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Clara Siewert 9 Dezember 1862 in Budda Landkreis Preussisch Stargard Westpreussen 11 Oktober 1945 in Berlin war eine deutsche Malerin Grafikerin Plastikerin und seit 1900 Mitglied der Berliner Secession Selbstbildnis mit Palette um 1895 Ausgebildet vor allem bei Karl Stauffer Bern und in der Kunstszene gut vernetzt hatte Siewert mit der Beteiligung an verschiedenen Ausstellungen bedeutende Anfangserfolge Ihr Austritt aus der Secession 1912 und der damit verbundene Verlust ihrer kunstlerischen Heimat leitete einen einschneidenden Karrierebruch ein Anschliessend kaum noch in der Offentlichkeit vertreten und damit als Frau in der Kunst fast in Vergessenheit geraten fand die letzte Ausstellung ihrer Werke 1936 statt Weitgehend vergessen starb die Kunstlerin vollig verarmt Erst 2008 ruckte ihr Leben und Werk mit einer umfassenden Retrospektive des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg wieder in den Blickpunkt der Offentlichkeit Der Ausstellungsbegleitband mit dem Untertitel Zwischen Traum und Wirklichkeit ordnet ihr Werk zwischen Tradition und Moderne ein Ihre thematische Vorliebe fur Mystisches Marchen und literarische Stoffe gehe zuruck auf ihre Kindheit in Westpreussen und auf ein teils mit ihren Schwestern gemeinsam entwickeltes Gedankengut Mit zwei der Schwestern mit der letztlich gleichfalls erfolglosen Schriftstellerin Elisabeth Siewert und der fast nie in die Offentlichkeit getretenen ebenfalls malenden Victoria Siewert lebte sie in Berlin in einer Wohngemeinschaft zusammen Ihrem als Lebenstragik empfundenen Dasein ihren von psychischer Zerrissenheit gepragten Zustanden habe sie in ihren Werken offen nach aussen hin unverstellt fur jedermann ablesbar Ausdruck gegeben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vorfahren und Elternhaus 1 2 Kunstlerische Ausbildung 1 2 1 Erste Ausbildung in Konigsberg 1 2 2 Ausbildung bei Stauffer Bern und anderen 1 3 Ubersiedlung nach Berlin und Atelierhaus Bieber 1 4 Mitgliedschaft und Austritt aus der Berliner Secession 1 5 Erfolglosigkeit Schaffensrausch Verarmung und Tod 2 Werk 2 1 Wiederentdeckung 2008 2 2 Kunst zwischen Traum und Wirklichkeit 2 3 Gemalde und Zeichnungen Beispiele 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenClara Siewert kam auf dem Gut Budda heute Budy in der polnischen Gemeinde Lubichowo sudwestlich von Stargard als Tochter von Ivan Siewert einem fruheren Hauptmann des preussischen Heeres und Helene Siewert geborene von Baehr zur Welt 1 Vorfahren und Elternhaus Bearbeiten nbsp Landgut Budda 1863 Zeichnung von Helene Siewert Claras Mutter Siehe ausfuhrlich die entsprechenden Abschnitte im Artikel zur Schwester Elisabeth SiewertDie Vorfahren vaterlicherseits waren sehr beguterte Russlanddeutsche und zogen nachdem sie das Missfallen des Zaren Paul I erregt hatten von Sankt Petersburg nach Danzig 2 Die Vorfahren mutterlicherseits gehorten zum mitteldeutschen Geburts und Geistesadel Die Mutter geborene von Baehr war mit den Schriftstellerbrudern Schlegel verwandt die Grossmutter eine geborene Schlegel 3 4 Auf dem Landgut wuchs Clara Siewert gemeinsam mit ihren drei Schwestern Elisabeth Victoria und Rosa sowie ihrem Bruder Alexander in eher engen finanziellen Verhaltnissen auf ob es weitere Geschwister gab ist nicht bekannt Die kunstlerisch begabte Mutter sorgte fur eine kunstlerische Pragung der Kinder Entsprechend angeregt liessen die Schwestern ihrer Phantasie schon in fruhen Jahren freien Lauf spielten historische Dramen nach dichteten und zeichneten Trotz der finanziellen Engpasse war der Zuschnitt der Lebensfuhrung eher herrschaftsmassig Die Eltern schickten die Schwestern zu privaten Reitstunden spater auf die Hohere Schule in Danzig und bezahlten in Claras Ausbildungszeit die teuren Mal und Zeichenschulen 5 6 7 Kunstlerische Ausbildung Bearbeiten Erste Ausbildung in Konigsberg Bearbeiten Bevor sie unumstosslich beschloss eine beruhmte Malerin zu werden hatte es Clara Siewert die Schauspielerei angetan Mit ihrer engen Freundin Elisabeth Gnade Plehn teilte sie ihre Vorliebe fur Zauber Marchen und Mystik und stellte Szenen klassischer Dramen beispielsweise aus Maria Stuart oder aus Die Jungfrau von Orleans nach Die Themen ihrer ersten Zeichnungen nahm sie entsprechend aus ihrer eigenen Phantasie die sich am liebsten durch Eindrucke der Dichtkunst befruchten liess Erst spater gewann die Natur kunstlerische Bedeutung fur sie ging sie mit dem Skizzenblock in Freie Ihre ersten Malstunden hatte sie wahrscheinlich ab 1878 in Konigsberg Da die Konigsberger Akademie zu dieser Zeit noch keine Kunstlerinnen aufnahm musste sie sich von teuren Privatlehrern ausbilden lassen Zwischen 1880 und 1886 zahlten erst Rudolf Maurer und spater Friedrich Gustav Naujock zu ihren Lehrern Harro Siegel berichtete spater Clara Siewert habe in Konigsberg mit leidenschaftlichem Fleiss das Naturstudium aufgenommen um wie er vermutete das in harter Arbeit erworbene Konnen in den Dienst ihrer Erlebnisse Traume und Gesichte stellen zu konnen 8 Ausbildung bei Stauffer Bern und anderen Bearbeiten Anschliessend pendelte Clara Siewert semesterweise zwischen Budda und Berlin hin und her In der Hauptstadt ging sie zuerst wahrscheinlich von 1884 bis 1886 bei dem Schweizer Maler Radierer und Bildhauer Karl Stauffer Bern in die Lehre Ihr zweiter Lehrer war der beruhmte Kaisermaler Max Koner der ein privates Damen Atelier betrieb und anschliessend den Malunterricht im Verein der Kunstlerinnen und Kunstfreundinnen ubernahm Zuletzt etwa ab 1888 lernte sie bei Hugo Vogel Nach Darstellung des Kunsthistorikers Roman Zieglgansberger hatte Stauffer Bern den grossten Einfluss auf die kunstlerische Entwicklung Siewerts Dies betraf zum einen Stauffer Berns Insistieren auf der Zeichnung als Basis jeglicher Kunst zum anderen die Radierung und die Moglichkeiten der Druckgrafik die Stauffer Bern gerade in diesen Jahren fur sich entdeckte Dass Siewert die Anregungen aufnahm zeigen ihre fruhen Lithografien und die Radierungen die um 1907 hinzukamen Zudem habe Stauffer Bern die junge Malerin nicht nur auf das Werk seines engen Freundes Max Klinger aufmerksam gemacht sondern auch auf Adolph Menzel und den Symbolisten Arnold Bocklin von denen Siewert nachweislich beeindruckt gewesen sei 9 Ubersiedlung nach Berlin und Atelierhaus Bieber Bearbeiten nbsp Mutter und Sohn von Clara SiewertEnde der 1890er Jahre zog Clara Siewert dauerhaft nach Berlin Zuerst wohnte sie sehr wahrscheinlich in der Uhlandstrasse 157 10 1904 zog sie in die Durlacher Strasse 14 in Wilmersdorf 1906 zog die Schwester Victoria und 1915 die Schwester Elisabeth hinzu 11 Bemerkenswert ist dass das Berliner Adressbuch 1904 unter dieser Anschrift J Siewert Rentier angibt ab 1906 dann Siewert J Hauptmann a D mit dem Untereintrag Siewert C u V Malerinnen 12 Spater wurden die Untereintrage getrennt in C Malerin und V Malerin 13 Als Hauptmieter war somit der Vater gemeldet was darauf hindeuten konnte dass die Eltern die Schwestern selbst zu dieser Zeit noch finanziell unterstutzt haben moglich ware auch dass die Tochter nicht berechtigt waren einen Mietvertrag abzuschliessen Wie Clara Siewert war auch Victoria Siewert Malerin von ihr sind allerdings nur drei Ausstellungs Beteiligungen bekannt 14 Auch die vierte Schwester Rosa kam nach Berlin und bewohnte zumindest in den spateren Jahren eine Pension in der Kaiserallee 15 In der benachbarten und heute denkmalgeschutzten 16 Haushalfte Nr 15 1932 wurden die beiden Nummern 14 und 15 in 15 15a geandert die 1894 von dem Architekten Wilhelm Walther errichtet worden war befand sich das Atelierhaus Zum Bieber in dem in den 1910er Jahren die Brucke Kunstler Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein sowie die Bildhauer Gerhard Marcks und Richard Scheibe arbeiteten 17 Auch Clara Siewert richtete in dem Doppelhaus eine Werkstatt ein Von den Wohnungen des im Grunderzeitstil errichteten Hauses in der zu dieser Zeit noch selbstandigen Gemeinde Deutsch Wilmersdorf bot und bietet sich ein freier Blick uber den benachbarten Volkspark Wilmersdorf 18 Die ab 1915 von den drei Schwestern gemeinsam bewohnte Wohnung beschrieb der Dichter und Schriftsteller Herybert Menzel im Nachruf auf die bereits 1930 in geistiger Verwirrung verstorbene Elisabeth Siewert als Refugium das die Atmosphare ihrer verlorenen Heimat in Westpreussen konservieren sollte Wenn man ihre Zimmer betrat war man aus pochender Gegenwart schon ins Zeitlose getreten Ahnenbilder grussten von den Wanden alte Mobel nahmen gewichtige Platze ein Sie knarrten in der Dammerung wie Baume die im Winde sich einander reiben Noch ganz Wald waren sie und dufteten noch und trosteten so 7 Mitgliedschaft und Austritt aus der Berliner Secession Bearbeiten In Berlin fand Clara Siewert schnell Zugang zur kunstlerischen Szene So kam sie in ihrer Lehrzeit bei Stauffer Bern in Kontakt mit dem Verein der Berliner Kunstlerinnen und den Malerinnen Kathe Kollwitz Maria Slavona Linda Kogel Betty Wolff und Aenny Loewenstein sowie Cornelia Paczka Wagner einer engen Freundin Max Klingers Seit etwa 1892 war sie mit ihren Werken auf verschiedenen Ausstellungen vertreten Dazu gehorten Prasentationen in den renommierten Galerien von Fritz Gurlitt und Eduard Schulte im Kunstsalon Casper und im neuen avantgardistischen Salon Keller amp Reiner Befordert wurden ihre anfanglichen Erfolge vor allem durch ihre fruhe Mitgliedschaft in der Berliner Secession Seit 1900 als Mitglied gefuhrt gehorte sie zu den wenigen Frauen die in die 1898 gegrundete Kunstlergruppe aufgenommen wurden Ab 1901 nahm sie regelmassig an Ausstellungen der Gruppe teil und Galeristen und Museen wie die Kupferstichkabinette Berlin und Dresden oder die Staatliche Graphische Sammlung Munchen kauften Werke Siewerts an Zudem war sie Mitglied in der Deutschen Kunstlergenossenschaft und dem Deutschen Kunstlerbund 19 sowie in Frauenverbanden wie dem Lyceum Club und der Ausstellungsgemeinschaft Verbindung bildender Kunstlerinnen die von Julie Wolfthorn Kathe Kollwitz Dora Hitz Sabine Lepsius Hedwig Weiss und Eva Stort 1906 gegrundet wurde Allerdings blieben ihre Kontakte eher oberflachlich 20 Neben Besuchen in der Heimat unternahm Siewert einige Bildungsreisen unter anderem nach Weimar Munchen Salzburg und Paris Nach Darstellung Zieglgansbergers hatte sie insgesamt trotz aller Anstrengungen nur wenig Erfolg Insbesondere in der breiten Offentlichkeit gelang ihr der Durchbruch nicht Mitausschlaggebend fur den zunehmenden Misserfolg war ihr Austritt aus der Berliner Secession im Jahr 1912 der laut Zieglgansberger einen Bruch in ihrer Laufbahn und den Verlust ihrer kunstlerischen Heimat darstellte Es ist ungeklart warum sie die Vereinigung verliess Zwischen 1912 und 1927 war sie nur noch auf einer einzigen Ausstellung vertreten auf der Leipziger Weltausstellung fur Buchgewerbe und Graphik von 1914 im Haus der Frau Vergeblich versuchte Kathe Kollwitz 1916 als Jury Mitglied noch einmal Clara Siewert in einer Secession Ausstellung unterzubringen In ihrem Tagebuch notierte Kollwitz Den ganzen Tag juriert Nicht gegluckt Clara Siewert hereinzubringen 21 nbsp Eine Hexe auf Pegasus von Clara SiewertErfolglosigkeit Schaffensrausch Verarmung und Tod Bearbeiten Zieglgansberger vermutet dass in dieser Zeit als die Malerin bereits mit ihren Schwestern zusammenwohnte Elisabeth fur Clara finanziell aufgekommen ist Zwar zeigte sich auch bei der Schriftstellerin der ausbleibende literarische Durchbruch bereits ab aber sie soll aus ihren vor dem Krieg veroffentlichten Romanen noch einige Rucklagen gehabt haben Im Hinblick auf das kunstlerische Schaffen Claras allerdings sei diese Periode der Zuruckgezogenheit die wichtigste gewesen So seien in einem regelrechten Schaffensrausch ihre wichtigsten Werke wie das Hauptwerk der komplexe Hexenzyklus oder die expressiv pathetische Folge zu Grabbes Drama Don Juan und Faust entstanden und vorangetrieben worden Als sie 1930 im Begriff war nach vier aufeinanderfolgenden Beteiligungen an der Grossen Berliner Kunstausstellung wieder Fuss zu fassen starb die Schwester Elisabeth Der Tod ihres Lebensmenschen im Juni 1930 sturzte Clara in eine Depression und erneute materielle Krise Sie bezeichnete sich selbst als Kleinrentnerin und stellte 1939 beim Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda einen Antrag auf Beihilfe Das Ersuchen um die sogenannte Spende Kunstlerdank begrundete sie damit dass sie ganz ohne Gelderwerb sei und mit etwas Ruhe ihre letzten Arbeiten vollenden wolle Sie war zwar Mitglied der Reichskulturkammer nie aber der NSDAP 22 Allerdings war in den 1930er Jahren der Berliner Kunsthandler und Galerist Wolfgang Gurlitt auf die Malerin aufmerksam geworden und organisierte 1936 in seiner Galerie den letzten grossen Auftritt Siewerts Die bis dahin mit 174 Werken umfangreichste Ausstellung zu ihrem Schaffen blieb allerdings ohne grosse Resonanz Eine geplante Folgeausstellung verhinderte der Beginn des Zweiten Weltkriegs Ihr Atelier und das Wohnhaus in der Durlacher Strasse fielen 1943 einem Bombenangriff zum Opfer Sehr wahrscheinlich vollig verarmt zog sie in ein Fremdenheim 23 Die Auszahlung des bewilligten Kriegssachschadenantrags in Hohe von 14 500 Reichsmark erlebte sie nicht mehr Clara Siewert starb kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Oktober 1945 an Herzschwache in Berlin und wurde auf dem Friedhof Reinickendorf beigesetzt Nach Angabe in einem Brief der Schwester Victoria hinterliess Clara Siewert 100 Reichsmark 24 Werk BearbeitenEin grosser Teil des Werkes von Clara Siewert ging bei der Zerstorung des Ateliers verloren Zahlreiche der insgesamt rund 170 erhaltenen Werke vornehmlich Zeichnungen Lithografien und einige Gemalde Aquarelle und Stickarbeiten befinden sich heute im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg 25 Wiederentdeckung 2008 Bearbeiten Seit der letzten Ausstellung 1936 vergingen uber 70 Jahre bis das vergessene Œuvre Siewerts wiederentdeckt wurde 2008 fand unter dem Titel Clara Siewert zwischen Traum und Wirklichkeit im Kunstforum Ostdeutsche Galerie eine von Roman Zieglgansberger Kustos fur Klassische Moderne im Museum Wiesbaden konzipierte und realisierte Ausstellung statt die die erste umfassende Retrospektive zum Leben und Werk der Kunstlerin bot In der gleichnamigen ausstellungsbegleitenden Monografie versuchte Zieglgansberger das Leben der Kunstlerin zu rekonstruieren Da Daten nur sehr bruchstuckhaft vorlagen bediente er sich eines wie er schreibt unlauteren Mittels indem er aus der Prosa der Schwester Elisabeth Siewert Biografisches herausfilterte Das Vorgehen sah Zieglgansberger unter anderem dadurch legitimiert dass Elisabeth zeitlebens die engste Vertraute Claras gewesen ist Im Anhang dokumentierte die Monografie einen umfassenden Werkkatalog 26 2012 folgte im Wertheimer Schlosschen Hofgarten und in der Berliner Liebermann Villa die Ausstellung Kathe Kollwitz und ihre Kolleginnen in der Berliner Secession auf der zahlreiche Werke Siewerts prasentiert wurden Auch hier enthalt der gleichnamige Ausstellungs Begleitband eine ausfuhrliche Darstellung des Lebens und Werks Clara Siewerts Kunst zwischen Traum und Wirklichkeit Bearbeiten Zusammenfassend urteilt das Kunstforum Ostdeutsche Galerie im Ausstellungsbegleitband Siewerts Kunst habe aufgrund ihrer thematischen Vorliebe fur Mystisches sowie generell fur Marchen und literarische Stoffe prinzipiell der Kunst eines Lovis Corinth und Max Slevogt nahergestanden als der teilweise sozialkritisch gepragten Malerei Max Liebermanns oder den Plastiken von Kathe Kollwitz Wesensverwandte Kunstler habe sie neben wenigen Zeitgenossen wie Martin Brandenburg in alteren Malern wie Eugene Delacroix und Goya erkannt Denn es sei bemerkenswert dass in ihren phantastischen Werken in denen es verschlusselt immer auch um allgemeinmenschliche Lebensvorgange und Lebensfragen geht ein sozialkritischer Ansatz fehlt 27 Da Siewert mit ihrer Kunst also weder auf der Seite der konservativen akademischen Richtung oder der aufkommenden sozialkritischen Entwicklung stand noch zu den fortwahrend sich erneuernden befreienden und rebellierenden Kunstlern gehorte mag ihr Schaffen und damit eihergehend auch sie selbst als Person am treffendsten als Ein verloren gegangenes Dazwischen beschrieben werden Insgesamt betrachtet wird Clara Siewert immer ein dunkler Schatten der Kunstgeschichte bleiben Dies liegt weniger an ihrem geringen Bekanntheitsgrad oder der kaum zu rekonstruierenden Biografie als an ihren geheimnisvollen visionar damonischen und auch ein wenig Unbehagen verbreitenden realen Werken Roman Zieglgansberger Zwischen Traum und Wirklichkeit 2008 28 Weiteren Aufschluss uber das Werk der Malerin geben die Parallelen und Gegensatze im literarischen und bildnerischen Werk der Schwestern Wie die Gemalde Clara Siewerts waren auch die Texte Elisabeths Siewerts von der gemeinsamen kunstlerischen Pragung im Elternhaus dem gemeinsam entwickelten Gedankengut und der bleibenden Sehnsucht nach der Kindheit und Heimat in Westpreussen bestimmt 29 Gegensatze in der Lebensauffassung zeigten sich unter anderem in den nahezu ausschliesslich weiblichen Aktdarstellungen Claras introvertierte mitunter seelisch verletzte und innerlich in die Enge getriebene Personen Sie lachen nicht zeigen keine Regung und blicken starr vor sich hin sind erschopft und scheinen fatalistisch das Kommende anzunehmen Wahrend bei Clara eindeutig die negative Seite des Daseins uberwogen habe stunden bei Elisabeth Siewert Glucks und Leidensschwere nebeneinander 30 Im Ausstellungsbegleitband zu Kathe Kollwitz und ihre Kolleginnen in der Berliner Secession resumiert Zieglgansberger All dies die gediegene Ausbildung ihr grosses Bilderwissen der von ihr geschatzten Maler und ihr eigenes als Lebenstragik empfundenes Dasein ermoglichte Siewert ihre von psychischer Zerrissenheit gepragten Zustande verraterisch in ihre Werke einfliessen zu lassen und nach aussen hin unverstellt fur jedermann ablesbar zu machen Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin 2012 31 nbsp Don Juan um 1925 von Clara SiewertGemalde und Zeichnungen Beispiele Bearbeiten Selbstbildnis als Medusa Maria Stuart um 1890 Federzeichnung schwarze Tusche 15 5 24 7 cm 32 Selbstbildnis mit erhobener Hand 1895 Ol auf Leinwand 57 5 47 5 cm 33 Mutter am Bett ihres kranken Kindes Zuflucht vor 1902 Ol auf Pappe 69 98 5 cm Marchen um 1905 Ol auf Leinwand 102 5 74 5 cm Das Abenteuer der Oijamizza um 1900 1910 Nr 73 Feder schwarze Tusche 22 9 40 cm die Schwester Elisabeth veroffentlichte 1928 im Band Der Sumbuddawald eine Novelle mit dem leicht abweichenden Titel Die Abenteuer der Oijamitza Tucheler Heide Waldstudie um 1910 Blei und Farbstift auf grauem Papier 32 8 19 7 cm Hexenzyklus Mehrere Zeichnungen Gouachen und Druckgrafiken wie Das Volk steinigt die Hexe auf dem Karren Wutende Volksmenge umringt die gesteinigte Hexe Die Apotheose der Hexe zwischen 1910 und 1920 Selbstbildnis in der Holle um 1910 20 Gouache und Bleistift auf Pappe Bildnis Frydia Hermiona Paesler von Luschkowko 1916 17 Mischtechnik auf Leinwand 100 71 cm Stickendes Madchen um 1920 Ol auf Malpappe 60 48 cm Don Juan und Donna Anna um 1925 Gouache farbige Kreiden und Bleistift 47 34 cm 34 Literatur BearbeitenSiewert Clara In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 31 Siemering Stephens E A Seemann Leipzig 1937 S 6 Paul Fechter Die Siewerts In Westpreussen Jahrbuch Landsmannschaft Westpreussen Hrsg Band 14 1964 S 63 68 Carl Lange Begegnungen mit der Dichterin Elisabeth Siewert In Westpreussen Jahrbuch Landsmannschaft Westpreussen Hrsg Band 9 1959 S 48 53 Herybert Menzel Zum Tode Elisabeth Siewerts In Ostdeutsche Monatshefte 11 Jg 1930 S 506 508 Roman Zieglgansberger Bearbeiter Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit Mit Beitragen von Renate Berger Michael Kotterer und Roman Zieglgansberger Hrsg vom Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg Regensburg 2008 ISBN 978 3 89188 116 3 Hinweis Samtliche Quellenangaben aus diesem Buch beziehen sich auf Beitrage von Roman Zieglgansberger Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin In Ulrike Wolff Thomsen Jorg Paczkowski Hrsg Kathe Kollwitz und ihre Kolleginnen in der Berliner Secession 1898 1913 Boyens Buchverlag Heide 2012 ISBN 978 3 8042 1374 6 S 104 125 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clara Siewert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Clara Siewert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kunstwerk des Monats 7 2008 Clara Siewert Selbstbildnis mit Palette um 1895 Nicht mehr online verfugbar In kunstforum net 2008 archiviert vom Original am 28 August 2008 abgerufen am 11 Oktober 2020 Kunstwerk des Monats 9 2008 Clara Siewert Selbstbildnis als Medusa Maria Stuart um 1890 Nicht mehr online verfugbar In kunstforum net 2008 archiviert vom Original am 17 September 2008 abgerufen am 11 Oktober 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Carl Lange Begegnungen mit der Dichterin Elisabeth Siewert 1959 S 51 Paul Fechter Die Siewerts 1964 S 64 f Paul Fechter Die Siewerts 1964 S 65 Christian Feldmann In der Seele wohnen die Damonen Blick in Abgrunde Die Wiederentdeckung der Kunstlerin Clara Siewert Nicht mehr online verfugbar In Sonntagsblatt Ausgabe 35 2008 31 August 2008 archiviert vom Original am 12 April 2013 abgerufen am 11 Oktober 2020 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 17 f 20 f 23 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin S 106 a b Herybert Menzel Zum Tode Elisabeth Siewerts 1930 S 506 f Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 20 f Samtliche Zitate nach diesem Buch Das Zitat von Harro Siegel stammt laut S 34 Anm 27 aus einem Ausstellungskatalog 1936 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 22 f Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 25 Durlacher Strasse In Berliner Adressbuch 1904 Teil 5 Vororte S 350 Durlacher Strasse In Berliner Adressbuch 1906 Teil 5 Vororte S 458 Durlacher Strasse In Berliner Adressbuch 1915 Teil 5 Vororte S 529 Jeweils erstmals entsprechend angefuhrt Durlacher Strasse In Berliner Adressbuch 1906 Teil 5 Vororte S 350 Durlacher Strasse In Berliner Adressbuch 1910 Teil 5 Vororte S 660 Ausstellungs Beteiligungen von Victoria Siewert 1914 Haus der Frau Weltausstellung fur Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1915 Haus der Frau Leipzig 1936 Kunst Ausstellung Deutsche Stadtebilder Berlin Quelle Dokumentation Victoria Siewert In Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 185 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin S 22 ff 125 Anm 26 Eintrag 09011431 in der Berliner Landesdenkmalliste Ick binnen ser schon aber ser swer zu malen Der schwarze Akrobat Sam inspiriert Ernst Ludwig Kirchner Gerhard Marcks und Richard Scheibe PDF 32 kB In georg kolbe museum de 20 November 2012 abgerufen am 11 Oktober 2020 Sektion 5 der Ausstellung Zauber des Aktmodells Zauber des Aktmodells 18 November 2012 10 Februar 2013 Nicht mehr online verfugbar In georg kolbe museum de Archiviert vom Original am 25 August 2012 abgerufen am 11 Oktober 2020 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin S 22 25 35 Anm 48 Ordentliche Mitglieder des Deutschen Kunstlerbundes seit 1903 Nicht mehr online verfugbar In kuenstlerbund de Archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 11 Oktober 2020 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 26 f Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 28 30 185 Zitat zu Kollwitz aus Jutta Bohnke Kollwitz Hrsg Kathe Kollwitz Die Tagebucher 1908 1943 Siedler Berlin 1989 ISBN 3 88680 251 5 S 232 Eintrag zum 30 31 Marz 1916 Hier zitiert nach Zieglgansberger S 30 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 30f 185 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 31 f 185 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin S 122 125 Anm 26 Anmerkung Bis 2012 galt 1944 als Todesjahr Die 2012 veroffentlichten Forschungen Zieglgansbergers ergaben dass diese falschliche Angabe auf den Kunsthandler Wolfgang Gurlitt zuruckging der uns glauben machen wollte sie sei 1944 im Bombenhagel auf Berlin gestorben Ein kurzlich aufgefundener Brief der Schwester Victoria an ihren Bruder belege vielmehr den 11 Oktober 1945 als Todestag und Herzschwache als Todesgrund Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 153 182 Werkkatalog Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 7 12 186 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 61 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 61 f Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 12 75 91 117 Roman Zieglgansberger Clara Siewert Zwischen Traum und Wirklichkeit S 91 117 f 138 f Roman Zieglgansberger Clara Siewert Gut Budda Westpreussen 1862 1945 Berlin S 107 Selbstbildnis als Medusa Nicht mehr online verfugbar In Lex Art eu 2011 archiviert vom Original am 16 April 2014 abgerufen am 11 Oktober 2020 Abbildung Clara Siewert zwischen Traum und Wirklichkeit Frolich amp Kaufmann abgerufen am 11 Oktober 2020 mit Selbstbildnis mit erhobener Hand Samtliche Angaben nach den beiden Ausstellungs Begleitbanden siehe Zieglgansberger Normdaten Person GND 135777690 lobid OGND AKS LCCN no2008147248 VIAF 52912924 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Siewert ClaraKURZBESCHREIBUNG deutsche Malerin Grafikerin und PlastikerinGEBURTSDATUM 9 Dezember 1862GEBURTSORT Budda WestpreussenSTERBEDATUM 11 Oktober 1945STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clara Siewert amp oldid 238164489