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Die Deutsche Zukunft DZ war eine ab 1933 herausgegebene deutsche Wochenzeitung fur Politik Wirtschaft und Kultur Sie gilt als Vorlauferin der nationalsozialistischen Publikation Das Reich in die sie 1940 uberfuhrt wurde Deutsche ZukunftBeschreibung Wochenzeitung fur Politik Wirtschaft und KulturVerlag ab 1933 Verlag Deutsche Zukunftab 1936 Deutsche Verlags AnstaltErstausgabe 15 Oktober 1933Einstellung 2 Juni 1940Erscheinungsweise sonntagsHerausgeber Fritz Klein nach 1936 als Grunder genannt Paul FechterArtikelarchiv Staatsbibliothek zu Berlin u a 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Mitwirkende Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Leitartikel zum Rohm Putsch vom 8 Juli 1934Die Deutsche Zukunft wurde am 3 Oktober 1933 von Fritz Klein und Paul Fechter gegrundet Die erste Nummer erschien am 15 Oktober 1933 Das Format betrug 26 cm 37 cm Die Seiten waren dreispaltig wobei die Schlagzeile des Leitartikels auf der ersten Seite unter dem Titelkopf uber alle drei Spalten ging Bis Anfang 1935 blieb auf der Titelseite die erste Spalte sowie drei Spalten der unteren Halfte der zweiten Seite dem Kommentar des Herausgebers vorbehalten Der Gesamtumfang betrug 24 Seiten ab Dezember 1939 noch 20 Seiten Die Einzelausgabe kostete von 1933 bis 1940 unverandert 20 Pfennig 2 Der Zeitungskatalog des Reichsverbands der deutschen Werbungsmittler von 1935 gibt eine Gesamtauflage von 24 423 Exemplaren an Nach dem plotzlichen Tod von Fritz Klein im Jahr 1936 verlor das Blatt an Reichweite und fiel bis 1940 auf 6168 Abonnements plus 9692 Exemplare im Einzelverkauf zuruck Verlag und Druckort wechselten mehrfach gedruckt wurde die DZ anfangs im Bibliographischen Institut in Leipzig ab Juli 1936 bei der Gutenberg Haus GmbH im Berliner Zeitungsviertel und ab Januar 1937 im Ullstein Verlag der kurze Zeit spater in Deutscher Verlag umbenannt und dem Zentralverlag der NSDAP dem Franz Eher Verlag angegliedert wurde Das letzte Impressum gibt als Verlag die DVA in Stuttgart Berlin sowie Leipzig und als Druckort den Deutschen Verlag in Berlin an 2 Der Untertitel der DZ lautete Wochenzeitung fur Politik Wirtschaft und Kultur 3 Dementsprechend setzte sich das Blatt aus einem Politik Wirtschafts Kunst Literatur und Theaterteil zusammen Dazu kamen ganzseitige Anzeigen bis 1938 unter anderem regelmassig von den Berliner Kaufhausern Wertheim Hertie und Israel Die letzten Seiten fullten neben grosseren Annoncen zahlreiche Kleinzeigen jeder Art darunter auch Stellengesuche 2 Inhaltlich apostrophierte die Forschung das Blatt verschiedentlich als regimekritisch und als Organ eines inneren Widerstands 4 5 Grundlage hierfur bildeten Angaben von Mitwirkenden der Deutschen Zukunft nach Kriegsende wonach sich das Blatt deutlich von der ublichen NS Presse abgehoben habe und dass Kritik zwischen den Zeilen zu uben Spitzen austeilen ohne sich direkt eine Blosse zu geben eine Kunst war in der Autoren der DZ eine ziemliche Fertigkeit erwarben 6 Fur Emil Dovifat gehorte die Zeitung zur Weltpresse die sich mit uberlegener Sachkunde behauptete und mit geistiger Equilibristik seine Wachter uberspielte 7 Allerdings wurde die DZ von verschiedenen Zeitgenossen und Forschern unterschiedlich beurteilt 8 So soll es der Zeitung gelungen sein von manchen Lesern als eine Art stille Opposition wahrgenommen zu werden obschon sie tatsachlich kaum kritisch in ihren Artikeln war 9 Denn die Deutsche Zukunft stand politisch fest auf dem Boden des Dritten Reichs 10 Das heisst einige Beitrage trugen durchaus kritische Noten die nationalsozialistische Gesamthaltung der Zeitung schloss jedoch jeden Zweifel uber ihre politische Richtung aus 8 Fritz Kleins Sohn hielt dazu spater fest Was war die Deutsche Zukunft Gewiss keine Zeitung des Widerstands dazu war die Ubereinstimmung mit Grundpositionen des Regimes zu gross und die Kritik an mannigfachen Ubelstanden zu leise zu verhalten 8 Schon der Titel stand in gezielter Gegnerschaft zu der von Maximilian Harden herausgegebenen linksliberalen und ehemals popularen Wochenschrift Die Zukunft 1892 1922 die genauso wie Harden von den Nationalsozialisten verfemt wurde 11 Konkret war in der ersten Ausgabe der DZ auf Seite 1 uber das Programm der Zeitung zu lesen Mit Paul Fechter habe ich diese Zeitung gegrundet Sie nennt sich Deutsche Zukunft weil in der Tat ein neues Blatt in der Geschichte unseres Volkes aufgeschlagen wurde Die fuhrenden Manner an der Spitze Reichskanzler Adolf Hitler sind von dem gluhenden Willen beseelt einem Reiche der Ehre und Freiheit zu dienen Bei dieser grossen Umwalzung uns einzugliedern in das sturmische Geschehen unserer Zeit einzufugen in die Gesetzmassigkeit des Volkes mitbauen zu helfen mit noch so bescheidenen Kraften das ist unser Wunsch Wir bekennen uns zu der Ewigkeit der deutschen Nation Wir bejahen den kraftvollen Staat der die Schlusselfestung im Lebensringen unseres ganzen Volkstums ist wo immer es von deutscher Mutter geboren wird Wir wollen zur Stelle sein dem ganzen zur Verfugung stehen Fritz Klein 11 Und so ging es Zeile um Zeile geschwangert von nationalem Pathos in vielen Ausgaben weiter Laut Angaben von Kleins Sohn war sein Vater kein Gegner des Regimes viel mehr hatte er den Wunsch sich mit seiner Zeitung in die nationalsozialistische Bewegung einzugliedern 6 Da dies unverkennbar war betonten nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Autoren sie hatten fur die Deutsche Zukunft nur Artikel geschrieben in denen sie grundsatzlich keine Stellung zu politischen Fragen nahmen Demgegenuber stehen zahlreiche Artikel aus denen deutlich hervorgeht dass viele der mitwirkenden Journalisten darunter Theodor Heuss mit der nationalen die Stellung des starken Staates betonenden Linie der Zeitung konform gegangen sind 11 Ab Mitte Mai 1936 zeichnete Paul Fechter als alleiniger Herausgeber Er fuhrte das Blatt mit grossem publizistischem Elan aber ebenfalls ohne politischen Oppositionswillen fort Zeitgleich wirkte Fechter bei einer ganzen Reihe von Publikationen als Herausgeber Redakteur oder Verfasser und war erklarter Anhanger des Nationalsozialismus Bis heute ist sein 1940 veroffentlichtes Werk Geschichte der deutschen Literatur umstritten in dem er Hitler nicht nur als Politiker sondern ausfuhrlich als Schriftsteller wurdigt und dessen Bekenntnisbuch Mein Kampf zu einem literarischen Kunstwerk stilisiert 12 Die Deutsche Zukunft wurde nicht wie in einigen Nachkriegspublikationen dargestellt von den Nationalsozialisten verboten oder wegen Gesinnung und Niveau alsbald unterdruckt 13 Vielmehr wurde sie von Fechter im Juni 1940 in die neu gegrundete Wochenzeitung Das Reich uberfuhrt 14 10 Fast alle Autoren der DZ schrieben fur Das Reich weiter Fur die Grunder war dies ein Periodikum das die Rolle der Reprasentation der Machtstellung des Dritten Reiches ubernehmen sollte Unter diesem Gesichtspunkt wurde der Titel Das Reich gewahlt nachdem sich die Beibehaltung beziehungsweise die ebenfalls vorgeschlagenen Titel Deutsche Zukunft und Zukunft bei der Namenswahl nicht durchsetzen konnten 15 Laut Aussage von Kleins Sohn der in der DDR zum marxistischen Historiker avancierte war die Deutsche Zukunft seit 1935 immer mehr in Zahlungsschwierigkeiten geraten was der Hauptgrund fur den haufigen Verlagswechsel und letztlich ihres Verschwindens gewesen sein soll 8 Die letzte Ausgabe erschien am 2 Juni 1940 1 2 Den Lesern teilte Paul Fechter mit Mit dem heutigen Tag stellt die Deutsche Zukunft ihr Erscheinen ein und geht in der neuen grossen Wochenzeitung DAS REICH auf Die publizistischen Aufgaben der Deutschen Zukunft werden von der neuen Wochenzeitung in grosserem Rahmen gelost werden Paul Fechter 16 Dem folgten die ublichen Phrasen in der Sprache des Nationalsozialismus Uber die Integration der politisch literarischen Deutschen Zukunft in die politisch kulturelle Wochenzeitung Das Reich wurde in der NS Presse offen berichtet Unter anderem hielt die Zeitungswissenschaft Monatsschrift fur internationale Zeitungsforschung 1942 fest dass der Kardinalunterschied zwischen der Wirkungsweise der eingegangenen Zeitschrift Deutsche Zukunft und der neuen Das Reich allein an der Auflagenhohe der beiden Blatter ermessen werden konne 14 Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Das Reich mit einer Auflage von uber einer Million bereits zu einer der meistgelesenen NS Propagandaschriften uber die deutschen Grenzen hinaus entwickelt da es wie seine Vorgangerin weitgehend auf Nachrichten verzichtete dafur aber durch Kommentare Reportagen und Analysen geschickte Deutungen und Anschauungsweisen zu aktuellen Themen transferierte 17 Mitwirkende Auswahl BearbeitenPeter Bamm regelmassiger Autor Gottfried Benn regelmassiger Autor Werner Bergengruen regelmassiger Autor Annamarie Doherr regelmassige Autorin Paul Fechter Schriftleiter Wolfgang Goetz regelmassiger Autor Hans Grimm regelmassiger Autor Fred Hamel regelmassiger Autor Theodor Heuss regelmassiger Autor Fritz Klein Schriftleiter Agnes Miegel regelmassige Autorin Borries von Munchhausen regelmassiger Autor Hans Paeschke regelmassiger Autor Adolf Reichwein regelmassiger Autor Ernst Samhaber Redakteur Edzard Schaper regelmassiger Autor Reinhold Schneider regelmassiger Autor Edgar Schroder Redakteur Georg Streiter regelmassiger Autor Will Vesper regelmassiger Autor Werner Wirths Redakteur Literatur BearbeitenHarry Pross Literatur und Politik Olten 1963 S 125 128 S 278 281 Gerd Renken Die Deutsche Zukunft und der Nationalsozialismus Ein Beitrag zur Geschichte des geistigen Widerstandes in den Jahren 1933 1940 Dissertation Freie Universitat Berlin 1970 Einzelnachweise Bearbeiten a b Bestand Deutsche Zukunft Wochenzeitung fur Politik Wirtschaft u Kultur ZDB abgerufen am 8 Dezember 2022 a b c d Gerd Renken Die Deutsche Zukunft und der Nationalsozialismus Ein Beitrag zur Geschichte des geistigen Widerstandes in den Jahren 1933 1940 Dissertation Freie Universitat Berlin 1970 S 43 45 Thomas Dietzel Hans Otto Hugel Deutsche literarische Zeitschriften 1880 1945 Ein Repertorium Walter de Gruyter 2012 S S 315 Ernst Barlach Stiftung u a Hrsg Ernst Barlach Die Briefe Band 3 Kritische Ausgabe in vier Banden Suhrkamp Verlag 2020 S 1941 Olaf Peters Ruth Heftrig Barbara Schellewald Kunstgeschichte im Dritten Reich Theorien Methoden Praktiken Walter de Gruyter 2012 S 173 a b Christiane Lahusen Zukunft am Ende Autobiographische Sinnstiftungen von DDR Geisteswissenschaftlern nach 1989 Transcript Verlag 2014 S 73 f Emil Dovifat Das publizistische Leben Weltpresse Konzentration und Zersplitterung Lahmung und Niedergang in Hans Herzfeld Gerd Heinrich Berlin und die Provinz Brandenburg im 19 und 20 Jahrhundert Walter de Gruyter GmbH amp Co KG 2018 S 776 a b c d Carsten Heinze Identitat und Geschichte in autobiographischen Lebenskonstruktionen Judische und nicht judische Vergangenheitsbearbeitungen in Ost und Westdeutschland Springer Verlag 2009 S 303 304 Archiv der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Nachlass Fritz Klein sr Kalliope Verbund abgerufen am 12 Dezember 2022 a b Herrmann Korte Gottfried Benns Bekenntnis zum Expressionismus 1933 in Holger Hof Stephan Kraft Benn Forum Walter de Gruyter 2015 S 64 a b c Reiner Burger Theodor Heuss als Journalist Beobachter und Interpret von vier Epochen deutscher Geschichte LIT Verlag Munster 1999 S 327 Gunther Martens Clemens Ruthner Jaak de Vos Musiliana Musil anders Neue Erkundungen eines Autors zwischen den Diskursen Peter Lang 2005 S 82 Geschriebenes Leben Zum Tode von Paul Fechter in Stuttgarter Nachrichten Nr 8 S 2 1958 11 Januar Internet Archive abgerufen am 16 Januar 2023 a b Karl D Ester Walther Heide Hrsg Zeitungswissenschaft Monatsschrift fur internationale Zeitungsforschung mit Archiv fur Presserecht Band 17 Duncker amp Humblot 1942 S 590 Heinz Dietrich Fischer Deutsche Zeitschriften des 17 bis 20 Jahrhunderts Walter de Gruyter 2017 S 424 Erika Martens Zum Beispiel Das Reich Zur Phanomenologie der Presse im totalitaren Regime Verlag Wissenschaft und Politik 1970 S 276 Carin Kessemeier Der Leitartikler Goebbels in den NS Organen Der Angriff und Das Reich C J Fahle 1967 S 137 138 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Zukunft amp oldid 229949057