www.wikidata.de-de.nina.az
Beim Abschuss einer Ju 52 am 20 April 1945 der Deutschen Lufthansa eine der letzten Verkehrsmaschinen die vom Flugplatz Berlin Tempelhof wahrend des Zweiten Weltkrieges gestartet war starben funfzehn Passagiere und drei Besatzungsmitglieder Es gab zwei Uberlebende von denen einer sich am 24 April 1945 toten liess Abschuss Ju 52 am 20 April 1945Unfall ZusammenfassungUnfallart AbschussOrt GlienigDatum 20 April 1945 ca 20 20 UhrTodesopfer 18Uberlebende 2LuftfahrzeugLuftfahrzeugtyp Ju 52 3mBetreiber LufthansaKennzeichen D ANAJAbflughafen Deutsches Reich NS Berlin TempelhofZwischenlandung Protektorat Bohmen und Mahren 1939 PragZielflughafen Osterreich EnnsPassagiere 17Besatzung 3Listen von Flugunfallen Inhaltsverzeichnis 1 Vor dem Start 2 Der Abschuss 3 Nach dem Abschuss 4 Gedenktafel 5 War Hans Steinhoff an Bord 6 Quellen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVor dem Start BearbeitenAm 20 April 1945 stand eine Ju 52 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D ANAJ fur ihren planmassigen Flug um 15 45 Uhr nach Enns mit Zwischenstopp in Prag auf dem Rollfeld des Flughafens von Berlin Tempelhof Die Linie 17 der Lufthansa Berlin Prag Wien war nach Angriffen der Roten Armee auf Wien am 6 April auf Enns als Endziel umgestellt worden Die Maschine war mit einem Tarnanstrich und mit Hakenkreuzen an den Tragflachen und am Heck kenntlich gemacht Im Innenraum der Maschine befanden sich anders als bei anderen Zivilmaschinen dieses Typs keine einzelnen Sitzbanke sondern an den Seiten befindliche durchgehende Sitzbanke aus Zeltbahnen Wahrend der geplanten Startzeit fand jedoch ein Bombenangriff der United States Army Air Forces auf die damalige Reichshauptstadt Berlin statt Ebenfalls griffen im genannten Zeitraum Truppen der Roten Armee Berlin erstmals mit Artilleriefeuer an Daraufhin wurde aus Sicherheitsgrunden entschieden den Start auf 20 00 Uhr Ortszeit zu verschieben Beim Start befanden sich drei Besatzungsmitglieder die am Vortag mit dieser Maschine den Hinflug aus Enns absolviert hatten und 17 Passagiere an Bord Laut Zeugenaussage vom spater einzigen Uberlebenden Kurt Runge als auch von Personen an der spateren Absturzstelle waren die Passagiere sowohl Zivilisten als auch Militarangehorige Unter den Passagieren sollen sich mindestens zwei Frauen befunden haben Ein Passagier war moglicherweise der Regisseur Hans Steinhoff der etwa durch die Propagandafilme Hitlerjunge Quex oder Ohm Kruger Bekanntheit erlangt hatte Ein spater identifizierter Passagier war auch der Schriftsteller Paul Karlson 1910 1945 Eine Passagierliste oder Gepack bzw Frachtliste des Fluges existiert nicht Der Abschuss Bearbeiten nbsp Kriegsgrab Bernhard MelzigDie Maschine startete um 20 00 Uhr von Berlin Tempelhof und geriet gegen 20 20 Uhr beim Uberqueren der Front sudlich Berlins in sowjetisches Flakfeuer Kurt Runge schrieb in sein Notizbuch Der Beschuss erfolgte zuerst mit Leuchtspurmunition welche die Maschine rechts und links passierte Kurz darauf wurde die Maschine dann im Front und Heckbereich getroffen Mit ausgeschalteten Motoren versuchten die Piloten eine Notlandung Den Aussagen von Bewohnern des Ortes Glienig zufolge flog die Maschine nach diesen Treffern noch ca 700 Meter weit und sturzte dann zwischen den Orten Glienig und Buckow im steilen Gleitflug in eine Schonung Runge der sich im Heckbereich der Maschine befand konnte sich kurz nach dem Aufprall uber das abgerissene Kabinendach aus der abgesturzten Maschine retten Er hatte sich beim Absturz den linken Arm mehrfach gebrochen Nach seinen Erinnerungen fing die Maschine unmittelbar nach dem Aufprall durch auslaufendes Flugbenzin Feuer Wahrend die Maschine bereits brannte bemerkte Runge einen weiteren verletzten Uberlebenden in der Nahe der Absturzstelle welcher sich von der brennenden Maschine entfernte Es handelte sich um einen Passagier in Uniform Bernhard Melzig Runge selbst verletzt konnte dem Schwerverletzten nicht helfen Er entschloss sich in der Umgebung nach Hilfe zu suchen brach jedoch auf dem Weg zum nachsten Ort bewusstlos zusammen Am 21 April wurde er dort von einem Forster und einem ortlichen Volkssturmmann gefunden und versorgt Die Manner waren infolge der Grossoffensive der Roten Armee am Morgen des 20 April in die umliegenden Walder gefluchtet Nach dem Abschuss BearbeitenNach der Einnahme der Ortschaften Glienig und Buckow durch die Rote Armee kehrten die Bewohner die sich in den umliegenden Waldern versteckt hatten auf ihre Hofe zuruck Runge stellte sich den sowjetischen Besatzern und wurde von diesen nach Dahme in ein Gefangenenlager fur Schwerverwundete gebracht Ob die Dienststellung von Runge als Konstrukteur bei der ARGUS Flugmotoren Gesellschaft mbH in Berlin Reinickendorf und seine Funktion als Leiter des Konstruktionsburos in Prag den Sowjets zu diesem Zeitpunkt bekannt war darf zumindest angezweifelt werden denn die ARGUS Motorenwerke waren auch am Bau der V1 beteiligt Runge liess sich in Dahme behandeln und wurde da er Zivilist war nach einer Woche entlassen Am 24 Mai 1945 stellte der Burgermeister der Stadt Dahme fur Runge einen Passierschein aus der es ihm erlaubte Dahme zu verlassen Nach drei Tagen Fussmarsch erreichte er Berlin wo er seine Familie wiedertraf Am 24 April 1945 erreichte Melzig schwerverletzt Buckow und wurde dort von sowjetischen Truppen festgesetzt Aus unbekannten Grunden bat er einen sowjetischen Offizier darum ihn zu toten In der Waschkuche eines Bauernhofes wurde er daraufhin mit einem Pistolenschuss erschossen und auf dem Friedhof in Buckow beigesetzt 1 Bewohner der Ortschaften Glienig und Buckow denen der Absturz der Ju 52 nicht verborgen geblieben war suchten in den folgenden Tagen die Unfallstelle auf und plunderten diese Nach Zeugenaussagen fand man am Unfallsort grosse Mengen Reichsmark Diamanten Uhren und Schmuck Auch Flugzeugteile wurden im Laufe der Zeit fur unterschiedlichste Zwecke vom Unfallort entfernt Es fand keine Unfalluntersuchung statt Die Opfer des Absturzes wurden vor Ort im Wald notdurftig in einem Massengrab bestattet auf dem nur ein einfaches Holzkreuz mit der Aufschrift Ruhet stand Ein Jahr spater wurden sie exhumiert und auf dem Friedhof in Glienig beigesetzt Da ihre Namen nicht bekannt waren gab es keinen Grabstein Bei der spateren Wahrungsreform in der sowjetischen Besatzungszone notierte eine Kassenmitarbeiterin der Sparkasse in Dahme Heute waren viele Bewohner von Glienig zum Geld tauschen hier und die hatten alle angebranntes Geld Dieser Notizzettel befindet sich heute im Heimatmuseum in Dahme 2 Gedenktafel BearbeitenIm Jahr 1955 besuchte Runge zum ersten Mal wieder die Absturzstelle Noch immer lagen in der Schonung die nun Fliegerschonung genannt wurde Trummerteile der Ju 52 Den Kontakt zu ortlichen bzw staatlichen Stellen bezeichnete er spater als schwierig Nach der politischen Wende in der DDR besuchte Runge im Jahr 1998 abermals den Absturzort und bot dem Burgermeister der Gemeinde Glienig an einen Gedenkstein zu spenden Auf einen Feldstein wurde in der Nahe der Absturzstelle eine Tafel mit folgendem Wortlaut angebracht nbsp Gedenktafel in der Nahe der Absturzstelle der Ju 52 am 20 April 1945Am 20 4 1945 sturzte hier durch Beschuss ein Verkehrsflugzeug ab Dabei kamen 18 Personen zu Tode Sie wurden auf dem Friedhof in Glienig bestattet Zu einem spateren Zeitpunkt wurde auf dem Friedhof von Glienig ein Gedenkstein fur die Opfer des Absturzes aufgestellt wobei offen ist wer dafur verantwortlich war Ebenso unklar ist woher die Namen der Opfer stammten Auf diesem Gedenkstein ist Folgendes zu lesen nbsp Massengrab der Opfer des Abschusses der Ju 52 vom 20 April 1945Hier ruhen die Opfer des Flugzeugabschusses vom 20 4 1945 Paul Salzburger Willy Merninger Lorenz HerterHanns Steinhoff 1882 Karl Cranz 1896 Hans Angerer Der Gedenkstein enthalt mehrere Fehler und ist nicht vollstandig Der Name des osterreichischen Piloten Paul Salzberger Trager der Frontflugspange in Gold fur uber 110 Transportfluge alle oder uberwiegend nach Stalingrad lautete nicht Salzburger Der Flugzeugmaschinist Willy Menninger hiess nicht Merninger Lorenz Herter war der Bordfunker Hans Steinhoff schrieb seinen Vornamen nicht mit zwei n Steinhoff war ein bekannter Regisseur der NS Zeit Karl Cranz starb 1980 der Marinejagdflieger im Ersten Weltkrieg und im Zweiten Weltkrieg SS Sturmbannfuhrer und Pressesprecher im Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete befand sich entsprechend nicht an Bord Hans Angerer soll der Direktor eines Hotel Horcher gewesen sein welches es jedoch nicht gab Es gab in Berlin lediglich ein sogenanntes Prominenten Restaurant Horcher das aber bereits 1944 nach Madrid verlegt worden war Nach derzeitigem Wissensstand uber bekannte Opfer fehlt auf dem Gedenkstein Dr phil Paul Karlson Physiker und Schriftsteller in der Fachrichtung Luftfahrt Am 31 Oktober 2000 teilte die Witwe des Bordfunkers Herter in einer Leserzuschrift an die Bild Zeitung mit dass erst durch einen Artikel in der BILD das Schicksal ihres Mannes geklart worden sei Ihr Mann galt seit dem Absturz als verschollen Irrtumlich nannte sie den Maschinisten ebenfalls Merninger Ausserdem schrieb sie dass der Pilot Salzberger nur in Vertretung fur einen Herrn Christiansen an diesem Flug teilnahm War Hans Steinhoff an Bord BearbeitenDurch die Recherche zum Dokumentationsfilm Der letzte Flug Ein deutsches Geheimnis durch die DOKfilm Fernsehproduktion GmbH aus Potsdam gab es durch diese Bestrebungen die sterblichen Uberreste von Hans Steinhoff aufzufinden und identifizieren zu lassen Laut Grabergesetz kann eine Graboffnung zum Zwecke der Identifizierung namentlich unbekannter Toter angeordnet werden Eine solche Anordnung soll aber nur getroffen werden wenn eine Identifizierung mithilfe des Bundesarchivs nicht durchfuhrbar und eine Identitatsfeststellung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist Da dem Bundesarchiv keinerlei Unterlagen zu diesem Flugzeugabschuss vorliegen und das offentliche Interesse gross sei stimmte es dem Anliegen der Produktionsfirma zu Auch der Landkreis Dahme Spreewald sah eine Graboffnung als gerechtfertigt an Das zustandige Brandenburger Innenministerium versagte jedoch die Erlaubnis mit folgenden Begrundungen Dass sich unter den Opfern ein Hans Steinhoff befand ist unzweifelhaft Es handelt sich demnach nicht um die Identifizierung eines namentlich unbekannten Toten Eine Graboffnung es handelt sich um ein 23 m grosses Gemeinschaftsgrab wurde zu einer erheblichen Storung der Totenruhe der anderen Opfer fuhren Eine Identifizierung allein durch die Inaugenscheinnahme ware nicht moglich Dazu mussten von allen Opfern DNA Proben genommen werden wobei unklar ist in welchem Zustand die Opfer bei ihrer Bestattung waren und ob Leichenteile zugeordnet werden konnten 3 4 In einem Zeugenbericht von J Kaelber der 1956 im Stern erschien gibt es Aussagen daruber dass bei den Toten Personalpapiere gefunden wurden die auf Regisseur Hans Steinhoff ausgestellt waren Ausserdem wurde sein Pass eine goldene Taschenuhr mit seinem eingravierten Namen und 20 000 Reichsmark in Scheinen zu je 50 Reichsmark gefunden Laut Aussage des Zeugen wurden samtliche Wertsachen unter anderem auch Brillantringe durch einen ortlichen Forster auf Befehl der Besatzer dem Stadtkommandanten von Luckenwalde Kapitan Lermon ubergeben Einige Fakten in dem noch weiterfuhrenden Zeugenbericht widersprechen allerdings Aussagen anderer Zeugen So gibt Kaelber an dass die Maschine Spanien als Ziel hatte Dorfbewohner an der Absturzstelle geben an dass die Taschenuhr von einem damaligen Bewohner noch Jahre spater getragen wurde Auch wurden grosse Mengen angebrannter 50 RM Scheine im Jahr 1948 umgetauscht Quellen BearbeitenARD Arte Dokumentation Der letzte Flug Ein deutsches Geheimnis in funf Teilen Der Dokumentarfilm wurde auch als 89 minutige Version gesendet die die Gliederung der Folgen ubernimmt 5 Folge 1 Absturz Folge 2 Uberleben Folge 3 Alpenfestung Folge 4 Flucht Folge 5 Im WaldWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Abschuss Ju 52 am 20 April 1945 Sammlung von Bildern Der letzte Flug Ein deutsches Geheimnis in der ARD Mediathek Eintrag bei Aviation Safety Network Barbara Meldung Nr 4 S 4 ff Garnisongeschichte Juterbog St Barbara e V August 2001 Barbara Meldung Nr 11 S 13 ff Garnisongeschichte Juterbog St Barbara e V Juli 2005Einzelnachweise Bearbeiten Kriegsgraber Buckow bei Petkus In Barbara Meldung Nr 12 April 2006 Ich weiss nicht ob ich das erzahlen darf In Welt Online 12 Oktober 2022 Fur ein Filmprojekt sollen Kriegsgraber bei Glienig geoffnet werden In Lausitzer Rundschau online 1 September 2021 In Dahme Spreewald begraben warum das Schicksal von Hitlers Starregisseur Hans Steinhoff ungeklart bleibt In Lausitzer Rundschau online 21 Oktober 2022 Der letzte Flug Ein deutsches Geheimnis In arte Mediathek Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abschuss einer Ju 52 am 20 April 1945 amp oldid 237234813