www.wikidata.de-de.nina.az
Als Schoninger Speere werden neun holzerne Wurfspeere und eine ursprunglich als Speer angesehene Stosslanze aus Holz bezeichnet die aus der Altsteinzeit stammen Sie wurden zwischen 1994 und 1998 am Rande von Schoningen in Niedersachsen auf einer archaologischen Ausgrabungsstatte im Tagebau Schoningen gemeinsam mit weiteren Stein und Holzartefakten wie einem beidseitig angespitzten Stab und dem Wurfstock von Schoningen entdeckt Absolute Datierungsverfahren ergaben ein Alter der Funde von 290 000 bis 337 000 Jahren Die Ausgrabung an der Fundstelle leitete bis 2009 der Archaologe Hartmut Thieme vom Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege Der Archaologe Hartmut Thieme erlautert dem Bergwerksdirektor der Braunschweigischen Kohlen Bergwerke Klaus Friedrich die Fundsituation von Speer VI 1997 source source source source source source source track track track Video uber die Schoninger Speere bei Terra X 01 26 Minuten Die Schoninger Speere sind die altesten vollstandig erhaltenen Jagdwaffen der Welt und ein wichtiger Beleg fur die aktive Jagd des Homo heidelbergensis Ihr Fund hat das Bild der kulturellen Entwicklung des fruhen Menschen stark verandert 1 Sie befinden sich in einem eigens fur sie errichteten Museum dem vormaligen palaon jetzt Forschungsmuseum Schoningen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Fundstelle 2 Speere 3 Weitere Holzwaffen 4 Weitere Fundstucke 5 Vergleichsfunde 6 Interpretation und Bedeutung 6 1 Bewerbung als Welterbestatte 7 Forschungsgeschichte 7 1 Beginn 1983 7 2 Speerfunde ab 1994 7 3 Forschungsprojekt ab 2008 7 4 Neue Kooperation ab 2016 7 5 Weitergehende Untersuchungen ab 2020 8 Fundprasentation 9 Ausstellungen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseFundstelle Bearbeiten nbsp Ausgrabungsarbeiten auf dem sogenannten Speersockel der vom Braunkohletagebau ausgespart blieb 2012Die Fundstelle der Speere Schoningen 13 II Verlandungsfolge 4 liegt innerhalb des Braunkohletagebaus Schoningen in etwa 10 Meter Tiefe unter der ursprunglichen Gelandeoberflache Sie befindet sich an der Tagebaukante auf einem 50 60 Meter grossen Gelandesockel der vom Abbau durch die Braunschweigische Kohlen Bergwerke AG ausgespart wurde Der Sockel ragt an drei Seiten in das Tagebauloch hinein Die auch als Speersockel bezeichnete Flache ist eine von dreizehn altsteinzeitlichen Fundplatzen im Braunkohlentagebau Schoningen Sud die im Zuge der Prospektion der quartaren Deckschichten von 1992 bis 2009 ausgegraben wurden Der rund 3900 m grosse Grabungssockel reprasentiert einen kleinen Ausschnitt einer ehemaligen Uferzone die uber Jahrtausende zwischen Elster und Saaleeiszeit von Menschen und Tieren aufgesucht wurde Der Sockel weist funf machtige Schichtpakete Verlandungszonen auf die durch schwankende Wasserstande des Sees und Verlandungsprozesse entstanden sind In der Abfolge der Verlandungszonen sind Veranderungen des Klimas von einer warmtrockenen Phase mit lichten Laubwaldern zu einer Kaltesteppe deutlich abzulesen Der schnellen luftdichten Bedeckung der Fundschichten durch Mudden ist die aussergewohnlich gute Erhaltung der organischen Materialien zu verdanken Fur die weitere Fundkonservierung sorgte die Lage unter dem Grundwasserspiegel der erst durch den Schoninger Braunkohle Tagebau ab 1979 kunstlich gesenkt wurde Die Speere und die weiteren Fundstucke stammen aus dem sogenannten Speerhorizont Das ist eine annahernd 10 Meter breite und 125 Meter lange Grabungsflache parallel zum ehemaligen Seeufer in der Verlandungszone 4 aus der Epoche der ausgehenden Holstein Warmzeit Das Alter der Funde wurde zunachst mit rund 400 000 Jahren angegeben 3 4 andere Datierungsansatze kamen hingegen auf etwa 270 000 Jahre 5 6 Spatere Thermolumineszenz und Uran Thorium Datierungen geben den Funden ein Alter von 290 000 bis 337 000 Jahre 7 8 Speere Bearbeiten nbsp Speer VII in Fundlage 1997Unter den 10 gefundenen Speeren befindet sich eine holzerne Stosslanze mit einer Lange von 2 53 m die ursprunglich auch als ein Speer angesehen wurde Die Speere sind mit einer Ausnahme aus schlanken geraden Fichtenstammchen gearbeitet Speer IV ist aus Kiefernholz gefertigt Die Wahl von Nadelholzern fur die Herstellung ist vor allem klimatisch bedingt da deren lokales Vorkommen im kuhleren Klima am Ende des Interglazials nachgewiesen ist 9 Der Durchmesser der Speere liegt zwischen rund 2 5 und 5 cm bei einem Baumalter zwischen etwa 20 und 60 Jahren Obwohl es sich bei den verwendeten Holzarten Fichte und Kiefer um Weichholz handelt bestehen die Speere aus langsam gewachsenen festen Holzern die sich unter wenig gunstigen klimatischen Bedingungen gebildet haben Die Archaologen vermuten dass die Holzer von einem Standort mit erschwerten Wachstumsbedingungen wie dem Elm oder dem Harz stammen Die Speere weisen Langen zwischen rund 1 80 m und 2 30 m auf und sind aufgrund des auflastenden Sedimentdrucks leicht deformiert Sie sind sehr sorgfaltig bearbeitet und zeugen von hohem technologischen Konnen und einer handwerklichen Tradition Wie bei heutigen Wettkampfspeeren liegt der grosste Durchmesser und damit der Schwerpunkt im vorderen Drittel des Schaftes Die Spitzenpartien sind symmetrisch aus der Basis der Stammchen gearbeitet wobei die Spitzenenden gezielt seitlich neben dem zentralen Mark dem schwachsten Teil des Stammes ausgebildet wurden In ihren Wurfeigenschaften sind die Schoninger Holzspeere modernen Wettkampfspeeren ebenburtig Bei Tests konnten Sportler originalgetreue Nachbauten bis zu 70 Meter weit werfen 10 11 12 Forscher des University College London stellten nach Wurfen von Nachbauten durch trainierte Athleten fest dass Speerwurfe auf 20 Meter fur Grosswild todlich waren 13 Daten der Speere 14 Speer Lange Durchmesser Holzart Baumalter BesonderheitenI 221 cm 4 7 cm Fichte 53 Jahre Der massivste SpeerII 229 cm 3 7 cm Fichte 45 55 Jahre Stellenweise Basterhaltung Schlagzeit im FruhsommerIII 184 cm 2 9 cm Fichte 33 Jahre Der kurzeste Speer Schlagzeit im SommerIV 119 cm 2 9 cm Kiefer 18 Jahre Nur in Fragmenten von 4 Teilen bis 119 cm erhaltenV 206 cm 2 9 cm Fichte 49 Jahre Sorgfaltige Glattung der Holzoberflache mit einem Werkzeug aus Feuerstein Schlagzeit wahrscheinlich im SommerVI 253 cm 4 cm Fichte 57 Jahre Lanze ursprunglich als Wurfspeer angesehen Schlagzeit im SpatsommerVII 203 cm 3 cm Fichte 31 Jahre Statt Konservierung erfolgt eine Aufbewahrung in sterilem Wasser Schlagzeit im SommerVIII Fichte Nur Spitze erhaltenIX Fichte Nur Spitze erhaltenX 142 cm 2 4 cm Fichte 60 Jahre Nur in Fragmenten von 5 Teilen bis 142 cm erhaltenWeitere Holzwaffen BearbeitenBei einem in der Fundschicht der Speere entdeckten Holzstock ist die Funktion nicht eindeutig geklart Der beidseitig angespitzte Stock von 78 Zentimeter Lange wurde 1994 als erstes bearbeitetes Holzgerat gefunden Interpretationen reichen vom Wurfholz uber Grabstock bis zum Allzweckwerkzeug 15 Dagegen wurde ein gleichartiges 2016 innerhalb derselben Fundschicht freigelegtes Holzgerat anhand von Gebrauchsspuren als Wurfstock von Schoningen identifiziert 16 Es ist rund 65 Zentimeter lang und hat einen Durchmesser von 2 9 Zentimetern Die Enden des rund 260 Gramm schweren und leicht gebogenen Stocks sind angespitzt Wissenschaftler vermuten anhand der Knochenfunde von Schwanen und Enten an der Fundstelle eine fruhere Verwendung bei der Jagd auf Wasservogel 17 Ebenso soll der Wurfstock zum Treiben von Beutetieren zum Beispiel von Pferden bei der Jagd geeignet gewesen sein 18 Weitere Fundstucke Bearbeiten nbsp Tierknochenreste in der Fundschicht der SpeereZu den mit den Speeren vergesellschafteten Funden im Speerhorizont zahlen ein angekohlter Holzstab Bratspiess Steinartefakte und Skelette von Wildpferden sowie Knochen von Rindern Hirschen Nashornern und Elefanten 19 Von den rund 12 000 gefundenen Tierknochen stammen uber 90 Prozent vom Pferd gefolgt von Rothirsch und Wisent 20 Die Pferdeknochen gehoren zum Mosbacher Pferd und lassen auf mindestens 20 Individuen schliessen Sie weisen zahlreiche Schnittspuren von Steingeraten aber nur geringe Spuren von Tierfrass auf Schlagspuren an den Pferdeknochen belegen dass sie zum Teil als Werkzeug ahnlich einem Hammer benutzt wurden Mittels Rasterelektronenmikroskop konnte Thijs van Kolfschoten von der Universitat Leiden feine Steinsplitter in einzelnen Knochen nachweisen Bis dahin wurde die regelhafte Nutzung von derlei Knochenwerkzeugen erst fur die Zeit vor etwa 40 000 Jahren angenommen 21 In der Fundschicht der Speere lagen rund 1500 Steinartefakte aus Feuerstein die wegen der Steinarmut am fruheren Seeufer vom Menschen dorthin verbracht sein durften Bei rund 30 Stucken handelt es sich um Steingerate wie Schaber Spitzen und Messer 22 Zahlreiche Retuschierabfalle belegen das Nacharbeiten der mitgebrachten Steingerate und ein Teil der Feuersteinobjekte gehort zu einer Grauzone zwischen Artefakt und Naturprodukt Vergleichsfunde BearbeitenHolzartefakte aus der Altsteinzeit sind ausserst selten uberliefert Neben Schoningen sind Funde aus Clacton on Sea Sudengland 23 Torralba Spanien 24 Ambrona Spanien 25 und Bad Cannstatt Baden Wurttemberg 26 bekannt wobei nur das als Lanzenbruchstuck interpretierte Holz von Clacton on Sea noch erhalten ist Die kalzifizierten Holzer vom Fundplatz Bilzingsleben sind in ihrem Artefaktcharakter umstritten 27 28 Die ebenfalls aus Niedersachsen stammende holzerne Stosslanze aus Lehringen dagegen ist mit einem Alter von rund 125 000 Jahren sehr viel junger Mit ihr wurde wahrscheinlich ein Waldelefant erlegt unter dessen Skelett sie gefunden wurde 29 2012 berichtete ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift Science dass Funde aus Sudafrika darauf hindeuten dass Individuen der Gattung Homo moglicherweise bereits vor 500 000 Jahren Grosswild mit aufwandig hergestellten Speeren jagten Dies soll mittels gescharfter Steinspitzen an Holzschaften erfolgt sein Palaoanthropologen der University of Toronto hatten rund 200 Spitzen aus eisenhaltigem Gestein untersucht die aus einer etwa 500 000 Jahre alten Erdschicht nahe Kathu in Sudafrika stammten Mehrere Indizien sprechen dafur dass sie als Speerspitzen gedient haben konnten 30 Interpretation und Bedeutung BearbeitenDie Fundstelle interpretiert der Ausgraber Hartmut Thieme als Wildpferde Jagdlager Die Fundsituation sei Zeugnis eines oder mehrerer Jagdereignisse sowie der daran anschliessenden Zerlegung und Aufbereitung der Beute mit Steinwerkzeugen Seinen Hypothesen zufolge gab das dichte Schilf am Seeufer den Jagern Deckung aus der die Pferde eingekeilt zwischen Jagern und See mit gezielten Speerwurfen erlegt wurden Da sich unter den Pferdeknochen auch Reste von Jungtieren befinden schliesst er auf eine Jagd im Herbst 31 Weiter sieht er in den zwischen den Uberresten der Jagdbeute zuruckgelassenen Speeren Hinweise auf eine rituelle Handlung 32 Die Speere und der Fundplatz Schoningen haben das Bild der kulturellen und sozialen Entwicklung des fruhen Menschen revolutioniert So konnte die ehemals weit verbreitete Forschungsmeinung widerlegt werden nach welcher der Homo heidelbergensis ein naher Verwandter des Homo erectus und sogar noch der sehr viel jungere Neandertaler primitive sprachlose Wesen gewesen seien die sich von Pflanzen und Aas ernahrten Denn die Speere und ihr Fundzusammenhang mit einer Lanze und einem Wurfstock zeugen von hohen technologischen Fahigkeiten und liefern den ersten eindeutigen Beleg fur eine aktive Grosswild Jagd Sie belegen dass Fruhmenschen schon vor 300 000 Jahren effektive Jager waren und uber ein breitgefachertes Arsenal an holzernen Jagdwaffen verfugten 33 Eine erfolgreiche Jagd auf schnell fliehende Herdentiere ist ohne ausgefeilte Jagdstrategien ohne komplexes Sozialgefuge und ohne entwickelte Formen der Kommunikation nicht denkbar Schon Homo heidelbergensis verfugte damit moglicherweise uber intellektuelle und kognitive Fahigkeiten wie das vorausschauende planende Denken und Handeln die zuvor erst dem modernen Menschen Homo sapiens zugeschrieben wurden 34 35 Bewerbung als Welterbestatte Bearbeiten 2016 wurde bekannt dass die Stadt Schoningen eine Bewerbung der Schoninger Speere als UNESCO Welterbe anstrebte 36 37 Im Jahre 2021 nominierte das Bundesland Niedersachsen die Schoninger Speere fur die deutsche Tentativliste bei zukunftigen UNESCO Welterbeantragen Begrundet wurde die Bewerbung damit dass die Speere ein wichtiges Zeugnis der fruhen Menschheitsgeschichte seien und sich mit ihnen erstmals die kognitiven Fahigkeiten des Fruhmenschen nachweisen liessen Nach einer Prufung der Antrage aller Bundeslander wird die deutsche Tentativliste 2024 beim Welterbezentrum in Paris eingereicht 38 Forschungsgeschichte BearbeitenBeginn 1983 Bearbeiten 1979 setzte im Helmstedter Braunkohlerevier die Erschliessung der sechs km grossen Flache des Tagebaus Schoningen mit einem Sud und einem Nordfeld ein Zur Verstromung der geforderten Braunkohle wurde in der Nahe das Kraftwerk Buschhaus errichtet Auf dessen Bauplatz lag das Erdwerk von Esbeck Das Bodendenkmal wurde 1982 mit einer Rettungsgrabung vom hannoverschen Institut fur Denkmalpflege archaologisch untersucht Da auf der ausgedehnten Tagebauflache weitere archaologische Fundstellen zu erwarten waren initiierte der Archaologe Hartmut Thieme vom Institut fur Denkmalpflege mit den Braunschweigischen Kohle Bergwerken 1983 das Langzeitprojekt der Archaologischen Schwerpunktuntersuchungen im Helmstedter Braunkohlerevier Dies fuhrte in den folgenden Jahren zur Entdeckung und Dokumentation einer Vielzahl oberflachlicher Fundstellen aus der Jungsteinzeit der Bronzezeit der Eisenzeit und dem Mittelalter Speerfunde ab 1994 Bearbeiten 1992 wurden an der Tagebaukante des Sudfeldes unterhalb eiszeitlicher Ablagerungen in 10 bis 15 Meter Tiefe mit der Fundstelle 12 erstmals altpalaolithische Fundschichten entdeckt was tief in den Untergrund einschneidende Schaufelradbagger ermoglichten Etwa 400 Meter sudlich davon wurden 1994 an der Tagebaukante die als Fundstelle 13 bezeichnet wurde Tierknochen und ein beidseitig angespitzter Holzstab gefunden Da hier weitere Funde zu erwarten waren wurde eine 50 60 Meter grosse Flache vom Abbau ausgespart Dadurch entstand ein Grabungssockel auch als Speersockel bezeichnet der in das Tagebauloch hineinragt In diesem Bereich fanden sich die Hinterlassenschaften eines Lagers steinzeitlicher Jager die an einem Seeufer vor rund 300 000 Jahren Wildpferde gejagt hatten Zu den Fundstucken zahlten auch die 10 Holzwaffen in Form der Wurfspeere der Stosslanze und des Holzstabs Forschungsprojekt ab 2008 Bearbeiten 2008 entstand in einer Kooperation zwischen dem Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege in Hannover und der Universitat Tubingen das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geforderte Forschungsprojekt Schoningen unter Leitung des Archaologen Nicholas J Conard Seither werden die Ausgrabungen von der Universitat Tubingen Abteilung fur Altere Urgeschichte und Quartarokologie durchfuhrt An der Aufarbeitung und den Auswertungen der Grabungen forschen weltweit etwa 50 Wissenschaftler in 30 unterschiedlichen Institutionen 39 Zu den Kooperationspartnern zahlen unter anderem die Rijksuniversiteit Leiden Palaontologie die Universitat Leuphana Palynologie das Senckenberg Forschungsinstitut und das Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt am Main die Leibniz Universitat Hannover Geologie das Labor fur quartare Holzer Langnau Holzanatomie sowie das Romisch Germanische Zentralmuseum in Mainz Neue Kooperation ab 2016 Bearbeiten 2016 ubertrug das Niedersachsische Ministerium fur Wissenschaft und Kultur die seit 1994 anhaltende archaologische Forschung zu den Schoninger Speeren vom Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege an die Senckenberg Gesellschaft fur Naturforschung SGN 40 Die Forschungsabgabe wurde damit begrundet dass die Senckenberg Gesellschaft uber mehr Expertise zur Steinzeit verfuge 41 und die internationale Sichtbarkeit des Fundortes weiter ausbauen werde 42 Befurwortern der Forschungsubertragung zufolge sei es Niedersachsen nicht gelungen die altesten Jagdwaffen der Menschheit angemessen zu erforschen und zu vermitteln der grosse Erfolg sei ausgeblieben 43 Grundlage der Forschungszusammenarbeit des Landes Niedersachsen mit der SGN und der Universitat Tubingen die bereits seit 2008 in die Erforschung der Schoninger Speere eingebunden ist wurde ein am 1 August 2016 geschlossener Kooperationsvertrag Zur Forderung der nationalen und internationalen Kooperation in Schoningen wurde zugleich ein Wissenschaftlicher Beirat eingerichtet Die Ausgrabungen werden von einem zehnkopfigen Team im Bereich des Speersockels und des Speerhorizonts Sud fortgesetzt In der Hauptgrabungszeit unterstutzen bis zu 10 Studierende die wissenschaftlichen Ausgrabungen 44 2016 erwartete der Grabungsleiter Jordi Serangeli noch weitere wichtige Funde in Schoningen 45 Weitergehende Untersuchungen ab 2020 Bearbeiten 2020 wurde bekannt dass die Schoninger Speere und andere bearbeitete Holzobjekte in einem dreijahrigen Forschungsprojekt mit bildgebenden Verfahren weiter untersucht werden sollen um mehr uber den Herstellungsprozess die Nutzung und den Fundzusammenhang zu erfahren 46 Verschiedene Dokumentationsmethoden und eine systematische Auswertung jeden Einzelobjekts soll zum vollumfanglichen Verstandnis der Artefakte fuhren 47 Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege NLD und der Universitat Gottingen Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 480 000 Euro gefordert Geleitet wird es von Thomas Terberger vom NLD und Holger Militz von der Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte der Universitat Gottingen 48 Fundprasentation Bearbeiten nbsp Forschungsmuseum Schoningen Hauptartikel Forschungsmuseum Schoningen Die Schoninger Speere werden im Forschungsmuseum Schoningen gezeigt das 2013 unter der Bezeichnung palaon als Besucherzentrum und Museum fur die Ausstellung der Jagdwaffen eroffnet wurde Die unweit der Fundstelle der Speere gelegene Einrichtung widmet sich der interdisziplinaren Erforschung der Schoninger Fundstellen sowie der pleistozanen Archaologie und prasentiert in einer erlebnisorientierten Ausstellung die originalen Funde Landschaftsbiotope darunter eine Weide mit Wildpferden veranschaulichen auf dem 34 Hektar grossen Aussengelande typische Pflanzengesellschaften der Warmzeit Aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage wurde der Betrieb des palaon 2019 eingestellt und das Niedersachsische Landesamt fur Denkmalpflege strukturierte das Objekt zum Forschungsmuseum Schoningen um Ausstellungen Bearbeiten nbsp Ein Schoninger Speer in der Ausstellung Bewegte Zeiten Archaologie in DeutschlandIn den Jahren 2007 und 2008 fand mit den Speeren die Niedersachsische Landesausstellung unter dem Titel Die Schoninger Speere Mensch und Jagd vor 400 000 Jahren im Braunschweigischen Landesmuseum und im Niedersachsischen Landesmuseum Hannover statt Vom 21 September 2018 bis 6 Januar 2019 wurde ein Speer in der Ausstellung Bewegte Zeiten Archaologie in Deutschland in Berlin gezeigt die aus Anlass des Europaischen Kulturerbejahres 2018 stattfand 49 Literatur BearbeitenHartmut Thieme Lower Palaeolithic hunting spears from Germany In Nature Band 385 1997 S 807 10 doi 10 1038 385807a0 Hartmut Thieme Altpalaolithische Holzgerate aus Schoningen Lkr Helmstedt Bedeutsame Funde zur Kulturentwicklung des fruhen Menschen In Germania Band 77 1999 S 451 487 doi 10 11588 ger 1999 91650 Die grosste archaologische Ausgrabung in Niedersachsen Bedeutende Entdeckungen zur Urgeschichte im Tagebau Schoningen In M Fansa u a Hrsg Archaologie I Land I Niedersachsen 25 Jahre Denkmalschutzgesetz 400 000 Jahre Geschichte Ausstellungskatalog Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 42 Stuttgart 2004 S 294 299 Hartmut Thieme The Lower Palaeolithic art of hunting The case of Schoningen 13 II 4 Lower Saxony Germany In C Gamble M Porr Hrsg The hominid individual in context Archaeological investigations of Lower and Middle Palaeolithic landscapes locales and artefacts Oxford 2005 S 115 132 Hartmut Thieme Hrsg Die Schoninger Speere Mensch und Jagd vor 400000 Jahren Ausstellungskatalog Stuttgart 2007 ISBN 978 3 89646 040 0 Gerhard Trnka Rezension zu Hartmut Thieme Hrsg Die Schoninger Speere Mensch und Jagd vor 400 000 Jahren Stuttgart 2007 In H Soz u Kult 5 Januar 2009 Online Brigitte Urban Interglacial pollen records from Schoningen North Germany In Developments in Quaternary Sciences Band 7 2007 S 417 444 Jordi Serangeli u a Ein Fenster ins Altpalaolithikum In Archaologie in Deutschland Band 28 Nr 4 2012 S 6 12 ISSN 0176 8522 Gerlinde Bigga Brigitte Urban Im Schatten der Speere Holzer und andere Pflanzenfunde aus Schoningen und ihre Bedeutung fur den Menschen In Hugo Obermaier Gesellschaft fur Erforschung des Eiszeitalters und der Steinzeit e V 55 Tagung in Wien Erlangen 2013 S 16 f Harald Eggebrecht Spitze der Menschheit Der Fund der 300 000 Jahre alten Schoninger Speere war eine Sensation Er zeigt wie der Homo heidelbergensis gelebt und gejagt hat In Suddeutsche Zeitung 31 Oktober 1 November 2014 S 63 Jordi Serangeli Die Jager von Schoningen Spuren von Menschen und Sabelzahnkatzen im Speerhorizont In Archaologie in Niedersachsen 18 2015 S 93 96 Nicholas J Conard Christopher E Miller Jordi Serangeli Thijs Van Kolfschoten Hrsg Excavations at Schoningen New Insights into Middle Pleistocene Lifeways in Northern Europe In Journal of Human Evolution Band 89 2015 S 1 308 Online 50 Marie Anne Julien Bruce Hardy Mareike C Stahlschmidt Brigitte Urban Jordi Serangeli Nicholas J Conard Characterizing the Lower Paleolithic bone industry from Schoningen 12 II A multi proxy study In Journal of Human Evolution 89 2015 S 264 286 online PDF Thomas Terberger Utz Bohner K Felix Hillgruber Andreas Kotula Hrsg 300 000 Jahre Spitzentechnik Der altsteinzeitliche Fundplatz Schoningen und die fruhesten Speere der Menschheit 2018 Karl Ernst Behre Hrsg Die chronologische Einordnung der palaolithischen Fundstellen von Schoningen Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau Schoningen Band 1 Mainz 2012 Online Thomas Terberger Stefan Winghart Hrsg Die Geologie der palaolithischen Fundstellen von Schoningen Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau Schoningen Band 2 Mainz 2015 Online Gerlinde Bigga Die Pflanzen von Schoningen Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau Schoningen Band 3 Mainz 2018 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schoninger Speere Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurzer Uberblicksartikel zum Fundkomplex Schoningen bei Region Braunschweig Ostfalen Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau in Schoningen beim Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege Schoningen Ausgrabungen der Eberhard Karls Universitat Tubingen Fotos der Schoninger Speere bei Kulturerbe Niedersachsen Das Leben unserer Ahnen vom 6 September 2013 in Spektrum der Wissenschaft Alexander Budde Die Speere von Schoningen bei Deutschlandradio Kultur vom 10 August 2016 Henning Hassmann Speer II aus dem altpalaolithischen Wildpferdjagdlager von Schoningen im Denkmalatlas Niedersachsen Die chronologische Einordnung der palaolithischen Fundstellen von Schoningen in 13 Beitragen Homepage des Fordervereins Schoninger Speere Erbe der Menschheit e V Einzelnachweise Bearbeiten Jordi Serangeli In Terra X Sternstunden der Steinzeit Ein Film von Alexander Hogh und Martin Papirowski Fachberatung Hermann Parzinger Minute 9 bis 14 von ZDF 2018 Am 1 Juli 2019 eroffnet das Niedersachsische Landesamt fur Denkmalpflege das Forschungsmuseum Schoningen am Standort palaon Hartmut Thieme Reinhard Maier Hrsg Archaologische Ausgrabungen im Braunkohlentagebau Schoningen Landkreis Helmstedt Hannover 1995 Hartmut Thieme Die altesten Speere der Welt Fundplatze der fruhen Altsteinzeit im Tagebau Schoningen In Archaologisches Nachrichtenblatt 10 2005 S 409 417 Michael Baales Olaf Joris Zur Altersstellung der Schoninger Speere In J Burdukiewicz u a Hrsg Erkenntnisjager Kultur und Umwelt des fruhen Menschen Veroffentlichungen des Landesamtes fur Archaologie Sachsen Anhalt 57 2003 S 281 288 Festschrift Dietrich Mania O Joris Aus einer anderen Welt Europa zur Zeit des Neandertalers In N J Conard u a Hrsg Vom Neandertaler zum modernen Menschen Ausstellungskatalog Blaubeuren 2005 S 47 70 Daniel Richter Matthias Krbetschek The age of the Lower Paleolithic occupation at Schoningen In Journal of Human Evolution Band 89 Dezember 2015 S 46 56 doi 10 1016 j jhevol 2015 06 003 Melanie Sierralta Manfred Frechen und Brigitte Urban 230Th U dating results from open cast mine Schoningen In Karl Ernst Behre Hrsg Die Chronologische Einordnung der palaolithischen Fundstellen von Schoningen Mainz 2012 S 143 154 Brigitte Urban Interglacial Pollen Records from Schoningen North Germany In Frank Sirocko u a Hrsg The Climate of Past Interglacials Development in Quaternary Science Band 7 2007 S 417 444 Hartmut Thieme Altpalaolithische Holzgerate aus Schoningen Lkr Helmstedt In Germania Nr 77 1999 S 451 487 Miriam Golek Hermann Rieder Erprobung der Altpalaolithischen Wurfspeere von Schoningen In Stadion Internationale Zeitschrift fur Geschichte des Sports Nr XXV Academia Verlag Sankt Augustin 1999 S 1 12 Leif Steguweit Die Recken von Schoningen 400 000 Jahre Jagd mit dem Speer In Mitteilungsblatt der Gesellschaft fur Urgeschichte 8 1999 S 5 14 Online Ansicht und PDF Download Annemieke Milks David Parker und Matt Pope External ballistics of Pleistocene hand thrown spears experimental performance data and implications for human evolution In Scientific Report Band 9 Artikel Nr 820 2019 doi 10 1038 s41598 018 37904 w Neandertaler motorisch geschickter als gedacht Auf ndr de vom 31 Januar 2019 Steckbrief der Speere in 300 000 Jahre Spitzentechnik Der altsteinzeitliche Fundplatz Schoningen und die fruhesten Speere der Menschheit S 80 81 Altester Wurfstock der Welt entdeckt bei scinexx de vom 20 April 2020 Nicholas J Conard Jordi Serangeli Gerlinde Bigga und Veerle Rots A 300 000 year old throwing stick from Schoningen northern Germany documents the evolution of human hunting In Nature Ecology amp Evolution Band 4 2020 S 690 693 doi 10 1038 s41559 020 1139 0 Guido Kleinhubbert Vogelkiller aus der Steinzeit Auf Spiegel Online vom 20 April 2020 Steinzeitjager verfugten uber ganzes Arsenal todlicher Waffen bei Welt Online vom 20 April 2020 300 000 Jahre alter Wurfstock dokumentiert die Evolution der Jagd Pressemitteilung der Universitat Tubingen vom 20 April 2020 Jordi Serangeli Thijs van Kolfschoten Nicholas J Conard 300 000 Jahre alte Funde einer Sabelzahnkatze aus Schoningen Die gefahrlichste Raubkatze der Eiszeit erstmals fur Norddeutschland belegt In Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 1 2014 B Voormolen Ancient Hunters Modern Butcher Schoningen 13II 4 a kill butchery site dating from the northwest European Lower Palaeolithic Leiden 2008 Pferdeknochen vor 300 000 Jahren als Werkzeug benutzt in Hamburger Abendblatt 6 Juli 2015 Kurt Felix Hillgruber Jorid Serangeli Echt scharf Die Steinwerkzeuge aus Schoningen in 300 000 Jahre Spitzentechnik Der altsteinzeitliche Fundplatz Schoningen und die fruhesten Speere der Menschheit S 108 111 Kenneth P Oakley Peter Andrews Lawrence H Keeley J Desmond Clark A reappraisal of the Clacton spearpoint In Proceedings of the Prehistoric Society 43 1977 S 13 30 Eine Abbildung findet sich hier Abbildung The Clacton Spear L G Freemann K W Butzer The Acheulean Station of Torralba Spain A Progress Report In Quaternaria Band 8 1966 S 9 22 Joyce A Tyldesley Paul G Bahn Use of plants in the European Palaeolithic A review of the evidence In Quaternary Science Reviews Band 2 Nr 1 1983 S 53 81 doi 10 1016 0277 3791 83 90004 5 PDF E Wagner Cannstatt I Grosswildjager im Travertingebiet Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 61 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1196 5 D Mania U Mania Gerate aus Holz von der altpalaolithischen Fundstelle bei Bilzingsleben In Praehistorca Thuringica Band 2 1998 S 32 72 L Steguweit Gebrauchsspuren an Artefakten der Hominidenfundstelle Bilzingsleben Thuringen Tubinger Arbeiten zur Urgeschichte Band 2 Verlag Marie Leidorf Rhaden Westf 2003 ISBN 3 89646 852 9 H Thieme S Veil Neue Untersuchungen zum eemzeitlichen Elefanten Jagdplatz Lehringen Ldkr Verden In Die Kunde Band 36 1985 S 11 58 Jayne Wilkins u a Evidence for Early Hafted Hunting Technology In Science Band 338 Nr 6109 2012 S 942 946 doi 10 1126 science 1227608Urahnen warfen Steinspeere fruher als gedacht In Focusonline 16 November 2012 R Musil Die Pferde von Schoningen Skelettreste einer ganzen Wildpferdherde In H Thieme Hrsg Die Schoninger Speere Mensch und Jagd vor 400 000 Jahren Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 89646 040 0 S 136 140 H Thieme Warum liessen die Jager die Speere zuruck In H Thieme Hrsg Die Schoninger Speere Mensch und Jagd vor 400 000 Jahren Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 89646 040 0 S 188 190 Wurfstock des Homo heidelbergensis entdeckt bei Bild der Wissenschaft vom 20 April 2020 H Thieme Der grosse Wurf von Schoningen Das neue Bild zur Kultur des fruhen Menschen In H Thieme Hrsg Die Schoninger Speere Mensch und Jagd vor 400 000 Jahren Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2007 ISBN 978 3 89646 040 0 S 224 228 M N Haidle Menschenaffen Affenmenschen Mensch Kognition und Sprache im Altpalaolithikum In N J Conard Hrsg Woher kommt der Mensch Attempto Verlag Tubingen 2006 ISBN 3 89308 381 2 S 69 97 Schoninger Speere bald UNESCO Weltkulturerbe bei NDR de vom 23 Juni 2016 Fundort der Schoninger Speere soll Weltkulturerbe werden bei Welt de Schoninger Speere konnten UNESCO Weltkulturerbe werden bei ndr de vom 289 Oktober 2021 Ein und Ausblick in die Erforschung der Altsteinzeit Auf idw online vom 13 Januar 2017 Neue Kooperation fur Forschung in Schoningen bei ndr de vom 28 Juli 2016 Senckenberg Gesellschaft leitet Forschung am Palaon In focus online 28 Juli 2016 Wissenschaftsministerin Heinen Kljajic unterzeichnet Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft fur Naturforschung und der Universitat Tubingen Pressemitteilung des Niedersachsischen Ministeriums fur Wissenschaft und Kultur vom 29 Juli 2016 Stefan Luddemann Schoninger Speere Gute Entscheidung fur Frankfurt In Neue Osnabrucker Zeitung 29 Juli 2016 Ein und Ausblick in die Erforschung der Altsteinzeit Auf idw online de vom 13 Januar 2017 Speer verstandlich In Suddeutsche Zeitung 6 September 2016 Presseinformation Schoninger Speere die altesten Holzwaffen des Menschen bei Universitat Gottingen vom 15 September 2020 Dirk Leder Thomas Terberger Die altesten Holzwaffen des Menschen von Schoningen Dokumentation und Untersuchung im Denkmalatlas Niedersachsen Markus Brich 480 000 Euro fur die Erforschung der Schoninger Speere in Helmstedter Nachrichten vom 15 September 2020 Ein Schoninger Speer wird zum Star von Berlin in Helmstedter Nachrichten vom 14 September 2018 Sonderband des Journal of Human Evolution zur Fundstelle Schoningen Auf archaeologie online de vom 28 Januar 2016 52 133528 10 989252 Koordinaten 52 8 0 7 N 10 59 21 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schoninger Speere amp oldid 235840610