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Der Reichskommissar fur die Preisbildung war eine Einrichtung im NS Regime um die Sicherung volkswirtschaftlich gerechtfertigter Preise in der industriellen Produktion und im Handel durchzusetzen Die rechtliche Grundlage fur diese Einrichtung bildete das Gesetz uber die Bestellung eines Reichskommissars fur die Preisbildung vom 29 Oktober 1936 RGBl I 1936 S 927 Erstmals wurde eine solche Einrichtung in der Weimarer Republik am 10 Dezember 1931 geschaffen wobei Carl Friedrich Goerdeler zum Reichskommissar fur Preisuberwachung ernannt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Institution und Kompetenz 2 Zustandigkeit 3 Preisbildungsstellen 4 Preisfestlegung 5 Preisuberwachung 6 Preis und Gewinnkontrollen 7 Reichskommissare 8 Literatur 9 WeblinksInstitution und Kompetenz BearbeitenDieser Reichskommissar fungierte als eine Dienststelle des Beauftragten fur den Vierjahresplan Hermann Goring Um Verfehlungen zu sanktionieren wurde die Verordnung uber Strafen bei Zuwiderhandlungen gegen Preisvorschriften vom 3 Juni 1939 RGBl I 1939 S 999 erlassen Diese Verordnung stattete den Reichskommissar mit Mitteln der Strafgewalt aus die in der Folgezeit durch Erganzungen laufend erweitert wurden Die Strafen erstreckten sich von der Verhangung von Geldstrafen uber die Schliessung von Geschaften bis zu Gefangnisstrafen Die besondere Machtkompetenz des Reichskommissars ausserte sich darin dass seine Anordnungen fur Gerichte und Verwaltungsbehorden bindenden Charakter hatten Dies war ein deutlicher Ausdruck der Aufhebung der Gewaltenteilung und ein Aspekt der Willkur im NS Regime Zustandigkeit BearbeitenDie Zustandigkeit des Reichskommissars erstreckte sich auf folgende Bereiche die Festsetzung von Preisen die Uberwachung der Einhaltung samtlicher Preisvorschriften die Anordnung von Massnahmen in der Form von Runderlassen die im Interesse von volkswirtschaftlich gerechtfertigten Preisen erforderlich sindDer letzte Punkt konnte z B eine Gewinnabschopfung oder die Festlegung einer Reduzierung der produzierten Typen eines Produkts betreffen Auch konnte er Massnahmen zu einer zweckmassigen Verteilung von Erzeugnissen anordnen Falls solch eine Anordnung allerdings weite Bereiche der Volkswirtschaft betrafen so konnten diese nur in Absprache mit dem Reichswirtschaftsministerium erlassen werden Als die Rustungsproduktion eine immer bedeutendere Rolle in der Industrie einnahm untersagte der Reichswirtschaftsminister Walther Funk Anfang 1943 auch dem Reichskommissar fur die Preisbildung den Betrieben in Einzelfragen irgendwelche Anweisungen zu erteilen In der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 6 April 1943 wurde diese neue Form der Beschrankung der Weisungen als Grundsatz des leeren Schreibtisches herausgestellt Preisbildungsstellen BearbeitenGrundlage der Tatigkeit des Reichskommissars waren die Resultate der Berichte der Preisbildungsstellen Die eigentliche Verwaltungsarbeit zur Durchfuhrung der Preisbestimmungen wurden den Einrichtungen der inneren Verwaltung ubertragen Die Preisbildungsstellen in Preussen wurden durch den Oberprasidenten und den Stadtprasidenten von Berlin gestellt in den anderen Gebieten des Reiches waren es die obersten Landesbehorden Ihre Aufgaben bestanden in der Bearbeitung der Veranderung des Preisstandes Dabei gab es allerdings auch laufend Ausnahmegenehmigungen allein im Sommer 1941 belief sich diese Zahl auf 7000 Der Reichskommissar hatte jedoch in allen Fallen und in besonderen Fallen das alleinige Recht auf die Preisfestlegung Preisfestlegung BearbeitenDie statistische Basis der Preisfestlegung ergab sich aus zwei Prozessschritten Der erste bestand in einer monatlichen Berichterstattung der Daten die von den Gemeindeverwaltungen unter der Mitarbeit der Deutschen Arbeitsfront und des Deutschen Frauenwerks sowie den Vertretern der Organisationen des Handels und Handwerks ubermittelt wurden Der zweite ergab sich aus den zweimonatigen Lageberichten der Preisbildungsstellen Diese Lageberichte sollten sich auch auf die Zusammenarbeit mit den statistischen Amtern und den vorhandenen Daten des Statistischen Reichsamtes stutzen Preisuberwachung BearbeitenUm die Einhaltung der Preisfestlegungen und der diesbezuglichen Massnahmen zu uberwachen gab es ein Netz von Einrichtungen durch Beamte in Preussen Bayern Sachsen und im besetzten Sudetenland die durch die Regierungsprasidenten gestellt wurden In Berlin nahm diese Aufgabe der Polizeiprasident in Hamburg der Reichsstatthalter wahr In den anderen Gebieten des Reiches waren es die obersten Landesbehorden Diese Beamten delegierten ihre Aufgaben teilweise wiederum an Oberburgermeister Landrate und dergleichen nachgeordnete Verwaltungsinstanzen Alle diese Uberwachungsstellen hatten aber auch die Funktion einer Meldestelle an den Reichskommissar wenn Verstosse gegen die Preisfestlegungen und Massnahmen ersichtlich waren Preis und Gewinnkontrollen BearbeitenZur Kontrolle der Preisfestlegungen bestand eine Pflicht zur Preisauszeichnung bei ausgelegten Waren im Handel Bei anderen Handelsformen gab es die Vorschrift zur Fuhrung von Preislisten Zur Uberprufung von Gewinnspannen sollten die notwendigen Unterlagen gefuhrt werden Als zur Kriegsfinanzierung ab 1939 eine Gewinnabfuhrung auf Produkte eingefuhrt wurde ubernahm diese Aufgabe auch der Reichskommissar Ab 1941 ging diese Aufgabe an die Reichsfinanzverwaltung uber Von Oktober 1936 bis Dezember 1941 nahm die Position des Reichskommissars Josef Wagner ein danach ab 16 Januar 1942 Hans Fischbock Das Organ zur Veroffentlichung der Anordnungen und Erlasse des Reichskommissars hiess Mitteilungsblatt des Reichskommissars fur die Preisbildung Reichskommissare BearbeitenName Lebensdaten Amtsantritt Ende der AmtszeitReichskommissar fur die PreisbildungCarl Friedrich Goerdeler 1884 1945 5 November 1934 1 Juli 1935Josef Wagner 1899 1945 29 Oktober 1936 9 November 1941Hans Fischbock 1895 1967 16 Januar 1942 30 April 1945Literatur BearbeitenCuno Horkenbach Das Deutsche Reich von 1918 bis heute Verlag fur Presse Wirtschaft und Politik Berlin 1931 Adolf Weber Kurzgefasste Volkswirtschaftspolitik 4 durchgesehene und erganzte Auflage Duncker amp Humblot Berlin 1943 Daniela Kahn Die Steuerung der Wirtschaft durch Recht im nationalsozialistischen Deutschland Das Beispiel der Reichsgruppe Industrie Klostermann Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 465 04012 0 Studien zur europaischen Rechtsgeschichte 212 Das Europa der Diktatur 12 zugleich Berlin Freie Univ Diss 2006 Andre Steiner Der Reichskommissar fur die Preisbildung eine Art wirtschaftlicher Reichskanzler In Rudiger Hachtmann Winfried Suss Hrsg Hitlers Kommissare Sondergewalten in der nationalsozialistischen Diktatur Beitrage zur Geschichte des Nationalsozialismus Bd 22 Wallstein Gottingen 2006 S 93 114 Andre Steiner Von der Preisuberwachung zur staatlichen Preisbildung Verbraucherpreispolitik und ihre Konsequenzen fur den Lebensstandard unter dem Nationalsozialismus in der Vorkriegszeit In Andre Steiner Hrsg Preispolitik und Lebensstandard Nationalsozialismus DDR und Bundesrepublik im Vergleich Bohlau Koln 2006 S 23 85 Weblinks BearbeitenEin Bild von Josef Wagner Ein Bild von Fischbock links Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichskommissar fur die Preisbildung amp oldid 230672250