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Die Schwestern und der Fremde Schauspiel in zwei Aufzugen und einem Vorspiel ist das dritte Buhnenstuck von Bruno Frank Die Urauffuhrung fand unter der Regie von Otto Falckenberg wahrend des Ersten Weltkriegs am 17 Dezember 1917 in den Munchner Kammerspielen statt Die Berliner Erstauffuhrung fand am 30 April 1918 im Theater in der Koniggratzer Strasse statt Die Druckausgabe des Stucks erschien 1919 im Georg Muller Verlag in Munchen 1 DatenTitel Die Schwestern und der FremdeGattung SchauspielOriginalsprache DeutschAutor Bruno FrankUrauffuhrung 17 Dezember 1917Ort der Urauffuhrung Munchner KammerspieleOrt und Zeit der Handlung Offentlicher Ballsaal Gasthausterrasse vor der Stadt Wohnung der Frau von GallasPersonenFrau von Gallas Cordula ihre Tochter Judith ihre Tochter Rudolf Dorguth Dr Hoffmeister Thinka Ein alter Herr Eine Scheuerfrau Eine zweite Scheuerfrau Ein Hausmeister Eine Maske Ein zweifelhafter Kavalier Eine Wirtin Masken Musikanten dienende Leute Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 2 Handlung 3 Hintergrund 3 1 Cordulas Krankheit 3 2 Einfache Leute 3 3 Lebemann 4 Rezeption 5 Druckausgabe 6 Literatur 7 FussnotenUbersicht BearbeitenRudolf verlobt sich aus Mitleid mit der todkranken Cordula die er nicht liebt und betreut sie in den letzten Monaten ihres Lebens Nach ihrem Tod gesteht ihre Schwester Judith Rudolf ihre Liebe Er jedoch bekennt dass er unfahig zur Liebe und zu keiner Beziehung fahig sei Handlung BearbeitenDas handlungsarme Stuck besteht uberwiegend aus Dialogen Zum Kehraus eines Ballabends treffen sich in einem munteren Vorspiel ein abgeklarter alterer Herr zwei Scheuerfrauen und ein junges Paar das sich erst vor ein paar Stunden kennen und lieben gelernt hat Cordula Gallas und der Schriftsteller Rudolf Dorguth Frau von Gallas altere Tochter Judith ist mit dem Syndikus Dr Walther Hoffmeister verlobt Er ist neidisch auf Rudolf Dorguth der bei Frau von Gallas und ihren Tochtern sehr beliebt ist Der streng burgerliche Hoffmeister verspottet Rudolf den Fremden In einer heftigen Auseinandersetzung lasst er seinem Hass auf Rudolf unverhohlen freien Lauf bis es zum Eklat kommt und Judith die Verlobung lost Cordula leidet an einem Bronchialleiden Nicht aus Liebe sondern aus Mitleid verlobt sich Rudolf mit ihr die nicht mehr lange zu leben hat Er begleitet sie zu einem Kuraufenthalt nach Arosa und betreut sie in den letzten Monaten ihres Lebens Nach dem Tod ihrer Schwester bekennt Judith Rudolf ihre Liebe Er weist sie zuruck und gesteht dass er ihre Schwester gar nicht geliebt habe denn er sei unfahig zur Liebe Resigniert gehen Cordula und Rudolf auseinander und das Schauspiel endet auf leerer Buhne 2 Hintergrund BearbeitenCordulas Krankheit Bearbeiten Cordula litt an einem Lungenleiden Bruno Frank kannte aus eigener Anschauung die Tuberkulose und ihre todliche Wirkung 1911 hatte er sich in die Amerikanerin Emma Ley 1887 1912 verliebt die sich mit ihrer Mutter auf einer Europareise befand Die lungenkranke junge Frau musste sich im Dezember 1911 zur Kur in ein Waldsanatorium in Davos begeben wo sie Frank ofter besuchte Emma Ley starb nach mehreren Monaten im April 1912 Bruno Frank entausserte sich seiner Trauer in dem Gedichtzyklus Requiem der 1913 erschien Thomas Manns Frau Katia Mann hielt sich ab Marz 1912 zur Kurierung ihres Lungenspitzenkatarrhs in Davos in dem gleichen Sanatorium auf wo Emma Ley im April 1912 starb Katia Mann nahm Anteil an Franks Trauer und berichtete ihrem Mann uber den Fall Ihre Briefe dienten ihm als Quelle fur seinen Roman Der Zauberberg Fast zehn Jahre spater redigierte Bruno Frank die franzosischen Passagen im Walpurgisnacht Kapitel des Zauberbergs 3 Einfache Leute Bearbeiten Bruno Frank hatte ein Faible fur die einfachen Leute Ihn frappierte ihre Unverfalschtheit im Unterschied zu hohergestellten Personen die nicht immer gut wegkommen bei ihm In den Regieanweisungen zu Beginn des Stucks wird empfohlen fur die Nebenfiguren einen Dialekt wie Bayrisch oder Wienerisch zu verwenden eine volkstumliche Sprache also die von Herzen kommt Im Vorspiel treten Scheuerfrauen zum Kehraus eines Ballabends auf und unterhalten sich in deftiger klarer Sprache uber Gott und die Welt Als einmal Judith zur Kellnerin Anna sagt Sie muss ich doch kennen tadelt sie ihr Verlobter Kennen Musst du kennen On ne connait pas la servante 4 und sie pariert So Da darf ich dir ebenfalls ein franzosisches Wort zitieren Nur Herren aus gutem Hause unterhalten sich mit ihrem Diener Von Goncourt Lebemann Bearbeiten Rudolf Dorguth scheint Zuge des Autors zu tragen Auch Bruno Frank hatte einen unwiderstehlichen Charme und schon als Funfzehnjahriger nahm er Frauen wo immer er sie fand so sein Schulfreund Wilhelm Speyer 5 Vielleicht zweifelte auch der jungere Bruno Frank an seiner Liebesfahigkeit bis er mit 37 Jahren Liesl Massary heiratete Rezeption BearbeitenJulius Bab zur Auffuhrung in Berlin Die Weltbuhne 2 Mai 1918 S 415 416 Wenn Bruno Frank auf irgendeinem Wege zu einer sichern Herrschaft uber die Buhnenform erwachst so konnen wir an diesem weltmannisch resignierten und doch menschlich warmen und sittlich fordernden Kunstler etwas haben wie ein etwas mehr nordliches etwas mehr mannliches etwas mehr aktives Widerspiel Arthur Schnitzlers Siegfried Jacobsohn zur Auffuhrung in Berlin Die Weltbuhne 9 Mai 1918 S 342 Es geschieht nicht viel Ein krankes Madchen bluht einem Manne zu und verwelkt garnicht erst sondern geht gleich ein Ihre gesunde Schwester mochte den Mann unter dessen Zauber sie ihren korrekten Brautigam verabschiedet hat um alles gern von ihr erben und da sie jung und schon ist so denkt man dass er nach einer Anstandsfrist sich schon von ihr erben lassen wird Das letzte Zehntel des letzten Aktes benutzt Rudolf Dorguth um dem Fraulein Judith und uns zu erklaren was es mit seiner Personlichkeit auf sich habe Leergebrannt ist die Statte die bei andern Erdensohnen von dem altmodischen Versatzstuck des sogenannten Herzens ihre Reize bezieht Dieser hier fuhlt hat immer gefuhlt dass er nicht fuhlen kann niemals konnen wird Aus schlechtem Gewissen hat er die Rolle des guten Menschen ubernommen der er sich fur die Kurze von Cordulas Lebensfaden gewachsen dunkt Bei einer Beziehung zu der dauerhaftern Judith ware Entlarvung unausbleiblich Da vollzieht er sie lieber selbst und schreitet weiter seinen einsamen Weg Die dramatische Unzulanglichkeit hier wird sie Ereignis Fur diese Kunstform scheint Bruno Frank um einige Grade zu feminin Er erzahlt nur er plaudert charmant von der Leidenschaft abwechselnd ironisch und sentimental aber im Hauptpunkt leider sentimental Bruno Franks Biograph Sascha Kirchner urteilte 2009 uber das Stuck 6 Die autobiographischen Motive liegen auf der Hand das burgerliche Kunstlertum als Lebensform der Kuraufenthalt in der Schweiz womoglich auch die Angst vor der Liebesunfahigkeit Frank versuchte ein Seelendrama von existentieller Tiefe darzustellen vermochte es aber am Ende nicht in eine buhnengerechte Form zu bringen Es gelang ihm nicht einen dramatischen Konflikt zu entwickeln Er zielte allein auf die Selbstenthullung des zuvor von beiden Schwestern vergotterten Rudolf als denjenigen dem sein emotionaler Mangel schrecklich bewusst ist und der weiss dass er seinem Schicksal nicht entkommen kann Das Schauspiel endet auf der leeren Buhne Judith hat sich erschrocken zuruckgezogen Rudolf ist resigniert davongegangen Nach dem Tod Cordulas wird das Stuck im zweiten Aufzug zunehmend leblos Die Hauptperson Rudolf der sich selbst Fremde verfluchtigt sich in seiner selbstverleumderischen Rede zur Abstraktion Darin liegt das technische Problem des Schauspiels der Irrtum des Dramatikers wie Jacobsohn uberzeugend darlegte Druckausgabe BearbeitenDie Schwestern und der Fremde Schauspiel in zwei Aufzugen und einem Vorspiel Georg Muller Munchen 1918 Digitalisat Literatur BearbeitenFrank Bruno In Renate Heuer Hrsg Lexikon deutsch judischer Autoren Archiv Bibliographia Judaica Band 7 Feis Frey Munchen 1999 S 250 268 hier 257 Sascha Kirchner Der Burger als Kunstler Bruno Frank 1887 1945 Leben und Werk Grupello Dusseldorf 2009 S 88 91 Fussnoten Bearbeiten Kirchner 2009 Seite 88 Kirchner 2009 Seite 89 90 Kirchner 2009 Seite 55 56 Dienstboten kennt man nicht Kirchner 2009 S 21 Kirchner 2009 S 88 90 VWerke von Bruno FrankBuhnenstucke Die treue Magd 1916 Bibikoff 1918 Die Schwestern und der Fremde 1918 Die Trosterin 1919 Das Weib auf dem Tiere 1921 Henne im Korb 1922 Schimmelmanns Brautschau 1924 Zwolftausend 1927 Perlenkomodie 1929 Sturm im Wasserglas 1930 Nina 1931 Der General und das Gold 1932 Die verbotene Stadt 1940 Romane Die Nachtwache 1909 Die Furstin 1915 Trenck 1926 Cervantes 1934 Der Reisepass 1937 Die Tochter 1943 Kurzprosa Im dunklen Zimmer 1906 Der Stolz des Privatdozenten Kaiser 1908 Der Papagei 1909 Ein Abenteuer in Venedig 1910 Pantomime 1910 Die Mutter einer ganzen Stadt 1910 Der Glucksfall 1910 Die Melodie 1911 Das Bose 1911 Der Schatten 1913 Ah le miserable 1914 P Q der Kritiker 1914 Das Goldbergwerk 1914 Der Himmel der Enttauschten 1914 Frau Ethel Redgrave 1914 Leidenschaften 1914 Der Marschall 1916 Schwager Kronos 1916 La Buena Sombra 1916 Bigram 1921 Der Brautigam 1920 Der Goldene 1921 Das Haar 1921 Die Unbekannte 1921 Die Tat 1921 Der Kaiser 1921 Gesprach auf der Altane 1922 Koptisch muss sein 1923 Tage des Konigs 1924 Der Englander 1924 Hochbahnfahrt 1924 Ein Konzert 1926 Politische Novelle 1928 Der Magier 1929 Die Monduhr 1933 Blutsprufung 1934 Sechzehntausend Francs 1940 Honour thy Father and thy Mother 1943 The suitcase 1943 Chamfort erzahlt seinen Tod 1945 Prosasammlungen Fluchtlinge 1911 Der Himmel der Enttauschten 1916 Gesichter 1920 Bigram 1921 Leidenschaften und andere Geschichten 1921 Erzahlungen 1926 Ein Konzert 1927 Aus vielen Jahren 1937 Gedichtsammlungen Aus der goldnen Schale 1905 Gedichte 1907 Die Schatten der Dinge 1912 Requiem 1913 1916 Strophen im Krieg 1915 Die Kelter 1919 Aus vielen Jahren 1937 Verschiedenes Friedrich der Grosse als Mensch 1926 Luge als Staatsprinzip 1939 Normdaten Werk GND 106769997X lobid OGND AKS VIAF 314873183 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Schwestern und der Fremde amp oldid 226870244