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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Regie im Bauwesen siehe Regieleistung Regie frz regie verantwortliche Leitung lat regere regieren ist die verantwortliche Leitung durch einen Regisseur Jener gestaltet eine Auffuhrung oder Sendung in der Darstellenden Kunst wesentlich also bei Theater Oper Film Horfunk und Fernsehen Dies umfasst die Werkdeutung Interpretation sowie die kunstlerische organisatorische und administrative Leitung der Einstudierung und Darstellung eines Werks durch die ausfuhrenden Kunstler Inszenierung Film oder Sendung Fernseh Regie Studio source source Beispiel von Regiearbeit im Horfunkstudio zwei Satze in zwei Tonlagen Liveubertragung von der Fussball Europameisterschaft 2008 Regie des Privatsenders RTL hier bei der Ausstrahlung von Punkt 12 Regieanweisungen sind jedoch nicht die Anweisungen des Regisseurs sondern die des Autors im vorliegenden Text oder Drehbuch Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Theaterregie 2 1 Geschichte der Theaterregie 2 2 Heutige Theaterregie in institutionellen Theatern 3 Filmregie 4 Ausbildung und Studium 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenUrsprunglich bezeichnete Regie eine indirekte Steuer im Wirtschaftssystem des Feudalismus Im kunstlerischen Bereich wurde der Begriff vermutlich erstmals in den Mannheimer Theaterprotokollen von 1785 benutzt bezeichnete dort aber eher die Tatigkeit des Inspizienten 1 Theaterregie BearbeitenDie Formen und Arbeitsweisen der Theaterregie konnen sehr unterschiedlich sein Sie hangen in hohem Masse von der Organisationsform des jeweiligen Theaters ab institutionelles Staats oder Stadttheater Freie Gruppe usw und reichen von der alleinigen kunstlerischen Verantwortung des Regisseurs bis zu kollektiven Formen der Arbeit bei denen alle Beteiligten Aufgaben der Regie ubernehmen Geschichte der Theaterregie Bearbeiten Theaterregie im heutigen Verstandnis wird erst seit dem Ende des 19 Jahrhunderts praktiziert Vorher kannte das Theater eine solche interpretatorische und gestalterische Funktion nicht Die Aufgabe des Regisseurs betraf lediglich die Organisation der ausseren Ablaufe einer Auffuhrung 2 Zwar gab es bereits im Theater der griechischen Antike die Choregen die bestimmte Aufgaben in der Organisation und Probenarbeit ubernahmen aber eine kunstlerisch gestaltende Rolle spielten sie nicht Die Einstudierung der Stucke ubernahmen die Dichter selbst Im deutschen Sprachraum ist die Bezeichnung Regisseur als Beschreibung fur eine Tatigkeit an den grossen Hof und Nationaltheatern erstmals im letzten Drittel des 18 Jahrhunderts nachgewiesen 3 Die Regisseure jener Zeit waren ausnahmslos altere Schauspieler die zusatzlich zu ihrer Buhnentatigkeit organisatorische und administrative Aufgaben ubernahmen Das Buhnengeschehen jedoch wurde von den Schauspielern selbst bestimmt zu deren Professionalitat es gehorte eine Rolle wirkungsvoll zu verkorpern Im 19 Jahrhundert entwickelte sich die Buhnentechnik rasant die Bedurfnisse des Publikums nach einer uberzeugenden Illusion im Theater wurden durch ausgefeilte Buhnenprospekte zum Beispiel bei den Meiningern und zunehmend raffinierte Buhnenbeleuchtung bedient Zugleich anderte sich der Stil der Schauspielkunst Mit aufkommendem Realismus und Naturalismus entstand die Tendenz zu einer lebensechten wahrhaftigen Darstellung der Figuren durch die Schauspieler Diese komplexen Aufgaben zu bundeln und mit Inspiration voranzutreiben war fortan die Aufgabe des Theaterregisseurs Es entstand ein Verstandnis von Theaterregie im Sinne der Autorschaft einer Inszenierung die die Handschrift des Regisseurs tragt und eine gewisse Autonomie gegenuber der literarischen Vorlage erlangt Regisseure die dieses Bild durchsetzen halfen waren beispielsweise Otto Brahm und Max Reinhardt Zum Symbol fur die gestaltende Kraft der Regie die ein sattsam bekanntes Stuck wie Shakespeares Ein Sommernachtstraum zu einem nie so gesehenen Erlebnis macht wurde Max Reinhardts Inszenierung dieses Stuckes Der Sommernachtstraum war deshalb ein Ausgangspunkt weil Reinhardt hier seine Idee vom festlichen prangenden leichten und spielerischen Theater zum ersten Mal komplett verwirklicht seine Mittel erprobt und sich als ihr Herr erkannt hatte Epochemachend wurde Reinhardt betrieb und manifestierte hier die Emanzipation des Regisseurs Der Kontrolleur des Spielvorgangs wandelte sich zu seinem Schopfer 4 Um 1900 pladierten zahlreiche Theoretiker dafur das Theater vollstandig aus der Bindung an das Drama zu befreien etwa Edward Gordon Craig und Adolphe Appia und ein autonomes Theaterkunstwerk zu schaffen das ohne literarischen Autor auskommt und allein das Werk des Regisseurs ist 2 Letztlich verlief die Theaterentwicklung in Europa anders aber die Anerkennung dass die Inszenierung eine eigenschopferische autonome Leistung des Regisseurs und nicht lediglich eine nachgeordnete Interpretation des literarischen Werkes ist hat sich allgemein durchgesetzt Insofern ist der haufig pejorativ gebrauchte Begriff Regietheater ein Pleonasmus weil heute zumindest im europaischen institutionalisierten Theater keine Inszenierung mehr ohne das integrative Wirken eines Regisseurs denkbar ist Es gibt jedoch in Deutschland keine juristische Regelung die ein Urheberrecht des Regisseurs an seiner Inszenierungen bestatigt Auch die Freiheit des Regisseurs gegenuber der literarischen Vorlage ist ein heiss umstrittenes Thema wie das Verbot der Baal Inszenierung von Frank Castorf am Residenztheater Munchen durch die Brecht Erben zeigte 5 Fur die Oper war es der Komponist und Dirigent Gustav Mahler der als 1 Kapellmeister und Direktor der Wiener Hofoper zwischen 1900 und 1907 einen entscheidenden Durchbruch zur modernen Regie leistete In Zusammenarbeit mit dem Szenographen Alfred Roller setzte Mahler in Bezugnahme auf Richard Wagners Idee vom Gesamtkunstwerk die inhaltliche Einheit von musikalischer und szenischer Gestaltung durch 6 Heutige Theaterregie in institutionellen Theatern Bearbeiten Im institutionellen Theater ist die Regie heute die entscheidende kunstlerische Kraft bei der Erarbeitung einer Inszenierung Der Regisseur arbeitet eng mit allen Beteiligten zusammen fallt aber letztendlich die wesentlichen Entscheidungen In seiner Hand laufen alle Prozesse zusammen Neben Fantasie und Kreativitat sind deshalb technisches Verstandnis Organisationstalent und vor allem Durchsetzungsvermogen wichtige Eigenschaften eines Theaterregisseurs Der Prozess der Regiearbeit ist nicht einheitlich und in seinem Ablauf nicht strikt festgelegt 7 er hangt in hohem Masse von den Arbeitstechniken und gewohnheiten der beteiligten Kunstler ab Dennoch lassen sich bestimmte Abschnitte des Produktionsprozesses beschreiben die fur fast alle Regie Arbeiten zutreffen Der erste Schritt bei der Erarbeitung einer Inszenierung ist die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung des Probenprozesses Dazu gehoren Recherchen zum Stuck bzw zum Thema der Inszenierung die in der Regel in Zusammenarbeit mit dem Dramaturgen geleistet werden Haufig erstellt der Dramaturg eine Strichfassung des Stuckes die mit dem Regisseur abgestimmt wird und schon bestimmte konzeptionelle Akzente setzt An deutschen Staats und Stadttheatern wird auch die Besetzung des Spielensembles mit dem Dramaturgen vorbereitet und mit der jeweiligen kunstlerischen Leitung des Theaters abgestimmt 8 Des Weiteren umfasst die Vorbereitung die Diskussion mit den Verantwortlichen fur Buhnen und Kostumbild die eng mit dem Regisseur zusammenarbeiten und ein Buhnenbild bzw Figurinen fur die Kostume entwickeln In der Oper gehort auch die Abstimmung uber inhaltlich interpretatorische Ziele mit dem Dirigenten der Auffuhrung zu den vorbereitenden Arbeiten Dann wird in der Regel ein Probenplan erstellt der den Probenprozess bis zur Premiere strukturiert Die Probenarbeit beginnt mit einer Lese bzw Konzeptionsprobe in der der Regisseur dem Ensemble seine inhaltlich konzeptionellen Absichten erlautert Der Buhnenbildner stellt das Buhnenbild vor haufig in Gestalt eines massstabsgerechten Modells und der Kostumbildner erlautert die Figurinen In der Regel wird danach das gesamte Stuck vom Spielensemble gelesen In den Proben erarbeitet der Regisseur gemeinsam mit den Schauspielern bzw Sangern Schritt fur Schritt szenische Losungen fur die Inszenierung Die Aufgabe des Regisseurs ist es dabei alle kunstlerischen Beteiligten zu kreativen Partnern zu machen 9 In der Regel unterbreitet der Regisseur Vorschlage was die konkrete Umsetzung einer Szene betrifft Es gibt jedoch auch Regisseure die das zunachst nicht oder nur hochst sparsam tun um die Schauspieler Sanger zur Kreativitat und Eigenverantwortlichkeit zu ermuntern 10 Sie geben nichts vor sondern bewerten die Vorschlage und Angebote der Schauspieler und wahlen diejenigen aus die fur die konzeptionellen Absichten am fruchtbarsten sind Die Vorstellung Theaterregie sei eine Art Dressurakt bei der die Schauspieler Sanger keinerlei Mitspracherecht haben gehort eindeutig der Vergangenheit an Eine fruchtbare Atmosphare herzustellen und das Zusammenspiel der individuellen Fahigkeiten der Schauspieler Sanger so zu organisieren dass keine unproduktiven Konflikte entstehen verlangt vom Regisseur Einfuhlungsvermogen und psychologisches Geschick Zunachst finden die Proben meist in einer markierten Dekoration auf einer Probebuhne statt Probendekoration TheaterIn der Oper werden diese Proben lediglich mit Klavier begleitet das Orchester probt separat Spater wechselt man auf die eigentliche Buhne Hier werden nach einiger Zeit Teilablaufe und schliesslich komplette Durchlaufe der gesamten Inszenierung geprobt um den Rhythmus festzulegen Szenen evtl zu straffen und den Erzahlfluss auf Logik und Stringenz zu uberprufen Wichtiger Gesprachspartner fur den Regisseur ist bei diesen Proben der Dramaturg der dem Regisseur mit seiner Beschreibung des Probenergebnisses ein moglichst objektives feedback geben sollte Der Endprobenprozess beginnt mit der Technischen Einrichtung bei der das originale Buhnenbild aufgebaut wird gefolgt von den Beleuchtungsproben auf der alle Beleuchtungs Stimmungen erarbeitet werden Es folgen die Hauptproben in der Oper Orchesterhauptproben bei denen Akteure Buhnenbild Kostume Maske Licht Ton Spezialeffekte usw in ihrem Zusammenwirken geprobt werden Der Regisseur Peter Zadek beschreibt es sei das Schwierigste bei Endproben die Inszenierung zu erhalten und sie nicht von der Technik zerstoren zu lassen 11 Diese Koordination der technischen mit den kunstlerischen Ablaufen ist einer der anfalligsten Momente im Probenprozess nicht zuletzt deshalb weil die Endproben in ihrem Ablauf streng festgelegt sind und es kaum Zeit fur grosse Korrekturen gibt wenn sich herausstellt dass etwas nicht funktioniert Haufig sind die Schauspieler Sanger durch das Hinzukommen des technischen Apparates zunachst verunsichert Sogar schon lange fixierte Probenergebnisse konnen sich plotzlich verschlechtern Hier ist es die Aufgabe des Regisseurs psychologisch stabilisierend zu wirken und die Losung technischer Probleme moglichst von den ausubenden Kunstlern fernzuhalten Die Generalprobe soll in der Regel ablaufen wie eine Vorstellung das heisst ohne Unterbrechungen durch den Regisseur Mit der Premiere ist der Arbeitsprozess abgeschlossen Die kunstlerische Betreuung der Vorstellungen ubernimmt meist ein Regieassistent oder ein Abendspielleiter 12 Filmregie Bearbeiten Hauptartikel Filmregisseur und Mise en Scene Film Regie steht fur verantwortliches Leiten in eigener Regie d h eigenstandiges Verwalten und Managen Bei Film und Fernsehen kommt der Technik in der Regiearbeit ein grosseres Gewicht zu als im Theater Ausbildung und Studium BearbeitenEine Ausbildung oder Studium im Regiefach wird an staatlichen Film und Theaterhochschulen sowie an privaten Institutionen angeboten Eine zum Teil mehrtagige Aufnahmeprufung ist der Regelfall Das Erlernen der notwendigen Fahigkeiten uber Hospitanzen Regieassistenzen oder Volontariate ist ublich und gehort mitunter zu den Zugangsvoraussetzungen fur die Aufnahme an den entsprechenden Hochschulen Theater bzw Filmregie kann u a an folgenden Institutionen studiert werden Akademie fur Darstellende Kunst Baden Wurttemberg Ludwigsburg Theaterregie Filmakademie Baden Wurttemberg Ludwigsburg Filmregie Filmuniversitat Babelsberg Konrad Wolf Potsdam Medienstadt Babelsberg Filmregie Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main Theaterregie Hochschule fur Musik und Theater Hamburg Regie Musiktheater Regie Schauspiel Hochschule fur Schauspielkunst Ernst Busch Berlin Theaterregie Zurcher Hochschule der Kunste Zurich Filmregie Theaterregie Siehe auch BearbeitenRegisseur Regiekonzept Regietheater Choreografie Dialogregie FilmhochschuleLiteratur BearbeitenOswald Panagl Opernregie In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 David Mamet Die Kunst der Filmregie Alexander Verlag Berlin 2009 ISBN 3 89581 032 0 Sidney Lumet Michael Schmidt Filme machen Vom Drehbuch zum fertigen Film Autorenhaus Verlag 2006 ISBN 3 86671 001 1 Nicole Gronemeyer Bernd Stegemann Regie Verlag Theater der Zeit Berlin 2009 ISBN 3 940737 33 X Boris von Poser Traumberuf Regisseur Henschelverlag Berlin 2011 ISBN 3 89487 687 5 Jorg von Brincken Andreas Englhart Einfuhrung in die moderne Theaterwissenschaft Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2008 ISBN 978 3 534 19099 7 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Regie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Berufsbild des Regisseurs abgerufen am 11 Marz 2022Einzelnachweise Bearbeiten Christoph Trilse Klaus Hammer Rolf Kabel Hrsg Theaterlexikon Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1977 S 435 a b Curt Bernd Sucher Hrsg Theaterlexikon Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1996 Band 2 ISBN 3 423 03323 1 S 349 f Jens Roselt Hg Regie im Theater Alexander Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 89581 344 3 S 15 Gunther Ruhle Theater in Deutschland 1887 1945 S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 068508 7 S 112 Jan Froehlich Es lebe die Freiheit der Kunst abgerufen am 11 Marz 2022 zitiert nach Jens Malte Fischer Gustav Mahler Der fremde Vertraute Biographie Paul Szolnay Verlag Wien 2003 ISBN 3 552 05273 9 S 509 527 Brincken Englhart Einfuhrung in die moderne Theaterwissenschaft S 31 siehe Literatur Brincken Englhart Einfuhrung in die moderne Theaterwissenschaft S 33 siehe Literatur Brincken Englhart Einfuhrung in die moderne Theaterwissenschaft S 34 siehe Literatur Stefan Kirschner Matthes uber Gosch Wie gahnt man Tschechow richtig In welt de 29 April 2009 abgerufen am 11 Marz 2022 Peter Zadek Menschen Lowen Adler Rebhuhner Theaterregie Koln 2003 S 52 Brincken Englhart Einfuhrung in die moderne Theaterwissenschaft S 35 f siehe LiteraturNormdaten Sachbegriff GND 4177403 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regie amp oldid 230455850