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Dieser Artikel beschreibt den Inhalt der Werke von Bruno Frank Bruno und Liesl Frank mit ihren drei schwarzen Pudeln 1924 1929 Fotografiert von Alexander Binder Inhaltsverzeichnis 1 Ah le miserable Novelle 1914 2 Aus der goldnen Schale Gedichte 1905 3 Bibikoff Schauspiel 1918 4 Bigram Novelle 1921 5 Blutsprufung Erzahlung 1934 6 Chamfort erzahlt seinen Tod Romanfragment 1945 7 Das Bose Novelle 1911 8 Das Goldbergwerk Novelle 1914 9 Die treue Magd Schauspiel 1916 10 Die Schwestern und der Fremde Schauspiel 1918 11 Die Trosterin Schauspiel 1919 12 Das Haar Novelle 1921 13 Das Weib auf dem Tiere Schauspiel 1921 14 Der Brautigam Novelle 1920 15 Der Englander Novelle 1924 16 Der General und das Gold Schauspiel 1932 17 Der Glucksfall Novelle 1910 18 Der Goldene Novelle 1921 19 Der Himmel der Enttauschten Novelle 1920 20 Der Kaiser Erzahlung 1921 21 Der Magier Novelle 1929 22 Der Marschall Novelle 1916 23 Der Papagei Novelle 1909 24 Der Schatten Novelle 1916 25 Der Stolz des Privatdozenten Kaiser Novelle 1908 26 Die Melodie Novelle 1911 27 Die Monduhr Erzahlung 1933 28 Die Mutter einer ganzen Stadt Novelle 1910 29 Die Tat Novelle 1921 30 Die Unbekannte Novelle 1921 31 Die verbotene Stadt Schauspiel 1940 32 Ein Abenteuer in Venedig Novelle 1911 33 Ein Konzert Novelle 1927 34 Frau Ethel Redgrave Novelle 1914 35 Friedrich der Grosse als Mensch Quellensammlung 1926 36 Gesprach auf der Altane Erzahlung 1922 37 Hochbahnfahrt Novelle 1924 38 Honour thy Father and thy Mother Erzahlung 1943 39 Koptisch muss sein Erzahlung 1923 40 La Buena Sombra Novelle 1916 41 Leidenschaften Novelle 1914 42 Luge als Staatsprinzip Essay 1939 43 Nina Komodie 1931 44 P Q der Kritiker Erzahlung 1914 45 Pantomime Novelle 1910 46 Perlenkomodie Schauspiel 1929 47 Politische Novelle Novelle 1928 48 Requiem Gedichte 1913 49 Schwager Kronos Novelle 1916 50 Sechzehntausend Francs Novelle 1940 51 Strophen im Krieg Gedichte 1915 52 Tage des Konigs Erzahlung 1924 53 The suitcase Novelle 1943 54 Literatur 55 Fussnoten Ah le miserable Novelle 1914 Bearbeiten nbsp Charles de Gaulle und Konrad Adenauer 1963 in BonnDie Novelle erschien im Mai 1914 einige Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in der antinationalistischen und pazifistischen Zeitschrift Das Forum Umfang 5 Seiten Der Ich Erzahler steigt nach einer Schiffsfahrt in Barcelona in den Zug um heim nach Deutschland zu reisen Es gibt Stunden in denen Missmut die Beschaftigung mit dem eigenen Ich unratsam macht In dieser Stimmung wunscht sich der Erzahler dringend etwas Lesbares herbei An einem Bahnhof noch in Spanien ersteht er verzweifelt das einzige Buchlein das er auf Franzosisch kriegen kann Der sehr beruhmte Autor des illustrierten Schmokers ist Mitglied der Academie Francaise Er schildert eine Episode in der ein hoher franzosischer Offizier seinen Sohn auf ein elsassisches Schlachtfeld des Deutsch Franzosischen Kriegs fuhrt Sie beobachten deutsche Soldaten beim Manover und der Offizier ergeht sich in hasserfullten Tiraden uber die Deutschen On distingue deja les faces bestiales machoires de dogue poils roux sous les yeux verts 1 Der Reisende legt die Hassschrift verbittert beiseite So also schreibt unter entwickelten unter hocherzogenen Menschen ein Autor den sie fur unverganglich erklart haben und zehntausenderweise wird dergleichen heute in ein europaisches Volk geschleudert Er kommt mit einem zugestiegenen Franzosen in ein anregendes Gesprach und als die Sprache auf seine Lekture kommt sagt dieser leise durch die Zahne Ah le miserable 2 Dem frankophilen Bruno Frank war die Aussohnung zwischen Deutschland und Frankreich zeitlebens ein Herzensanliegen Ausfuhrlich befasste er sich mit diesem Thema 1928 in der Politischen Novelle und 1940 in der Erzahlung Sechzehntausend Francs Aus der goldnen Schale Gedichte 1905 Bearbeiten Hauptartikel Aus der goldnen Schale Bibikoff Schauspiel 1918 Bearbeiten Hauptartikel Bibikoff Bigram Novelle 1921 Bearbeiten nbsp Hundemeute Jagdhunde im Stall von Carl Rudolf HuberDie Novelle erschien erstmals 1921 in dem Sammelband Bigram Neue Erzahlungen im Musarion Verlag in Munchen 3 Umfang 38 Seiten Abschnitte 1 8 Paul Bigram jungster Sohn eines Kaufmanns wohnt auch nach dem Tod des Vaters mit seiner Mutter zusammen mit der ihn eine sehr innige Beziehung verbindet Er verweigert sich dem tatigen Leben 4 und seine Mutter hatte schon recht man redete uber ihn Nichts ist ja der heutigen Gesellschaft unfassbarer als dass ein Mensch der nicht in einer goldenen und nicht in einer kronengeschmuckten Wiege gelegen hat dennoch darauf verzichtet sein Leben im Erwerb oder im Ehrgeiz draufgehen zu lassen Dass einem das Leben selbst das blosse Dasein wichtiger sein konnte als der Gewinn seiner Mittel ist eine monstrose Vorstellung Nach dem Tod der Mutter fuhrt er ein Leben des pflichtenlosen Genusses Er bereist vier Jahre lang die halbe Welt Zwar besitzt er kunstlerische Anlagen halt sie aber fur nicht hervorragend genug um sie auszubilden und schliesslich doch nur ein Kunstler des Mittelmasses zu werden Von lebensheiterem Naturell ist er zu uneitel fur die Kunst 5 Sobald seine ererbten Mittel zur Neige gehen zieht er sich auf die Insel Bornholm zuruck um dort eine angesehene Doggenzucht aufzubauen von deren Ertragen er leben kann Neben seinen Hunden gibt er sich vollkommen zweckfrei dem Studium der Welt hin und liest ein vermeintlicher Sonderling der ein gluckliches Leben fuhrt 6 und verschmitzt einem Welpen aus den Schriften Carl von Linnes das Kapitel uber den Hund vorliest In den drei letzten Abschnitten halt sich der Berliner Arzt Alexander Ruge mit seiner Freundin zu einem kurzen Ferienaufenthalt auf Bornholm auf Sie lernen zufallig Paul Bigram kennen dessen Lebensfuhrung sie in Erstaunen versetzt und zur Bewunderung herausfordert Paul Bigrams Lebensentwurf tragt Zuge von Franks eigener Existenz 7 Auch er kam aus gesicherten Verhaltnissen ohne sich darauf auszuruhen Man stelle sich Bruno Frank vor der ebenso heiter und uneitel in Gesellschaft einer Dogge und eines Pudels lebend in den Jahren seiner Feldafinger Eremitage nur kleine Arbeiten veroffentlichte aber Plane fur die grosseren Werke der folgenden Jahre sponn eine Prosa in der das autobiographische Element bald in den Hintergrund trat 8 Die beiden letzten Abschnitte der Novelle widmet Bruno Frank zum grossen Teil Paul Bigrams Doggen und seiner Zucht Man merkt dass hier ein Hundefreund spricht Die Erzahlung Gesprach auf der Altane vereint Alexander Ruge und Paul Bigram wieder in Berlin zu einem Gesprach uber die Probleme kunstlerischen Schaffens Auch der Maler Stefan Mulzer mit dem sich Bigram auf seinen Reisen schon kurz uber diese Problematik unterhalten hatte kommt zu dem Gesprach auf der Altane hinzu Blutsprufung Erzahlung 1934 BearbeitenDie Erzahlung erschien erstmals 1934 in Cervantes Ein Roman im Querido Verlag einem Exilverlag in Amsterdam 9 und wurde 1935 in der Tarnschrift Deutsch fur Deutsche abgedruckt die in der Miniatur Bibliothek des Verlages fur Kunst und Wissenschaft Albert Otto Paul in Leipzig erschien 10 Unter dem Umschlag dieses Lehrbuchleins fur besseren Ausdruck in der eigenen Muttersprache verbarg sich das Deutsch die deutsche Literatur das von den Nazis verbrannt und verboten worden war Theo Pinkus im Nachwort zu dem Nachdruck von 1978 Umfang 5 Seiten nbsp Poitou Esel von Thomas von Nathusius um 1900Bereits 1930 wenige Jahre vor der Machtubernahme hatte Frank in seiner Komodie Sturm im Wasserglas den Rassenwahn der Nationalsozialisten in einer Rassehundparabel der Lacherlichkeit preisgegeben In der Erzahlung Blutsprufung einer kurzen Einlage in seinem Roman Cervantes prasentiert er das Marchen Des Kaisers neue Kleider in neuem Gewand Cervantes wohnt der Theatervorstellung eines durch und durch unfahigen Autors bei der das Publikum mit todlicher Langeweile qualt Eines der beliebten weil ublicherweise unterhaltsamen Zwischenspiele hat sich Cervantes ausgedacht Ein Schmierendirektor ohne Truppe ohne Kostume ohne Kulissen verspricht den Zuschauern eine Vorstellung voll der rarsten Wunder Aber nur der werde seine Freude daran haben der wirklich ganz rassenrein ist Maurenabkommlinge Judenstammlinge die sehen nichts Die Angst unter den Honoratioren ist naturgemass gross denn wer schon konnte sich in dem spanischen Schmelztiegel eines reinen Stammbaums erfreuen Der Direktor fuhrt den biblischen Simson vor wie er die Saulen des Tempels einreisst zaubert einen wutigen Ochsen herbei der alle in Angst und Schrecken versetzt usw usf Und alle geben vor zu sehen was nicht zu sehen ist Zuletzt tritt ein tatsachlicher Offizier auf der Quartier fur seine Soldaten sucht Die Zuschauer sind ganz ausgelassen vor Rassengluck und treiben ihren Spass mit ihm bis die ganze reinblutige Gesellschaft ihre Prugel bezieht Das Publikum im Theater bricht in Jubelgeschrei und Bravogelachter aus Auf den vornehmen Platzen verhielt man sich zuruckhaltend und verstimmt Vor dem Theater trifft Cervantes den Darsteller des Schmierendirektors Sie singen zusammen ein schlichtes Liedchen soeben erfunden Rassenrein rassenrein will heut jeder Esel sein Chamfort erzahlt seinen Tod Romanfragment 1945 Bearbeiten nbsp Nicolas ChamfortDas Romanfragment erschien erstmals in der Zeitschrift Die neue Rundschau Sonderausgabe zu Thomas Manns 70 Geburtstag am 6 Juni 1945 vierzehn Tage vor Bruno Franks Tod Danach wurde es 1957 in dem Auswahlband Ausgewahlte Werke Prosa Gedichte Schauspiele im Rowohlt Verlag in Hamburg veroffentlicht 11 Umfang 6 Seiten Das Fragment ist das erste Kapitel eines geplanten Romans uber den franzosischen Schriftsteller und Direktor der Nationalbibliothek Nicolas Chamfort ein Mann zweier Zeitalter der die Aufklarung und die franzosische Revolution erlebte In einer Vorbemerkung bezeichnet Bruno Frank das geplante Werk als eine Autobiographie von Chamfort die er nie geschrieben hat Nach einem missgluckten Suizidversuch mit dem er sich der Verhaftung durch das Revolutionsregime entziehen wollte wird Chamfort unter Hausarrest gestellt Ein Arztekollegium ist bemuht seine schweren Verletzungen zu kurieren Er jedoch ist sich am Vorabend des Jahrs 1794 sicher dass das kommende Jahr sein letztes sein wird Er steht unter Aufsicht eines Gendarmen der sich liebend um ihn bemuht Eine Nichte seines Lebens oder Ablebensgefahrten soll ihm bei der Niederschrift seiner Erinnerungen zur Hand gehen Eigentlich hatte der uneitle Autor nicht die Absicht den Versuchen meines funfzigjahrigen Daseins wahrend meiner kurzen Zusatzfrist noch neue hinzuzufugen Und am wenigsten kam es mir in den Sinn uber dies Dasein selbst das ich als wertlos und fruchtlos ansah als verschwendet verzettelt verwirkt und vertan Aufzeichnungen zu hinterlassen Ein sehr guter Freund versichert ihm aber nicht vollig werde meine Spur vergehen Wenn dies zutrifft uberlegt er konnte es einen Nachgeborenen vielleicht interessieren etwas uber die bruchige Existenz des Autors zu erfahren Drei oder vier Monate so glaubt er mussten zur Abrundung eines gedrangten Lebensberichts genugen Reisst aber der Faden vorzeitig ab bricht ein Blutgefass ein oder ruhrt sich die Bleikugel die irgendwo in meinem Kopfe steckt so bleibt eben von einer durchaus fragmentarischen Existenz ein Fragment mehr zuruck und mag sich verlieren Das erste Kapitel der geplanten Autobiographie das zugleich das letzte blieb und das Leben Bruno Franks als Schriftsteller beendete schliesst mit den Worten Und so zwischen Sterben und Tod im offenen Grab sitzend gewissermassen erstatte ich meinen Bericht Am 23 November 1943 schrieb Bruno Frank seinem Verleger Fritz H Landshoff dem Leiter des Querido Verlags uber sein geplantes neues Werk Ich bereite was Neues vor und will Dir sagen was es ist Ein sehr ehrgeiziger Plan Eine grosse ausgreifende Erzahlung aus der Zeit der Restauration etwa die Zeit des jungen Balzac Das ist eine hochst merkwurdige Periode die zu der unsern viele Parallelen aufweist Alle Elemente aus denen sich die Geschichte der neueren Welt zusammensetzt stossen da auf engem Raum zusammen der Feudalismus sterbend in den letzten Bourbonen das Grossburgertum die Bank die durch ihre Exponenten Laffitte und Casimir Perier die Revolution von 1830 zum Scheitern bringt und sich in Louis Philippe ihr Instrument schafft und das europaische Proletariat dieser fruhindustriellen Epoche das in den furchtbaren Aufstanden in Lyon zum ersten Mal bewusst demonstriert 12 Das Fragment liegt auch als Horbuch CD vor Hans Joachim Schadlich liest Bruno Frank Chamfort erzahlt seinen Tod Fragment eines Romans 13 Das Bose Novelle 1911 Bearbeiten Hauptartikel Das Bose Bruno Frank Umfang 12 Seiten Der junge Herr Antonio schlendert frohlich durch die Gassen von Florenz Er begegnet einem heruntergekommenen Menschen der im Laufen einen kleinen Hund fortwahrend brutal gegen die Mauer schlagt Nach einigem Zogern verfolgt er den Tierqualer der unter einem Torbogen dem Hund ein gluhendes Eisen ins Auge stosst Antonio erlost die gequalte Kreatur durch einen Schuss aus seinem Revolver Ergriffen von Hass und Rachegelust sinnt er nach einer Bestrafung des Unmenschen Der Tod ware eine zu milde Strafe man musste ihn qualen wie er den Hund gequalt hat Aber das hiesse ein Verbrechen durch ein Verbrechen zu suhnen In vermeintlicher Ausweglosigkeit und nach hartem innerem Kampf erschiesst er sich selbst Das Goldbergwerk Novelle 1914 Bearbeiten nbsp Die Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Simplicissimus unter dem Titel Kuxe Kuxe am 22 Marz 1914 Danach wurde sie 1916 in dem Sammelband Der Himmel der Enttauschten Novellen im Verlag Albert Langen in Munchen veroffentlicht 14 Umfang 9 Seiten Der funfzigjahrige Herr Ernst von Friemelt Besitzer eines Goldbergwerks und Herrscher uber dunkle Regimenter lederbekleideter Bergleute lag auf den Tod in seinem Krankenhausbett umsorgt von einer Krankenschwester die er in gewohntem Befehlston herumscheucht Ohne Angehorige und ohne Freunde ein skrupelloser Ausbeuter und kalter Oberherr liegt ihm nur eines am Herzen Gold Gold Gold Er bemerkt einen Goldzahn im Mund der Schwester und fangt alsbald an zu fantasieren Fabelhaftes Geschaft Die Schwester zuckte zusammen schauderte und macht sich auf den Weg um den Arzt zu verstandigen In seiner Fieberfantasie wahnt sich der Kranke vor einem Auditorium von Kapitalanlegern Er bedrangt sie instandig Alles Gold aus den Grabern Es gabe Millionen von totem Kapital einunddreissig Millionen Tote jahrlich Wenn nur jeder einunddreissigste verwertbar sei tue sich eine Goldgrube auf Goldplomben Goldkronen Goldbrucken 15 Die Herren sollten unbedingt Kuxe kaufen sonst mache er das Geschaft allein Wie um seine Rede zu unterstreichen schlagt er mit einer Gesteinsprobe gegen sein Goldgebiss Aber hier sprang eine der goldenen Hulsen ab drang ihm in die Kehle und erstickte ihn In einer Nebenszene huldigt Bruno Frank seinem spateren Schwiegervater Max Pallenberg einem der bedeutendsten Charakterkomiker im ersten Drittel des 20 Jahrhunderts Die treue Magd Schauspiel 1916 Bearbeiten Hauptartikel Die treue Magd Umfang 117 Seiten Vor 25 Jahren zerbrach Mathildes Beziehung zu Hermann Sohnrey Nach seiner Heirat versieht sie bei ihm die Stelle einer Haushalterin Als Vertrauensperson der Kinder verhilft sie der Tochter Ruth zu dem ersehnten Ehemann und bewahrt den Sohn Gunther vor einem Eklat wegen eines unberechtigt ausgestellten Wechsels Die Schwestern und der Fremde Schauspiel 1918 Bearbeiten Hauptartikel Die Schwestern und der Fremde Umfang 125 Seiten Rudolf verlobt sich aus Mitleid mit der todkranken Cordula die er nicht liebt und betreut sie in den letzten Monaten ihres Lebens Nach ihrem Tod gesteht ihre Schwester Judith Rudolf ihre Liebe Er jedoch bekennt dass er unfahig zur Liebe und zu keiner Beziehung imstande sei Die Trosterin Schauspiel 1919 Bearbeiten Hauptartikel Die Trosterin Umfang 80 Seiten Sibylle die glucklich verheiratete Frau des Arztes Dr Landenberger geht mit dem Maler Rottacker der sich in einer Schaffenskrise befindet aus Mitleid ein Verhaltnis ein Als Landenberger von dem Ehebruch erfahrt ist er tief getroffen verzeiht aber resigniert seiner Frau Das Haar Novelle 1921 Bearbeiten nbsp Die Eifersucht Ausschnitt aus Allegorie des Triumphes der Venus von Angelo Bronzino 1540 1545Die Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Das Tage Buch am 12 Februar 1921 unter dem Titel Das Haar Novelle 16 und im gleichen Jahr in dem Sammelband Bigram Neue Erzahlungen im Musarion Verlag in Munchen 17 Umfang 12 Seiten Abschnitte I VI Wahrend der Berliner Arzt Alexander Ruge in seinem Ferienhotel sein erstes Mittagsmahl einnimmt treffen sich seine Blicke mit den Blicken einer Frau eine blitzgleiche Verstandigung die ihm das Herannahen eines Abenteuers verheisst Die Frau vor ihm war schon Uber allem aber ruhte und strahlte ihr Haar eine Last eine Krone ein Helm von goldenem Haar eine Freude dem Auge eine machtige Lockung ein fast ergreifender Reiz Nach der Abendmahlzeit nahert er sich der Frau und ohne grosse Worte vereinbaren sie ein intimes Stelldichein Alexander der kleine unverbindliche Abenteuer liebt sucht sie zu spater Stunde in ihrem Zimmer auf Man kommt sich naher und naher und Alexander wird nicht mude ihr Haar zu preisen Sie soll diese Pracht vor ihm ausbreiten bittet er Sie bricht in Weinen aus und flustert ihm ins Ohr Es ist tot Vor vier Jahren heiratete sie einen alteren Mann sehr reich auch elegant der rasend in sie verliebt war Aber schon in den Flitterwochen qualte er sie mit furchtbaren Eifersuchtsszenen die in der Folge schlimmer und schlimmer wurden Und nach jedem Ausbruch seines Wahns fiel er mit masslosen barbarischen Liebkosungen uber sie her Einmal sein Mund verbiss sich uber meiner Stirn er sog und trank und malmte fiel er ohnmachtig in sich zusammen In ihrer Panik griff sie zur Schere schnitt die Strahnen vor seinem Munde fort und in meiner Raserei schnitt ich mein ganzes Haar ab Sie nahm sich vor alle Rucksicht nun fallen zu lassen und ihre Wirkung auf andere Manner zu erproben auch und gerade mit dieser Perucke aus ihrem eigenen Haar Aber es kam so wie es ihr Mann prophezeit hatte Ein Fluch eine bittere Wollust trieb sie dazu im hochsten Moment ihr Geheimnis preiszugeben Alexander versucht halbherzig sie zu trosten aber im Innern ist er erstarrt Er zwang sich zu ihr und er besass sie Sie lag da mit weitoffenen Augen die ins Leere sahen und sprach mit schlaffer Stimme in der keine Hoffnung war Geh nur geh Und bald ging er wirklich In der Erzahlung Gesprach auf der Altane erzahlt Alexander seinem Freund Paul Bigram die Erlebnisse seiner Liebesnacht mit der schonen gebrandmarkten Frau in einer Kurzfassung Das Weib auf dem Tiere Schauspiel 1921 Bearbeiten Hauptartikel Das Weib auf dem Tiere Der Brautigam Novelle 1920 Bearbeiten nbsp Heiratsantrag Holzschnitt um 1815Die Novelle erschien erstmals 1920 in der Sammlung Gesichter Gesammelte Novellen im Musarion Verlag in Munchen 18 Umfang 16 Seiten Der alte Herr von Saint Briac der beruhmte alte Sunder gibt in einem Zirkel von vornehmen jungen Leuten eine Episode aus seiner Sturm und Drang Zeit zum besten Vor einigen Jahrzehnten zwang ihn eine Spielaffare schleunigst aus Paris zu verschwinden Auf der Reise traf er im Postwagen einen jungen Mann der wie er unterwegs nach Lyon war und dort die vermogende Tochter eines Seidenfabrikanten heiraten sollte Saint Briac fuhlte Verachtung und vielleicht auch ein wenig Neid und setzte sich in den Kopf dem jungen Schnosel der noch vollig unerfahren in Liebesdingen schien am Vorabend seines grossen Tages einen Streich zu spielen In Lyon stiegen sie in einem Gasthof ab und begaben sich in das nette Wirtshaus der Witwe Tournemain um sich zu amusieren Dort gabelten sie zwei Damchen auf die ihnen willfahrig auf ihre Zimmer im Gasthof folgten Doch das Herz des guten Jungen uberstand nicht die Aufregungen einer wilden Nacht und Saint Briac musste seine Aufbahrung veranlassen In seiner eigenen misslichen Lage erfasste ihn an Stelle des Erbarmens Unmut uber das kleinliche Behagen des Geldburgertums und ihm kam ein etwas frivoler Einfall Er beschloss in die Rolle des Verstorbenen zu schlupfen und den Schwiegereltern seine Aufwartung zu machen Die junge Braut wurde von ihm ein Schicksal bekommen dieses Erlebnis wurde so sagte ich mir ohne ihr zu schaden gerade ausreichen um ein wenig Romantik um den melancholischen Schimmer eines Schicksals uber ihr Dasein hinzubreiten das sonst an der Seite irgendeines pfahlburgerlichen Ehemanns allzusehr des Glanzes hatte entbehren mussen Beim Tete a Tete mit seiner Verlobten alles an ihr war ganz entzuckend siebzehnjahrig gestand er in geheimnisvollen Andeutungen dass er sie nicht heiraten konne weil sein Tod unmittelbar bevorstehe Als Saint Briac ein paar Jahre spater wieder nach Lyon kam traf er zwar nicht seine Ex Braut aber er bekam ihren Mann zu Gesicht denn sie hatte inzwischen geheiratet Er sah aus wie ein schlechter Kupferstich aus einem nachgedruckten Roman von Richardson Der Englander Novelle 1924 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Das Tage Buch am 20 September 1924 unter dem Titel Mary Queen of Scots Maria Konigin der Schotten 19 Danach wurde sie 1927 in der Sammlung Ein Konzert Novellen unter dem Titel Der Englander im Gustav Kiepenheuer Verlag in Potsdam veroffentlicht 20 Umfang 7 Seiten Alexander gerat in englische Kriegsgefangenschaft Die Gefangenen werden korrekt behandelt aber wie Menschen sechster Ordnung Ein neuer Lagerkommandant entzieht den Gefangenen alle Vergunstigungen und lasst die Barbaren seine abgrundtiefe Verachtung spuren Die Demutigungen wecken in Alexander einen Nationalhass auf die Englander Nach seiner Entlassung kampft er vergebens gegen dieses Gefuhl an dessen er sich schamt Eine Reise nach London soll ihm den Glauben an die Englander zuruckgeben aber die Brille des Hasses verblendet ihn In einem Vergnugungspark trifft er in einer Glasmenagerie auf den ehemaligen Kommandanten Vom Aufseher erfahrt er dass dieser stunden und tagelang vor dem Glaskafig der inbrunstig betenden Maria Stuart zubringt Er glaubte Er glaubte an Mary Queen of Scots wie er an die Barbaren geglaubt hatte Als sich der Kommandant Arm in Arm mit der Stuart Darstellerin entfernt ist Alexander wieder mit England versohnt Der Kampf gegen den Nationalhass ist eines der Herzensanliegen von Bruno Frank das er unter anderem 1928 in seiner Politischen Novelle und 1940 in seiner Erzahlung Sechzehntausend Francs am Beispiel der deutsch franzosischen Erbfeindschaft thematisiert Der General und das Gold Schauspiel 1932 Bearbeiten Hauptartikel Der General und das Gold Umfang 169 Seiten Das Schauspiel schildert das Leben des Schweizer Auswanderers Johann August Sutter zwischen der Landnahme in Nordkalifornien 1839 und seinem Tod 1880 in Washington D C die Geschichte eines Mannes zwischen Michael Kohlhaas und Don Quijote Sutter schuf sich in Kalifornien ein bluhendes Reich mit riesigen Landereien und landwirtschaftlichen Betrieben In Folge des grossen Runs auf das kalifornische Gold wurde Sutters Besitz zerstort In jahrzehntelangen endlosen Prozessen klagte er auf Schadenersatz bevor er am Ende seines Lebens dem Wahnsinn verfiel Der Glucksfall Novelle 1910 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals in zwei Folgen in der Zeitschrift Marz am 4 und 18 Oktober 1910 21 Danach wurde sie 1911 in der Sammlung Fluchtlinge im Verlag Albert Langen in Munchen veroffentlicht 22 Der Titel verweist auf das Zentralmotiv der Novellensammlung die Fluchtversuche der Protagonisten die Flucht in das Leben die Flucht in den Tod die Flucht in die Kunst 23 Umfang 31 Seiten Der Notariatsschreiber Matuteit aus Erfurt gewinnt in der Lotterie 45 000 Mark Er kundigt den ungeliebten Job und reist zum Karneval nach Munchen um sich zu amusieren Da ihm jedoch die Ader dazu fehlt sturzt er sich stattdessen in einen Kaufrausch der ihn auch nicht befriedigt Der erhoffte Schicksalswechsel bleibt aus denn der plotzlichen materiellen Sorglosigkeit entspricht kein Wandel im Wesen des Protagonisten Er ist unfahig den ihm zugefallenen Wohlstand zu geniessen So konstatiert der Erzahler dass die Elastizitat der menschlichen Seele begrenzt und eine ungeheure plotzliche Dehnung nicht die Sache ist die sie am besten vertruge Der Notariatsschreiber bringt innerhalb eines Dreivierteljahres seinen gesamten Gewinn durch und fuhlt sich dadurch geradezu erlost Sozial determiniert bleibt er von der burgerlichen Schicht ausgeschlossen weil er weder ihre Regeln kennt noch ihre Kunst zu verstehen vermag 24 Die Geschichte verlauft am Schluss ins Leere und Frank betrugt seine Leser um die Pointe indem er sie auffordert dem Bericht sein ordentliches Schwanzstuck anzufugen Der Goldene Novelle 1921 Bearbeiten Hauptartikel Der Goldene Bruno Frank Umfang 29 Seiten Abschnitte 1 18 Ein junger Mann wird wegen Vergewaltigung zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt Im Gefangnis ertragt er die Schikanen des Warters der schliesslich seine einzige Freude einen kleinen Goldkafer totet Der junge Mann schwort sich zu rachen Wieder in Freiheit uberfallt er den Warter und wurgt ihn fast zu Tode besinnt sich aber als er erkennt dass auch der Warter ein Lebewesen ist wie jedes andere und wie fragwurdig die Unterscheidung zwischen Gut und Bose ist Der Himmel der Enttauschten Novelle 1920 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Jugend am 29 August 1914 Danach wurde sie 1916 in der Sammlung Der Himmel der Enttauschten Novellen im Verlag Albert Langen in Munchen veroffentlicht 25 Umfang 20 Seiten Der Ich Erzahler lasst sich in Paris in einem Park auf einer Bank nieder Neben ihm nimmt ein Fremder Platz Als seinem Banknachbarn ein Seufzer entschlupft erkundigt sich der Unbekannte mitfuhlend nach seinem Kummer Jetzt merken beide dass sie alte Bekannte sind Vor Jahren hatten sie sich im Hafenviertel von Marseille kennengelernt und sich gemeinsam aus einem gefahrlichen Krawall gerettet Es mochte seltsam anmuten dass der ehemalige Steuermann einen vermeintlich Wildfremden unvermittelt auf seine Befindlichkeit ansprach aber er wollte dem alten Bekannten gerne seine Beweggrunde nahebringen Ich arbeite im Dienst eines Trostinstituts lasst Herr Barboza verlauten In einer grossen Stadt wie Paris gabe es Befriedigung fur alle Bedurfnisse Aber gekrankte Eitelkeit getauschter Ehrgeiz unbelohntes Streben das seien Wunden fur die es bisher noch keine Heilung gab Seine Organisation nimmt sich dieser Enttauschten an und bietet ihnen die Erfullung ihrer geheimen Wunsche Dem erfolglosen Politiker wird ein Podium geboten wo er vor begeisterten Anhangern seine mitreissenden Reden halten kann Der verkannte Asthet findet ein ergriffenes Publikum und der Plumpe und Geistlose darf sich als Mittelpunkt eines glanzenden Kreises fuhlen Unglaubig gibt der Erzahler zu bedenken dass diese Leute doch zweifellos den Theaterklamauk durchschauten Barboza lasst das nicht gelten Oh liebster Freund wie sehr unterschatzen Sie die menschliche Natur Der Mensch hat eine unglaubliche Fahigkeit seine Augen zu verschliessen In der Absicht ihn vielleicht doch zu uberzeugen nimmt Barboza den Erzahler mit zu einer dieser Veranstaltungen Sie treffen einen armen Narren an ein kleiner magerer Mensch von unappetitlich kasigem Teint und ohne Haare der sich fur einen begehrten Frauenhelden halt und gerade in heftige Handel mit seinen vorgeblichen Rivalen verwickelt ist Sie verlassen die Statte wieder und Barboza fragt seinen alten Bekannten was denn der Grund seines Kummers sei Ja gesteht dieser er habe jemand verloren aber dagegen lasse sich wohl nichts machen Doch sagt Barboza langsam Beten Der Kaiser Erzahlung 1921 BearbeitenDie Erzahlung erschien 1921 in der Zeitschrift Die Gaste Eine Halbmonatsschrift fur die Kunste im ersten Heft des ersten Jahrgangs 26 Umfang 1 Seite Zu seinem funfzigsten Regierungsjubilaum verlasst der Kaiser von China die Verbotene Stadt und zeigt sich seinem Volk Ein silberner Adler senkt sich hernieder und uberbringt dem Kaiser die Botschaft Dir Kaiser sei ein Wunsch gewahrt Im Bestreben seinem Volk Gutes zu tun bittet er den Himmel dass einem Jeden das gewahrt werde was er in diesem Augenblick von ganzem Herzen wunscht Kaum kommt der Wunsch uber seine Lippen und schon erblickten seine Augen das Grauen der Grauen Ringsum steht sein Volk enthauptet denn jedermann wunschte sich seinen Vordermann einen Kopf kleiner um den Kaiser besser sehen zu konnen Der Kaiser ruft abermals den Himmel an und alles war wie zuvor Seitdem mied der Kaiser sein Volk und verliess niemals mehr die Verbotene Stadt In seiner Einsamkeit spielte er mit seinen zahmen Vogeln mit dem goldenen Fasan mit dem weissen Pfau und mit dem Pelikan der bereit ist sein Blut zu vergiessen 27 Der Magier Novelle 1929 Bearbeiten Hauptartikel Der Magier Bruno Frank Der Marschall Novelle 1916 Bearbeiten nbsp Pierre Auguste Renoir Odaliske ohne DatumDie Novelle erschien erstmals 1916 in der Sammlung Der Himmel der Enttauschten Novellen im Verlag Albert Langen in Munchen 28 Umfang 18 Seiten Am 18 August 1847 wurde in Paris die Herzogin von Choiseul Praslin Tochter des Grafen Sebastiani Marschalls von Frankreich in ihrem Palais ermordet aufgefunden 29 Der Fall schlug grosse Wellen in der Offentlichkeit und der Verdacht fiel sofort auf den Gatten der Ermordeten Der Oberste Staatsanwalt Paul von Fronsac der mit dem Vater der Toten befreundet war musste die Anklage ubernehmen Einige Tage nach dem Mord fahrt Fronsac zu seinem Freund um ihn seines Mitgefuhls zu versichern und ihm Trost zu spenden Sebastiani aussert uber den Mord Eine harte Geschichte Fronsac Dieser staunt uber die gefasste Haltung seines Freundes und antwortet ihm Du tragst sie gut Sebastiani kontert Du meinst ich trage sie zu gut Und nun erzahlt er eine Begebenheit aus seiner militarischen Laufbahn die sich vor vierzig Jahren abspielte als Napoleon ihn als Botschafter nach Istanbul entsandt hatte Dort verursachte er den Tod einer schonen einer wunderschonen jungen Frau und seitdem ist er auf eine Katastrophe von solcher oder ahnlicher Art vorbereitet und nun da es meine Tochter getroffen hat kommt mir gerade das als die naturlichste und richtigste sozusagen als die einzig logische Erfullung meiner Angst vor In seiner Eigenschaft als Botschafter gelang es ihm damals auf diplomatischem Weg den Angriff der Englander auf das Reich des Sultans zu verhindern Sultan Mehmet der ihm dafur seinen Dank erzeigen wollte suchte ihn personlich in der Botschafterresidenz auf und sagte zu ihm Hast du einen Wunsch General Du kannst haben was du willst Sebastiani gestand dem Sultan sein grosster Wunsch sei es einmal den Harem von innen sehen zu durfen Am nachsten Tag fuhrte ihn der Grosswesir durch den Serail aber kein einziges dieser banalen angefetteten Geschopfe entsprach seinem Geschmack Schliesslich trafen sie auf eine Zypriotin ein ganz junges schlankes und braunes Geschopf Ihn ergriffen Mitleid und Begierde und er kusste ihre braune feste Hand auf das Gelenk Schon im Abschied begriffen fragte ihn der Grosswesir im Auftrag seines Herrn ob er an einer Frau Gefallen gefunden habe Sebastiani bezeichnete ihm die Zypriotin und der Wesir versprach ihm er solle sie noch heute Abend zum Eigentum erhalten Fronsac unterbricht ungeduldig den Erzahler und fragt ihn Der Sultan hat sie hinrichten lassen wie Noch viel schlimmer sei es gewesen antwortet ihm sein Freund Am Abend brachte ihm der schwarze Trabant ihren Kopf und uberreichte ihm eine Botschaft des Sultans Als Rechtglaubiger kann ich Dir einem Christen nicht eine Frau von meiner Religion uberlassen Aber so konne Sebastiani jedenfalls gewiss sein dass diese Frau auch sonst keinem Manne mehr gehoren wird Unterdessen uberbringt ein Amtsdiener dem Staatsanwalt eine Mitteilung der Morder Sebastianis Schwiegersohn hat sich im Gefangnis vergiftet Der Papagei Novelle 1909 Bearbeiten nbsp Der Schrei von Edvard Munch 1910Die Erzahlung erschien erstmals 1909 in der Zeitschrift Arena unter dem Titel Herr Komerell und der Papagei 30 Danach wurde sie 1911 in der Sammlung Fluchtlinge im Verlag Albert Langen in Munchen unter dem Titel Der Papagei veroffentlicht 31 Der Titel der Sammlung verweist auf das Zentralmotiv der Novellensammlung die Fluchtversuche der Protagonisten die Flucht in das Leben die Flucht in den Tod die Flucht in die Kunst 32 Umfang 14 Seiten Heinrich der jungste Sohn des Medizinalrats Gottfried Komerell lebte nach der Schule einige Semester in Tubingen verbrachte seine Zeit damit die Wahrheit zu suchen und den Larm zu fliehen ohne einem Studium nachzugehen Nachfragen seines Vaters wich er aus und sprach von der Philosophie als von seiner himmlischen Mutter Schliesslich zog er sich um 1860 in ein unbetrachtliches Stadtchen im wurttembergischen Unterland zuruck Hier fand er im Haus der Witwe Beyermeister eine Wohnung die seinem krankhaften Verlangen nach extremer Stille entsprach Zuruckgezogen arbeitete der gluhende Verehrer Arthur Schopenhauers an einem philosophischen Werk uber die Heilsordnung das er Schopenhauer zu seinem Geburtstag verehren wollte Er vertiefte sich in das Kapitel Mitleid mit den Tieren in dem er unbedingt die sehr tiefsinnige Anekdote von dem Brahminen erzahlen wurde der lieber selbst sterben wollte als den Tod des armseligsten Tieres zu verschulden Versunken in seine theoretischen Erorterungen wurde er plotzlich durch einen lauten Schrei aus dem Nebenzimmer fast zu Tode erschreckt Auf seine wutende Nachfrage gestand seine Vermieterin dass eine altere Dame ins Nachbarzimmer eingezogen war mit einem Papagei Als Heinrich am nachsten Tag das angefangene Kapitel weiter ausarbeiten wollte schrie es schrie dicht neben ihm laut und gellend und zerschnitt seine Gedanken Ein roter Nebel schwamm vor seinen Augen er warf den Stuhl um riss die Tur auf und eine zweite stand vor etwas Vergittertem sah undeutlich das grun und rote Tier mit seinen Flugeln schlagen griff zwischen den Eisen hindurch spurte einen scharfen Schmerz in der Hand und druckte zu Am gleichen Tag las er in der Zeitung dass Arthur Schopenhauer gestorben war Einige Tage nach dieser Schreckensnachricht schrieb er seinem Vater er werde mit starker Anspannung seiner Krafte nun doch sein Jurastudium zu Ende fuhren nbsp Henny Porten Stummfilmstar um 1910 Der Schatten Novelle 1916 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals 1916 in der Sammlung Der Himmel der Enttauschten Novellen im Verlag Albert Langen in Munchen 33 Umfang 26 Seiten Ein erst 32 jahriger Bibliotheksbeamter bekennt sein Leben sei schon so gut wie abgeschlossen beruflich sei kein Fortkommen mehr zu erwarten und eine Heirat wurde nur seine geheiligte Ruhe storen Einmal jedoch hatte er Leidenschaft gefuhlt Beim Besuch eines Kinematographen Theaters verliebte er sich unsterblich in den Schatten einer Darstellerin so dass er hinfort keine Vorstellung mehr ausliess Er nahm bei einem Taubstummenlehrer Unterricht um die Mundbewegungen seiner stummen Angebeteten deuten zu konnen Und er hatte richtig vermutet Seine Geliebte sprach nicht den vorgeblichen Text sondern wechselte heisse Liebesworte mit ihrem Partner aber sie galten nicht diesem davon war er uberzeugt sondern ihm der als einziger Zuschauer sie verstand und sich die Frau statt des Schattens zu eigen nahm Dann brach die Katastrophe herein Die Filmvorfuhrungen blieben urplotzlich aus Die Schauspielerin hatte geheiratet und ihre Laufbahn aufgegeben und alle Filmkopien waren vernichtet worden Der geliebte Schatten war fur immer aus seinem Leben entschwunden Zum Schluss wendet der Ich Erzahler sich an die Leser und fragt sie unterscheiden sich die Abenteuer meines Herzens so sehr von den euern uber die niemand lacht Der Stolz des Privatdozenten Kaiser Novelle 1908 Bearbeiten nbsp Silberne Haarnadel aus der Karolingerzeit 750 800Die Novelle erschien in der Zeitschrift Der Schwabenspiegel Wochenschrift am 14 Januar 1908 34 Umfang 2 Seiten Herr Emmanuel Kaiser Privatdozent an der philosophischen Fakultat halt zum funften Mal seine Vorlesung uber franzosische Literatur vor einem zum nicht geringen Teil weiblichen Auditorium Er verbreitet sich uber Guy de Maupassant einen wie er glaubt typischen Reprasentanten der franzosischen Leichtfertigkeit in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Ein Salonschriftsteller sei dieser Mann ein unreiner Geist er habe die franzosische Frau er habe die europaische Frau in den Schmutz gezogen Wahrend er gegen Maupassant wettert fallt sein Blick ganz dicht zu Fussen des Katheders auf etwas Helles und Glanzendes eine Haarnadel In diesem Moment schuf sich ein inneres Auge zu dem Kleinod auf der staubigen Diele die Gestalt einer Frau und eine Bewegung dieser Frau Er erinnert sich an seine Pariser Studentenzeit als er fast aufs Haar das gleiche erlebte wie der junge Mann in Maupassants Erzahlung Au printemps und als er im Grunde doch nur nach dem Herzen einer einzigen kleinen Pariserin zielte Herrn Kaiser dammert es dass man etwas Grosses verliert wenn man mit der Jugend zugleich allen Leichtsinn und alle Empfindsamkeit verliert Fast unbegreiflich fur ihn selbst gewinnt eine neue Denkart uber ihn Macht Er weicht ab vom vorbereiteten Manuskript und hort sich Dinge sagen die er vor einer Stunde nicht zu denken gewagt hatte Es ist wahrscheinlich dass der 21 jahrige frankophile Bruno Frank der 1908 selbst noch studierte und dem anderen Geschlecht innig zugeneigt war bei dieser Gelegenheit auch einen griesgramigen und sittenstrengen deutschen Literaturkritiker auf die Schippe nehmen wollte Seine Novelle war nach Im dunkeln Zimmer sein zweiter erzahlerischer Versuch mit dem er an die Offentlichkeit trat Die Melodie Novelle 1911 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals 1911 in der Sammlung Fluchtlinge im Verlag Albert Langen in Munchen 35 Der Titel verweist auf das Zentralmotiv der Novellensammlung die Fluchtversuche der Protagonisten die Flucht in das Leben die Flucht in den Tod die Flucht in die Kunst 36 Umfang 38 Seiten nbsp Der Zahnarzt von Gerrit van Honthorst um 1845Ein junger Gymnasiast wird bei einem Symphoniekonzert so ergriffen von einer kleinen Melodie dass er es nicht mehr aushalt im Konzertsaal Zu Hause erwartet Lothar Schmidt die gutburgerliche Geborgenheit seiner Familie Ich soll Zahnarzt werden geht es ihm durch den Kopf Sein Vater der Fabrikant hat es so beschlossen in ein paar Jahren soll er die glanzende Praxis seines Onkels Pelargus ubernehmen Der Vater spurt zwar den Widerwillen seines Sohnes aber er kann bei dem scheinbar antriebslosen jungen Mann keinerlei besondere Veranlagung erkennen Wie zur Musik fuhlt er sich auch zur Literatur hingezogen ohne jedoch seine Interessen mit Leidenschaft zu verfolgen Auch die schuchterne Verehrung fur ein junges Madchen sie schreitet wie eine Gottin lockt ihn nicht aus der Reserve und bleibt sein stilles Geheimnis Die Zeit zwischen Abitur und Studium nutzt er fur eine stille und einsame Wanderung durch die Rhon Er geniesst die Ruhe dieser drei Monate und nur selten passierte es ihm dass das entfernte Surren einer zahnarztlichen Bohrmaschine die Stille argerlich unterbrach Wahrend des Studiums lernt er den fast vermogenslosen Hans Fortenbach kennen charakterlich sein genaues Gegenteil ein umtriebiger und strebsamer junger Mann Als es Lothar gelingt Fortenbach eine Assistentenstelle bei seinem Onkel zu vermitteln schliesst dieser sich immer enger an ihn an Bei einer Festveranstaltung nahert Lothar sich schuchtern Fraulein Margot Potters der jungen Tochter eines Lederfabrikanten die seine Sympathie offenbar erwidert Zuerst sehr zuruckhaltend fuhlt er doch langsam eine starke Zuneigung in sich wachsen Trotzdem scheint ihn eine seltsame Scheu zu hemmen Margot seine Leidenschaft deutlich zu zeigen Nach Abschluss des Studiums muss Lothar seinen Militardienst ableisten wahrend Fortenbach bei Onkel Pelargus eintritt Als Lothar zufallig Fortenbach und Margot beim Liebesgefluster ertappt bricht fur ihn die Welt vollends zusammen Beim abschliessenden Manover seiner Einheit atmete er im Marschieren ohne Zuruckhaltung die eisige und stark nebelige Luft ein Zuruck vom Manover erkrankt er an Lungenentzundung Sein Lebenswille ist gebrochen und nach einigen Tagen scheidet er ruhig dahin Leicht moglich dass er in diesem Augenblick eine gewisse Melodie zu vernehmen glaubte uberirdisch und gleichmutig die er nun wohl ertragen konnte weil ihn kein allzuschwieriges Leben mehr erwartete Die Monduhr Erzahlung 1933 Bearbeiten nbsp Der Sultan von Marokko mit der Schwarzen Garde Gemalde von Eugene Delacroix 1862Die Erzahlung erschien erstmals in sechs Folgen in der Vossischen Zeitung vom 21 26 Juni 1933 37 Ausserdem wurde sie im gleichen Jahr in der von Hermann Kesten herausgegebenen Sammlung Novellen deutscher Dichter der Gegenwart im Allert de Lange Verlag einem Exilverlag in Amsterdam abgedruckt 38 Danach wurde sie 1937 in dem Auswahlband Aus vielen Jahren im Querido Verlag ebenfalls ein Exilverlag in Amsterdam veroffentlicht 39 Umfang 26 Seiten Abschnitte 1 2 Der vierzigjahrige Ferdinand Purgstaller Professor fur arabische Sprache und Literatur in Wien begibt sich zum Abschluss seiner Studienreise durch Marokko in Rabat zum Sultansschloss um dem Prunkzug des Sultans zur Moschee beizuwohnen Er erregt die Neugier von Soldaten der Schwarzen Garde und ein junger Sussi kommt zu ihm heruber Purgstaller schaut auf seine Taschenuhr bald wird der Umzug beginnen Der Sussi betrachtet andachtig die Uhr Er wird sich bald auch eine Uhr kaufen konnen und dann kann ich die Zeit stillstehen lassen wenn ich frohlich bin Die Uhr zeigt nicht nur die Zeit sondern auch die Phasen des Mondes an Als der Sussi den Mond auf der Uhr erblickt fragt er verwundert Kannst du den Mond stillstehen lassen Herr Bist du so machtig Der Prunkzug beginnt und der Sussi reiht sich wieder ein Aber das Wunderspielzeug war starker als alles Der Sussi verlasst seinen Platz um noch einmal die Monduhr zu sehen Zwei Leute aus der Garde springen herbei und fuhren den unbotmassigen Sussi ab Wie Purgstaller erfahrt wird der Delinquent zur Bastonade verurteilt werden zum Zerprugeln der Fusssohlen Durch Vermittlung des franzosischen Generalresidenten erhalt Purgstaller eine Audienz beim Sultan und kann Gnade fur Mohammed ben Mohammed el Mehenni seinen Sussi erwirken Dieser bedrangt seinen Retter ihn mit sich zu nehmen da er nach seiner Missetat in Rabat keine Zukunft mehr habe In Wien wird Purgstaller von Tini Kreittner seiner Kochin empfangen Als sie den Dunklen sieht und erfahrt dass dieser die vakante Dienerstelle einnehmen soll fallt sie aus allen Wolken Aber der Dunkle lebt sich gut ein verrichtet seinen Dienst zu vollster Zufriedenheit und mit der Zeit gewohnt sich Tini auch an seine unmassige Anhanglichkeit Unbehagen bereitet ihr nur seine seltsam inbrunstige Beziehung zu des Professors Monduhr Dieser findet heraus dass sich Mohammed fur das Dunkle im Mondkreis und Tini fur das Helle halt Stetig war das Dunkle hinter dem Hellen her und das Helle floh vor ihm Bei Neumond verschwand das Helle und der Sussi furchtete Tini zu verlieren denn er liebte sie wie ein Mann die Frau Tini lernt in einem Heurigenlokal einen netten Soldaten kennen mit dem sie sich verlobt Eines Nachts bedrangt Mohammed sie Sie solle nicht fortgehen ihr Leben und sein Leben das sei dasselbe das sei durch Zauber aneinandergebunden und wenn sie den Bund zerreisse dann musse Mohammed sterben Er zeigt ihr die Monduhr auf der beide Halften gleich sind heute konne das Helle dem Dunklen nicht entfliehen In ihrer Angst greift sie nach der Uhr und schleudert sie dem Sussi ins Gesicht Mohammed erstarrt taumelt zuruck und ersticht sich mit seinem grossen Messer Wie ein Schrank ist er umgefallen erzahlt Tini spater dem Professor Erika Mann und Klaus Mann schreiben in ihrer Darstellung des deutschen Exils Escape to life von 1939 die meisterhaft knappe Erzahlung Die Monduhr ist wahrend der ersten Wochen des Exils beendet worden sie war die letzte Arbeit Bruno Franks die noch in einer Berliner Zeitung erscheinen konnte 40 Die Mutter einer ganzen Stadt Novelle 1910 Bearbeiten nbsp Grabmal eines Schauspielers auf dem Fangelsbachfriedhof in Stuttgart 1869 Die Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Simplicissimus am 10 Oktober 1910 Danach wurde sie 1911 in der Sammlung Fluchtlinge im Verlag Albert Langen in Munchen veroffentlicht 41 Der Titel verweist auf das Zentralmotiv der Novellensammlung die Fluchtversuche der Protagonisten die Flucht in das Leben die Flucht in den Tod die Flucht in die Kunst 42 Umfang 8 Seiten Die alte Frau Cornelius wird beerdigt Nach der Grabrede wird ein Werk des jungen Komponisten Franz Brodersen aufgefuhrt von ihm selbst dirigiert Der alte Medizinalrat bietet Brodersen an ihn in seinem Wagen mitzunehmen Das Gesprach zwischen beiden gerat zum Monolog offenbar will sich der Medizinalrat nur aussprechen Er beklagt dass nur wenige Trauergaste anwesend waren Es ist ein sonderbares Schicksal fur eine Mutter wenn ihre vielen vielen Kinder sie alle verleugnen Brodersen Der glaubt sich verhort zu haben denn die alte Dame war vierzig Jahre lang Witwe gewesen und kinderlos gestorben Die Stadt war ein Nest damals ein Provinzschlupf rein gar nichts Da floh diese Frau zu uns her und verbesserte die ganze matte Rasse Frau Cornelius war seinerzeit die schonste Frau am Ort und alle erlagen ihrem Zauber Alles was hier bei uns im letzten Jahrzehnt in die Hohe gekommen ist mit Elan in die Hohe gekommen meine ich nicht so auf die alte filzige verhockte Art das sind lauter Kinder von Frau Cornelius Und der Medizinalrat hort nicht auf zu schwarmen von Frau Cornelius der nach seiner Meinung die so unermesslich erhohte Betriebskraft in diesen letzten Jahren das Verlassen aller kleinlichen Traditionen im Gewerbe und im Handel der Zug ins Weltburgerliche zu verdanken seien Angekommen vor Brodersens Wohnung bemerkt der Medizinalrat Ubrigens dass ich es nicht vergesse Ihr Trauerchor draussen hat mir Eindruck gemacht Wirklich stimmungsvoll wirklich feierlich Die Tat Novelle 1921 Bearbeiten nbsp Kindermadchen mit Kind von Mary Cassatt 1895 Die Novelle erschien 1921 in dem Sammelband Bigram Neue Erzahlungen im Musarion Verlag in Munchen 43 Umfang 25 Seiten Abschnitte 1 6 Gabriel ein mittelmassiger deutscher Maler lebt einsam in Paris Ein russischer Arzt eroffnet ihm mit brutaler Offenheit er habe die galoppierende Schwindsucht und noch vierzehn Tage zu leben Das kleine Speisehaus das Gabriel wie ublich aufsucht quirlt uber vor Leben Entsetzen packt ihn als er bemerkt dass er dicht neben dem Russen sitzt der ihn mit steinkaltem Gesicht fixiert Ich will aber nicht sterben zischt er heraus und ein Blutstrahl ergiesst sich aus seinem Mund Zu Hause zwischen Schlaf und Wachen durchzuckt es ihn niemanden auf der Welt wird er zurucklassen der um ihn trauert Aber er ist frei jetzt da er sterben muss frei zum Guten und frei zum Bosen frei fur das Verbrechen Anderntags rafft er sich auf zu einem Spaziergang im Park Er lasst sich auf einer Bank nieder wo bereits ein kleines Madchen und seine Gouvernante sitzen Heute Abend fahrt diese kleine Prinzessin mit ihrer Mutter nach Biarritz in Urlaub entnimmt er ihrem Geplauder mit dem Kindermadchen Gabriel erfullt Neid und Hass Hass auf die ganze Welt fur ihn wird es keine Zukunft mehr geben Er fangt an zu husten und die Gouvernante ergreift mit dem Kind die Flucht Gabriel ersteht im Kaufhaus eine grosse Feile begibt sich in das vornehme Hotel Crillon um einen bosartigen Skandal zu verursachen aber es fehlt ihm der Mut Mit dem Taxi lasst er sich nach Ivry chauffieren und steigt in der Nahe des Bahndamms aus Hier wird der Zug des verwohnten kleinen Madchens vorbeikommen Er zuckt seine Feile und mit erloschender Kraft gelingt es ihm eine Schiene zu lockern Der Zug naht sich Ja holla kleine Dame nun wird es nichts mehr werden mit dem schonen langen Leben Aus aus Auf den Gleisen lauft er dem Zug entgegen der Maschinist sieht ihn jedoch und bremst fur ihn aber um einen Augenblick zu spat Und die Mutter erklart ihrer kleinen Tochter Sicher hat auf dem Gleis ein Kaninchen gesessen und das hat der Lokomotivfuhrer nicht uberfahren wollen Die Unbekannte Novelle 1921 Bearbeiten nbsp Marionette Puppentheater Skopje Die Novelle erschien erstmals 1921 in dem Sammelband Bigram Neue Erzahlungen von Bruno Frank im Musarion Verlag in Munchen 44 Umfang 24 Seiten Der vierzigjahrige Ich Erzahler schreibt seinem Freund einen uberlangen Brief der in ein Selbstbekenntnis ausartet Dem guten Ratschlag seines Freundes kann er nicht folgen Er wird sich nicht mit Fraulein von Romhild verbinden er wird uberhaupt niemals heiraten In langatmigen philosophischen Erorterungen versucht er zu beweisen sich und dem Freund wie eitel alles Streben nach einem Gluck zu zweit sei Er erzahlt dem Freund ein Erlebnis das ihm vor vielen Jahren wahrend einer mehrstundigen Bahnfahrt zugestossen ist An irgendeiner Station ging die Tur auf und sie kam herein in Begleitung ihres Mannes Ich erhob meine Augen und erblickte sie und wusste dies ist die Frau meines Lebens behauptet er Auf uber vier Seiten singt der Briefschreiber das Hohelied der Unbekannten Nichts weiss er von ihr ausser was er sieht oder zu sehen glaubt nicht unahnlich dem griechischen Bildhauer der die Hand einer griechischen Bildsaule fand und aus ihr die Gottin erganzte Das Buch das sie liest Thomas Manns Buddenbrooks nimmt ihn noch mehr fur sie ein und er ist vollends uberzeugt von ihrer beider Seelenverwandtschaft als sie durch einen Bahnhof fahren und sie heftig klagt Nun bauen sie ihren hasslichen Bahnhof hart ans Ufer und verderben alles Und dann passierte es plotzlich fiel ihr Blick auf mich nun erkannte sie den werbenden Freund nun neigte sie sich hin nun sank sie hin nun gab sie sich nun gehorte sie mir in den Minuten den Viertelstunden die uns blieben Kein Wort fallt zwischen ihnen und als das fremde Paar aussteigt erkennt der Briefschreiber zu seinem Entsetzen dass er die schone Unbekannte verloren hat bevor er sie besass Heute schreibt er an den Freund wurde ihn das Herrliche Grosse nicht mehr scheu und gelahmt finden Aber es kommt nichts mehr Irene Ferchl erinnert in ihrem Buch Erzahlte Stadt Stuttgarts literarische Orte an eine ganz ahnliche Geschichte die dem Dichter Joseph Victor von Scheffel widerfuhr In seiner Venetianischen Epistel erzahlt er die eine versaumte und nie wieder gutzumachende Gelegenheit die sich ihm 1855 bei einer Eisenbahnfahrt nach Venedig bot Er entdeckte in seinem Abteil ein feines Magdleinantlitz das ihm keineswegs unbekannt war Es entspann sich ein reger Augenflirt mit der jungen Dame die zwischen Mutter und Tante eingekeilt sass Er jedoch begriff ihren stummen Hinweis auf den nahenden Tunnel nicht und nach dem Durchfahren des Tunnels fiel es ihm wie Schuppen von den Augen ihre Lippen hatten die meinen gesucht und nicht gefunden 45 Die verbotene Stadt Schauspiel 1940 Bearbeiten Hauptartikel Die verbotene Stadt Bruno Frank Umfang 164 Seiten China zur Zeit des Boxeraufstands in Peking Der junge Kaiser will China in einem Hauruckverfahren in einen modernen Staat umwandeln Hundert Tage Reform Die konservativen Krafte um die Kaiserinwitwe seine Tante hintertreiben die Reformen Schliesslich reisst die Kaiserinwitwe die Macht an sich und lasst den jungen Kaiser festsetzen Die Boxerbewegung hat sich zum Ziel gesetzt die auslandischen Machte aus China zu vertreiben und die Harmonie des Landes wiederherzustellen In realer Einschatzung der Krafteverhaltnisse versucht der Vizekonig Jung Lu die Kaiserinwitwe zur Unterdruckung der Boxer zu bewegen Diese schlagt sich jedoch auf die Seite der konservativen Krafte um den Prinzen Tuan und Jung Lu fallt in Ungnade Der Boxeraufstand wird durch die Ubermacht der auslandischen Machte niedergeschlagen und die Kaiserinwitwe muss aus der Kaiserresidenz der Verbotenen Stadt fliehen Sie versohnt sich mit dem Kaiser und akzeptiert das sogenannte Boxerprotokoll durch das der Kaiser unter entwurdigenden Bedingungen wieder in sein Amt eingesetzt wird Der treue Berater Jung Lu wird rehabilitiert und sein unmundiger Enkel zum Nachfolger des kinderlosen Kaisers bestimmt Ein Abenteuer in Venedig Novelle 1911 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals 1911 in der Sammlung Fluchtlinge im Verlag Albert Langen in Munchen 46 Der Titel verweist auf das Zentralmotiv der Novellensammlung die Fluchtversuche der Protagonisten die Flucht in das Leben die Flucht in den Tod die Flucht in die Kunst 47 Umfang 81 Seiten Der Schriftsteller Jakob Schaffner liess 1911 kaum ein gutes Haar an der Novelle 48 Das Abenteuer in Venedig hat sehr starke Elemente aber Frank wusste nicht was er mit den Elementen machen sollte und zog vor sich zu langweilen vielleicht hatte er auch Angst vor seinem eigenen Genie und druckte sich vor dem Stoff herum bis er kalt geworden war Der Theaterkritiker und Dramatiker Julius Bab urteilte 1918 uber die Novelle 49 Der Bankdirektor 50 der von einem unburgerlichen Rauschbedurfnis getragen unter Hochstaplern sein Abenteuer in Venedig erlebt ist obschon etwas ironisiert doch nur ein unbegabterer Vetter jenes Schriftstellers Aschenbach den Thomas Mann im gleichen Venedig den Tod finden lasst Der Schriftsteller Herbert Gunther hingegen befand 1930 die Novelle als virtuos 51 Der Literaturhistoriker Erwin Ackerknecht ein Bruder von Bruno Franks Jugendfreund Eberhard Ackerknecht schrieb 1956 im Nachwort zu der Reclamausgabe von Bruno Franks Politischer Novelle 52 Der Novellenband Die Fluchtlinge beweist dass der junge Erzahler auch die Form der Novelle beherrschte In den beiden besten der Anfangsgeschichte Pantomime und der Schlussgeschichte Abenteuer in Venedig vor Manns Novelle Der Tod in Venedig geschrieben handelt es sich um Fluchtlinge die dem Untergang gerade noch entrinnen und rechtzeitig in das Leben ihres Alltags zuruckkehren Der Weimarer Germanist Konrad Paul schrieb 1982 im Nachwort zu einer Auswahl von Erzahlungen Bruno Franks 53 Seine Affinitat zu diesen Themen und Stoffen Thomas Manns fuhrt sogar dazu dass eine der weniger gelungenen Erzahlungen Abenteuer in Venedig noch 1911 vor der Veroffentlichung des Tod in Venedig publiziert wie eine Parodie des Mannschen Meisterwerkes sich darstellt ein gelangweilter Industrieller versucht dem Gewohnten zu entfliehen In Venedig gerat er unter die Rauber die er fur Astheten halt Als sie sich entlarven kehrt man auflebend zu den norrnalen Geschaften zuruck Ein Konzert Novelle 1927 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals 1927 in dem Sammelband Ein Konzert Novellen im Gustav Kiepenheuer Verlag in Potsdam 54 Umfang 12 Seiten Der alte Konzert und Theateragent Heuduck erzahlt einem Bekannten die Geschichte von zwei Baritonsangern Carra war ein stiller ernsthafter Mann und Aldringer war ein raffender Gewaltmensch Beide Sanger waren gleichermassen beruhmt Carra jedoch besass das was Aldringer fehlte der Zauber In seinem Hass versuchte Aldringer seinem Rivalen bei jeder Gelegenheit zu schaden Bei einem glanzvollen Konzert von Carra sass in der Mitte der ersten Reihe ein Mann der auch bei den ungestumsten Beifallssturmen stumm und bewegungslos auf seinem Sitz verharrte Carra war empfindlich er war geradezu hautlos und seine verwundete Seele sah nur noch diesen einen Zuschauer der ihm den Applaus verweigerte Zuletzt schmetterte er die Bravourarie des Figaro aus Rossinis Oper Der Barbier von Sevilla uber die Rampe hinunter zu dem Schweiger er sang nur fur den dort und die beiden Verse Man foltert mich zuviel wahrhaftig Alles auf einmal ich kann nicht mehr waren noch nicht verklungen als Carra sich urplotzlich von der Buhne hinabsturzte sich zu Fussen seines Feindes warf und in hochster Erregung sein Leben aushauchte Ja er habe recht mit seiner Vermutung bestatigt Heuduck dem unglaubigen Zuhorer hinter all dem steckte Aldringer Er hatte als unschuldiges Werkzeug fur seinen teuflischen Plan einen Taubstummen missbraucht Frau Ethel Redgrave Novelle 1914 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Der Greif Cotta sche Monatsschrift am 7 April 1914 Danach wurde sie 1920 in dem Sammelband Gesichter Gesammelte Novellen im Musarion Verlag in Munchen veroffentlicht 55 Umfang 31 Seiten Es gibt Geschichten die auf den ersten Blick so sentimenal aussehen dass man nicht recht wagt sie zu erzahlen gibt man aber seinem mannlichen Herzen einen Stoss und erzahlt sie dennoch so bekommen sie ein anderes Gesicht Mit diesem Satz eroffnet der Erzahler seine Geschichte und nimmt uberraschend die Pointe vorweg sie handele von einer jungen Dame die sich fur ihren weissen Zwergpudel opferte Der Erzahler beginnt in einem leicht ironischem Unterton der auch spater immer wieder anklingt so als musste er sich fur die Sentimentalitat seiner Geschichte entschuldigen Trotzdem berichtet er mitfuhlend und einfuhlsam von dem Leben einer Frau die alles verliert was sie liebt Die neunzehnjahrige Englanderin Ethel verheiratet sich mit Allan Redgrave einem Leutnant der indischen Armee Sie folgt ihrem Mann nach Indien wo sie kurze Zeit ein Leben wie zwei gluckliche Kinder fuhren Ethel bringt einen Sohn zur Welt der auf den Namen Freddy getauft wird Nach zwei Jahren fallt Allan in der furchtbaren Schlacht am Khybarpass Ethel kehrt mit ihrem kleinen Sohn der ein merkwurdig ernstes Baby war in ihre Heimat zuruck Der Arzt der Familie attestiert dem Kind eine sehr schwache Gesundheit bose Geschichte die Lunge Dem vierjahrigen krankelnden Sohn schenkt die Mutter einen weissen Zwergpudel den dieser Beauty nennt und abgottisch zu lieben beginnt Als sich der Gesundheitszustand des Kindes dramatisch verschlechtert unternimmt Ethel auf Empfehlung des Arztes zusammen mit Freddy Beauty und ihrem Dienstmadchen Peggy eine Schiffsreise nach Palma wo sie sich in dem ehemaligen Kloster Valdemosa einmieten und wo ihr Sohn von einem englischen Arzt betreut wird Freddy siecht dahin er verlosch langsam wie eine Kerze gegen Morgen und scheint seine ganze Liebe seinem Hundchen zuzuwenden Auch die Stossgebete der verzweifelten Mutter Mein Gott lass ihn mir lass ihn mir ich habe nur noch ihn sind vergebens Nach seinem baldigen Tod wird Freddy auf einem ortlichen Friedhof begraben und Ethel tritt zusammen mit Beauty und Peggy die Ruckreise nach England an Auf dem Schiff entreisst ihr ein bosartiger Offizier das Hundchen weil die Unterbringung in der Kajute gegen die Dienstvorschrift verstosse und lasst es in ein kerkerartiges Loch sperren Alles Bitten und Flehen der geschundenen Mutter prallt an dem Offizier ab Der Offizier war im Grunde kein argerer Mensch als das grosse Dutzend das die Natur so aus ihrer Fabrik entlasst Aber man muss wissen was fur eine ungeheure Verlockung darin liegt Macht zeigen zu durfen In sparlicher Kleidung umtobt von wilden Regengussen wacht sie die ganze Nacht lang an Deck uber dem Verlies ihres Hundchens das nach dem Verlust ihres Mannes und ihres Sohnes das einzige Band ist das sie noch mit der Welt verbindet Nach der Ankunft des Schiffs in Barcelona wird Ethel schwerkrank in ein Krankenhaus eingeliefert wo sie nach sechs Tagen verstirbt Peggy tritt zusammen mit Beauty die Ruckreise in Ethels Heimat an Friedrich der Grosse als Mensch Quellensammlung 1926 Bearbeiten nbsp Das Werk erschien 1926 bei der Deutschen Buchgemeinschaft in Berlin 56 Umfang 306 Seiten Der vollstandige Titel der Quellensammlung lautet Friedrich der Grosse als Mensch im Spiegel seiner Briefe seiner Schriften zeitgenossischer Berichte und Anekdoten Die Sammlung besteht aus den folgenden Kapiteln Briefe und Briefstellen Aus seinen Schriften Zeitgenossen uber seine Person Gesprache und Begegnungen Anekdotisches Das Testament des Konigs Friedrichs Ruhm Eine Rede von Johannes von Muller QuellenDie Sammlung bietet einen Teil der Quellen die Bruno Frank selbst auch verwendete beim Schreiben der Erzahlungen Tage des Konigs 1924 und Trenck 1926 sowie auch des Schauspiels Zwolftausend 1927 Im Vorwort erlautert Bruno Frank seine Beweggrunde fur die Herausgabe der Sammlung Gerade in diesen letzten Jahren seit dem verlorenen Kriege ist viel hochgemuter Unfug mit der Figur des Konigs getrieben worden Den koniglichen homo humanus Friedrich den Menschen zeigen diese Blatter Die Dokumente verherrlichen Friedrich nicht sondern zeigen ihn in all seiner Widerspruchlichkeit seine Licht und seine Schattenseiten Gesprach auf der Altane Erzahlung 1922 Bearbeiten nbsp Mann auf dem Balkon von Gustave Caillebotte 1880Die Erzahlung erschien im Juli 1922 in der Zeitschrift Styl Blatter fur Mode und die angenehmen Dinge des Lebens 57 Umfang 8 Seiten Alexander sitzt mit seinem Freund Paul Bigram auf der Altane seiner Berliner Wohnung beide waren 1921 schon Protagonisten in Bruno Franks Novelle Bigram Sie blickten hinuber in den noch uppig grunen Garten einer exotischen Gesandtschaft Wahrend des Gesprachs schwenkt ihr Blick wie eine Kamera immer wieder in den Botschaftsgarten wo ein sommerlicher Abendempfang stattfindet Alexander erzahlt Bigram die erschutternde Geschichte einer Liebesnacht Eine wundervolle Frau mit verlockendem strahlend goldenem Haar hatte sich aus Zorn uber die rasende Eifersucht ihres Mannes ihrer herrlichen Haartracht beraubt und nun mit einer Perucke ihres toten Haars auf dem Kopf war sie uber ihren Verlust zu Tode betrubt diese Geschichte hatte Frank ebenfalls 1921 bereits als eigenstandige Novelle unter dem Titel Das Haar veroffentlicht Ein Wort ergibt das andere und so kommen sie auf ihren Freund Stefan Mulzer den Maler zu sprechen auch er hatte bereits in der Novelle Bigram einen kleinen Auftritt Er hat einen Namen Alexander einen angefochtenen ubrigens aber er ist nicht was er sein mochte gibt Bigram zu bedenken Mulzer hatte gerade geheiratet und die Freunde mutmassten dass seine Frau ihm vielleicht uber seine Unzufriedenheit mit sich selbst hinweghelfen sollte damit ein Wesen da ist das vollkommen Ja zu ihm sagt Mulzer kommt hinzu Er beklagt sich dass ihm als Kunstler irgend etwas fehlt irgendein letztes und Alexander bemerkt zustimmend alle Phantasie und Kunst stammt aus dieser Quelle Paul Bigram setzt ein Goethe Zitat dagegen Das Leben ist des Lebens Sinn Wenn es einem halbwegs gut geht an einem Tag dann soll man ein Loblied pfeifen und nicht denken es kame jemals etwas Besseres nach Und wenn man unzufrieden sei musse man sich vor Augen halten was anderen passiert Bigram reicht Mulzer die Zeitung in der berichtet wird dass Kirrmanns Hauptwerk einem Brand zum Opfer fiel Uber sein Gesicht ging nicht aufzuhalten ein Zucken ein Flammen der triumphierenden Freude Mulzer fing sich sofort wieder und empfand tiefe Reue uber seine abscheuliche Entgleisung Dieser Kirrmanns hatte alles das was ihm fehlte und was er nie erreichen wurde Seinen Freunden war sein verraterisches Minenspiel nicht entgangen aber er las nur Ernst und Begreifen in ihren Mienen Ein Schweigen lag zwischen den Dreien aber es war ein Schweigen der Milde Hochbahnfahrt Novelle 1924 Bearbeiten nbsp Hugo von Habermann Bildnis einer Munchnerin 1875Die Novelle erschien erstmals 1924 in dem Sammelband Die Melodie im Verlag Fleischhauer amp Spohn in Stuttgart 58 Umfang 11 Seiten Eine junge Witwe ist in einer uberfullten Berliner S Bahn unterwegs Wera ist von Vorfreude erfullt denn heute will sie endlich dem Werben eines Mannes nachgeben der sich seit Monaten um sie bemuht und der es offenbar nicht auf ihr Geld abgesehen hat Eigentlich wollte sie keinem Mann mehr ihr Vertrauen schenken aber vor ein paar Tagen sind sie einander so nahegekommen dass sie keine Zweifel mehr hat an seiner ehrlichen Zuneigung Und doch einen kurzen Moment lang glaubte sie in seinem Minenspiel einen entlarvenden Blick entdeckt zu haben aber das musste ein Irrtum gewesen sein Im Zug bietet ihr ein Mann seinen Sitzplatz an zwischen einem grobschlachtigen Geschaftsmann und einem blassen jungen Menschen der offenbar leise murmelnd ein Gedicht vor sich hindeklamiert Sie kommt mit ihm ins Gesprach und er tragt ihr schwarmerisch einige Holderlin Verse vor Ihre Sitznachbarn verlassen alsbald den Zug und als sie selbst aussteigt entdeckt sie dass ihre Handtasche verschwunden ist Siedend heiss wird sie gewahr dass sie das Opfer eines abgekarteten Spiels geworden ist wahrend sie hingerissen dem verzuckten Holderlinadepten lauschte stahl sein Komplize die Handtasche Urplotzlich durchzuckt sie wieder die Erinnerung an den einen entlarvenden Blick ihres Freundes und sie wendet ihre Schritte zuruck in die Stadt Honour thy Father and thy Mother Erzahlung 1943 BearbeitenDie Novelle erschien 1943 in der Anthologie The Ten Commandments Ten short novels of Hitler s war against the moral code im Verlag Simon amp Schuster in New York 59 Umfang 45 Seiten Zweiter Weltkrieg Barbara die Tochter eines hohen NS Funktionars hat sich heimlich mit Heinrich dem an der Ostfront kampfenden Sohn eines ehemaligen KZ Haftlings verlobt Da sie sich weigert einen Gefolgsmann ihres Vaters zu heiraten lasst dieser sie in einem Lebensborn Heim gewaltsam schwangern Heinrich halt zu seiner Verlobten die jedoch dem Leben abgeschworen hat und den Freitod wahlt Die Erzahlung die den NS Terror in seiner unmenschlichen Grausamkeit schildert wurde aus dem Deutschen ins Englische ubersetzt Uber den Verbleib des deutschen Originals ist nichts bekannt Honour thy Father and thy Mother Du sollst Vater und Mutter ehren war eine von zehn Erzahlungen der Anthologie die das Thema der Zehn Gebote illustrieren sollten Ausser Frank lieferten weitere internationale Autoren Beitrage zu diesem Werk der Exilliteratur unter anderem Thomas Mann Franz Werfel Jules Romains Andre Maurois Sigrid Undset und Louis Bromfield Koptisch muss sein Erzahlung 1923 Bearbeiten nbsp Bauernrauferei beim Kartenspiel von Adriaen Brouwer um 1855Die Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Das Tage Buch am 24 Februar 1923 60 Danach wurde sie 1926 in der Sammlung Erzahlungen im Rowohlt Verlag in Berlin veroffentlicht 61 Umfang 13 Seiten Im Berlin der Inflationszeit begibt sich der Ich Erzahler mit seiner Gefahrtin Ruth in eine Spielholle in Charlottenburg Zu seiner grossten Uberraschung ist der Betreiber des Spielsalons ein ehemaliger Studienfreund aus langst vergangenen Tubinger Tagen Der Erzahler den er einst wie einen Irren mitleidig betrachtet hatte als dieser ihm von seinen nachtlichen Spieleskapaden vorschwarmte war verblufft vor Erstaunen Ausgerechnet dieser Mann der Stillste der Stillen der Bravste der Braven gab sich als Handlanger fur zwielichtige Subjekte her damit diese ihren Spieltrieb austoben konnten Leben muss der Mensch auch in dieser trostlos wilden Zeit gibt der alte Freund dem Erzahler zu verstehen Seine Gaste setzten ihn in den Stand seiner Wissenschaft zu leben zumal sein Fachgebiet das Koptische eine der brotlosesten Kunste auf der Welt sei Gewiss sei es nicht hubsch einen Spielsalon zu unterhalten aber der Freund musse doch einsehen Koptisch muss sein Bruno Frank gehort zu den Schriftstellern die nur wenig uber sich selbst preisgaben und autobiographische Spuren in seinem Werk sind ebenfalls rar In dieser Erzahlung und in seiner Politischen Novelle lasst er Erinnerungen an seine Tubinger Studentenzeit und an Tubingen einfliessen Er erwahnt selbst einen Schulfreund den spateren Orientalisten Wilhelm Hengstenberg den er auf dem Stuttgarter Karlsgymnasium kennengelernt und wohl in seiner Munchener Zeit in den zwanziger Jahren wiedergetroffen hatte Nun lasst Bruno Frank der in seinen zwanziger Lebensjahren selbst der Spielleidenschaft fronte in seiner geschliffenen Sprache die Spieler und ihr Verhalten am Spieltisch in lebhaften Bildern vor dem Auge des Lesers erstehen Auch die Novelle Leidenschaften ein Jahrzehnt zuvor erschienen widmet sich der Spielleidenschaft die das verhunzte Leben eines Spielers beherrschte La Buena Sombra Novelle 1916 Bearbeiten nbsp Europa Afrika und Amerika von William Blake 1796Die Novelle erschien erstmals 1916 wahrend des Ersten Weltkriegs in der Sammlung Der Himmel der Enttauschten Novellen im Verlag Albert Langen in Munchen 62 Umfang 14 Seiten Ein Fruhsommerabend im Ersten Weltkrieg Der Ich Erzahler und sein Kamerad Hildebrand haben sich etwas abseits von ihrer Einheit hingelagert Eigentlich weiss er nicht so recht sagt Hildebrand warum er sich zum Kriegsdienst gemeldet hat In Buenos Aires hatte er zuletzt einen guten Job als Conferencier in einem Nachtlokal dem La Buena Sombra eine Art Music Hall in der Sangerinnen aller Nationen auftraten Alle waren zufrieden mit ihm denn ich wusste wirklich uber jede der Damen etwas vorzubringen Er hatte ein buntes und abenteuerliches Leben hinter sich und burgerliche Geradlinigkeit war nie sein Ding gewesen Eigentlich gab es nur eines im Leben das ihm Freude und Kraft gab die schonen Frauen Er liebte sie alle und sie ihn Man muss so freundlich sein gegen diese armen sussen Geschopfe man muss ihnen immer wieder sagen dass sie bezaubernd sind jede von ihnen jede einzelne der Sinn der Welt Aber da gab es auch die Hasslichen und es bekummerte ihn dass diese kein Stuckchen vom grossen Kuchen des Lebens abbekamen und an diesem Punkt glaubte ich immer meine Schuld ein wenig bezahlen zu konnen Und so forderte er hin und wieder ein Mauerblumchen zum Tanz auf oder wenn er an Frauen vorbeikam die unbeachtet verlassen vergessen aussahen sagte er leise wie lieb wie entzuckend oder como bonita como bonita usw In seinem Lokal gab es eine Sangerin die auch zu den Benachteiligten gehorte und als er versuchte sie auf seine Weise ein bisschen froh zu machen sagte sie Wie zart Sie zu mir sind Herr Hildebrand zu mir und zu der kleinen Ellen Blaker an der auch nichts dran ist gerade wie an mir Eigentlich Herr Hildebrand sollten Sie so heissen wie unser ganzes Etablissement heisst La Buena Sombra 63 Am nachsten Morgen ereilte Hildebrand sein Schicksal und es bleibt schon eigentumlich dass er genau diesen letzten Abend wahlte um so viel uber sich selbst zu erzahlen Leidenschaften Novelle 1914 Bearbeiten nbsp Die Kartenspieler von Florent Willems um 1880Die Novelle erschien erstmals in der Zeitschrift Simplicissimus am 17 August 1914 Danach wurde sie 1916 in dem Sammelband Der Himmel der Enttauschten Novellen im Verlag Albert Langen in Munchen veroffentlicht 64 Umfang 16 Seiten Der Ich Erzahler ein Arzt vertritt seinen Kollegen Kuffner der aus reiner Begeisterung fur seinen Beruf und fur das Helfen als Armenarzt arbeitet und sich dabei lebensgefahrlich angesteckt hat An einem Abend wird der Arzt zu einem kleinen Madchen gerufen das ohne eigentlich krank zu sein im Sterben liegt Ihre Eltern waren im hochsten Masse schwindsuchtig und hatten geheiratet obwohl es eine Torheit und verderblich war Alles dachte er was die Leidenschaft unternimmt endigt schlecht Dieses arme graue Korperchen Das ist nun die Frucht einer rotgluhenden Liebe Schlacke Schlacke Auf dem Ruckweg durch das Viertel wo sich armliche Huren in die Torwinkel drucken wird er vom Regen uberrascht und er rettet sich in eine zwielichtige Spelunke in der sich drei Manner dem Kartenspiel ergeben Einen der Manner erkennt er es ist der Schwede Graf Soderborg einst beruchtigt als hemmungsloser Hazardeur und krankhaft beanlagter Verschwender Sie kommen ins Gesprach und Soderborg prahlt von seinen Ruhmestaten an den beruhmten Spielstatten Europas Trotz seines abgerissenen Aussehens merkt man dem alten Spieler noch immer seine Weltgewandtheit an Bald treffen die Damen des Viertels ein Auch sie nehmen am Spieltisch Platz und die zwolfkopfige Runde beginnt ein lebhaftes Spiel bei dem Soderborg meistens verliert Als der Arzt sich zum Gehen wendet begleitet Soderborg ihn vor die Tur Ja er sei ein Passionne ein von der Spielleidenschaft Besessener und habe demzufolge selten Gluck Die geringen Betrage die er allabendlich an diese Leute verliert spielten keine Rolle Ein verstorbener Freund habe vorsorglich Geld fur ihn angelegt und mit der Rente konne er auskommlich leben Der Erzahler schliesst seinen Bericht mit einem melancholischen Ausblick Ich dachte an Kuffner der seine arztliche Leidenschaft vielleicht mit dem Tod bezahlte ich sah den armseligen grauen Korper meiner kleinen Patientin vor mir Schlacke der Leidenschaft dachte ich Mein Weg war umdrangt von Schwarmen der Geister die sich nicht hatten fugen konnen Volksbeglucker Gelehrte und Dichter denen Leidenschaft und Hingabe die Erfolge der Mittelmassigkeit verwehrten Bruno Frank der sich in seinen zwanziger Lebensjahren ebenfalls der Spielleidenschaft hingab wusste wovon er sprach als er diese Novelle schrieb Fast ein Jahrzehnt spater verfasste er die Novelle Koptisch muss sein die auch um die Spielleidenschaft kreist wenn auch unter einem anderen Blickwinkel Luge als Staatsprinzip Essay 1939 Bearbeiten Hauptartikel Luge als Staatsprinzip Nina Komodie 1931 Bearbeiten Hauptartikel Nina Bruno Frank Umfang 155 Seiten Die gefeierte Filmdiva Nina Gallas wird ihres Ruhms und der beruflichen Belastung uberdrussig zumal kaum mehr Zeit fur das Leben mit ihrem Mann ubrigbleibt Sie uberlasst ihre Karriere ihrem Filmdouble ohne dass dies die Offentlichkeit gewahr wird und zieht sich ins Privatleben zuruck P Q der Kritiker Erzahlung 1914 BearbeitenDie Erzahlung erschien in der Zeitschrift Marz am 4 Juli 1914 65 Umfang 3 Seiten Der Schriftsteller A W U liegt in den letzten Zugen umringt von seinen Freunden Sein letztes Werk der Roman Stumme Krafte war gerade frisch aus der Druckerpresse gekommen Wenn er dich nur herunterreisst spricht er flehentlich zu sich selber Gemeint ist der Kritiker P Q der Gefurchtete Er an dessen Feder das Auge aller deutschen Literaten seit so vielen Jahren hangt von dem gelobt zu werden die ewige Verdammnis bedeutet und dessen Fluch die Seligkeit ist Ein junger Lyriker eilt zur Zeitung und fleht den Redakteur an in P Q s Rezensionsexemplar zwei miserable Kapitel unaufgeschnitten zu lassen und so seinem Freund zu einem gesalzenen Verriss zu verhelfen Nach drei Tagen erscheint die Kritik mit dem ersehnten Verriss A W U liest sie und mit dem Ausdruck der innigsten Gluckseligkeit haucht er sein Leben aus Pantomime Novelle 1910 Bearbeiten nbsp Die Novelle erschien 1910 in der Zeitschrift Licht und Schatten Monatsschrift fur Schwarz Weiss Kunst und Dichtung 66 und 1911 in dem Sammelband Fluchtlinge im Verlag Albert Langen in Munchen 67 Der Titel des Sammelbands verweist auf das Zentralmotiv der Novellensammlung die Fluchtversuche der Protagonisten die Flucht in das Leben die Flucht in den Tod die Flucht in die Kunst 68 Umfang 21 Seiten In einer unwirtlichen Marznacht wandelt ein junges Paar engumschlungen zum Eisenbahndamm und lasst sich auf einer nahestehenden Bank nieder Alexander hatte Clara bei einem Tanzvergnugen kennengelernt und ihr bezaubernder Duft rief Gefuhle der Liebe und Hingebung in ihm wach Er steigerte sich in eine Leidenschaft hinein und zog mit Clara in eine gemeinsame Wohnung Die junge Frau dieses grosse im Denken und allen Bewegungen langsame Geschopf war seinem Ansturm nicht gewachsen so dass sich ihr Blut schliesslich an der Raserei dieses bedenkenlosen Knaben entzundete Alexander versank in seiner sinnlichen und zugleich sublimen Leidenschaft vernachlassigte alles und haufte Schulden uber Schulden Sein Verwandter der sein Studium finanzierte bekam davon Wind und befahl ihm die Beziehung auf der Stelle abzubrechen Alexander erschien die Lage aussichtslos und seine Verblendung gaukelte ihm als einzige Losung den gemeinsamen Freitod vor Clara konnte sich dem nicht entziehen denn die Trennung von ihrem Geliebten war undenkbar fur sie Ein verborgenes Gesetz schien bestimmt zu haben dass Alexander und seine Geliebte eine gewisse Schar junger Leute vervollstandigen sollten paarweise uber den Erdball verteilter torichter junger Leute die wie in jedem Monat so auch in diesem Monat Marz arme Nummern einer vorgezeichneten Zahl ihr Leben fortgeworfen hatten Und als Werkzeug ihrer Tat hatten sie einen Eisenbahnzug zu benutzen den Zug D 25 Sie legen sich quer uber einen der Schienenstrange und warten auf den Schrecken ihres qualvollen Tods In ihren letzten Augenblicken uberlegen sie Habe ich sie denn geliebt Habe ich sie denn wirklich geliebt Wie das donnert und braust Und Wie das donnert und braust Nie habe ich ihn geliebt ein gruner Junge Aber er hat mich beschwatzt Als das Donnern des D Zugs voruber ist finden sich beide am Leben Der Zug war auf dem anderen Gleis vorubergefahren Beide erheben sich und gehen jeder in eine andere Richtung davon Perlenkomodie Schauspiel 1929 Bearbeiten nbsp Die Ehe des Fabrikanten Siethoff steckt in einer schweren Krise Er halt sich heimlich eine Geliebte und seine Frau Wera fuhlt dass sie die Liebe ihres Mannes verloren hat Der Architekt Peter Mack ein Bekannter der Familie der in Wera verliebt ist hat herausgefunden dass Siethoff mit Cora Peters ein Verhaltnis hat und dass diese das gleiche schwarze Perlencollier tragt wie Siethoffs Frau Er mutmasst dass Siethoff die echte Kette seiner Geliebten geschenkt und seiner Frau eine Kopie untergeschoben hat Mack dringt unerkannt als Einbrecher bei Wera ein und zwingt sie zur Herausgabe der falschen Kette Von Cora eingeladen tauscht er unbemerkt die falsche gegen die echte Kette aus Er bringt die echte Kette ihrer ursprunglichen Besitzerin zuruck und gesteht ihr seine Liebe die von Wera erwidert wird Siethoff nimmt nolens volens die falsche Kette um sie seiner Cora zu verehren Politische Novelle Novelle 1928 Bearbeiten Hauptartikel Politische Novelle Requiem Gedichte 1913 Bearbeiten Hauptartikel Requiem Gedichtzyklus Schwager Kronos Novelle 1916 Bearbeiten nbsp Die eilende Zeit Chronos darstellend von Eberhard Encke 1919 1922Die Novelle erschien im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs in der Zeitschrift Jugend am 19 Mai 1916 Umfang 19 Seiten Der Ich Erzahler ein deutscher Soldat im Ersten Weltkrieg erblickt nach dem argen Feuer des Tages in einem Traumgesicht den Tod er trug nicht das beinerne Kleid in dem man ihn zu kennen glaubt sondern ein schwarzes Zivil Der Tod fragt den Soldaten hamisch Heute haben wir uns gefurchtet Er kann dem Soldaten nicht verzeihen wie dieser einstmals wie er glaubt furchtlos seinen Spott mit ihm getrieben hat Nach anfanglichem Leugnen und heftig bedrangt vom Tod erinnert sich der Soldat langsam wieder des lange vergessenen Vorfalls Zu jener unvordenklichen Zeit als noch Frieden war in Paris an einem Maitag traf der Soldat eine Frau mit der ich von Deutschland her sehnsuchtig vertraut war Es gelingt ihm mit der Dame fur den Nachmittag ein Rendezvous zu vereinbaren Aber wie er sich zum Ausgang rustet brach rauschend ein wilder Regen nieder Wenn uberhaupt konnte er bei diesem Unwetter nur mit einer Droschke sein Ziel erreichen aber die Strassen waren menschenleer und weit und breit kein Wagen zu sehen Plotzlich kam ein leerer Leichenwagen herangaloppiert In seiner Verzweiflung wirft er sich dem Wagen in den Weg und bringt den Kutscher dazu ihn zu dem verabredeten Restaurant zu fahren Als er eintritt sind alle entsetzt als ware er ein Uberbringer des Todes oder wie es seine Freundin Agathe formuliert Ihr Heldentum ist den Leuten ohnehin duster genug Und er fragt erschrocken Heldentum Sie glaube doch nicht etwa er habe damit den Tod verspotten wollen Der Tod scheint dem Soldaten seine einstmalige Gedankenlosigkeit nicht mehr nachzutragen Er beschwert sich uber das vermeintliche Heldentum der Kriegsteilnehmer und dass sie scheinbar jeden Respekt vor ihm verloren haben Der Soldat erwacht und dabei knisterte in meinem Waffenrock ein Stuck Papier Kein Papier auf Erden knistert ahnlich wie das rauhe blauliche Papier von Agathes Briefen Der Novellentitel Schwager Kronos spielt auf Goethes Gedicht An Schwager Kronos an in dem Schwager Kronos der griechische Gott der Zeit die Postkutsche lenkt auf einer Fahrt die zur Fahrt des Lebens umgedeutet wird Drei Strophen aus Goethes Gedicht untermalen in Franks Novelle die Fahrt mit dem Leichenwagen wahrend der Soldat im Wettlauf mit der Zeit um sein heissersehntes Rendezvous bangt Sechzehntausend Francs Novelle 1940 BearbeitenDie Novelle erschien erstmals 1940 im Januar Februar Heft der von Thomas Mann mitherausgegebenen Exilzeitschrift Mass und Wert Danach wurde sie im gleichen Jahr im Querido Verlag einem Exilverlag in Amsterdam veroffentlicht Umfang 37 Seiten Abschnitte 1 11 nbsp Die Raubthiere des Schlachtfeldes Zeichnung von Herbert Konig 1866Die Familie des Jurastudenten Michael Raumer war vor dem Ersten Weltkrieg sehr wohlhabend Der Vater fuhrte ein traditionsreiches Exportgeschaft in Berlin Mit Ausbruch des Krieges brach das Geschaft zusammen und die Familie verlor ihr gesamtes Vermogen Raumer nahm um den Unterhalt seiner Familie zu sichern bei einem windigen Versicherungsunternehmen eine Stelle als Vertreter an Seinem Vorgesetzten einem Hasardeur mit abenteuerlicher Biographie war aus der Beziehung mit einer Kubanerin seine Tochter Marion verblieben eine rassige Schonheit in die sich Raumer verliebte Ein Jahr nach Kriegsausbruch kurz vor seiner Einberufung heirateten beide Drei Jahre spater kurz vor Kriegsende findet Raumer bei der Routine Durchsuchung gefallener franzosischer Soldaten bei einem Hauptmann sechzehn Tausendfrancsscheine Statt seinen Fund vorschriftsmassig abzuliefern behalt er das Geld So war er zum Rauber geworden an einem toten Feind Die Strapazen der letzten Wochen hatten seiner Gesundheit stark zugesetzt und er wird mit einer Meningitis in ein Feldlazarett eingeliefert Nach mehrmonatiger Rekonvaleszenz nimmt er nach Ende des Krieges sein Jurastudium wieder auf Seinen Lebensunterhalt bestreitet er angeblich durch ein Freundesdarlehen tatsachlich aber mit dem geraubten Geld Nach Abschluss des Studiums tritt Raumer eine Stelle als Kriminalrichter an Er verfasst ein Fachbuch uber einen bedeutenden Strafrechtsreformer das weithin Aufsehen erregt Die junge Weimarer Republik war bestrebt auch den Strafvollzug zu humanisieren und Raumer der sich durch sein Buch und durch seine Amtsfuhrung so entschieden qualifiziert hatte wird ins Departement der Justiz versetzt wo er binnen kurzem zum zweiten Mann in der Strafvollzugsbehorde avanciert Die seelische Wunde die er sich durch sein eigenes Verbrechen geschlagen hat lasst ihn nicht los und treibt ihn zu unermudlicher Tatigkeit an Er versieht sein Amt mit grosser Gewissenhaftigkeit und veroffentlicht weitere Fachbucher Mehr und mehr vernachlassigt er seine Frau und einige Jahre nach der Geburt eines Sohnes verlasst sie ihn Sein Sohn der ihn abgottisch liebt und bewundert bleibt bei ihm Nach der Machtubernahme der Nazis gerat Raumer als eine Galionsfigur des humanen Strafvollzugs sehr schnell ins Visier des Unrechtssystems Um der drohenden Verhaftung zu entgehen flieht er mit seinem noch jugendlichen Sohn nach Paris Dort sucht er den Grossvater des gefallenen Hauptmanns auf den er im Krieg beraubt hat in der Absicht seine Schuld zu tilgen Von dem wohl situierten adelsstolzen Grossvater erfahrt er dass sein Enkel am Vorabend seines Todes bei einem Kartenglucksspiel eine hubsche Summe gewonnen hatte die der Tote nicht mehr bei sich trug Raumer verlasst den Grossvater und er hatte weinen und lachen mogen zugleich uber das seltsam spate Geschenk das ihm da sein Schicksal gemacht hatte Strophen im Krieg Gedichte 1915 Bearbeiten Hauptartikel Strophen im Krieg Tage des Konigs Erzahlung 1924 Bearbeiten Hauptartikel Tage des Konigs The suitcase Novelle 1943 Bearbeiten nbsp Herakles am Scheideweg von Albrecht Durer 1498Die Novelle erschien 1943 wahrend des Zweiten Weltkrieges in der von Klaus Mann herausgegebenen Anthologie Heart of Europe die Autoren aus 21 Landern vereinte Der Text liegt gedruckt nur in der englischen Ubersetzung von Barbara Hallewell vor Das deutsche Manuskript Der Handkoffer wird in der Monacensia dem Literaturarchiv der Munchener Stadtbibliothek aufbewahrt Umfang 11 Seiten Auf einer seiner regelmassigen Reisen aus der Provinz nach Berlin steigt ein Geschaftsmann in seinem gewohnten Hotel ab Als er seinen Koffer offnet bemerkt er dass dieser am Bahnhof vertauscht worden ist Bezaubert vom Duft des Parfums das ihm entgegenstromt und uberaus angetan dass der Kofferinhalt einer Frau gehoren muss ersteht vor dem inneren Auge des biederen Mannes der sich eines glucklichen Familienlebens mit seiner Frau und seinen Sohnen erfreut das Bild einer betorenden jungen Frau Anfangs gewillt den Koffer zuruckzugeben vollzieht sich in seinem Inneren eine erstaunliche Wandlung Er behalt den Koffer das Zimmermadchen legt am nachsten Tag den Inhalt des Koffers im Zimmer zurecht in Erwartung der Dame zu der der Koffer gehort Diese Umstande steigern noch seine Phantasie und in den kommenden Tagen versinkt er immer tiefer in seiner Sehnsucht nach der schonen Unbekannten Als er eines Morgens erwacht erkennt er dass seine Tag und Nachttraume nur ein Vorwand waren die ihn von sich selbst ablenken sollten Offenbar befindet er sich an einem schicksalhaften Scheideweg Er wird abhauen aus seinem bisherigen Leben alles und alle hinter sich lassen um dem Abenteuer einer ungewissen Zukunft die Stirn zu bieten Als er abends in sein Zimmer zuruckkehrt hort er ein leises Weinen seine Frau ist gekommen ihn abzuholen Vollkommen aufgewuhlt schwankt er hin und her wie er seiner Frau die groteske Situation erklaren soll wie er ihr klarmachen kann was wirklich mit ihm los ist Aber die umherliegenden Frauensachen scheinen eine nur allzuklare Sprache zu sprechen und die wirkliche Wahrheit ist so unwahrscheinlich und viel schlimmer dass er gar nicht erst versucht sich zu verteidigen Ein unertragliches Mitleid uberkam ihn und er sagte was jeder Mann an seiner Stelle gesagt haben wurde Hier war keine andere Frau Und das Unerwartetste auf der Welt geschah sie glaubte ihm und nahm ihn in ihre Arme Sie glaubte ihm All die unverbruchlichen Beweise die ihr unter dem grellen elektrischen Licht ins Auge stachen waren nichts gegen sein Wort Und ihm wurde klar dass dies die wunderschonste Erfahrung in seinem Leben war und immer bleiben wurde Literatur BearbeitenSiehe Bruno Frank Literatur Fussnoten Bearbeiten Man erkennt schon die bestialischen Gesichter Doggengebisse rote Bartstoppel unter den grunen Augen Oh der Elende Frank 1921 1 Kirchner 2009 S 112 Kirchner 2009 S 112 Kirchner 2009 S 113 Kirchner 2009 S 112 Kirchner 2009 Seite 112 Frank 1934 1 Frank 1935 1 Frank 1957 1 Landshoff 2001 S 352 Frank 2010 1 Frank 1916 1 Eckhard Ullrich weist auf die fast prophetische Vorwegnahme des nazistischen Vernichtungssystems hin Als hatte Bruno Frank die Todesfabriken des deutschen Faschismus die unausdenkliche Bestialitat der Verwertung der Massenmordopfer jenes Regimes vorausgesehen Ullrich 2015 1 Frank 1921 6 Frank 1921 1 Frank 1920 1 Frank 1924 5 Frank 1911 1 Frank 1910 1 Frank 1911 1 Kirchner 2009 S 48 Kirchner 2009 S 47 Frank 1916 1 Frank 1921 5 Nach einem alten Glauben soll der Pelikan seine Jungen mit seinem eigenen Blut nahren Siehe auch Pelikane Ikonographie Frank 1916 1 Der Mord ist historisch verburgt Frank 1909 2 Frank 1911 1 Kirchner 2009 Seite 48 Frank 1916 1 Frank 1908 1 Frank 1911 1 Kirchner 2009 Seite 48 Frank 1933 1 Frank 1933 2 Frank 1937 1 Mann Erika 1991 Seite 315 316 Frank 1911 1 Kirchner 2009 Seite 48 Frank 1921 1 Frank 1921 1 Ferchl 2015 S 122 Scheffel 1916 S 195 197 Frank 1911 1 Kirchner 2009 S 48 Schaffner 1911 S 1768 Bab 1918 S 413 Der Protagonist war nicht Bankdirektor sondern Direktor eines Industrieunternehmens Frank 1911 1 S 171 Gunther 1930 S 512 Ackerknecht 1956 S 130 Frank 1982 1 Seite 384 Frank 1927 1 S 384 Frank 1920 1 Frank 1926 2 Frank 1922 2 Frank 1924 1 Frank 1943 1 Frank 1923 1 Frank 1926 1 Frank 1916 1 La Buena Sombra Der gute Schatten Frank 1916 1 Frank 1914 2 Frank 1910 3 Frank 1911 1 Kirchner 2009 Seite 48 VWerke von Bruno FrankBuhnenstucke Die treue Magd 1916 Bibikoff 1918 Die Schwestern und der Fremde 1918 Die Trosterin 1919 Das Weib auf dem Tiere 1921 Henne im Korb 1922 Schimmelmanns Brautschau 1924 Zwolftausend 1927 Perlenkomodie 1929 Sturm im Wasserglas 1930 Nina 1931 Der General und das Gold 1932 Die verbotene Stadt 1940 Romane Die Nachtwache 1909 Die Furstin 1915 Trenck 1926 Cervantes 1934 Der Reisepass 1937 Die Tochter 1943 Kurzprosa Im dunklen Zimmer 1906 Der Stolz des Privatdozenten Kaiser 1908 Der Papagei 1909 Ein Abenteuer in Venedig 1910 Pantomime 1910 Die Mutter einer ganzen Stadt 1910 Der Glucksfall 1910 Die Melodie 1911 Das Bose 1911 Der Schatten 1913 Ah le miserable 1914 P Q der Kritiker 1914 Das Goldbergwerk 1914 Der Himmel der Enttauschten 1914 Frau Ethel Redgrave 1914 Leidenschaften 1914 Der Marschall 1916 Schwager Kronos 1916 La Buena Sombra 1916 Bigram 1921 Der Brautigam 1920 Der Goldene 1921 Das Haar 1921 Die Unbekannte 1921 Die Tat 1921 Der Kaiser 1921 Gesprach auf der Altane 1922 Koptisch muss sein 1923 Tage des Konigs 1924 Der Englander 1924 Hochbahnfahrt 1924 Ein Konzert 1926 Politische Novelle 1928 Der Magier 1929 Die Monduhr 1933 Blutsprufung 1934 Sechzehntausend Francs 1940 Honour thy Father and thy Mother 1943 The suitcase 1943 Chamfort erzahlt seinen Tod 1945 Prosasammlungen Fluchtlinge 1911 Der Himmel der Enttauschten 1916 Gesichter 1920 Bigram 1921 Leidenschaften und andere Geschichten 1921 Erzahlungen 1926 Ein Konzert 1927 Aus vielen Jahren 1937 Gedichtsammlungen Aus der goldnen Schale 1905 Gedichte 1907 Die Schatten der Dinge 1912 Requiem 1913 1916 Strophen im Krieg 1915 Die Kelter 1919 Aus vielen Jahren 1937 Verschiedenes Friedrich der Grosse als Mensch 1926 Luge als Staatsprinzip 1939 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werke von Bruno Frank amp oldid 230335396 Der Glucksfall