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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum weiteren Kardinal selben Namens siehe Francesco Barberini Kardinal 1662 1622 1738 Francesco Barberini 23 September 1597 in Florenz 10 Dezember 1679 in Rom war ein italienischer Kardinal Antiquar und Mazen Er war der Kardinalnepot Papst Urbans VIII Maffeo Barberini Ottavio Leoni Francesco Barberini 1624 nach der Ernennung zum Kardinal durch seinen Onkel Papst Urban VIII Papst Urban VIII Portratgemalde von Pietro da Cortona 1627 forderte die Karriere einer Reihe seiner Verwandten auch die seines Neffen FrancescoKardinalswappen von Francesco Barberini Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Der Prozess gegen Galilei 1 2 Exil in Frankreich 1 3 Ruckkehr nach Rom 2 Forderung von Kunst und Wissenschaft 2 1 Die Bibliothek 2 2 Forderung von Kunst und Musik 2 3 Tapisserie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFrancesco Barberini entstammte der Florentiner Familie der Barberini Sein Vater war Carlo Barberini 1562 1630 der 1594 die ebenfalls einer angesehenen Florentiner Familie entstammende Constanza Magalotti 1575 1644 geheiratet hatte Barberini hatte an der Universitat Pisa studiert und sein Studium im Jahr 1623 mit dem Doktor beider Rechte abgeschlossen Im selben Jahr wurde sein Onkel Maffeo Barberini als Papst Urban VIII gewahlt Francesco wurde von ihm nach Rom berufen noch im Oktober 1623 zum Kardinal erhoben und wenige Jahre darauf zum Erzpriester an der romischen Erzbasilika San Giovanni in Laterano ernannt vor St Peter die ranghochste Kirche Roms und der christlichen Welt Der Papst betraute ihn in der Folge mit verschiedenen Kurienamtern Als Kardinalnepot Urbans VIII hatte er den Status eines Staatssekretars Allerdings stellte sein Onkel dem 26 Jahrigen den erfahrenen Lorenzo Magalotti zu Seite der der Bruder der Mutter Francesco Barberinis war Nachdem Magalotti 1624 gleichfalls den Kardinalshut erhalten hatte war er seinem Neffen ebenburtig Zu einem Konflikt um den grosseren Einfluss innerhalb der Kurie scheint es zwischen den Magalotti und Francesco Barberini nicht gekommen zu sein Anders als viele seiner barocken Zeitgenossen fuhlte Magalotti sich den kirchlichen Gelubden von Armut Keuschheit und Gehorsam verpflichtet und hatte daher kein Interesse daran mit seinem Neffen um den grosseren Einfluss in der Kurie zu kampfen Bereits 1625 bat Magalotti aus gesundheitlichen Grunden um die Entlassung aus seinen Amtern Wenn er als Kardinalstaatssekretar in den nachsten anderthalb Jahren auch noch Einsicht in wichtige Dokumente und Schreiben hatte verlagerte sich der massgebliche Einfluss allmahlich in Richtung zu Francesco Barberini Der Historiker Kochli weist auch darauf hin dass nur die Anwesenheit von Lorenzo Magalotti und des 1624 zum Kardinal erhobenen Papstbruders Antonio Barberini der Jungere innerhalb der Kurie Francesco Barberini es ermoglichte 1625 und 1626 langere Reisen vorzunehmen die den Interessen Papst Urbans VIII dienten 1625 erwarb Francesco Barberini im Auftrag des Papstes den am Quirinal gelegenen Palazzo Sforza um auf dem Grundstuck den Palazzo Barberini alle Quattro Fontane zu errichten der die Macht und den Glanz des Papstes und seiner Familie angemessen reprasentieren sollte Als Architekten beteiligt waren Carlo Maderno Gian Lorenzo Bernini und Francesco Borromini Als Protektor von England Schottland und Irland liess er im Heiligen Jahr 1625 ein Hospiz fur Pilger aus diesen Landern einrichten Im gleichen Jahr nahm er als papstlicher Legat teil an den Verhandlungen zwischen Spanien und Frankreich vertreten durch Kardinal Richelieu uber die Veltlin Frage war aber als Vermittler nicht erfolgreich In der Folge war er weiterhin oft erfolglos im Zusammenhang mit der Aussenpolitik des Papstes tatig So unterstutzte er die papstliche Politik einer territorialen Erweiterung des Kirchenstaates Der von seinem Bruder Taddeo Barberini angezettelte und von Francesco unterstutzte Castrokrieg endete mit einer bosen Niederlage und finanziellen Verlusten Der Kriegszug schadigte das internationale Ansehen des Papstes Der Prozess gegen Galilei Bearbeiten Von 1633 bis zu seinem Tode 1679 ubte Barberini das Amt des Sekretars der Kongregation der romischen und allgemeinen Inquisition aus und war zudem einer der zehn Richter im Prozess gegen Galilei Er war hier Wortfuhrer der Gruppe die fur ein mildes Vorgehen gegen Galilei pladierte 1 1633 gelang es ihm den Generalkommissar Fiorenzuola zu bewegen Galilei aufzusuchen und mit ihm uber einen Kompromiss zu verhandeln Nach dem Vorschlag Barberinis sollte Galilei zugestehen dass er in seinen Dialogen zu weit gegangen sei und gegen papstliche Anordnungen verstossen habe Im Gegenzug sollte das Buch mit einigen Veranderungen gedruckt werden und Galilei vor dem Gefangnis bewahrt bleiben Dieser stimmte dem Kompromiss zu die Mehrheit der Richter lehnte den Vorschlag jedoch ab Er war einer der drei Richter die das Urteil gegen Galilei nicht unterzeichneten die beiden anderen waren Gaspare Borgia und Laudivio Zacchia 2 Nach dem Prozess soll er gesagt haben dass niemand das Recht habe die erhabene sublime Intelligenz Galileis zu ignorieren der in der Zukunft allen denen die die Wahrheit suchen als Fuhrer dienen werde Nach dem Prozess gelang es ihm die Einschliessung Galileis in ein Kloster zu verhindern er stellte ihn stattdessen unter den Schutz des Erzbischofs von Siena Exil in Frankreich Bearbeiten 1644 starb Urban VIII und Giambattista Pamfili bestieg als Innozenz X den Papstthron Der neue Papst ging nach seiner Wahl gegen die Barberini vor die er der schamlosen Bereicherung und der Machtgier anklagte Francesco der noch im November 1645 die Bischofsweihe und das suburbikarische Bistum Sabina empfangen hatte floh 1646 mit seinen Brudern Antonio und Taddeo nach Paris und stellte sich unter den Schutz Kardinal Mazarins Verbindung nach Rom hielten sie uber den aus einfachen Verhaltnissen aufgestiegenen Kardinal Angelo Giori der wahrend des Pontifikats von Urban VIII zu seinen unmittelbarsten Mitarbeitern zahlte und als Dank fur dieses jahrelange Treueverhaltnis in dessen letzten Kardinalserhebung den Kardinalshut erhielt Kardinal Giori stand in standigem Briefkontakt mit Francesco Barberini vertrat die Interessen der Familie in Rom und betrieb auch den Bau von Urbans Grabmal weiter Das Vermogen der Barberini Familie in Rom wurde unter fadenscheinigen Begrundungen beschlagnahmt und sie wurden ihrer kirchlichen Amter enthoben Innozenz verabschiedete sich grundsatzlich von der frankreichfreundlichen Politik seines Vorgangers Daraufhin erhohte Mazarin den Druck gegen den Kirchenstaat und schickte Truppen nach Italien Der Papst musste nachgeben Ruckkehr nach Rom Bearbeiten 1648 durften die Barberini nach Rom zuruckkehren das Vermogen wurde ihnen teilweise zuruckerstattet Nach seiner Ruckkehr schrankte Francesco seine politischen Aktivitaten ein und wendete sich stattdessen der Kunstforderung zu 1652 wurde er Kardinalbischof von Porto e Santa Rufina und Kardinalsubdekan Francesco Barberini kehrte nach dem Tod von Innozenz X 1655 wieder nach Rom zuruck Sowohl unter Clemens IX als auch unter Clemens X hatte Barberini der seit 1666 als Kardinaldekan Ranghochster unter den Kardinalen war eine einflussreiche Rolle innerhalb des Kardinalskollegiums inne In den Auseinandersetzungen um den Kardinal Friedrich von Hessen Darmstadt wahrend des Pontifikats von Clemens X wurde Francesco Barberini der diesen einst forderte und an dessen Ubertritt zur Romisch Katholischen Kirche beteiligt war sogar als Vermittler eingeschaltet Forderung von Kunst und Wissenschaft BearbeitenDie Kunst und Auftragspolitik der Barberini hat das barocke Aussehen Roms entscheidend mitgepragt Ebenso wie Urban VIII war auch Francesco ein grosszugiger und kunstverstandiger Mazen Sein langjahriger Sekretar und Berater war der romische Gelehrte und Antiquar Cassiano dal Pozzo der europaweite Kontakte zu Gelehrten und Kunstsammlern unterhielt Zu Barberinis Gasten zahlten Schriftsteller und Dichter Gelehrte Antiquare und Bibliophile wie Naude Vossius und Heinsius Ferdinando Ughelli John Milton Castelli und andere Er war Mitglied der von Federico Cesi gegrundeten Accademia dei Lincei deren Mitglieder sich dem Studium der Naturwissenschaften widmeten und das Ziel hatten den Wissenschaftsbetrieb effizienter zu organisieren Die Bibliothek Bearbeiten Barberini richtete in seinem Palast eine umfangreiche private Bibliothek ein die spater in die vatikanische Bibliothek eingegliedert wurde Als Bibliothekar stellte er den Hamburger Gelehrten Lucas Holstenius ein den spateren Leiter der vatikanischen Bibliothek Holstenius Nachfolger in der Barberini Bibliothek war der griechische Philosoph und Theologe Leo Allacci Zu seinen Nachlass gehort das Barberini Evangeliar Forderung von Kunst und Musik Bearbeiten Die Kunstsammlung Francescos umfasste Bilder von Poussin Simon Vouet Charles Mellin Valentin de Boulogne Artemisia Gentileschi Pietro da Cortona dem Maler des riesigen Deckenfreskos im Palazzo Barberini sowie Werke des von Barberini sehr geschatzten und geforderten Bernini 1627 malte Poussin fur Francesco Barberini das Bild Tod des Germanicus ein Schlusselbild des europaischen Klassizismus 1674 liess er durch den Mosaikkunstler Orazio Manenti eine Kopie des beruhmten Navicella Bildes von Giotto anfertigen das ursprunglich in der Vorhalle von Alt Sankt Peter angebracht war und nach dem Abbruch der Kirche mehrmals seinen Platz gewechselt hatte Zu den Musikern die von Francesco Barberini gefordert wurden gehorten Virgilio Mazzocchi der Organist und Cembalist Girolamo Frescobaldi der Lautenist Johann Hieronymus Kapsberger und Cherubino Waesich Auch das Theater wurde von ihm unterstutzt indem er im Palazzo Barberini Stucke und Opern auffuhren liess Die erste Oper die fur den Kardinal komponiert und aufgefuhrt wurde war V Mazzocchis Chi soffre speri Karneval 1637 3 Fur seine privaten Konzerte sogenannten accademie hatte der Kardinal auch ein Gamben Ensemble engagiert das war ungewohnlich denn dieses Instrument war zwar in Nordeuropa sehr beliebt aber in Italien zu dieser Zeit nicht besonders in Mode 4 Auch der Musiktheoretiker Giovanni Battista Doni wurde von Francesco Barberini gefordert Doni war zeitweise Sekretar des Kardinals 4 Tapisserie Bearbeiten Schon die Vorganger Urbans VIII hatten erwogen in Rom eine eigene Teppichwirkerei zu errichten Bildteppiche in riesigen Formaten dienten der politischen Propaganda und waren Medium fur die Selbstdarstellung von Konigen und Machthabern 1627 erhielt der Papst vom franzosischen Konig Ludwig XIII vier Bildteppiche als diplomatisches Geschenk Sie stellen die Taten des Kaisers Konstantin dar die Kartons hatte Peter Paul Rubens gezeichnet Das Geschenk war moglicherweise ausschlaggebend fur die Grundung einer Teppichweberei durch Francesco Barberini Ihr erster Auftrag waren jedenfalls vier weitere Teppiche zur Konstantinsgeschichte nach Entwurfen von Pietro da Cortona Ein weiterer wichtiger Auftrag war die Serie Castelli d Europa die fur den Familienpalast bestimmt war und das Haus Barberini mit seinem hervorragenden Mitglied dem Papst verherrlicht Dargestellt werden die Besitzungen der Familie sowie die Schlosser auf denen Francesco Barberini auf seinen diplomatischen Reisen zu Gast war Sichtbar wird in den Teppichen Francescos Absicht sich als Haupt der Familie darzustellen Letzter Auftrag der Werkstatt war eine Folge von zehn Bildteppichen uber das Leben Urbans VIII die ebenfalls fur den Palazzo Barberini bestimmt war Nach dem Tod Francescos wurde die Manufaktur aufgelost die Arbeitsgerate zerstort Die Blutezeit der romischen Tapisseriekunst war beendet Francesco Barberini starb im Alter von 82 Jahren Er wurde in der Patriarchalbasilika San Giovanni in Laterano beigesetzt Literatur BearbeitenAlberto Merola Barberini Francesco In Alberto M Ghisalberti Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 6 Baratteri Bartolozzi Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1964 Ulrich Kochli Verflossener Ruhm verwechselte Gebeine Der vergessene Kardinalstaatssekretar Lorenzo Magalotti In Arne Karsten Hrsg Die Jagd nach dem roten Hut Kardinalskarrieren im barocken Rom Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 525 36277 3 S 140 ff Sebastian Schutze Die Tapisserie Manufaktur Barberini In Jutta Frings Red Barock im Vatikan 1562 1676 Kunst und Kultur im Rom der Papste Bd 2 Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland u a Bonn 2005 ISBN 3 86502 125 5 S 265 269 Weblinks BearbeitenBarberini seniore Francesco In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch Eintrag zu Francesco Barberini Sr auf catholic hierarchy orgEinzelnachweise Bearbeiten The Trial of Galileo Key Figures Zacchia Laudivio In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch abgerufen am 8 Mai 2018 Frederick Hammond italienische Ubersetzung von Roberto Pagano Girolamo Frescobaldi L Epos Palermo 2002 S 150 und 151 a b Frederick Hammond italienische Ubersetzung von Roberto Pagano Girolamo Frescobaldi L Epos Palermo 2002 S 152VorgangerAmtNachfolgerCarlo di Ferdinando de MediciDekan des Kardinalskollegiums 1666 1679Cesare FacchinettiCarlo di Ferdinando de MediciKardinalbischof von Ostia e Velletri 1666 1679Cesare FacchinettiCarlo di Ferdinando de MediciKardinalbischof von Porto e Santa Rufina 1652 1666Marzio GinettiCarlo di Ferdinando de MediciKardinalbischof von Sabina 1645 1652Bernardino SpadaNormdaten Person GND 100013376 lobid OGND AKS LCCN n80104924 VIAF 49275800 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Barberini FrancescoKURZBESCHREIBUNG italienischer Kardinal Antiquar und MazenGEBURTSDATUM 23 September 1597GEBURTSORT FlorenzSTERBEDATUM 10 Dezember 1679STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Francesco Barberini amp oldid 237036143