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Die Flosselhechte Polypteridae Polypteriformes von altgriechisch poly poly deutsch viel und pteron pteron Flugel Flosse auch Flosselfische oder einfach nur Flossler genannt sind eine Familie und Ordnung der Knochenfische Osteichthyes Da sie sich morphologisch stark von allen anderen Knochenfischen unterscheiden werden sie in eine eigene Unterklasse die Cladistia gestellt Die Familie besteht aus zwei Gattungen den eigentlichen Flosselhechten Polypterus und der monotypischen Gattung Erpetoichthys zu der nur der Flosselaal Erpetoichthys calabaricus gehort Fur die europaische Wissenschaft wurden die Flosselhechte wahrend Napoleons Agyptenfeldzug von Etienne Geoffroy Saint Hilaire der die Truppen von 1798 bis 1801 als Wissenschaftler begleitete entdeckt 1 FlosselhechteSenegal Flosselhecht Polypterus senegalus SystematikUnterstamm Wirbeltiere Vertebrata Uberklasse Kiefermauler Gnathostomata Klasse Strahlenflosser Actinopterygii Unterklasse CladistiaOrdnung PolypteriformesFamilie FlosselhechteWissenschaftlicher Name der UnterklasseCladistiaCope 1871Wissenschaftlicher Name der OrdnungPolypteriformesBleeker 1859Wissenschaftlicher Name der FamiliePolypteridaeBonaparte 1838Einige Arten der Flosselhechte werden als ausgefallene Aquarienfische gehalten Fur Evolutionsbiologen und Palaontologen ist die Fischgruppe wichtig da sie als lebendes Muster fur die Morphologie der ursprunglichen Knochenfische dienen kann Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 2 1 Korperpanzer 2 2 Brustflossen 2 3 Schadel 2 4 Lunge 2 5 Sinnesorgane 3 Lebensweise 4 Fortpflanzung 5 Systematik und Evolution 5 1 Aussere Systematik 5 2 Innere Systematik 5 3 Fossilbericht 5 4 Flosselhechte als mogliches rezentes Analogon fur die Vorfahren der Landwirbeltiere 6 Nutzung und Gefahrdung 7 Quellen 7 1 Literatur 7 2 Einzelnachweise 7 3 WeblinksVerbreitung BearbeitenFlosselhechte kommen ausschliesslich in Sussgewassern des tropischen Afrika vor Der Flosselaal lebt in Flussmundungen von Nigeria bis zur Republik Kongo und vertragt auch leichtes Brackwasser Das Verbreitungsgebiet der Flosselhechte beginnt sudlich der Sahara nur im Nil kommt der Nilflosselhecht Polypterus bichir weiter nordlich bis Agypten vor Im Suden endet das Verbreitungsgebiet mit der Sudgrenze des Kongobeckens und erreicht nicht mehr das Stromgebiet des Sambesi In Ostafrika kommen Flosselhechte noch im Victoriasee im Turkana See Tanganjikasee und Rukwasee aber nicht mehr im Malawisee und in zum Indischen Ozean stromenden Flussen vor Merkmale Bearbeiten nbsp Diese historische Zeichnung eines Flosselhechtes aus dem Jahre 1878 zeigt deutlich den Ganoidschuppenpanzer und die namensgebenden Flossel auf dem Rucken Flossler werden 23 5 Zentimeter bis einen Meter lang Ihre Gestalt ist langgestreckt aal oder schlangenahnlich beim Flosselaal Namensgebend ist die aus 5 bis 18 einzelnen hintereinander angeordneten Flosseln Pinnulae bestehende Ruckenflosse Die einzelnen Flossel werden an ihrer Vorderseite jeweils von einem zweispitzigen seitlich mit einer scharfen Kante versehenen Flossenstachel gestutzt der uber ein Loch in seiner vorderen Basis in einem schrag in der Muskulatur sitzenden Flossentrager Pterygiophor verankert ist An der Hinterseite des Flossenstachels befinden sich schrag sitzende aus zusammengewachsenen Knochenschuppen bestehende Lepidotrichen die eine kleine Flossenmembran stutzen 1 Die Flossel konnen durch jeweils einen Muskel aufgerichtet und niedergelegt werden Seitenbeuger fur die Flossel fehlen Bei der weit hinten direkt vor der Schwanzflosse sitzenden Afterflosse sind sie dagegen vorhanden und bei der Paarung notig wenn die Mannchen sie seitwarts zur Geschlechtsoffnung der Weibchen drehen falten und so eine Besamungstasche bilden 2 Das Achsenskelett der Polypteriden ist gut entwickelt Sie verfugen uber verknocherte an beiden Seiten konkave Wirbelkorper nach oben gerichtete Neuralfortsatze Supraneuralia Rippen und zusatzlich dorsal zum Rucken hin gerichtete obere Rippen die mit den Schuppen entlang der Seitenlinie in je einer Gelenkgrube verbunden sind 2 Korperpanzer Bearbeiten Der Korper der Flosselhechte ist von rhombenformigen in schragen Reihen verlaufenden Ganoidschuppen bedeckt die einen geschlossenen Panzer bilden und dem Exoskelett der ursprunglichen Knochenfische entsprechen Plesiomorphie Die Schuppen sind durch Fortsatze und Gelenkgruben miteinander verbunden und bilden Schuppenhalbringe auf der rechten und linken Korperseite die durch Schlussschuppen auf der Mittellinie des Ruckens und des Bauches miteinander verbunden sind Die aufeinander folgenden Schuppenringe sind uberschiebbar Unterhalb der Ganoidschuppen konnen sich noch einzelne oder zu Leisten verbundene Odontoden befinden auf die letztlich auch die Schuppen zuruckgehen Die Kollagenfasern der Haut unterhalb der Schuppen spiegeln in ihrem gekreuzten Verlauf die Anordnung der Ganoidschuppen wider Der Korperpanzer dient dem Schutz schrankt aber die Moglichkeit der Korperkrummung bei der anguilliformen Schwimmweise des Flosselaals ein 3 Die Fortbewegung erfolgt daher ahnlich wie bei den Lippfischen Labridae vorwiegend mittels der Brustflossen also labriform allerdings infolge deren grosserer Komplexitat wesentlich eleganter Brustflossen Bearbeiten nbsp Schultergurtel und Brustflossenskelett von Polypterus bichir nbsp Polypterus weeksii mit abgespreizten auf muskulosen Stielen sitzenden BrustflossenDie Brustflossen der Flossler Brachiopterygien sind facherformig sitzen auf muskulosen kurzen Stielen und ahneln somit denen des Australischen Lungenfischs Neoceratodus forsteri und der Quastenflosser Coelacanthiformes was fruher zu Spekulationen uber eine Zugehorigkeit oder enge Verwandtschaft der Flossler mit den Fleischflossern Sarcopterygii fuhrte Der innere Aufbau sowohl was das Skelett als auch die Muskeln betrifft ist jedoch vollig anders unterscheidet sich allerdings auch stark von dem anderer Strahlenflosser Das Skelett des Brustflossenstiels besteht aus drei verknocherten zum Korper hin gelegene Pterygialia von denen die ausseren stabformig sind und ein mittleres plattenformiges umfassen Die drei Elemente laufen zum Korper hin spitz zu einem einzigen Gelenkkopf zusammen der am Schultergurtel Scapulocoracoid artikuliert und eine starke Beweglichkeit ermoglicht Nach aussen hin verbreitern sie sich facherformig und zwei Reihen von Radialia von denen die inneren stabformig die nach aussen gerichteten kugelformig sind schliessen sich an Die kugelformigen Radialia werden von der Basis der Brustflossenstrahlen umfasst 2 Schadel Bearbeiten Der Schadel der Flossler ist massiv und bildet ein vollstandig geschlossenes Dermatocranium Das Schadeldach besteht aus grossen paarigen Knochenplatten Besonderheiten sind die feste Verbindung des Maxillare mit dem Praeoperculare das Auftreten des Quadratojugale eines zusatzlichen Knochens in der Wangenregion und ein weit nach hinten verschobenes Parasphenoid das den Aortakanal umgibt 1 Oberhalb der Kiemendeckelregion befindet sich eine flexible Zone mit einer Serie kleiner Knochen von denen zwei die Spiracularia in der Verschlussfalte des grossen Spritzloches liegen und aktiv bewegt werden konnen Flosselhechte mussen atmospharische Luft atmen und nehmen diese uber den Mund oder uber die Spritzlocher auf verbrauchte Luft wird uber die Kiemenoffnungen abgegeben Auf der unteren Seite der Kiemenregion fehlen die Branchiostegalstrahlen Stattdessen wird sie durch paarige Kehl Knochenplatten Gularia geschutzt Nach vorne schliesst sich ein flexibler muskuloser Mundboden an der wichtig fur die Luftatmung und den Beutefang durch Saugschnappen ist Die Kieferrander und der vordere Gaumenbereich sind mit konischen spitzen und nach hinten gebogenen Fangzahnen besetzt Auf dem Ectopterygoid einem weiter hinten liegenden Knochen im Gaumendach und auf dem Praearticulare einem Unterkieferknochen schliessen sich stumpfkonische Zahne an Die Beisskraft der Flossler ist hoch Im Kiemenskelett der Flossler sind nur vier Kiemenbogen ausgebildet der letzte unvollstandige Kiemenbogen ist mit Zahnplatten besetzt die dazu dienen die aufgenommene Nahrung in die Speiserohre zu transportieren 2 Der paarige funfte Bogen die Pharyngealia inferiora aller anderen Strahlenflosser fehlt hier also 4 Lunge Bearbeiten Flosselhechte besitzen eine primitive paarige Lunge mit zwei verschieden langen Lungenflugeln die eher als Lungensacke zu bezeichnen sind Der linke Lungensack ist deutlich kurzer was analog zu den Schlangen auf Platzmangel zuruckzufuhren ist Der langere rechte Lungensack kann sich bei einigen Arten innerhalb der Korperhohle uber die Afteroffnung hinaus erstrecken 5 Sowohl bei Polypterus als auch bei Erpetoichthys ist der Durchmesser beider Lungensacke gleich gross bei Letztgenanntem ist der Durchmesser beider Lungensacke aufgrund der schlanken Gestalt des Fisches deutlich geringer Die Lungensacke sind sehr einfach gebaut transluzent und ungekammert Sie weisen lediglich Langsfurchen auf die dicht mit spezialisierten Zellen bestanden sind 5 Die Lunge der Flosselhechte geht embryonal aus einem bauchseitigen ventralen Divertikel des Vorderdarms hervor und bleibt zeitlebens uber den sogenannten Ductus pneumaticus mit dem Verdauungstrakt verbunden 5 6 sodass die Tiere nicht uber eine Luftrohre sondern uber die Speiserohre ein und ausatmen Der uberwiegende Teil der Lunge liegt jedoch ruckenseitig dorsal des Verdauungstraktes Neben der Funktion als Atmungsorgan erfullt die Lunge allerdings auch eine Schwimmblasenfunktion und erlaubt den Fischen mit nur wenigen Flossenschlagen im Wasser zu schweben 7 Sinnesorgane Bearbeiten nbsp Kopf eines Flosselaals mit den rohrenformigen Nasenoffnungen und den schwarzen Poren des SeitenlinienorgansFlosselhechte sind Makrosmaten die sich weitgehend durch ihren Geruchssinn orientieren Ihre rohrenformigen Nasenoffnungen Tentakel fuhren zu einem stark vergrosserten und kompliziert gebauten Riechepithel das eine Oberflache von 3200 mm erreichen kann und unter den Fischen nur mit dem der Aale vergleichbar ist 8 Kopfbewegungen die an ein gezieltes Schnuffeln erinnern sind eine oft beobachtete Verhaltensweise Der Geruchssinn ist fur die Nahrungssuche und das Fortpflanzungsverhalten wichtig Auf dem Rumpf befinden sich drei Seitenlinien die in Gruben in den Schuppen eingesenkt liegen Auf dem Schadel ist das Seitenlinienorgan wie gewohnlich bis auf kurze Grubchenlinien in knocherne Kanale eingeschlossen die sich nur uber Poren nach aussen offnen Ausserdem gibt es auf dem Schadel noch Felder fur die elektrische Orientierung 2 Lebensweise Bearbeiten nbsp Schwimmender FlosselaalFlosselhechte leben vor allem in verkrauteten Uferbereichen stehender und langsam fliessender Gewasser und bei Hochwasser in den Uberschwemmungszonen Tagsuber ruhen sie auf dem Gewassergrund um in der Dammerung und in der Nacht auf Nahrungssuche zu gehen Der Beute nahern sie sich unbemerkt mittels ihrer Brustflossen um dann plotzlich zuzuschnappen und sie unzerkaut zu verschlucken Sie fressen unter anderem Insektenlarven Wurmer Krebstiere kleine Fische und Amphibien 9 Flosselhechte konnen auch in Gewassern mit geringem Sauerstoffgehalt uberleben und das Austrocknen ihres Wohngewassers eingegraben im Schlamm einige Zeit uberdauern 1 Mit den kraftigen Flossenbasen ihrer Brustflossen sind Flosselhechte in der Lage ausserhalb des Wassers zu laufen Dabei setzen sie die Flossen abwechselnd auf wahrend sie den Vorderleib um die jeweils aufgesetzte Flosse um mehr als 90 rotieren woraus eine Art Schlangelgang resultiert der dem von Salamandern und Eidechsen entfernt ahnelt Es wird angenommen dass sich so ahnlich auch die Vorfahren der Landwirbeltiere im Devon auf dem Trockenen bewegt haben siehe unten 10 Als Parasiten der Flosselhechte sind unter anderem Hakensaugwurmer Monogenea 11 und Fadenwurmer Nematoda 12 bekannt Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Jungfisch mit buschelformigen AussenkiemenDas Fortpflanzungsverhalten ist durch Aquarien und muhsame Freilandbeobachtungen erforscht worden Bei der Balz schwimmen die Partner eng aneinandergeschmiegt jagen sich oder das Mannchen stupst das ruhende Weibchen an und streift es mit seiner geschwollenen Afterflosse Auch Luftsprunge sollen vorkommen 9 Die Eier sind relativ gross 2 5 mm O dotterreich und von einer klebrigen mit Haftzotten versehenen Vitellinmembran umgeben Die schlupfenden Dottersacklarven sind wenig entwickelt und hangen mit Hilfe eines Sekrets aus einer Klebedruse an Wasserpflanzen Bei Storungen sind sie allerdings imstande zu fliehen Die weiter entwickelten zur aktiven Nahrungsaufnahme fahigen Larven haben aussere aus dem Kiemendeckel ragende Kiemenbuschel und ahneln den Larven der Schwanzlurche und Lungenfische Sie fuhren ein verstecktes Leben in der Vegetation und auf dem Bodengrund Die ausseren Kiemen bleiben auch bei Jungfischen noch lange erhalten Systematik und Evolution BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Die Flosselhechte Polypteridae sind die einzige Familie der Ordnung Polypteriformes Sie sind eine sehr urtumliche Gruppe der Knochenfische Plesiomorphe Merkmale sind das Spritzloch und der Spiraldarm 13 Die systematische Stellung der Polypteriformes war lange Zeit umstritten Sie wurden wegen ihrer fleischigen Brustflossenstiele oft bei den Fleischflossern Sarcopterygii oder den paraphyletischen Crossopterygii Actinistia Rhipidistia eingeordnet 1 Noch im Jahr 2004 kam eine Gruppe italienischer Wissenschaftler nach einem Vergleich von Fragmenten von Mitochondrien und Kern DNA zu der Schlussfolgerung dass die Polypteriformes zu den Fleischflossern gehoren und die rezente Schwestergruppe der Lungenfische Dipnoi seien 14 eine Auffassung die sich nicht durchsetzen konnte Lange Zeit wurde die Ordnung und wird es in eher konservativen Systematiken bis heute 15 16 zusammen mit den Storartigen Acipenseriformes und einer Reihe von ausgestorbenen Knochenfischgruppen die vom Devon bis zum Unterjura lebten der Unterklasse der Knorpelganoiden Chondrostei zugeordnet In der mit Hilfe kladistischer Methoden ermittelten modernen Systematik bilden sie innerhalb der Klasse der Strahlenflosser Actinopterygii eine eigene Unterklasse die Cladistii bzw Cladistia die Schwestergruppe aller ubrigen rezenten Strahlenflosser ist 1 13 17 18 Die systematische Stellung verdeutlicht folgendes Kladogramm Knochenfische Fleischflosser Sarcopterygii inklusive Landwirbeltiere Tetrapoda Strahlenflosser Cladistia Flosselhechte Polypteriformes Actinopteri alle moderneren Knochenfische Vorlage Klade Wartung StyleDie Scanilepiformes eine ausgestorbene Knochenfischordnung aus der Trias bilden moglicherweise die Schwestergruppe der Flosselhechte 19 Innere Systematik Bearbeiten Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Polypteridae nach Suzuki et al 2010 20 21 Polypteridae Erpetoichthys calabaricus Polypterus P retropinnis P congicus P ansorgii P endlicheri P bichir P mokelembembe P ornatipinnis P weeksii P teugelsi P palmas P senegalus P delhezi P polliVorlage Klade Wartung Style Heute sind 14 Arten anerkannt wobei 13 der Gattung Polypterus zugeordnet werden und eine in die monotypische Gattung Erpetoichthys gestellt wird Letztere der Flosselaal unterscheidet sich von den eigentlichen Flosselhechten Polypterus durch das Fehlen von Bauchflossen und den im Verhaltnis wesentlich schlankeren Korper Eine neue Studie zeigt auf Datenbasis mitochondrialer DNA dass Polypterus retropinnis die Schwesterart zu allen anderen Arten der Gattung Polypterus darstellt 20 21 Eigentliche Flosselhechte Polypterus Lacepede 1803 Ansorges Flosselhecht Polypterus ansorgii Boulenger 1910 Nil Flosselhecht Polypterus bichir Lacepede 1803 Kongoflosselhecht Polypterus congicus Boulenger 1898 Zaire Flosselhecht Polypterus delhezi Boulenger 1899 Endlichers Flosselhecht Polypterus endlicherii Heckel 1847 Mokele Mbembe Flosselhecht Polypterus mokelembembe Schliewen amp Schafer 2006 Schmuck Flosselhecht Polypterus ornatipinnis Boulenger 1902 Palmas Flosselhecht Polypterus palmas Ayres 1850 Polypterus polli Gosse 1988 Polypterus retropinnis Vaillant 1899 Senegal Flosselhecht Polypterus senegalus Cuvier 1829 Teugels Flosselhecht Polypterus teugelsi Britz 2004 Weeks Flosselhecht Polypterus weeksii Boulenger 1898 Erpetoichthys Smith 1865 Flosselaal Erpetoichthys calabaricus Smith 1865 Fossilbericht Bearbeiten Die altesten Fossilien die den Flosselhechten zugeordnet werden stammen aus der untersten Oberkreide Cenomanium von Afrika Es handelt sich uberwiegend um isolierte Flossenstacheln Sie kommen aus der Wadi Milk Formation im Sudan der Bahariya Formation im nordlichen Agypten sowie den Kem Kem Beds in Marokko und lassen sich 17 Arten zuordnen die auf 9 Gattungen entfallen Neben Polypterus 3 Arten sind das die Gattungen Bartschichthys 2 Bawitius 1 Inbecetemia 2 Nagaia 1 Saharichthys 1 Sainthilairia 4 Serenoichthys 1 und Sudania 2 22 23 Bawitius ist nur durch ein einzelnes bezahntes Ectopterygoid und einige Schuppen bekannt Dieses Ectopterygoid ist allerdings etwa funfmal grosser als das heutiger Flosselhechte und muss zu einem sehr grossen Individuum gehort haben 23 Funde aus der hoheren Oberkreide Coniacium Santonium stammen aus dem Ullemmeden Becken im Niger Von dort sind sechs der oben aufgezahlten Gattungen bekannt die ebenfalls nur fragmentarisch erhalten sind In Afrika kommt in noch jungeren Schichten nur noch Polypterus vor Ein besonderer Fund stammt hierbei aus den Anthracotheriiden Schichten spates Miozan des Tschad Der Holotyp der Art Polypterus faraou ist ein faktisch vollstandiges und damit das vollstandigste Exemplar eines fossilen Flosselhechtes das bislang entdeckt worden ist 24 Der Flosselaal hingegen ist ganzlich ohne Fossiluberlieferung Ausserhalb Afrikas sind Flosselhechtfossilien bislang nur in Sudamerika gefunden worden Die Gattungen Dagetella und Latinopollia entstammen der El Molino und Santa Lucia Formation des Maastrichtiums bzw Palaozans von Bolivien Latinopollia ist zudem aus einer Lokalitat in Brasilien bekannt Post palaozane Vorkommen sind bislang nicht entdeckt worden Diese Umstande legen nahe dass Flosselhechte schon vor der Kreidezeit Sussgewasser in weiten Teilen des grossen Sudkontinentes Gondwana besiedelten Nach Offnung und Weitung des Sudatlantiks wurden die afrikanischen von den sudamerikanischen Populationen getrennt Wahrend Flosselhechte in Sudamerika bereits im fruhen Kanozoikum komplett ausstarben uberlebten sie in Afrika bis heute Flosselhechte als mogliches rezentes Analogon fur die Vorfahren der Landwirbeltiere Bearbeiten Flosselhechte sind die primitivsten aller rezenten Strahlenflosser Sie besitzen zahlreiche ursprungliche Merkmale die auch bei den langst ausgestorbenen fischartigen Fleischflossern des Devons vorhanden waren aus denen die fruhesten vierbeinigen Wirbeltiere und damit letztlich alle heutigen Landwirbeltiere Tetrapoda einschliesslich des Menschen hervorgingen siehe Landgang Zu diesen Merkmalen gehoren das fur die Sauerstoffaufnahme aus der Luft geeignete Lungen Schwimmblasen Organ und im Gegensatz zu den rezenten Lungenfischen Brustflossen die fur die Bewegung an Land genutzt werden 10 Zudem wird angenommen dass auch die von Umwelteinflussen abhangige Variabilitat der Ausbildung des Phanotyps wahrend der Individualentwicklung die sogenannte Entwicklungsplastizitat engl developmental plasticity bei den Flosselhechten ahnlich gross ist wie bei den fischartigen Fleischflossern des Devons 10 In einem achtmonatigen Versuch mit juvenilen Senegal Flosselhechten Polypterus senegalus wurde 2014 erstmals eruiert wie sich Flosselhechte korperlich entwickeln wenn man ihnen die Moglichkeit ins Wasser zu gehen vollstandig verwehrt Dabei zeigte sich dass die anfangs hochstens 70 Tage alten Versuchstiere nicht einfach nur uberlebten Stattdessen ging es ihnen in der neuen wenngleich ideal gestalteten Umgebung sogar gut und sie zeigten infolge des fehlenden Auftriebs mit der Zeit eine Reihe korperlicher Anpassungen Die Veranderungen betrafen sowohl die Muskulatur als auch den Knochenbau insbesondere im Bereich der Brustflossen und des Schultergurtels Zudem konnten die Versuchsindividuen signifikant besser auf dem Trockenen laufen als die Individuen der uberwiegend im Wasser gehaltenen Kontrollgruppe 10 Dies erlaubt Ruckschlusse darauf wie die Evolution weitgehend vollaquatischer fischartiger Fleischflosser wie etwa Eusthenopteron uber weniger fischartige Vertreter sogenannte Fischapoden wie etwa Tiktaalik hin zu Tieren mit echten Beinen statt Flossen wie etwa Ichthyostega vor rund 400 Millionen Jahren ihren Anfang genommen haben konnte Der Versuch zeigt wie sowohl die Anatomie als auch das Verhalten von Tieren mit geeigneten korperlichen Voraussetzungen als Reaktion auf entsprechende Umweltveranderungen zu einem gewissen Grad plastisch modifiziert werden Vor 400 Millionen Jahren konnten genetische Mutationen via Selektion solche anfangs jeweils nur auf phanotypischer Plastizitat beruhenden Veranderungen in der betroffenen Population fixiert haben 10 Die evolutionare Abfolge ware demnach nicht zufallige genetische Mutation naturliche Selektion Adaptation in der Population sondern umgekehrt Veranderung der Umweltbedingungen dauerhafte noch nicht genetisch vererbbare phanotypische Adaptation genetische Fixierung genetische Assimilation der phanotypischen Adaptation durch zufallige Mutationen Allerdings widerspricht dieses Szenario den bisherigen Erkenntnissen uber den Ablauf des Landganges der Wirbeltiere wonach Beine und Zehen bereits vor dem Ubergang zu einer terrestrischen Lebensweise entstanden sein sollen 25 Nutzung und Gefahrdung BearbeitenDer Flosselaal und einige Arten der eigentlichen Flosselhechte werden gefangen und als Aquarienfische in wohlhabende Lander importiert In grossen Aquarien sind sie nicht allzu schwer zu halten zeigen sich tagsuber aber kaum und konnen sich gegenuber kleineren Mitbewohnern rauberisch verhalten Die Aquarien sollten versteckreich und nicht allzu stark beleuchtet sein Der Schmuckflosselhecht wird im Aquazoo in Dusseldorf regelmassig nachgezogen 26 Die Arten der Gattung Polypterus sind nach Angaben der IUCN nicht gefahrdet 27 Fur Polypterus teugelsi stehen keine ausreichenden Daten zur Verfugung 28 Der Flosselaal gilt jedoch als gering gefahrdet Sein kustennaher Lebensraum wird durch den Anbau von Olpalmen zunehmend zerstort 29 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Peter Bartsch Cladistia Polypteriformes Brachyopterygii Flosselhechte und Flosselaal S 228 232 in Wilfried Westheide amp Reinhard Rieger Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel und Schadeltiere 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 0307 3 Kurt Fiedler Lehrbuch der Speziellen Zoologie Band II Teil 2 Fische Gustav Fischer Verlag Jena 1991 ISBN 3 334 00339 6 Guillaume Lecointre Herve Le Guyader Biosystematik Alle Organismen im Uberblick Springer Berlin 2005 ISBN 3 540 24037 3 Joseph S Nelson Fishes of the World John Wiley amp Sons 2006 ISBN 0 471 25031 7 Gunther Sterba Susswasserfische der Welt 2 Auflage Urania Leipzig Jena Berlin 1990 ISBN 3 332 00109 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Lecointre amp Guyader Biosystematik 2005 siehe Literatur S 443 444 a b c d e Bartsch Cladistia 2004 siehe Literatur S 230 Bartsch Cladistia 2004 siehe Literatur S 229 Ralf Britz G David Johnson On the homology of the posteriormost gill arch in polypterids Cladistia Actinopterygii Zoological Journal of the Linnean Society Bd 138 Nr 4 2003 S 495 503 doi 10 1046 j 1096 3642 2003 t01 1 00067 x alternativer Volltextzugriff Smithsonian Libraries a b c Jeffrey B Graham Air Breathing Fishes Evolution Diversity and Adaptation Academic Press San Diego CA London 1997 ISBN 0 12 294860 2 S 73 ff A Lechleuthner U Schumacher R D Negele U Welsch Lungs ofPolypterusand Erpetoichthys Journal of Morphology Bd 201 Nr 2 1989 S 161 178 doi 10 1002 jmor 1052010206 Bartsch Cladistia 2004 siehe Literatur S 231 Fiedler Lehrbuch der Speziellen Zoologie 1991 siehe Literatur S 258 a b Sterba Susswasserfische der Welt 1990 siehe Literatur S 22 23 a b c d e Emily M Standen Trina Y Du Hans C E Larsson Developmental plasticity and the origin of tetrapods Nature Bd 513 2014 S 54 58 doi 10 1038 nature13708 siehe dazu auch Noah Baker How fish can learn to walk Land raised bichirs provide insight into evolutionary pressures facing first vertebrates to live on land Nature Video vom 27 August 2014 Kommentar auf englisch Iva Prikrylova Iveta Matejusova Nada Musilova Milan Gelnar Philip D Harris A New Gyrodactylid Monogenea Genus on Gray Bichir Polypterus senegalus Polypteridae from Senegal West Africa The Journal of Parasitology Bd 95 Nr 3 2009 S 555 560 doi 10 1645 GE 1652 1 alternativer Volltextzugriff University of Nebraska Lincoln komplettes Heft Eva Rehulkova Vlastimil Barus Milan Gelnar Two remarkable nematodes from the African reedfishErpetoichthys calabaricus Polypteriformes Polypteridae Helminthologia Vol 42 Nr 3 2005 S 149 153 PDF 2 MB a b Peter Ax Das System der Metazoa III Ein Lehrbuch der phylogenetischen Systematik Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2001 ISBN 3 8274 1179 3 S 181 183 Lucia Rocco Domenico Costagliola Maria Alessandra Morescalchi Vincenzo Stingo A molecular approach to systematics of Polypteriformes among Osteichthyes Italian Journal of Zoology Bd 71 Nr 4 2004 S 347 351 doi 10 1080 11250000409356594 Integrated Taxonomic Information System Chondrostei P Myers R Espinosa C S Parr T Jones G S Hammond T A Dewey Order Polypteriformes The Animal Diversity Web 2008 Nelson Fishes of the World 2006 siehe Literatur S 88 Bartsch Cladistia 2004 siehe Literatur S 228 Sam Giles Guang Hui Xu Thomas J Near Matt Friedman Early members of living fossil lineage imply later origin of modern ray finned fishes Nature 2017 DOI 10 1038 nature23654 a b Dai Suzuki Matthew C Brandley Masayoshi Tokita The mitochondrial phylogeny of an ancient lineage of ray finned fishes Polypteridae with implications for the evolution of 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26 doi 10 1080 02724634 2012 626823 O Otero A Likius P Vignaud M Brunet A new polypterid fish Polypterus faraousp nov Cladistia Polypteridae from the Late Miocene Toros Menalla Chad Zoological Journal of the Linnean Society Bd 146 Nr 2 2006 S 227 237 doi 10 1111 j 1096 3642 2006 00201 x alternativer Volltextzugriff ResearchGate Stephanie E Pierce Jennifer A Clack John R Hutchinson Three dimensional limb joint mobility in the early tetrapod Ichthyostega Nature Bd 486 Nr 7404 2012 S 523 526 doi 10 1038 nature11124 W E Engelmann Zootierhaltung Tiere in menschlicher Obhut Fische Verlag Harri Deutsch Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 8171 1352 8 S 242 243 Polypterus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2014 2 Abgerufen am 28 Oktober 2014 Polypterus teugelsi in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2014 2 Eingestellt von T Moelants 2009 Abgerufen am 28 Oktober 2014 Erpetoichthys calabaricus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2014 2 Eingestellt von P Laleye T Moelants B D Olaosebikan 2009 Abgerufen am 28 Oktober 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Polypteridae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Flosselhechte auf Fishbase org englisch Polypteriformes auf Fishbase org englisch Palaeos Polypteriformes englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 16 Dezember 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flosselhechte amp oldid 226827699