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Das geheime Treffen Hitlers mit Industriellen am 20 Februar 1933 war eine Zusammenkunft Adolf Hitlers mit 27 fuhrenden deutschen Industriellen in Hermann Gorings Amtssitz im Reichstagsprasidentenpalais in Berlin Das Treffen fand wenige Wochen nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler und anlasslich der bevorstehenden Reichstagswahl vom 5 Marz 1933 statt der letzten Mehrparteienwahl im Deutschen Reich Die Industrievertreter wurden mit der Forderung der NSDAP konfrontiert fur den laufenden Wahlkampf eine Spende in Hohe von drei Millionen Reichsmark fur den Wahlfonds der NSDAP und der Kampffront Schwarz Weiss Rot zu leisten von denen etwa zwei Millionen nachweisbar als Zahlung eingegangen sind 75 der Summe gingen an die NSDAP Wirtschaftspolitisch hielten die Industriellen auch nach der Veranstaltung noch am Liberalismus fest Der Ort des Treffens das Reichstagsprasidentenpalais 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Teilnehmer 2 Ablauf 3 Spenden 4 Folgeentwicklungen 5 Bewertung in der Forschung 6 EinzelnachweiseTeilnehmer Bearbeiten nbsp Der Organisator des Treffens Hjalmar Schacht 1931 Am Treffen nahmen die folgenden Wirtschaftsvertreter teil 1 Hjalmar Schacht ehemaliger und zukunftiger Reichsbankprasident Gustav Krupp von Bohlen und Halbach Vorsitzender des Prasidiums des Reichsverbandes der Deutschen Industrie Albert Vogler erster Vorstandsvorsitzender der Vereinigte Stahlwerke AG Fritz Springorum Hoesch AG Ernst Tengelmann 2 Vorstandsvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks AG August Rosterg Generaldirektor der Wintershall AG Ernst Brandi Vorsitzender des Bergbauvereins Karl Buren Generaldirektor der Braunkohlen und Brikett Industrie AG Vorstandsmitglied der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande Gunther Heubel Generaldirektor der C Th Heye Braunkohlenwerke AG Vorstandsmitglied der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande Georg von Schnitzler Vorstandsmitglied der I G Farben Hugo Stinnes junior Vorstandsmitglied des Reichsverband der Deutschen Industrie Mitglied des Aufsichtsrats des Rheinisch Westfalischen Kohlen Syndikats Eduard Schulte Generaldirektor Giesches Erben Zink und Bergbaubetrieb spater Widerstandler Fritz von Opel Vorstandsmitglied der Adam Opel AG Ludwig von Winterfeld Vorstandsmitglied der Siemens amp Halske AG und Siemens Schuckert Werke AG Wolf Dietrich von Witzleben Leiter des Buros von Carl Friedrich von Siemens Wolfgang Reuter Generaldirektor der Demag Vorsitzender des Vereins Deutscher Maschinenbau Anstalten Prasidialmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie Gunther Quandt Grossindustrieller aufgrund seiner Unterstutzung des Regimes spaterer Wehrwirtschaftsfuhrer August Diehn Vorstandsmitglied der Wintershall AG Hans von und zu Lowenstein geschaftsfuhrendes Vorstandsmitglied des Bergbauvereins Ludwig Grauert Geschaftsfuhrer des Arbeitgeberverbandes der Nordwestlichen Gruppe des Vereins Deutscher Eisen und Stahlindustrieller Friedrich Flick 3 Kurt Schmitt 4 Vorstandsmitglied der Allianz AG August von Finck 5 war in zahlreichen Aufsichtsraten und Fachgremien Erich Fickler 6 Generaldirektor der Harpener Bergbau AG Aufsichtsratsvorsitzender Rheinisch Westfalischen Kohlen Syndikats Vorstandsmitglied des RDI Mitglied diverser Aufsichtsrate Paul Stein 7 Vorsitzender und Generalbevollmachtigter der Gewerkschaft Zeche Auguste Victoria in Marl Huls und Verwaltungsratsmitglied der I G Farben Herbert Kauert 8 Vorstandsmitglied der Gelsenkirchener Bergwerks AGDie Teilnehmer wurden durch Hermann Goring eingeladen Nach dem Historiker Alfred Kube hatte er bereits am 13 Februar 1933 Vertreter der deutschen Industrie zu sich eingeladen um das Treffen vorzubereiten 9 Wie ein uberliefertes Telegramm an Krupp vom 16 Februar 1933 belegt lud er Krupp fur den 20 Februar 1933 um 18 Uhr in das Reichstagsprasidentenpalais ein Als Zweck wurde angegeben dass Hitler seine Politik erklaren wolle 10 Nach Aussage Schachts hatte Goring die Liste der Einzuladenden mit seinem Adjutanten aufgestellt 11 In einem von Krupp Ludwig Kastl und Jacob Herle unterzeichneten Schreiben vom 18 Februar an die Mitglieder des Prasidiums des Vorstandes des Hauptausschusses sowie der Fachgruppen informierte der Reichsverband der Deutschen Industrie seine fuhrenden Mitglieder uber das Treffen und kundigte an mit aller Energie dafur einzutreten dass die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung den Lebensnotwendigkeiten und berechtigten Forderungen der Industrie Rechnung tragt sowie keine Moglichkeit ungenutzt zu lassen um unseren Standpunkt erfolgreich zu wahren Er erinnerte an die Pflicht seiner Mitglieder sich fur die Gewinnung eines stabilen Regierungsfundaments und die Durchfuhrung einer nationalen Sammlung und Konzentration aller aufbauenden Krafte einzusetzen uberliess aber die praktischen Folgerungen aus diesem allgemeinen Grundsatz dem Verantwortungsgefuhl jedes einzelnen Industriellen 12 Nicht alle der eingeladenen Grossindustriellen nahmen teil Paul Reusch fuhr lieber in den Winterurlaub nach Sils Maria 13 Carl Friedrich von Siemens lehnte die Einladung rundheraus ab 14 Robert Bosch wies die Einladung in einem Brief an Wilhelm Keppler mit der Begrundung zuruck das Treffen unter Beeintrachtigung seines Schlafes nur noch mit dem Flugzeug rechtzeitig erreichen zu konnen was er sich in seinem Alter nicht mehr zumuten konne 15 Ablauf BearbeitenNach einem umfangreichen Bericht des Informanten Martin Blank an Reusch 1 erschien am 20 Februar mit 15 Minuten Verspatung Hermann Goring in Begleitung von Walther Funk und hielt eine kurze Ansprache in der er auf die Bedeutung des laufenden Wahlkampfes hinwies Hitler liess die Teilnehmer noch eine Weile warten 16 dann schuttelte er nach seinem Kommen allen Versammelten die Hand und nahm am oberen Ende des Tisches Platz Statt eines Gesprachs uber die anstehende Wirtschaftspolitik seiner Regierung das die Industriellen erwartet hatten hielt er einen anderthalbstundigen Vortrag 16 Er bekannte sich darin zum Privateigentum pries die Uberlegenheit der Diktatur uber die Demokratie und behauptete die NSDAP ware die einzige Rettung vor der kommunistischen Gefahr Die Grundlage der NSDAP sei die volkische Idee und der Gedanke der Wehrhaftigkeit Das Leben sei ein fortgesetzter Kampf den nur ein wehrhaftes Volk bestehen konne und nur eine wehrhafte Nation konne eine bluhende Wirtschaft haben Die Demokratie sei Schuld am Aufkommen des Kommunismus In einer Aufzeichnung Krupps heisst es Wir stehen heute vor folgender Situation Weimar hat uns eine bestimmte Verfassungsform aufoktroyiert mit der man uns auf eine demokratische Basis gestellt hat Damit ist uns aber keine leistungsfahige Regierungsgewalt beschert worden Im Gegenteil der Kommunismus musste sich nach dem wie ich eingangs die Demokratie kritisiert habe immer tiefer in das Volk hineinbohren 17 Dann erklarte Hitler er brauche die gesamten Machtmittel des Staates um den Kommunismus niederzuwerfen Bei der Landtagswahl in Preussen mussten die Nationalsozialisten noch zehn bei der Reichstagswahl noch 33 Mandate erringen was bei Einsatz aller Krafte moglich sei Danach werde die zweite Aktion gegen den Kommunismus beginnen 17 Fur den Fall dass die Wahlen seiner Regierung keine Mehrheit bringen wurden drohte er mit Gewalt Uber eine Beschrankung des Streikrechts oder eine Unterdruckung der Gewerkschaften sagte er nichts 18 Auch uber seine Ziele einer Aufrustung und einer Expansionspolitik Richtung Osten zu denen er sich laut der Liebmann Aufzeichnung keine drei Wochen zuvor im privaten Kreis gegenuber hohen Offizieren der Reichswehr bekannt hatte sagte er den Industriellen nichts 19 Krupp hatte eigentlich dem neuen Reichskanzler die Interessen der Industrie nahebringen wollen Laut seinen Redenotizen sollte es dabei um Vermeidung erneuter Unruhe in der Handelspolitik gehen Arbeitsbeschaffung durch Exportforderung und die Vermeidung einer einseitigen Begunstigung der Landwirtschaft die es der Industrie erschweren wurde fur die neue Regierung einzutreten 20 Dass Hitler nichts daruber gesagt hatte wie er gedachte die Weltwirtschaftskrise zu uberwinden fand er enttauschend Da ein Burgerkrieg wie Hitler ihn angedeutet hatte aber nicht im Interesse der Industrie liegen konnte legte Krupp seine Redenotizen beiseite und beschrankte sich stattdessen darauf dem Redner den Dank der Beteiligten auszusprechen Er hob dabei besonders das Bekenntnis zum Privateigentum und zur Wehrhaftigkeit hervor 21 und improvisierte Unverfangliches uber die Bedeutung eines starken Staates 18 Danach verliess Hitler das Treffen Goring hielt eine kurze Rede in der er versicherte wirtschaftspolitische Experimente seien von der Regierung Hitler nicht zu befurchten Sie werde unabhangig vom Ausgang der Wahlen an der Macht bleiben Diese sei gleichwohl wichtig und diejenigen die nicht an vorderster Front kampfen wurden wie die Nationalsozialisten sollten zumindest finanziell ihren Beitrag leisten Dies werde den Anwesenden nicht schwerfallen wenn sie sich klarmachten dass die Wahl am 5 Marz die letzte sicherlich innerhalb von 10 Jahren voraussichtlich aber in 100 Jahren sein werde Im Anschluss verliess auch Goring die Versammlung Nun ergriff Schacht das Wort wie es nach Einschatzung Henry Ashby Turners abgesprochen worden war und bat zur Kasse Er zeigte einen Wechsel der auf drei Millionen Reichsmark ausgestellt war 22 Als Schlussel legte er fest 1 000 000 Reichsmark westliche Kohlen und Eisenindustrie 500 000 Reichsmark chemische Industrie 500 000 Reichsmark Kalibergbau 500 000 Reichsmark Braunkohle 100 000 Reichsmark Automobilindustrie 100 000 Reichsmark Maschinenbau 300 000 Reichsmark ElektrotechnikBlank vermerkt dass eine Million Reichsmark von der westlichen Kohlen und Eisenindustrie 100 000 Reichsmark fur den Maschinenbau von Wolfgang Reuter und 100 000 Reichsmark von Siemens sofort zugesagt wurden Fur die 500 000 Reichsmark der chemischen Industrie habe noch keine Zusage gegeben werden konnen Laut Fritz Springorum erklarten sich Vogler Krupp Fickler Tengelmann Lowenstein Brandi und er bereit die Sammlung der 1 Million Reichsmark zu versuchen wobei dann aber alle Leistungen abgegolten sein mussten 6 Ursprunglich wollte Schacht die Verteilung der Spenden selbst ubernehmen aber auf Vorschlag von Springorum wurde der Verteilungsschlussel 75 NSDAP und 25 Kampffront Schwarz Weiss Rot beschlossen 1 Der Anteil der Schwerindustrie sollte nach ublichem Schlussel zu 60 von der Kohlenindustrie und zu 40 von der Eisenindustrie aufgebracht werden 6 Laut Georg von Schnitzler wurde auch die Deutsche Volkspartei auf Vorschlag von Paul Stein in den Wahlfonds aufgenommen 7 Am nachsten Tag schrieb Springorum an Reusch In dieser Besprechung hat Herr Hitler eine Darstellung der politischen Entwicklung der letzten vierzehn Jahre gegeben und seine grundsatzliche Einstellung zu den politischen Geschehnissen sowie zur Wirtschaft Einzelpersonlichkeit und zum Privateigentum in einer Weise dargelegt dass er wohl die restlose Zustimmung aller 27 Herren die zugegen waren erhalten hat 6 Der Geschaftsfuhrer des RDI Ludwig Kastl schrieb hingegen am 25 Februar 1933 an Krupp Ich finde es eine grosse um nicht zu sagen unerhorte Zumutung an die Industrie in kurzester Frist 3 Millionen aufzubringen Uber den Verteilungsschlussel nur 20 an den schwarz weiss roten Block bin ich emport Ich kann aber an der Sache nichts andern Nach den Wahlen wird man in dem Kreise der Teilnehmer noch einmal uber die Sache sprechen mussen 23 Spenden BearbeitenDas Geld wurde auf das Sonderkonto Nationale Treuhand Dr Hjalmar Schacht beim Bankhaus Delbruck Leo amp Co eingezahlt Das Geld wurde anschliessend an Rudolf Hess und an den Franz Eher Verlag uberwiesen Der Rest wurde direkt an Alfred Hugenberg und in den Papen Fonds gezahlt Eine in den I G Farben Prozess eingebrachte Liste von Einzahlungsbelegen und eine identische Komplettaufstellung aller Zahlungen fur Hjalmar Schacht vom 5 April 1933 belegen Zahlungen auf das Sonderkonto in Hohe von 2 021 000 Reichsmark Ubergeht man gestaffelte Einzahlungen dann waren bis zum Wahltag 1 660 000 Reichsmark also 53 3 der erwarteten beziehungsweise gut 85 der letztendlich erreichten Summe eingetroffen Einzelne Einzahler traten mehrfach in Aktion so speziell der Bergbauverein mit seinem Rekord Beitrag von insgesamt 600 000 Reichsmark Insgesamt gab es 14 verschiedene Einzahler Eine Zuordnung zu den Teilnehmern des Treffens ist nicht immer unmittelbar ersichtlich In der Quelle des Nurnberger Prozesses nicht gelistet ist eine Wahlkampf Spende von Kurt Schmitt in Hohe von 10 000 Reichsmark Eingegangene Zahlungen auf das Konto Nationale Treuhand Dr Hjalmar Schacht beim Bankhaus Delbruck Schickler amp Co 24 Datum Einzahler Summe23 Februar Bergbauverein 200 000 Reichsmark24 Februar Karl Hermann Chefsekretar des Kalisyndikats 25 150 000 ReichsmarkAutomobil Ausstellung Berlin 100 000 Reichsmark25 Februar Dir A Steinke BUBIAG 200 000 ReichsmarkDemag 50 000 Reichsmark27 Februar Telefunken 35 000 ReichsmarkOsram 40 000 Reichsmark28 Februar I G Farben 400 000 Reichsmark1 Marz Hjalmar Schacht 125 000 Reichsmark3 Marz Dir Karl Lange Maschinenindustrie in zwei Einzelposten 50 000 ReichsmarkBergbauverein 100 000 ReichsmarkKarl Hermann Berlin Dessauer Str 150 000 ReichsmarkAEG 60 000 ReichsmarkZwischensumme am Wahltag 1 660 000 Reichsmark7 Marz Fritz Springorum 36 000 ReichsmarkAccumulatorenfabrik AG Berlin Inhaber Gunther Quandt 25 000 Reichsmark13 Marz Bergbauverein 300 000 ReichsmarkGesamt 2 021 000 ReichsmarkAn den Papen Fonds wurden laut einem Schriftwechsel im Nachlass Hugenberg zwischen Schacht und Hugenberg 162 500 Reichsmark gezahlt davon 100 000 Reichsmark von den IG Farben 35 000 Reichsmark von der westlichen Industrie und 27 500 Reichsmark von der westlichen Braunkohlenindustrie Die Schwerindustrie uberwies 215 000 Reichsmark direkt an Hugenberg Die Kaliindustrie erklarte dass sie nur 300 000 statt 400 000 gegeben habe weil sie bereits der Kampffront Schwarz Weiss Rot erheblich direkt gespendet habe Schacht stellte fest dass die Braunkohle die Kampffront uberreichlich bedacht habe ansonsten teils versagt habe 23 Friedrich Flick gab in einem Verhor am 14 Januar 1947 vor dem Nurnberger Militargericht an dass er und Albert Vogler weitere 100 000 Reichsmark an die DNVP gespendet haben da sie bei der Verteilung dieser Spenden zu kurz gekommen sei 26 In seinen Erinnerungen erwahnt Hjalmar Schacht kurz das Treffen und bestatigt dass 3 Millionen Reichsmark gezahlt worden seien Er weist darauf hin dass von den 3 Millionen 600 000 Reichsmark nach der Wahl ubrig geblieben seien 27 Folgeentwicklungen BearbeitenUber die Bedeutung dieser Wahlkampfspende fur die NSDAP notierte am selben Tag Joseph Goebbels in seinem Tagebuch Wir treiben fur die Wahl eine ganz grosse Summe auf die uns mit einem Schlage aller Geldsorgen enthebt Ich alarmiere gleich den ganzen Propagandaapparat und eine Stunde spater schon knattern die Rotationsmaschinen Jetzt werden wir auf Hochsttouren aufdrehen Wenn keine aussergewohnliche Panne mehr unterlauft dann haben wir bereits auf der ganzen Linie gewonnen 28 In seinem Verhor vor dem Nurnberger Militargericht gab Schacht an dass man sowieso nur das bisschen Treibholz dass wie gesagt zwischen links und rechts standig hin und herschwenkte mit Geld fur Propaganda habe beeinflussen konnen 29 Die weiteren Umstande waren fur die NSDAP dann gunstig so dass sie bei der Reichstagswahl am 5 Marz 1933 deutliche Gewinne erzielen konnte aber fur viele Beobachter uberraschend die absolute Mehrheit verfehlte Den eigentlichen Abschluss fand diese durch das Treffen und die damit bewirkten Zahlungen zentral gestutzte Entwicklung in der Machtergreifung durch Reichskanzler Hitler durch das Ermachtigungsgesetz vom 23 Marz 1933 das seine Regierung dazu ermachtigte ohne Zustimmung des Reichstags Gesetze erlassen zu konnen In einem Schreiben Krupps an Hitler vom 24 Marz 1933 begrusste der Reichsverband der Deutschen Industrie das Wahlergebnis mit den Worten Durch die Wahlen ist die Grundlage fur ein stabiles Regierungs Fundament geschaffen und es sind damit die Storungen beseitigt die sich aus den standigen politischen Schwankungen der Vergangenheit ergeben und die wirtschaftliche Initiative stark gelahmt haben und erklarte der Reichsverband der Deutschen Industrie als die wirtschaftspolitische Vertretung wird alles tun um der Reichsregierung bei ihrem schweren Werke zu helfen 30 Inhaltlich waren die Industriellen von Hitlers Vortrag aber alles andere als uberzeugt Zwar hatte Thyssen am 23 Marz im RDI Prasidium eine Abkehr von den alten abgewirtschafteten Grundsatze n einer liberalistischen Wirtschaftspolitik gefordert doch blieb er damit in der Minderheit Der Reichsverband gab vielmehr eine programmatische Erklarung heraus die weiterhin an der liberalen Wirtschaftstheorie orientiert war und handelspolitisch an der Weltmarktorientierung festhielt Der Export musse gefordert die krisengebeutelte Landwirtschaft nicht durch Protektionismus sondern durch Starkung der Kaufkraft im Innern gerettet werden jeglichem Staatsinterventionismus wurde ebenso eine Absage erteilt wie einer Ausweitung der offentlichen Ausgaben Eine ahnliche Position vertrat der Deutsche Industrie und Handelstag Einer Wende in der Wahrungspolitik standen die Industriellen ebenfalls mehrheitlich ablehnend gegenuber Die Ablosung des wahrungspolitisch konservativen Reichsbankprasident Hans Luther durch Schacht loste am 16 Marz 1933 erhebliche Beunruhigung aus da man furchtete er werde vom Golddevisenstandard abgehen und das Deficit spending der Reichsregierung durch die Notenpresse finanzieren Der Historiker Reinhard Neebe fasst zusammen dass die Spitzenverbande das Wirtschaftssystem des Faschismus dessen Umrisse sich zudem im Februar und Marz 1933 noch nicht in der gewunschten Prazision erkennen liessen zunachst mit wenig Enthusiasmus betrachteten 31 Bewertung in der Forschung BearbeitenIn der Geschichtswissenschaft wird das Treffen verbreitet als geheim bezeichnet 32 In der marxistischen Forschung darunter Kurt Patzold gilt dieses Treffen als weiterer Beleg fur die Finanzierung der NSDAP durch die Grossindustrie 33 Nach der Historikerin Ulrike Horster Philipps reflektierte das Ausmass der finanziellen Unterstutzung die prinzipielle Ubereinstimmung aller Banken und Konzerne mit den Zielvorstellungen der NSDAP Zusammen mit terroristischen Methoden hatten die Spenden der Industriellen entscheidend zum Wahlerfolg der Nationalsozialisten beigetragen 34 Dagegen weist der Historiker Henry Ashby Turner darauf hin dass die Spenden der Unternehmer kaum als freiwillig bezeichnet werden konnen und dass sich die meisten der anwesenden Industriellen bei naherer Betrachtung als weniger bedeutende Personlichkeiten der Industrie erwiesen Fur ihn war es ein ausgefeilter Trick Hitlers die Industriellen einzuladen um ihnen in die Tasche zu greifen dessen es nicht bedurft hatte wenn bereits vorher in nennenswertem Masse Spenden aus der Grossindustrie an die NSDAP geflossen waren Insofern bezeichnet er das Treffen als Meilenstein der erste bedeutende materielle Beitrag von Organisationen der Grossindustrie fur die nationalsozialistische Sache 35 Auch der britische Historiker Ian Kershaw wertet in seiner Hitler Biographie dass die Zahlung durch politische Erpressung zustande gekommen sei 36 Der Historiker Karsten Heinz Schonbach widerspricht der Erpressungsthese Turners mit dem Verweis auf das oben erwahnte Schreiben des RDI dessen Inhalt und selbstbewusster Ton eindeutig anzeigen wurde dass die Industrie von Hitler Rechenschaft uber seine beabsichtigte Politik erwartete und sie ihre Haltung zu ihm davon abhangig machen werde 37 Fur Peter Langer war die ganze Creme der Industrie vertreten gewesen aber von Schacht mit der Aufforderung drei Millionen zu spenden regelrecht uberfahren worden 38 Laut dem britischen Historiker Richard J Evans spendeten die Industriellen weil sie irrtumlich annahmen Papen und die Konservativen seien die Schlusselfiguren im Kabinett Hitler Die gespendeten Summen hatten der NSDAP ermoglicht einen weit aufwandigeren Wahlkampf zu fuhren als im Wahlkampf davor als Industriespenden noch nicht so reichlich geflossen seien 39 Fur den britischen Historiker Adam Tooze setzten sich die Anwesenden aus einer eigenartig zusammengewurfelten Schar aus Industriekapitanen und einer Reihe eindeutig zweitrangigen Akteuren zusammen Er urteilt Einmal ganz abgesehen von seinen Folgen zahlt dieses Treffen vom 20 Februar zu den beruchtigtsten Beispielen fur die Bereitschaft des deutschen Grossunternehmertums Hitler bei der Aufstellung seines diktatorischen Regimes beizustehen Die Beweise dafur sind nicht aus der Welt zu schaffen Fur ihn waren Krupp und Konsorten willige Partner bei der Vernichtung des politischen Pluralismus in Deutschland Er schrankt aber ein dass Hitler die Zustimmung der Unternehmer gar nicht brauchte und dies auch wusste Tooze weist darauf hin dass Hitler in seiner Rede vor den Generalen am 3 Februar 1933 offen von territorialer Expansion sprach was er in dieser Rede nicht tat 40 Nach Werner Abelshauser machte Hitler den Industriellen klar wer Ross und wer Reiter auf dem Ritt ins Dritte Reich sei 41 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Aufzeichnung von Martin Blank fur Paul Reusch gedruckt in Dirk Stegmann Zum Verhaltnis von Grossindustrie und Nationalsozialismus 1930 1933 Ein Beitrag zur Geschichte der sog Machtergreifung In Archiv fur Sozialgeschichte 13 1973 S 399 482 hier S S 477 ff Blank nennt nur die Nachnamen Turner schreibt um welches Mitglied der Familie Tengelmann es sich handelt sei unklar Henry Ashby Turner Die Grossunternehmer und der Aufstieg Hitlers Siedler Berlin 1985 S 531 Fussnote 81 Laut Dirk Stegmann handelt es sich um Ernst Tengelmann Dirk Stegmann Zum Verhaltnis von Grossindustrie und Nationalsozialismus 1930 1933 Ein Beitrag zur Geschichte der sog Machtergreifung In Archiv fur Sozialgeschichte 13 1973 S 399 482 hier S 478 Friedrich Flick nannte in einem Verhor am 14 Januar 1947 vor dem Nurnberger Militargericht ihn als Teilnehmer Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 45 Aussage Flicks vor dem Nurnberger Militargericht Auszugsweise gedruckt in Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 45 f Vernehmung Kurt Schmitts am 8 Juli 1947 Gerald D Feldman Die Allianz und die Versicherungsgesellschaft 1933 1945 Munchen 2001 S 92 Vernehmung August Fincks am 22 September 1947 Feldman Allianz S 92 a b c d Schreiben von Fritz Springorum an Paul Reusch vom 21 Februar 1931 gedruckt bei Dirk Stegmann Zum Verhaltnis von Grossindustrie und Nationalsozialismus 1930 1933 Ein Beitrag zur Geschichte der sog Machtergreifung In Archiv fur Sozialgeschichte 13 1973 S 399 482 hier S 480 f a b Georg von Schnitzler uber Hitlers Appell an fuhrende deutsche Industrielle am 20 Februar 1933 eidesstattliche Erklarung 10 November 1945 Abgerufen am 24 Mai 2008 Nurnberger Dokument PS 2828 Verhor Funk vom 4 Juni 1945 Gedruckt in Office of the United States Chief of Counsel For Prosecution of Axis Criminality Hrsg Nazi Conspiracy and Aggression Washington 1946 Band 5 S 495 loc gov PDF 24 MB Alfred Kube Pour le Merite und Hakenkreuz Hermann Goring im Dritten Reich Oldenbourg Munchen 1986 ISBN 3 486 53122 0 S 120 Nurnberger Dokument D 201 Aussage Schacht vor dem Nurnberger Militargericht am 21 Juli 1947 Auszugsweise gedruckt in Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 42 Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 39 Peter Langer Macht und Verantwortung Der Ruhrbaron Paul Reusch Klartext Verlag Essen 2012 S 548 und 553 Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 ISBN 978 3 88680 857 1 S 134 Robert Bosch Archiv N11 73 gedruckt bei Rolf Becker Joachim Scholtyseck Robert Bosch und die deutsch franzosische Verstandigung Politisches Denken und Handeln im Spiegel der Briefwechsel Stuttgart o J 1996 S 177 Vgl Theodor Heuss Robert Bosch Leben und Leistung Stuttgart 1948 S 633 a b Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 S 127 a b Nurnberger Dokument D 203 gedruckt in Internationaler Militargerichtshof Nurnberg Hrsg Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof 14 November 1945 bis 1 Oktober 1946 Nurnberg 1947 Band 35 S 42 ff a b Henry Ashby Turner Die Grossunternehmer und der Aufstieg Hitlers Siedler Berlin 1985 S 394 f Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 S 129 Reinhard Neebe Grossindustrie Staat und NSDAP 1930 1933 Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1981 Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Band 45 ISBN 3 525 35703 6 S 177 Dirk Stegmann Zum Verhaltnis von Grossindustrie und Nationalsozialismus 1930 1933 Ein Beitrag zur Geschichte der sog Machtergreifung In Archiv fur Sozialgeschichte 13 1973 S 440 und Reinhard Neebe Grossindustrie Staat und NSDAP 1930 1933 Gottingen 1981 S 180 Henry Ashby Turner Die Grossunternehmer und der Aufstieg Hitlers Siedler Berlin 1985 S 395 a b Joachim Petzold Franz von Papen Ein deutsches Verhangnis Berlin Munchen 1995 S 172 174 Nurnberger Dokument NI 391 gedruckt in Eberhard Czichon Wer verhalf Hitler zur Macht Koln 1967 S 82 f Verein Deutscher Chemiker Die Chemische Fabrik Band 8 Verlag Chemie 1935 S 338 Verhor Auszugsweise gedruckt in Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 45 f Hjalmar Schacht 76 Jahre meines Lebens Bad Worishofen 1953 S 380 Elke Frohlich Die Tagebucher von Joseph Goebbels Samtliche Fragmente Munchen New York London Paris 1987 Teil 1 Band 2 S 380 Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 43 Dokument NI 904 Gedruckt bei Czichon S 83 Reinhard Neebe Grossindustrie Staat und NSDAP 1930 1933 Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1981 S 177 f Karl Dietrich Bracher Wolfgang Sauer Gerhard Schulz Die nationalsozialistische Machtergreifung Wiesbaden 1960 S 69 Gotthard Jasper Die gescheiterte Zahmung Wege zur Machtergreifung Hitlers 1930 1934 edition suhrkamp 1270 neue folge 270 Frankfurt am Main 1986 S 129 Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 S 127 Kurt Patzold Manfred Weissbecker Hakenkreuz und Totenkopf Die Partei des Verbrechens Berlin 1981 S 213 Ulrike Horster Philipps Grosskapital Weimarer Republik und Faschismus In Gerd Hardach Hrsg Die Zerstorung der Weimarer Republik Koln 1977 S 119 Henry Ashby Turner Die Grossunternehmer und der Aufstieg Hitlers Siedler Berlin 1985 S 393 396 Ian Kershaw Hitler 1889 1936 Stuttgart 1998 S 567 Karsten Heinz Schonbach Die Konigsmacher Hitler die Grossindustrie und der 20 Februar 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung 60 2018 S 3 47 hier S 22 Peter Langer Macht und Verantwortung Der Ruhrbaron Paul Reusch Klartext Verlag Essen 2012 S 552 f Richard J Evans Das Dritte Reich Bd 1 Aufstieg Deutsche Verlagsanstalt Munchen 2004 S 434 Adam Tooze Okonomie der Zerstorung Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus Siedler Munchen 2007 S 129 ff Werner Abelshauser Ruhrkohle und Politik Ernst Brandi 1875 1937 Klartext Verlag Essen 2009 S 78 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geheimes Treffen Hitlers mit Industriellen am 20 Februar 1933 amp oldid 236207853