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Das Cafe Museum ist ein Kaffeehaus in der Operngasse 7 im 1 Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt das am 19 April 1899 eroffnet und rasch zu einem Treffpunkt der Wiener Kunstler wurde Die ursprungliche Innenausstattung gestaltete Adolf Loos LogoCafe Museum Aussenansicht von der Operngasse 2012Cafe Museum Schanigarten an der Friedrichstrasse 2011Wiederhergestellte Einrichtung von Josef Zotti 2012Wiederhergestellte Einrichtung von Adolf Loos 2009Teile der originalen Zotti Einrichtung wurden 2003 im Zuge des Umbaus ins Mobelmuseum Wien ubernommenCafe Museum in den 1930er Jahren Original Einrichtung von Josef Zotti Cafe Museum Originaleinrichtung von Adolf Loos Aufnahme vor dem Ersten WeltkriegCafe Museum Blick in den ruckwartigen Teil des Billardsaales 1899Gibson Zimmer im Cafe Museum 19 April 1899 Tag der Eroffnung des Cafe Museum Adolf Loos am rechten Bildrand stehend Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Architekt 1 2 Konzept und Ausstattung 1 3 Namensgebung 1 4 Spitzname 1 5 Stammgaste 1 6 Umgestaltungen 2 Kaffeehaus Lesungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenArchitekt Bearbeiten Das Eckgebaude Friedrichstrasse Operngasse wurde 1872 nach Planen des Architekten Otto Thienemann erbaut 1 Max Fabiani Architekt der Urania hatte vom Besitzer des Kaffeehauses den Auftrag erhalten ein neues Lokal im Haus Ecke Friedrichstrasse Operngasse einzurichten Fabiani aber uberzeugte den Kaffeehausbesitzer in selbstloser Weise davon dass der junge und bis dahin fast ausschliesslich als Kunstkritiker tatige Adolf Loos diese Aufgabe am besten erfullen konne Fabiani hatte damit dem Architekten Adolf Loos dessen ersten bedeutenden Auftrag vermittelt die Einrichtung des Cafe Museum Konzept und Ausstattung Bearbeiten Adolf Loos vertrat die Auffassung dass ein Architekt sich auf das Funktionale zu beschranken habe und kunstlerische Gestaltungsversuche an Gebrauchsgegenstanden unangemessen seien Er gestaltete daher das Cafe Museum betont schlicht was zur Zeit seiner Eroffnung als revolutionar galt 2 Er benotigte fur seine Cafe Ausstattung mit der er sich an den Kaffeehausern des Biedermeiers orientierte glatte Wande Messingleisten Marmortische mit Holzfussen Bugholz und Korbstuhle Gluhlampenfassungen an Stromdrahten mit Gluhlampen ohne Lampenschirme Rohren die sowohl als Gasleitungen als auch als Kleiderstangen genutzt wurden Spiegel zur Raumvergrosserung sowie gerahmte Drucke des amerikanischen Kunstlers Charles Dana Gibson fur das sogenannte Gibson Zimmer Mit der Einrichtung des Gibson Zimmers im Cafe Museum stellte Loos nachdrucklich seine Vorliebe fur Amerika unter Beweis Wenige Jahre spater erneuerte er den Beweis fur dieses Faible mit der Ausstattung der American Bar im Karntner Durchgang im 1 Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt Mit Marmortisch und Bugholzstuhl propagierte Adolf Loos im letzten Jahr des 19 Jahrhunderts die klassischen Einrichtungsgegenstande fur die Kaffeehauser des 20 Jahrhunderts Aber nicht nur fur Kaffeehauser diente das Cafe Museum als verbindliches Vorbild sondern fur samtliche moderne Inneneinrichtungen der nachfolgenden Epochen So hatte die Verwendung der geraden ungedrechselten Billardtischbeine die sich ihrerseits wieder an den Billardtischbeinen des Biedermeiers orientierten nachhaltige Wirkung auf die Klavierflugelbeine die von da an geradlinig und ungedrechselt gestaltet wurden Das Spielzimmer im Cafe Museum wurde von Richard Seifert arrangiert Dessen Gesamtausfuhrung hatte die Hofbillardfabrik Heinrich Seifert amp Sohne ubernommen 3 Namensgebung Bearbeiten Ludwig Frisch der erste Cafetier des Cafe Museum betrieb zuvor ein Cafe zum Museum in der Babenbergerstrasse 5 hinter dem Kunsthistorischen Museum und ubertrug den alten Namen etwas vereinfacht auf sein am 19 April 1899 eroffnete neues Lokal in der Friedrichstrasse 3 In der Nahe des neuen Lokals befand sich nun kein Museum mit alten Kunstwerken mehr sondern ganz im Gegenteil Nicht weit davon hatte sich die damals modernste und provokanteste Ausstellungshalle Wiens etabliert die Wiener Secession Spitzname Bearbeiten Schon bald nach Eroffnung des Lokals im Fruhjahr 1899 entdeckten die Kunstler des am 12 November des Vorjahres eroffneten Secessionsgebaudes das Cafe Museum als ihren Treffpunkt Binnen kurzem wurde das Cafe deshalb etwas ungerechtfertigt abwertend Secessionisten Tschecherl 4 genannt Es entstand somit gewissermassen ein Treppenwitz der Kunst und Kulturgeschichte Ein erklarter Gegner der Secessionisten Adolf Loos hatte deren Lieblingslokal eingerichtet Stammgaste Bearbeiten Zu den Stammgasten des Cafes zahlten im fruhen 20 Jahrhundert unter anderem Peter Altenberg Alban Berg Hermann Broch Elias Canetti Gustav Klimt Oskar Kokoschka Karl Kraus Franz Lehar Adolf Loos Robert Musil Joseph Maria Olbrich Leo Perutz Joseph Roth Roda Roda Egon Schiele Georg Trakl Otto Wagner und Franz Werfel Spater waren auch die Schriftsteller Elfriede Gerstl Albert Paris Gutersloh Ernst Jandl Elfriede Jelinek und Friederike Mayrocker sowie der Cartoonist Manfred Deix Stammgaste 5 6 Umgestaltungen Bearbeiten Der aus Tirol stammende Innenraumarchitekt und Chefdesigner der Prag Rudniker Korbwaren Fabrikation Josef Zotti Schuler des Architekten Josef Hoffmann erhielt 1914 den Auftrag eine Korbbalustrade um die Strassensitzplatze des Cafe Museum in der Friedrichstrasse zu entwerfen 1930 bis 1931 gestaltete er das Cafe tiefgreifend um Er installierte halbrunde Sitzlogen aus rotem Kunstleder entlang der Wande und kreierte so einen gemutlichen Wohnzimmercharakter was im Kontrast zum bisher kuhl wirkenden Innenraum stand 7 Ein Extrazimmer mit grossem Spiegel welches nicht mit Banken sondern lediglich mit Stuhlen und Tischen ausgestattet war fungierte bis in die 1990er Jahre als Anziehungspunkt fur lokale und internationale Schachspieler 8 9 Im Jahr 2003 wurde das Cafe Museum in Anlehnung an die ursprungliche Loos Gestaltung umgebaut 10 Teile der originalen Zotti Einrichtung wurden im Zuge des Umbaus ins Mobelmuseum Wien ubernommen Die Loos Rekonstruktion wurde allerdings einerseits wegen der fehlenden Authentizitat andererseits aufgrund der weniger gemutlichen Bestuhlung kritisiert 11 Betreffend die Umgestaltung im Jahr 2003 mit Implementierung des wiederhergestellten Loos Mobiliars und die damit einhergegangene Teuerung vermerkte der Wiener Zeitung Feuilletonist Johann Werfring ruckblickend im Jahr 2012 Aus dem Cafe Museum am Karlsplatz hat man im Jahr 2003 gemeinsam mit dem Zotti Mobiliar aus den 1930er Jahren auch die studentische und lebens kunstlerische Kundschaft hinauskomplimentiert 12 Den Schachspielern stand nach dem Umbau kein Platz mehr zur Verfugung Ende 2009 wurde das Cafe Museum geschlossen Nachdem schliesslich der Wiener Gastronom Berndt Querfeld das Kaffeehaus ubernommen hatte wurde es erneut umgebaut Da man den Nachbau der Loos Einrichtung als missgluckt empfunden hatte orientierte sich Architekt Hans Peter Schwarz bei der Umgestaltung wiederum an Josef Zotti Bei den gepolsterten halbrunden Banken handelt es sich um Rekonstruktionen die indes nicht wie im Original Zotti Design mit rotem Kunstleder sondern mit roten Samtbezugen ausgestattet sind In Anlehnung an das originale Zotti Interieur wurden auch rekonstruierte Metallkugel Lampen aus Chrom Nickelstahl in denen sich die Innenraume des Kaffeehauses spiegeln installiert Die Lichtquellen der Lampen befinden sich in den Kugeln die nach oben hin offen sind Durch die an der Decke angebrachten Halbkugeln wird das Licht in die Raume reflektiert 13 Am 18 Oktober 2010 wurde das Cafe Museum nach erfolgter Umgestaltung von Querfeld wiedereroffnet 14 15 Bei der Wiedereroffnung kundigten die neuen Besitzer an dass im Cafe Museum wieder an die alte Schachtradition angeknupft werden solle 13 16 was aber letztlich nicht umgesetzt wurde Heute finden im Cafe Museum 207 Gaste Platz Kaffeehaus Lesungen BearbeitenSeit Oktober 2011 finden im Cafe Museum regelmassig Kaffeehaus Lesungen statt 17 Zu den Schriftstellern die seither im Cafe Lesungen gehalten haben zahlen unter anderen Daniel Glattauer Christine Nostlinger Franzobel Lisa Lercher Armin Thurnher Susanne Scholl Gerhard Loibelsberger und Elfriede Hammerl 18 Literatur BearbeitenPeter Altenberg Zwei anglo saxonische Kunstler In Wiener Allgemeine Zeitung Wien 1 Janner 1899 S 4 Anonym Das neue Cafe Museum In Neues Wiener Journal Wien 19 April 1899 S 5 Ludwig Hevesi Kunst auf der Strasse In Fremdenblatt Wien 30 Mai 1899 S 13 f Ludwig Hevesi Moderne Kaffeehauser In Kunst und Kunsthandwerk 2 Jg Wien 1899 S 196 ff Heinrich Kulka Adolf Loos Das Werk des Architekten Wien 1931 S 27 f Abb 7 u 8 Burkhardt Rukschcio und Roland Schachel Adolf Loos Leben und Werk Salzburg 1982 Elias Canetti Das Augenspiel Lebensgeschichte 1931 1937 Munchen und Wien 1985 S 123 126 Schweigen im Cafe Museum Roberto Festi Josef Zotti architetto e designer 1882 1953 Katalog der Ausstellung in Trento Palazzo delle Albere 18 Dezember 1993 bis 6 Februar 1994 und in Wien Heiligenkreuzerhof 5 Mai bis 11 Juni 1994 S 146 und S 175f Tag Gronberg Coffeehouse Encounters Adolf Loos s Cafe Museum In Tag Gronberg Vienna City of Modernity 1890 1914 Bern 2007 S 69 96 Andrea Portenkirchner Die Einsamkeit am Fensterplatz zur Welt Das literarische Kaffeehaus in Wien 1890 1950 In Michael Rossner Hrsg Literarische Kaffeehauser Kaffeehausliteraten Bohlau Verlag Wien Koln und Weimar 1999 S 41f Johann Werfring Cafe Museum alias Cafe Nihilismus Artikel in der Wiener Zeitung Online Version vom 19 Marz 2001 Johann Werfring Cafe Museum museal Artikel in der Wiener Zeitung vom 5 Februar 2009 Beilage ProgrammPunkte S 7 Christian Kuhn Cafe Gespenst Artikel in der Tageszeitung Die Presse vom 3 Janner 2004 Beilage spectrum S IX Florian Holzer Die Wieder Dekonstruktion Artikel im Falter Nr 42 2010 vom 20 Oktober 2010 Archiv Link Cafe Museum ist 110 Artikel vom 31 Marz 2009 in der Tageszeitung Der Standard Hans Veigl Wiener Kaffeehausfuhrer Kremayr und Scheriau Wien 1994 ISBN 978 3 218 00587 6 Bartel F Sinhuber Zu Gast im alten Wien Erinnerungen an Hotels Wirtschaften und Kaffeehauser an Bierkeller Weinschenken und Ausflugslokale Amalthea Wien 1997 ISBN 3 85002 409 1 Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 93 S 438f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cafe Museum Sammlung von Bildern Webprasenz des Cafe Museum Webprasenz des Cafe Museum 2003 bis 2009 Loosrekonstruktion Memento vom 2 Juni 2008 im Internet Archive Cafe Museum im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Ute Woltron Eine Loos Falschung Das umgebaute Cafe Museum ORF O1 Diagonal Radio fur Zeitgenossen Zur Person Adolf Loos 16 Februar 2008 soma morgenstern at Cafe Museum PDF Datei 624 kB Cafe Museum auf stadtbekannt at Cafe Museum wieder offen Kurzfilm 2010 auf puls4 com Die von Loos gestaltete ursprungliche Innenausstattung auf habsburger net der Schloss Schonbrunn Kultur und BetriebsgesellschaftEinzelnachweise Bearbeiten Otto Thienemann In Architektenlexikon Wien 1770 1945 Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien Wien 2007 Architektenlexikon Adolf Loos Abgerufen am 12 November 2014 a b Neue Freie Presse vom 19 April 1899 S 14 pdf Unter einem Tschecherl verstand man in Wien zu jener Zeit laut dem Schriftsteller Vinzenz Chiavacci ein Local niedriger Sorte welches Arbeitern und Personen der unteren Stande als Aufenthaltsort dient Vgl Aus dem Gerichtssaale Was ist ein Tschecherl In Reichspost 31 Dezember 1897 S 9 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung rpt Der Begriff Tschecherl auch Tschocherl ist im Wienerischen nach wie vor gebrauchlich und zwar mit der Bedeutung kleines Kaffeehaus bzw kleines Gasthaus Vgl Robert Sedlaczek Worterbuch des Wienerischen Haymon Taschenbuch 4 Auflage Innsbruck und Wien 2014 ISBN 978 3 85218 891 1 S 271 Hans Haider Das Literatencafe Artikel auf austrians org Cafe Museum im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Bernhard Lichtenberger Wien Landtmann Chef ubernimmt Cafe Museum Artikel in der Tageszeitung Die Presse Online Version vom 7 Juli 2010 Johann Werfring Das letzte Alt Wiener Schachcafe Artikel in der Wiener Zeitung Online Version vom 26 Marz 2001 Johann Werfring Die Renaissance des Denksports In Wiener Zeitung vom 14 Februar 2009 Beilage Extra S 8 Christian Kuhn Cafe Gespenst Artikel in der Tageszeitung Die Presse vom 3 Janner 2004 Beilage spectrum S IX Johann Werfring Cafe Museum museal Artikel in der Wiener Zeitung vom 5 Februar 2009 Beilage ProgrammPunkte S 7 Johann Werfring Alt Wiener Refugium fur Nachtschwarmer Artikel in der Wiener Zeitung vom 4 Oktober 2012 Beilage ProgrammPunkte S 7 a b Plusch reloaded Das Wiener Cafe Museum hat wieder geoffnet Kleine Zeitung Online Version vom 18 Oktober 2010 abgerufen am 20 Marz 2015 solidbau at Cafe Museum Radikaler Umbau fur klassisches Wiener Kaffeehaus Memento vom 7 November 2014 im Internet Archive Neustart fur Cafe Museum Artikel auf wien orf at 7 Juli 2010 Cafe Museum in neuem Gewand In wien orf at vom 18 Oktober 2010 Abgerufen am 5 Januar 2015 Jubilaum Wir feiern 1 Jahr Literatur im Cafe Museum Jubilaumslesung In wissenswertes at 11 Oktober 2012 archiviert vom Original am 12 November 2014 abgerufen am 3 Mai 2023 Literatur im Cafe Museum Abgerufen am 12 November 2014 48 201111111111 16 367222222222 Koordinaten 48 12 4 N 16 22 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cafe Museum amp oldid 235674672