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Das Amt Gerstungen war eine Gerichts und Verwaltungseinheit des geistlichen Furstentums Fulda und spater eine territoriale Verwaltungseinheit des Herzogtums Sachsen Eisenach Ab 1741 gehorte es zum Herzogtum Sachsen Weimar Eisenach welches 1815 zum Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach wurde Bis zur Verwaltungs und Gebietsreform des Grossherzogtums Sachsen Weimar Eisenach im Jahr 1850 und der damit verbundenen Auflosung bildete es als Amt den raumlichen Bezugspunkt fur die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste fur Polizei Rechtsprechung und Heeresfolge Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Angrenzende Verwaltungseinheiten 3 Geschichte 3 1 Kloster Fulda 3 2 Landgrafen von Thuringen und Sachsen Eisenach 3 3 Grenzstreitigkeiten zwischen Sachsen Eisenach und Hessen 3 4 Zugehorigkeit zu Sachsen Weimar Eisenach 4 Zugehorige Orte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographische Lage Bearbeiten nbsp Das Amt Gerstungen im Furstentum Eisenach im 18 JahrhundertDas Gebiet des Amts Gerstungen lag im Berka Gerstunger Becken am linken Ufer der mittleren Werra am westlichen Rand des Thuringer Waldes Ein Gebirgsauslaufer der nach seiner hochsten Erhebung Boller heisst liegt am rechten Werraufer und trennte das Amt vom brandenburgischen Gericht des Amts Wartburg Eisenach Westlich des Amts liegt das Richelsdorfer Gebirge im Sudwesten der Seulingswald Nachdem vier Orte im mittleren Amtsgebiet im Jahr 1733 an Hessen gelangt waren ragte dieser hessische Zipfel mit der Exklave Obersuhl des Amts Rotenburg nach Thuringen und teilte das Amt Gerstungen in zwei Halften Der sudliche Amtsteil mit Grossensee und Dankmarshausen war seitdem halbinselformig von hessischem Gebiet umschlossen Wahrend seiner Zugehorigkeit zum Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach lag das Amt im Eisenacher Kreis Das Amtsgebiet liegt heute im Westen des Freistaats Thuringen und gehort zu den Orten Gerstungen Grossensee und Dankmarshausen im Wartburgkreis Die vier hessischen Orte gehoren heute zu Heringen Werra Kleinensee zu Wildeck Bosserode und Rassdorf sowie zu Nentershausen Suss Angrenzende Verwaltungseinheiten BearbeitenExklave Obersuhl zum Amt Rotenburg Landgrafschaft Hessen Kassel Amt Sontra Landgrafschaft Hessen Kassel Amt Sontra Landgrafschaft Hessen Kassel nbsp Amt Eisenach Herzogtum Sachsen Eisenach Amt Rotenburg Landgrafschaft Hessen Kassel Amt Friedewald Landgrafschaft Hessen Kassel Amt Hausbreitenbach hess sachs Kondominium ab 1733 zum Herzogtum Sachsen Weimar Eisenach Geschichte BearbeitenKloster Fulda Bearbeiten Als erste urkundliche Erwahnung Gerstungens gilt eine im Codex Eberhardi entstand im 12 Jahrhundert erwahnte Schenkung des Ortes an das 744 gegrundete Kloster Fulda durch den frankischen Konig Karlmann Um 1015 bestand ein fuldischer Oberhof in Gerstungen Fur die Region stets bedeutsam war die Lage an einer alten Heer und Handelsstrasse der sogenannten Kurzen Hessen Von Friedewald kommend fuhrte eine Wegvariante uber Grossensee nach Gerstungen Mit der Burg Gerstungen sicherte man zu dieser Zeit den Werraubergang uber die diese Handelsstrasse weiter in Richtung Eisenach verlief 1 2 Durch Untersuhl fuhrte eine der zahlreichen Nurnberger Strassen Geleitschutz wurde ebenfalls von der Gerstunger Burg aus spater Schloss genannt gewahrt wozu die Untersuhler Kirche in Form eines Wehrturmes mit Filialturmen als Auslug nach allen Seiten gedient haben durfte Zum Gerstunger Schlossturm bestand Sichtkontakt Nach kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kloster Fulda und den Thuringer Landgrafen konnten die Burg Gerstungen und die benachbarte Burg Wildeck im Jahre 1310 vom Kloster wieder zuruckgewonnen werden Mitte des 14 Jahrhunderts wurden vom Bistum Fulda die Amter Gerstungen und Wildeck geschaffen Aufgrund der Finanzlage des Stiftes Fulda kam es zu vielfachen Verpfandungen des Amtes 1328 ging das Amt mit allen Rechten an Hartung von Erfa 1335 an Simon von Landeck und 1349 und 1351 an Apel von Buchenau 1396 verpfandete das Kloster Fulda die Burg Gerstungen an Ritter Heimbrecht von Boyneburg Hierbei wurde auch der weitreichende Pfandbesitz von Bosserode Grossensee Leimbach und Dankmarshausen festgeschrieben Dieser Zustand dauerte mit wechselnden Pfandinhabern bis zum Aussterben der Boyneburgs Ende des 18 Jahrhunderts an Umstritten fur diese Zeit bleibt die Zugehorigkeit des Dorfes Suss denn mit der Gerstunger Gerichtsgrenze von 1450 wird die Ortschaft Suss eingeschlossen Landgrafen von Thuringen und Sachsen Eisenach Bearbeiten Das Kloster Fulda konnte das Gebiet um Gerstungen und Wildeck nur noch kurze Zeit gegen die machtigen Wettiner halten 1402 ging das Amt Gerstungen zunachst pfandweise doch letztlich fur immer an die wettinischen Landgrafen von Thuringen wahrend das Amt Wildeck mit Obersuhl und Honebach im Jahr 1412 in das Eigentum der Landgrafschaft Hessen gelangte und wie ein schmaler Sporn in das Gerstunger Amtsterritorium hineinragte Historisch gesehen und das auf lange Zeit war es der hessische Zipfel in Thuringen Das spater zum Amt Rotenburg gehorige Obersuhl war meist vom sachsischen Amt Gerstungen umschlossen Richelsdorf und Blankenbach gehorten zum Amt Sontra Das Amt Gerstungen war in der Folgezeit verwaltungsmassig mit dem benachbarten Amt Hausbreitenbach verbunden Dieses befand sich seit 1354 unter gemeinsamer Verwaltung der Landgrafen von Thuringen und der Abtei Hersfeld Der hersfeldische Amtsanteil ging 1525 an die Landgrafschaft Hessen uber Das Amt Hausbreitenbach wurde durch zwei Amtmanner verwaltet von denen der hersfeldische bzw hessische in Berka Werra der thuringische spater sachsische Amtmann zunachst in Hausbreitenbach sass Schon im 16 Jahrhundert wurde der sachsische Anteil vom nachbarlichen Amt Gerstungen mit dem Amtssitz Gerstungen mit verwaltet Das zeigen u a die Zinsregister der beiden Amter Grenzstreitigkeiten zwischen Sachsen Eisenach und Hessen Bearbeiten Der gemeinsame Besitz des Amtes Hausbreitenbach sorgte immer wieder fur Misshelligkeiten welche besonders nach dem 1730 erfolgten Tode des Landgrafen Karl zu Hessen Kassel scharf zu Tage traten Die hessische Verwaltung verlangte ein Trauergelaut in den Amtsorten Als dies vom Eisenacher Herzog verweigert wurde liessen sie Berka militarisch besetzen Die Sache kam an den Reichshofrat Es erfolgte 1733 die erste Einigung infolge deren der Landgraf Friedrich von Hessen seine Anspruche auf das Amt Hausbreitenbach fallen liess und dafur aus demselben die Ortschaften Dippach und Gospenroda aus dem Amt Gerstungen Suss Kleinensee Bosserode und Rassdorf bekam Damit war der Abschluss aber noch nicht erreicht sondern Hessen ruhrte die Sache wieder auf und es wurden andere Arrangements getroffen Dieser Hausbreitenbacher Amtsaustauschungsvergleich hat erst am 19 Marz 1742 sein Ende erreicht Die Orte Suss Bosserode und Rassdorf wurden dem baumbachschen Gericht Nentershausen im hessischen Amt Sontra zugeordnet welches seitdem das Amt Gerstungen in zwei Teile trennte Kleinensee und Dippach kamen an das hessische Amt Friedewald und Gospenroda an das hessische Amt Frauensee Die kirchliche Zugehorigkeit zu Gerstungen blieb im Falle von Bosserode und Kleinensee aber bestehen bis 1970 Ein anderer immer wiederkehrender Streitpunkt bestand zwischen den Dorfern Obersuhl und Untersuhl zum Flurort der Bosskaule oder auch Posskule der sudostlich der Aumuhle gelegen war Seitens des Ortes Obersuhl wurde dieser Streit sehr offensiv gefuhrt auch verstandlich wenn man bedenkt dass die Ortschaft nur ein sehr begrenztes und dazu eingeschlossenes Territorium zur Bewirtschaftung und Versorgung der eigenen Bevolkerung besass Dieser Streit lasst sich urkundlich bis ins spate 15 Jahrhundert verfolgen und er dauert letztlich bis zum Abschluss des Vertrags von 1733 Zugehorigkeit zu Sachsen Weimar Eisenach Bearbeiten Als 1741 Gerstungen an Herzog Ernst August I von Sachsen Weimar Eisenach kam standen nur noch Vorwerksgebaude der Burg Die Wasserburg war verfallen Der neue Landesherr erwarb noch den Knobelsdorfchen Garten und vereinigte ihn mit dem Vorwerk zum Kammergut Die Grundmauern der mittelalterlichen Wasserburg dienten dem Aufbau des Schlosses im 17 und 18 Jahrhundert das spater Sitz des Amtes Gerstungen war 3 Laut einer Amtsbeschreibung von 1756 wurde das Amt Hausbreitenbach durch den Amtmann von Gerstungen mitverwaltet Durch die Auswirkungen des Wiener Kongresses wurde das Herzogtum 1815 zum Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach erhoben Damit verbunden waren etliche Gebietszugewinne Vom kurhessischen Amt Friedewald erhielt das Amt Hausbreitenbach 1816 die vier Orte Dippach Vitzeroda Abteroda und Gasteroda wodurch die territoriale Isolation des sudlichen Amtsteils etwas verbessert wurde 1849 50 erfolgte im Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach die Trennung der Justiz von der Verwaltung Das Justizamt Gerstungen mit Hausbreitenbach kam mit anderen Amtern des Eisenacher Kreises zum Verwaltungsbezirk Eisenach der auch als III Verwaltungsbezirk bezeichnet wurde Gerstungen wurde Sitz eines Amtsgerichtsbezirks zu dem auch das ehemalige Amt Frauensee und das brandenburgische Gericht des Amts Eisenach kamen Zugehorige Orte BearbeitenGerstungen Untersuhl Neustadt Dankmarshausen Grossensee mit Steinhauser MuhleBosserode 1733 zum hessischen Amt Sontra Kleinensee 1733 zum hessischen Amt Friedewald Rassdorf 1733 zum hessischen Amt Sontra Suss 1733 zum hessischen Amt Sontra Literatur BearbeitenKronfeld Constantin Thuringisch Sachsen Weimarische Geschichte Weimar Bohlau 1878 Landeskunde des Grossherzogthums Sachsen Weimar Eisenach T 1 rezensiert von Ulrich Stechele Anneliese Hofemann Studien zur Entwicklung des Territoriums der Reichsabtei Fulda und seiner Amter 1958 S 93 95 Weblinks BearbeitenGerhard Rosing Der Hausbreitenbacher Austauschvertrag eine Gebietsreform vor 280 Jahren PDF Teil 1 In Neue Werra Zeitung 19 2013 Gemeinde Gerstungen 20 September 2013 S 10 11 abgerufen am 5 Juli 2017 Gerhard Rosing Der Hausbreitenbacher Austauschvertrag eine Gebietsreform vor 280 Jahren PDF Teil 2 In Neue Werra Zeitung 20 2013 Gemeinde Gerstungen 4 Oktober 2013 S 18 19 abgerufen am 5 Juli 2017 Geschichte von Gerstungen auf der Ortshomepage Memento vom 31 Dezember 2016 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Bienert Mittelalterliche Burgen in Thuringen Wartberg Verlag 2000 ISBN 3 86134 631 1 S 324 Michael Kohler Thuringer Burgen und befestigte vor und mittelalterliche Wohnplatze Jenzig Verlag 2001 ISBN 3 910141 43 9 S 108 109 Heiko Lass Jagd und Lustschlosser des 17 und 18 Jahrhunderts Michael Imhof Verlag 2006 ISBN 3 86568 092 5 S 318 319 Amter des Hochstiftes Fulda Furstliche Amter Vizedomamt Fulda Amt Altenhof Oberamt Bieberstein Oberamt Bruckenau Oberamt Burghaun Oberamt Dermbach Oberamt Eiterfeld Centoberamt Fulda Oberamt Geisa Amt Gerstungen Oberamt Hammelburg Oberamt Haselstein Oberamt Herbstein Oberamt Hunfeld Amt Lengsfeld Oberamt Mackenzell Oberamt Motten Oberamt Neuhof Amt Salmunster Amt Salzschlirf Amt Steinau Amt Uerzell Amt Vacha Amt Weyhers Amt WildeckPropsteiliche Amter Domkapitularsche Audienz Gericht Luder Propsteiamt Andreasberg Propsteiamt Blankenau Propsteiamt Johannesberg Propsteiamt Michelsberg Propsteiamt Petersberg Propsteiamt Sannerz Propsteiamt Thulba Propsteiamt ZellaRitterschaftliche Amter Amt Schackau Gericht Buchenau Gericht Mansbach Gericht Langenschwarz Gericht Wehrda Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt Gerstungen amp oldid 214217105