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Ernst Wilhelm Friedrich Philipp von Ruchel 21 Juli 1754 in Ziezeneff 14 Januar 1823 in Haseleu im Landkreis Regenwalde war ein preussischer General der Infanterie Ernst von Ruchel 1754 1823 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Historische Einordnung 3 Wappen 4 Familie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst war der Sohn des preussischen Offiziers und Herrn auf Ziezeneff Adam Georg von Ruchel 1692 1757 und dessen Ehefrau Agnes Auguste Hedwig geborene von Schnell Nach dem Besuch der Kadettenanstalt in Berlin trat er am 1 Marz 1770 als Gefreiterkorporal in das Infanterieregiment von Stojentin Nr 27 in Stendal ein wurde am 29 September 1772 Fahnrich sowie am 26 Dezember 1774 zum Sekondeleutnant befordert Als solcher ernannte ihn Generalleutnant Friedrich Christoph von Saldern 1777 zum Bataillonsadjutanten und er stieg am 30 Marz 1778 zum Generaladjutanten beim Regimentschef von Knobelsdorff auf Wahrend des Bayerischen Erbfolgekrieges 1778 bis 1779 beteiligte er sich am Gefecht bei Gabel und Grumbach Als Schutzling des Generals Friedrich Christoph von Saldern wurde Ruchel 1782 in den Quartiermeisterstab nach Potsdam versetzt wo ihn Konig Friedrich II personlich in Strategie und Taktik unterrichtete Ruchel galt als einer der Lieblingsschuler Friedrichs des Grossen dieser gab ihm zum Studium sein Manuskript der histoire de mon temps und erhielt dazu Erlauterungen und Aufschlusse Im Auftrag des Konigs bereiste er die Schauplatze des siebenjahrigen Krieges und erstellte ein memoire raisonne Auch deshalb ubertrug ihm Konig Friedrich Wilhelm II 1790 die Reform des Militarbildungswesens der ihn zuvor zum Major beforderte und die Inspektion der Militar Erziehungsanstalten ubertrug Durch philanthropische Grundsatze beeinflusst reorganisierte Ruchel die Militarakademie indem er unter anderem neue Lehrplane einfuhrte und angesehene Fachleute Erman Ancillon fur den Unterricht gewann Das Kadettenkorps gestaltete er von einer Versorgungs in eine Bildungsanstalt um die trotz Scharnhorsts Reformen bis ins 20 Jahrhundert neben Fachwissen auch adeligen Kastengeist vermittelte Ruchel fuhrte daruber hinaus Invalidenkompanien eine Offizierswitwenkasse und Erziehungsgeld fur Soldatenkinder ein 1790 ubertrug ihm der Konig den Auftrag die Schlesische Armee in kurzester Zeit in den Kriegszustand zu versetzen hierfur erhielt er anschliessend das Patent als Quartiermeister und wurde im darauffolgenden Jahr zum Flugeladjutanten des Konigs ernannt Im Ersten Koalitionskrieg schickte ihn der Konig als Militargesandten zum hessischen Truppenkorps Als die Hessen ihre Winterquartiere bezogen bekam er vom Konig den Auftrag Koblenz und die Festung Ehrenbreitstein die vom franzosischen General Adam Philippe de Custine bedroht wurden zu schutzen Nach der Erfullung des Auftrages erfolgte die Beforderung zum Oberstleutnant und er erhielt hierfur den hessischen Lowenorden Spater sicherte er 1792 den Ruckzug der Hauptarmee aus der Champagne leitete den Sturm auf Frankfurt am Main kommandierte wahrend der Belagerung von Mainz ein gemischtes Korps an der sog Mainspitze als Kommandeur des III Bat Garde Vorgesetzter von Friedrich Christian Laukhard und Heinrich von Kleist befehligte zeitweise die Blockade Landaus und siegte in mehreren Gefechten hierfur wurde er zum Oberst befordert und er erhielt die Amtshauptmannschaft uber Reez und Marienwalde in der Neumark Bekannt wurde er aber schon 1792 durch die Eilmarsche mit denen er wahrend des preussischen Ruckzugs aus Frankreich den Franzosen unter Adam Philippe de Custine bei der Besetzung von Koblenz zuvorkam Nach der Eroberung von Mainz an der er einen wesentlichen Anteil hatte erfolgte seine Beforderung zum Generalmajor Wahrend eines Gefechts bei Oggersheim am 2 Januar 1794 wurde er von General Francois Joseph Lefebvre angegriffen hierbei zog sich ein preussisches Bataillon durch ein falsches Zeichen zuruck Nachdem er den Irrtum bemerkte sprang er vom Pferd stellte sich vor das Bataillon und fuhrte es mit solcher Wucht dass die Franzosen nach Oggersheim zuruckgeworfen wurden hierfur erhielt er den Roten Adlerorden Gemeinsam mit seinem Duzfreund Gebhard Leberecht von Blucher zahlte Ruchel fortan in der Offentlichkeit zu den bekanntesten Fuhrern des preussischen Heeres Zudem ubernahm er diplomatische Aufgaben an den Hofen in Mannheim Darmstadt und Kassel spater auch bei Zar Paul I in Sankt Petersburg Nach dem Frieden von Basel entwickelte Ruchel den ersten Flottenplan der preussischen Geschichte 1797 ernannte ihn Friedrich Wilhelm III zum Inspekteur samtlicher Militarbildungsanstalten Chef der Potsdamer Inspektion und Kommandeur des Regiments Garde Vorgesetzter von Heinrich von Kleist sowie von Ernst von Pfuel spater preussischer Ministerprasident und Kriegsminister Wie viele andere preussische Offiziere schloss sich auch Ruchel der Freimaurerei an Die von seinem Regimentschef Alexander von Knobelsdorff gefuhrte Stendaler Loge Zur goldenen Krone hat ihn 1782 aufgenommen Nach seiner Versetzung in die konigliche Suite wechselte Ruchel zur Potsdamer Loge Minerva die ihn 1801 zu ihrem Logenmeister wahlte Er gehorte mehreren Logen als Ehrenmitglied an darunter auch der Berliner Royal York zur Freundschaft Ruchels Instruktionen fur die Finanzreform und fur die Militar Organisations Kommission stellten bis 1806 innen wie militarpolitische Weichen Mit der Militarischen Gesellschaft gegrundet vor allem durch ihren Direktor Scharnhorst leitete er als Prases einen Verein gelehrter Offiziere dem unter anderen Scharnhorst Boyen und Clausewitz angehorten Ruchel befehligte die Potsdamer Grossmanover und forderte Knesebeck Muffling Yorck und Gneisenau Ernennung Gneisenaus zum Kommandanten von Kolberg 1805 wurde er Chef des Infanterieregiments No 2 und schloss sich der Kriegspartei an die mit Prinz Louis Ferdinand von Preussen zum Kampf gegen Napoleon drangte Preussens Mobilmachung verhinderte 1806 die von Ruchel geplante Aufstellung einer Landmiliz Ostlich von Kapellendorf auf jenem Gelande dessen Eckpunkte heute ungefahr die Wegmarken Kriegerdenkmalturm Grossromstedt Kotschau bilden verlor er am 14 Oktober 1806 das letzte Teilgefecht der Schlacht bei Jena Sein spates Eintreffen auf dem Schlachtfeld wurde ihm nachher von seinen Feinden insbesondere von dem selbst in die Kritik geratenen Generalquartiermeister der Teilarmee des Fursten Hohenlohe Oberst Christian von Massenbach offentlich zum Vorwurf gemacht Der Generalleutnant von Ruchel Weg erinnert heute an den letzten Marsch der Teilarmee Ruchels vom Webicht in Weimar nach Kapellendorf Ruchel floh verwundet uber Stettin nach Konigsberg ubernahm dort das Amt des Generalgouverneurs entwarf Plane fur einen Volksaufstand forderte das Freikorps Marwitz entwickelte eine enge Beziehung zur Konigin Luise von Preussen und leitete die Hartungsche Zeitung Entlassung Fichtes als Zensor Im Ringen um die Verantwortlichkeit der Minister unterstutzte er Hardenberg und Stein durch mundliche wie schriftliche Stellungnahmen beim Konig Auf Druck Napoleons entlassen besuchte Ruchel 1809 inkognito den durch Napoleon abgesetzten Kurfursten Wilhelm I von Hessen Kassel ehemals Landgraf Wilhelm IX von Hessen Kassel in dessen Prager Exil um finanzielle Unterstutzung fur einen Volksaufstand zu erbitten Obwohl Ruchel zunachst Hardenbergs Rigaer und Steins Nassauer Denkschrift gebilligt hatte widersetzte er sich 1810 dem Finanzedikt das Steuervorrechte des Adels beseitigte Als Preussen 1813 den Befreiungskrieg begann verweigerte ihm der preussische Konig ein Kommando wohl aus Misstrauen wegen Ruchels Verbindung zum Rebellenfuhrer von Schill eine Tochter Ruchels war 1809 mit Schill verlobt gewesen hauptsachlich aber weil er Ruchels dominante Personlichkeit nicht schatzte zudem der General seit 1807 inaktiv gewesen war und daher die reorganisierte preussische Armee und das neue taktische System nur vom Horensagen kannte Da Ruchel dienstalter als Blucher war hatte er in einer hoheren Position verwendet werden mussen Eine untergeordnete Stellung die Ruchel sich stattdessen erbat kam fur den Konig nicht in Frage da dies dem Status eines Generals der Infanterie nicht entsprochen hatte Die letzten Jahre verbrachte Ruchel abgeschieden auf Gut Haseleu in Pommern Dort leistete ihm neben seiner Familie meist nur der junge Numismatiker Heinrich Bolzenthal Gesellschaft spater Mitbegrunder der Staatlichen Museen zu Berlin sowie Direktor der Munz und Medaillensammlung Bolzenthal war 1819 einer Einladung des Generals gefolgt lebte bis 1821 auf Ruchels Rittergut und konnte in diesen Jahren seine Studien ungestort fortsetzen Ernst Wilhelm Friedrich von Ruchel starb am 14 Januar 1823 auf Haseleu Nach seinem Tod widmete ihm Fouque mit Ruchel personlich bekannt eine Biographie Historische Einordnung BearbeitenRuchel galt als Meisterschuler Friedrichs des Grossen sowie als Kronwachter friderizianischer Uberlieferung Tatsachlich war er von 1797 bis 1806 neben Mollendorff und dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig der uberragende Vertreter der preussischen Armee Einige Zeitgenossen bewunderten ihn als Preussens Napoleon andere wie etwa Clausewitz charakterisierten ihn als eine aus lauter Preussentum gezogene konzentrierte Saure Mit Recht hielt ihn die Mehrheit fur einen konservativen adelsstolzen Burgerfeind lastete Ruchel aber zu einseitig die angebliche Erstarrung des Heeres an Zwar verteidigte er Vorrechte des Adels und verzogerte wichtige Neuerungen z B durch den Streit mit Scharnhorst in der Militarischen Gesellschaft um die Einfuhrung der Divisionsgliederung trug aber zugleich auch dazu bei die preussische Armee fur das Gedankengut der Aufklarung zu offnen Die nachhaltigsten Wirkungen entfalteten Ruchels Sozialreformen Aufstellung der Invalidenkompanien Grundung der Offizierswitwenkasse Einfuhrung des Kindergeldes fur Soldatenfrauen und vor allem die Erneuerung des preussischen Militarbildungswesens das sich trotz der durch Scharnhorst in die Wege geleiteten Heeresreform vor allem dank Ruchels Reorganisation zu einer Insel altpreussischer konservativer standisch gepragter Uberlieferung entwickeln konnte Ruchels Wirken sowie seine Personlichkeit reprasentieren eindringlich manche Schwache aber auch die Starken des altpreussischen spatfriderizianischen Heeres Wappen BearbeitenSchild Quergeteilt oben auf Blau eine weisse Lilie unten von Blau und Rot geschacht Helm drei grune Kleeblatter auf langen Stielen Decke weiss und rot 1 Familie BearbeitenEr war zweimal verheiratet Seine erste Frau wurde 1786 Karoline Henriette von Arnstedt 1786 Sie war Hofdame ihr Vater war Christian Heinrich Wilhelm von Arnstedt 1713 1785 preussischer Oberst und Hofmeister des Prinzen und spateren Konigs Friedrich Wilhelm II Ihre Mutter war Albertine Henriette Karoline Freiin von Geuder genannt Rabensteiner 1725 1803 Ruchels Frau starb nur acht Tage nach ihrer Hochzeit 1788 heiratete er im Jahr 1788 Philippine Johanna Elisabeth von Ernsthausen 31 Oktober 1768 13 Oktober 1828 2 Sie war die Tochter des Ober Finanzrats und Prases des Ober Sanitats Kollegiums Viktor Tobias Ernst von Ernsthausen 1730 1807 und dessen Frau Johanna Amalie Breitsprach 1749 5 April 1818 3 Aus dieser Ehe sind zwei Tochter bekannt Elisabeth Elise 29 Oktober 1789 1 November 1816 Julius Friedrich Gottlob von Flemming Haus Boeck 4 1 Mai 1783 19 April 1858 preussischer Major Sie war zuvor mit Ferdinand von Schill verlobt Caroline Friederike Sophie Adelheid Albertine 30 Dezember 1790 11 Februar 1831 5 Jakob Friedrich von Ruchel Kleist 1778 1848 Gouverneur von Danzig Literatur BearbeitenOlaf Jessen Ruchel Ernst von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 206 f Digitalisat Bernhard von Poten Ruchel Ernst von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 29 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 434 438 Friedrich Buchholz Christian Karl August Ludwig von Massenbach Johann Wilhelm Lombard Gallerie preussischer Charaktere Aus der Franzosischen Handschrift ubersetzt Germanien d i Sander Berlin 1808 S 134 174 Digitalisat Ernst Philipp Friedrich Wilhelm von Ruchel in Neuer Nekrolog der Deutschen 1 Jahrgang 1 Heft Ilmenau 1824 S 45 55 Digitalisat Friedrich de La Motte Fouque Ernst Friedrich Wilhelm Philipp von Ruchel Koniglich Preussischer General der Infanterie Militairische Biographie Theil 1 Digitalisat Theil 2 Digitalisat Maurer Berlin 1826 Kurt von Priesdorff Soldatisches Fuhrertum Band 2 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg o O Hamburg o J 1937 DNB 367632772 S 391 398 Nr 878 Olaf Jessen Mars mit Zopf Aufstieg und Fall des Ernst von Ruchel 1754 1823 Ein Ausblick In Militar und Gesellschaft in der Fruhen Neuzeit Bulletin Nr 3 1999 S 11 Digitalisat Olaf Jessen Preussens Napoleon Ernst von Ruchel 1754 1823 Krieg im Zeitalter der Vernunft Schoningh Paderborn 2007 ISBN 3 506 75699 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst von Ruchel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Abbildung aus Pommersches Wappenbuch Gezeichnet und mit Beschreibung der Wappen und historischen Nachweisen versehen von Julius Theodor Bagmihl Bd 4 1854 Tafel XXXV KommentarEinzelnachweise Bearbeiten J Siebmacher s grosses und allgemeines Wappenbuch VI Band 9 Abteilung Ausgestorbener Preussischer Adel Provinz Pommern Nurnberg 1894 Tafel 50 S 81 Kurt von Priesdorff Soldatisches Fuhrertum Bd 2 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1937 S 393 Berlinische Nachrichten von Staats und gelehrten Sachen Nr 45 14 April 1818 Beilage Web Ressource Rolf Straubel Grundbesitz und Militardienst Kurzbiographien pommerscher Offiziere 1705 1806 Teil I Biographien Bohlau Verlag Wien Koln 2021 S 199 Geschichte des Geschlechts von Kleist Muttrin Damensche Linie Normdaten Person GND 117598623 lobid OGND AKS LCCN n2007019849 VIAF 77097642 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ruchel Ernst vonALTERNATIVNAMEN Ruchel Ernst Wilhelm Friedrich Philipp vonKURZBESCHREIBUNG preussischer General der InfanterieGEBURTSDATUM 21 Juli 1754GEBURTSORT ZiezeneffSTERBEDATUM 14 Januar 1823STERBEORT Haseleu Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst von Ruchel amp oldid 231462426