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Paul Fechter 14 September 1880 in Elbing 9 Januar 1958 in Berlin war ein deutscher Theater und Kunstkritiker Redakteur und Schriftsteller Paul Fechter 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Franziusweg 48 in Berlin Lichtenrade nbsp Paul Fechters Grabstein auf dem Friedhof Lichtenrade in Berlin LichtenradePaul Fechter war Sohn eines Zimmermeisters in einer alteingesessenen Burger und Handwerkerfamilie in Elbing Westpreussen 1 Sein jungerer Bruder war der Marineingenieur Admiral Ing Hans Fechter Fechter machte 1899 sein Abitur Anschliessend folgte ein Studium der Architektur Mathematik und Physik 1905 promovierte er an der Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg zum Dr phil Fechter war ein Verwandter des Generalanzeigerkonigs August Huck der ihm beim Einstieg in den Journalismus half Von 1906 bis 1910 war Fechter Feuilletonredakteur bei den zum Huck Konzern gehorenden Dresdner Neuesten Nachrichten von 1911 bis 1915 bei der Vossischen Zeitung an deren Finanzkonsortium Huck beteiligt war 2 Einem grosseren Publikum wurde er bekannt durch sein 1914 erschienenes Buch Der Expressionismus einer Stilrichtung fur die er sich auch spater weiter einsetzte 3 Im Ersten Weltkrieg arbeitete er in der Presseabteilung Ober Ost in Wilna Dort traf er u a auf Arnold Zweig Herbert Eulenberg Richard Dehmel Hildebrand Gurlitt Oskar Kuhl Karl Schmidt Rottluff Magnus Zeller Hermann Struck Maler Hier begann auch die Beziehung zu Cornelia Gurlitt der alteren Schwester von Hildebrand Gurlitt die durch den Selbstmord von Cornelia Gurlitt im Mai 1919 ihr Ende fand Nach dem Ersten Weltkrieg war Fechter wieder Feuilletonredakteur bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung DAZ In den 1920er Jahren arbeitete er zudem fur den Horfunk und lieferte Beitrage zu literarischen Themen fur die Deutsche Welle Sendereihen Literatur der Gegenwart Autorenstunde und Bucherstunde fur die Funk Stunde Berlin und fur die Schlesische Funkstunde 4 In der Weltbuhne vom 14 Februar 1928 bezeichnete Carl von Ossietzky in der Glosse Ein kritischer Klopffechter Fechter wegen dessen Ablehnung gegen Ausstellungen franzosischer Gemalde in Berlin darunter Werke von Edouard Manet als dummste n Berliner Kritiker Ossietzky sah Fechters Ansichten dabei als politisch motiviert und revanchistisch an 5 Im April 1933 veroffentlichte Fechter im Organ des Reichsverbands der deutschen Presse RdP zur Verbandsjahrestagung neben prominenten NS Propagandisten wie Otto Dietrich Walther Funk und Wilhelm Weiss den programmatischen Aufsatz Die neuen Aufgaben des Feuilletons Er nahm darin explizit keinen nationalsozialistischen sondern einen deutschnational burgerlichen Standpunkt ein Er kritisierte scharf die gegenuber der Linken passive Haltung des Burgertums und die Leistungsschwache rechts stehender Zeitungen sprach sich fur eine totale Politisierung des Kulturteils der burgerlichen Zeitung nach dem Vorbild der NS Presse aus erklarte die alten Formen der Literatur Kunst und Theaterkritik fur bedeutungslos und wies dem Feuilleton die Aufgabe zu dem Ausland den gesteigerten deutschen Kulturwillen zu zeigen 6 Fechter wurde ein uberzeugter Nationalsozialist 7 Die DAZ verliess er im Herbst 1933 um mit Fritz Klein die Wochenzeitung Deutsche Zukunft zu grunden deren Mitherausgeber er bis 1940 blieb Von 1933 bis 1942 gab Fechter zusammen mit Rudolf Pechel auch die Deutsche Rundschau heraus Von 1937 bis 1939 war er Redakteur des Berliner Tageblatts 1939 kehrte er ins Feuilleton der DAZ zuruck Zwischen 1937 und 1941 schrieb er fur die Monatsschrift Weisse Blatter von Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg Von 1938 an war Fechter Mitglied der Mittwochsgesellschaft eines gelehrten und geselligen Kreises fur wissenschaftliche Unterhaltung in dem sich seit 1939 auch massgebliche Protagonisten des Hitler Attentats vom 20 Juli 1944 zusammenfanden namentlich Ludwig Beck Johannes Popitz und Jens Peter Jessen wobei sich die Mittwochsgesellschaft als Ganzes nicht mit der Gruppe der Verschworer deckte Fechter beschreibt die Mittwochsgesellschaft in seinem 1948 erschienenen Buch Menschen und Zeiten Begegnungen aus funf Jahrzehnten 8 Bekannt sind vor allem Fechters drei Literaturgeschichten aus den Jahren 1932 1941 und 1952 In seiner Literaturgeschichte von 1941 ausserte er sich systemkonform nationalsozialistisch und stilisierte Hitlers Mein Kampf zu einem literarischen Kunstwerk Das Buch das alle die verschiedenartigen Strebungen und Tendenzen der grossen nationalsozialistischen Bewegungen in sich zusammenfasst das den Ubergang zu der neuen Form des Sprechens zum Leser am scharfsten vollzieht und damit die Grundlagen der Literatur schafft ist Adolf Hitlers Bekenntnisbuch Mein Kampf 9 Seine Komodie Der Zauberer Gottes sollte am 2 November 1941 in Konigsberg uraufgefuhrt werden die Premiere wurde auf den 11 Januar 1942 verschoben und nach der Generalprobe verboten Dies geschah nach Fechters eigenen Angaben auf Anweisung des Reichspropagandaministeriums und auf Drangen von SS und SD 10 Die Urauffuhrung fand dann erst am 23 Oktober 1948 im Deutschen Schauspielhaus Hamburg statt Im September 1943 wurde Fechter so beschreibt er es in seinem Buch vom Reichsverband der Deutschen Presse vor das Bezirksgericht Berlin geladen unter der Anklage ein Feind der nationalsozialistischen Weltanschauung zu sein Ursache waren nach Fechters Einschatzung seine Arbeit an einem Buch uber Barlach 1935 die Komodie Der Zauberer Gottes sowie der Gesamteindruck der dazu gefuhrt hatte dass er auf die schwarze Liste der Partei gekommen war Fechter konnte dem Prozess jedoch mit Hilfe von Minister Johannes Popitz und Rechtsanwalt Carl Langbehn aufgrund von deren Beziehungen zu SS Obergruppenfuhrer Muller entgehen 10 Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Fechter unter anderem fur das Feuilleton der Wochenzeitung Die Zeit 9 In der Deutschen Demokratischen Republik wurde Fechters Geschichte der deutschen Literatur Knaur Berlin 1941 auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 11 In den letzten Jahren arbeitete er an einer Biographie der befreundeten westpreussischen Schwestern Siewert der Schriftstellerin Elisabeth Siewert und der Malerin Clara Siewert deren Fertigstellung er aber zugunsten einer Neubearbeitung seines Manuskripts zum Europaischen Drama 12 zuruckstellte Sein unvollendetes Fragment der Siewert Biographie wurde nach seinem Tod von Carl Lange im Westpreussen Jahrbuch 1964 veroffentlicht 13 Fechters Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar Schriften BearbeitenDer Expressionismus Reinhard Piper Munchen 1914 Wanderstunden in Wilna o O 1915 unter dem Pseudonym Paul Monty 14 Die Tragodie der Architektur Lichtenstein Weimar 1922 2 Auflage Gerhart Hauptmann 1922 Die Kletterstange 1925 Der Ruck im Fahrstuhl 1927 Das wartende Land 1931 Agnes Miegel 1933 Moeller van den Bruck 1934 Die Fahrt nach der Ahnfrau 1935 Sechs Wochen Deutschland Bibliographisches Institut AG Leipzig 1936 Der Herr Ober Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Berlin 1940 Der Zauberer Gottes Eine Komodie Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1940 Geschichte der deutschen Literatur Knaur Berlin 1941 uberarbeitete Neuausgabe Bertelsmann Gutersloh 1954 Die Berlinerin Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1943 Menschen und Zeiten Begegnungen aus funf Jahrzehnten Bertelsmann Gutersloh 1948 An der Wende der Zeit Menschen und Begegnungen Bertelsmann Gutersloh 1949 Kleines Worterbuch fur literarische Gesprache Bertelsmann Gutersloh 1950 Alle Macht den Frauen Bertelsmann Gutersloh 1950 Zwischen Haff und Weichsel Jahre der Jugend Bertelsmann Gutersloh 1954 Deutscher Osten Bilder aus West und Ostpreussen Bertelsmann Gutersloh 1955 Das kleine Buch 76 Menschen auf meinen Wegen Begegnungen gestern und heute Bertelsmann Gutersloh 1955 West und Ostpreussen Bilder aus dem deutschen Osten Mohn Gutersloh 1962 Das kleine Buch 76 1 Auflage unter dem Titel Deutscher Osten Literatur BearbeitenPaul Fechter In Christoph Konig Hrsg unter Mitarbeit von Birgit Wagenbaur u a Internationales Germanistenlexikon 1800 1950 Band 1 A G De Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 015485 4 Paul Fechter In Deutsches Biographisches Archiv DBA Neue Folge Munchen 1989 1993 Andreas Zeising Revision der Kunstbetrachtung Paul Fechter und die Kunstkritik der Presse im Nationalsozialismus In Ruth Heftrig Olaf Peters Barbara Schellewald Hrsg Kunstgeschichte im Dritten Reich Theorien Methoden Praktiken Akademieverlag Berlin 2008 ISBN 978 3 05 004448 4 S 171 186 Andreas Zeising Paul Fechter Der Expressionismus In Uwe Fleckner Maike Steinkamp Hrsg Gauklerfest unterm Galgen Expressionismus zwischen nordischer Moderne und entarteter Kunst Schriften der Forschungsstelle Entartete Kunst Bd 9 De Gruyter Berlin 2015 ISBN 978 3 11 036338 8 S 96 101 Gunther Cwojdrak Der Fall Fechter Eine Streitschrift Aufbau Verlag Berlin 1955 Rudiger Frommholz Fechter Paul Otto Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 39 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paul Fechter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Paul Fechter im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten PL 1958 11 Januar Geschriebenes Leben Zum Tode von Paul Fechter Stuttgarter Nachrichten Nr 8 S 2 https archive org details jacobpicard 01 reel13 page n281 Paul Fechter An der Wende der Zeit Menschen und Begegnungen C Bertelsmann Gutersloh 1949 S 18ff Andreas Zeising Revision der Kunstbetrachtung Paul Fechter und die Kunstkritik der Presse im Nationalsozialismus In Ruth Heftrig u a Hrsg Kunstgeschichte im Dritten Reich Theorien Methoden Praktiken Akademieverlag Berlin 2008 S 171 Paul Fechter im Deutschen Rundfunkarchiv abgerufen am 10 April 2021 Ossietzky Ein Lesebuch fur unsere Zeit Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1989 ISBN 3 351 01520 8 Seite 94 ff Paul Fechter Die neuen Aufgaben des Feuilletons In Deutsche Presse Band 23 Nr 8 30 April 1933 S 97 99 Julius Meier Graefe Kunst ist nicht fur Kunstgeschichte da Briefe und Dokumente Wallstein Verlag Gottingen 2001 S 523 Paul Fechter Menschen und Zeiten Begegnungen aus funf Jahrzehnten Gutersloh 1948 S 365 417 a b Paul Fechter Geschichte der deutschen Literatur Von den Anfangen bis zur Gegenwart Th Knaur Berlin 1941 S 758 Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 147 a b Paul Fechter Menschen und Zeiten Begegnungen aus funf Jahrzehnten Gutersloh 1949 S 387 http www polunbi de bibliothek 1953 nslit f html Paul Fechter Das europaische Drama Geist und Kultur im Spiegel des Theaters 3 Bande Mannheim 1956 1958 Paul Fechter Die Siewerts In Westpreussen Jahrbuch Landsmannschaft Westpreussen Hrsg Band 14 1964 S 63 65 Siehe auch die im Anschluss folgenden Ausfuhrungen des Herausgebers Carl Lange S 65 68 Portal Literarischer Reisefuhrer durch Vilnius Fechter Paul 1880 1958 Normdaten Person GND 118532162 lobid OGND AKS LCCN n84077643 VIAF 35247951 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fechter PaulALTERNATIVNAMEN Fechter Paul Otto Heinrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Theaterkritiker Redakteur und SchriftstellerGEBURTSDATUM 14 September 1880GEBURTSORT Elbing Westpreussen Preussen Deutschland heute Elblag Woiwodschaft Ermland Masuren PolenSTERBEDATUM 9 Januar 1958STERBEORT Berlin Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Fechter amp oldid 238556868