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Richard Billinger 20 Juli 1890 in St Marienkirchen bei Scharding Osterreich Ungarn 7 Juni 1965 in Linz war ein osterreichischer Schriftsteller Sein Werk kennzeichnet den Wandel vom naturalistischen Volksstuck zur mythisch religiosen Darstellung damonischer Naturkrafte Es ist stark beeinflusst durch Billingers Heimat im Innviertel Billinger war in der Zeit des Nationalsozialismus ein Erfolgsautor Seine Dramen die keine rassistischen Ausserungen enthalten wurden missverstandlicherweise aufgrund der folkloristischen Bezuge unter der damals popularen Blut und Boden Literatur subsumiert 1 Heute gilt Billinger dessen wichtigste Werke von dem Buchillustrator Alfred Kubin illustriert wurden als einer der reprasentativsten Vertreter naturmystischer Literatur Geburtshaus Billingers in St Marienkirchen bei SchardingTafel am GeburtshausInhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Erste Erfolge als Lyriker 3 Dramen 4 Die Natur als Bedrohung 5 Homosexualitat und Zeit des Nationalsozialismus 6 Nachkrieg und Alter 7 Ehrungen 8 Werke 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenAls drittes und jungstes Kind von Kaufleuten aus St Marienkirchen begann Billinger bereits in seiner Schulzeit Gedichte und Dramen zu verfassen Seine Kindheit war einerseits gepragt durch das bauerliche Tagwerk auf den Feldern des Vaters andererseits durch Hilfsarbeiten im Kramerladen seiner Mutter Er sollte ursprunglich Priester werden verliess aber das Linzer Petrinum besuchte das Gymnasium Ried im Innkreis und studierte in der Folge in Innsbruck Kiel und Wien Philosophie und Germanistik jedoch ohne Abschluss Der zwei Meter grosse Riese und Kraftprotz Billinger wollte zunachst Zirkusathlet und Boxer werden seine Leidenschaft fur die Literatur gewann jedoch die Oberhand Erste Erfolge als Lyriker Bearbeiten1922 wurde Billinger im Wiener Cafe Museum von der Tanzerin Grete Wiesenthal entdeckt die ihn mit gedampfter Stimme eigene Verse rezitieren horte und ihm die Freundschaft zu Hugo von Hofmannsthal vermittelte Auf dessen Schlosschen in Rodaun bei Wien konnte Billinger seine Gedichte vortragen Er wurde auch von Max Mell gefordert 1923 erschien der Gedichtband Lob Gottes im Verlag Rudolf Haybach und kurz darauf bei Ernst Rowohlt das Gedichtbandchen Uber die Acker 1924 erhielt Billinger dafur den Literaturpreis der Stadt Wien Hofmannsthal verkundete in der amerikanischen Zeitschrift The Dial das Auftreten eines neuen lyrischen Dichters Billinger dichtete eruptiv stossweise manches gemahnt an den Expressionismus Mit seiner Lyrik wollte er zu Urworten gelangen die wie Gebete klingen mussen Dramen Bearbeiten1924 erfolgte die Urauffuhrung von Billingers Marionettenspiel Das Spiel vom Knecht im Wiener Konzerthaus einem dramatischen Gedicht fur grossere Marionetten das er in der Folge zum Drama Perchtenspiel umarbeitete 1924 schrieb er das Spiel Reise nach Ursprung das die Urzelle zu vielen seiner Dramen darstellt 1928 erregte Billinger bei der Eroffnung der Salzburger Festspiele mit seinem Stuck Das Perchtenspiel siehe Perchten im Festspielhaus einem Tanz und Zauberspiel vom torichten Bauern von der Windsbraut und den Heiligen Aufsehen auch als Dramatiker Premiere 26 Juli 1928 durch die Exl Buhne in der Regie von Eduard Kock Buhnenbild Robert Kautsky mit Grete Wiesenthal als Darstellerin der schonen Perchtin und machte sich sofort einen Namen Carl Zuckmayer lobte die Unheimlichkeit das Grauen die Last darin und meinte den heimlichen Knochen und Seelenfrass des Landlebens am eigenen Leib zu verspuren 2 Das Stuck hat eine reale Gespenstischkeit ein Zwielicht der fassbaren wirklichen Dinge wie ich sie nur bei Strindberg kenne Das Doppelspiel der Masken der Vermummung und der realen Geschehnisse der Larven und Menschengesichter ist einfach grossartig Carl Zuckmayer Bereits im Perchtenspiel zeichnet sich Billinger selbst Er ist jener Bauer Peter uber den das Damonische Gewalt hat Es zwingt ihn sein Weib zu verstossen den Hof zu verlassen ungeachtet der schweren Arbeit der nun die alten Eltern allein nachkommen mussen er geht ins Abenteuer Als er leer zuruckkehrt ist er nicht erlost sondern besessen die Damonie die unter den Ackern und in den Waldern geheimnisvoll lebt zu erfahren Da er die geheimnisvollen Machte aber durch seine Flucht verraten hat hetzen die schiechen Perchten ihn nun zu Tode Wer aus dem Dorfe stammt wird immer die Paradiesesdinge der Heimat schauen wollen Der Schauer spriesst aus dem Tempel der Gewitter der Gestirne der Quellen der wie Hande schenkenden Ahren der Walder die noch im Geheimnisse sich baden Wer bannte die Eltern an das Haus an Stuhl und Tisch und Pfuhl Wachten die Gestirne liefen die Engel herbei Oder zeugten die Damonen tierentwachsene Geister Schwamm eine Wolke in der Nacht der Zeugung uber Dach und Dorf wie ein Fisch mit goldenen Atherflossen Das Fenster war vergittert das Tor war geschlossen und das Brot es ruhte auf dem Tische Richard Billinger Woher ich kam Billinger beschrieb in vielen seiner Werke das landlich kultische Leben seiner Heimat im Innviertel das an der Grenze zu Bayern zwischen der Donau und dem Inn liegt Als Bauernsohn und Jesuitenzogling stellte er dabei seine enge Vertrautheit mit den Geheimnissen alter Sitten und Gebrauche unter Beweis Seine ersten Buhnendichtungen entstanden aus dem Gegensatz vom Trieb seiner Helden zur Natur die einerseits den damonischen heidnischen Mythos und anderseits den katholischen Geist umfasst und der uber alles sich hinwegsetzenden Sehnsucht nach dem Abenteuer das die Zivilisation der Grossstadt verspricht Im Drama Rauhnacht 1931 vermenschlicht Billinger die Damonen die im Perchtenspiel noch Masken Geister und Feengestalten waren Der Held Simon Kreuzhalter fluchtet in die Stadt und studiert Theologie er kehrt zuruck den inneren Machten verloren und deshalb ins Verbrechen gehetzt Aufs Land lockt ihn die Gier nach unbekannten psycho physischen Ekstasen statt Geistern findet er die sehr reale doch aussenseiterische Kramerstochter Kreszenz Billingers erster grosser Erfolg erlebte seine Urauffuhrung am 10 Oktober 1931 an den Munchner Kammerspielen unter der Regie von Otto Falckenberg und in der Ausstattung von Alfred Kubin mit Kathe Gold Ewald Balser und Will Dohm und wurde von Falckenberg unmittelbar neben August Strindbergs Gespenstersonate gestellt In der Auffuhrung von Rauhnacht am Hamburger Thalia Theater Regie Erich Ziegel hatte der Schauspieler Ferdinand Marian seinen Durchbruch nbsp Hans Baldung Grien Der behexte Stallknecht Holzschnitt 1534 Anregung fur Billingers Drama Rosse 1931 In vielen Werken Billingers ist die Mutter letzter Halt nur sie nimmt ihn immer wieder auf auch dies entspricht dem autobiographischen Zug Sie ist letzte Gnade auch als Magna Mater und in Gestalt eines Bettelweibs oder einer Hexe Zugleich wird ihre Stimme zur Stimme des Gewissens Auf die Frage Was soll ich furchten antwortet sie Das Draussen nicht das Drinnen Rauhnacht Das Stuck Rosse 1931 siehe Rosse markiert eine deutliche Wandlung in Billingers dramatischem Werk Der Pferdeknecht Franz bleibt dem Kreis der damonischen Natur verhaftet und zerbricht an der Explosion seines bedrohten Ichs hier ist im Gegensatz zum Perchtenspiel und zur Rauhnacht die Hauptfigur nicht das Spiegelbild des Billinger schen Wesens sondern frei erdichtet Rosse nimmt Peter Shaffers Pferdedrama Equus vorweg es ist in seiner Konsequenz vielleicht noch erschreckender als das Stuck des Englanders 3 Am 19 April 1931 wurde die Urfassung des Stuckes als Skizze an den Munchner Kammerspielen aufgefuhrt Diese Fassung verwendete der Komponist Winfried Zillig als Libretto fur seine gleichnamige Oper die am 11 Februar 1933 in Dusseldorf unter der Intendanz von Walter Bruno Iltz mit dem Dirigenten Jascha Horenstein uraufgefuhrt wurde Mit einer neuen Fassung dieses Schauspiels hielt Billinger erstmals Einzug am Staatlichen Schauspielhaus in Berlin 1933 mit Maria Koppenhofer und am Wiener Burgtheater 15 September 1933 mit Franz Hobling in der Hauptrolle Die Anregung fur das Stuck erhielt Billinger durch das Bild Der behexte Stallknecht von Hans Baldung Grien der wie auch Pieter Brueghel und Alfred Kubin als seelenverwandt mit Billinger bezeichnet werden kann Kubin setzte sich in mehreren grafischen Blattern mit dem literarischen Schaffen Billingers auseinander nachdem er 1931 die Szenenentwurfe zur Urauffuhrung von Rauhnacht gezeichnet hatte Billinger wiederum widmete Kubin mehrere Gedichte Mit seinen Dramen wurde Billinger weit uber die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt er avancierte neben Carl Zuckmayer zum meistgespielten Buhnenautor seiner Zeit Sein bayerisch osterreichisches Barocktheater mit den heidnischen Anspielungen waren kaum je zuvor gehorte Tone die in ihrer erregenden Mischung von Lebensrausch und Glaubigkeit einen besonderen Reiz ausubten 4 Billingers radikale Wendung von der materialistischen Bauerndichtung des 19 Jahrhunderts erstaunte und begeisterte Kritiker und Publikum Wo etwa die Figuren Ludwig Anzengrubers Karl Schonherrs und Franz Kranewitters noch einer naturalistischen Wirklichkeit und der Tradition des Alt Wiener Volksstucks entsprachen schuf Billinger mit seinen Schatten und Masken eine surrealistische Wahrheit die von den mythisch religiosen Werken des jungen Gerhart Hauptmann Hanneles Himmelfahrt 1894 Die versunkene Glocke 1896 Und Pippa tanzt 1906 beeinflusst waren Am 21 Oktober 1937 erfolgte die Urauffuhrung von Billingers Drama Der Gigant am Berliner Staatstheater unter Jurgen Fehling mit Eugen Klopfer Kathe Gold Maria Koppenhofer Pamela Wedekind Kurt Meisel Buhnenbild Rochus Gliese Das Stuck diente 1942 als Vorlage fur den Prag Film Die goldene Stadt von Veit Harlan mit Kristina Soderbaum Eugen Klopfer Annie Rosar und Kurt Meisel Die Nationalsozialisten schatzten zwar Billingers Neigung zu bauerlichen Sujets doch seine eigentlichen Interessen die Offenlegung damonischer Vorstellungswelten oder angestauter Triebenergien war ihnen suspekt Billingers Rauhnacht wurde verboten die Komodie Stille Gaste 1933 in der die Hauptfigur das reine Madchen Hedwig Bachstelzer ist eine Bucklige deren Antlitz den bleichen Schimmer lockender Schonheit tragt fand keine Gnade bei der nationalsozialistischen Presse Die skurrilen Figuren einer liebestollen Metzgerswitwe einer Wahrsagerin und einer die Kaiserin Elisabeth imitierenden Hysterikerin waren ihr zu dekadent Schon der Leipziger Urauffuhrung mit Luise Ullrich war kein Erfolg beschieden das Stuck wurde nur sechsmal gespielt der Berliner Auffuhrung am Deutschen Theater Regie Karlheinz Stroux warf man im nationalsozialistischen Angriff vor Billinger habe ein morbides Publikum der Weimarer Verfallszeit mit erotischen Perversionen kitzeln wollen Dies zeigte Wirkung Billingers nachste Stucke waren vergleichsweise unanstossig Mit dem Kunstlermelodram Gabriele Dambrone 1939 verliess Billinger wie schon zuvor bei Der Gigant die heimatliche Welt wandte sich ganz vom Damonisch Bauerlichen ab und versuchte bereits die Stimmung des sentimentalen Tonfilms zu treffen Er siedelte das Stuck in der Grossstadt an Mit der Titelfigur schuf er eine weitere zart unschuldige Madchenfigur ein susses Wiener Madel aus der Vorstadt deren Erfullung die Schauspielerei ist Die Berliner Urauffuhrung fand am 16 Februar 1939 am Staatstheater unter Jurgen Fehling mit Kathe Gold und Gustav Knuth unter dem Titel Am hohen Meer statt am Wiener Burgtheater kam das Stuck mit dem endgultigen Titel Gabriele Dambrone mit Gusti Huber und Raoul Aslan in der Regie von Herbert Waniek am 22 November 1941 heraus Das Stuck wurde 1943 mit Gusti Huber und Siegfried Breuer verfilmt Regie Hans Steinhoff In Melusine 1941 siehe Melusine der Geschichte der Doppelliebe eines reichen jungen Mannes zu Mutter und Tochter modernisierte Billinger einen alten Marchenstoff zu einem Ehedrama Ibsen scher Pragung und operierte wie im Heimatfilm der die Wechselhaftigkeit des Wetters auf menschliche Schicksale und Befindlichkeit ubertragt mit Metaphern und Vergleichen die seelisches Ringen Entscheidungsfindung und sinnlich triebliche Verfuhrungsgefahren signalisieren 5 O W Fischer spielte den Aurelio Turk 1942 in einer Auffuhrung des Deutschen Volkstheaters Wien in der Komodie in der Johannesgasse in der Regie von Walter Ullmann und im Buhnenbild Gustav Mankers Mit der Komodie Die Fuchsfalle 1942 kehrte Billinger wieder in den Bereich des Skurrilen und Damonischen zuruck den Sieg des Landes uber die Stadt angesiedelt im Salzburgischen Lungau Uraufgefuhrt wurde das Stuck in Munchen und kurz darauf am 19 November 1943 von der Exl Buhne die schon 1928 Billingers Erstling aufgefuhrt hatte Die Natur als Bedrohung Bearbeiten nbsp Das oberosterreichische Innviertel bei WollosterDas Innviertel an der Donau war Billingers menschliche und kunstlerische Heimat er war eng mit diesem Landstrich zwischen Donau und Inn verwurzelt auch wenn ihn sein Lebensweg nach Wien und spater nach Munchen fuhrte Dem Fluss Inn kommt in Billingers Werk eine tragende Bedeutung zu Er fordert Menschenopfer er gebiert verlockende Frauengestalten in einem Gedicht Billingers heisst es Mich schuf er der Strom In den meisten Schauspielen Billingers ist der Autor der Held selbst personliche Erlebnisse sind oft bis ins Bizarre gesteigert Damit charakterisierte Billinger zugleich das Schicksal seiner Generation Landflucht Dekadenz und Vorstoss ins Transzendente In Billingers Buch Aus der Asche des Fegefeuers Geschichte einer Dorfkindheit 1931 einer seltsam skurrilen Kindheitsgeschichte finden sich bereits viel Motive vorgezeichnet die spater sein dramatisches Werk bestimmen sollten Dort kann man die seelische Entwicklung unmittelbar verfolgen Billingers Ruckkehr von der Stadt in die fremd gewordene landliche Heimat etwa ist nicht wie beim Durchschnittsstadter von der Sehnsucht nach Erholung gepragt sondern vom Trieb zum Damon Natur zu den Geistern seiner Heimat wo im Innviertel bis heute heidnisches und katholisches Brauchtum nebeneinander gepflegt werden Das Land ist bei Billinger nicht Idylle sondern Bedrohung Carl Zuckmayer nennt Billinger ein geschrecktes Kind des Bauerntums des Landes Er hebt es nicht es weckt keine Sehnsucht keine selige Stimme keinen hymnischen Chorus in ihm Das Land ist hart grausam steinig voll Staub voll Dornen seine Tage sind arbeitsgezuchtigt schweiss geblendet seine Nachte sind schwul und gefahrlich das schlimme Wetter lauert in der Finsternis der Bach murmelt bose geschwatzig es knackt im Gebalk uberall hustet der letzte Atem der Toten Hunde klaffen unterm Mond es grinst aus fahlen Getreidesacken aus schleimigem Algengrun Die restlose Plage deren Gewinn ein Hagel zerschmeisst die Arbeitslast die der Winter verschuttet jeder Fruhling dem Bauern neu aufgejocht die dumpfe Enge der niederen Wohnkammern des kleinen Gemeindelebens die stumpfe Roheit des Bauern die Harte der Eltern gegen die Kinder der Jungen gegen die Greise der Knechte gegen das Vieh der gnadlose Himmel uber der wetterwendischen Erde so schreckt angstet zermalmt ihn die Wirklichkeit des heimischen Da Seins bis er im bannenden losenden Wort den geheimen Erniesegen die Milch und die Susse der reifen Fruchte empfangt Diese Atmosphare und eine unbandige Phantasie die schon das Kind im elterlichen Kramerladen zu den skurrilsten Gedanken anregte pragten Billinger Als Hune von zwei Metern Korpergrosse schon von Natur aus anders fuhlte er sich Zwergen und Kruppeln eher verbunden als den biederen Durchschnittsmenschen 6 Homosexualitat und Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenBillinger war homosexuell und wurde von Januar bis Marz 1935 von den Nationalsozialisten eingesperrt Er hatte einen Reichswehrsoldaten zeitweise als Sekretar angestellt und bei sich beherbergt der sich als Spion herausstellte Billinger entging 1935 in Munchen nur knapp einer Verurteilung da Heinrich Himmler fur ihn intervenierte 7 Wenn man ihm etwas schicken wollte wurde verlangt dass man als Grund fur die Haft widernaturliche Unzucht angab 8 Mit erdigen Bauernliedern Wir Bauern dulden keinen Spott An unserem Herrn und Meister Gott gewann der Innviertler Dionysos bald Aufmerksamkeit und Wohlwollen der Nationalsozialisten die er jedoch mit brunstigen Hymnen auf Faun Er ruht nackt Er schlummert unbekummert Das Gestirn das ihn erzeugte in milden Eltern wollte ihn stark schone Klosterbruder und die Nacktheit des heiligen Sebastian auch irritierte 9 Du Einziger den die Kirche gab nackt ihn zu verehren wirf deine rostigen Lanzen ab die deinen Leib versehren und wandle frohlich unter uns zeig dich dem Baum den Flussennackt als ein Gott Schwell als Stern den wir aufflusternd grussen Sankt Sebastian in Uber die Acker Diesseits Jenseits 1923 1938 war Billinger im Bekenntnisbuch osterreichischer Schriftsteller vertreten 10 das vom Bund deutscher Schriftsteller Osterreichs herausgegeben wurde und den Anschluss begeistert begrusste In der Zeitschrift Das Innere Reich 1938 1 Halbjahresband S 1 veroffentlichte Billinger folgendes Gedicht Wes Geist vom Feuer stammt Wird nie vergehn Des Zeichen ewig flammt ein Auferstehen An Adolf Hitler zum 13 Marz 1938 11 Brauchbar waren Billingers Werke fur die Nationalsozialisten weil sie in ihnen eine Blut und Boden Thematik zu erkennen glaubten Billinger nutzte das Missverstandnis und biederte sich an Als Homosexueller furchtete er die Verfolgung Billingers beste Dramen sind zwar im bauerlichen Milieu angesiedelt doch geht es in ihnen weniger um die Probleme des Bauernstandes als um das Entfesseln jener damonischen Krafte die alten Brauchen zugrunde liegen Als NS Mitlaufer war Billinger ein literarischer Spitzenverdiener 12 Er war kein Nazi es gibt keine rassistischen Aussagen von ihm Er hat nur mitgespielt und es genossen so der Kurator der Billinger Ausstellung Heimat Korper Kunst im Linzer Stifter Haus Klaus Kastberger 2013 13 Carl Zuckmayer ambivalenter Freund aus fruhen Tagen schrieb einen Report fur den amerikanischen Auslandsgeheimdienst das Office of Strategic Services fur den er 150 Charakterstudien in Nazi Deutschland gebliebener Schriftsteller Verleger Musiker Regisseure Schauspieler Tanzerinnen und Journalisten verfasste und charakterisierte Billinger aus dem Exil als degenerierter Bauer parfumierter Landmann und dorflicher Decadent Billinger kommt aus der gleichen Ecke Osterreichs wie Hitler zwischen Passau Scharding Wasserburg und Burghausen scheint ein besonderer Boden fur das Wachstum zwielichtiger zweitgesichtiger medialer oder auch pathologisch deformierter Halb Genies oder Ganz Charlatane zu sein Er ist eitel rachsuchtig vollkommen unzuverlassig unglaublich feige und jederzeit zu jedem Verrat bereit 14 30 Jahre spater revidierte Zuckmayer das Bild jedoch und reihte Billinger 1976 in Aufruf zum Leben unter die zu Unrecht Vergessenen ein Billingers Oper Die Hexe von Passau Musik Ottmar Gerster wurde nach der Urauffuhrung 1941 und Auffuhrungen in Magdeburg Bremen Essen Liegnitz und Italien von den Nazis verboten weil sie zu depressiv sei Mit Romanen wie Leben aus Gottes Hand 1935 und Das verschenkte Leben 1937 etablierte sich Billinger auch als Erzahler er schrieb Drehbucher etwa fur Peer Gynt 1934 mit Hans Albers und fur Luis Trenkers Der Berg ruft 1937 und lieferte die Vorlage zu Filmen nach seinen Stucken Der Gigant 1942 Gabriele Dambrone 1943 und Melusine 1943 Ab 1913 war Billinger Mitglied bei der Kunstlervereinigung MAERZ gehorte auch dem Henndorfer Kreis um Carl Zuckmayer an Wolfgang Schoor vertonte Gedichte Richard Billingers Winfried Zillig komponierte neben Rosse Der Rossknecht op 14 auch Billingers Die Windsbraut op 25 1940 1941 Leipzig und die Fernsehoper Bauernpassion op 39 1955 Rundfunk Munchen Erich Marckhl Mitglied der NSDAP vertonte in seiner Kantate Holder Morgen Texte von Billinger Urauffuhrung 1943 in Wien Auftragswerk des Mannergesangsvereins Wien zu dessen 100 jahrigen Jubilaum Nachkrieg und Alter Bearbeiten nbsp Grab Richard Billingers in Hartkirchen Bezirk EferdingBillinger liess sich in Niederpocking am Starnberger See nieder und lebte dort mit seinem Lebensgefahrten inmitten prachtiger Bauernmobel Madonnenstatuen und Masken wurde jedoch alkoholabhangig Er lebte primar von seinen gut situierten Unterstutzerinnen die ihm die Treue hielten Nach dem Krieg verfasste er auch zahlreiche Horspiele Den Lebensabend verbrachte er in Linz wo er in den Gasthausern seine Gedichte in die Runde hineinzubrullen pflegte die keine Ahnung hatte wer es war der ihnen diese gereimten Gebete Fluche und Visionen entgegenschrie Der NS Literaturhistoriker Josef Nadler weist darauf hin dass folgende Strophe aus dem Gedicht Ein Brotlaib Beispiel fur Billingers Weltanschauung sei Ahren auf den Fluren preisen Dich o Brot in Flammenweisen Schwester Hostie keusch und kuhl grusset dich voll Gottgefuhl Der oberosterreichische Landtag unterstutzte Billinger lebenslang mit einer monatlichen Ehrengabe von 2000 Schilling Er verbrachte seinen Lebensabend in Hartkirchen wo er nach seinem Tod in einem Ehrengrab des Landes Oberosterreich bestattet wurde Ehrungen Bearbeiten nbsp Ehrenburgerurkunde fur Richard Billinger 1960 nbsp Nach Billinger benannte Volksschule in St Marienkirchen bei Scharding1924 Literaturpreis der Stadt Wien 1932 Kleist Preis fur Rauhnacht gemeinsam mit Else Lasker Schuler 1940 Gaukulturpreis von Oberdonau 1942 Literaturpreis der Stadt Munchen 1943 Raimundpreis der Stadt Wien 1960 Ehrenburger von St Marienkirchen bei Scharding 1962 Grillparzer Preis 1962 Verleihung des Berufstitels Professor 1965 Bayerischer Poetentaler Bundesverdienstkreuz 1 Klasse In Altotting Hartkirchen Ingolstadt Linz und St Marienkirchen bei Scharding sind Strassen nach Richard Billinger benannt 1977 Richard Billinger Volksschule in St Marienkirchen bei Scharding 2005 Sonderbriefmarke der osterreichischen Post anlasslich des 115 Geburtstags und 40 Todestags BillingersWerke BearbeitenDramen 1924 Das Spiel vom Knecht 1928 Das Perchtenspiel 1931 Rauhnacht 1931 Rosse 1935 Die Hexe von Passau 1937 Der Gigant 1941 Melusine 1942 Das Spiel vom Erasmus Grasser 1943 Paracelsus Festspiel 1953 Der Plumpsack 1955 Das Augsburger Jahrtausendspiel 1955 Die Bauernpassion 1959 DonauballadeDrehbucher 1934 Peer Gynt Regie Fritz Wendhausen 1937 Der Berg ruft Regie Luis Trenker 1939 Das unsterbliche Herz 1939 Brand im Ozean Regie Gunther Rittau 1939 Maria Ilona Buch gemeinsam mit Philipp Lothar Mayring amp Werner Eplinius nach dem Roman Ilona Beck von Oswald Richter Tersik Regie Geza von Bolvary 1940 Die keusche Geliebte Regie Viktor Tourjansky 1940 Traummusik Regie Geza von Bolvary 1941 Hochzeitsnacht Regie Carl Boese 1952 Einmal am Rhein Regie Helmut Weiss Literarische Vorlagen fur Filme 1942 Die goldene Stadt nach dem Buhnenstuck Der Gigant Regie Veit Harlan 1942 Wen die Gotter lieben nach einer Novelle gemeinsam mit Eduard von Borsody Regie Karl Hartl 1943 Gabriele Dambrone nach dem gleichnamigen Buhnenstuck Regie Hans Steinhoff 1943 1944 Melusine nach dem gleichnamigen Buhnenstuck Regie Hans Steinhoff 1951 Hanna Amon Regie Veit Harlan nach einer Idee von Richard Billinger 1962 Auf Wiedersehn am blauen Meer Regie Helmut Weiss 1985 Rauhnacht nach dem gleichnamigen Buhnenstuck Kurzfilm Regie Stephanus Domanig 1989 Rosse Fernsehfilm von Jo BaierRomane Prosa 1931 Aus der Asche des Fegefeuers 1934 Das Schutzengelhaus 1937 Das verschenkte Leben 1951 Palast der Jugend Autobiographie Lyrik 1923 Uber die Acker 1931 Sichel am Himmel 1935 Die Nachtwache 1942 Holder MorgenGesamtausgaben 1955 1960 Gesammelte Werke 12 Bande 1972 1983 Gesammelte Werke 7 BandeVeroffentlichungen auch in den Zeitschriften Das Innere Reich Jugend Der weisse Rabe und Die Kolonne Literatur BearbeitenWilhelm Bortenschlager Richard Billinger Leben und Werk Kellner u Plieseis Wels 1981 ISBN 3 85410 020 5 Wilhelm Bortenschlager Der unbekannte Billinger Wagner Innsbruck 1985 ISBN 3 7030 0158 5 Edith Rabenstein Dichtung zwischen Tradition und Moderne Richard Billinger Untersuchungen zur Rezeptionsgeschichte und zum Werk Lang Frankfurt am Main u a 1988 ISBN 3 8204 1265 4 Europaische Hochschulschriften Reihe 1 Deutsche Sprache und Literatur 1052 Arnold Klaffenbock Wie ein solcher Gesinnungswandel beurteilt werden musste geht aus dem Gesagten deutlich genug hervor Uberlegungen zum Dossier Zuckmayers uber Richard Billinger In Zuckmayer Jahrbuch Nr 5 Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 608 3 S 339 384 Alfred Kubin Rauhnacht Mappenheft mit 13 Lithographien Kreuz Verlag Halle an der Saale 1948 Inhalt 1 Blick durch das Wunderfernroh 2 Circe 3 Hexenkuche 4 Verliebte Zauberer 5 Behemoth 6 Ein Wirtshaus am Dorfsrand 7 Schloss Zwickledt 8 Vampyre 9 Leviathan 10 der Fang 11 Kriegskameraden 12 Der Muhlteich 13 Die Mullerin Andreas Brunner Hannes Sulzenbacher Hrsg Manner mag Mann eben Schwules Lesebuch Osterreich Mit Texten von Emerich Graf Stadion Emile Mario Vacano Adolf von Wilbrandt Leopold von Sacher Masoch Peter Rosegger Leopold Andrian Josef Kitir Karl Freiherr von Levetzow Robert Musil Karl Kraus Richard Werther Arnolt Bronnen Joseph Roth Ferdinand Bruckner Stefan Zweig Richard Billinger Alfred Grunewald Heinz Heger Erich Lifka Enzio Hauser Erich Fried H C Artmann Ernst Jandl Josef Winkler Gunther George Felix Mitterer Belmen O Uwe Bolius Gunter Tolar Hermes Phettberg Siegfried Hetz Peter Nathschlager und Jorg Feiertag Wien Locker 2001 ISBN 3 85409 347 0 Ein unverschamter Plagiator In Manfred Chobot Blinder Passagier nach Petersburg Essays und Interviews edition lex liszt 12 Oberwart 2009 ISBN 978 3 901757 90 7 ebenso in Manfred Chobot Hrsg Genie und Arschloch Licht und Schattenseiten beruhmter Personlichkeiten Molden Verlag in der Verlagsgruppe Styria Wien 2009 unter dem Titel Ja ja i schreib scho Richard Billinger der Radikal Plagiator ISBN 978 3 85485 234 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Richard Billinger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Richard Billinger in der Internet Movie Database englisch Literatur von und uber Richard Billinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Richard Billinger bei litkult1920er aau at ein Projekt der Universitat Klagenfurt Richard Billinger Gedenkraum St Marienkirchen Abbildungen und Portrats Richard Billinger im Literaturportal BayernEinzelnachweise Bearbeiten Stifterhaus Linz Homosexuell in der NS Zeit Richard Billinger Schau in Linz Abgerufen am 10 Dezember 2017 Schreiben an Gustav Hartung vom 30 September 1929 zitiert nach Edwin Baumgartner Nur ein Bauerndichter Zum 115 Geburtstag von Richard Billinger Wiener Zeitung 20 Juli 2005 Hamburger Abendblatt 15 Dezember 1951 zitiert nach Arnulf Klaffenbock Uberlegungen zum Dossier Zuckmayers uber Richard Billinger in Zuckmayer Jahrbuch Nr 5 Wallstein Verlag 2002 Heinz Gerstinger Vorwort zu den Dramen Stiasny Verlag 1960 Carl Zuckmayer Geheimreport Hrsg Gunther Nickel und Johanna Schron Wallstein Verlag Gottingen 2002 zitiert nach Katia Mann Meine ungeschriebenen Memoiren Stuttgart 1974 S 74 Macht Literatur Krieg Osterreichische Literatur im Nationalsozialismus Wien Koln Weimar Bohlau 1998 ISBN 3 205 98451 X Bekenntnisbuch osterreichischer Schriftsteller Hg vom Bund deutscher Schriftsteller Osterreichs Krystall Verlag Wien mit Beitragen von Richard Billinger Bruno Brehm Egmont Colerus Hans Deissinger Walther Eidlitz Arthur Fischer Colbrie Franz Karl Ginzkey Paula Grogger Robert Hohlbaum Mirko Jelusich Linus Kefer Hans Kloepfer Max Mell Hermann Heinz Ortner Erwin H Rainalter Friedrich Schreyvogl Karl Springenschmid Franz Spunda Karl Hans Strobl Karl Heinrich Waggerl Josef Weinheber Julius Zerzer u a Der getarnte nationalsozialistische Bund deutscher Schriftsteller Osterreichs wurde unter der Prasidentschaft des katholisch grossdeutschen Max Mell gegrundet um den Weg zur Befreiung ihres Volkes zu bahnen und zu vollenden Max Stebich 1938 zitiert nach Joseph Wulf Kultur im Dritten Reich Literatur und Dichtung Ullstein Frankfurt M 1989 ISBN 3 550 07056 X S 410 zitiert nach Thomas Sessler Verlag Wien Verlagsprogramm Homosexuell in der NS Zeit Richard Billinger Schau in Linz https www diepresse com 1464676 homosexuell in der ns zeit richard billinger schau in linz gal 1464676 amp index 1 amp direct amp vl backlink 2Fhome 2Fkultur 2Findex do amp popup https www zeit de 2002 19 200219 l zuckmayer xmlNormdaten Person GND 118746057 lobid OGND AKS LCCN n85206381 VIAF 22136369 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Billinger RichardKURZBESCHREIBUNG osterreichischer SchriftstellerGEBURTSDATUM 20 Juli 1890GEBURTSORT St Marienkirchen bei SchardingSTERBEDATUM 7 Juni 1965STERBEORT Linz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Billinger amp oldid 239342169