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Die Schachweltmeisterschaft 1986 war ein Zweikampf zwischen Garri Kasparow und Anatoli Karpow um den Weltmeistertitel im Schach Der Revanchekampf fur Karpows Niederlage im Vorjahr war bereits die dritte Schachweltmeisterschaft zwischen Kasparow und Karpow und die 33 insgesamt hundert Jahre nach der ersten Schachweltmeisterschaft 1886 Zwischen dem 28 Juli und dem 8 Oktober 1986 wurden in London und Leningrad jeweils zwolf Partien gespielt Kontrahenten der 33 Schachweltmeisterschaft 1986 Garri Kasparow Anatoli KarpowGarri Kasparow Anatoli KarpowNation Sowjetunion Sowjetunion Sowjetunion SowjetunionStatus TitelverteidigerWeltmeister seit 1985 HerausfordererWeltmeister 1975 1985Alter 23 Jahre 35 JahreElo Zahl Juli 1986 2740 2705Punkte 12 11 24 gespielte PartienSiege 5 4Remisen 15 1985 1987 Der Revanchekampf war von Florencio Campomanes dem Prasidenten des Weltschachbundes FIDE gefordert worden mit Verweis auf eine erst 1985 erfolgte Regelung Kasparow weigerte sich zunachst und stellte erstmals die Drohung in den Raum durch eine Abspaltung von der FIDE die Schachwelt zu teilen Durch eine Einigung der beiden Spieler kam der Wettkampf aber doch zustande Kasparow gewann mit 12 5 11 5 Punkten und verteidigte somit seinen Weltmeistertitel Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Vorgeschichte 2 1 Zwischen den Weltmeisterschaften 2 2 Kasparows Imagetour im Westen 2 3 Die Entscheidung zur Weltmeisterschaft 2 4 Die Vorbereitung der beiden Kontrahenten 3 Organisation 3 1 Wettkampfbedingungen 3 2 Austragungsorte und offentliche Wahrnehmung 4 Verlauf 4 1 London 4 2 Leningrad 5 Nachbetrachtung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenAls sich Kasparow 1984 fur die Herausforderung Karpows qualifiziert hatte war noch nicht geplant dass es eine Weltmeisterschaft 1986 geben wurde Laut Reglement hatte die Schachweltmeisterschaft 1984 jener Spieler gewonnen der zuerst sechs Partien gewinnt bei nicht nach oben beschrankter Gesamtanzahl Bei einem Sieg Kasparows hatte 1985 ein Revanchekampf fur Karpow im selben Austragungsmodus stattgefunden Der Sieger dieses Kampfes ware dann 1987 regular gegen den in den Ausscheidungskampfen ermittelten Herausforderer angetreten Stattdessen wurde jedoch die bis ins Jahr 1985 andauernde Weltmeisterschaft von Campomanes unter umstrittenen Umstanden nach 48 Partien abgebrochen und die Schachweltmeisterschaft 1985 als Ersatz angesetzt Um kunftig uberlange Wettkampfe zu vermeiden kehrte die FIDE zum fruheren Weltmeisterschaftsmodus zuruck bei dem Punktemehrheit aus 24 Partien zu erzielen war Bei einem Unentschieden wurde der Weltmeister seinen Titel behalten dafur wurde der Revanchekampf fur die Zukunft abgeschafft Doch da das Match von 1985 formal noch zum WM Zyklus 1982 1984 gehorte in dem der Weltmeister das Recht auf einen Ruckkampf hatte wurde es ihm fur diesen Wettkampf auch belassen Durch dieses Doppelprivileg Titelverteidigung bei Unentschieden und Revanchekampf hatte dereinst Weltmeister Michail Botwinnik in den Jahren 1951 1961 insgesamt viermal seinen Titel verteidigen bzw zuruckerobern konnen Faktisch war das eine klare Bevorzugung Karpows gegen die Kasparow auch protestierte Nachdem Kasparow aber 1985 den Titel erobert hatte beharrte Campomanes auf der Revanche und drohte Kasparow im Falle einer Verweigerung mit Absetzung Als Matchbeginn setzte er den 10 Februar 1986 an Sollte Kasparow bis zum 7 Januar nicht zugesagt haben wurde er zugunsten Karpows seinen Weltmeistertitel verlieren Vorgeschichte BearbeitenZwischen den Weltmeisterschaften BearbeitenIn seinem ersten Interview nach der Weltmeisterschaft 1984 85 fur die Welt am Sonntag sagte Kasparow dass er gegen Campomanes einen Kampf um Demokratie im Weltschach fuhren wolle Zum unnotigen Ruckkampf sei er nur bereit wenn die Schachwelt dies wolle Eine verbale Spitze gegen seinen Rivalen sollte sich als zutreffende Prognose erweisen 1 Karpow wird lange mein Herausforderer sein Da Kasparow nach dem WM Kampf eine mehrwochige Erholungspause einlegte war Karpow der erste der wieder bei Schachturnieren antrat Bei der ersten Schach Mannschaftsweltmeisterschaft 1985 in Luzern die eine Woche nach dem Ende der Einzelweltmeisterschaft stattfand fuhrte Karpow das siegreiche sowjetische Team an Von neun Runden spielte er sieben und errang dabei funf Punkte drei Siege unter anderem gegen den nach Frankreich emigrierten Ex Weltmeister Boris Spasski und vier Remis Kasparows Imagetour im Westen Bearbeiten Kasparow prasentierte sich im Dezember personlich bei einer Tour durch die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland dem Schachpublikum im Westen Die Publikumszahlen und das Medieninteresse erreichten beim Schach bisher ungewohnte Grossenordnungen 2 Zunachst besiegte er den Niederlander Jan Timman den besten Spieler der westlichen Welt und Nummer 3 der Elo Liste bei einem Zweikampf in Hilversum mit 4 2 3 Schon am Tag danach reiste er in die Bundesrepublik weiter um eine Simultanveranstaltung mit Uhrenhandicap gegen die Bundesliga Mannschaft des Hamburger Schachklubs zu geben also gegen acht starke Wettbewerbsspieler wobei am ersten Brett sogar Grossmeister Murray Chandler antrat Nach den Anstrengungen der Vortage unterlag Kasparow in den von beiden Seiten aggressiv gespielten Partien 3 5 4 5 Ausschlaggebend war unter anderem seine Niederlage gegen den westdeutschen Jugendmeister von 1985 Matthias Wahls 4 Zu guter Letzt spielte er in Munchen ein normales Simultan bei dem auch verschiedene Prominente wie Ephraim Kishon und Petra Schurmann teilnahmen Bundesprasident Richard von Weizsacker erschien als Zaungast Nur 3 von 32 Spielern erreichten ein Remis darunter Weizsackers 32 jahriger Sohn Robert spaterer Universitatsprofessor Grossmeister im Fernschach und Prasident des Deutschen Schachbundes 5 Nach dem Ende der Tournee trat Karpow wieder auf den Plan Er spielte im IBM Turnier in Wien mit wo er ungeschlagen blieb aber hinter dem Sieger Kortschnoi gegen den er remisierte und dem Zweitplatzierten Alexander Beliavsky nur einen geteilten dritten Platz belegte Mit Kurt Steyrer dem Prasidenten des Wiener Schachverbands und SPO Kandidaten fur das Amt des Bundesprasidenten spielte Karpow eine Imagepartie die wie in solchen Fallen ublich remis ausging 6 Die Entscheidung zur Weltmeisterschaft Bearbeiten nbsp Florencio CampomanesKasparow hatte die Tour zu einer Medienkampagne gegen Campomanes und das Revanchematch genutzt Er spielte mit dem Gedanken sich nach seiner Absetzung so sie denn erfolgen wurde von der FIDE abzuspalten Etwa gleichzeitig wurde auch ein Gegenkandidat fur FIDE Prasident Campomanes vorgestellt der Brasilianer Lincoln Lucena Karpow erklarte in Interviews stets auf dem Wettkampf zu bestehen Allerdings liess er anklingen dass der von Campomanes angesetzte Beginn am 10 Februar 1986 auch ihm zu fruh sei Der sowjetische Schachverband bezog keine eindeutige Position jedenfalls wurde Kasparow nicht daran gehindert auch mittels der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS die Revanche als absurd zu bezeichnen Unter diesen Umstanden fuhlte sich Campomanes in einer zu schwachen Position um seine fur 7 Januar angekundigte Absetzung Kasparows durchzuziehen Er verschob seine Entscheidung auf den 16 danach auf den 24 Januar Noch vor diesem Datum kam jedoch die grosse Uberraschung Kasparow und Karpow hatten sich mit Billigung des sowjetischen Schachverbands aber ohne Beteiligung des Weltschachverbands FIDE geeinigt 7 Das WM Match sollte erst Ende Juli oder Anfang August in Leningrad stattfinden also nach einer fur beide Spieler notwendigen Pause Der Verlierer wurde spater ein Match gegen den Sieger des Kandidaten Zyklus 1987 fur die Qualifikation zur Schachweltmeisterschaft 1987 austragen Campomanes konnte danach noch erreichen dass die erste Halfte des Matches in London ausgetragen wurde Dieses war als unbeteiligter Austragungsort laut einem FIDE Beschluss zu bevorzugen und hatte 1 8 Millionen Schweizer Franken fur das Match geboten Leningrad dagegen nur 1 Million Die Vorbereitung der beiden Kontrahenten Bearbeiten Beim Turnier in Brussel trat Karpow gegen einen Grossteil der Schachelite an unter anderem wiederum Kortschnoi der zwischendurch auch das wichtige Open in Lugano gewonnen hatte Nach massigem Beginn und einer Krankheitspause konnte Karpow an seine fruhere Dominanz anknupfen Mit einer Serie von sechs Siegen in Folge gewann er das Turnier schliesslich mit zwei Punkten Vorsprung eine Demonstration seiner Starke und eine gute Werbung fur das bevorstehende Match Unter anderem schlug er Timman und Ljubomir Ljubojevic 8 Kasparow gewann Mitte Mai in Basel einen Zweikampf gegen Tony Miles uberragend mit 5 5 0 5 Miles kommentierte nach der letzten Partie Ich dachte ich spiele gegen den Weltmeister nicht gegen ein Monster mit 27 Augen das alles sieht 9 Bei der abschliessenden Simultanveranstaltung gewann Kasparow alle 30 Partien 10 In einem erneuten Uhrenhandicap diesmal gegen eine Auswahl der Deutschen Schachjugend in Frankfurt am Main konnte er die Niederlage von Hamburg wettmachen Kasparow gewann mit funf Siegen und drei Remisen Dabei gelang ihm auch die Revanche gegen Wahls der als einziger bei beiden Uhrenhandicaps mitspielte Am gleichen Abend hatte Kasparow einen Fernsehauftritt im Aktuellen Sport Studio des ZDF Dort demonstrierte er die Gedachtnisleistung eines Schachgrossmeisters indem er in einer Vorfuhrung eine Reihe historischer Stellungen wiedererkannte 11 Einige Tage spater besuchte Kasparow England um sich die Ortlichkeiten des bevorstehenden Wettkampfes gegen Karpow anzusehen Eine Auswahl der englischen Junioren schlug sich im Simultan tapfer und trotzte Kasparow in 20 Partien 3 Siege und 6 Remis ab 12 Im Juli 1986 reiste Kasparow zur Annahme des ihm verliehenen Schach Oscars nach Barcelona und zog sich danach zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft zuruck Damit blieb der letzte schachliche Auftritt bei Karpow Er nahm am doppelrundigen Superturnier in Bugojno teil bei dem sich die Veranstalter auf acht Spieler aus der absoluten Weltspitze beschrankt hatten um die seltene Kategorie 16 eines Schachturniers zu erreichen Karpow gewann souveran durch erneute Siege gegen Ljubojevic Timman und Spasski sowie Artur Jussupow 13 Lediglich einmal verlor er zwischen den Weltmeisterschaften Seine Niederlage gegen Andrei Sokolov wurde spater vom Schachinformator zur besten Partie im ersten Halbjahr 1986 gewahlt 14 Ausserdem konnte er gegen den vorher von Kasparow so deklassierten Miles nur muhsam ein verlorenes Endspiel remis halten wobei auch ein Zeitnotfehler Miles mithalf 15 Organisation BearbeitenWettkampfbedingungen Bearbeiten nbsp Spielort der ersten Halfte Park Lane Hotel in London hinter dem Fotografen befindet sich der Green Park Foto 2009 Die Weltmeisterschaft ging uber 24 Partien bzw mindestens so lange bis einer der Spieler mindestens 12 5 Punkte erreichte In den Partien hatte jeder Spieler 2 Stunden Zeit fur 40 Zuge Wenn diese gespielt waren konnte die Partie nach Belieben fortgesetzt werden oder aber jeder Spieler konnte wenn er am Zug war in die Hangepartie ubergehen Dabei gab er seinen Zug ohne Ausfuhrung in einem Kuvert ab und die Partie wurde bis zum nachsten Tag unterbrochen Sie konnte in dieser Zeit analysiert werden Auch Remisangebot und dessen Annahme oder Ablehnung oder Aufgabe der Partie waren dabei moglich ohne derartiges Ende wurde am nachsten Tag fertig gespielt wobei es eine zweite Zeitkontrolle nach je einer weiteren Stunde und insgesamt 56 Zugen gab Hauptschiedsrichter war der bereits beim Match des Jahrhunderts der Weltmeisterschaft 1972 zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski eingesetzte Lothar Schmid Als Analysatoren und Kommentatoren der Partien vor Ort wirkten zahlreiche Spieler der Weltspitze unter anderem Miles Timman und Nigel Short Eine Sonderrolle hatten Jugendweltmeister Maxim Dlugy IM Nigel Davies und IM Ricardo Calvo Wenige Minuten nach Beendigung gab das Trio uber jede Partie ein Bulletin heraus In einer Auslosung am Tag vor Wettkampfbeginn wurde festgelegt dass Karpow die erste Partie mit den weissen Steinen eroffnen wurde Kasparow wies zu dem Zeitpunkt eine Elo Zahl von 2740 auf Karpow hatte 2705 Punkte Austragungsorte und offentliche Wahrnehmung Bearbeiten nbsp Der Spielsaal in London Mirror Room im Park Lane Hotel Der Raum wurde bis zum Foto 2012 nur minimal verandert nbsp Das Hotel Leningrad im heutigen St Petersburg Bild von 2015 Die erste Halfte der Schachweltmeisterschaft fand im Londoner Park Lane Hotel nahe dem Hyde Park statt die zweite wurde im Leningrader Hotel Leningrad ausgetragen In London hielt die britische Premierministerin Margaret Thatcher die Eroffnungsrede Das im Mai 1986 erfolgreich angelaufene Musical Chess erlangte durch die Journalisten vor Ort ebenfalls mediale Aufmerksamkeit Dessen Texter Tim Rice inszenierte die Eroffnungsfeier als Showevent Am Eroffnungstag waren etwa 550 akkreditierte Journalisten anwesend wobei im Laufe des Wettkampfes noch weitere dazukamen In Leningrad gab es zu Beginn der zweiten Wettkampfhalfte nur eine bescheidene Eroffnungszeremonie durch den Burgermeister dort wurde wahrend der Partien der Verkehr vor dem Spielsaal umgeleitet um Larmbelastigung zu vermeiden Die Zuge wurden durch ein elektronisches System live auf Monitoren im Presseraum Saal und Hotel ubertragen Im Spielsaal herrschte ein Verbot fur Taschenschachspiele und Lebensmittel ein Kommentar aus einer schalldichten Kabine konnte per Kopfhorer empfangen werden Der Analyseraum in dem bekannte Grossmeister die laufenden Partien mit den Zuschauern analysierten war separat eingerichtet In den Medien unter anderem in den offentlich rechtlichen Sendern in Westdeutschland war Schach wahrend der Weltmeisterschaft mehr als ublich prasent Im Londoner Green Park gegenuber dem Spiel Hotel wurden bis zu 40 Schachbretter aufgebaut an denen Spazierganger spielen konnten In Leningrad waren aufgrund des traditionell hohen Stellenwert des Schachspiels in der Sowjetunion bei jeder Partie tausende Zuschauer anwesend Nach seinem uberzeugenden Sieg 1985 wurde Kasparow durch die Schachpresse und die westlichen Medien unterstutzt Karpow dagegen wurde von den Zeitungen mit Hame bedacht seine Ara war nach allgemeiner Meinung zu Ende 1 Verlauf Bearbeiten Hauptartikel Schachweltmeisterschaft 1986 Partien Partienubersicht 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Siege PunkteGarri Kasparow 1 0 1 1 1 0 0 0 1 5 12 Anatoli Karpow 0 1 0 0 0 1 1 1 0 4 11 dd London Bearbeiten Karpow Kasparow5 Partie a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Vor 20 Sg1 h3 In den ersten vier Partien des Wettkampfes zeigte sich zunachst eine klare Dominanz Kasparows Sowohl in der ersten als auch in der dritten Partie erzielte er mit Schwarz problemlos Remis mit Weiss setzte er Karpow aber unter schweren Druck In der zweiten Partie vermochte Karpow noch ins Remis zu entkommen nachdem Kasparow einen taktischen Gewinnweg ubersehen hatte aber in der vierten Partie ging Kasparow in Fuhrung Vollig unerwartet gelang Karpow indes schon in der nachsten Partie der Ausgleich nachdem er die Eroffnungsvorbereitung Kasparows widerlegen konnte In der nebenstehenden Diagrammstellung rechnete Kasparow als Schwarzer nur mit der Fortsetzung 20 Sg1 f3 Ld7 c6 mit der Drohung nach Tausch auf f3 g6 g5 zu spielen und den Konigslaufer zu befreien Doch mit dem ungewohnlichen Zug 20 Sg1 h3 widerlegte Karpow diesen Plan Nun konnte sich Kasparow nicht mehr befreien und verlor Nach dieser Niederlage nahm er eine Auszeit Die beiden darauffolgenden scharf gefuhrten Partien endeten remis und zeigten keine Uberlegenheit Kasparows In der achten Partie trug Kasparow einen kompromisslosen Konigsangriff vor und verzichtete dabei sogar auf einen Qualitatsgewinn Karpow uberschritt schliesslich in verlorener Stellung die Zeit Es folgten vier Remispartien von denen die elfte herausragte Karpow spielte sie ungewohnlich risikofreudig und stand zwischenzeitlich auf Gewinn Karpow Kasparow11 Partie a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Statt 23 Se7xg6 ware besser 23 Sh4xg6 gefolgt Nach grossen Verwicklungen opferte Karpow in der Diagrammstellung nun den Springer e7 auf g6 Das sieht selbstverstandlich aus da die Angriffslinie des Turmes c7 freigelegt wird und der Springer h4 als Sperrstein gegen ein schwarzes Abzugsschach stehen bleibt Doch ausschlaggebend ware gewesen dass der Se7 den schwarzen Konig einklemmt und die offene h Linie fur Weiss zur Angriffslinie wird Mit 23 Sh4xg6 h7xg6 24 Db1xg6 hatte Karpow entscheidenden Vorteil erreicht etwa nach 24 Dh5 e5 25 Kh2xh3 Tf8 f6 26 Kh3 g4 mit einem Wanderkonig und siegreichem Angriff auf der h Linie Nach der Partiefortsetzung endete die Partie Remis Die Partie erhielt einen mit 10 000 dotierten Spezialpreis als die schonste in London gespielte Kasparow mutmasste in einem Interview die Veranstalter wollten damit ihre Neutralitat demonstrieren und zeigte eine Vorliebe fur die von ihm gewonnene 8 Partie Insgesamt ging also in der Londoner Halfte Kasparow mit einem Punkt in Fuhrung Leningrad Bearbeiten Wahrend des Wechsels nach Leningrad wurde der Wettkampf fur eine Woche unterbrochen in der plangemass eine Auszeit nur bei medizinischen Problemen einzulegen war Der physisch weniger robuste Karpow nahm dies in Anspruch durch ein umstrittenes Attest des Matcharztes Atembeschwerden Kasparow dominierte die ersten vier Partien in Leningrad noch starker als jene in London In der 13 Partie lagen erstmals im Wettkampf die Gewinnchancen einseitig bei Schwarz Kasparow erspielte nach einem Fehler Karpows eine Gewinnstellung vergab sie jedoch kurz darauf in Zeitnot Es folgte ein Sieg Kasparows nach einer sehr taktischen Partie Uberraschend nahm Kasparow nach seinem Sieg der ihm zwei Punkte Vorsprung bescherte seine zweite Auszeit In der folgenden 15 Partie vermochte Karpow die schwarze Stellung nicht zu knacken Nach dem 29 Zug wurde die Partie remis gegeben Kasparow Karpow16 Partie a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Nach 35 De7 e5 Der Moment der entscheidenden Kombination Wie bereits im Vorjahr verlief auch 1986 die 16 Partie besonders spektakular Beide Spieler wiederholten rasch dieselbe Variante wie in der 14 Partie Kasparow wich im 18 Zug ab Karpow wartete jedoch sofort mit einer Neuerung auf Nach einem Bauernopfer Karpows im 19 Zug wurde die Partie schnell taktisch beide Spieler verbrauchten sehr viel Zeit beim Rechnen der Varianten Vor der Zeitkontrolle entstand deshalb ein Blitzschach Duell In der Diagrammstellung fuhrt die Abwicklung 36 Df4xe5 Sd7xe5 37 Tg6xa6 d3 d2 hochstens zum Remis Kasparow fand aber die Kombination 36 Tg6 g8 Kf8 e7 37 d5 d6 Ke7 e6 38 Tg8 e8 Ke6 d5 39 Te8xe5 mit Damengewinn Zwei Zuge spater reflektierte Karpow die aufgabereife Stellung noch lange Als sich Kasparow daraufhin in den Entspannungsraum zuruckzog verliess Karpow den Saal ohne formliche Aufgabe und Handschlag Das Publikum bedachte den auf die Buhne zuruckkehrenden Kasparow mit frenetischem Applaus Kasparow hatte mit diesem Sieg den Vorsprung auf drei Punkte ausgebaut Es herrschte Einigkeit bei Grossmeistern Journalisten und dem Rest der Schachwelt dass dies die Vorentscheidung war Doch der Jubel uber die vermeintliche Vorentscheidung beeinflusste Kasparow negativ Er verfiel in denselben Fehler wie nach der vierten Partie und nahm Karpow als Gegner nicht mehr hinreichend ernst Dies zeigte sich schon in der 17 Partie als er dieselbe Eroffnung wie in der 15 spielte obwohl er mit Sicherheit annehmen musste dass Karpows Analyseteam eine Verbesserung vorbereiten wurde So geschah es und Kasparow ging glatt unter ohne die besten Verteidigungszuge zu finden In der 18 Partie erreichte Karpow wie schon zu Beginn des Matches mit Nimzowitsch Indisch keinen Ausgleich Kasparow erzielte Vorteil mit Angriff auf beiden Flugeln Doch auf der Suche nach einem zwingenden Gewinnweg kam diesmal nur er selbst in Zeitnot worauf er den Sieg vergab und anschliessend das Endspiel noch verlor Nach seiner zweiten Niederlage in Folge nahm der Weltmeister seine letzte Auszeit um sein Grunfeld Indisch langer zu analysieren Doch Karpow spielte eine Neuerung die die Eroffnungsplanung Kasparows zunichtemachten Erneut geriet er in Nachteil und gab nach Abbruch der Partie ohne Weiterspiel auf Kasparow Karpow22 Partie a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Kasparow gab den Gewinnzug 41 Se5 d7 ab Drei Partien zuvor schien der Wettkampf klar entschieden Nun stand er wieder ausgeglichen und obendrein musste Kasparow mit der Demutigung leben erstmals seit 25 Jahren in einem WM Kampf drei Partien in Folge verloren zu haben Zuletzt war dies im bis dahin letzten Revanchekampf 1961 geschehen als Michail Tal seinen Titel an Michail Botwinnik zuruckverloren hatte Kasparow beschuldigte Jewgeni Wladimirow ein Mitglied seines Sekundantenteams als Spion fur Karpow zu arbeiten und Geheimnisse der Eroffnungsvorbereitung verraten zu haben Er entliess Wladimirow der Vorwurf wurde niemals geklart 16 Nach seinem unerwarteten Ausgleich nahm Karpow uberraschend seine letzte Auszeit In der 20 Partie begnugten sich beide mit einem bescheidenen Remis nach der Katalanischen Eroffnung und 21 Zugen das einzige Kurzremis im Match in dem Kasparow Weiss hatte In der 21 Partie uberraschte Kasparow indem er erstmals mit Damenindisch antwortete Karpow bemuhte sich ihn unter Druck zu setzen doch blieb die Partie in Mittelspiel und Endspiel stets in der Remisbreite Die faktische Entscheidung des Wettkampfes zugunsten Kasparows fiel in der 22 Partie Wieder versuchte Karpow das Damengambit in der Notwendigkeit noch eine Partie zu gewinnen verzichtete er aber auf den in der 10 und 12 Partie gespielten Vorstoss c6 c5 zugunsten einer aktiven Figurenentwicklung Kasparow konnte in der erneut sehr taktischen Partie den gegnerischen a Bauer mit Vorteil gewinnen doch aktives Gegenspiel mit dem Turm hatte Schwarz noch Remischancen geboten Im nebenstehenden Diagramm das die Abbruchstellung zeigt spielte Kasparow den starken Abgabezug 41 Se5 d7 damit droht Weiss 42 Sd7 f8 nebst Tb7 b8 und unparierbaren Mattdrohungen Dagegen gibt es kein Mittel Funf Zuge spater gab Karpow auf Diese Partie wurde vom Schachinformator zur besten des zweiten Halbjahres 1986 gewahlt 17 Allgemein erhielt sie ausserordentliches Lob von allen Seiten einschliesslich der Exweltmeister Botwinnik Smyslow und Tal Der alte Grossmeister Miguel Najdorf nannte die Partie exceptional and exquisite Insbesondere 41 Se5 d7 wurde in seiner fur einen Abgabezug herausragenden Starke und Bedeutung gelobt 18 Der Sieg bedeutete die erneute Wettkampffuhrung fur Kasparow Um den Weltmeistertitel zuruckzugewinnen hatte Karpow beide verbleibenden Partien gewinnen mussen Dies gelang ihm nicht Kasparow konnte beide Male ruhige Positionspartien herbeifuhren die Karpow keine Chance mehr zu einem Sieg liessen Somit hatte Kasparow seinen Weltmeistertitel erfolgreich verteidigt Nachbetrachtung BearbeitenDas Ergebnis von 12 5 11 5 spiegelt in etwa wider dass Kasparow der etwas starkere Spieler war Zu keinem Zeitpunkt des Wettkampfs lag er im Ruckstand Die unmittelbaren Auswirkungen des Wettkampfes waren gering Im Wesentlichen hatte sich der status quo bestatigt Kasparow blieb ungefahrdet Weltmeister und Karpow nutzte seine festgeschriebene Chance gegen den Gewinner der Kandidatenturniere um die Teilnahme an der Schachweltmeisterschaft 1987 zu spielen Dort gewann er im sogenannten Superfinale souveran gegen Andrei Sokolov mit 7 5 4 5 womit er sein Offentlichkeitsbild als einziger und wurdiger Gegenspieler Kasparows festigte In der Weltmeisterschaft selbst erwies sich Karpow dann als ebenburtiger Gegner und hatte beinahe den Titel zuruckgewonnen Kasparow hielt durch einen Sieg in der letzten Partie das Match 12 12 unentschieden Erst die Schachweltmeisterschaft 1990 die Kasparow wieder mit 12 5 11 5 gewann wurde die letzte zwischen den beiden denn 1993 kam es zu genau jener Spaltung die sich bereits 1986 angedeutet hatte Kasparow und sein Herausforderer Nigel Short der im Kandidatenturnier Karpow uberraschend besiegt hatte sagten sich wegen finanzieller Streitigkeiten von der FIDE los und grundeten die Professional Chess Association PCA Kasparow blieb bis zum Jahr 2000 klassischer Weltmeister 19 dann wurde er von Wladimir Kramnik besiegt Die FIDE fuhrte wahrenddessen parallel eigene Weltmeisterschaften durch Dieser FIDE Titel erreichte in der Schachoffentlichkeit allerdings ein niedrigeres Ansehen als Kasparows und Kramniks Weltmeistertitel 20 Erst mit der Wiedervereinigung der Titel bei der Schachweltmeisterschaft 2006 kehrte der alleinige Weltmeistertitel wieder unter den Herrschaftsbereich des Weltschachbundes FIDE zuruck Literatur BearbeitenVladimir Budde Schach WM Revanche Kampf 1986 Garri Kasparow Anatoli Karpow Sonderdruck des Schach Report Beyer Verlag Hollfeld 1986 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Sonderband des Schach Report Beyer Verlag Hollfeld 1986 ISBN 3 88805 064 2 Helmut Pfleger Otto Borik und Michael Kipp Thomas Die Schach Revanche Kasparow Karpow 1986 Falken Verlag Niedernhausen 1986 ISBN 3 8068 0831 7 Raymond Keene und David Goodman The Centenary Match Kasparov Karpov III Macmillan Pub Co 1986 ISBN 0 02 028700 3 Garri Kasparow und Kenneth P Neat London Leningrad Championship Games Rematch Championship Games With Annotations by the World Champion Macmillan Pub Co 1987 ISBN 0 08 032053 8 Garri Kasparow Kasparov vs Karpov 1986 1987 Everyman Chess London 2009 ISBN 978 1 857 446 2 58 Jan Timman Die Langste Partie New in Chess Alkmaar 2019 ISBN 978 90 5691 853 8 S 151 233 Weblinks BearbeitenZusammenfassung der Schachweltmeisterschaft 1986 bei Chessgames com englisch Highlights des Zweikampfes bei mark weeks com englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 2 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 3 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 3 12 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 13 17 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 17 19 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 19 22 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 26 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 27 29 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 35 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 29 36 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 36 38 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 38 39 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 39 42 Aleksandar Matanovic Schach ist Schach Rau Verlag 1991 ISBN 3 7919 0366 7 Hans Joachim Hecht und Gerd Treppner Schach WM Revanche Kampf 1986 Beyer Verlag 1986 S 40 41 siehe dazu auch Kasparow hielt mich fur Karpows Agenten auf EuRuChess vom 26 Februar 2007 russisch Aleksandar Matanovic Schach ist Schach Rau Verlag 1991 ISBN 3 7919 0366 7 Analyse und Kommentarsammlung von Life Master A J Goldsby FIDE Weltmeisterschaft 2001 2002 Finale Runde 7 Ruckblick und Kommentar Memento vom 22 Februar 2005 imInternet Archive Auf chessbase de abgerufen am 30 April 2009 Interview mit Kirsan Ilyumzhinov Die Schachkrone ist wieder zu Hause Auf chessbase de abgerufen am 1 Mai 2009 V DSchachweltmeisterschaften1886 1937 1886 1889 1890 1892 Steinitz 1894 1896 1907 1908 1910 Jan Feb 1910 Nov Dez Lasker 1921 Capablanca 1927 1929 1934 Aljechin 1935 Euwe 1937 Aljechin 1948 1990 1948 1951 1954 Botwinnik 1957 Smyslow 1958 Botwinnik 1960 Tal 1961 Botwinnik 1963 1966 Petrosjan 1969 Spasski 1972 Fischer 1975 1978 1981 Karpow 1984 abgebrochen 1985 1986 1987 1990 Kasparow 1993 2005 Klassisch 1993 1995 Kasparow 2000 2004 Kramnik FIDE 1993 1996 1997 1998 Karpow 1999 Chalifman 2000 Anand 2001 2002 Ponomarjow 2004 Kasimjanov 2005 Topalow seit 2006 2006 Kramnik 2007 2008 2010 2012 Anand 2013 2014 2016 2018 2021 Carlsen 2023 Ding nbsp Dieser Artikel wurde am 6 Mai 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schachweltmeisterschaft 1986 amp oldid 238423223