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Das Amt Geisa auch Geisaer Amt oder Amt Rockenstuhl genannt war eine territoriale Verwaltungseinheit des geistlichen Furstentums Fulda Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das geistliche Furstentum aufgelost und an Friedrich Wilhelm von Oranien Nassau ubergeben bis 1806 Napoleon I das Gebiet annektierte 1810 wurde es Teil des Grossherzogtums Frankfurt Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde die Provinz Fulda aufgelost wodurch das Amt Geisa 1815 an das Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach abgegeben wurde Bis zur Verwaltungs und Gebietsreform des Grossherzogtums Sachsen Weimar Eisenach im Jahr 1850 und der damit verbundenen Auflosung bildete es als Amt den raumlichen Bezugspunkt fur die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste fur Polizei Rechtsprechung und Heeresfolge Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Angrenzende Verwaltungseinheiten 3 Geschichte 3 1 Die Ministerialen von Rockenstuhl 3 2 Das fuldische Amt Rockenstuhl 3 3 Territoriale Zugehorigkeit nach Auflosung des geistlichen Furstentums Fulda 4 Zugehorige Orte 5 Amtshaus 6 Amtmanner 6 1 Ministeriale von Rockenstuhl 6 2 Lehnspflichtige Ritter 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksGeographische Lage BearbeitenDas Amt Geisa liegt im nordlichen Teil der Rhon der heute thuringischen Kuppenrhon Wahrzeichen des Geisaer Amts ist der 529 Meter hohe Basaltkegel Rockenstuhl Das bedeutendste Fliessgewasser des Amts ist die Ulster ein Nebenfluss der Werra Aus dem Gebiet von Rockenstuhl fliessen ihr von links der Apfelbach zu sowie die Geisa die in der Stadt Geisa in die Ulster mundet Das Amt Geisa befindet sich heute im Suden des thuringischen Wartburgkreises an Landesgrenze zu Hessen die nach ihrer ersten Festlegung im Jahr 1815 fur die Bevolkerung bedeutungslos geblieben war mit der Deutschen Teilung zwischen 1945 und 1990 aber die weitere Entwicklung der Region hemmte Geisa ist heute die westlichste Stadt der Ort Reinhards der westlichste Punkt Thuringens und war bis 1990 auch der westlichste Punkt der DDR und des Warschauer Pakts Der sudliche Amtsteil um den Rockenstuhl ist seit 1815 von drei Seiten von hessischem Gebiet umschlossen Angrenzende Verwaltungseinheiten BearbeitenHerrschaft Mansbach geistliches Furstentum Fulda Amt Vacha Landgrafschaft Hessen Kassel Gericht Volkershausen ab 1648 zur Landgrafschaft Hessen Kassel Stiftsamt Rasdorf geistliches Furstentum Fulda nbsp Amt Fischberg fuldisches Lehen der Grafschaft Henneberg nach 1583 teilweise zu Sachsen Eisenach Amt Hunfeld geistliches Furstentum Fulda Amt Bieberstein geistliches Furstentum Fulda Herrschaft TannGeschichte BearbeitenDie Ministerialen von Rockenstuhl Bearbeiten Die ersten schriftlichen Belege zur Geschichte von Geisa stammen aus der Zeit Abt Ratgars von Fulda dieser schloss mit Kaiser Ludwig dem Frommen 778 840 einen Tauschvertrag durch den er u a die Meiereien Geisa Geisaha und Spahl Spanelo erwarb Das Gebiet um Geisa und Rockenstuhl war von 817 bis 1803 in Besitz der Bischofe von Fulda Bereits im 12 Jahrhundert wurde durch das Kloster Fulda die Burg Rockenstuhl auf dem gleichnamigen Berg Rockenstuhl errichtet und als Lehen an die 1185 erstmals erwahnen Ministerialen von Rockenstuhl vergeben Als nach 1254 wahrend der Zeit des sogenannten Interregnums 1256 1272 die Herrschaftsverhaltnisse im Reich unbestandig waren lagen einige Adlige mit dem Kloster in Streit darunter u a die Herren von Rockenstuhl Sie wurden zu Wegelagerern und Raubrittern Als Reaktion veranlasste der Fuldaer Furstabt Bertho II von Leibolz den Bau der Stadtmauer um Geisa 1265 und die Zerstorung der Burg Rockenstuhl im Jahr 1271 Unter Abt Heinrich V 1288 1313 wurde die Burg als gegen Thuringen gerichtetes Bollwerk neu befestigt 1 und kam als Lehen in den Besitz der Grafen von Henneberg 2 Das fuldische Amt Rockenstuhl Bearbeiten Anfang des 14 Jahrhunderts wurde die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit des Geisaer Amts von Geisa auf das Schloss Rockenstuhl verlegt das die Fuldaer Furstabte seitdem als Residenz nutzten Vom fuldischen Amt Rockenstuhl ist erstmals 1327 die Rede welches den Landbezirk des Geisaer Amts umfasste Die Siedlung Geisa wurde um 1302 zur Stadt erhoben und aus dem Verwaltungs und Gerichtsbezirk herausgelost 3 Uber mehrere Jahrhunderte ubten lehnspflichtige Ritter im Namen des Klosters Fulda die Herrschaft uber das Geisaer Land aus Die Furstabtei Fulda hatte sich im 14 Jahrhundert und beginnenden 15 Jahrhundert schwer verschuldet Da sich das Hochstift Fulda in dieser Zeit eng an Kurmainz anlehnte auch um die fuldische Unabhangigkeit gegenuber der Landgrafschaft Hessen zu sichern wurde Fulda in den Mainzisch Hessischen Krieg von 1427 zwischen dem Erzbistum Mainz und den Landgrafen von Hessen um die territoriale Vorherrschaft im heutigen Hessen hineingezogen Im Zuge des im Dezember 1427 in Frankfurt geschlossenen Friedensvertrags verpfandete der fuldische Furstabt Johann I von Merlau unter anderem zwei Drittel von Geisa und Rockenstuhl an Landgraf Ludwig und Erzbischof Konrad 4 Erst 1496 wurde dieser Pfand wieder eingelost In der folgenden Zeit bis 1670 wurde Geisa mehrfach verpfandet und wieder eingelost Wahrend des Bauernkrieges 1524 1525 versuchten aufstandische Bauern aus der benachbarten Herrschaft Tann einem Zentrum der Reformation erfolglos das katholische Geisa zu erobern Bis 1634 folgte die Zeit der Reformation und Gegenreformation im Fuldaer Land Nach mehrfachem Konfessionswechsel entsprechend der Religion des jeweiligen Landesherren kehrte die Bevolkerung Geisas vom protestantischen zum alten katholischen Glauben zuruck Im Jahre 1699 soll das Schloss am Rockenstuhl durch Blitzschlag zerstort worden sein Die Steine der Burg wurden als Baumaterial in Geisa verwendet so dass heute fast nichts mehr von ihr zu sehen ist Der Verwaltungs und Gerichtssitz des Geisaer Amts wurden wieder nach Geisa verlegt Im 18 Jahrhundert wurde das Amt als Oberamt bezeichnet An seiner Spitze stand formal ein adliger Oberamtmann Dieses Amt war aber zum Ende des HRR Sinekure Oberster Beamter war faktisch vielmehr der Amtsvogt Territoriale Zugehorigkeit nach Auflosung des geistlichen Furstentums Fulda Bearbeiten Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das 1802 sakularisierte Hochstift Fulda aufgelost und an Friedrich Wilhelm von Oranien Nassau ubergeben bis 1806 Napoleon I das Gebiet annektierte 1810 wurde Fulda mit seinen Amtern Teil des Grossherzogtums Frankfurt und 1813 unter osterreichische Verwaltung gestellt Der Wiener Kongress 1815 zerschlug letztendlich die Region Der nordliche und zentrale Teil des ehemaligen Furstentums Fulda ging an Kurhessen der sudliche an Bayern und die ostlichen Amter Geisa und Fischberg Dermbach wurden dem Eisenacher Landesteil des thuringischen Grossherzogtums Sachsen Weimar Eisenach angegliedert Die politische und kirchliche Trennung der jahrhundertealten Verbindung des katholischen Amts zur Bischofsstadt Fulda fuhrte zunachst zu einigen Reibereien mit der neuen evangelischen Regierung Eine formelle Fortsetzung der fuldischen Verwaltung wollte man aus verstandlichen Grunden verhindern daher wurde mit dem Bistum Paderborn verhandelt um eine Losung zu finden 1829 wurden die Amter Geisa und Dermbach aber kirchlich wieder dem Bistum Fulda zugeordnet 1849 50 erfolgte im Grossherzogtum Sachsen Weimar Eisenach die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung Das Amt Geisa wurde mit anderen Amtern der Rhon zum Verwaltungsbezirk Dermbach der auch als IV Verwaltungsbezirk bezeichnet wurde mit Sitz in Dermbach zusammengelegt Dieser umfasste den sudlichen Teil des fruheren Herzogtums Sachsen Eisenach welcher im 19 Jahrhundert auch als Eisenacher Oberland bezeichnet wurde Das Geisaer Amt wurde zum Justizamt Geisa Im Jahre 1879 folgt die Umwandlung in das Amtsgericht Geisa Zugehorige Orte BearbeitenDas Amt Geisa bestand aus 23 Gemeindebezirken darunter 1 Stadt Geisa Die Bewohner gehorten in weit uberwiegender Zahl der katholischen Kirche an StadteGeisaDorferApfelbach Bermbach Borbels Borsch Bremen Buttlar Geblar Geismar Gerstengrund Hochrain Ketten Kohlbachshof Kranlucken Langwinden Lenders Mellendorf Merles Mieswarz Motzlar Otzbach Reinhards Burg Rockenstuhl Roderkirchhof Rothof Oberrothhof und Unterrothhof Schleid Seeleshof Spahl Steinerts Sunzenhausen Walkes Wiesenfeld ZittersEinzelguteru a Fischerhof zu Borsch Jakobshof Lutzenbachshof zu Borsch Pirschhaus am Rossberg Wassermannshof WeidhofAmtshaus Bearbeiten nbsp AmtsgerichtsgebaudeDas 1540 erbaute Gebaude diente zu Beginn als Kellerei und Kornspeicher Vom Ende des 16 bis Anfang des 17 Jahrhunderts war das Gebaude im Besitz von Melchior von Dernbach genannt Graul Amtmann in Bruckenau kaiserlicher Rat und fuldaischer Hofmarschall Bruder des Furstabtes Balthasar von Dernbach und Vater von Peter Philipp von Dernbach dem spateren Furstbischof von Bamberg und Wurzburg Unter den Furstabten Placidus von Droste 1678 1700 und Konstantin von Buttlar 1714 1726 wurde es zum Amtshaus und Gerichtssitz umgebaut Obwohl das Amtsgericht Geisa im Rahmen einer Strukturreform 1949 aufgelost wurde hat das Gebaude diesen Namen bis auf den heutigen Tag behalten Viele Jahre diente es als Wohn und Burohaus und zur Unterbringung des Schulhortes Heute befindet sich im Amtsgerichtsgebaude das Gastehaus der Point Alpha Stiftung Die Raume wurden aufwendig saniert und modernisiert So entstand ein Anbau der als moderner Tagungsraum mit Platz fur bis zu 120 Personen genutzt werden kann ausserdem stilvolle Hotelzimmer in einer interessanten Atmosphare von alt und moderne An das Amtsgericht grenzt westlich ein eingeschossiges Nebengebaude mit einer Tordurchfahrt das die Wappen Konstantin von Buttlars tragt und fruher das Gefangnis beherbergte Amtmanner BearbeitenMinisteriale von Rockenstuhl Bearbeiten Das Stift Fulda liess Geisa durch besondere Beamte verwalten welche sich nach der Stadt nannten 1138 ist als Zeuge in einer Urkunde des Stiftes Fulda mit aufgefuhrt Hartwig v Geysaha 1160 in einer Urkunde des Abtes von Hersfeld Herwig von Geisaha In einer Urkunde des Jahres 1185 wurden die ersten Ministerialen derer vom Rockenstuhl aufgefuhrt Im Jahre 1186 ist ein Gerlach vom Rockenstuhl als Zeuge genannt ebenso im Jahre 1187 ein Berthold vom Rockenstuhl und im Jahre 1222 traten Eckard und Tragebote vom Rockenstuhl als Zeugen auf Lehnspflichtige Ritter Bearbeiten Seit Anfang des 14 Jahrhunderts wurde das Geisaer Land vom Rockenstuhl aus uber mehrere Jahrhunderte hinweg von lehenspflichtigen Rittern welche dem Kloster Fulda unterstellt waren regiert Sie hatten die Aufgabe das furstabtliche Kammergut zu verwalten und fur die Abgaben uberwiegend Naturalien spater Geld der lehenspflichtigen Bauern zu sorgen Ausserdem waren sie fur die Sicherheit der Region z B fur das Geleit auf den Strassen und fur das Gerichtswesen zustandig Aus den Reihen der Amtmanner vom Rockenstuhl selbst gingen hohe geistliche Wurdentrager hervor die Familie von Dernbach stellte einen Fuldaer Bischof und einen Furstbischof von Bamberg und Wurzburg Folgende Vertreter dieser Familie waren Amtmanner vom Rockenstuhl 5 Melchior von Dernbach Balthasar von Dernbach 1548 1606 Bruder von Melchior von Dernbach war Furstabt von Fulda 1570 1606 und fuhrte als erklarter Gegner der Reformation die Bevolkerung des Geisaer Landes zum alten katholischen Glauben zuruck Peter Philipp von Dernbach 1619 1683 jungster Sohn Melchiors Er erreichte die wohl hochsten Amter in der Familie derer von Dernbach Unter anderem war er Furstbischof von Bamberg und Wurzburg 1675 1683 1800 wird Karl Alexander von Dalberg als Oberamtmann genannt 6 Einzelnachweise Bearbeiten Das Amt Rockenstuhl im Rhonlexikon Memento des Originals vom 2 Januar 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rhoen info Ruine Rockenstuhl im Rhonlexikon Memento des Originals vom 2 Januar 2014 im 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93 Weblinks BearbeitenGeschichte der Stadt Geisa Geschichte des Furstbistum Grossherzogtum Provinz Fulda von 1802 bis 1831 RhonlexikonAmter des Hochstiftes Fulda Furstliche Amter Vizedomamt Fulda Amt Altenhof Oberamt Bieberstein Oberamt Bruckenau Oberamt Burghaun Oberamt Dermbach Oberamt Eiterfeld Centoberamt Fulda Oberamt Geisa Amt Gerstungen Oberamt Hammelburg Oberamt Haselstein Oberamt Herbstein Oberamt Hunfeld Amt Lengsfeld Oberamt Mackenzell Oberamt Motten Oberamt Neuhof Amt Salmunster Amt Salzschlirf Amt Steinau Amt Uerzell Amt Vacha Amt Weyhers Amt WildeckPropsteiliche Amter Domkapitularsche Audienz Gericht Luder Propsteiamt Andreasberg Propsteiamt Blankenau Propsteiamt Johannesberg Propsteiamt Michelsberg Propsteiamt Petersberg Propsteiamt Sannerz Propsteiamt Thulba Propsteiamt ZellaRitterschaftliche Amter Amt Schackau Gericht Buchenau Gericht Mansbach Gericht Langenschwarz Gericht Wehrda Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt Geisa amp oldid 234439404