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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem Rundfunkpionier Hans Flesch Zum gleichnamigen osterreichischen Schriftsteller und Ubersetzer siehe Hans Flesch Brunningen Johannes Georg Julius Jacob Flesch gen Hans Flesch 18 Dezember 1896 in Frankfurt am Main vermisst im April 1945 fur tot erklart am 31 Dezember 1945 war ein deutscher Rundfunkpionier und Arzt Er hat sich als Intendant und Horspielautor einen Namen gemacht So stammt von ihm mit Zauberei auf dem Sender das erste deutschsprachige Horspiel Hans Flesch um 1929 Von rechts Kurt Magnus Flesch Heinrich Giesecke Alfred Braun Friedrich Ebert junior und Ernst Heilmann als Haftlinge im KZ Oranienburg August 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Horspiele 2 1 Autor 2 2 Regie Sprecher Ubersetzung Kommentar 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Flesch war jungstes Kind des Juristen Politikers und Sozialreformers Karl Flesch Seine Bruder waren Max Flesch Thebesius und Jacob Flesch 1915 meldete er sich freiwillig zum Sanitatsdienst und kehrte 1918 schwerverwundet nach Frankfurt zuruck Er studierte in Heidelberg Medizin mit Schwerpunkt Radiologie und besuchte einige Zeit die Schauspielschule von Carl Ebert in Frankfurt am Main 1920 heiratete er Gabriele Medi Rottenberg eine der beiden Tochter des Frankfurter Opernkapellmeisters Ludwig Rottenberg Aus dieser Ehe gingen die beiden Kinder Ilse Margot Wuma 26 August 1920 und Hans Karl Wilhelm 4 Mai 1924 hervor Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin wurde Hans Flesch am 1 April 1924 zum kunstlerischen Leiter der Sudwestdeutschen Rundfunkdienst AG SUWRAG in Frankfurt am Main berufen sein Assistent war Ernst Schoen Auf der Suche nach einer rundfunkoriginaren Kunstform schrieb er Zauberei auf dem Sender das erste deutschsprachige Horspiel Es nimmt spielerisch die Montagetechnik des Tonbandes vorweg welche zu diesem Zeitpunkt technisch noch nicht moglich ist Die Zauberei auf dem Sender war keineswegs bloss jene Spielerei als die sie von Zeitgenossen und Rundfunkhistorikern haufig bezeichnet wurde Auffallig ist die sehr konservative Haltung des Kunstlerischen Sendeleiters Herr Doktor im Stuck welche Fleschs tatsachlichen Standpunkten in keiner Weise entsprach Seine innovativen und experimentierfreudigen Absichten technische Zauberei mit dem neuen Medium kommen stattdessen in der Figur des Zauberers zum Ausdruck Somit ist das am 24 Oktober 1924 live gesendete Horspiel nicht nur ein formaler Versuch sondern auch eine programmatische Ansage des erst 27 Jahre alten Rundfunkleiters Hans Flesch setzte seine Vorstellungen rasch um und galt bald als der fortschrittlichste deutsche Rundfunkleiter Unter seiner Leitung arbeiteten fur den Frankfurter Sender etwa Bertolt Brecht Walter Benjamin der junge Theodor W Adorno oder Fleschs Freund und Schwippschwager Paul Hindemith Als Nachfolger des als kunstlerisch konservativ geltenden Theaterintendanten Carl Hagemann wurde Flesch im Juni 1929 als Intendant zur Funk Stunde Berlin berufen 1 2 wo er seine Rundfunkarbeit u a mit dem Film und Horspielpionier Walter Ruttmann fortsetzen konnte Unter Fleschs Agide wurden bei der Funk Stunde ab 1929 eine Reihe ernstzunehmender Horspielproduktionen verwirklicht 2 Hans Flesch setzte sich wie kein anderer fruh gegen das reine Live Horspiel und fur die Verwendung des Tonbands in der Horspielproduktion ein 3 Im Rahmen einer Rundfunkreform unter Reichskanzler Franz von Papen wurde das NSDAP Mitglied Erich Scholz zum Rundfunkkommissar des Reichsinnenministers ernannt Hans Flesch als Vertreter eines modernen und bedingungslos demokratischen Rundfunks von der politischen Rechten und besonders dem Nationalsozialisten Richard Kolb seit langem angefeindet 4 wurde am 15 August 1932 als Intendant der Funk Stunde entlassen Ab Februar 1933 amtierte Kolb dort als sein Nachfolger Wenige Monate nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurde Flesch im August 1933 mit anderen Vertretern des Weimarer Rundfunks inhaftiert zunachst im Konzentrationslager Oranienburg spater im Gefangnis Moabit Untersuchungshaft Im November 1934 Flesch war mittlerweile auf Kaution entlassen worden begann der Reichs Rundfunk Prozess ein vom neuen NS Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky initiierter 86 tagiger Schauprozess gegen einige der Spitzen des Systemrundfunks Der Prozess endete jedoch mit geringfugigen Haftstrafen welche durch die Untersuchungshaftzeit bereits verbusst waren da den Beschuldigten selbst unter zweifelhaften juristischen Bedingungen keine Schuld nachgewiesen werden konnte Eine spatere Revision beim Reichsgericht wurde von Joseph Goebbels Propagandaministerium 1938 verhindert da mit Freispruchen zu rechnen war Nach Ende des Rundfunkprozesses 1935 durfte der sog Halbjude Hans Flesch weder kunstlerisch noch als Arzt arbeiten Seine Frau Gabriele musste die Familie mit Sekretariatsarbeiten ernahren Flesch wohnte vorubergehend bei Freunden in Frankfurt kehrte nach deren Emigration im November 1938 zu seiner Familie nach Berlin zuruck und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch Ab 1943 wurde Hans Flesch zu Praxisvertretungen fur Arzte im Militardienst zwangsverpflichtet So kam er nach Crossen an der Oder wo er zwei Arztpraxen verwaltete Ende Januar 1945 wurde die Zivilbevolkerung Crossens evakuiert die Rote Armee marschierte auf Berlin Hans Flesch Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkrieges sah das Elend verwundeter Soldaten Statt sich als Zivilist nach Berlin in relative Sicherheit zu bringen wendete er sich an die Wehrmacht und richtete in der Hindenburg Schule in Crossen ein Militarlazarett ein Als Zivilarzt im Wehrmachtsgefolge im Rang eines Bataillonsarztes leitete er dieses Lazarett und ging mit den hinter die Oder zuruckweichenden deutschen Truppen Richtung Guben Im Marz 1945 wurde Flesch als Arzt an den Volkssturm uberstellt zwischen Guben und Berlin schrieb er am 1 April 1945 seinen letzten erhaltenen Brief in dem er einen bevorstehenden Fronteinsatz erwahnt und meldete sich wenige Tage spater noch einmal telefonisch Seitdem gilt Hans Flesch als verschollen Im Sommer 1945 suchten zunachst die Englander spater auch die Amerikaner im besetzten Berlin nach Hans Flesch Die amerikanische Armee hatte die Absicht in ihrem Sektor einen neuen Rundfunksender zu grunden den spateren RIAS Hans Flesch hatte sein erster Intendant werden sollen In der Nacht vom 23 zum 24 Oktober 2004 80 Jahre nach Erstausstrahlung der Zauberei auf dem Sender wurde auf Deutschlandfunk Ein Zauberer auf dem Sender die Lange Nacht des Rundfunkpioniers Hans Flesch von Armin H Flesch und Wolfgang Hagen ausgestrahlt Das dreistundige Feature verarbeitete erstmals auch den privaten schriftlichen Nachlass Hans Fleschs der die Zeitlaufe unausgewertet in den USA und Tahiti uberdauert hatte Am folgenden Morgen des 24 Oktober 2004 wurde der auf Initiative des Journalisten Armin H Flesch benannte Hans Flesch Platz in der Innenstadt von Frankfurt am Main eingeweiht Er liegt auf dem Gelande des ehemaligen Postgiroamtes an der Stephanstrasse An der gleichen Stelle funf Etagen hoher hatten sich von 1924 bis 1930 die ersten Studios des Frankfurter Senders befunden in denen die Rundfunkkarriere Hans Fleschs begann und die Zauberei auf dem Sender produziert wurde Bei der Platzeinweihung war auch der in Neuseeland lebende Sohn Hans Fleschs der Mathematiker Dr Hans Flesch jun anwesend Horspiele BearbeitenAutor Bearbeiten 1924 Zauberei auf dem Sender auch Regie 1962 Zauberei auf dem Sender Regie Theodor Steiner 1963 Britische Woche in Munchen Englischer Gastsonntag Die Stuarts Eine dramatische Geschichtsstunde Regie Walter Hertner 1974 Zauberei auf dem Sender Neuinszenierung anlasslich der Wilhelmsbader Produktionen 1974 Regie Ulrich LauterbachRegie Sprecher Ubersetzung Kommentar Bearbeiten 1926 John Galsworthy Gesellschaft Schauspiel in drei Akten sieben Szenen Regie Nicht angegeben Sprecher 1926 Franz und Paul von Schonthan Der Raub der Sabinerinnen Schwank in vier Akten Regie 1927 John Millington Synge Der heilige Brunnen Eine Legende in drei Akten Regie 1927 August Strindberg Rausch Komodie Regie 1927 August Strindberg Gespenstersonate Ein Kammerspiel Kommentar und Regie 1927 Carl Sloboda Am Teetisch Lustspiel in drei Akten Regie 1927 Hermann Bahr Das Konzert Lustspiel Regie 1927 Friedrich Schiller Don Carlos Infant von Spanien Trauerspiel in funf Aufzugen Regie 1927 Henrik Ibsen Die Wildente Schauspiel in funf Akten Regie 1927 Charles Vildrac Michel Auclair Schauspiel in drei Akten Regie 1927 Johann Wolfgang von Goethe Torquato Tasso Ein Schauspiel Regie 1927 Hans Jose Rehfisch Wer weint um Juckenack Tragikomodie Regie 1957 Henry Reed Die Strassen von Pompeji Regie Ludwig Cremer Ubersetzung aus dem Englischen Literatur BearbeitenJoachim Felix Leonhard Hrsg Programmgeschichte des Horfunks in der Weimarer Republik Band 1 dtv Munchen 1997 ISBN 3 423 04702 X Helmut Kreuzer Zu fruhen deutschen Horspielen und Horspielkonzeptionen 1924 1927 28 Hans Flesch Alfred Auerbach Rudolf Leonhard Oskar Moehring In Siegener Periodicum zur Internationalen Empirischen Literaturwissenschaft SPIEL 19 Jg Heft 1 2000 Peter Lang Frankfurt am Main 2000 lmz bw de PDF Hans Jurgen Krug Kleine Geschichte des Horspiels UVK Konstanz 2003 ISBN 3 89669 424 3 Armin H Flesch Wolfgang Hagen Ein Zauberer auf dem Sender Die lange Nacht des Rundfunkpioniers Hans Flesch DLF DLR Berlin 23 24 Oktober 2004 deutschlandfunk de arminhflesch de Marlies Flesch Thebesius Hauptsache Schweigen Eine Familiengeschichte Frankfurter Societats Druckerei Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 7973 1117 7 Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Erster Band A L Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 1 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7829 0444 3 S 210 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hans Flesch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hans Flesch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Das Horspiel Zauberei auf dem Sender von Hans Flesch als mp3 File Ein Zauberer auf dem Sender Lange Nacht im Deutschlandfunk von Armin H Flesch Mitarbeit Wolfgang Hagen Flesch Johannes Georg Julius Jakob Hessische Biografie Stand 18 Dezember 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Anhang Funf Texte von Kurt Weill PDF 937 kB In Nils Grosch Joachim Lucchesi Jurgen Schebera Hrsg Kurt Weill Studien Band 1 Veroffentlichungen der Kurt Weill Gesellschaft Dessau Springer Heidelberg 1996 ISBN 3 476 45166 6 S 193 200 hier S 195 a b Peter Jelavich Berlin Alexanderplatz Radio Film and the Death of Weimar Culture University of California Press Berkeley 2006 ISBN 0 520 25997 1 S 84 f Hans Jurgen Krug Vorwort In Richard Kolb Schicksalsstunde des Rundfunks Brunnen Verlag Bischoff Berlin 1932 Normdaten Person GND 119528746 lobid OGND AKS LCCN no2014017105 VIAF 64819446 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Flesch HansKURZBESCHREIBUNG deutscher RundfunkpionierGEBURTSDATUM 18 Dezember 1896GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM zwischen April 1945 und 31 Dezember 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Flesch amp oldid 234550134