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Swjatoslaw Teofilowitsch Richter ukrainisch Svyatoslav Teofilovich Rihter russisch Svyatoslav Teofilovich Rihter wissenschaftliche Transliteration Svjatoslav Teofilovic Richter 7 Marzjul 20 Marz 1915greg in Schytomyr Russisches Reich heute Ukraine 1 August 1997 in Moskau war ein sowjetisch russischer Pianist russlanddeutscher Herkunft Swjatoslaw Richter 1966 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Curriculum vitae 1 2 Werk und Interpretation 2 Film 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenCurriculum vitae Bearbeiten Swjatoslaw Richters Vater Theophil Danilowitsch Richter 1872 1941 war ein begabter Organist und Pianist der aus einer deutschen Kaufmannsfamilie im heute ukrainischen Schytomyr stammte Er war ein entfernter Verwandter der Sangerin Jenny Lind die als die schwedische Nachtigall weltberuhmt wurde 1 Seine Mutter Anna Pawlowna Richter geb Moskalew 1892 1963 war eine russische Kaufmannstochter 2 3 Die Familie zog 1916 nach Odessa wo der Vater die Stelle des Organisten und Chorleiters der deutsch lutherischen St Pauls Kirche ubernahm Die Eltern sorgten von seinem dritten Lebensjahr an fur eine solide musikalische Ausbildung des Sohns 4 Swjatoslaw wuchs zweisprachig auf in der Familie wurde Deutsch und Russisch gesprochen In Odessa besuchte er vier Jahre lang die deutsche Schule Ich bin Deutscher sagte Richter einmal in einem Interview 5 Richter arbeitete bereits im Alter von 15 Jahren als Korrepetitor am Opernhaus in Odessa vier Jahre spater gab er sein Debut als Pianist 1937 wurde er in die Klavier Meisterklasse von Heinrich Neuhaus am Moskauer Konservatorium aufgenommen Zu Neuhaus entwickelte Richter eine sehr starke personliche Bindung die nahezu einem Vater Sohn Verhaltnis gleichkam Zu Swjatoslaws Kommilitonen gehorte Emil Gilels Die Ubersiedlung nach Moskau rettete ihn vor den Repressionen denen die deutschstammigen Lutheraner in Odessa ausgesetzt waren Auch sein Vater wurde bei den sogenannten stalinschen Sauberungen 1937 verhaftet und 1941 kurz vor der deutschen Besetzung Odessas als angeblicher deutscher Spion erschossen In Odessa allein wurden uber 6000 Deutsche auf Befehl Berijas verhaftet misshandelt und drangsaliert Nach dem Tode des Vaters heiratete seine Mutter im Jahre 1943 Sergej Richter Kondratiev und emigrierte mit ihrem neuen Ehemann der ebenfalls deutscher Abstammung war nach Deutschland In Moskau lernte Swjatoslaw Richter Sergei Prokofjew kennen dessen 6 Sonate er 1942 urauffuhrte Spater folgten die Urauffuhrungen der 7 1943 sowie der Richter gewidmeten 9 Sonate 1951 fertiggestellt bereits 1947 Nachdem Richter in seiner Heimat bereits als Beruhmtheit galt wurde ihm eine Ausreise in den Westen verwehrt da bekannt war dass seine Verwandten in der Bundesrepublik Deutschland lebten Vier international bekannte Musiker der damaligen Sowjetunion Emil Gilels David Oistrach Mstislaw Rostropowitsch und der Dirigent Kyrill Konradschin zogen als Delegation zu Jekaterina Furzewa einer Vertrauten Nikita Chruschtschows und baten sie um Intervention zugunsten einer westlichen Auslands Tournee von Richter 1 Und nach dieser erfolgreichen Intervention durfte er 1960 erstmals in den Westen reisen Am 19 Oktober 1960 gab er sein Debut in der Carnegie Hall in New York an das sich eine grosse USA Tournee anschloss Nach dem Konzert in der Carnegie Hall an welchem auch Swjatoslaw Richters Mutter Anna anwesend war traf er seine Mutter nach 19 Jahren wieder Es folgten Auftritte in Europa ab 1971 auch in Deutschland Nach einem Konzert in der Oper von Tours im Jahre 1963 stiess Richter auf eine 15 km von Tours entfernte historische Scheune aus dem Jahre 1200 die eine hervorragende Akustik besass Die Scheune die sich nahe dem Ort Grange de Meslay befindet wurde auf Anregung Richters und mit Hilfe von Sponsoren fur Konzertzwecke ausgebaut und hergerichtet Ein Jahr spater wurde am 24 Juni 1964 das erste Musikfestival Fetes Musicales en Touraine eroffnet Richter besuchte jahrzehntelang dieses Festival Auf Richters Einladung hin waren viele bedeutende Musiker Gaste dieses Festivals Viele bedeutende Kunstler der damaligen Zeit u a Elisabeth Schwarzkopf Pierre Boulez David Oistrach Jessie Norman wurden Gaste dieses Festivals Im Jahre 1964 lernte Richter den Sanger Dietrich Fischer Dieskau kennen mit dem er in der kommenden Zeit eine Freundschaft schloss und zahlreiche gemeinsame Konzerte absolvierte Im Jahre 1943 lernte Richter seine spatere Frau die Sopranistin Nina Dorliak kennen die er im Jahre 1946 auch heiratete Nina Dorliak begleitete Richter wahrend seiner Konzertreisen Und Richter begleitete sie am Klavier wahrend ihrer Konzertauftritte 6 Nina Dorliak begleitete Richter durch sein gesamtes nicht immer einfaches Leben und betreute ihn bis zu seinem Tod Das Paar lebte sehr zuruckgezogen Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor nbsp Grab von Swjatoslaw Richter am Nowodewitschi Friedhof in MoskauSwjatoslaw Richter starb am 1 August 1997 im Zentralkrankenhaus in Moskau an den Folgen eines Herzinfarkts und wurde im Nowodewitschi Friedhof in Moskau zu letzten Ruhe gebettet Werk und Interpretation Bearbeiten Richter spielte anfangs viel auswendig Nachdem er bei einem Konzert in Japan den Notentext vergessen hatte spielte Richter in spateren Jahren bei seinen Auftritten in der Regel nach Noten Dabei hatte er oftmals keinen Umblatterer sondern blatterte mehrere Seiten auf einmal um und spielte dazwischen auswendig Vor allem seine Schallplattenaufnahmen sind legendar Einspielungen des b Moll Klavierkonzerts Tschaikowskis der Werke von Schubert Schumann und Liszt und des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach Auch die Interpretationen des c Moll Klavierkonzerts und vieler Preludes von Rachmaninow gelten als Referenzaufnahmen Seine fruhen Aufnahmen sind oft ausserordentlich kraftvoll und vehement gespielt Wie kaum ein anderer Pianist konnte er seinen Interpretationen von Klavierwerken aller Epochen eine individuelle Note verleihen Dabei war er spater weniger der Virtuose der durch technische Brillanz diese war bei ihm selbstverstandlich Aufsehen erregte sondern zeigte sein poetisches Spiel das er oft in nur sparlich beleuchteten Konzerthallen darbot Neben solistischer Tatigkeit trat er auch als Kammermusiker in Erscheinung so mit dem Geiger David Oistrach und den Cellisten Pierre Fournier und Mstislaw Rostropowitsch aber auch im Klavierduo mit Benjamin Britten Auch als Dirigent hatte sich Richter in fruheren Jahren Anerkennung erworben Anlasslich des 200 jahrigen Geburtsjubilaums von Ludwig van Beethoven 1970 beabsichtigte die Schallplattenfirma EMI das Tripelkonzert Op 56 aufzunehmen Das Konzert sollte von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan eingespielt werden Als Solisten sollten Spitzenmusiker engagiert werden Neben David Oistrach und Mstislaw Rostropowitsch war es naheliegend als Klavierpartner fur die beiden beruhmten Streicher Swjatoslaw Richter zu gewinnen Die Aufnahmen fanden im September 1969 in der Evangelischen Jesus Christus Kirche in Berlin Dahlem statt Im Jahre 1970 kam die Schallplatte auf den Markt und wurde ein ausserordentlicher Erfolg Es war einzigartig dass vier Spitzenkunstler von Weltrang zusammen konzertierten 1986 wurde Richter mit dem Leonie Sonning Musikpreis ausgezeichnet Im Jahr 2015 wurden Konzertmitschnitte und Aufnahmen Richters anlasslich seines 100 Geburtstages von den Musiklabeln Decca Sony und Warner Classic neu aufgelegt 7 Film BearbeitenBruno Monsaingeon veroffentlichte 1998 seine mit Richters Einverstandnis gedrehte zweieinhalbstundige autobiografische Filmdokumentation Richter Der Unbeugsame Neben einem ausfuhrlichen Interview mit Richter und seiner langjahrigen Freundin der Sopranistin Nina Dorliak sind auch zahlreiche Konzertausschnitte zu sehen Richter wurde von Dietrich Fischer Dieskau synchronisiert 8 Ehrungen Bearbeiten1949 Stalinpreis 9 1955 Volkskunstler der RSFSR 9 1960 Grammy Awards 10 1961 Volkskunstler der UdSSR 9 1961 Leninpreis 9 1965 1975 1985 Leninorden 9 1968 Robert Schumann Preis 11 1977 Ehrendoktor Universitat Strassburg 9 1980 Orden der Oktoberrevolution 12 1985 Ordre des Arts et des Lettres 9 nbsp Denkmal von Swjatoslaw Richter in Jahotyn Ukraine1985 9014 Svyatorichter ein Asteroid des Hauptgurtels wurde am 22 Oktober 1985 von der ukrainisch sowjetischen Astronomin Ljudmyla Wassyliwna Schurawlowa am Krim Observatorium IAU Code 095 in Nautschnyj entdeckt und nach Richter benannt 1986 Leonie Sonning Musikpreis 1992 Ehrendoktor University of Oxford 13 1995 Grosses Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband 1996 Staatspreis der Russischen Foderation 9 2015 Russland 2 Rubel Gedenkmunze auf den einhundertsten Jahrestag seiner Geburt Silber 925 fein Auflage 3 000 Stuck Gramophone Hall of Fame 14 Literatur BearbeitenKarl Aage Rasmussen Svjatoslav Richter Pianist Gyldendal Copenhagen 2007 ISBN 978 87 02 03430 1 Karl Aage Rasmussen zvjatoszlav Richter A zongorista Rozsavolgyi es Tarsa Budapest 2010 ISBN 978 963 87764 8 8 Karl Aage Rasmussen Sviatoslav Richter Pianist Northeastern University Press Boston 2010 ISBN 978 1 55553 710 4 Walentina Tschemberdschi Swjatoslaw Richter Eine Reise durch Sibirien Residenz Verlag Salzburg und Wien 1992 ISBN 3 7017 0744 8 Bruno Monsaingeon Swjatoslaw Richter Mein Leben meine Musik Staccato Verlag Dusseldorf 2005 ISBN 3 932976 27 4Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Swjatoslaw Richter Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Diskographie englisch Literatur von und uber Swjatoslaw Teofilowitsch Richter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Joseph E Romero Sviatoslav Richter Documentary biography Video and Book Memento vom 2 April 2016 im Internet Archive Culturekiosque abgerufen am 20 Marz 2015 Zur Veroffentlichung der Notizbucher Richters Sviatoslav Richter The Enigma Documentary Teil 1 Teil 2 Dokumentation von Bruno Monsaingeon 1998 YouTube Videos englische Untertitel Martin Meyer Zum 100 Geburtstag von Swjatoslaw Richter Furios zur Sache Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive Neue Zurcher Zeitung 20 Marz 2015 DER SPIEGEL 24 1962 vom 12 Juni 1962 Interview in La Grange de Meslay FestivalEinzelnachweise Bearbeiten a b Der Spiegel vom 12 Juni 1962 siehe Weblink SWR Retro Abendschau Svjatoslav Richter in Schwabisch Gmund ARD Mediathek Abgerufen am 1 Februar 2023 Anna Pavlovna Richter 10 November 1892 13 April 1963 in Schwabisch Gmund war die Tochter von Pawel Petrovich Moskalew 1860 1934 und dessen Ehefrau Elisabeth von Reincke 1 Dezember 1864 13 Marz 1911 Ihr zweiter Ehemann war Sergei Richter Dmitrievich Kondratiev Biografische Angaben zu Teophil Richter aus St Paul Odessa Festschrift zur Wiedereinweihung der Kirche Hrsg Claus Jurgen Roepke Odessa Munchen 2010 S 80 81 Interview mit Swjatoslaw Richter in La Grande de Meslay siehe Weblinks Karl Josef Kutsch Leo Riemens Grosses Sangerlexikon Walter de Gruyter 2012 ISBN 978 3 598 44088 5 google de abgerufen am 28 Februar 2023 Manuel Brug Dieser diskrete Russe ist das wahre Klavier Genie Die Welt 20 Marz 2015 abgerufen am 28 Oktober 2015 Pianistenportrait Sviatoslav Richter Der Unbeugsame In YouTube Naxos Deutschland GmbH 6 September 2012 abgerufen am 27 Oktober 2015 a b c d e f g h Swjatoslaw Richter auf WarHeroes Abgerufen am 14 Juli 2018 russisch S Richter auf Homepage Grammy Awards Preistrager Robert Schumann Preis Dokument uber Verleihe den Orden Abgerufen am 14 Juli 2018 russisch Honorary Doctors of Music University of Oxford S Richter in Gramophone Hall of Fame Archiviert vom Original am 20120407 abgerufen am 14 Juli 2018 russisch Trager des Robert Schumann Preises Georg Eismann Hans Storck Annerose Schmidt 1964 Karl Laux Lore Fischer 1965 Daniel Shitomirski Dieter Zechlin 1966 Olivier Alain Orchester der Buhnen der Stadt Zwickau 1967 Swjatoslaw Richter 1968 Peter Schreier Herbert Schulze 1969 Dmitri Baschkirow Martin Schoppe 1970 Gunther Leib Tatjana Nikolajewa 1971 Ekkehard Otto Marija Maksakowa 1972 Emil Gilels Elisabeth Breul 1973 Amadeus Webersinke Nelly Akopian 1974 Sara Doluchanowa Helene Boschi 1975 Sigrid Kehl Elisso Wirsaladse 1976 Rudolf Kehrer Herbert Kaliga 1977 Gertraud Geissler Hans Joachim Kohler 1978 Hanne Lore Kuhse Frantisek Rauch 1979 Theo Adam Miklos Forrai 1980 Kurt Masur Halina Czerny Stefanska 1981 Mitsuko Shirai Peter Rosel 1982 Rudolf Fischer Eva Fleischer 1983 Gustav Papp Dezso Ranki 1984 Pawel Lisizian Jacob Lateiner 1985 Jorg Demus Gerd Nauhaus 1986 Dietrich Fischer Dieskau 1987 Albrecht Hofmann 1988 Pawel Jegorow Bernard Ringeissen 1989 Hartmut Holl Gunther Muller 1990 Joan Chissell 1991 Abegg Trio Gisela Schafer 1992 Jozef de Beenhouwer 1993 Wolfgang Sawallisch 1994 Hansheinz Schneeberger Dieter Gerhardt Worm 1995 Nancy B Reich Bernhard R Appel 1996 Nikolaus Harnoncourt 1997 Linda Correll Roesner Olaf Bar 1998 Altenberg Trio Ernst Burger 1999 Olga Lossewa Steven Isserlis 2000 John Eliot Gardiner 2001 Alfred Brendel 2002 Joachim Draheim Juliane Banse 2003 Daniel Barenboim 2005 Margit L McCorkle Anton Kuerti 2007 Reinhard Kapp Michael Struck 2009 Andras Schiff 2011 Jon W Finson Ulf Wallin 2013 Robert Schumann Forschungsstelle 2015 Heinz Holliger 2017 Ragna Schirmer Janina Klassen 2019 Thomas Synofzik 2021 Normdaten Person GND 118600532 lobid OGND AKS LCCN n81085651 NDL 00621379 VIAF 110760369 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richter Swjatoslaw TeofilowitschKURZBESCHREIBUNG sowjetischer bzw russischer PianistGEBURTSDATUM 20 Marz 1915GEBURTSORT Shitomir Russisches Kaiserreich heute Schytomyr UkraineSTERBEDATUM 1 August 1997STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Swjatoslaw Teofilowitsch Richter amp oldid 234344175