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Das Erdwerk von Esbeck war eine im 6 Jahrtausend v Chr errichtete Befestigungs und Siedlungsanlage bei Esbeck in Niedersachsen 1 Sie wird der bandkeramischen Kultur als altester bauerlicher Kultur der Jungsteinzeit zugerechnet deren Angehorige vor etwa 7 000 Jahren aus Sudosteuropa nach Norddeutschland kamen und auf fruchtbaren Lossboden siedelten Die aus einem Doppelgraben bestehende Anlage gilt als das alteste Erdwerk in Niedersachsen Es wurde 1974 entdeckt und durch eine Rettungsgrabung im Jahr 1982 archaologisch untersucht Nach dem Abschluss grossflachiger Ausgrabungen wurde die Fundstelle mit einem Wasserruckhaltebecken fur das Kraftwerk Buschhaus uberbaut Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entdeckung und Ausgrabung 3 Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Erdwerk lag in leichter Hanglage auf etwa 115 Meter uber NN auf dem Nachtwiesenberg als einem Auslaufer des Elms Westlich verlauft heute in Nord Sud Richtung die B 244 und sudlich liegt der Tagebau Schoningen Im Bereich des Erdwerks entstand in den 1980er Jahren ein Wasserruckhaltebecken fur das Kohlekraftwerk Buschhaus Das Erdwerk befand sich auf einem vier Meter machtigem Lossboden der im Raum Esbeck als Schwarzerde und Parabraunerde ausgepragt ist Die Anlage bestand aus zwei parallel verlaufenden Graben die an der Oberflache nicht mehr sichtbar waren da sie bereits vor langer Zeit mit Erdreich verfullt wurden Die Graben bildeten bei einer Lange von etwa 190 Metern und 175 Metern eine fast rechteckige Flache von 1 7 Hektar aus Die parallelen Graben verliefen unregelmassig zueinander in Abstanden von 12 bis 21 Metern Sie waren zwischen 1 6 und 4 Meter breit und zwischen 0 5 und 1 3 Meter tief Die Grabensohle war flach ausgepragt Erdbrucken oder Durchlasse liessen sich nicht sicher in den Graben nachweisen Pfostengruben im Grabenverlauf lassen darauf schliessen dass aus dem Erdaushub des Grabens ein Wall an der Innenseite angeschuttet wurde der mit Palisaden gegen Abrutschen gesichert war Die Graben umschlossen einen Siedlungsplatz wobei die Siedlung wahrscheinlich schon vor der Anlage des Erdwerksgrabens bestand Die Siedlungsflache dehnte sich uber die Graben auf vermutlich insgesamt drei Hektar aus und wurde auf einer Flache von etwa einem Hektar ausgegraben Als Siedlungsreste wurden Pfostenlocher von Pfostenbauten und eine hohe Anzahl an Abfall sowie Vorratsgruben unterschiedlicher Grosse und Ausformung erkannt Die gefundene Keramik lasst auf eine Besiedlung in der Zeit der alteren Bandkeramik um 5500 v Chr bis in die Phase um 5000 v Chr schliessen Die Siedlung an dem Platz bestand nicht durchgangig sondern mindestens in zwei Phasen wobei sie zeitweise wust gefallen war Wie sich anhand der Platzierung von Klingen in Sicheln feststellen liess lebten in der Siedlung vorwiegend Rechtshander 2 Entdeckung und Ausgrabung Bearbeiten nbsp Das Erdwerk lag im Bereich des heutigen Wasserruckhaltebecken des Kraftwerks Buschhaus an der B 244Im Jahr 1974 fand ein Landwirt auf seinem Acker prahistorische Scherben was zu ersten Untersuchungen durch den Braunschweiger Bezirksarchaologen Hartmut Rotting fuhrte Als der Landwirt Anfang der 1980er Jahre wegen des Baus des Kohlekraftwerks Buschhaus sein Ackerland aufgeben musste wies er die Denkmalpflege nochmals auf die Fundstelle hin Daraufhin fuhrte das hannoversche Institut fur Denkmalpflege 1981 auf einer Flache von 500 m eine Sondierungsgrabung durch Nachdem sich dort neben Keramikbruchstucken Steinartefakten und Knochen auch Vorratsgruben als Siedlungsreste fanden wurde 1982 auf etwa 70 150 Meter eine Flache von rund 10 000 m unter Leitung der Archaologen Hartmut Thieme und Mamoun Fansa vom Institut fur Denkmalpflege archaologisch untersucht Die Freilegung von weiteren 5000 m Flache im selben Jahr diente der Abklarung des Grabenverlaufs des Erdwerks Das in den 1980er Jahren durch Ausgrabungen erlangte Fundgut umfasst etwa 3000 Teile von Keramikgefassen 8000 Feuersteinartefakte sowie 3000 Felsgesteinobjekte Rund 1200 Siedlungsbefunde wurden festgestellt Dazu zahlten etwa sieben zeitgleiche Hauser ein Sauglingsgrab sowie Gruben Ofen Huttenlehm und Steinpflaster Die Auswertung der Funde sowie ihre Aufarbeitung und Publikation als Monografie durch ein vom Niedersachsischen Landesamt fur Denkmalpflege gefuhrtes Forschungsprojekt hielt uber 30 Jahre bis zum Jahr 2015 an Bedeutung BearbeitenDie Entdeckung und Ausgrabung des Erdwerks von Esbeck war der erste Nachweis einer derartigen Anlage der Bandkeramiker im heutigen Niedersachsen Diese ersten dauerhaft sesshaften Menschen in Europa sind nach ihrer Keramik benannt weil sie ihre Gefasse mit einer Bandornamentik verzierten Ihre sesshafte Lebensweise fuhrte zur neolithischen Revolution Als das Esbecker Erdwerk Anfang der 1980er Jahre entdeckt wurde waren bandkeramische Erdwerke in Niedersachsen weitgehend unbekannt obwohl Ansiedlungen dieser Kultur auf Lossboden nordlich der Mittelgebirgsschwelle bereits nachgewiesen waren Derzeit 2015 sind allein im Braunschweiger Land 32 Erdwerke bekannt Das Erdwerk von Esbeck liegt im aussersten nordlichen Verbreitungsgebiet der bandkeramischen Kultur wo Nachbarschaft zu den weiter nordlich lebenden Jager und Sammler Gruppen bestand Vergleichende Betrachtungen mit Erdwerken in Mitteldeutschland legen nahe dass das sudostliche Niedersachsen von dort neolithisiert wurde Wie bei den meisten Erdwerken ist auch die Funktion des Werkes von Esbeck sowie die Motivation ihrer Erbauer unklar Es konnte sich um einen Schutzanlage fur begehrliche Gegenstande wie Saatgut oder um einen Kultplatz gehandelt haben Einen fortifikatorischen Zweck zum Schutz der Siedlung innerhalb des Erdwerks sehen die Archaologen eher nicht oder wenn nur zeitweise Kriegerische Ereignisse schliessen sie aus da keine menschlichen Knochen in den Erdwerksgraben gefunden wurden Die 1982 erfolgte Ausgrabung des Erdwerks initiierte das 1983 begonnene und 2013 beendete Langzeitprojekt der Archaologischen Schwerpunktuntersuchungen im Helmstedter Braunkohlerevier Das vom Archaologen Hartmut Thieme geleitete Projekt des Instituts fur Denkmalpflege mit den Braunschweigischen Kohle Bergwerken fuhrte unter anderem zum Fund der Schoninger Speere im Jahr 1994 die im Forschungsmuseum Schoningen ausgestellt sind Literatur BearbeitenWerner Freist Eine neue bandkeramische Siedlung am Nachtwiesenberg bei Esbeck Stadt Schoningen Kr Helmstedt in Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 44 1975 S 323ff Mamoun Fansa Hartmut Thieme Die linienbandkeramische Siedlung und Befestigungsanlage auf dem Nachtwiesen Berg bei Esbeck Stadt Schoningen Landkreis Helmstedt Vorbericht in Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 52 1983 S 229ff Hartmut Thieme Das bandkeramische Erdwerk und weitere Befunde neolithischer Grabensysteme aus dem Helmstedter Braunkohlenrevier bei Schoningen in Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte 73 1990 S 357ff Hans Jurgen Hassler Hrsg Ur und Fruhgeschichte in Niedersachsen Theiss Stuttgart 1991 S 514 515 Pascale B Richter Gesine Schwarz Mackensen Bandkeramik an der Peripherie Erdwerk und Siedlung von Esbeck 1 Stadt Schoningen Rahden 2015 in der Reihe Materialhefte zur Ur und Fruhgeschichte Niedersachsens Bd 45 3 Weblinks BearbeitenKurzbeschreibung des Projekts Erdwerk Esbeck durch den Freundeskreis fur Archaologie in Niedersachsen Geographische Lage des Erdwerks auf einer Reliefkarte Zeichnung mit Grabungsbefunden Beschreibung des Forschungsprojekts Esbeck Memento vom 6 Oktober 2008 im Internet Archive mit geloschten FotosEinzelnachweise Bearbeiten Elke Heege Reinhard Maier Jungsteinzeit In Hans Jurgen Hassler Hrsg Ur und Fruhgeschichte in Niedersachsen Stuttgart 1991 S 121 122 Melanie Specht Die ersten Bauern waren Rechtshander in Helmstedter Nachrichten vom 27 Februar 2016 Verlagsdarstellung zum Buch52 16885 10 9735 Koordinaten 52 10 8 N 10 58 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdwerk von Esbeck amp oldid 214103255