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Der Verein Deutscher Eisen und Stahlindustrieller VDEStI war ein 1874 gegrundeter und bis 1935 bestehender Zusammenschluss zur Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher und sozialpolitischer Fragen im Bereich der eisen und stahlproduzierenden und verarbeitenden Industrie in Deutschland Zumindest in Teilen angegliedert waren schliesslich auch Arbeitgeberorganisationen Die bedeutendste war der Arbeitgeberverband fur die Nordwestliche Gruppe des Vereins kurz Arbeit Nordwest Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Struktur 3 Interessenpolitik 3 1 Kaiserreich 3 2 Drittes Reich 4 Arbeitgeberorganisation 5 Vorsitzende 6 Veroffentlichungen Auswahl 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenBereits kurz nach der Grundung des Deutschen Kaiserreichs war mit dem Langnam Verein ein Zusammenschluss der rheinischen und westfalischen Montanindustrie entstanden Daneben entstanden weitere ahnliche Organisationen Mit der heraufziehenden Grunderkrise verstarkte sich das Bedurfnis nach einem starkeren Zusammenschluss Bereits 1873 hatten sich auf Drangen von Louis Baare vom Bochumer Verein Firmen in Westdeutschland zusammengeschlossen die bald darauf in Verbindung mit der Montanindustrie in Oberschlesien traten Als gesamtdeutscher Interessenverband wurde im Oktober 1874 der Verein deutscher Eisen und Stahlindustrieller gegrundet Zum Vorsitzenden wurde Karl Richter Generaldirektor der Vereinigten Konigs und Laurahutte gewahlt Diese Position behielt dieser bis 1893 inne Starken Einfluss hatten insbesondere auch Louis Baare und August Servaes beide aus dem rheinisch westfalischen Industriegebiet Geschaftsfuhrer wurde Henry Axel Bueck Dieser war in Personalunion auch Generalsekretar des Langnamvereins und der Nordwestlichen Gruppe des VDEStI Struktur BearbeitenDer Hauptsitz des Vereins war Berlin und war in mehrere regionale Gruppen gegliedert Diese hatten eine unterschiedliche Starke Das starkste Gewicht hatte die nordwestliche Gruppe gegrundet 1874 mit Sitz in Dusseldorf Sie war zustandig fur das rheinisch westfalische Industriegebiet und trug einen betrachtlichen Teil des Vereinsbeitrags bei Die ostliche Gruppe gegrundet ebenfalls 1874 hatte ihren Sitz in Kattowitz und war fur Oberschlesien zustandig Die norddeutsche Gruppe 1875 sass in Hannover die mitteldeutsche Gruppe 1875 hatte ihren Sitz in Chemnitz und vertrat vor allem die Unternehmen aus Sachsen Die suddeutsche Gruppe von 1875 sass in Frankfurt am Main Eine sudwestliche Gruppe wurde 1878 fur das Saarland und Elsass Lothringen gegrundet Ihr Sitz war in Saarbrucken Hinzu kam die Gruppe der norddeutschen Waggonfabriken mit Sitz in Koln Deutz und die der deutschen Schiffswerften in Berlin Je nach der regionalen Wirtschaftsstruktur dominierten in den Gruppen verschiedene Teilbereiche In der nordwestlichen der ostlichen und sudwestlichen Gruppe dominierten die Huttenwerke und vergleichbare Betriebe In der norddeutschen suddeutschen und mitteldeutschen Gruppe hatten die Maschinenbauunternehmen das starkste Gewicht Die Maschinenindustrie bildete indes ab 1891 einen eigenen Verband Seit einer Statutenanderung im Jahr 1905 hatten die Teilgruppen eine starke Eigenstandigkeit erlangt Jede Gruppe war danach fur die Vertretung ihrer jeweiligen Sonderinteressen selbst verantwortlich Fur ubergreifende Interessen war der Gesamtverband zustandig der eine jahrliche Hauptversammlung abhielt zu der die Gruppen ihre Vertreter entsandten Interessenpolitik BearbeitenKaiserreich Bearbeiten Der Verein suchte Einfluss zu nehmen auf die Wirtschafts Verkehrs Steuer und Zollpolitik im weitesten Sinne sowie auf die Regelung der Arbeitsverhaltnisse und der Sozialpolitik Daneben versuchte er zur Verstandigung zwischen den einzelnen Unternehmern der Branche beizutragen In den ersten Jahren seines Bestehens agitierte er insbesondere gegen den Freihandel und fur den Schutzzoll Der Kampf um den Schutzzoll ist ein Beispiel fur die Arbeitsweise des Vereins Bereits 1875 wurde eine grosse Denkschrift zur Lage der deutschen Eisen und Stahlindustrie vorgelegt Dem folgten zahlreiche Petitionen an die Regierungen und Parlamente Dem Verein gelang es Verbundete in anderen Branchen zu finden und seinen Einfluss damit zu vergrossern Eine wichtige Rolle spielte die Organisation fur die Grundung des Centralverbands Deutscher Industrieller Wie dieser kampfte der Verein vor allem fur den Ubergang vom Freihandel zur Schutzzollpolitik Eine gemeinsame Linie zwischen CDI und VDEStI kam lange Zeit auch dadurch zustande dass es bis 1893 eine Personalunion in der Geschaftsfuhrung beider Verbande gegeben hatte Der VDEStI behielt aber einen sehr starken Einfluss und stellte 67 von 220 Delegierten bei den Versammlungen des CDI Eine organisatorische Trennung erfolgte 1910 Am 8 Dezember 1917 hielt Paul Krusch auf der dritten Kriegstagung des Vereins in Berlin einen Vortrag in dem er fragte Welche Erzvorkommen des Inlandes mussen nach Friedensschluss geschont werden um fur kunftige Kriege als Reserve zu dienen 1 Reinhard Kuhnl sieht darin einen Beleg das in fuhrenden Kreisen nach dem verlorenen Krieg bereits Uberlegungen einsetzten neue Krieg zu fuhren 2 Drittes Reich Bearbeiten 1933 erhohte die eisenschaffende Industrie die Preise 3 Am 9 September 1933 fuhrte der Volkische Beobachter einen Frontalangriff In einem Artikel der Wellen schlug warf er der Industrie unbegrundete Preiserhohungen vor z B bei Stahlformguss um 100 bei Stab und Formeisen um 46 und bei geschmiedeten Stahl um 50 Der nationalsozialistische Staatsrat Wilhelm Meinberg drohte auf einer Kundgebung Wenn ich nun weiter an bestimmte Preiserhohungen denke die ganz bestimmte Wirtschaftskreise in letzter Zeit vorgenommen haben so fiebert es einem formlich danach diese Verbrecherbande ins Konzentrationslager zu bringen 4 Der VDESI konnte uber sein Einfluss auf das Propagandaministerium die Verbreitung der Rede Meinbergs stoppen Als Preiskommissar Carl Friedrich Goerdeler eine Pressemeldung lancieren wollte das er die Preise der Schlusselindustrien senken wolle konnte der VDESI diese uber Joseph Goebbels und Walther Funk unterdrucken Es gelang der Industrie mit Hilfe dieser Unterdruckung einen offentlichen Diskussion sowie durch Verschleierung ihrer Kalkulationsgrundlagen gegenuber dem Preiskommissar und der Androhung eines Produktionsstreiks ihre Preise zu erhalten Anderungen traten erst mit Preisstoppverordnung vom 26 November 1936 ein Arbeitgeberorganisation BearbeitenErst verspatet gegenuber anderen Branchen und Regionen kam es im Jahr 1904 zur Bildung einer Arbeitgeberorganisation Der Arbeitgeberverband fur die nordwestliche Gruppe des VDEStI kurz Arbeit Nordwest verfolgte eine kompromisslose auf die Verteidigung der eigenen Interessen ausgerichtete Politik und vertrat wie kaum ein anderer rucksichtslos den Herr im Haus Standpunkt Der Verband fuhr daher einen strikt antigewerkschaftlichen Kurs Dies war einer der Grunde weshalb die Gewerkschaftsbewegung in der Eisen und Stahlindustrie Rheinlands und Westfalens bis in den Ersten Weltkrieg hinein so gut wie nicht Fuss fassen konnte Im Jahr 1935 wurde der Verein in die Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie uberfuhrt Nach dem Zweiten Weltkrieg knupfte die Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahlindustrie die heutige Wirtschaftsvereinigung Stahl an diese Tradition an Vorsitzende Bearbeiten1874 1893 Karl Richter 1893 1906 Gerhard Lucas Meyer 1906 1909 August Servaes 1909 1929 Wilhelm MeyerVeroffentlichungen Auswahl BearbeitenWarum Wirtschaftsnot Steigende Lasten sinkender Ertrag Schaubilder zur deutschen Wirtschaftslage fur die gemeinsame Mitgliederversammlung des Langnamvereins und der Nordwestgruppe des Vereins Deutscher Eisen und Stahl Industrieller Statistische Abteilung in Dusseldorf am 3 Juni 1931 Bagel Dusseldorf 1931 auch Nordwestliche Gruppe genannt Schaubilder zur deutschen Wirtschaftslage Fur die gemeinsame Mitgliederversammlung des Langnamvereins und der Nordwestgruppe in Dusseldorf am 4 Nov 1930 Verlag Stahlhof Dusseldorf 1930 amp Verein z Wahrg d gemeins wirtschaftl Interessen in Rheinland u WestfalenLiteratur BearbeitenGeun Gab Bak Industrielle Interessenpolitik im fruhen Kaiserreich Der Verein Deutscher Eisen und Stahlindustrieller 1874 1895 Diss phil Bielefeld 1987 Helmut Kaelble Industrielle Interessenpolitik in der Wilhelminischen Gesellschaft Centralverband Deutscher Industrieller 1895 1914 Berlin 1967 Toni Pierenkemper Gewerbe und Industrie im 19 und 20 Jahrhundert Munchen 1994 ISBN 3 486 55015 2 S 80 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 3 Von der Deutschen Doppelrevolution bis zum Ersten Weltkrieg 1849 1914 Munchen 1995 ISBN 3 406 32263 8 S 640f Einzelnachweise Bearbeiten Rainer Haus Lothringen und Salzgitter in der Eisenerzpolitik der deutschen Schwerindustrie von 1871 1940 Salzgitter 1991 S 51 Reinhard Kuhnl Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg In Reinhard Kuhnl Hitlers Krieg Zur Kontroverse um Ursachen und Charakter des Zweiten Weltkriegs Koln 1989 S 21 Das folgende nach Peter Huttenberger Interessenvertretung und Lobbyismus im Dritten Reich In Gerhard Hirschfeld Lothar Kettenacker Der Fuhrerstaat Mythos und Realitat Stuttgart 1981 S 450 ff Peter Huttenberger Interessenvertretung und Lobbyismus im Dritten Reich In Gerhard Hirschfeld Lothar Kettenacker Der Fuhrerstaat Mythos und Realitat Stuttgart 1981 S 451 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verein Deutscher Eisen und Stahlindustrieller amp oldid 235585542