Einbau von Atomfiltern in den Artilleriewerken In den 50er und 60er Jahren fand eine militarpolitische Debatte uber die Reduktion der grossen Artilleriefestungen und den Ausbau der bewegliche Kampffuhrung mobile defense mit Flugzeugen und Panzern statt Da die Beschaffung einer grosseren Anzahl Flugzeuge das Militarbudget gesprengt hatte einigte man sich 1966 auf einen Kompromiss Grenznahe Infanteriewerke wurden in Kommandoposten umgebaut wahrend die Innerschweizer Artilleriefestungen bis in die 1990er Jahre bestehen blieben Mit dem Ende des Kalten Kriegs 1989 wurde im Rahmen der Armeereform 95 auch ein Grossteil der Festungswerke aufgegeben Zu diesem Zeitpunkt verfugten die Festungs Reduit und Grenzbrigaden uber 25 000 feste Anlagen fur den Abwehr und Verteidigungskampf Die Armeereform XXI brachte neben der Auflosung der Reduit und Grenzbrigaden eine Verkleinerung der Festungseinheiten sowie eine massive Reduktion der permanenten Anlagen auf Ubermittlungsanlagen Kommandoposten Truppenschutzunterkunfte Sanitats und Logistik Einrichtungen dauerhafte Sprengobjekte Festungsminenwerfer und Bisonbatterien nbsp Vickers Flab Pak Bunker Roost 1951 nbsp Artilleriewerk Rein mit Centi Bunker 1990 nbsp Festung Furggels bis in die 1990er Jahre an neue Bedrohungsformen angepasst nbsp Infanteriewerk uber dem Nordportal des Eisenbahntunnels KoblenzFestungsmuseen BearbeitenDer Lauf der Geschichte bestatigte die Notwendigkeit von Grenzbefestigungen an allen Abschnitten der Schweizer Landesgrenze um sich vor militarischer Aggression abzusichern und den Neutralitatsverpflichtungen Haager Abkommen glaubwurdig nachzukommen Die Festungsbauten des 20 Jahrhunderts haben nur zu Ubungszwecken geschossen und ein Krieg im eigenen Land blieb den Schweizern erspart Die Stilllegung der Festungswerke hat seit den 1980er Jahren zur Entstehung von weit uber einem Dutzend Festungsmuseen in der Schweiz gefuhrt Neben der Sicherung militarhistorischer Bauten hat die Bevolkerung erstmals Gelegenheit die bisher der Geheimhaltung unterstehenden Werke zu besichtigen und sich ein Bild uber die Verteidigungsanstrengungen der damaligen Milizarmee und Bevolkerung zu machen mit denen sie ihre Unabhangigkeit und Souveranitat behaupten wollten Im Grenzraum Landes oder Reduitgrenze befinden sich folgende Festungsmuseen Full Reuenthal Ebersberg Heldsberg Grynau Furggels Villa Rose bei Gland am Tobleroneweg Museum des Festungsgurtels Kreuzlingen in Bottighofen nbsp Festungsmuseum Heldsberg Eingang seit 1993 nbsp Festungsmuseum Furggels Eingang seit 2010 nbsp Villa Rose bei Gland am Tobleroneweg nbsp Beobachtungsbunker 1 der Festung Reuenthal nbsp Als Wohngebaude getarnter Infanteriebunker A 5701 in Bottighofen heute MuseumLiteratur BearbeitenMilitarische Denkmaler im Kanton Zurich Inventar der Kampf und Fuhrungsbauten Hrsg Eidgenossisches Departement fur Verteidigung Bevolkerungsschutz und Sport Bern 2004 Markus Somm General Guisan Widerstand nach Schweizerart Zum 50 jahrigen Todestag Verlag Stampfli AG Bern 2010 ISBN 978 3 7272 1346 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grenzbefestigungen der Schweiz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Festungen Kantone Zurich und Schaffhausen Bunkeranlagen der Schweiz Festungsgeschichte Schweiz Website Festungsmuseum Heldsberg Homepage Festungsmuseum Furggels Villa Rose Festungsmuseum am Tobleroneweg Homepage vergessene Igel Das Stadtkommando Basel 1939 1989 PDF 169 kB Festung Oberland Stadtkommando Basel Festung Oberland Stadtkommando Zurich Memento vom 22 Oktober 2013 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Schweizerische Bundesverfassung Artikel 2 Die Schweizerische Eidgenossenschaft schutzt die Freiheit und die Rechte des Volkes und wahrt die Unabhangigkeit und die Sicherheit des Landes Rapold Hans Die Entwicklung der schweizerischen Landesbefestigung von 1815 bis 1921 in Die Geschichte der schweizerischen Landesbefestigung Zurich 1992 S 11 54 hier S 36 49 Jurg Stussi Lauterburg Freier Fels in brauner Brandung Rede zum 70 Jahrestag der Kriegsmobilmachung Jegenstorf 2 September 2009 Operationsbefehle von General Henri Guisan Nr 12 vom 17 Juli 1940 und Nr 13 vom 24 Mai 1941 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grenzbefestigungen der Schweiz amp oldid 233364592