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Oktaedrit ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur die Gruppe von Nickel Eisenmeteoriten siehe Oktaedrite Anatas auch Oktaedrit oder oktaedrischer Schorl 8 IMA Symbol Ant 2 ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung TiO2 und damit chemisch gesehen Titandioxid AnatasAnatas Einkristall auf Quarz aus Minas Gerais Brasilien Grosse 3 0 2 3 0 8 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1962 s p 1 IMA Symbol Ant 2 Andere Namen Oktaedrit oktaedrischer SchorlChemische Formel TiO2Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV D 05 IV D 14 010 3 4 DD 05 04 04 04 01Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol ditetragonal dipyramidal 4 m2 m2 m 4 Raumgruppe I41 amd Nr 141 Vorlage Raumgruppe 141 5 Gitterparameter a 3 78 A c 9 51 A 5 Formeleinheiten Z 4 5 Haufige Kristallflachen ublicherweise prismatisch nach 001 mit 110 010 6 Zwillingsbildung selten nach 112 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 5 bis 6Dichte g cm3 gemessen 3 79 bis 3 97 berechnet 3 89 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 und 011 Bruch Tenazitat schwach muschelig sprodeFarbe schwarzgrau braun bis rotlichbraun indigoblau grun selten farblosStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Diamantglanz bis MetallglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 2 561 7 ne 2 488 7 Doppelbrechung d 0 073 7 Optischer Charakter einachsig negativ annormal zweiachsig bei kraftig gefarbten Kristallen 6 s Anmerkungen im TextPleochroismus meist schwach aber starker bei kraftig gefarbten Kristallen 6 Anatas kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt meist dipyramidale und tafelige Kristalle von wenigen Millimetern bis mehreren Zentimetern Grosse deren Farben zwischen schwarzgrau braun rotlich braun und blau variieren Die Farben beruhen auf Verunreinigungen mit Fremdatomen reiner Anatas ist farblos kommt aber nur sehr selten naturlich vor Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 3 1 Kristalloptik 4 Modifikationen und Varietaten 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 6 1 Als Pigment 6 2 Als Schmuckstein 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenBenannt wurde Anatas nach dem griechischen Wort ἀnatasis anatasis fur Ausdehnung Streckung oder auch das Emporstrecken da die meisten der gefundenen dipyramidalen Kristalle im Gegensatz zu anderen tetragonal orientierten Mineralen eine uberdurchschnittliche Langenausdehnung in Richtung der Z Achse zeigen Erstmals wurde blauer Anatas 1783 von Jacques Louis de Bournon in einem Brief an Jean Baptiste Rome de L Isle als indigoblauer Schorl erwahnt Im Weiteren wurden von verschiedenen Wissenschaftlern Anatas Varietaten beschrieben und unterschiedlich benannt So beschrieb Horace Benedict de Saussure Octaedrit Jean Claude Delametherie Oisanit 1801 untersuchte Rene Just Hauy erstmals farblosen Anatas der bei Le Bourg d Oisans im franzosischen Departement Isere gefunden wurde und erkannte dabei auch dass es sich bei den verschiedenen bislang bekannten Mineralen um Varietaten des gleichen Minerals handelt das er Anatas nannte 9 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Anatas zur Mineralklasse der Oxide und Hydroxide und dort zur Abteilung der MO2 und verwandte Verbindungen wo er zusammen mit dem inzwischen diskreditierten Selenolith die Selenolith Anatas Gruppe mit der System Nr IV D 05 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV D 14 010 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Oxide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Sauerstoff 1 2 MO2 und verwandte Verbindungen wo Anatas zusammen mit Downeyit die unbenannte Gruppe IV D 14 bildet 3 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Anatas ebenfalls in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Metall Sauerstoff 1 2 und vergleichbare ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen sowie der Kristallstruktur sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen Kationen Gerust kantenverknupfter Oktaeder zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 DD 05 bildet Auch die uberwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Anatas in die Klasse der Oxide und Hydroxide und dort in die Abteilung der Oxidminerale Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 04 04 04 innerhalb der Unterabteilung Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 4 AO2 Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von Anatas Ti4 0 O2 Anatas kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41 amd Raumgruppen Nr 141 Vorlage Raumgruppe 141 mit den Gitterparametern a 3 78 A und c 9 51 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Kristalloptik Bearbeiten Anatas als tetragonaler Kristall wird in Ubereinstimmung mit dem Neumannschen Prinzip in der Regel als optisch einachsiges Material beschrieben Einige Quellen 6 beschreiben fur stark gefarbte Kristalle ein biaxiales optisches Verhalten das nicht im Einklang mit der Kristallstruktur steht Dafur sind verschiedene Ursachen denkbar Symmetrieerniedrigung durch den Einbau von Fremdatomen analog zur Symmetrieerniedrigung in Granaten Symmetrieerniedrigung durch mechanische Spannungen die eine spannungsinduzierte Doppelbrechung erzeugen Fehldeutung polarisationsmikroskopischer Ergebnisse aufgrund der Wechselwirkung von Farbung und Interferenzfiguren 11 Modifikationen und Varietaten BearbeitenDie Verbindung TiO2 ist trimorph und kommt neben dem tetragonalen Anatas noch als orthorhombisch kristallisierender Brookit und als ebenfalls tetragonal aber in einer anderen Raumgruppe kristallisierender Rutil vor Ab 915 C geht Anatas monotrop in Rutil uber 12 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Anatas mit Quarz uberwachsen aus Hardangervidda Norwegen nbsp Pseudomorphose von Anatas nach Titanit aus der Jones Mine Zirconia Henderson County North Carolina North Carolina USAAnatas bildet sich normalerweise sekundar durch Umwandlung anderer titanhaltiger Minerale in Hydrothermaladern und Kluften in Granit Glimmerschiefer Gneis und Diorit kann aber auch in vulkanischen und metamorphen Gesteinen entstehen Begleitminerale sind neben Brookit und Rutil noch Titanit Ilmenit titanhaltiger Magnetit Hamatit und Quarz Zudem findet sich Anatas in Form von Pseudomorphosen nach Titanit und Ilmenit Da sich das Mineral seinerseits in Rutil umwandelt werden auch Pseudomorphosen von Rutil nach Anatas gefunden Weltweit sind bisher rund 2500 Fundorte fur Anatas dokumentiert Stand 2023 13 In Deutschland fand sich Anatas unter anderem im Schwarzwald Baden Wurttemberg im bayerischen Fichtelgebirge sowie im Schwabisch Frankischen Bayerischen und Oberpfalzer Wald in Hessen im Harz Niedersachsen Sachsen Anhalt Thuringen der Eifel Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz im Taunus im Saarland im sachsischen Erzgebirge in Schleswig Holstein und im Thuringer Wald In Osterreich trat das Mineral vor allem in den Regionen Karnten Niederosterreich Salzburg Steiermark Tirol Oberosterreich und Wien zutage und in der Schweiz fand es sich unter anderem in den Kantonen Bern Glarus Graubunden Kanton Tessin Uri und Wallis Weitere Fundorte sind Andorra die Antarktis Argentinien Armenien Athiopien mehrere Regionen in Australien Belgien Bolivien Brasilien Bulgarien Chile China Elfenbeinkuste Finnland viele Regionen in Frankreich Kambodscha Kamerun Griechenland Gronland Guyana Indien Indonesien Irak Irland viele Regionen in Italien Japan mehrere Regionen in Kanada die Kanalinsel Jersey Kasachstan Madagaskar Malawi Marokko Mexiko Mongolei Namibia Neuseeland Niger Nordkorea mehrere Regionen in Norwegen Pakistan Peru Polen Portugal Reunion Rumanien mehrere Regionen in Russland Schweden Slowakei Spanien Sudafrika Sudan Tschechien Turkei Uganda Ukraine Ungarn Usbekistan in mehreren Regionen des Vereinigten Konigreichs Grossbritannien sowie in vielen Regionen der Vereinigten Staaten von Amerika USA 14 Anatas Kristalle lassen sich auch mittels CTR Verfahren chemische Transportreaktionen kunstlich herstellen Verwendung BearbeitenAls Pigment Bearbeiten Anatas dient als weisses Pigment in der Farbmittelindustrie Es wird nach dem Sulfatverfahren hergestellt Durch die zum Rutil hohere photokatalytische Aktivitat die zur Zersetzung von organischen Komponenten z B Polymeren fuhrt ist der Einsatzbereich eingeschrankt Typische Einsatzgebiete sind dabei Photokatalysatoren synthetische Fasern Lebensmittel und Kosmetikfarben E171 und als Rohstoff fur die Industrie z B Sonderkeramiken oder Glaser 15 16 Nanoteiliger Anatas wird teilweise in Sonnenschutzcremes eingesetzt UV Strahlung mit einer Wellenlange kleiner als etwa 380 nm wird absorbiert Als Schmuckstein Bearbeiten nbsp Anatas als Schmuckstein in verschiedenen SchliffformenAnatas wird nur selten als Schmuckstein verwendet da er sehr sprode ist und aufgrund seiner guten Spaltbarkeit beim Fassen und Loten zu Bruchen neigt Geschliffen hat er aber unter Sammlern einen gewissen Wert Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPetr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 104 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 228 Roland Hengerer Single crystal anatase TiO2 growth and surface investigations EPFL Lausanne 2000 doi 10 5075 epfl thesis 2272 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anatas Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Anatas Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Anatas In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 11 September 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 1 Februar 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 11 September 2022 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 David Barthelmy Anatase Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 11 September 2022 englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 214 englisch a b c d e Anatase In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 57 kB abgerufen am 11 September 2022 a b c Anatase In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 14 April 2023 englisch Thomas Witzke Entdeckung von Schorl Abgerufen am 11 September 2022 Rene Just Hauy Traite de Mineralogie Band 3 1801 S 129 136 franzosisch rruff info PDF 518 kB abgerufen am 11 September 2022 XXVI Anatase Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 14 April 2023 englisch polarisationsoptische Mikroskopie an Anatas Memento vom 23 Februar 2019 im Internet Archive Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 399 Localities for Anatase In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 14 April 2023 englisch Fundortliste fur Anatas beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 14 April 2023 Roland Benedix Bauchemie Einfuhrung in die Chemie fur Bauingenieure und Architekten 7 Auflage Springer Wiesbaden 2020 ISBN 978 3 658 26441 3 S 544 doi 10 1007 978 3 658 26442 0 online verfugbar auf dokumen pub PDF 20 7 MB abgerufen am 14 April 2023 Chris Lower Titandioxid Beschichtungen verleihen Glas Metall und Kunststoffen neue Eigenschaften Oberflachen reinigen sich von alleine Handelsblatt 17 Dezember 2004 abgerufen am 14 April 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anatas amp oldid 239001440