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Die Lanze von Lehringen ist ein 1948 nahe Lehringen Niedersachsen entdeckter 2 38 m 1 langer Eibenholzspiess aus dem Mittelpalaolithikum womit er dem Neandertaler zugewiesen werden kann Heute wird der als Lanze nicht ganz zutreffend bezeichnete etwa 115 000 bis 120 000 Jahre alte Spiess im Historischen Museum Verden aufbewahrt Eine Nachbildung findet sich im Niedersachsischen Landesmuseum in Hannover Lanze von Lehringen Nachbildung im Niedersachsischen Landesmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Fundsituation 2 Auseinandersetzung um die Fragen von Besitz und Aufbewahrungsort 1948 1955 3 Archaologische Interpretation 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenFundsituation BearbeitenAnfang Marz 1948 2 wurden beim Abtragen einer Mergelgrube nahe Lehringen in etwa zwei Metern Tiefe zunachst das Skelett eines grossen Tieres dann auch Steingerate und ein holzerner Spiess entdeckt Der uberwiegende Teil des Fundgutes wurde in den nachsten Tagen zusammen mit dem Mergel abgefahren und damit vernichtet Der heimatkundlich interessierte Mergelgruben Besitzer Franz Werner rief allerdings erst am 18 Marz den Rektor im Ruhestand Alexander Rosenbrock herbei um die Bergung der insgesamt nur noch zwei Loren durchzufuhren Inzwischen war der uberwiegende Teil des Fundgutes abtransportiert und zum Teil von Schaulustigen mitgenommen worden Besonders die Dokumentation des Befundes erwies sich aus archaologischer Sicht als mangelhaft So wurden weder Lageplane noch Fotos angefertigt Bei dem Tier handelte es sich um einen Europaischen Waldelefanten Palaeoloxodon antiquus der seinerzeit auf ein Alter von 45 Jahren geschatzt wurde Zwischen seinen Knochen fanden sich Bruchstucke eines insgesamt 2 15 m langen Speeres Auseinandersetzung um die Fragen von Besitz und Aufbewahrungsort 1948 1955 BearbeitenAn der Grabungsstelle besichtigten zwei archaologisch ausgebildete Mitarbeiter des hannoverschen Landesmuseums die der Museumsleiter Karl Hermann Jacob Friesen geschickt hatte die Fundstucke und sahen bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal die Lanze Unter der Zusage das Stuck nur dem Praparator der Technischen Hochschule zu geben handigte ihnen Rosenbrock die Holzstucke aus Jacob Friesen behauptete gegenuber dem Grubenbesitzer dass dieser zwar als Finder das Verfugungsrecht habe das Land Niedersachsen jedoch die Auslieferung verlangen konne Nun forderten Rosenbrock und der Verdener Stadtrat den Speer unverzuglich zuruck was im Lande ein Novum bedeutete denn bis dahin waren alle Funde von grosserer Bedeutung im Landesmuseum deponiert worden Das mangels Reaktion des Museums angerufene Bezirksverwaltungsgericht gab den Vorgang an den Kultusminister weiter gegen den Rosenbrock nach einem weiteren Wartejahr klagte Erst nach sieben Jahren kam der Spiess unter zahlreichen Auflagen nach Verden Archaologische Interpretation BearbeitenDie Skelettreste wurden als die eines ausgewachsenen Waldelefanten identifiziert Zwischen seinen Rippen steckte ein Speer bei dem es sich wohl eher um einen Spiess handelte der aus Eibenholz bestand Die Spitze aus dem gleichen Material war leicht versetzt angebracht worden Sie muss dem Waldelefanten von vorne in den Brustkorb getrieben worden sein Durch das Gewicht des darauf sturzenden Waldelefanten war der Spiess bei der Bergung halbkreisformig gebogen plattgedruckt und in elf Teile zerbrochen Gebrauchs und Politurspuren weisen darauf hin dass der Spiess schon vor dem Ereignis vermutlich zu verschiedenen Zwecken benutzt worden war Bei den mindestens 28 gefundenen Steinartefakten handelt es sich um Abschlage aus baltischem Feuerstein Auffallig ist das Fehlen von unbearbeitetem Feuerstein Rohknollen und fertigen Steinwerkzeugen Mikroskopische Gebrauchsspurenanalysen wiesen an drei Abschlagen Fleischpolitur auf Wahrscheinlich wurden die Abschlage vor Ort genutzt um den Waldelefanten zu zerlegen es scheint sich aber nicht um einen Lagerplatz zu handeln Pollenanalysen wie auch der Waldelefant selbst weisen das Jagdereignis in das letzte Interglazial vor 128 000 bis 115 000 Jahren BP Dieses Interglazial wird auch als Eem Warmzeit bezeichnet und datiert in die Sauerstoff Isotopenstufe 5e Kulturell ist dies die Zeit des Mittelpalaolithikums in der in Europa ausschliesslich der Neandertaler lebte Durch das Jagdinventar von Lehringen konnte das erste Mal nachgewiesen werden dass der Neandertaler aktiv Grosswild jagte und sich dazu holzerner Spiesse bediente Literatur BearbeitenKarl Dietrich Adam Der Waldelefant von Lehringen eine Jagdbeute des diluvialen Menschen Quartar 5 1951 S 79 92 online Hartmut Thieme Stephan Veil Neue Untersuchungen zum eemzeitlichen Elefanten Jagdplatz Lehringen Ldkr Verden Die Kunde 36 1985 S 11 58 Waltraut Deibel Rosenbrock Die Funde von Lehringen Schriftenreihe des Verdener Heimatbundes e V Sonderdruck aus dem Stader Jahrbuch 1960 Ernst Andreas Friedrich Die Elefantenkuhle von Lehringen S 13 15 in Wenn Steine reden konnten Band I Landbuch Verlag Hannover 1989 ISBN 3 7842 03973 Ernst Probst Die Lanze von Lehringen Der Jahrhundertfund aus der Altsteinzeit Amazon Distribution GmbH Leipzig 2021 ISBN 979 8 503 02513 2 112 S Weblinks BearbeitenDie Lanze von Lehringen mit Bildern bei Archaologisches Lexikon Prasentation im historischen Museum Verden Die Lanze von Lehringen in Der Spiegel vom 9 Februar 1955Anmerkungen Bearbeiten Friedemann Schrenk Stephanie Muller Die Neandertaler C H Beck 2005 S 89 Karl Dietrich Adam Der Waldelefant von Lehringen eine Jagdbeute des diluvialen Menschen Quartar 5 1951 S 79 92 hier S 79 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lanze von Lehringen amp oldid 219213800