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Die Funk Stunde AG Berlin war der erste Rundfunksender in Deutschland Der Sender wurde von der gleichnamigen Rundfunkgesellschaft betrieben und strahlte von Berlin aus sein Horfunkprogramm im damaligen Norddeutschen Sendebezirk aus Sitz der Gesellschaft war das Vox Haus da neben der Reichspost die Vox Schallplatten und Sprechmaschinen AG an dem Sender beteiligt war Historisches Mikrofon der Funk Stunde im Haus des Rundfunks Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Personlichkeiten 2 1 Vorstand und Aufsichtsrat 2 2 Moderation 2 3 Musik und Horspiele 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Funk Stunde Berlin geht auf die von Ernst Ludwig Voss einem ehemaligen Legationsrat im Auswartigen Amt gegrundete Deutsche Stunde Gesellschaft fur drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH zuruck Mit der ersten Rundfunkubertragung in Deutschland nahm sie am 29 Oktober 1923 um acht Uhr abends den Sendebetrieb auf mit den Worten Achtung Achtung Hier ist die Sendestelle Berlin im Voxhaus auf Welle 400 Meter Meine Damen und Herren wir machen Ihnen davon Mitteilung dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorfuhrungen auf drahtlos telefonischem Wege beginnt Die Benutzung ist genehmigungspflichtig Friedrich Georg Knopfke 1 Das erste ausgestrahlte Musikstuck war ein aus der Dachkammer des Aufnahmehauses live ubertragenes Cello Solo mit Klavierbegleitung das Andantino im Stil von Martini von Fritz Kreisler gespielt von Otto Urack und Fritz Goldschmidt 1886 1935 1 2 Der Sender hatte seine ersten Sende und Aufnahmeraume im Vox Haus nahe dem Potsdamer Platz Die Funk Stunde hatte bereits ein halbes Jahr spater 100 000 Horer 3 und existierte bis zur Umwandlung in den Reichssender Berlin 1934 Am 10 Dezember 1923 sechs Wochen nach Sendestart wurde als Nachfolgerin der Deutschen Stunde die Radio Stunde AG gegrundet Mit dieser Gesellschaft die 1924 unter dem Namen Funk Stunde AG ins Handelsregister eingetragen wurde begann die Grundungsphase der regionalen Sendegesellschaften in Deutschland Am 18 Januar 1924 wurde zum ersten Mal der Versuch unternommen ein ganzes Werk im Theater aufzunehmen auf den Sender im Vox Haus zu ubertragen und dadurch drahtlos zu verbreiten Das Telegraphentechnische Reichsamt ubernahm die technische Leitung Gegeben wurde Franz Lehars Frasquita unter Leitung des Komponisten im Thalia Theater Es wurde ein einziges Mikrofon verwendet ein Tischdiktiermikrofon das uber dem zweiten Parkett unterhalb des ersten Ranges aufgehangt war In der Fremdenloge war die Verstarkeranordnung untergebracht Der Versuch gelang zwar nicht vollig einen restlosen Genuss werden die Horer wohl kaum gehabt haben aber der Weg zur Opernubertragung war nun eingeschlagen Auch wenn es noch fast ein Jahr dauern sollte bis es zur ersten wirklichen Opernubertragung kam Doch am 8 Oktober 1924 wurde die Zauberflote aus der Staatsoper Berlin ubertragen Die Londoner Times ordnete im Oktober 1927 die Entstehung der Funk Stunde in die politischen Verhaltnisse der Weimarer Republik ein Die erste deutsche Rundfunkgesellschaft die Berliner Funk Stunde A G wurde im Oktober 1923 in Zeiten grosster Geldinflation und sozialer Unruhen gegrundet Die Kosten der ersten Rundfunklizenzen lagen bei 60 Goldmark oder 780 Milliarden der damals aktuellen Landeswahrung diese Zahlen geben einen guten Einblick in die Verhaltnisse der Zeit Dennoch fanden sich bis zum Ende des Jahres uber Tausend Optimisten die bereit waren diese enormen Summen fur das Privileg auszugeben die ersten deutschen Rundfunkprogramme zu horen Nach der Stabilisierung der Wahrung sank die Gebuhr auf 24 Goldmark pro Jahr umgerechnet 1 4 Schillinge wo sie bis heute steht In Deutschland gibt es jetzt fast zwei Millionen Radioabonnenten The Times 4 Der Sender konnte im sogenannten Norddeutschen Sendebezirk empfangen werden Dieser umfasste 1924 die Oberpostdirektionsbezirke Berlin Potsdam sowie jeweils zur Halfte die Oberpostdirektionsbezirke Stettin Schwerin Magdeburg Frankfurt Oder d h teilweise die Lander Mecklenburg Schwerin Mecklenburg Strelitz und Preussen Ab 1929 umfasste der Sendebereich die Oberpostdirektionsbezirke Berlin Potsdam Stettin Frankfurt Oder und zur Halfte Magdeburg d h Teile des Freistaates Preussen Im Sendegebiet lebten 1924 fast 9 2 Millionen und 1929 rund 8 8 Millionen Menschen Der erste Vorstand bestand aus Friedrich Georg Knopfke Wilhelm Wagner und Theodor Weldert Knopfke war von 1924 bis 1933 durchgehend Direktor der Funkstunde AG Der erste Aufsichtsratsvorsitzende war von 1924 bis 1927 Kurt Magnus Intendant der Funk Stunde wurde 1927 der Wiesbadener Theaterintendant Carl Hagemann 5 der sich Anfang 1929 wegen inhaltlicher Differenzen wieder aus der Stellung zuruckzog 6 7 8 Tragerin des Senders war ab 1926 die Reichs Rundfunk Gesellschaft RRG Im Februar 1926 trat die Deutsche Reichspost der RRG bei und ubernahm 51 Prozent der Gesellschaftsanteile der RRG Damit lagen Verwaltung und Wirtschaft des deutschen Rundfunks insgesamt und damit auch der Funk Stunde Berlin in den Handen des Reichspostministeriums Am 1 Juni 1926 wurde der bisherige Staatssekretar im Reichspostministerium Hans Bredow zum Rundfunkkommissar des Reichspostministers und Vorsitzenden des Verwaltungsrats der RRG bestellt Hans Bredow war von 1927 bis 1933 zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der Funk Stunde Am 22 August 1926 wurde dem Sender ein politischer Uberwachungsausschuss und am 14 Februar 1927 ein politischer Kulturbeirat beigegeben die auch mit dem Mittel der Zensur auf Unparteilichkeit und Ausgewogenheit des Programms achten sollten Mitglieder des Uberwachungsausschusses waren von 1926 bis 1933 Ernst Heilmann Oswald Riedel und Erich Scholz Vorsitzender des Kulturbeirates war von 1927 bis 1933 Wilhelm Waetzoldt Weitere Mitglieder des Kulturbeirates waren Heinrich Schulz als Vertreter der Reichsregierung und Richard Hofmann als Vertreter der preussischen Regierung Die ersten Dirigenten des Funk Orchesters der Funk Stunde Berlin waren Wilhelm Buschkotter bis 1926 Bruno Seidler Winkler 1926 bis September 1932 und Eugen Jochum 1932 1934 Zum Nachfolger Carl Hagemanns als Intendant der Funk Stunde wurde im Juni 1929 nach einem monatelangen Auswahlprozess in dessen Verlauf auch Kurt Weill als Rundfunkintendant im Gesprach war der Frankfurter Rundfunkmacher Hans Flesch berufen 9 10 der fur seine Horspiele bekannt war Unter Flesch wurden bei der Funk Stunde ab 1929 eine Reihe ernstzunehmender Horspielproduktionen verwirklicht 10 Leiter der literarischen Abteilung der Funk Stunde war ab 1929 Edlef Koppen der seit 1925 fur den Sender tatig war und mehrere dieser Horspiele inszenierte Sein von der NS Fuhrung eingesetzter Nachfolger wurde im Juni 1933 Arnolt Bronnen nbsp Funkausstellung am Kaiserdamm in Berlin mit dem Stand des Berliner Rundfunks als Uberblick uber die aktuellen Sendungen der Berliner Funk Stunde 1931Ab 1931 sendete die Funk Stunde Berlin aus dem Haus des Rundfunks Im Oktober 1932 wurde anstelle des entlassenen Hans Flesch der uberzeugte Nationalsozialist Richard Kolb NSDAP und SA Mitglied der ersten Stunde zum Sendeleiter berufen Die nationalsozialistische Programmzeitschrift Der Deutsche Sender lobte Kolbs Umbau des Senders in ihrer Ausgabe vom 26 Februar 1933 Uberhaupt ist heute die Berliner Funkstunde unter ihrem stellvertretenden Intendanten Richard Kolb vorbildlich fur die Programmgestaltung des Rundfunks in dem Deutschland der nationalen Erneuerung Wir verweisen nur auf die aktuellen Vortrage dieser und der kommenden Woche in denen die zeitgeschichtliche Problematik Deutschlands und die geschichtliche Mission Adolf Hitlers und der anderen Fuhrer der Reichsregierung behandelt werden Der sozialistische Volksfunk beschimpft in hamischer Weise Kolb Das beweist dass Kolb auf dem rechten Weg ist den Rundfunk zu seinen richtungweisenden Aufgaben im nationalen Deutschland emporzufuhren Der Deutsche Sender 11 Mit Wirkung zum 1 Januar 1933 wurde der Sender in eine GmbH umgewandelt 1934 folgte die Liquidation der GmbH und die Funk Stunde wurde in Reichssender Berlin umbenannt Zahlreiche Mitarbeiter wurden 1933 entlassen oder erhielten Berufsverbot darunter prominente Radiopioniere wie Alfred Braun Hans Bredow Hermann Kasack Friedrich Georg Knopfke Edlef Koppen Kurt Magnus Franz Mariaux und Gerhart Pohl Der Reichssender Berlin blieb bis Kriegsende Anfang Mai 1945 auf Sendung Personlichkeiten BearbeitenVorstand und Aufsichtsrat Bearbeiten Hans Bredow Aufsichtsratsvorsitzender Hans Flesch Vorstandsmitglied Friedrich Georg Knopfke der erste Direktor der FST Berlin zustandig fur kaufmannische und kunstlerische Angelegenheiten Carl Hagemann Vorstandsmitglied Kurt Magnus der erste Aufsichtsratsvorsitzende der FST Berlin Wilhelm Wagner Direktor zustandig fur technische Angelegenheiten Theodor Weldert Direktor zustandig fur Presse Angelegenheiten und fur Vortrage belehrender und unterhaltender Art Moderation Bearbeiten Karl Block Sprecher Nebensender Stettin Hans Bollmann Sportschau des Monats Walter Ehlers Vortragsansager Eduard Heilfroh Rechtsfragen des Tages Georg Henning Sportansager Max Heye Julius Jaenisch Nachrichtenansager Hermann Kasack Sprecher fur Schauspiel und literarische Angelegenheiten Karlernst Knatz Stunde mit Buchern Walter Krutsche Nachrichtenansager Leonard Langheinrich Anthos Stunde mit Buchern Guido Matschenz Viertelstunde fur den Landwirt Franz Mariaux Leiter der Abteilung Zeitfunk und Sport Edmund Nebermann Schachstunde Gerhart Pohl Sprecher in Sendungen zu Kunst und Literatur Wolfgang Pohl Sozialpolitische Umschau Jakob Elias Poritzky Carl Wessel Nachrichtenansager Musik und Horspiele Bearbeiten Maximilian Albrecht Leiter des Funkchors Hans von Benda Leiter der Konzertabteilung Maurits van den Berg Konzertmeister Julius Berger Konzertmeister Max Bing Regisseur in der Schauspielabteilung Alfred Braun Leiter der Schauspielabteilung Arnolt Bronnen Dramaturg in der Schauspielabteilung Cornelis Bronsgeest Leiter der Abteilung Oper und Operette Alexander Ecklebe Korrepetitor Walter Gronostay Mechanische Musik Unterhaltungsmusik Olaf Walter Grunwaldsen Konzertmeister Edlef Koppen Leiter der literarischen Abteilung Hugo Rudel Leiter des Funkchors Bruno Seidler Winkler 1 Dirigent der Funk Stunde Franz von Szpanowski Konzertmeister Otto Urack Kapellmeister Karl Wiener Musik der Gegenwart Peter Uschmann Konzertmeister Literatur BearbeitenJoachim Felix Leonhard Hrsg Programmgeschichte des Horfunks in der Weimarer Republik dtv 4702 1 2 2 Bde Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1997 ISBN 3 423 04702 X Weblinks BearbeitenDaten und Organisationsplane der Funk Stunde Berlin Memento vom 23 September 2015 im Internet Archive auf den Seiten des DRA PDF 178 kB Multimediaprojekt 75 Jahre Radio des Mitteldeutschen Rundfunks im Auftrag der ARD Andre Scheer An alle In junge welt 4 Januar 2023 abgerufen am 19 Januar 2023 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b Brigitte Baetz Erster Horfunksender in Deutschland nimmt seinen Betrieb auf Deutschlandfunk 28 Oktober 2013 abgerufen am 9 Juli 2020 Adrian Haus Das erste Musikstuck im deutschen Rundfunk Deutsches Rundfunkarchiv abgerufen am 9 Juli 2020 Der deutsche Rundfunk Ausgabe 30 27 Juli 1924 S 1671 Broadcasting In Germany Twenty Five Stations In The Times 6 Oktober 1927 S 6 Stefanie Kleiner Staatsaktion im Wunderland Oper und Festspiel als Medien politischer Reprasentation 1890 1930 Oldenbourg Munchen 2013 S 361 Anhang Funf Texte von Kurt Weill PDF 937 kB In Nils Grosch Joachim Lucchesi Jurgen Schebera Hrsg Kurt Weill Studien Band 1 Veroffentlichungen der Kurt Weill Gesellschaft Dessau Springer Heidelberg 1996 ISBN 3 476 45166 6 S 193 200 hier S 194 f Dietmar Schenk Die Hochschule fur Musik zu Berlin Preussens Konservatorium zwischen romantischem Klassizismus und Neuer Musik 1869 1932 33 Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 08328 6 S 265f Peter Jelavich Berlin Alexanderplatz Radio Film and the Death of Weimar Culture University of California Press Berkeley 2006 ISBN 0 520 25997 1 S 75 87 Anhang Funf Texte von Kurt Weill PDF 937 kB In Nils Grosch Joachim Lucchesi Jurgen Schebera Hrsg Kurt Weill Studien Band 1 Veroffentlichungen der Kurt Weill Gesellschaft Dessau Springer Heidelberg 1996 ISBN 3 476 45166 6 S 193 200 hier S 195 a b Peter Jelavich Berlin Alexanderplatz Radio Film and the Death of Weimar Culture University of California Press Berkeley 2006 ISBN 0 520 25997 1 S 84f Scheidung der Geister Leitartikel in Der Deutsche Sender 9 1933 vom 26 Februar 1933 Normdaten Korperschaft GND 2084944 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funk Stunde Berlin amp oldid 239045173