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Friedrich von Hessen Darmstadt 28 Februar 1616 in Darmstadt 19 Februar 1682 in Breslau Furstentum Breslau war ein Kardinal der romisch katholischen Kirche und Furstbischof von Breslau Er entstammte einer protestantischen Familie konvertierte jedoch 1637 zum katholischen Glauben Dieser Ubertritt brachte ihm letztlich den angesehenen Kardinalstitel ein Sein Leben beschloss er hochverschuldet als Bischof von Breslau Kardinal Friedrich von Hessen Darmstadt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die fruhen Jahre 1 2 1640 bis 1647 1 3 Der Kardinal 1 4 Erneuter Rom Aufenthalt 1 5 Als Bischof in Breslau 2 Literatur 3 WeblinksLeben BearbeitenDie fruhen Jahre Bearbeiten Friedrich von Hessen Darmstadt war der funfte Sohn und das jungste Kind des Landgrafen Ludwig V von Hessen Darmstadt und der Magdalena einer Tochter des Kurfursten Johann Georg von Brandenburg Seine Mutter starb wenige Wochen nach seiner Geburt Die Familie war dem protestantischen Glauben seit Philipp I streng verhaftet Zu seiner standesgemassen Ausbildung gehorte bereits im Alter von 12 Jahren eine Reise nach Italien die er gemeinsam mit seinem alteren Bruder Johann Georg von Hessen Braubach einem Haushofmeister und einem Lehrer unternahm Nach zwei Jahren kehrte er 1630 nach Darmstadt zuruck 1632 fuhrte ihn eine zweite Reise nach Paris und London von der er 1633 wieder nach Darmstadt zuruckkehrte Im September 1634 reiste er uber Paris Lyon und Marseille nach Rom wo er im Oktober 1635 eintraf Sein mittlerweile in Hessen Darmstadt regierender Bruder Georg II hatte ihn ermahnt nicht zu viel Geld auszugeben Eine hofische Reprasentation in Rom fuhrte jedoch dazu dass Friedrich sehr schnell uberschuldet war Seit einem kurzen Aufenthalt auf der Insel Malta war Friedrich begeistert vom Malteserorden der dem europaischen Adel katholischen Glaubens die Moglichkeit bot nachgeborene Sohne standesgemass zu versorgen Von der Kurie in Rom wurde dieses Interesse lebhaft gefordert Die Kardinale Moritz von Savoyen und Antonio Barberini gehorten dabei zu denen die engen Kontakt zu dem jungen Mann hatten Auch Francesco Barberini Kardinalnepot von Papst Urban VIII bemuhte sich intensiv um den moglichen Konvertiten Die Familie in Hessen Darmstadt versuchte zwar Friedrich zur Ruckkehr nach Darmstadt zu uberreden doch Anfang Januar 1637 konvertierte Friedrich zur romisch katholischen Kirche Der Papst personlich reichte ihm die Erstkommunion Am 11 Januar zeichnete der Papst ihn ausserdem mit dem Grosskreuz des Malteserordens aus Die Apostolische Kammer ubernahm samtliche Schulden Friedrichs Francesco Barberini setzte ihm ausserdem eine monatliche Pension aus 1640 bis 1647 Bearbeiten Die Geldforderungen die Friedrich an seinen Bruder richtete endeten jedoch auch nach der Schuldenubernahme durch die Kurie nicht Durch den Grossmeister des Malteserordens wurde er zum Koadjutor des Grosspriors des Grosspriorats Deutschland ernannt In Malta war ihm ausserdem ein Generalat in Aussicht gestellt worden was bedeutete dass er fur den Aufbau und den Unterhalt einer Truppe aufzukommen hatte Sein Bruder der auf den Ubertritt des jungeren Bruders verhaltnismassig gelassen reagiert hatte verschaffte ihm tatsachlich ausreichend Mittel sodass er bis 1640 eine kleine Flotte der Ordensmarine ausrusten konnte Mit dieser konnte der militarisch unerfahrene Friedrich einen militarischen Erfolg erringen Ihm gelang ein Sieg uber ein turkisches Geschwader das vor der tunesischen Kuste vor Anker lag Die finanziellen Mittel die ihm zur Verfugung standen reichten nach dem Sieg jedoch fur eine erneute Truppenausrustung nicht aus und er legte daraufhin sein Kommando nieder Im Fruhjahr 1641 kehrte er nach Rom zuruck wo man ihm gestattete in den Raumen des Vatikans zu wohnen Francesco Barberini stellte allerdings seine regelmassigen Zahlungen an den jungen Prinzen ein der sich vor allem durch ein gesellschaftliches Leben auszeichnete das mit einem hohen finanziellen Aufwand einherging Am 30 Dezember 1641 reiste Friedrich nach Wien weiter Von Kaiser Ferdinand III erhoffte er sich die Ubertragung eines Kommandos Er erhielt jedoch lediglich ein Empfehlungsschreiben fur den spanischen Hof wo mit Philipp IV ein Mitglied der spanischen Linie der Habsburger regierte Er erhielt ausserdem die mundliche Zusage des Kaisers dass dieser sich fur die Verleihung eines Kardinalshutes an Friedrich einsetzen wurde Ahnlich wie in Rom fuhrte Friedrich auch in Madrid ein luxurioses Leben was wiederum zu einem hohen Schuldenberg fuhrte Eine militarische Aufgabe erhielt er vom spanischen Konigshof nicht ubertragen Der Historiker Ulrich Kochli sieht darin einen Beleg fur Friedrichs mangelhafte militarische Fahigkeiten da Spanien zur damaligen Zeit einen sehr grossen Bedarf an militarischen Kraften hatte Kochli schliesst allerdings nicht aus dass die Forderungen Friedrichs auch in Madrid derart masslos waren und sein Sinn den Lustbarkeiten des hofischen Lebens allzu zugeneigt war als dass er sich ernsthaft um eine Stelle bemuht hatte Mehr Energie setzte er in die Erlangung des Kardinalshutes An Francesco Barberini richtete er mindestens zwei Bittschriften ihn doch mit dem Kardinalshut auszuzeichnen Papst Urban VIII starb jedoch 1644 ohne dass er Friedrichs Bitten nachgekommen war Der Kardinal Bearbeiten Ab 1647 residierte Friedrich in Brussel wo ihm durch den Statthalter der Niederlande diesmal tatsachlich ein militarisches Kommando ubertragen wurde Ein militarisches Engagement lasst sich jedoch nicht nachweisen Im gleichen Jahr wurde er Grossprior des deutschen Grosspriorates und damit Furst von Heitersheim 1653 liess er das im Dreissigjahrigen Krieg zerstorte Malteser Jagdschlosschen Weinstetter Hof bei Eschbach wieder aufbauen und glanzvoll ausstatten 1650 war Friedrich auch Komtur von drei Kommenden Hohenrain Mainz und Niederweisel des Malteserordens er war aufgrund seines aufwandigen Lebensstils jedoch nicht in der Lage daraus seinen Lebensunterhalt zu bestreiten Seinem in Hessen Darmstadt regierenden Bruder warf er vor ihm die aus seinem Erbe zustehenden Einkunfte vorzuenthalten Sein Plan durch die Einnahme der Festung Russelsheim seinen Bruder zur Zahlung zu bewegen wurde durch den Mainzer Kurfursten Johann Philipp von Schonborn vereitelt Dessen Vermittler Eberhard Wolf von Todenwarth 1614 1663 gelang es einen Vergleich zwischen den zwei Brudern zu erreichen In Darmstadt wo er sich zur Besiegelung der Versohnung mit seinem Bruder das erste Mal nach zwanzig Jahren wieder aufhielt erreichte ihn die Nachricht dass Papst Innozenz X ihn auf Vorschlag des Kaisers im Konsistorium vom 19 Februar 1652 endlich zum Kardinal erhoben hatte Bis 1655 residierte er dann zunachst in Heitersheim Ab 1655 erhielt er vom Papst die Ernennung zum Kardinaldiakon der Titelkirche Santa Maria in Aquiro In den Folgejahren wechselte er haufig seine Titelkirche zuletzt hatte er seit 1670 Sant Agata de Goti inne 1655 starb Innozenz X und das anschliessende Konklave war fur Friedrich Anlass nach Rom zuruckzukehren Erneut ging sein Lebensstil mit grossem finanziellen Aufwand einher Er bemuhte sich wiederholt zusatzliche Pfrunden und Einkommen zu erlangen indem er sich um eine Reihe von Amtern und Titeln bemuhte Er erhielt jedoch lediglich einige Domherrenstellen ubertragen Seine Ruckreise im Jahre 1659 war nur dadurch moglich dass sein Bruder ihm erneut finanziell aushalf Die nachsten Jahre hielt er sich uberwiegend in seiner Residenz Heitersheim auf Sein Bruder war mittlerweile verstorben aber auch mit dessen Sohn Ludwig VI setzte sich der Kampf um finanzielle Mittel fort nbsp Kardinalswappen als Furstbischof von Breslau nbsp Die Dominsel mit dem Breslauer Dom Die Elisabethkapelle des Doms beherbergt die Grabstatte von Friedrich von Hessen Darmstadt nbsp Grabmal des Bischof Friedrich von Hessen Darmstedt im Breslauer DomErneuter Rom Aufenthalt Bearbeiten Angesichts des absehbaren Todes von Alexander VII begab sich Friedrich Anfang 1666 erneut nach Rom wo er die nachsten 10 Jahre residierte Er erhielt dort immerhin zwei bedeutsame Amter ein Kanonikat am Breslauer Dom und die Ernennung zum Protector Germaniae durch Kaiser Leopold I Als solcher hatte er die Interessen des Kaisers an der Kurie zu vertreten Der Historiker Ulrich Kochli bezeichnete in seinem biografischen Essay uber Friedrich diese Entscheidung als nur schwer nachvollziehbar da der Kardinal bereits wahrend des Pontifikats des Papstes Clemens IX sich im Streit befand Unter anderem stellte er die wenig angemessene Forderung dass samtliche Korrespondenz des Kardinalstaatssekretars an den kaiserlichen Hof in Wien ihm vorgelegt werden musse Wahrend des Pontifikats von Clemens X war er sogar in einen Skandal um Zollvergehen und verbotene Glucksspiele involviert Die Ernennung zum Bischof von Breslau im Jahre 1671 war deshalb wohl auch eine Massnahme um den auch vom kaiserlichen Hof zunehmend vorsichtiger beurteilten Friedrich auf diese Weise von seiner Rolle innerhalb der Kurie zu entbinden Im Februar 1672 erhielt Friedrich die hoheren Weihen auf die er bis dahin durch papstlichen Dispens verzichtet hatte Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er als dynastischer Kardinal sein Amt niederlegen konnen hatte es die Erbnachfolge in Hessen Darmstadt erforderlich gemacht Eine solche Ruckkehr in den weltlichen Stand kam selten vor Kardinalskarrieren wie die seines fruheren Forderers Maurizio di Savoia der wegen eines Friedensschlusses nicht nur sein Kardinalsamt niederlegte sondern anschliessend auch seine 36 Jahre jungere Nichte heiratete sind die Ausnahme Clemens X gestattete Friedrich jedoch zumindest alle seine bis dahin errungenen Pfrunden zu behalten Zum Bischof geweiht wurde Friedrich erst am 5 Februar 1673 da er sich zuerst das fur das Amt notwendige theologische Wissen aneignen musste Nach Breslau begab er sich jedoch erst im Marz 1676 Vorausgegangen war ein erneuter Disput mit dem Papst und dessen Kurienkardinalen insbesondere dem Kardinalstaatssekretar Paluzzo Altieri Als Vermittler in diesem Konflikt wurde unter anderem der fruhere Kardinalnepot Francesco Barberini eingeschaltet Im Laufe dieser Auseinandersetzungen wurde er vom Papst sogar offen zur Abreise nach Breslau aufgefordert Der Aufforderung folgte der als aufbrausend geltende Friedrich erst als man ihm das einkommensreiche Amt des Oberlandeshauptmanns von Schlesien ubertrug und diese Einkunfte an eine strenge Residenzpflicht in Breslau koppelte Als Bischof in Breslau Bearbeiten Als Bischof in Breslau setzte er sich fur die Rekatholisierung Schlesiens ein und bemuhte sich um die Umsetzung der Beschlusse des Trienter Konzils Seine Archidiakonate Breslau Liegnitz Glogau und Oppeln besuchte er zur Durchsetzung dieser Reformen sowohl 1677 als auch 1679 Auch setzte er sich fur Bekampfung der Pest ein die Schlesien im Jahre 1680 heimgesuchte hatte Bereits 1680 waren jedoch Anzeichen eines geistigen Verfalls erkennbar Ab Herbst 1681 verfiel er in eine geistige Umnachtung Am 19 Februar 1682 starb er Seinem Tode folgte eine langwierige Auseinandersetzung um die Begleichung der Schulden die der einem luxuriosen Lebensstil zugeneigte Kardinal hinterlassen hatte Begraben wurde er in der Kapelle der Heiligen Elisabeth im Dom zu Breslau Literatur BearbeitenWolf Dieter Barz Landgraf Friedrich von Hessen und zu Goletta eine markante Personlichkeit und ein markanter Ort in der Geschichte des Malteser Ordens In Zeitschrift des Vereins fur Hessische Geschichte und Landeskunde 1988 Bd 93 S 73 94 Anton Ph Bruck Friedrich Landgraf von Hessen Darmstadt In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 504 Digitalisat Ulrich Kochli Friedrich von Hessen Darmstadt In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 23 Bautz Nordhausen 2004 ISBN 3 88309 155 3 Sp 424 433 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ulrich Kochli Trophae im Glaubenskampf Der Konvertit und Kardinal Friedrich Landgraf von Hessen Darmstadt 1616 1682 In Arne Karsten Hrsg Die Jagd nach dem roten Hut Kardinalskarrieren im barocken Rom Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 525 36277 3 S 186 ff Friedrich Noack Kardinal Friedrich von Hessen Grossprior in Heitersheim In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Neue Folge Bd 41 1928 S 341 386 Lupold von Lehsten Der Kardinal Friedrich Landgraf von Hessen Darmstadt und seine Ahnfrau die Hl Elisabeth In Mehr als Stadt Land Fluss Festschrift fur Ursula Braasch Schwersmann hrsg von Lutz Vogel Ulrich Ritzerfeld Melanie Muller Bering Holger Th Graf und Stefan Aumann Neustadt an der Aisch 2020 S 100 105 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich von Hessen Darmstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hessen Darmstadt O S Io Hieros Friedrich von In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch abgerufen am 16 Oktober 2016 Eintrag zu Friedrich von Hessen Darmstadt 1616 1682 auf catholic hierarchy org abgerufen am 16 Oktober 2016 Hessen Darmstadt Friedrich Landgraf von Hessische Biografie Stand 15 April 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS VorgangerAmtNachfolgerHartmann von der TannGrossprior des deutschen Malteserordens und Furst von Heitersheim 1647 1682Franz von SonnenbergSebastian von RostockFurstbischof von Breslau 1671 1682Karl II von Liechtenstein KastelkornNormdaten Person GND 104366869 lobid OGND AKS VIAF 89011102 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hessen Darmstadt Friedrich vonKURZBESCHREIBUNG Kardinal der romisch katholischen Kirche und Furstbischof von BreslauGEBURTSDATUM 28 Februar 1616GEBURTSORT DarmstadtSTERBEDATUM 19 Februar 1682STERBEORT Breslau Furstentum Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich von Hessen Darmstadt 1616 1682 amp oldid 232587333