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Ludwig I von Boyneburg zu Lengsfeld 1466 in Gerstungen 1537 in Felsberg war ein thuringisch hessischer Adeliger und Ministeriale der unter den Landgrafen Wilhelm II und Philipp I von Hessen verschiedene hohe und hochste Staatsamter innehatte Rat Landvogt an der Werra Hofmeister Statthalter an der Lahn Hofrichter Landhofmeister und Vormundschaftsregent Er wurde Begrunder der zur schwarzen Fahne gehorigen und reich beguterten Linie der Boyneburg zu Lengsfeld und Weilar und des auf der Altenburg an der Eder beheimateten Familienzweigs 1 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Erbe 3 Leben 4 Ehen und Nachkommen 5 Fussnoten 6 Literatur 7 WeblinksFamilie BearbeitenLudwig von Boyneburg war ein Spross des zur schwarzen Fahne gehorigen Zweigs der Familie von Boyneburg zu Gerstungen zweiter Sohn des Otto II von Boineburg 1466 auf der Felsburg 2 und dessen Ehefrau Anna geb von Lugelin Anna war die Erbtochter des 1480 verstorbenen Andreas von Lugelin zu Felsberg dem letzten mannlichen Spross seines Geschlechts 3 4 und der Merge Margarethe von Storndorf Erbe BearbeitenUber seine Mutter Anna erbte Ludwig Felsberg und die Allod und Lehnsguter dieser Familie in der Umgebung 1498 erhielt er vom Grafen Wilhelm IV von Henneberg auch Lehen zu Weilar Durch seine Heirat mit Mathilde von Herda zu Brandenburg Enkelin des fuldischen Hofmarschalls Philipp von Herda im Jahre 1490 erwarb er 1523 auch den grossten Teil der Stamm und fuldischen Lehnguter dieser Familie die Herrschaft Lengsfeld Leben BearbeitenUber Ludwigs Jugend ist nahezu nichts bekannt Im Jahre 1493 ist er als Rat des Landgrafen Wilhelm II von Hessen und Landvogt an der Werra bekundet 1494 als Hofmeister des Landgrafen Im Oktober 1496 leitete er eine Brautwerber Gesandtschaft die in Nancy einen Ehevertrag zwischen dem Landgrafen und Jolanthe einer Tochter des Grafen Friedrich II von Vaudemont und Schwester des Herzogs Rene von Lothringen aushandelte 1497 wurde er auch Rat des Erzbischofs und Kurfursten von Koln Hermann IV einem Onkel des Landgrafen Nach dem Tod des Landgrafen Wilhelm III in Februar 1500 der Oberhessen regiert und in Marburg residiert hatte und ohne legitime Erben verstarb fiel dessen Herrschaftsgebiet an seinen Vetter Wilhelm II in Kassel der damit Hessen wieder in einer Hand vereinte Dieser ernannte Ludwig von Boyneburg 1502 zu seinem Statthalter an der Lahn und 1505 zum Hofrichter mit Amtssitz im Marburger Schloss Boyneburg wurde zu einem der wichtigsten Ratgeber des Landgrafen 1506 erwarb Boyneburg der bereits seit 1504 gemeinsam mit einem Bruder Hermann die Krayenburg als Lehen des ernestinischen Herzogtums Sachsen Eisenach besass auch Gehaus In einem 1506 ausgefertigten Testament bestimmte Landgraf Wilhelm II der ab 1504 zunehmend an den Folgen einer Syphilis Erkrankung litt einen funfkopfigen Regentschafts und Vormundschaftsrat bestehend aus dem Hofmeister Konrad II von Wallenstein dem Statthalter an der Lahn Ludwig von Boyneburg dem Amtmann zu Vacha Konrad von Mansbach Rudolph von Weiblingen 5 und dem Dechanten Heinrich Ruland des Martinsstifts zu Kassel fur seine 21 jahrige zweite Frau Anna 1485 1525 die er nach dem im Fruhjahr 1500 erfolgten Kindbett Tod seiner ersten Gemahlin geheiratet hatte und seine Kinder Elisabeth und den erst 2 jahrigen Philipp 1504 1567 sowie uber seinen alteren Bruder Wilhelm I und dessen Gemahlin Anna von Braunschweig 6 Dieses Testament wurde aber bereits im Januar 1508 wohl auf Betreiben der Landgrafengattin dahingehend geandert dass neben Wilhelms Onkel Erzbischof Hermann IV von Koln der im September 1508 starb sie selbst als oberster Vormund und Regentin eingesetzt und ihr nur noch drei Rate Graf Philipp II von Waldeck Eisenberg Konrad von Mansbach und Dechant Ruland beigeordnet wurden 7 Nach anderen Quellen waren die Ratsmitglieder Konrad von Mansbach Heinrich Ruland Peter von Treisbach der Kanzler des 1500 verstorbenen Landgrafen Wilhem III von Oberhessen und Hermann IV Riedesel zu Eisenbach 8 Annas Anspruch auf die Regentschaft wurde jedoch von den hessischen Landstanden und den seit 1373 durch Erbverbruderung erbberechtigten Wettiner Herzogen von Sachsen nicht anerkannt Sofort nach Wilhelms Tod im Juli 1509 erhob sich eine starke vor allem von der Ritterschaft getragene standische Opposition Am Spiess der damaligen Statte der hessischen Landtage kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung mit Anna das zweite Testament fand dort keine Anerkennung und der Landgrafenwitwe wurde ein neunkopfiger standisch zusammengesetzter Regentschaftsrat unter Fuhrung des zum Landhofmeister gewahlten Ludwig von Boyneburg aufgezwungen 9 Die sachsischen Herzoge unterstutzten dieses Vorgehen und im Februar 1510 ernannten sie Boyneburg und Dietrich von Cleen den Landkomtur der Ballei Hessen und spateren Deutschmeister zu Vormundschaftsverwaltern des jungen Thronfolgers Philipp und dessen geisteskranken Onkels Wilhelm I Kaiser Maximilian gab dazu seine Zustimmung 10 Von 1509 bis Anfang 1514 regierte Ludwig von Boyneburg der seinen Wohnsitz im Kasseler Landgrafenschloss nahm die Landgrafschaft zunehmend selbstherrlich und dies fuhrte dazu dass sich der Regentschaftsrat zerstritt und spatestens 1513 einige der machtigsten Adligen auf die Seite der Landgrafenwitwe wechselten die ihnen dabei grosse politische Zugestandnisse machte Nach offenem Aufruhr in mehreren Stadten darunter Homberg und Marburg legte Boyneburg nach dem am 9 Januar 1514 gehaltenen Landtag zu Felsberg sein Amt nieder ubergab dem stadtischen Rat zu Kassel den Prinzen Philipp das Schloss Siegel Register und Kassen verliess das Land und zog sich auf die Krayenburg in Thuringen zuruck 11 Anna bestellte Konrad II von Wallenstein zum Landhofmeister der dieses Amt bereits unter Wilhelm II innegehabt hatte Eberhard von Heusenstamm zum Hofmeister und Philipp von Meysenbug zum Hofmarschall Sie regierte noch uber das Jahr 1518 hinaus in dem ihr Sohn Philipp im Alter von 13 Jahren durch Kaiser Maximilian fur volljahrig erklart wurde ohne jemals offiziell als Regentin anerkannt worden zu sein Philipp behielt zunachst noch seine Mutter und ihre Rate bei sich entzweite sich jedoch ab der Wiederverheiratung Annas mit dem Grafen Otto von Solms Laubach 1496 1522 im Jahre 1519 von ihr Anna nutzte ihre Macht um Ludwig von Boyneburg in Hessen praktisch zu enteignen Er wurde geachtet und Anna und ihre Rate sandten ihm einen Fehdebrief in dem ihm die am Spiess 1509 getroffenen Vereinbarungen gekundigt wurden Seine Guter in den Amtern Felsberg Gudensberg Homberg Immenhausen Sontra Vacha und Schmalkalden wurden beschlagnahmt zusammen mit 600 Goldgulden Zins und 1000 Viertel 12 Korn an jahrlichen Einkunften und seine kurz zuvor erworbene Pfandschaft auf Schloss und Amt Sichelnstein wurde fur nichtig erklart 13 Boyneburg kampfte in der Folgezeit von der Krayenburg aus um seine Rechtfertigung und die Ruckerstattung seiner hessischen Besitzungen und kummerte sich ansonsten um seine Herrschaft Lengsfeld In dieser Zeit erhoben sich wahrend des Bauernkriegs auch in Thuringen die Bauern und Handwerker Im April 1525 zog der sogenannte Werrahaufen mit knapp 10 000 Aufstandischen das Werratal aufwarts und lagerte am 23 April 1525 vor der Stadt Lengsfeld Boyneburg musste die Zwolf Artikel der Bauern unterschreiben ihnen 500 Meissnische Gulden zahlen und den Werrahaufen als Geisel auf dessen weiterem Zug nach Meiningen begleiten Dort zwangen sie am 3 Mai auch den Grafen Wilhelm IV von Henneberg Schleusingen zur Unterschrift der Zwolf Artikel und gingen dann auseinander Boyneburg unterstutzte danach die Gefangennahme und Hinrichtung der Anfuhrer des Aufstands Hinsichtlich Boyneburgs hessischen Anspruchen wurde bei einer Zusammenkunft zwischen hessischen und sachsische Raten in Kassel im Jahre 1521 noch keine Einigung erzielt Ludwigs junger Sohn Georg 1504 1564 mit dem der junge Landgrafenensohn Philipp und dessen Schwester Elisabeth im boyneburgischen Haushalt bis 1514 erzogen worden waren befand sich zu dieser Zeit bereits im Gefolge Philipps was ein erstes Zeichen einer wohl beabsichtigten Rehabilitierung des Vaters war Aber erst nach dem Tod Annas im Mai 1527 wagte Landgraf Philipp die vollstandige Wiedergutmachung fur die durch seine Mutter verursachten Beleidigungen Vermogens und Ertragsverluste seines einstigen Vormunds und Erziehers Noch im selben Jahr gab ihm Philipp seine fruheren Besitzungen und Amter zuruck hinzu gab er ihm die Anwartschaft auf die Burg Altenburg bei Felsberg verbunden mit der Pflicht zu deren Wiederaufbau und die dazugehorigen Guter in Boddiger Maden Rhunda etc an den nun wieder als Hofrichter und Statthalter an der Lahn eingesetzten und im Marburger Schloss residierenden Ludwig von Boyneburg 14 Die Altenburg samt Zubehor kam allerdings erst nach dem Tod Heinrichs von Holzheim dem letzten seines Geschlechts auf der Altenburg und auch dem Tod Ludwigs von Boyneburg im Jahre 1537 an die Boyneburger Ludwigs 1518 geborener Sohn Ludwig III aus seiner zweiten Ehe mit Elisabeth von Meysenbug ein alterer Halbbruder gleichen Namens war bereits 1529 verstorben erbte die Altenburg und den Familienbesitz in und bei Felsberg In seinen letzten Amtsjahren war er im Marz 1530 mit seinem Sohn Georg auf dem Reichstag zu Worms und 1530 31 war an den Beratungen zur Bildung des Schmalkandischen Bunds beteiligt Am 12 Marz 1533 legte er seine Amter als Rat Statthalter in Marburg und Hofrichter nieder und ging auf seine Burg Lengsfeld In der Folge nannte er sich von Boyneburg zu Lengsfeld und dieser Name vererbte sich in seinem Zweig der Boyneburger Ludwig von Boyneburg starb im Jahre 1537 ob in Felsberg oder Lengsfeld ist nicht klar In seinem 1536 verfassten Testament verteilte er seinen betrachtlichen Besitz an Allod und Lehnsgutern an seine uberlebenden Kinder Ehen und Nachkommen BearbeitenLudwig I von Boyneburg war zweimal verheiratet 1 Mathilde Mechthildis von Herda aus dem Haus Brandenburg um 1469 nach 1508 Tochter des Raban von Herda zu Brandenburg Hessischer Rat und Statthalter in Kassel und der Katharina von Hutten Dieser Ehe entsprangen funf Tochter und drei Sohne Wilhelm 1490 1525 Margarethe 1570 Ludwig Schwertzell von Willingshausen Ludwig 1497 1529 1517 Anna Schenk zu Schweinsberg Anna 1527 Wilhelm von Hopfgarten Magdalene 1528 Martin von Haun Katharina 7 November 1555 Friedrich IV Schlitz gen von Gortz 1560 Barbara 1531 Reinhard von Eschwege Georg 1504 1564 hessischer und sachsischer Rat und Diplomat 2 Elisabeth von Meysenbug Tochter des Wilhelm von Meysenbug und der Gertrud Eckbrecht von Durkheim Aus dieser Ehe stammten ein Sohn und zwei Tochter Agnes 1549 Georg Wolfgang von Breidenbach zu Breidenstein Tochter N N Ludwig III 1535 1568 Amtmann in Homberg Ohm Anna von CalenbergFussnoten Bearbeiten Dietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Funfter Band Perthes Kassel 1835 S 375 376 books google de Mit Heinrich und Otto II teilte sich die Schwarze Fahne im Jahre 1489 in zwei Zweige Heinrich erhielt das vom Herzogtum Sachsen Eisenach an die Boyneburg verpfandete Amt Gerstungen Otto bekam das Amt Wildeck und das sogenannte Boyneburgische Gericht J S Esch J G Gruber Hrsg Allgemeine Enzyclopadie der Wissenschaften und Kunste Zwolfter Theil Gleditsch Leipzig 1824 S 176 books google de Auch Lungel oder Lugeln Landau bezeichnete sie wohl falschlich als Erbtochter des ehemaligen Rats und Amtmanns zu Vacha Hermann Lugelin Georg Landau Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer Zweiter Band Luckhard Kassel 1833 S 195 books google de Weiblingen war von 1501 bis 1514 Kammermeister in Kassel erst unter Landgraf Wilhelm II dann unter der Regentschaftsregierung Danach war er Marschall der Abtei Fulda Wolfgang Breul Kunkel Herrschaftskrise und Reformation Die Reichsabteien Fulda und Hersfeld ca 1500 1525 Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 71 Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1998 ISBN 3 579 01739 X S 148 Fn 161 books google de Laut anderen Quellen waren die Mitglieder dieses Vormundschaftsrats Konrad von Wallenstein der Marschall Friedrich Trott Ludwig von Boyneburg Konrad von Mansbach und Rudolf von Waiblingen Siehe Tim Neu Die Erschaffung der landstandischen Verfassung Kreativitat Heuchelei und Reprasentation in Hessen 1509 1655 Bohlau Koln Weimar Wien 2013 ISBN 978 3 412 20980 3 S 102 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 24 Juni 2023 Dietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Dritter Theil Erste Abtheilung Kassel 1827 S 204 books google de Tim Neu Die Erschaffung der landstandischen Verfassung Kreativitat Heuchelei und Reprasentation in Hessen 1509 1655 Bohlau Koln Weimar Wien 2013 ISBN 978 3 412 20980 3 S 102 Dietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Dritter Theil Erste Abtheilung Kassel 1827 S 207 books google de Dietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Dritter Theil Erste Abtheilung Kassel 1827 S 208 books google de Dietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Dritter Theil Erste Abtheilung Kassel 1827 S 231 books google de Wohl vier Metzen oder etwa 26 Liter Dietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Dritter Theil Erste Abtheilung Kassel 1827 S 231 232 books google de Georg Landau Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer Zweiter Band Luckhard Kassel 1833 S 194 books google de Literatur BearbeitenDietrich Christoph von Rommel Geschichte von Hessen Dritter Theil Erste Abtheilung Kassel 1827 Rommel S 204 246 books google de J S Esch J G Gruber Hrsg Allgemeine Enzyclopadie der Wissenschaften und Kunste Zwolfter Theil Gleditsch Leipzig 1824 S 176 books google de Franz Gundlach Hrsg Die hessischen Zentralbehorden von 1247 bis 1604 Band 3 Elwert Marburg 1930 S 29 30 Weblinks BearbeitenBoyneburg zu Lengsfeld Ludwig von Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Ludwig I von Boineburg Ausschnitt aus Kapitel IV der Familienchronik des Hauses Boyneburg von Desiree Boyneburg Normdaten Person GND 117751499 lobid OGND AKS VIAF 3256487 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boyneburg Ludwig I vonALTERNATIVNAMEN Boyneburg Ludwig I von Boineburg Ludwig von Boineburg Ludwig I vonKURZBESCHREIBUNG Hessen Kasseler StaatsmannGEBURTSDATUM 1466GEBURTSORT GerstungenSTERBEDATUM 1537STERBEORT Felsberg Hessen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig I von Boyneburg amp oldid 234969175