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Dieser Artikel betrifft einen deutschen Filmregisseur fur den deutschen Mediavisten siehe Hans Hugo Steinhoff Hans Steinhoff 10 Marz 1882 als Johannes Reiter in Marienberg Sachsen 1 20 April 1945 bei Glienig Brandenburg war ein deutscher Filmregisseur der heute vor allem fur seine zum Teil propagandistischen Filme aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Hans Steinhoff im Urteil von Zeitgenossen und Nachwelt 3 Filmografie 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSteinhoff begann ein Medizinstudium in Leipzig das er abbrach Er entschied sich Schauspieler zu werden und gab sein Debut 1903 in Braunschweig am Tourneetheater Nachtasyl Er war dann Theaterschauspieler und Sanger in Munchen und avancierte kurz vor dem Ersten Weltkrieg zum Oberregisseur am Metropol Theater in Berlin Seit 1914 wirkte er als Regisseur an Variete Buhnen in Wien 1921 fuhrte er erstmals Filmregie bei einer Adaption von Gottfried Kellers Erzahlung Kleider machen Leute In der Zeit von 1921 bis 1933 drehte Steinhoff zahlreiche Filme verschiedener Genres Von der Komodie uber die Literaturverfilmung bis zum Melodram Er arbeitete auch mit dem damaligen Drehbuchautor und spateren Filmregisseur Billy Wilder zusammen so etwa bei Scampolo ein Kind der Strasse 1932 mit Dolly Haas und gehorte damals zu den ersten deutschen Regisseuren die in Joinville dem europaischen Zentrum fur die Herstellung von filmischen Mehrsprachen Versionen vor der standardmassigen Synchronisation tatig wurden 2 Steinhoff fuhlte sich schon vor 1933 nationalsozialistischen Ideen verpflichtet und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus von der gleichgeschalteten Presse systematisch protegiert 3 Fur seinen Film Hitlerjunge Quex 1933 4 nach dem gleichnamigen Roman von Karl Aloys Schenzinger erhielt er das goldene Ehrenabzeichen der Hitlerjugend Der Film fand ungeteilte Zustimmung der nationalsozialistischen Fuhrungsriege Selbst Joseph Goebbels der vergleichbare Zeitfilme im Dienste der NS Propaganda wie z B SA Mann Brand oder Hans Westmar als Gesinnungsschwarten nicht sonderlich schatzte 5 wertete den Film aufgrund dessen straffer Inszenierung 6 hoher ein 7 Der Film darf als Vorbehaltsfilm in der Bundesrepublik nur mit Einschrankungen offentlich aufgefuhrt werden was ebenso auf Steinhoffs NS Propagandafilm Gestern und heute von 1938 zutrifft 8 Gustaf Grundgens spielte die Hauptrolle in Tanz auf dem Vulkan 1938 Steinhoff behauptete den Filmstoff nach Motiven Jean Gaspard Deburaus 15 Jahre lang den Studios vergeblich vorgeschlagen zu haben weil er stets an Grundgens als Hauptdarsteller festhielt 9 Robert Koch der Bekampfer des Todes 1939 stilisierte den Entdecker des Tuberkulose Erregers zur Fuhrerfigur In dem Film Die Geierwally 1940 wurde eine starke Frau den Erfordernissen staatlicher Propaganda entsprechend zur Hauptperson Auch bei Rembrandt 1942 ist der Einfluss nationalsozialistischer Kulturlenkung unubersehbar 10 Bei den Dreharbeiten in den okkupierten Niederlanden zwischen dem 18 Oktober 1941 und dem 14 April 1942 trat Steinhoff zudem laut Augenzeugen als linientreuer Nationalsozialist mit demonstrativem Hitlergruss und mit Parteiabzeichen auf was in der Berliner Zeit niemals vorgekommen war 11 Von den Dreharbeiten zu seinem letzten Film Shiva und die Galgenblume 1945 der wegen der deutschen Kapitulation nicht fertiggestellt werden konnte und die Filmkarrieren einiger Darsteller fur mehrere Jahre unterbrach 12 floh Steinhoff als erster von Prag aus in Richtung Berlin Am 20 April 1945 wollte er mit dem letzten Linienflug der Lufthansa in einer Junkers Ju 52 nach Enns Osterreich mit Zwischenstopp Prag fliegen Bei Glienig in Brandenburg wurde das Flugzeug vom Boden aus mit Leuchtspurgranaten beschossen wie der Ingenieur Kurt Runge der einzige Uberlebende berichtete 13 Die Opfer des Abschusses wurden in einem Massengrab Zum Gedenken an 18 unbekannte Kriegstote in Glienig beigesetzt Hans Steinhoff im Urteil von Zeitgenossen und Nachwelt BearbeitenIn seiner 1975 erschienenen Autobiografie Kauf dir einen bunten Luftballon aussert sich der Drehbuchautor und Regisseur Geza von Cziffra negativ uber Steinhoff Dieser sei bei den Schauspielern wegen seiner ubertriebenen Linientreue sehr unbeliebt gewesen O W Fischer habe uber Steinhoff gesagt Er ist brauner als Goebbels und schwarzer als Heinrich Himmler 14 Hans Albers habe Steinhoff als das grosste Arschloch des Jahrhunderts und als Schwein bezeichnet Steinhoffs Lieblingsausspruch sei Der Herr Minister wunscht es so gewesen wobei unter dem Minister Goebbels zu verstehen gewesen sei 15 Cziffra schreibt weiter Steinhoff der in den letzten Tagen des Krieges bei jeder skeptischen Ausserung mit Anzeige und Gefangnis drohte war der erste der Prag verliess ohne seinen Film zu beenden Er ging nach Berlin und von dort wollte er am 20 April mit der letzten Lufthansa Maschine die aus dem bereits umzingelten Berlin nach Spanien flog fliehen Aber das Flugzeug sturzte nach Beschuss nahe Glienig Brandenburg ab Die Ausserungen von Cziffra geben den damaligen Wissensstand wieder Weder war es der letzte Flug der Lufthansa aus Berlin es war der letzte Linienflug noch war Spanien als Ziel geplant Steinhoff nahm ein Flugzeug nach Enns mit Zwischenstopp Prag Auch Billy Wilder ausserte sich abschatzig uber Steinhoff der einige seiner Drehbucher verfilmt hatte Ein Mann ohne jedes Talent Er war ein Nazi ein hundertprozentiger sogar Aber es gab auch viele Nazis die Talent hatten Ich wurde nie sagen dass die Leni Riefenstahl kein Talent hatte Aber ich sage uber Steinhoff dass er ein Idiot war aber nicht weil er Nazi war er war auch ein sehr schlechter Regisseur 16 17 Frederik D Tunnat bezeichnete Hans Steinhoff in seiner Biografie des Drehbuchautors Karl Gustav Vollmoeller mit dem Steinhoff 1923 bei Inge Larsen zusammengearbeitet hatte als dienstbare n Zauberlehrling seiner nationalsozialistischen Meister Goebbels und Hitler 18 Georg C Klaren schrieb uber Steinhoff in einem Aufsatz er sei ein ebenso angeberischer wie prominenter Regisseur gewesen 19 Filmografie Bearbeiten1921 Kleider machen Leute 1922 Der falsche Dimitry 1923 Die Fledermaus Drehbuch 1923 Inge Larsen 1924 Mensch gegen Mensch 1925 Der Mann der sich verkauft 1925 Der Mann im Sattel Drehbuch 1925 Grafin Mariza 1926 Schwiegersohne 1926 Wien Berlin 1926 Frau Sopherl vom Naschmarkt auch Ballettmadels 1926 Der Herr des Todes 1927 Die Tragodie eines Verlorenen 1927 Das Frauenhaus von Rio 1927 Familientag im Hause Prellstein 1928 Die Sandgrafin 1928 Das Spreewaldmadel 1928 Angst 1928 Ein Madel und drei Clowns 1929 Gestortes Standchen 1929 Nachtgestalten 1930 Fundvogel Drehbuch 1930 Chacun sa chance 1930 Rosenmontag 1931 Die Faschingsfee 1931 Kopfuber ins Gluck 1931 Die Pranke 1931 Der wahre Jakob 1931 Mein Leopold 1932 Scampolo ein Kind der Strasse Un peu d Amour 1933 Hitlerjunge Quex 20 1933 Keine Angst vor Liebe 1933 Liebe muss verstanden sein 1933 Madame wunscht keine Kinder Madame ne veut pas d enfants 1934 Mutter und Kind 1934 Freut Euch des Lebens 1934 Die Insel Vers l abime 1934 Lockvogel Le Miroir aux Alouettes 1935 Der alte und der junge Konig 21 1935 Der Ammenkonig 1936 Eine Frau ohne Bedeutung 1937 Ein Volksfeind 1938 Tanz auf dem Vulkan 1938 Gestern und heute 1939 Robert Koch der Bekampfer des Todes 22 23 1940 Die Geierwally 1941 Ohm Kruger 1942 Rembrandt 1943 Gabriele Dambrone 1944 Melusine 1945 Shiva und die Galgenblume unvollendet Weblinks BearbeitenHans Steinhoff in der Internet Movie Database englisch Hans Steinhoff bei filmportal de Zukunft braucht Erinnerung Die sogenannte Carriere des Hans Steinhoff siehe Seite dhm deLiteratur BearbeitenHorst Claus Filmen fur Hitler Die Karriere des NS Starregisseurs Hans Steinhoff Filmarchiv Austria Wien 2013 ISBN 978 3 902781 27 7 24 Geza von Cziffra Kauf dir einen bunten Luftballon Erinnerungen an Gotter und Halbgotter Herbig Munchen und Berlin 1975 ISBN 3 7766 0708 4 S 304 305 Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 7 R T Robert Ryan Lily Tomlin Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 465 f Brigitte Bruns Steinhoff Hans In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 202 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Horst Claus Filmen fur Hitler Die Karriere des NS Starregisseurs Hans Steinhoff Filmarchiv Austria Wien 2013 S 17 In den ehemaligen Pariser Pathe Studios die die amerikanische Paramount auf den letzten Stand der Technik gebracht hatten wurden Dutzende solcher Mehrsprachen Versionen hergestellt vgl den verlinkten Programmauszug Die sogenannte Carriere des Hans Steinhoff S 29 Thema einer Retrospektive zu Steinhoff im Berliner Zeughaus 2014 Der Deutsche Film 2 4 Oktober 1937 S 110 Interview Portrat Hans Steinhoff sprich sich aus In Film Kurier 15 Januar 1935 Werner Faulstich Filmgeschichte UTB Fink Paderborn 2005 S 96 Felix Moeller Der Filmminister Goebbels und der Film im Dritten Reich Berlin 1998 S 152f Thomas Arnold Martin Loiperdinger Martyrerlegenden im NS Film Leske Budrich Opladen 1991 S 32 Manuel Koppen Wunschkonzert Der Film in Zeiten des Blitzkriegs In Claudia Glunz Artur Pelka Thomas F Schneider Hg Information Warfare die Rolle der Medien Literatur Kunst Photographie Film Fernsehen Theater Presse Korrespondenz bei der Kriegsdarstellung und deutung V amp R unipress Gottingen 2007 S 385ff hier S 386 Unter Vorbehalt bei dhm de Hans Steinhoff Meine Filmarbeit mit Gustaf Grundgens In Licht Bild Buhne 188 12 August 1938 Manuel Koppen Erhard Schutz Kunst der Propaganda der Film im Dritten Reich Verlag Peter Lang Bern u a 2 uberarb Aufl 2008 ISBN 978 3 03911 727 7 S 70 75 Ingo Schiweck weil wir lieber im Kino sitzen als in Sack und Asche Der deutsche Spielfilm in den besetzten Niederlanden 1940 1945 Waxmann Munster New York 2002 S 336 So z B im Fall Elisabeth Flickenschildts die erst 1949 wieder vor der Kamera stand Vgl Horst O Hermanni Von Dorothy Dandridge bis Willy Fritsch Das Film ABC BoD Books on Demand 2009 S 346 Vgl Horst Claus S 517f Vgl Dorin Popa O W Fischer seine Filme sein Leben Heyne Munchen 1989 S 38 Vgl Ed Sikov On Sunset Boulevard The Life and Times of Billy Wilder Hyperion New York 1998 S 18 33 Zitiert in Heinz Gerd Rasner Konrad Wulf Billy Wilders Filme 1979 Vgl Joe Hembus Christa Bandmann Klassiker des deutschen Tonfilms 1930 1960 Goldmann Munchen 1980 S 86 Der Steinhoff an den erinnere ich mich allerdings Das ist doch der Mann der spater Hitlerjunge Quex gemacht hat Das war ein Scheisser der Steinhoff ein Mann ohne jedes Talent Frederik D Tunnat Karl Vollmoeller Dichter und Kulturmanager Eine Biographie tredition Hamburg 2008 S 453 Georg C Klaren in Von der Filmidee zum Drehbuch Verlag Bruno Henschel und Sohn Berlin 1949 S 29 Rolf Giesen Manfred Hobsch Hitlerjunge Quex Jud Suss und Kolberg Die Propagandafilme des Dritten Reiches Dokumente und Materialien zum NS Film Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2005 S 34 Vaclav Demling Der Propagandafilm im Dritten Reich am Beispiel von Hans Steinhoffs Der alte und der junge Konig GRIN Verlag 2009 Lutz Schmokel Der Spielfilm Robert Koch der Bekampfer des Todes im Kontext antisemitischer Propaganda im dritten Reich GRIN Verlag 2007 Ulrike Reim Der Robert Koch Film 1939 von Hans Steinhoff Kunst oder Propaganda In Medizin im Spielfilm des Nationalsozialismus Hrsg v Udo Benzenhofer Wolfgang U Eckart Tecklenburg 1990 S 22 33 Rezension In Die Welt 10 September 2013 online einsehbar Kontrolliert 16 September 2013Normdaten Person GND 118993933 lobid OGND AKS LCCN no94030798 VIAF 67266077 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinhoff HansALTERNATIVNAMEN Reiter Johannes Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher FilmregisseurGEBURTSDATUM 10 Marz 1882GEBURTSORT Marienberg SachsenSTERBEDATUM 20 April 1945STERBEORT Glienig Brandenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Steinhoff amp oldid 236148781