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Dieser Artikel beschreibt die Literaturzeitschrift Zum gleichnamigen Dokumentarfilm siehe Das Forum Film Das Forum war eine Literaturzeitschrift die von April 1914 bis 1929 monatlich in Munchen erschien und von Wilhelm Herzog herausgegeben wurde Das ForumBeschreibung deutsche LiteraturzeitschriftVerlag Munchen Forum 1 Jahrgang 1914 15 2 Jahrgang 1915 Potsdam Gustav Kiepenheuer 3 Jahrgang 1918 19 4 Jahrgang 1919 20 Berlin Gustav Kiepenheuer 5 Jahrgang 1920 21 H 1 2 Erstausgabe 1914Einstellung 1929Erscheinungsweise monatlichHerausgeber Wilhelm Herzog Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Leerstellen 1 2 Zensorkursiv 1 3 Protest 2 Ausgaben 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHerzog war mit Heinrich Mann befreundet der zum ersten Heft einen Monolog Flauberts aus dem Essay Eine Freundschaft Gustave Flaubert und George Sand beitrug Die Zeitschrift erschien in einem eigens dafur gegrundeten Verlag und brachte zahlreiche Erstveroffentlichungen heraus 1 Zu den Autoren zahlten Frank Wedekind Kurt Eisner und Romain Rolland 2 Die vielbeachtete Plattform des literarischen Aktivismus nahm schon vor dem Ersten Weltkrieg gegen den Krieg Stellung und wurde im September 1915 vom Pressereferat des Bayerischen Kriegsministeriums verboten Nach dem Krieg wurde das Forum bis 1929 von Herzog fortgesetzt Im Marz 1915 befasste sich das Pressereferat eingehender mit dem Inhalt der Monatszeitschrift Das Forum Dabei stellte es zunachst fest Das Forum gefallt sich seit Kriegsbeginn in der Propagierung eines ganz unzeitgemassen Europaertums und einer unpatriotischen pessimistischen Welt und Lebensanschauung deren Verbreitung und Verstarkung in den davon leider sehr angekrakelten ubergebildeten deutschen Gesellschaft nicht wunschenswert erscheint In personlichen Gesprachen mit dem Herausgeber der Zeitschrift Wilhelm Herzog versuchte die Zensur eine Anderung des Inhalts zu erwirken Ein weiteres Schreiben des Pressereferats forderte Herzog auf in Zukunft auf die Propagierung eines unzeitgemassen und auf die Landesverteidigung sich schadlich auswirkenden vaterlandslosen Astheten und Europaertums zu verzichten Nachdrucklich bedeutete man Herzog sich seiner vaterlandischen Verantwortung bewusst zu werden und als Konsequenz daraus jene Tendenz die gegen die mannhafte vertrauensvolle und selbstbewusste Stimmung und Haltung unseres Volkes negativ wirken konnten in Zukunft im Forum nicht mehr zu veroffentlichen Im Juni desselben Jahres ordnete das Referat Herzog und sein Forum den fuhrenden Geistern der gegenwartigen eine starke Werbetatigkeit beginnenden pazifistischen Kreisen zu Der zustandige Referent charakterisierte die Anhanger pazifistischer Ideen mit den Worten Diese Herren finden nicht Worte genug um die unser ganzes Volkstum durchwogende Kraft und Geschlossenheit des Handelns zu bemangeln und an deren Stelle jenes weichliche Asthetentum mit seinen verschwommenen weibischen internationalen Zielen zu setzen dem einen schongeistige Wendung irgendeines fremden Literaten mehr bedeutet als der Siegeswille der Deutschen Auch gegenuber Herzog und dem Forum hielt das Pressereferat zunachst am Grundsatz der wohlwollenden Zusammenarbeit mit der Presse fest In wiederholten schriftlichen und mundlichen Ermahnungen versuchten die Zensoren immer wieder eine befriedigende Losung herbeizufuhren Da die Bemuhungen offensichtlich fruchtlos blieben erhielt Herzog eine Verwarnung Der Gedanke an ein Erscheinungsverbot wurde im Ministerium erwogen er konnte zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht realisiert werden da es der Zensur an eine ausreichend formalen Grund mangelte wie es in den Akten hiess Die Erhaltung des Burgfriedens bildete fur die Zensur eine der wichtigsten Leitlinien wahrend des Krieges Im Juli 1915 legte Herzog der Zensur einen Artikel vor der keinerlei pazifistische Tendenz enthielt Die Zensur liess den Artikel jedoch zur Veroffentlichung nicht zu weil der Inhalt nach Ansicht der Behorde eine Gefahrdung des konfessionellen Friedens darstellte In der ausfuhrlichen Begrundung der Entscheidung wurde noch einmal darauf hingewiesen dass nicht sachlich richtige oder auch falsche Inhalt eines Artikels zensiert werde sondern dass die Entscheidung des Referates sich allein an dem Gesichtspunkt der moglichen Auswirkungen auf die Offentlichkeit orientiere 3 Damit hatte das Zensurreferat noch einmal versucht auch Herzog die Motivation der zensuralen Tatigkeit klarzumachen Die Erhaltung einer einmutigen Volksstimmung war eine militarische Notwendigkeit ersten Ranges Die Ausbreitung pazifistischer Tendenzen bedeutete in den Augen der militarischen Zensur ebenso eine Gefahrdung der einheitlichen Volksstimmung wie die Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Konfessionen Im August 1915 regte nun auch die Oberzensurstelle des Kriegspresseamtes eine strenge Uberwachung aller Zeitschriften an die auf Grund ihres Inhalts vom Ausland gelesen und zur Gegenpropaganda gegen das Reich verwandt wurden Da eine grosse Anzahl von Exemplaren des Forums in das Ausland versandt wurden bezog sich diese Anregung aus Berlin auch auf das Forum Am 4 September 1915 teilte das Pressereferat dem Herausgeber Herzog noch einmal die grossen Bedenken die gegen den Inhalt der Zeitschrift und deren Verbreitung weiter bestanden mit Am 11 September 1915 hiess es in den Akten Trotzdem bleibt Herzog bei seiner Art durch tendenziose Zusammenstellung von pazifistischen Stimmen aus dem In und Ausland durch Zitate usw die vaterlandische Gesinnung und die bezuglichen Veroffentlichungen herabzusetzen und hamisch zu bekriteln Nebenbei wird immer wieder versucht die angebliche Schuld oder Hauptschuld an dem Kriege der deutschen Regierung oder den herrschenden Kreisen besonders in Deutschland zuzuschieben Leerstellen Bearbeiten Das anfangliche Entgegenkommen gegenuber dem Forum und seinem Herausgeber fand nun bald ein Ende Das Pressereferat sah sich im Laufe der Zeit zu immer grosseren Streichungen veranlasst Herzog liess die von der Zensur gestrichenen Passagen aus dem Drucksatz nehmen was dem aufmerksamen Leser zeigte wo der Zensor eingegriffen hatte Zensorkursiv Bearbeiten Als das Pressereferat den Artikel eines osterreichischen Sozialdemokraten nicht zur Veroffentlichung zulassen wollte ersuchte Herzog das Referat doch fur die gestrichenen Stellen Anderungsvorschlage einzusetzen Das Referat kam dem Wunsch nach 4 Herzog liess die vom Zensur vorgeschlagenen Anderungen kursiv setzen Eine derartige Verdeutlichung der Urheberschaft war den Zensoren auch nicht genehm und sie liessen die entsprechenden Bogen aus der Zeitschrift nehmen Vorsichtshalber hatte die Zensurstelle dem Drucker der Zeitschrift die Auflage gemacht das Heft vor der Auslieferung noch einmal im Kriegsministerium vorzulegen Angesichts der Tatsache dass Herzog auch noch versucht hatte die wohlmeinende Absicht des Zensors schlau zu vereiteln verbot das Referat den gesamten Artikel und kam zu der Feststellung Trotz sorgfaltiger Prufung zeigte sich dass Herzog die Tendenz und raffinierte Art der Zusammenstellung der Artikel endlich auch durch die auffallende Hervorhebung der Streichungen Ausgaben seiner Zeitschrift zustande bringt die in ihrer Wirkung an den Tatbestand des Landesverrates nahe kommen Es hat sich erwiesen dass die Praventivzensur nicht ausreicht um diese raffiniert literarische Mache einer kleinen Gruppe vaterlandsloser Astheten und politischer Utopisten zu unterdrucken die umso gefahrlicher wirken als sie sich den Anschein zu geben wissen hinter ihnen stunden grosse Schichten der Gebildeten und verstandigen Politiker in Deutschland und Osterreich AIPr muss daher weitere Versuche die gemeinschadliche Haltung der Zeitschrift zu beeinflussen aufgeben und dem bereits in Aussicht genommenen Antrag nahe treten das Erscheinen des Forum wahrend des Krieges auf Grund Art 4 Ziffer 2 des Kriegszustands gesetztes einzustellen Am 11 September 1915 verbot das Pressereferat des Kriegsministeriums das Forum fur die Dauer des Krieges Die Begrundung lautete auf Schadigung der militarischen und allgemeinen vaterlandischen Interessen Protest Bearbeiten Noch im selben Monat protestierte Herzog gegen die Entscheidung des Ministeriums und erklarte zum Selbstverstandnis seiner Zeitschrift das Forum wolle im Sinne Nietzsches eine Tribune sein fur alle guten Europaer Die Zensur verbiete nun eine Zeitschrift die nichts anderem dienen wolle als der Menschlichkeit und dies auch in Kriegszeiten Wahrend die annexionistischen Forderungen alldeutscher Kreise sich einer Gemeinschaft Deutschlands mit den ubrigen Kulturstaaten hemmend entgegenstellten versuche gerade das Forum allein zum Nutzen Deutschlands die moralische Gemeinschaft mit den ubrigen Kulturvolkern weiterhin aufrechtzuerhalten Die Pazifisten seien die Avantgarde jener die das Recht des deutschen Geistes behaupten und dafur eintreten dass die Taten Ergebnisse diese Geistes sein sollen Obwohl Herzog sich schon sehr bald daruber im klaren war dass er kaum eine Revision der Einstellung des Forums erreichen wurde fuhrte er zunachst uber seinen Rechtsanwalt die Auseinandersetzung mit der bayerischen Zensurstelle fort 5 Herzog liess dem Pressereferat mitteilen dass er eine Eingabe an den Reichskanzler gegen die Einstellung des Forums gerichtet habe und daruber hinaus im Landtag Beschwerde fuhren werde 6 Ausgaben BearbeitenDas Forum Herausgeber Wilhelm Herzog Redakteur Wilhelm Herzog Ort und Verlag Munchen Forum 1 Jahrgang 1914 15 2 Jahrgang 1915 Potsdam Gustav Kiepenheuer 3 Jahrgang 1918 19 4 Jahrgang 1919 20 Berlin Gustav Kiepenheuer 5 Jahrgang 1920 21 H 1 2 Forum 5 Jahrgang 1920 21 H 3 6 8 1924 Potsdam Berlin Forum 9 1928 29 Jahrgang Kalenderjahre Heft Ausgaben Ausgabemonate Papierformat Oktavformat bzw dessen Halfte1 1914 15 H 1 12 April Marz 8 2 1915 H 1 5 April Aug 8 3 1918 19 H 1 12 Okt Sept 8 4 1919 20 H 1 12 Okt Sept 8 5 1920 21 H 1 12 Okt Sept 8 6 1921 22 H 1 12 Okt Sept 8 7 1922 23 H 1 12 Okt Juli 4 8 1924 H 1 5 10 12 Feb Nov 4 9 1928 29 H 1 5 6 Okt Febr Marz 8 Literatur BearbeitenClaudia Muller Stratmann Wilhelm Herzog und Das Forum Literatur Politik zwischen 1910 und 1915 Ein Beitrag zur Publizistik des Expressionismus Peter Lang Bern 1997 Thomas Dietzel Hans Otto Hugel Deutsche literarische Zeitschriften 1880 1945 Ein Repertorium de Gruyter 7 Einzelnachweise Bearbeiten Elke Emrich Macht und Geist im Werk Heinrich Manns Eine Uberwindung Nietzsches aus dem Geist Voltaires eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Carla Muller Feyen Engagierter Journalismus Wilhelm Herzog und DAS FORUM 1914 1929 Zeitgeschehen und Zeitgenossen im Spiegel einer nonkonformistischen Zeitschrift Peter Lang Bern 1996 KA Mkr 13865 Bl 169 vom 28 Juli 1915 Die gleiche Bitte des alldeutschen Verlegers Julius Friedrich Lehmann hatte das Referat sofort abgelehnt Vgl S 130 Wilhelm Herzog Menschen denen ich begegnete Bern 1959 S 56 Doris Fischer Die Munchner Zensurstelle wahrend des Ersten Weltkrieges Alfons Falkner von Sonnenburg als Pressereferent im Bayerischen Kriegsministerium in den Jahren 1914 bis 1918 1919 Phil Diss Munchen 1973 Dietzel Hugel S 432 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Werk GND 4447172 5 lobid OGND AKS VIAF 193684122 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Forum amp oldid 216792794